ARNO HILDEBRANDT

GESCHICHTEN
AUS DEM
NEUEN TESTAMENT

LYRISCH INTERPRETIERT

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2015

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-96008-167-8

Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Grafik, Satz, Typografie und Cover-Entwurf:

Arno Hildebrandt

Lektorat:

Markus Hildebrandt Rambe

1. digitale Auflage:

Zeilenwert GmbH 2015

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Prolog

Kapitel 1: Johannes

Kapitel 2: Josef

Kapitel 3: Maria

Kapitel 4: Weihnachten

Kapitel 5: Die Kindheit Jesu

Kapitel 6: Jesu Erscheinen in der Öffentlichkeit

Kapitel 7: Jesu Wirken in den Städten Galiläas

Kapitel 8: Jesu Überzeugungskraft
und sein ungewöhnliches Handeln

Kapitel 9: Jesu Haltung,
Taten und Aussagen zum Sabbat

Kapitel 10: Jesu weitere Wundertaten und Heilungen

Kapitel 11: Die wirkungsreichsten Jahre Jesu

Kapitel 12: Jesu letztes Jahr

Kapitel 13: Der Leidensweg Jesu und sein Tod

Kapitel 14: Danach …

Kapitel 15: Die Gleichnisse Jesu

Epilog

Autoren-Info

Bereits erschienen

Vorwort

Das Alte Testament, das ich

bereits zuvor lyrisch beschrieben,

war wirklich aufschlussreich für mich.

Das Neue ist da noch geblieben.

So konnte ich’s einfach nicht lassen,

auch diese neueren Geschichten

lyrisch gestaltend zu erfassen

und unterhaltend zu berichten!

Es ist – so sei hier festgestellt –

die Fortsetzung der alten Zeilen,

bestimmt dazu, der ganzen Welt

die frohe Botschaft mitzuteilen.

Drum hatte Luther – denk ich jetzt –

zuerst das Neue Testament

und dann das Alte übersetzt,

damit man Gottes Plan erkennt.

Die Testamente im Vergleich

sind zeitraummäßig sehr verschieden.

Beide handeln von Gottes Reich

und seiner Wirkungskraft hienieden.

Das Alte Testament umfasst

Jahrtausende und mehr sogar!

Das Neue schildert ohne Hast

wie Jesu Lebensweg einst war.

In diesem Zeitraum allerdings

entstand das ganze Christentum!

Den Anhängern von Jesus ging’s

um dessen Wort und Gottes Ruhm.

Aus diesem Grund – in diesem Sinn,

bekommt man auch die Einheit hin

der alten und der neuen Schrift,

was den Zusammenhalt betrifft.

Doch kann man inhaltlich die beiden

Bücher recht deutlich unterscheiden.

Im Alten Testament, da geht’s

um Machtkämpfe und Siege stets.

Bei Kämpfen zwischen ›Bös‹ und ›Gut‹

liest man von viel vergossnem Blut.

Man liest von mancher Grausamkeit

und von der Gottes Gegner Leid.

Das Neue Testament hingegen

führt hin zu friedlicheren Wegen –

fordert die Liebe auf der Welt,

was wohl den Menschen mehr gefällt.

Jesus zeigte Bescheidenheit

barfüßig und in schlichtem Kleid.

Heilung – Vergebung war sein Streben.

Für dieses Ziel gab er sein Leben.

Die Texte schildern schlicht und klar,

was Jesus wirklich wichtig war.

Friedfertigkeit, Bescheidenheit

sowie der Menschen Einigkeit.

Ich änderte nicht nach Belieben,

was in der Bibel aufgeschrieben.

Was meine Einstellung betrifft,

halt’ ich mich an die Heil’ge Schrift.

In Versform hört sich das sodann

fürwahr ein wenig anders an.

Doch sinngemäß ist nichts verkehrt;

darauf legte ich größten Wert.

Die Umsetzung im Bibel-Sinn

kriegten die Kirchen doch nicht hin.

