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ISBN 978-3-7751-7187-8 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5548-9 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
12., neu bearbeitete und erweiterte Auflage von
»Lass uns Liebe lernen« 2014
© der deutschen Ausgabe 2001 und 2014:
Hans-Joachim Eckstein
SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG
71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: info@scm-haenssler.de
Die Bibelstellen wurden eigenständig übersetzt oder nach der Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung 2006, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, zitiert.
Umschlaggestaltung: gobasil GmbH | gobasil.com
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
Vorwort
All you need is love – ist Liebe alles?
Liebe und Leben
Geschenk und Geber
Besonders geliebt
Schon verlobt
Die ganz große Liebe
Entscheiden
Beziehungs-weise
Treue
Eine Frage der Perspektive
Liebe ist
Was dich von anderen unterscheidet
Beziehungsgewissheit
Ich kenne dich!
Forderungen
Gewinnende Liebe
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!
Nach- oder entgegenschauen
Die Zuversicht der Liebenden
Die Blume
Fest im Griff
Frei oder gebunden?
Kritik
Die Liebe erträgt alles
Das Rühmen der Liebe
Lass dich trösten!
Fürchte dich nicht!
Unersetzlich
Spatz oder Taube
Paradox des Vertrauens
Unsere Kinder
Lieben und erkennen
Deine Angst um mich
Selbstbewusst – beziehungsstark
Vertrauensverhältnis
Meine Angst um dich
Tragende Liebe
Austausch der Herzen
Unentbehrlich
Liebe und Erleben
Dein ›Sein‹, wenn du fern bist
Lass mich dich ergreifen
Auf die Formel gebracht
Sei frei!
In Bewegung
Unser Weg
Entgrenzt
Beschützt oder geborgen?
Sei stark!
Du und meine Vergangenheit
Selbstlos glücklich
Verdichtetes Glück
Von ganzem Herzen
Eine dreifache Schnur reißt nicht
Zwei Hälften machen ein Ganzes
Wiederfinden
Du vergibst mir
Rosen – zum Beispiel
Warten oder Harren?
Vorfreude
Einen Steinwurf weiter
Jenseits meiner Fragen
Ich mag dich leiden
Wahre Stärke
In Wahrheit geliebt
Himmel auf Erden?
Die reine Liebe
Ich habe dich von jeher geliebt
Die Liebe erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft
Abschied
Far away
Was du gabst
Anmerkungen
Der Autor
Weitere Bücher von Hans-Joachim Eckstein
Gottes Liebe,
die wohl unsichtbar,
aber vollkommen ist,
wird für uns greifbar
in der menschlichen Liebe,
die zwar unvollkommen,
aber sichtbar ist.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Was hat erotische Liebe mit Gott zu tun?« Für viele wird die spontane Antwort lauten: »Nicht viel! – und dies aus ganz verschiedenen Gründen. Vielleicht wird alles, was mit dem Glauben an Gott zu tun hat, als so lebensfern und unattraktiv eingeschätzt, dass der Bereich der Erotik mit all seinem Glanz und seiner Faszination damit kaum vermittelbar erscheint. Oder aber der Glaube wird so vergeistigt und weltabgewandt bestimmt, dass alles Geschöpfliche und Natürliche, alles Sinnliche und Emotionale, alle Lebensfreude und alles Genießen schon an sich als bedrohlich empfunden werden.
Ob aus Distanz zum Schöpfer des Lebens oder aus Entfremdung von den schöpfungsgegebenen Möglichkeiten der Lebensentfaltung, in beiden Fällen wird auseinandergerissen, was nach biblischer Tradition miteinander verbunden sein könnte – und sollte! Der partnerschaftlichen Bezogenheit der Menschen und der Verbindung von Mann und Frau zu einer neuen Einheit wird bereits in den ersten Kapiteln der Bibel gedacht, und der erotischen Beziehung wird mit dem ›Hohenlied der Liebe‹ ein ganzes Buch gewidmet. Umgekehrt dient die Erfahrungswelt der erotischen Zuneigung und der ehelichen Gemeinschaft schon den Propheten als Sinnbild der Beziehung, die Gott zu seinen Menschen aufnehmen und begründen möchte.
So wollen die folgenden Briefe, Gebete und Meditationen dazu anregen, sowohl über den Glauben als auch über die partnerschaftliche Liebe, sowohl über das Verhältnis zum Schöpfer als auch über die mit der Schöpfung geschenkten Lebensinteressen neu nachzudenken.
Ich widme das Buch nicht nur denjenigen, die frisch verliebt nach Worten für ihr Glück suchen, sondern auch denen, deren momentane Wirklichkeit dem ›Glauben an die große Liebe‹ und der ›großen Liebe zum Glauben‹ zu widersprechen scheint. Die Realität der Liebe gilt uns nicht nur, wenn wir sie gerade fühlen und begreifen können! Es gehört zum Faszinierenden an der Liebe, dass sie uns mitten in unserer Wirklichkeit zu überwältigen und zu überraschen vermag.
