1917
In diesem Geleitswort werde ich ausschließlich von mir selbst sprechen. Oder wenigstens vorwiegend. Ich bin in dieser Hinsicht zu Konzessionen bereit: Goethe soll auch darin vorkommen.
Dieser anerkennenswerte Kollege hat einmal gesagt: »Nur die Lumpe sind bescheiden«. Aber selten ist ein Spruchkeim auf steinigeren Boden gefallen. Wo man sonst in der Kollegenschar umblickt, überall wuchert die von Goethe so grimmig bloßgestellte Bescheidenheit.
Ganz besonders ducken sich die Schaffenden in den Vorreden zu ihren Schriften. Schreiben dicke, gediegene Bücher, und stellen sich davor mit dem Hut in der Hand, in der demütigen Haltung des Bittstellers. Und diese Tonart – die reine Gnadenarie! »Ach, liebes Publikum, entschuldige nur, ich will’s nicht wieder tun!« Und dann setzen sie auseinander, warum sie trotz alledem die verschämte Hoffnung hegen, ein paar Leser zu finden, die ihr bescheidenes Scherflein gnädig aufzunehmen die besondere Huld haben würden.
Ein Wunder ist’s ja nicht. In Deutschland erscheinen Jahr für Jahr 32 000 Bücher, also mindestens 31 000 mehr als nötig. Die bekannten Butterpolonäsen haben aufgehört, aber die Autorenpolonäsen bleiben. Zu Tausenden stellen sich die Verfasser beiderlei Geschlechts an und bitten um Einlaß bei den Sortimentern, um dort ein Stückchen Lesergunst zu erhaschen. Mit dem Gedränge! – das haben sie längst gemerkt – richten sie nichts aus, deshalb mimen sie die Bescheidenen und legen sich aufs Bitten. Im Grunde genommen ist es immer so gewesen. Aus unzähligen Beispielen nur eines:
Schier hundert Jahre sind es her, seit Uhland seine Dichtungen in die Welt setzte, die kernigsten und tapfersten im deutschen Sprachgebiet. Und als er fertig war, gab ihnen Uhland einen Geleitspruch auf den Weg; seine Lieder sollten – wörtlich – »ein empfehlend Vorwort stammeln!« und dann entlädt sich ein ganzes Gewitter von Bescheidenheit in einem Platzregen von Entschuldigungen. Der Himmel wird angefleht, bessere Gedichte zu senden, gesündere, kräftigere, als die des schwäbischen Verfassers. Und der Himmel antwortete mit einem weltgeschichtlichen Druckfehler, der zugleich dem allzu bescheidenen Vorredner einen Denkzettel erteilen sollte. Als der Band in erster Auflage erschien, stellten sich die Lieder mit der Ansage vor: »Leder sind wir …!«
Aber bei der devoten Haltung in den Vorreden ist es trotzdem bis auf unsere Tage geblieben. Das Buch mag noch so Großes enthalten, auf den Vorsatzblättern wird es geduckt, verkleinert vom Verfasser, der absolut nicht zugeben will, daß er was gekonnt hat.
Schon des Kontrastes wegen soll hier der umgekehrte Weg eingeschlagen werden. Wir, im majestätischen Plural geschrieben, verheißen Großes vor einem kleinen Bande mit kleinen schwankhaften Skizzen. Warum auch nicht? Der Leser kommt ja auf diesen Seiten nicht zum Wort, nur Wir, groß gedruckt. Wir behaupten also die Größe und Vorzüglichkeit dieses Werkes. Es erfolgt kein Widerspruch, der Antrag ist angenommen.
Erstlich was die Größe betrifft: Der Augenschein und das Zentimetermaß zeigen allerdings die Schmalheit des Bändchens und den geringen Umfang seiner einzelnen Kostbarkeiten. Sie zeigen aber nicht, was zwischen den Zeilen steht – und das ist die Hauptsache. Damit allein könnte man zehn solche Bände füllen. Der Leser wird also aufgefordert, die zwischen den Zeilen versteckt lagernden Perlen herauszufischen, sie in Gedanken aufzureihen und sich an ihrem Glanz zu ergötzen. Er wird dann reichlich belohnt werden für die Mühe, diesen Band gekauft zu haben, der ihm zehnmal mehr liefert, als er dem Aussehen nach verspricht.
Ich hätte ihn ja von Anfang an viel beleibter gestalten können, etwa im Format des Adreßbuchs von Groß-Berlin. Und ich hätte dazu noch nicht einmal die Hälfte der komischen Manuskripte verbraucht, die ich in meinem Leben geschrieben habe. Einer meiner Fachgenossen hat kürzlich ausgerechnet – ich selbst befasse mich nicht mit solchen Kleinigkeiten –, daß von mir im Druck ungefähr so viel erschienen ist, wie Goethes sämtliche Werke, doppelt genommen. Das bezieht sich natürlich nur auf die Menge, nicht auf den Inhalt, wenn auch nur in gewissem Grade. Einige meiner Schwänke sind entschieden humoristischer als Goethes Erlkönig und werden in öffentlichen Vorträgen mit größerem Beifall deklamiert als Goethes Farbenlehre. Und über meinen Anton Notenquetscher ist schon mehr gelacht worden, als über Iphigenie und Clavigo zusammengenommen.
Ich glaube nicht, daß ich hier im Selbstlob zu weit gehe und des Weimaraners Anweisung zur Unbescheidenheit etwa mißbrauche. Denn daß ich allerhand vor Goethe voraushabe, läßt sich aktenmäßig und urkundlich beweisen. In einem Lebensalter, da Goethe noch nicht einmal den Tasso geschrieben hatte, stand ich bereits im Brockhaus und im großen Meyer; und während Götz von Berlichingen im Anfang nur gelegentlich an einer Rampe hervorkroch, erzielte mein erstes Theaterstück in Berlin allein mehr als ein Drittel Tausend Aufführungen. Auch hat der unsterbliche Prometheus im ersten Anlauf nicht entfernt die Auflagen erlebt wie meine Unsterbliche Kiste.
Und dennoch! Aus der fast unübersehbaren Masse meiner Schriften nahm ich in scharfer Auswahl nur eine engbegrenzte Zahl rasch durchfliegbarer Skizzen, um mit ihnen diesen Band auszustatten. Und wie wiederum Goethe sagt: in dieser Armut welche Fülle! Ist es nicht, als ob er diese Zeile expreß als Motto für die vorliegende Sammlung gedichtet hätte?
Sie beginnt, wie der Faust, mit einem Dialog, bloß weit anzüglicher und beißender; und während Goethe nicht müde wird, dem Ewigweiblichen zu huldigen, verrät diese zwiegesprächige Skizze einen ausgesprochen antiweiblichen Zug. Soll man heiraten oder nicht? – das ist der Kern des Problems, das dieser sinnvolle Schwank in einem Feuerwerk blendender Antithesen erörtert und zur endgültigen Lösung bringt. Er allein verdient schon den enormen Erfolg, den das ganze Buch davontragen wird, und dies ist auch der Grund, weshalb es den Titel der Skizze zum Generalnenner seines Inhalts erhebt.