Nutzbringend ward hinzu gebracht,

was man sich später ausgedacht.

Vieles, was heute gilt als Norm,

geht mit der Bibel nicht konform.

Vergleiche ich mal Jesu Leben

mit heut’gem Pracht- und Machtbestreben,

dann grummelt es bei mir im Bauch –

und das vermerke ich hier auch.

Das ist zwar unbequem – durchaus –

doch drücke ich’s hier trotzdem aus.

Ich hab’ das Neue Testament,

wie es von Luther überbracht,

anders erzählt als man es kennt

– in Versform – aber mit Bedacht.

Hierbei war ich zudem bestrebt,

die Menschen näher zu betrachten

mit denen Jesus einst gelebt –

deren Ergehen zu beachten.

Aus dieser Art hier zu berichten,

ergibt sich, dass es mal passiert,

dass Abschnitte aus den Geschichten

noch einmal sind interpretiert.

Denn Teile aus Marias Leben,

stehen zum Beispiel im Bericht,

die es bei Jesus auch gegeben.

Die fehlen auch bei diesem nicht.

Da über einige Geschichten,

die in der Zeit damals geschahen,

auch vier Apostel ja berichten,

– so wie sie es persönlich sahen –

hab’ ich in manch einem Bericht

von jedem etwas übernommen

und dies entsprechend dann vermischt,

um eine Einheit zu bekommen.

In Fällen doch, die sehr verschieden,

hab ich das Mischprinzip gemieden.

Da sah ich es als wichtig schon,

jedes Apostels Version

eines Geschehens darzulegen;

allein auch der Korrektheit wegen.

Doch lassen wir uns nicht verwirren –

jeder Mensch kann sich schließlich irren!

Wichtig sind Jesu Wundertaten! –

Was er den Menschen angeraten,

ist zudem wirklich lesenswert,

da er Bedeutendes gelehrt.

Die Gleichnisse, die er erfand,

die leicht verständlich er gemacht,

damit ein Jeder sie verstand

werden am Schuss noch dargebracht.

Um mich nicht einseitig zu binden,

war ich sehr wissensdurstig! – Drum

nutzte ich, um noch mehr zu finden,

auch das Protevangelium,

welches Jakobus damals schrieb

und was durchaus sehr interessant,

doch außerhalb der Bibel blieb.

Es wird auch selten nur genannt.

Zudem bemerkte ich betroffen,

wenn ich nur in die Bibel schau,

bleiben doch manche Fragen offen,

drum macht’ ich mich noch anders schlau.

Nicht ausschließlich durchs Bücherlesen

erhielt ich viel Information.

Auch online bin ich oft gewesen;

das lohnte sich mitunter schon!

Die Bibel richtig auszulegen,

schafft man ganz eindeutig wohl nie!

Denn nicht umsonst gibt es deswegen

das Studium Theologie.

Bei meinem Sohn – der sie studiert –

hab’ ich deshalb bei manchen Fragen

mich auch recht häufig informiert;

der konnte mir auch manches sagen.

Ich habe nicht daran gedacht,

alles historisch zu erfassen!

Hab’s wie ein Philosoph gemacht

und meine Sinne gleiten lassen.

Betrachtungen, die ich hier mache,

sind denkenswert – so oder so.

Glaube ist jedes eigne Sache!

Ich hoff’, sie sehn das ebenso!

* * *

Prolog

Zunächst: Das Neue Testament

und die enthaltenen Geschichten,

die man zum großen Teile kennt,

bestehen alle aus Berichten,

die einst von Mund zu Mund gegangen.

Später erst wurde aufgeschrieben,

wie’s seinerzeit dort zugegangen.

Sie sind erhalten uns geblieben.

Jesus hatte mit eigner Hand

kein Wort zu Pergament gebracht.

Das haben später mit Verstand

Evangelisten dann gemacht.

Das waren seine Publizisten,

und sie erstatteten Bericht.

Ohne deren Ereignis-Listen

wüssten wir manche Dinge nicht!

