Prävention und Gesundheitsförderung sind für Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung von herausragender Bedeutung. Allerdings sind beide Felder auch Bereiche, in denen unterschiedliche Konzepte vertreten werden und verschiedene Zuständigkeiten bestehen. Dies wurde nicht zuletzt in der langjährigen Diskussion um das Präventionsgesetz deutlich. Dieses Gesetz konnte im Jahr 2015 verabschiedet werden und adressiert wesentliche Aspekte der Primär- und Sekundärprävention, berührt aber auch die Tertiärprävention. Vor diesem Hintergrund werden auch im vorliegenden Buch alle drei Präventionsfelder angesprochen, wobei der Fokus auf der Schnittstelle zwischen der kurativen Medizin und der betriebsärztlichen Betreuung und gesundheitsbezogenen Angeboten im Betrieb liegt. Wo letztere in einem umfassenden Ansatz konzipiert und umgesetzt werden, spricht man von Betrieblichem Gesundheitsmanagement, dem heute vor dem Hintergrund einer längeren Lebensarbeitszeit und einem höheren Durchschnittsalter der Beschäftigten eine besondere Bedeutung zukommt. Neben betrieblichen und betriebsspezifischen Maßnahmen gilt es hierbei, eine enge Verzahnung mit Angeboten von Gesundheitsdienstleistern herzustellen, die im Bereich der kurativen Medizin tätig sind. Viele dieser Schnittstellen sind in den Sozialgesetzbüchern beschrieben – die sinnvolle Ausgestaltung jedoch muss auf Ebene des einzelnen Betriebes erfolgen. Und doch fällt es gerade in kleineren und mittelgroßen Betrieben häufig schwer, entsprechende Angebote für die Beschäftigten zu entwickeln und zu implementieren.
Mit dem Hauptthema „Versorgung und Vorsorge an der Schnittstelle von präventiver und kurativer Medizin“ griff die 55. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin im März 2015 diesen wichtigen Bereich der Gesundheitsversorgung auf und zeigte in verschiedenen Veranstaltungen Hintergrund von und Erfahrungen mit der Kooperation von Arbeitsmedizin und kurativer Medizin sowie Kostenträgern auf. Im vorliegenden Buch werden viele dieser Beispiele ausführlicher dargestellt. Zusätzlich werden auch die theoretischen Grundlagen von Prävention und Gesundheitsförderung angesprochen und Forschungsergebnisse aufbereitet. Aus diesen wird deutlich, dass bisher sowohl auf Bevölkerungs- als auch auf Ebene des Betriebes nicht in jedem Fall Maßnahmen mit der Effektivität und Effizienz entwickelt und umgesetzt werden konnten, die wünschenswert wäre. Dies kann Ansporn sein, neue Konzepte aufzugreifen und modifizierte Herangehensweisen zu entwickeln, Schnittstellen bewusst zu nutzen und vermehrt interprofessionell zu arbeiten. So kann in den Betrieben tatsächlich ein umfassendes Gesundheitsmanagement entstehen, das Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention umfasst.
Als Herausgeberinnen und Herausgeber hoffen wir, dass Ihnen das Buch für Ihr jeweiliges Tätigkeitsfeld wertvolle Anregungen geben kann, und wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!
Im März 2016
Monika A. Rieger
Sibylle Hildenbrand
Thomas Nesseler
Stephan Letzel
Dennis Nowak