Noch weit vorzüglicher ist der zweite Zünder »Eine moderne Dame auf Reisen«. Nie zuvor wurde die Ultra-Dame, die Modepuppe der Großstadt, so erbarmungslos unters Seziermesser genommen wie hier! Und das Erstaunliche begibt sich: Wir erleben eine Vivisektion, deren Wirkung sich in einem erschütternden Lachen auflöst. Diese »moderne Dame« ist übrigens schon vor ihrem Erscheinen in diesem Heft, gleichsam im Urzustand, berühmt geworden. Oft vorgetragen hat sie bei zahllosen Zuhörern konvulsivische Zuckungen erzeugt und – was allem die Krone aufsetzt – sogar die Damen im Parkett zum Jubel mitgerissen, da sie im Spiegel dieser Glosse ihr ach! nur zu wohlgetroffenes Ebenbild erkannten.
Auch der vorgenannte Anton Notenquetscher, eines meiner vielen Lieblingskinder, kommt in dieser Sammlung zu Wort. Er gebraucht es wie immer sachverständig, geistvoll und erachtet es als seine Aufgabe, sich selbst zu übertreffen. Er müßte nicht Notenquetscher sein, wenn ihm dies mißlänge.
Und so geht es Seite auf Seite. Wäre ich nicht anderweitig so sehr beschäftigt – ich bin augenblicklich dabei, Rankes Weltgeschichte in Schüttelreime umzugießen, – so würde mich nichts davon abhalten, selbst einmal diese Sammlung vorzunehmen, um sie in aller Ruhe durchzulesen. Aus dem angeführten Grunde muß ich aber diese erquickliche Lektüre bis zur fünfzigsten Auflage vertagen. Der Herr Verleger hat mir zu diesem Zweck bereits ein Freiexemplar zugesagt.
Ich ziehe das Fazit: Ein Spötter muß mit Selbstverspottung anfangen. Denn in diesem Geistesgebiete ist all und jedes auf Gegensatzwirkung gestellt. Man muß so, und man muß anders können. Dichterische Prosa, Verse im Gewand der Alltagssprache, feierlicher Witz und launiger Tiefsinn, – das sind die Widersprüche, welche diesem Schriftwesen ihre Kennzeichnung aufprägen. Nur eins findet darin keine Stätte: das selbstverständliche, das beweisbare, das wörtlich zu nehmende. Ein ausgezeichneter Schriftsteller der Neuzeit hat diesen Grundgedanken in die Form des Sinnspruchs gefaßt:
Den nur sehe ich als Dichter an.
Der auch gute Prosa schreiben kann.
Und nur der gilt mir als Prosaist,
Der gewandt in jeder Versform ist;
Ernste Wirkung läßt uns der nur fühlen,
Der des Witzes Würze nicht verschmäht,
Heitre Wirkung wird nur der erzielen,
Der bisweilen ernst zu sein versteht!
Das Epigramm ist natürlich von mir.
Alexander Moszkowski.
Maxim: Und wie geht es denn deiner Frau?
Leo: Nicht besonders. Sie ist sehr erkältet, sie kann die Influenza gar nicht los werden. Ich werde Klotilde wahrscheinlich auf längere Zeit in ein mildes Klima bringen müssen. Unser Hausarzt meint, sie könne sich sonst nicht erholen.
Maxim: Du arbeitest wie ein Packesel, und Clotilde muß sich erholen. Das Uebliche.
Leo: Sie kann doch nichts dafür. Klotilde ist eben sehr schwächlich.
Maxim: Und anfällig und nervös, und was weiß ich! Warum hast du die eigentlich geheiratet?
Leo: Komische Frage. Weil ich sie geliebt habe.
Maxim: Das ist auch ein Grund! Wahrhaftig!
Leo: Rede doch nicht Maxim! Du bist ja selbst einmal verheiratet gewesen.
Maxim: Aber mit Ausschluß der Liebe. Ich hatte doch wenigstens ein Motiv. Sie war steinreich. Uebrigens, wie lange war ich denn verheiratet? Es war eine Ehe mit dreitägiger Gültigkeit. Wer soll denn das länger aushalten!
Leo: Nun, du siehst doch: ich halte es schon vier Jahre aus.
Maxim: Und hast immer noch keinen Scheidungsgrund? Das ist tragisch.
Leo: Ich suche gar keinen. Ich bin Ehemann aus Prinzip. Natürlich auch aus Neigung in meinem speziellen Falle.
Maxim: Natürlich. Aus Neigung zu dieser einen; das hat die Allmacht so vorausbestimmt. Sie hat es gewollt, daß der Musiker Leo Kern unter den fünfzig Millionen Frauen der Kulturwelt mit dieser einen Clotilde, geborenen Leiden, zusammengeschmiedet wird. Die anderen kommen dabei gar nicht in Betracht, werden und dürfen auch nie wieder in Betracht kommen. Dies nennt man ja wohl geschlechtliche Auslese. Zwei Atome finden sich per Zufall im Weltenraume, das ist eine unter Trillionen von Möglichkeiten. Und nun reden sich diese beiden Atome ein, anders wäre es gar nicht gegangen.
Leo: Ja, um Himmelswillen, in wie viele hätt’ ich mich denn verlieben sollen?
Maxim: Sag’ mal, Leo, in wie viele Musikstücke bist du verliebt? Aufrichtig, wie viele sind dir ans Herz gewachsen?
Leo: Selbstverständlich unzählige. Aber der Vergleich hinkt.
Maxim: Wie jeder gute Vergleich, den man nicht bis zu Ende durchzudenken wagt. Hat man die Kurage, dann hinkt nur noch das Vorurteil, das der Parallele ausweichen will. Also du liebst unzählige Tonwerke. Deine Liebe zum C-moll-Nokturn von Chopin hat die Liebe zur D-moll-Tokkata von Bach nicht vermindert. Deine Neigung zur fünften Sinfonie von Beethoven hat dich nicht veranlaßt, den sinfonischen Etüden von Schumann den Rücken zu kehren. Das Bedürfnis der Auslese auf einen Singularis hast du nicht verspürt; du kannst tausend Herrlichkeiten treu sein. Und du würdest es als die empörendste Fessel empfinden, wenn du zeitlebens mit einer Komposition, die du liebst, verheiratet wärst. Oder was anderes: Du kommst nach Venedig und verliebst dich in einen Kanal. Sofort ist es dir klar, daß du nur mit diesem Kanal glücklich werden kannst, und du gelobst vor Gott und Behörden, daß du nie mehr den Reiz des Vierwaldstätter Sees, der Glocknergruppe, der Pariser Boulevards, der Ostender Digue, der Borromäischen Inseln und tausend anderer Szenerien als lebendig und begehrenswert bemerken wirst. Du verlobst dich mit diesem Kanal und bist dann aus Prinzip und Neigung mit der übrigen Welt fertig. Punktum.