Da sie die Jünger Jesu waren,

die er sich selber auserwählt,

haben sie, was sie da erfahren,

inhaltlich ähnlich auch erzählt.

Doch sie war’n nicht dabei gewesen,

als Jesus auf die Welt gekommen.

Was wir darüber heute lesen,

haben auch sie erzählt bekommen.

Darüber schrieb Lukas ausführlich –

von Josef auch und seiner Frau.

Matthäus schrieb dies auch natürlich,

doch nicht so ausführlich genau.

Von Jesu Lebensweg und Leiden,

von seinem Tod – was da geschehen –

erfahren wir dann von den beiden;

so auch von Jesu Auferstehen.

Markus erzählt von Wunderdingen

die Jesus seinerzeit vollbracht.

Lukas schreibt auch von dem Gelingen

der Wunder, die sein Herr gemacht.

Auch Jesu Gleichnisse fürs Leben

haben die zwei noch publiziert.

Markus hat Deutungen gegeben,

damit kein Fehlschluss da passiert.

Johannes, Jesu Wegbereiter,

der Älteste der Jüngerschar,

– auch wenn er nicht stets sein Begleiter –

bot Gleichnisse und Wunder dar.

So ist wohl klar – muss man doch meinen –

dass das, wovon die Bibel spricht,

auch uns als Wahrheit muss erscheinen!

Doch viele glauben’s trotzdem nicht.

So forscht man immer noch – bis heute –

ob das Geschrieb'ne wahr denn sei;

lauter fürwahr gelehrte Leute!

Jedoch, was kam heraus dabei?

Einer schreibt, Wahrheit zu beweisen

sei forschungsmäßig wahrlich schlecht.

Ein anderer von diesen Weisen

meint: „Und die Bibel hat doch recht“!

Wie ist’s denn in der Gegenwart?

Die Kirchen sind oft ziemlich leer!

Nur Weihnachten wird es dort hart,

da findet man kaum Plätze mehr.

Der Mensch in Not betet jedoch

zu Gott, wenn es ihm schlecht ergeht.

Wenige beten aber noch,

wenn alles wieder blendend steht.

Glauben – so sagt man – heißt nicht Wissen

und damit hält man sich da raus.

Die einen wollen ihn nicht missen,

die andren kommen ohne aus.

Der Glaube kann so vieles geben,

wenn man Gott und die Menschen liebt.

Vielen schenkt er die Kraft zum Leben,

drum ist es gut, dass es ihn gibt!

* * *

Kapitel 1

Johannes

 

Die Ankündigung und

die Geburt des Johannes

Im Lukasevangelium

wird von Johannes erst erzählt,

von der Geburtsankündigung

und dass von Gott er auserwählt.

So will auch ich damit anfangen

und schildern, was gewesen war,

und wie es anfangs ist ergangen

dem auserkor’nen Ehepaar.

Nun – Zacharias war bekannt,

denn er führte stets gottergeben

getreulich aus sein Priesteramt,

Moses Gesetze vorzuleben.

Elisabeth, sein Eheweib,

war kinderlos, deshalb verzagt.

Unfruchtbar war bisher ihr Leib.

Beide waren schon hoch betagt!

Doch eines Tages am Altar 1

sprach ihn plötzlich ein Engel an.

Voll Angst nun Zacharias war,

jedoch der Engel sagte dann:

»Fürchte dich nicht! Ich soll dir sagen,

der Herr erhörte euer Flehen.

Dein Weib bekommt bald einen Knaben!

Sei frohgemut, bald wird’s geschehen!

Johannes sollst du ihn dann nennen,

er kommt zur Welt, um Gott zu ehren.

Ganz Israel wird ihn dann kennen.

Er wird das Volk zum Herrn bekehren!«

Doch Zacharias sprach betroffen:

»Alt bin ich zwar, jedoch kein Tor,

der noch auf einen Sohn wird hoffen.

