Daniel Holbe
Wer braucht schon Josef?
Ein Winterthriller
Knaur e-books
Daniel Holbe, Jahrgang 1976, lebt mit seiner Familie in der Wetterau unweit von Frankfurt.
Jo ist ein stadtbekannter Langfinger, der sich Zeit seines Lebens gut durchgeschlagen hat. Weihnachten, wo alle Menschen prallgefüllte Portemonnaies mit sich herum tragen, ist natürlich Hauptsaison. Doch sein Leben scheint auf den Kopf gestellt, als er plötzlich der großen Liebe begegnet: Marylie. Begegnet? Nun ja, Marylie, ihres Zeichens ebenfalls Taschendiebin, hat versucht, ihn zu bestehlen und hat anstatt der Geldbörse sein Herz erwischt. Doch kann die Liebe zwischen Ganoven wirklich ihre Kraft entfalten – zumal, wenn Nachwuchs unterwegs ist?
eBook-Ausgabe 2013
Knaur eBook
© 2013 Droemer Verlag
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Johannes Engelke
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: FinePic®, München
ISBN 978-3-426-43136-8
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Kalter Wind blies heulend entlang der glatten Fassaden der Geschäftshäuser. Sie waren mal mehr, mal weniger elegant, Möchtegern neben Mogul. Aber einmal im Jahr hatten sie allesamt etwas gemein: Kopfschüttelnd nahm Josef Zimmermann die pompöse Lichterpracht wahr, die zwischen kitschigen Weihnachtskugeln, aufgesprühten Sternen und Eiskristallen und schier kilometerweit reichenden Tannenzweigen blinkte. Nur Abfackeln könnte schöner sein, dachte er grimmig und schlug fröstelnd seinen Kragen hoch. Die eisige Luft stach in seiner Nase, er stieß dichte weiße Dunstwolken aus und bahnte sich zielstrebig stampfend seinen Weg durch die immer dichter beieinanderstehenden Menschen.
Müsst ihr nichts arbeiten, anstatt Glühwein zu saufen?, kam es ihm abfällig in den Sinn, denn es war nicht einmal elf Uhr und passte irgendwie nicht zusammen, dass die Deutschen einerseits das halbe Bruttosozialprodukt in Geschenke verbrieten, aber andererseits keiner mehr harte Arbeit zu kennen schien. Zumindest keiner außer mir, dachte Josef verbittert, den all seine Kumpane in der Regel mit Jo ansprachen.
Aber nicht mehr lange, das schwöre ich euch!
Er war knapp eins achtzig groß und von recht sportlicher Statur, wenngleich er in den vergangenen Monaten an den typisch männlichen Problemstellen das eine oder andere Gramm Fett angesetzt hatte. »Lass dir bloß nicht einfallen, mit schwanger zu werden«, hatte Marylie ihm damals mit ihrer typisch hysterischen Stimme deutlich zu verstehen gegeben. Zugegeben, sie mochte eine reizvolle und durchaus sinnliche Persönlichkeit sein, aber Jo musste insgeheim seinen Kumpanen recht geben.
»Außen hui, innen pfui«, so lautete einer der ersten warnenden Kommentare, an die Jo sich erinnerte. Wenn er sich nicht täuschte, war dieser ach so poetische Spruch von Oskar gekommen. Oskar, der Ossi, ein bulliger Türsteher, der unter der Woche gelegentlich kleine Banken im Hinterland überfiel.
»So eine bringt nur Ärger«, hatte Kenan gesagt. Kenan, der Autoknacker. Jo musste spontan lächeln. Ohne diesen Typen wären die Kaskoraten für Oberklassewagen im Rhein-Main-Gebiet wohl nur halb so hoch.
»Die lässt sich dreimal knallen, und dann hängt sie dir ein Balg an«, waren schließlich Dimitrijs Worte gewesen. »Wirst schon sehen.« Dimitrij, der alte Kosake, er musste es ja wissen. Keiner kannte sich mit scharfen Bräuten so gut aus wie er.
Doch für Jo war Marylie der ganz große Fang gewesen: eine Braut, die man vorzeigen konnte, eine Alte, die wusste, wann man die Klappe zu halten hatte, und, vor allem, eine fingerfertige Taschendiebin. Sie waren vor zwei Jahren aneinandergeraten, in den Wirrungen des Frankfurter Weihnachtsmarktes, irgendwo zwischen Zeil und Römer.