Leo: Maxim, das sind Paradoxe; im geschlechtlichen Leben liegen die Dinge anders. Jeder Physiologe und Soziologe wird dir sagen, daß die Monogamie als eine natürliche und sittliche Notwendigkeit besteht, und daß …
Maxim: Und daß die Menschheit ohne die Monogamie zugrunde gehen muß. Kennimus. Tatsache ist, daß die Menschheit in einer Reihe von Kulturvölkern auf den monogamischen Strang geraten ist und vorläufig nicht herunter kann. Tatsache ist aber außerdem, daß eine Reihe anderer Kulturvölker diesem Zwange nicht gehorcht, und daß kein Historiker weiß, auf welchem Strange die größere Lebensfähigkeit dereinst hervortreten wird. Die Weltgeschichte ist doch noch nicht aus. Und mit der Biologie soll man vollends mir nicht kommen. Sind die Hühner entartet, weil der Hahn einen Harem hält? Ist der Honig bitter, die Drohne dekadent geworden, weil das Bienenweibchen im Plural liebt? Oder würde sich das Pferdematerial verbessern, wenn man die besten Hengste verpflichtete, sich auf die Einzahl festzulegen? Bitte bei den Graditzern anzufragen.
Leo: Tier und Mensch sind doch nicht dasselbe.
Maxim: Gewiß nicht, das sind abgestufte Unterschiede. Aber gerade, je höher du hinaufgehst, desto energischer wehrt sich der Mensch gegen den Ehezwang.
Leo: Erlaube mal: Schiller, Mozart, Schumann, Wagner, Bismarck …
Maxim: Und noch soundsoviele, die sich allesamt nicht hinauf-, aber deutlich hinuntergepflanzt haben. Eröffnen wir einmal die Gegenrechnung: Unverheiratet waren Michelangelo und Rafael; unvermählt Buddha und Jesus Christus; unverheiratet Konfutse, Galilei, Kepler; unverheiratet Kopernikus, Gauß, Mirabeau, Pitt, Beethoven, Menzel, Pythagoras, Plato, Spinoza, Descartes, Kant, Schopenhauer, überhaupt und besonders die Blüte der Philosophie.
Leo: Und Sokrates?
Maxim: Beweist nur, daß der größte Denker tapert und hineinfällt, sobald die Zwangsvorstellung der Ehe Herrschaft über ihn gewinnt. Du hättest noch Macchiavell nennen können. Beide waren mit Xantippen verheiratet, und an beiden hängt die Xantippe als die einzige Lächerlichkeit ihres Lebens. Gehen wir noch höher hinauf …
Leo: Du meinst zu den großen Monarchen?
Maxim: Sozusagen; ich dachte eben an die Götter, Zeus und Wotan.
Leo: Die hatten doch Göttinnen.
Maxim: Richtig. Und nun überlege dir einmal, daß der Mythus, der sich doch anstrengte, sie so herrlich, so sublim als nur denkbar auszuarbeiten, nicht imstande war, ihnen die Würdelosigkeit zu ersparen: Zeus und Wotan, zwei durchaus polygame Naturen, von göttlichem Pluralbewußtsein erfüllt, imposant in der Vielheit ihrer Sexualwahl, wo erscheinen sie uns ungöttlich, albern, tragikomisch? Ganz ausschließlich in der Beziehung zu ihrer Frau; es ist, als ob der Weltgeist am höchsten Typus hätte das Exempel aufstellen wollen: die Bindung taugt nicht für einen, dessen oberster Beruf ist, frei zu sein.
Leo: Es lebt doch aber in uns der Trieb, eine zu wählen, unser Schicksal mit dem ihren zu verschmelzen, für sie zu hoffen, zu leiden, zu arbeiten.
Maxim: Proletendrang. Dämmerhafter Trieb ohne Kontrolle, ohne Berechnung. Man heiratet. Weiß man denn, wen man heiratet? Im besten Falle erwirbt man die Katze im Sack. Der blödeste Geschäftsmann würde keine Ware akzeptieren, deren Güte er nicht geprüft hat, der einfältigste Snob kein Haus kaufen, dessen Räume er nicht gesehen. Aber man heiratet.
Leo: Erlaube mal, Maxim, man lebt doch in der Welt und hält Umschau, man prüft doch.
Maxim: Nach der lyrischen Methode. Zwei Augensterne: O, daß sie mir ewig leuchten mögen! Ein hübschgewölbter Mund: O, daß ich dich küssen könnte bis ins Jenseits hinüber! Allenfalls noch ein Auskunftsbureau, in dem man erfährt, daß der Vater bis zu einer gewissen Summe kreditwürdig sei. Fertig. Das Schicksal hat gesprochen, daß zwischen Nordpol und Südpol keine vorhanden ist, die besser zu dir paßt, die dir wertvollere Garantien gibt, die dir mehr Enttäuschungen erläßt. Alle anderen lehnst du unbesehen ab und unwiderruflich. Und nun stelle dir vor, du sähest an der Spielbank einen stehen, der sein ganzes Vermögen restlos auf eine einzige Nummer setzt. Ist der wahnsinnig! würdest du rufen; er pointiert auf einen Gewinnfall und hat sechsunddreißig Chancen gegen sich, gegen seine ganze materielle Existenz! Er wird mit größter Wahrscheinlichkeit in der nächsten Minute ein Bettler werden. Ein Blödian! Ein Kretin! Na, und du, wenn du heiratest? Du setzt nicht nur deine Habe auf die eine Nummer, sondern dich selbst dazu, deinen Beruf, deinen Charakter, deine ganze Persönlichkeit, und hast nicht sechsunddreißig Chancen zu Feinden, sondern sechsunddreißigtausend. An der Roulette stimmt es doch wenigstens in einem Falle.
Leo: Und im Leben doch auch manchmal.
Maxim: Mir nicht bekannt. Du zum Beispiel, bist du glücklich?
Leo: In gewissem Sinne, ja.
Maxim: Das heißt, du zerbrichst dir den Kopf, wie du die Eheliebste nach dem Süden spedieren kannst, möglichst weit weg. Du leidest an ihrer Influenza, an ihren Nerven wirst du gezwickt. Deine Kompositionen werden von Jahr zu Jahr schwächer, weil die organischen Mängel deiner Frau dich ablenken, beeinflussen und minderwertig machen. Du bist ja nicht nur mit Klotilde, sondern auch mit Klotildens Defekten verheiratet. Ihre geschwollenen Mandeln drücken auf deine Melodie, ihr Husten durchschneidet deinen Kontrapunkt. Und selbst wenn sie ausnahmsweise nicht klagt, selten genug kommt’s vor, so würde die Monotonie der Ehe keine Variation deiner künstlerischen Erfindung aufkommen lassen. Aber du bist glücklich, bravo! Staatsbürgerlich glücklich, weil du der Staatsraison dienst. Du erfüllst eine Bürgerpflicht, und das erhebt dich über alle Misere, genau wie damals, als du mit dem gepackten Affen in glühender Sonne über den Sturzacker exerziertest und dir sagtest: das ist sehr unangenehm, aber der Staat verlangt es, folglich habe ich mich fröhlich zu fühlen, wenn ich der großen Räson opfere.
Leo: Du wirst doch das Glück in der Ehe als eine mögliche Erscheinung nicht überhaupt leugnen wollen?