Das kommt mir nicht sehr glaubhaft vor!«

Der Engel sprach: »Ich bin von oben

gesandt, um dir dies kundzutun.

Du solltest glauben und Gott loben,

da nicht, vernimm die Strafe nun.«

Weiterhin sprach er: »Und darum

bleibst du, bis die Geburt geschehen,

die ganze Zeit sprachlos und stumm!

Dann wirst du Gottes Macht verstehen.«

Die Strafe traf ihn wahrlich schwer! –

Als Zacharias kam nach Haus,

wunderte seine Frau sich sehr,

denn er brachte kein Wort heraus!

Bald hat sie rundum zugenommen 2

und fand das wirklich wunderbar.

Als dann die rechte Zeit gekommen,

Elisabeth den Sohn gebar.

Die Kunde sprach sich rum sodann, 3

so freuten sich nicht nur die beiden!

Am achten Tage kam man dann,

um deren Knaben zu beschneiden.

Sie wollten alter Sitten nach

dem Kind des Vaters Namen geben.

Jedoch des Knaben Mutter sprach:

»Nein – als Johannes soll er leben!«

Verwundert fragte man den Vater

und der schrieb auf ein Täfelein

– denn Gott war schließlich sein Berater –

»Johannes soll sein Name sein.«

Danach löste Gott seine Zunge

und Zacharias pries den Herrn.

Johannes hieß ab nun der Junge,

der bald bekannt ward nah und fern.

Der Vater sprach, von Gott beseelt: 4

»Du, Kindlein, wirst den Weg bereiten,

dem Herrn, der uns schenkt, was uns fehlt!

Du wirst für ihn auch notfalls streiten.«

»Du wirst des Höchsten Wort verkünden:

Dass man nicht hasst – stattdessen liebt,

dass er befreit uns von den Sünden

und unsrem Volk den Frieden gibt!«

Johannes war ein halbes Jahr

vor Jesus ungefähr geboren.

Doch in der Bibel wird fürwahr

kein Wort über das Kind verloren.

Und nach einer sehr kurzen Zeit 5

wurde in einer stillen Nacht

in Armut und Bescheidenheit

Jesus auf diese Welt gebracht.

Trotz, dass die beiden ja verwandt,

kann man gar nichts darüber lesen,

ob sie einst spielten mal im Sand,

ob sie einst Freunde sind gewesen.

1 Lukas 1, 5  23 / 2 Lukas1, 57 / 3 Lukas 1, 59  66

4 Lukas 1, 76  79 / 5 Lukas 2, 1  7

* * *

Johannes asketisches Leben

und die Taufe Jesu

Als er herangewachsen dann,

verließ der Eltern einz’ger Sohn

sie als ein selbständiger Mann,

denn er war stark im Geiste schon.

Ich denke, dass Johannes dort

sehr fromm erzogen wurde eben.

Er war erfüllt von Gottes Wort,

wollt' ärmlich in der Wüste leben.

Mit wildem Honig und Heuschrecken 1

ernährte er sich all' die Zeit,

Fell diente, seinen Leib zu decken.

Er war zu Gottes Dienst bereit.

Aus seinem Wüstenaufenthalt

trat er vors Volk von Israel.

Viele kamen zusammen bald,

denn es sprach sich herum sehr schnell.

Johannes predigte im Land 2

und hielt sich nah beim Jordan auf.

Als Täufer wurde er bekannt –

rief dort das Volk zur Buße auf.

Die Menschen stellten ihm nun Fragen;

sie sprachen: »Was sollen wir tun?

Kannst du uns einen Rat hier sagen?«

Johannes antwortete nun:

»Wer Kleidung und wer Speisen hat,

gebe den Armen auch davon,

so werden alle Mensche satt!

Das wär' ein erster Schritt dann schon.«

Und zu den Zöllnern sagte er:

»Nehmet nur den Zoll von den Leuten

der vorgeschrieben ist – nicht mehr.

Hört auf, die Menschen auszubeuten!«

Den Kriegern konnte er nur raten:

»Tut niemandem Gewalt mehr an;

lasst ab von ungerechten Taten.