Hans-Joachim Eckstein
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Die Skala unserer Bedürfnisse, die alle gestillt werden wollen, ist sehr breit. Selbst wenn wir sie alle als befriedigt denken, bleibt ein unfassbarer Rest, eine Ursehnsucht oder ein Vakuum, für das der Glaube innerweltlich keine letzte Erfüllung sucht. Er weiß, dass er letztes Glück erst in der uneingeschränkten Gemeinschaft mit Gott selbst erreichen wird. Dieses Urbedürfnis – die absolute Sehnsucht – identifizieren wir allerdings gewöhnlich mit dem speziellen Verlangen, das gerade am stärksten ausgeprägt ist. Die totale Befriedigung und Erfüllung erwarten wir von dem, was im Moment am meisten benötigt wird.
Der Dürstende in der Wüste singt ›Liebeslieder‹ auf das Wasser und der Hungernde aufs Essen, der Gefangene auf die Freiheit und der Verschleppte auf die Heimat, ein Blinder auf das Sehen und ein Einsamer auf die Liebe: All you need is love – alles, was du brauchst, ist Liebe!
Der Vorteil dieser Konzentration auf das eine Bedürfnis leuchtet völlig ein; sie gibt die Energie, gegen die größten Widerstände anzugehen, um das Ziel zu erreichen, an dem wir mit uns selbst identisch sein können. Ins Negative schlägt es erst um, wenn uns diese berechtigte ›Einseitigkeit‹ im Augenblick der Erfüllung nicht bewusst wird. Weil der Heimkehrer alles von der Heimkehr erwartet, der Gefangene alles von der Freiheit und das Liebespaar alles von der Liebe, wird das Glück der Erfüllung von der Belastung der zu hohen Erwartung erdrückt. Wir werden zwangsläufig enttäuscht. Was bleibt, ist die »Melancholie der Erfüllung« (E. Bloch). Das Ziel ist erreicht, der Wunsch ist erfüllt – aber es bleibt ein Rest, das Wissen um ›mehr‹, die Sehnsucht nach dem Letzten. Doch daran glauben und darauf hoffen können wir zunächst nicht mehr.
Spätestens hier sollten wir uns im Glauben bewusst werden, dass Gott die letzte Realität ist, auf die hin wir angelegt sind, damit wir nicht nur im Verlangen nach Gott rufen – sondern auch in der Erfüllung. In der Not schreien wir zu Gott im Bewusstsein unserer Bedürftigkeit. In der ›Erfüllungsmelancholie‹ aber wollen wir zunächst gar nicht mehr an höhere Werte glauben, sondern sind unmotiviert, resignieren und haben die Tendenz zur Oberflächlichkeit – d.h. auch zum Vergessen Gottes.
Wir sollten es also lernen, in der Bedürftigkeit nicht nur zu Gott zu schreien, sondern auch nach Gott selbst, um ihn persönlich darin zu suchen und zu erleben. Dann werden wir auch die Erfüllung des Verlangens nicht durch falsche Erwartungen unnötig gefährden. Die Absolutheit der Sehnsucht ist durchaus berechtigt – aber nur als Sehnsucht nach Gott! Ist die Verwirklichung unserer Wünsche jedoch von der Last der absoluten Erwartung befreit, dann kann sie uns eine große Glückserfahrung, eine Ahnung des Umfassenden und eine ›Erinnerung an das Kommende‹ vermitteln.
Das tiefe Geheimnis der Befriedigung liegt in ihrer doppelten Möglichkeit: Sie stillt das Verlangen und befähigt zum Ausharren bis zur letzten Erfüllung in Gott und bei Gott selbst. Befriedigung erleben wir dann am tiefsten, wenn sie gleichzeitig Bedürftigkeit stillt und Vorfreude steigert, wenn sie zugleich Leid vergessen macht und Zuversicht eröffnet. Denn als tiefe Glückserfahrung vermag sie in einem zu beruhigen und zu motivieren.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Ist Liebe wirklich alles,
was wir brauchen,
um erfüllt zu leben?
Ist sie nicht eher
nur einer von
vielen Aspekten eines
gelingenden Lebens?
Liebe ist nicht alles –
aber ohne Liebe
ist alles nichts.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Die Ehe ist tatsächlich eine Beziehung zu dritt, wobei es mir widerstrebt, Gott als den ›Dritten‹ zu bezeichnen. Der Liebe ist die Frage der Rang- oder Reihenfolge vom Wesen her fremd, wenn es um die verschiedenen Beziehungen zu Gott, Ehepartner, Kindern und zur Umwelt geht. So wird die Frage auch immer da akut, wo unsere Beziehung zueinander und zu Gott nicht mehr stimmt – was sich meist gegenseitig bedingt. Obwohl unser Verhältnis zu Gott so anders ist, dass es gar keinen Grund gäbe, da etwas zu verwechseln und Erwartungen und Bereitschaften gegenüber Gott und dem Partner durcheinanderzubringen, müssen wir immer wieder neu Prioritäten setzen und Verhältnisse klären. An dieser Stelle aber sollten wir von Gott nicht als von dem ›Dritten‹ reden – er ist der ›Erste‹. Denn im Alltag lässt sich der Glaube in der Partnerschaft nur dann konsequent leben und entfalten, wenn gerade dieser Punkt von beiden Seiten vollauf bejaht wird.