Maxim: I bewahre! Es ist ja so häufig, man braucht bloß in seinen Bekanntenkreisen die Reihe abzuzählen. Freund Bernhard führt eine zufriedene Ehe, weil er jetzt glücklich so viel verdient, um per Jahr fünf Spezialisten und drei Sanatorien für seine Frau bezahlen zu können. Freund Melchior ist glücklich, weil seine Frau kongenial ist und ihm vor den Dienstboten dieselben Flegeleien an den Kopf wirft, mit denen er seine eigenen naturalistischen Stücke pfeffert. Freund Konrad ist glücklich, weil ihn seine dritte Frau um fünfzig Prozent weniger betrügt als seine verflossene zweite. Und wie glücklich wäre erst Kuno mit seiner schönen, gebildeten, eleganten, geistreichen Frau, wenn ihn sein und ihr Intimus nicht vor drei Monaten glücklich über den Haufen geschossen hätte. Wohin man nur blickt, es ist eine Pracht!
Leo: Sage mal, Maxim, findest du denn wirklich bei mir einen Abstieg in meinen künstlerischen Leistungen? Oder sagst du das etwa aus dialektischer Bosheit, um in der Frage Paar oder Unpaar ein persönliches gewaltsames Argument auszuspielen?
Maxim: Beruhige dich, Leo, die Sache stimmt, und sie stimmt auf die natürlichste Weise. Die Gattenliebe ist an sich eine schlechte Helferin bei der geistigen Produktion, und in deinen Werken speziell hat sie geradezu feindlich gewütet. Wenn ich mir deine letzten Schöpfungen ansehe, so muß ich aufrichtig sagen: aus diesen Stücken spricht eine sehr intensive und liebevolle Beschäftigung mit der angetrauten Frau, die Stücke sind wirklich sehr schlecht.
Leo: Maxim, ich habe diese Sachen mit meinem Herzblut geschrieben!
Maxim: So ist es; aber in deinem Herzblut kreisen ihre Bazillen, und ihre Influenza steckt in deinen Kompositionen. Produktion ist Kampf, und zum Kampf muß man die Ellbogen frei haben. Hymen und Pallas Athene schließen einander aus. Auch davon weiß die Staatsräson ein Lied zu singen. Ein Staatsgesetz der alten Israeliten verbot den jungen Ehemännern die Teilnahme an den Feldzügen, weil man annahm, daß die Liebe zur Gattin eine Kampfesenergie nicht aufkommen lasse. Andere klassische Völker nahmen von solchem Verbot Abstand, mit der Begründung, daß der Kampf im Felde lange nicht so schwer zu tragen sei, wie der im Hause. So oder so: Elitetruppen sind ledig. Sieh mich an, Leo. Ich bin frei, und meine Freiheit feiert ihre Triumphe auf jedem Blatt, das ich der Öffentlichkeit übergebe. Maxim Freygang in allen Zeitungen, in aller Munde, in allen Schaufenstern. Die Leute wissen: dem fällt fortwährend Neues ein, jedes Impromptu des Lebens findet ihn bereit und aufnahmefähig; der Ehe ewig gleichgestellte Uhr metronomisiert nicht seine Arbeit, sein Gehirn ist nicht mit häuslichen Sorgen verkalkt. Nur ein einziges Werk ist mir mit Pauken und Trompeten durchgefallen, und dieses Werk habe ich wirklich genau in jenen drei Tagen konzipiert, die für mich die Flitterzeit bedeuteten. Wir sprachen ja bereits davon. Niemand wird weise, ohne Lehrgeld zu zahlen. Aber Lehrling auf Lebenszeit? Mir genügte eine halbe Woche, dann zerbrach ich das Joch, der Hippogryph ward ausgespannt, und lächelnd schwang ich mich auf seinen Rücken!
***
Die Fortsetzung:
Im Namen des Königs!
(Aktenzeichen.)
In Sachen des Tonkünstlers Leo Kern in Berlin und seiner Ehefrau Klotilde, geborenen Leiden, hat die 30. Zivilkammer des Königlichen Landgerichts für Recht erkannt:
Die Ehe der Parteien wird getrennt.
Statt jeder besonderen Meldung:
Maxim Freygang
Klotilde Kern, geb. Leiden,
Vermählte.
Sie kann nicht mit den Kindern reisen, da bringt sie der Trubel um; sie kann nicht ohne die Kinder reisen, da bringt sie die Sehnsucht um.
Sie kann nicht bei geöffneten Fenstern fahren, da erkältet sie sich; sie kann nicht bei geschlossenen Fenstern fahren, da erstickt sie; sie kann nicht große Tagestouren leisten, da weiß sie nicht, was sie mit dem Rest des Tages anfangen soll; sie kann nicht rückwärts fahren, da wird ihr schwindlig; sie kann nicht vorwärts fahren, da bekommt sie Zugluft.
Sie kann nicht den D-Zug benutzen, da stört sie das Gewimmel auf dem Korridor; sie kann nicht den Nicht-D-Zug benutzen, da fehlt ihr der Korridor; sie kann während der Fahrt nicht essen, da wird ihr übel; sie kann während der Fahrt nicht fasten, da verhungert sie; sie kann im Fahren nicht sprechen, das reizt ihr den Kehlkopf; sie kann im Fahren nicht schweigen, das kann sie überhaupt nicht.
Sie kann nicht den Ecksitz einnehmen, da kommt ihr der Rauch ins Gesicht; sie kann nicht den Mittelsitz einnehmen, da ist sie zu sehr eingekeilt; sie kann nicht immer sitzen bleiben, da schlafen ihr die Glieder ein; sie kann nicht stehen, da verliert sie die Balance; sie kann sich nicht anlehnen, das verdirbt ihr die Frisur; sie kann nicht gerade dasitzen, das hält ihr Rückgrat nicht aus.
Sie kann im Fahren nicht lesen, da flimmerts ihr vor den Augen; sie kann dabei nicht auf Lektüre verzichten, da hält sie’s vor Langeweile nicht aus; sie kann im Kupee nicht wach bleiben, dazu ist sie viel zu schläfrig; sie kann da nicht einschlafen, dazu stuckert es viel zu viel.
Bei Seefahrten kann sie nicht auf Deck bleiben, da fliegt sie über Bord; sie kann nicht in der Kajüte bleiben, da ist’s ihr zu dumpf; sie kann sich nicht vorn aufhalten, da wird sie seekrank; sie kann sich nicht in der Mitte aufhalten, da riecht es nach Maschinenöl; sie kann sich nicht hinten aufhalten, da riecht es nach Teer; sie kann nicht im Kabinenbett schlafen, da ist’s ihr zu eng; sie kann nicht im Salon auf dem Sofa schlafen, da fällt sie herunter.
Im Gebirgswald kann sie nicht laufen, da verknaxt sie sich den Fuß; lagern kann sie sich auch nicht, da kriechen ihr die Ameisen an; steigen kann sie nicht, da bekommt sie Herzklopfen; bergab gehen kann sie auch nicht, da zittern ihr die Kniee.
Über Gletscher wandern kann sie nicht, da ängstigt sie sich halbtot; auf Gletscher verzichten kann sie auch nicht, da hält sie’s vor Neid gegen die Gletscherwanderer nicht aus; in kleinen Hotels existieren kann sie nicht, da schlägt ihr der Mangel des Komforts auf die Nerven; in großen Hotels existieren kann sie auch nicht, da schlagen ihr die Rechnungen auf die Nerven; im Hotel hochwohnen kann sie nicht, da kriegt sie zu wenig Bedienung; im Hotel tiefwohnen kann sie nicht, da ist zu viel Lärm und Gelaufe.