Ihr werdet Gott gefallen dann!«

Die Pharisäer sandten zu 3

ihm ihre Priester, auch Leviten,

dass sie ihn fragten: »Wer bis du,

dass du ausübst der Taufe Riten?

Bist du vielleicht Gottes Prophet

oder bereits der Heiland schon?

Gib uns hier Zeugnis, wie es steht

mit deiner Legimitation!«

Johannes sprach: »Der bin ich nicht –

dies zu behaupten, liegt mir fern!

Prediger bin ich nur, der spricht:

›Bereitet jetzt den Weg des Herrn!‹«

Des Weiteren sprach er zu ihnen:

»Es kommt ein Stärkerer nach mir,

dem ich kaum Wert bin, ihm zu dienen.

Wartet nur, bald schon ist er hier!

Ich taufte euch mit Wasser eben,

doch er tauft mit dem Heil’gen Geist!

Er wird verändern euer Leben,

worauf die Schrift uns schon verweist.«

Des Täufers Worte waren klar

und wurden gläubig aufgenommen.

So taufte er die Menschenschar,

die Heil suchend zu ihm gekommen.

Auch Jesus kam zu jener Zeit 4

zum Jordan – sprach Johannes an –

sagte: »Ich mache mich bereit

zur Taufe, so wie jedermann.«

Johannes wehrte ab und sprach:

»Richtiger wär’s, du tauftest mich!

Doch du fragst deshalb bei mir nach?

Du stehst viel höher doch als ich!«

Jesus sprach: »Heute sollst du’s tun«

und stieg gleich in den Fluss hinunter.

Johannes taufte Jesus nun –

tauchte ihn kurz im Jordan unter.

Jesus stieg aus dem Wasser wieder.

Da tat sich auf das Himmelreich

und der Geist Gottes kam hernieder

über ihn, einer Taube gleich.

Und eine Stimme sprach zu allen:

»Seht her, dies ist mein lieber Sohn,

an ihm habe ich Wohlgefallen!«

Sehr einprägsam klang dieser Ton.

Es bleibt jedoch verborgen mir,

ob nun Johannes in der Tat

Jesus erstmals begegnet hier,

des Kommen er verkündet hat.

Beisammen sie auch jetzt nicht blieben.

Sie hatten gleiche Ziele zwar –

sprachen von Umkehr und vom Lieben

zur jeweils eig’nen Jüngerschar.

Nach dieser Taufe hatte man

JeZum Fasten spürte er den Drang,

drum wollt' er in die Wüste gehen.

Johannes predigte nun weiter

zu allen, die zu ihm gekommen.

Es hatte die Zahl der Begleiter

und neuer Hörer zugenommen.

Er sprach: »Ihr müsst stets züchtig leben,

und euer böses Tun bereuen!

Gott wird die Sünden dann vergeben

und euch mit seiner Huld erfreuen!«

1 Matthäus 3, 4 / 2 Lukas 3, 10  18 / 3 Johannes 1, 19  33 / 4 Matthäus 3, 13  17

* * *

Die Unzucht am Hofe des Herodes

und Johannes Einkerkerung

Am Hofe des Herodes aber 1

hat man Moral nicht ernst genommen.

Dies ist nun durch des Volks Palaver

Johannes zu Gehör gekommen.

Herodes hatte zu der Zeit

Herodias – des Bruders Weib –

verführt und kurz danach gefreit,

weil er begehrte deren Leib.

Wegen dieser Unsittlichkeiten

wetterte dann Johannes laut.

Das hätte sich zu diesen Zeiten

kein Mensch sonst – außer ihm – getraut.

Davon hörte Herodes gleich

und es konnte ihm nicht gefallen,

dass dieser Mann in seinem Reich

so sprach vor diesen Menschen allen!

Er hatte Ängste auch verspürt

vor diesem frommen, ernsten Mann,

dass dieser ihm sein Volk verführt –

dass der gefährlich werden kann!