Wenn die Welt als Schöpfung Gottes erkannt wird, dann hat sie als solche für die Menschen eine tiefe Bestimmung: Sie soll auf Gott als Schöpfer hinweisen! Die Ehe und die Erotik werden schon im Schöpfungsbericht zentral behandelt (1. Mose 2,18-25), und sie können als intimste, ganzheitliche Gemeinschaft zweier Personen wohl auch am direktesten an die Beziehung erinnern, die Gott zu seinen Menschen haben will. Wir können sagen, die erotische Liebe hat den stärksten ›Verweischarakter‹, weshalb die Bibel die Beziehung, die Gott zu seinem Volk und zur Gemeinde hat, gerne mit der Ehe vergleicht.1 Am besten kann man das Verhältnis zwischen den Partnern und Gott vielleicht mit dem Verhältnis von Geschenk und Geber vergleichen. Wir machen ein Geschenk, um für den andern unsere Liebe greifbar auszudrücken. Das Geschenk hat Verweischarakter, denn es spricht von uns und unserer Liebe.
Einem Geschenk gegenüber erscheinen nun zwei Verhaltensweisen als absurd: Das erste Fehlverhalten besteht im Verabsolutieren des Geschenkes, dem Verleugnen oder Vergessen seiner eigentlichen Bestimmung. Besuche ich z.B. meine Frau im Krankenhaus, liegt es nahe, ihr etwas mitzubringen. Sagen wir, ich wähle – vielsagend, wenn auch wenig originell – rote Rosen und bringe sie ihr als Geschenk: »Du, ich liebe und schätze dich sehr, und das wollte ich dir durch die Blumen ausdrücken!« Sie würde sie entgegennehmen und sie ansehen, daran riechen und sie genießen. Nach einer Weile würde sie wohl aufsehen und mir danken, nicht nur für die Blumen, sondern vielmehr für die Liebe, an die sie durch die Aufmerksamkeit und Zuwendung erinnert wird.
Absurd wäre es hingegen, wenn sie sich während des ganzen Besuches nur um die Rosen kümmern würde und mich darüber völlig vergäße. Selbstverständlich freue ich mich mit ihr an der Schönheit meines Geschenkes, aber wenn die Blumen nur von mir ablenken sollten, hätten sie ihre eigentliche Funktion keineswegs erfüllt, denn ihr Verweis auf meine Liebe bliebe unerkannt.
Übertragen heißt das: Wir haben die Möglichkeit, die menschliche Liebe als ein Geschenk Gottes zu betrachten, das wir intensiv genießen und das die Botschaft in sich trägt, Ausdruck der großen Liebe zu sein, mit der Gott nach der Gemeinschaft mit uns verlangt. Verabsolutieren wir das Geschenk, dann erliegen wir einem Missverständnis, das zwangsläufig zur Enttäuschung führt – nämlich aufgrund der Überforderung des Geschenkes. Sowenig die Rosen in der Lage wären, meiner Frau ihren Mann zu ersetzen, sowenig ist die menschliche Liebe in der Lage, Gott und seine Liebe zu erübrigen.
Im Geschenk genießen wir zugleich auch den Geber, aber der Geber geht nicht im Geschenk auf; er ist keinesfalls mit ihm identisch. Das Geschenk ist nicht der Geber, aber es verweist auf ihn. Lassen wir es nicht transparent sein und bleiben wir in unserer Bedürftigkeit bei ihm stehen, dann ist das Geschenk überfordert und muss enttäuschen. Nehmen wir aber das Geschenk dankbar an und sind wir uns seiner Botschaft bewusst, dann machen wir den entscheidenden Schritt zum Geber selbst hin, wir transzendieren die unmittelbare Erfahrung. Und wir genießen ohne Spannung beides gleichzeitig und ineinander – nämlich Geschenk und Geber.
Das zweite Fehlverhalten wäre die Verachtung des Geschenkes – vermeintlich zugunsten des Gebers. Wieder im Bild gesprochen, hieße das: Meine Frau sähe die Rosen, nähme sie mir aus der Hand und würde sie in den Mülleimer werfen, ihre Arme um meinen Hals legen und sagen: »Ich liebe nur dich! Beweisen will ich dir das damit, dass ich jedes deiner Geschenke ablehne und alles außer dir selbst gering schätze.«
Ich weiß nicht, welche der beiden Reaktionen mich mehr verwirren und bekümmern würde; ich nehme auch nicht an, dass ich einmal in eine solche Situation kommen werde. Gott gegenüber haben wir uns freilich – vor allem in Bezug auf den Bereich der erotischen Liebe ein