Im Zimmer frühstücken kann sie nicht, das ist ihr zu langweilig: im Speisesaal frühstücken kann sie nicht, da wird sie mit der Toilette nicht fertig; auf der Veranda frühstücken kann sie nicht, da kommen Wespen.
Tee frühstücken kann sie nicht, das ist ihr zu labbrig; Kaffee frühstücken kann sie nicht, der ist ihr ärztlich verboten; Schokolade frühstücken kann sie nicht, das macht sie dick.
Die Jalousie hochlassen kann sie nicht, da blendet sie die Sonne; die Jalousie herunterlassen kann sie nicht, da kriegt sie sie nicht mehr in die Höhe.
An der See bleiben kann sie nicht, da will sie ins Gebirge; im Gebirge bleiben kann sie nicht, da will sie an die See; im Meer baden kann sie nicht, da ist’s ihr zu kalt im Wasser; nicht-baden kann sie auch nicht, denn wozu ist sie da überhaupt hingefahren?
Aber sonst kann sie alles!
Eine Wiener Maskerade, frei nach der berühmten Oper.
(Szene: Im Schlafzimmer der Feldmarschallin.)
Oktavian: Wie du warst! Wie du bist! Das weiß niemand, das ahnt keiner!
Marschallin: Du irrst dich, Bubi. Das ahnt jeder, das weiß jeder, der eine angejahrte Fürstin in zärtlichem Geplauder mit einem jungen Herrchen sieht, das Mezzosopran singt. Erstens ahnt man und weiß man, daß hier das gefährliche Alter mitspielt; zweitens, daß Hugo von Hofmannsthal, weil er hier ohne Sophokles arbeitet, sich seine Kompagnieschaft anderswoher besorgen muß. Ich zum Beispiel, die ich beabsichtige, auf meine Liebe zugunsten einer jüngeren zu verzichten …
Oktavian: Ach, ich weiß schon: du stammst aus »Sodoms Ende« von Sudermann; das macht die Frau Ada ja ebenso.
Marschallin: Richtig. Und du selbst, Bubi, Sopranistin im Kavalierskostüm, die sich nachher wieder als Mädchen verkleidet, du hast früher als Page Cherubim in »Figaros Hochzeit« gedient.
Oktavian: Aber seitdem ist die Entwicklung mächtig über mich gekommen. Den Mozart habe ich mir gründlich abgewöhnt.
Marschallin: Ebenso wie der Falstaff, der nachher auftreten soll, den Nicolai und Verdi abgestreift hat.
Oktavian: Was du sagst, Geliebte! Ein Falstaff kommt auch vor?
Marschallin: Gewiß doch! Wir sind doch hier die lustigen Weiber von Wiensdor. Und auf Grund dieser drei bekannten Figuren und Motive spielen wir nunmehr die herrliche Oper von Strauß.
Oktavian: Gott, wie originell! Heißt denn diese dritte Person wirklich Falstaff?
Marschallin: Nein, so komisch geht es hier nicht zu. Er heißt Ochs von Lerchenau. Übrigens hat der erste Falstaff doch noch immer einen Anstrich von Noblesse, während dieser Ochs sich wie ein Viechskerl erster Klasse benimmt. Da er hier sofort auftrampeln wird, hast du dich hinter einen Vorhang als meine Zofe umzukleiden und Mariandl zu heißen.
Oktavian: Und auf diesen steinalten Bühnentrick soll er hereinfallen?
Marschallin: Nicht bloß der Ochs, sondern das ganze Premierenpublikum. Weil die Musik dazu vom Komponisten der »Elektra« ist, weil Elektra mit Sophokles zusammenhängt, weil Sophokles zum klassischen Altertum gehört, und weil trotzdem hier ein Wiener Walzer vorkommt.
Oktavian: Diese moderne Kunstästhetik schmeckt nach Neurose. (Ab hinter den Vorhang.)
Marschallin: So ist es, lieber Neurosenkavalier.
Der Baron Ochs (tritt auf): Was mich hierher führt? Erstens will ich meine Verlobung mit der steinreichen Sophie Faninal anzeigen; zweitens will ich in Gegenwart der Frau Fürstin mit dero Zofe scharmutziern; und drittens will ich mich dabei so schafsdämlich und klotzig betragen, daß fünfzig Opern drüber durchfallen könnten, wann se nit von Strauß komponiert wär’n.
Marschallin: Mariandl, komm’ Sie her. Servier’ Sie Seiner Liebden.
Baron Ochs (zur vermeintlichen Mariandl): Süßer Engelschatz, sauberer, hätt’ Sie Lust, mit mir in einem Chambre séparé zu sumpfen?
Oktavian (als Zofe): Ich weiß nicht, ob ich das darf.
Der Souffleur: Lokalkolorit! Weanerisch reden!
Oktavian (sich verbessernd): I weiß halt nit, ob i dös derf.
Stimme im Parkett: Also hören’s, die Stelle allein entschädigt für zwanzig Mark Entree.
Stimme im ersten Rang: Die Fledermaus ist ein Flederhund dagegen! Hier offenbart sich der echte Wiener Hamur!
Stimme auf der Galerie: An Tusch für Nestroy!
Baron Ochs: Außerdem handelt es sich um eine hochadelige Gepflogenheit: ich brauche für meine Verlobte, Jungfer Sophie Fananal einen Bräutigamsführer, der ihr die neusilbernen Rosen überbringt. Und deshalb bitte ich Sie, liebe Marschallin, mir einen solchen Neurosenkavalier zu verschaffen, nämlich einen blutjungen und bildhübschen Kerl, Hosenrolle, der mich saudummes Luder bei meiner Braut sofort dermaßen blamiert, daß der zweite Akt möglich wird.
Marschallin: Dann brauchten wir ja diesen zweiten Akt erst gar nicht zu spielen.
Baron Ochs: Und den dritten Akt noch weniger, dessen Pointe darin besteht, daß ich meine Perücke stundenlang nicht finden kann. Darüber lacht sich außer Herrn Hofmannsthal doch kein Mensch halbtot.
Marschallin: Es wird ja ohnehin in dieser Oper von Tag zu Tag soviel gestrichen, daß der Intendant hierfür bereits ein extra Streichorchester angeschafft hat. Bis jetzt sind schon dreiviertel Stunden herausgebracht, und man verspricht sich den größten Effekt davon, wenn aus diesem Gesamtkunstwerk alles Überflüssige entfernt ist.
Oktavian: O je, da spielen wir ja die ganze Kummedi in fünfzehn Minuten!
Marschallin: Alles, was fehlt, ist ein Glück. Auf dem Zettel befinden sich noch zwei ekelhafte Italiener; wenn die erst herausgestrichen sind, fordern die Billetthändler das Doppelte.
Baron Ochs: Aber die Übergabe der Rosen muß stehen bleiben, denn das ist eine uralte Wiener Kavalierssitte, die bis auf König Pharao zurückgeht. Und auf das Frauenterzett verzichten wir auch nicht, weil da plötzlich zur ungeheuren Überraschung aller Hörer Musik vorkommt.