Herodias hätt’ gern gesehen,

dass ihn ihr Mann gleich töten ließ.

Herodes ließ das nicht geschehen;

er sperrte ihn in ein Verließ.

Hier war Johannes gut geschützt

vor seines Weibes Rachetat.

Herodes hat das ausgenützt,

er holte sich gar bei ihm Rat.

1 Markus 6, 17  20

* * *

Die Frage des Täufers an Jesus

und dessen Antwort

Johannes hörte im Gefängnis, 1

dass Jesus wieder sei im Land.

Drum hatte er aus der Bedrängnis

zwei seiner Jünger ihm gesandt.

Sie sollten ihm die Frage stellen:

»Bist du’s, der uns verheißen ward,

um unsre Welt hier zu erhellen,

oder doch nicht? – Das wäre hart!«

Er fühlte sich allein gelassen

von Jesus, der doch Wunder tat.

Für ihn war es schier nicht zu fassen,

dass er ihm nicht geholfen hat.

Man kann Johannes ja verstehen,

der darbte dort bei kargem Licht,

während Jesus dort frei konnt' gehen.

Warum nur half er ihm denn nicht?

Jesus antwortete: »Kehrt um

und sagt ihm, was ihr hört und seht.

Ich lehr' das Evangelium

den Armen, so wie ein Prophet.

Dass Taube hören, Blinde sehen,

dass Tote wieder stehen auf,

Aussätz’ge rein sind, Lahme gehen,

und Kranke fühlen sich wohlauf!

Sagt ihm, dass jeder selig ist,

der sich nicht ärgert über mich.

Wer an mich glaubt, der ist ein Christ!

Die Worte soll er merken sich.«

Ob dies Johannes Trost gespendet,

von Jesus, der doch Wunder tat.

Sein Schicksal hat sich nicht gewendet.

Nun schau’n wir, was getan sich hat.

1 Matthäus 11, 2  5

* * *

Salomes Tanz und des Johannes Tod

Geburtstag hatte zu der Zeit 1

Herodes; diesen zu begehen,

war bei der großen Festlichkeit

die ganze Hautevolee zu sehen.

Als alle dort bei Tische saßen,

gab’s viele Vorführungen auch,

während die Gäste Gutes aßen.

Das war bei Festen damals Brauch.

Die Tochter der Herodias

wollte sich tanzend produzieren

und es machte ihr sichtlich Spaß,

den Sex-Appeal auszuprobieren.

Mit Schleiern tanzte sie verspielt;

das wirkte anmutig und leicht.

Und damit hatte sie gezielt

große Bestätigung erreicht.

Die Gäste waren angetan

und fühlten sich sehr angeregt.

Herodes sah man’s richtig an,

denn er war innerlich bewegt.

Er sprach dann zu dem Mägdelein:

»Wünsche dir, was du willst von mir;

ich schwör, es soll gewährt dir sein!

Was du verlangst, gebe ich dir.«

Mit ihrem Wunsch ließ sie sich Zeit –

wollte erst mit der Mutter sprechen;

und die sah die Gelegenheit

sich an Johannes jetzt zu rächen!

Sie sprach zu ihr: »Wünsche dir doch

den Kopf dieses Johannes gleich!

Du hast so viel und erbst ja noch

später das halbe Königreich.«

Sogleich ging sie zurück zum König

und sagte: »Nur das Haupt gib mir

dieses Johannes – nur so wenig; –

in einer Schüssel schenk es mir.«

Erschrocken und zugleich verzagt

konnte er – schon des Eides wegen –

nicht ändern, was er zugesagt.

Da gab’s nichts mehr zu überlegen.

So schickte er den Henker los

um diesen Wunsch ihr zu erfüllen,

wissend, er würde damit bloß

den Blutdurst seines Weibes stillen.

Und so geschah’s; an diesem Tag

war Prediger Johannes tot.

Sein Haupt in einer Schüssel lag

in einer Lache, blutig rot.