Marschallin: Das sind so Entgleisungen, die heutzutage bei den besten und berühmtesten Komponisten vorkommen.
Oktavian: Selbst bei den Kakophonikern von Gottes Gnaden. Sie vergreifen sich ab und zu in den Mitteln und geraten dann plötzlich in einen wahren Morast von Wohlklängen.
Sophie (eintretend): Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Terzett die dritte.
Marschallin: Gut, daß Sie kommen, liebe Faninal. Das kürzt enorm. Da kann ich das Mariandl gleich mit der Sophie verloben, und dem dreistimmigen Vokalsatz steht nun nichts mehr im Wege.
Oktavian-Mariandl: Also setzen wir jetzt unser Frauenstimmrecht durch!
Baron Ochs: Darf ich nicht mitsingen?
Marschallin: Das dürften Sie, wenn Sie statt eines Ochs von Lerchenau eine Lerche von Ochsenau wären. So aber haben Sie jetzt zu schweigen; das ist die dankbarste Stelle in Ihrer Partie.
(Frauenterzett.)
Stimme im Parkett: Also das ist unerhört wohlklingend, das ist so schön wie Mozart und Lehar zusammengenommen.
Stimme im ersten Rang: Solange eine Musikliteratur existiert, ist ein solcher Melodiker seit fünf Minuten noch nicht dagewesen!
Strauß in der Loge: Hören Sie es, Intendant? und nun verlange ich noch weitere fünfzehn Prozent Tantieme, oder ich entlasse Sie auf der Stelle.
Der Intendant: Alles bewilligt, nur lassen Sie mich morgen noch wenigstens einen halben Akt streichen!
Das mußte ihr der Neid lassen: sie war gut gewachsen und besaß eine gewisse Schmiegsamkeit des Körpers, die sich nach auswärts gemessen von den Zehen bis zu den Fingerspitzen erstreckte. Sie verstand auch lieblich und grundlos zu lächeln. Kurzum, ein Talent. Und schon damals, als sie den ersten Kursus unter Aufsicht einer gereiften Ballettmama erledigte, war es ersichtlich: die bleibt bestimmt nicht in der letzten Quadrille stecken, die schiebt sich in den Vordergrund, zu eigenen Taten, zu besonderen Leistungen.
Und so geschah es wirklich. Nicht, daß sie sich etwa in raschem Götterfluge die Fertigkeiten des klassischen Meistertanzes, die Künste einer Fanny Elßler und Marie Taglioni angeeignet hätte. Das war ihr zu mühselig und unbequem. Sie entsagte also diesen Ansprüchen, denen sie doch niemals genügt haben würde, schon aus dem einfachen Grunde, weil sie eigentlich nicht sonderlich musikalisch war. Nur ihre Muskeln, Knochen und Sehnenstränge nahmen Anteil am getanzten Rhythmus, während ihre feineren Nerven davon unberührt blieben.
Aber je weniger sie es im Ohr hatte, desto erheblicher hatte sie es im Gehirn. Sie las viel und wurde gebüldet. Und aus den Einzelheiten dieser Büldung erwuchs ihr ein Plan.
Hulda wollte die Tanzkunst »erlösen«. Nämlich aus den Fesseln des Tanzes. Dieses sinnlose Gespringe und Gehopse führe zu nichts. Ein Walzer, eine richtige Tanzpolonäse, eine Mazurka, ein Bolero, eine Sarabande, – wie fade! Millionenfach war das dagewesen. Tausende konnten es, da gab es nichts darzustellen, zu erläutern, körperlich zu symbolisieren.
Also zunächst einmal andere Musik her!
Einige Nokturnos und Balladen von Chopin standen am Anfang der neuen Übungen, Tongewebe für Ohr und Kunstverstand, die sich absolut nicht tanzen ließen. Eben deswegen wurden sie nunmehr getanzt. Und da die Beine hierfür nicht ausreichten, wurden die Arme zum Erläuterungsdienst mit herangezogen. Hulda zupfte auf einer unsichtbaren Harfe, fing mit einer nicht vorhandenen Angel rätselhafte Fische in der Luft, hißte unsichtbare Segel und kletterte an geisterhaften Stangen. Manchmal, wenn die Musik stürmte und gewitterte, warf sie sich auf den Boden, wenn Chopin beschwichtigte, sprang sie empor und wenn die Verlegenheit gar zu groß wurde, blieb sie stehen, machte Kunstpause und lächelte. Das war ihre holde Augendeutung zu dem Thema, daß sich ein mißverstandener und vergewaltigter Komponist im Grabe herumdrehte.
Nach einigen Monaten tanzte und lächelte sie sich in Beethoven hinein. Und als ihr dies mit mehreren Sonaten, wie sie meinte, geglückt war, reifte in ihr der Plan, zu den Symphonien überzugehen. Die Wahl konnte nicht zweifelhaft sein. Hulda hatte das Wehen der Heldenzeit verspürt, also entschied sie sich für die heroische Symphonie. Beethovens Eroica als Ballett, – das mußte ihr vom Publikum ohne Zweifel als Tat und Schlager angerechnet werden.
Nur ein Übelstand war dabei. Als sie eben dabei war, in stiller Probe den ersten Satz des heroischen Tonwerkes anzuhüpfen und anzulächeln, brachte man ihr eine unbequeme Zeitungsnotiz; aus dieser war zu ersehen, daß schon eine andere Mitstrebende auf denselben fabelhaften Gedanken verfallen war; denn die Notiz lautete wörtlich:
»Demnächst soll, wie wir erfahren, im Stadion Beethovens Eroica getanzt werden. Mehr als 1200 Personen sollen mitwirken. Die Tanzdichterin Rita Sacchetto an der Spitze der Künstlerschar, von denen ein großer Teil ihrer in Berlin ins Leben gerufenen Tanzhochschule entstammt… Die Anmut wird sich im Dienst unserer Feldgrauen bewegen. Ein Riesenorchester soll unter der Führung eines bekannten Dirigenten den überwältigenden Eindruck des Eroicatanzes zur Geltung bringen.«
Also die Erstgeburt der Idee war dahin! Und dann: gegen die überwältigende Mehrheit von 1200 Mitwirkenden konnte die Einheit der Hulda nicht aufkommen. So pocht das Schicksal der Konkurrenz an die Pforte. Mit dröhnenden Rhythmen verkündete es die Mahnung: Hulda, verzichte!
Sie gehorchte der starren Notwendigkeit und gab diesen heroischen Tanzplan auf. Desto eifriger begann sie auf anderen Fährten herumzuspüren. Mußte es denn überhaupt Musik sein? Hier setzte eine neue Erleuchtung ein: die letzte Schranke, die sich der Befreiung der Tanzkunst entgegenstellte, war zum Falle reif. Hinaus mit den Tanzbeinen aus den beengenden Fesseln der Töne in das Feld des reinen Gedankens!