Der Henker trat nun damit ein

und übergab die Schale gleich

dem hübschen, jungen Mägdelein.

Es nahm sie an, zittrig und bleich.

Die Tochter brachte die Trophäe

zu ihrer Mutter nun geschwind,

welche schon stand in ihrer Nähe.

Sie dankte freudig ihrem Kind.

Die Tochter wird in den Berichten

der Bibel „Tochter“ nur genannt.

Erst später wird sie in Geschichten

als „Salome“ richtig bekannt.

Ein Flavius Josephus war

Historiker, der forschte eben

– erst nach der Schrift Entstehung zwar –

und hat den Namen ihr gegeben.

Als seine Jünger dann gehört,

was mit Johannes dort geschehen,

mussten sie traurig und verstört

schnell seinen Leichnam retten gehen.

Sie holten ihn im Kerker ab

und trugen ihn quer übers Land

und legten ihn so in ein Grab.

Niemand bisher die Stelle fand.

Manche gingen zu Jesus über

und gaben ihm darob Bericht.

Ich denk, er wusst' schon was darüber!

Allein – man weiß es eben nicht.

1 Markus 6,21  29 / ​Matthäus 14, 6  12

* * *

Kapitel 2

Josef

 

Josefs Herkunft und Beruf

Josef hieß er, den man kennt

aus dem Neuen Testament.

Man kennt ihn nur, das ist wohl klar,

weil er der Mann Marias war.

Nur dadurch wurde er bekannt,

sonst wird er selten nur genannt.

Wo stammte dieser Josef her?

Dies zu erkunden war nicht schwer.

Matthäus schrieb der Zeiten Lauf

und somit Josefs Ahnen auf.

Abraham steht am Anfang dort,

mit David setzte es sich fort,

Salomo, Jakob obendrein,

der sollt' dann Josefs Vater sein.

So war Josef der Stammeshalter

nach zweiundvierzig Menschenalter.

Die Ahnenreihe – nun bekannt –

ist vielleicht gar nicht relevant.

Denn Jesus – das weiß man ja schon –

war nicht Josefs leiblicher Sohn.

Er war Marias Mann und – richtig –

als Ziehvater war er doch wichtig!

Er war ein braver Mann gewesen.

Viel kann man nicht über ihn lesen.

Er ist jedoch, wie man hier sieht,

unmittelbares Bindeglied

zwischen dem Neuen Testament,

welches vom Alten ward getrennt.

Auch deshalb war es mein Bestreben,

zu schreiben über Josefs Leben.

Nun – Josef war ein Zimmermann

der gut mit Holz umgehen kann.

Er war beruflich sehr erfahren;

und bereits älter schon an Jahren.

Durch seines Weibes Tod gebeugt,

mit der er Söhne schon gezeugt,

lebte mit diesen er allein.

Damit wollt' er zufrieden sein.

Er führte – das war sein Bestreben –

ein wahrhaft gottergeb’nes Leben;

hat seine Arbeit gut verrichtet

und auf ein zweites Weib verzichtet.

So schrieben’s Jesu Jünger auf.

Doch keiner klärt darüber auf,

wie Josef zu Maria kam

und weshalb er sie zu sich nahm.

Das fehlt bei ihnen, und darum

schaute ich mich noch weiter um.

Schließlich habe ich auch nach Stunden

Jakobus Schriftstück noch gefunden:

Es heißt Protevangelium

und steht nicht in der Bibel. – Drum

wird es sehr selten nur genannt

und ist deshalb nicht so bekannt.

Ich bin recht neugierig gewesen

und hab es aufmerksam gelesen.

Da es vielleicht doch interessiert,

hab' ich es auch interpretiert.

* * *

Wie Josef zu Maria kam

Maria, die grad zwölf geworden, 1

lebte bis jetzt im Priesterorden.

Der Umstand war nun bei den Alten

moralisch so nicht mehr zu halten!