Noch ist das Programm der begabten Dame nicht ganz fertig zur Darstellung; aber sie studiert es bereits in vielversprechenden Soloproben. Sie wird Fichtes Reden an die deutsche Nation tanzen, ferner Bismarcks Gedanken und Erinnerungen, Nietzsches Lehre vom Übermenschen, Kants Abhandlung vom ewigen Frieden und schließlich – allerdings auf mehrere Tanzabende verteilt – Rankes Weltgeschichte.
Übrigens ist es nicht ausgeschlossen, daß sie später einmal auf Beethoven zurückgreift, nicht etwa aus Reue über das Einschlagen verkehrter Kunstwege; denn wer so folgerichtig tanzt wie sie, ist über derartige Anwandlungen erhaben. Aber das Publikum steckt doch voller unberechenbarer Launen, könnte sich bei Gelegenheit der Verwandtschaft zwischen Musik und Tanz erinnern und in den vorzeitlichen Geschmack zurückfallen. Sollte dies eintreten, dann wird Hulda lächelnd bei Beethoven da anknüpfen, wo sie ihn verlassen hat. Natürlich abermals reformatorisch: mit dem Taktstab in der Hand vor einem als Ballettkörper gedachten Riesenorchester, dessen Streicher und Bläser nach den Klängen der Eroica mittanzen müssen. Beethoven wollte bekanntlich diese Symphonie ursprünglich dem ersten Napoleon widmen und Hans von Bülow hat sie später zur Bismarck-Symphonie ernannt. Von diesen zwei Sprungbrettern aus will die neugestaltende Tänzerin die letzte Pirouette wagen, indem sie die Eroica ihrem eigenen Tanzgenie widmet.
»Wohin so eilig, Zyprian?« Mit diesen Worten stellte ich meinen alten Freund spät abends an der Straßenecke.
»Komm ein Stückchen mit,« sagte der Angeredete; »oder noch besser, begleite mich in meine Wohnung. Ich werde dir unterwegs erzählen. Ich komme nämlich von meiner Reise.«
»Wo bist du denn gewesen?«
»Überall und nirgends. Aber das läßt sich nicht in zwei Worten erledigen. Also unterbrich mich nicht. Ich bin noch ganz voll von meinen Erlebnissen und freue mich wirklich, einen getroffen zu haben, der gut zuhört.«
Ich schloß mich ihm an, und Zyprian legte los:
»Heut morgen reifte in mir der Plan. Seit Kriegsbeginn bin ich ja in Berlin festgenagelt und ärgere mich über die sechzig Jahre, die ich auf dem Buckel trage. Nichts fürs Vaterland geleistet! Denn daß ich fleißig Liebesgaben hinausschicke und tüchtig Kriegsanleihe zeichne, das wird doch als Aktivposten der Tätigkeit nicht allzu hoch gerechnet. Ich selbst empfand das schmerzlich genug, und als der Sommer herankam mit seiner Reiseverführung, da sagte ich mir: es wird zu Haus geblieben! Kannst du nicht ins Feld, so soll dich auch keine Sommerfrische, keine Bergwanderung und kein Seebad erquicken! Kurzum, ich blieb. Bis endlich heut früh die alte Gewohnheit und die liebe Erinnerung durchschlugen. So eine Anwandlung überrumpelt einen, ehe man sich dessen versieht. Und im Augenblick rief ich meine Wirtschafterin: »Packen Sie mir meinen großen Handkoffer; was man so für ein bis zwei Wochen braucht. Sie verstehen schon. Etwas Mundvorrat nicht zu vergessen. Sie wissen ja, was ich gern habe. Und wenn Sie damit fertig sind, dann holen Sie mir eine Droschke – wenn Sie eine kriegen.«
Etliche Stunden gingen darüber hin, während deren ich zahllose Zeitungen durchstöberte. Die Alte packte gewissenhaft, darauf konnte ich mich verlassen. Endlich meldete sie, die Droschke stünde schon unten und der Koffer wäre aufgeladen. Hut, Mantel und Schirm vervollständigten mich in der Sekunde. »Leben Sie wohl, Brigitte, und hüten Sie mir das Haus!« Damit schwang ich mich die Treppe hinab und geriet an den Kutscher.
»Also los!« sagte ich zu dem Mann, der mich fragend anglotzte. »Hat Ihnen die Frau nicht gesagt, wohin?«
»Die, wo mir vom Standplatz jeholt hat? Nischt hat se mir gesagt.«
»Nun, Sie sehen doch, daß ich verreisen will. Der Handkoffer redet sozusagen Bände. Also fahren Sie gefälligst nach einem Bahnhof.«
»Ja, det is bald jesagt, lieber Herr, in ‘ner Stadt wie Berlin! Da missen Se sich schon jenauer ausquetschen. Ick meene: nach welchem Bahnhof?«
Die Frage war nicht unberechtigt. Sie verlangte einen bestimmten Bescheid, während mir nur der lockere Umriß einer Reise überhaupt vorschwebte.
In dieser Verlegenheit brachte ich es bis zu der Gegenfrage: »Welches ist denn der nächste?«
»Na, der nächste, det wird wohl der Anhalter sein.«
»Sehen Sie, Kutscher, da hätten wir’s ja. Nehmen wir den Anhalter Bahnhof!«
»Von mir aus hätten Se ooch nach’m Lehrter Bahnhof können, mir wäre det ejal,« versicherte der Rosselenker.
»Schön!« antwortete ich. »Ihre Stimmung soll mir gelten, fahren Sie nach dem Lehrter!«
Langsam, aber zuverlässig setzte sich das Gefährt in Bewegung. Wir kamen an den Königsplatz, wo plötzlich der Eiserne Hindenburg als eine übermächtige Erscheinung aufragte. Da kam mir eine Unterlassungssünde zum Bewußtsein. Seit dem Tage der Einweihung hatte ich mir vorgenommen, mich an dem vaterländischen Hammerwerk zu beteiligen. Jetzt mahnte mich das Gewaltbild des Feldherrn selbst an die verabsäumte Pflicht. Ich ließ daher halten, stieg aus und bedeutete dem Kutscher, er möge drüben am Reichstag auf mich warten; das könnte höchstens drei Minuten dauern.
Womit ich mich allerdings verrechnet hatte. Denn in dichten Ketten bildete das Publikum Spalier, und eine Viertelstunde verstrich, ehe ich mir an der Eingangshalle einen Nagel erstanden hatte. Aber dafür verursachte mir auch die Zeremonie helle Freude, und ich empfand so recht die Weihe des Augenblicks, als ich meinen Nagel an der vorpunktierten Stelle auf dem Schienbein des Helden einschlagen durfte. Ich schrieb alsdann meinen Namen in das ausgelegte Erinnerungsbuch, nahm eine Schleife und eine Gedenkschrift als Andenken mit und stand abermals nach einer halben Stunde auf dem Königsplatz in lebhafter Verwunderung darüber, daß all meiner Vergeßlichkeit zum Trotz ich doch noch an meinen lieben Hindenburg gedacht hatte. Plötzlich fiel mir meine Droschke ein. Donnerwetter! Die hatte ich ja an den Reichstag vorangeschickt, wo sie schon eine Ewigkeit wartete. Richtig, da stand sie. Ich mit einem Satze hinein und: »Kutscher, also jetzt nach der Lehrter Bahn!«
»Was woll’n Se denn da, Herr? Da jeht doch jetzt jar keen Zug nich!«
»Das wäre allerdings ein Übelstand; wo geht denn einer?«
»Na, zum Beispiel auf’n Potsdamer, aber der könnt Se doch nischt nützen.«
»Woraus schließen Sie das, Kutscher? Zug ist Zug. Also fahren Sie nach dem Potsdamer Bahnhof!«
Wenige Minuten später befand ich mich am Schalter, in dessen Innern ein vertrauenerweckender älterer Beamter hauste. Ich hatte das deutliche Vorgefühl, daß ich hier zu einem klaren Ergebnis gelangen würde.
»Ich bitte um einen eisernen Nagel.«
»Eiserne Nägel gibt’s hier nicht,« erklärte der Schalterbeamte, »hier gibt es bloß Fahrkarten.«
»Ach, entschuldigen Sie nur, ich war eben in Gedanken beim Hindenburg. Ich wollte ja auch eigentlich eine Fahrkarte, und zwar zweiter Klasse.«
»Wohin?«
»Irgendwohin. So, wie Sie mich hier sehen, möchte ich nämlich eine Reise machen.«
»Ja, das kommt vor auf Bahnhöfen. Aber Sie müssen doch wissen, wohin Sie wollen.«
»Ich dachte vielmehr, ich würde es hier erfahren. Die Wünsche des einzelnen sind in dieser Zeit bedeutungslos gegen den Staatswillen. Sie als Beamter verkörpern augenblicklich für mich den Staat, also entscheiden Sie, bitte, über mein Reiseziel.«
»Darauf kann ich mich gar nicht einlassen. Wollen Sie nach Magdeburg, nach Harzburg, nach Köln?«
»Die Rheingegend hätte mancherlei für sich; im Prinzip wäre dagegen gar nichts einzuwenden. Anderseits …«
Weiter kam ich nicht. Mein Nachbar zur Linken, ein ungeduldiger Fahrgast von herkulischer Gestalt, gab mir einen Rippenstoß, der wahrscheinlich eine abfällige Kritik über meine Unschlüssigkeit ausdrücken sollte. Jedenfalls verlor ich meinen Standort vor dem Schalter und flog auf der anderen Seite heraus; eine Flut tadelnder Bemerkungen folgte mir obendrein. Aus alledem entnahm ich, daß dieser Bahnhof für mich nicht das Geeignete sei.
Draußen, nahe der Köthener Straße bemerkte ich eine Droschke, die mir so bekannt vorkam. »Haben Sie mich vorhin hierher gefahren?« fragte ich den Kutscher.
»Is möglich. Vielleicht ooch nich. Is übrigens eejal. Steijen Se man in. Wohin möchten Se denn?«
»Das ist vorläufig ein offenes Problem. Fahren Sie mich mal einstweilen eine halbe Stunde spazieren, und wenn Sie in die Nähe eines Bahnhofs kommen, setzen Sie mich ab. Ich will mir das Weitere unterwegs überlegen.«
»Na, na,« meinte der auf dem Bock, »so eenen habe ick schon ‘nmal jefahren, et war een Kassendefraudant. Aber so sehen Sie ja nich aus. Und übrigens – wat jeht’s mir an? Los!«
Unterwegs überlegte ich wirklich. Mein Reiseplan mußte schärfer umgrenzt werden. Wo war ich denn sonst immer hingereist? Ach, richtig! Vor Jahren war ich mehrfach in der Schweiz gewesen, und ich entsann mich erhebender Eindrücke. Daß mir das vorhin nicht eingefallen war! Jetzt aber war das Programm vorgezeichnet: nur einige Minuten festen Entschlusses, und das lockende Dunstbild konnte in die erfreulichste Wirklichkeit übersetzt werden; schon morgen konnte mir auf grünen Matten das Alphorn tuten.
Und wieder stand ich am Schalter, diesmal aber mit einem scharf nach Baedeker bestimmbaren Richtungsziel:
»Wieviel kostet eine Fahrkarte zweiter Klasse nach Luzern am Vierwaldstätter See?«
In dem Antlitz des Beamten spiegelte sich Mitleid und Fürsorge, während in seiner Stimme der Ton eines sanften Verweises hindurchklang. »Erstens,« sagte er, »ist hier keine Auskunftstelle, doch das nur nebenbei; zweitens müßten Sie bei einer Reise ins Ausland laut Verfügung einen Paß mit Photographie und Beglaubigung des Gesandten vorlegen; drittens aber – und dies ist der Hauptpunkt – befinden Sie sich hier auf dem Stettiner Bahnhof, auf dem eine Beförderung nach der Schweiz gänzlich ausgeschlossen ist.«
Der Fall lag schwierig, ja, wie es schien, unlösbar. Nur eines sprang mit Klarheit hervor: daß ich auf den bisher beschrittenen Wegen überhaupt nicht aus Berlin herauskam. Ich beschloß daher, während ich ziemlich belämmert abzog, mein ganzes Vorhaben zunächst einer durchgreifenden Nachprüfung zu unterziehen. Neben diesem verständigen Grundgedanken keimte eine starke Empfindung in mir auf: ich verspürte Heimweh! Sehnsucht nach meiner hübschen Wohnung, von deren Behaglichkeit ich mich ach so lange schon abgetrennt hatte. Und wie wir nebeneinander hergehen, lieber Freund Alex, siehst du mich auf dem Wege nach meinem trauten Heim in der Yorckstraße, wo ich in weisem Zwiegespräch mit dir meine Pläne vervollständigen möchte.«
»Freund Zyprian,« rief ich aus, »du wirst mir das Zeugnis ausstellen, daß ich als guter Zuhörer meinesgleichen suche. Nicht ein einziges Mal habe ich dich unterbrochen. Wenn ich mich aber jetzt zum Wort melde, so kann meine Rede nur mit einer Frage beginnen: »Zyprian, wo hast du deinen Koffer?«
Er blieb stehen, stutzte, besah seine Hände und erklärte in völliger Übereinstimmung mit dem Augenschein: »Mein Koffer – der ist fort!«
Wir erörterten die Möglichkeiten. Er konnte auf einem der zahlreichen Bahnhöfe stehengeblieben sein –
»Oder in der Droschke,« ergänzte jener.
»Was du, lieber Freund, mit beschränkender Einzahl als »die Droschke« bezeichnest, ist zweifellos ein Plural. Du hast meines Erachtens mindestens ebensoviel Droschken benutzt wie Bahnhöfe. Und das verwickelt die Angelegenheit enorm. Hat dein Koffer ein Erkennungszeichen?«
»Jawohl,« entgegnete mein Freund, »der Schlüssel steckt drin!«
»Dann ist es also das Sicherste, ihn verloren zu geben. Du ersparst dir dadurch Wege und Scherereien.«
»Und außerdem vereinfachen sich dadurch meine Reisepläne: ich bleibe dann eben hier.«
Die Wirtschafterin Brigitte hatte uns schon am Fenster erspäht. Sie lief uns auf der Treppe entgegen mit der freudigen Ansage: »Na, das ist gut, daß Sie wieder da sind – der Koffer ist auch schon hier!«