Jedoch bevor sie deshalb stritten,

wollten sie ihren Herrgott bitten,

ihnen zu sagen, was sie nun

denn mit Maria könnten tun.

Hier wundere ich mich schon sehr!

War eine Lösung denn so schwer?

Wäre es denn nicht gut gewesen,

dieses so unschuldige Wesen

ins Elternhaus zurück zu geben,

wo sie behütet könnte leben?

Das wäre für das Kind fürwahr

das Naheliegenste sogar!

Der Hohepriester im Ornat

bat Gott im Tempel nun um Rat.

Als er dort kniete am Altar,

ein Engel ihm erschienen war.

Der sprach zu Zacharias dann:

»Für einen künft’gen Ehemann,

rufe die Witwer hier zusammen,

welche vom Blute Davids stammen.«

»Ein jeder soll vor allen Dingen

seinen eigenen Stab mitbringen!

Wo Gott ein Zeichen gibt darein,

des' Weib soll dann Maria sein!«

Da man durch Gott die Lösung fand,

ging gleich der Ruf hinaus ins Land:

Die Witwer all', unausgenommen

sollten nun hin zum Tempel kommen.

Ist der Gedanke nun so dumm,

wenn ich die Frage stell', warum

musste die Auswahl hier allein

auf Witwer nur beschränkt denn sein?

Nun – man erlebt es ständig, stündlich –

Gottes Wege sind unergründlich.

So machten sich schon kurz darauf

ringsum im Land die Witwer auf.

Als alle nun beisammen waren,

um Näheres hier zu erfahren,

mussten sie eines Ritus wegen

die Stäbe Zacharias geben.

Der nahm sie an und trat allein

mit diesen in den Tempel ein.

Bald trat er dort wieder heraus

und teilte alle Stäbe aus.

Und jeder konnte deutlich sehen,

dass nichts an ihnen war geschehen.

Als Josef seinen Stab annahm,

aus diesem eine Taube kam,

welche sich unverzüglich jetzt

auf Josefs Haupt hatte gesetzt.

Der Priester schritt zu Josef hin,

erklärte dieses Zeichens Sinn:

»Der Herrgott wählte dich hier aus,

zu führ’n die Jungfrau hier nach Haus!

Maria, unschuldig und rein,

kann länger nicht im Tempel sein.

Hüte sie für ein Jahr genau,

dann mache sie zu deiner Frau!«

Doch Josef wehrte ab und sprach:

»Das brächte mir nur Spott und Schmach,

denn Söhne hab ich schon bereits;

auch bin zu alt ich andrerseits,

um dieses Mädchens Mann zu werden!

So würd' ich zum Gespött auf Erden.

Ich wär’ ein Ziel für Lästereien,

würde ich dieses Mädchen freien!«

Doch Priester Zacharias sprach

zu ihm: »Nein, es ist keine Schmach,

wenn dich der Herr bestimmt dafür!

Denke daran und glaube mir,

Gott duldet keine Widerreden,

er strafte dafür bisher jeden!«

Josef zog den Beschluss daraus

und nahm Maria mit nach Haus.

Als schließlich beide waren dort,

sprach er zu ihr: »Ich muss jetzt fort,

um meine Bauten zu vollenden

und sie vertragsgemäß beenden.

Gott wird dich schützen, drum sei fromm,

bis ich zu dir dann wiederkomm'.«

Und sie gehorchte ihm aufs Wort

und wartete auf Josef dort.

1 Protevangelium 8 + 9

* * *

Josefs Heimkehr und sein Erschrecken

über Marias Schwangerschaft

Als Josef dann nach einem Jahr 1

endlich wieder zu Hause war,

da konnte er sehr deutlich sehen,

dass mit Maria was geschehen.

Da sie im sechsten Monat war,

sah man den Zustand ziemlich klar!

Dass sie ein Kind im Leibe trug

empfand Josef nun als Betrug!

Er fühlte Schuld auch überdies,

weil er sie lang alleine ließ.

Es hatte mächtig ihn erschreckt.

Wer hat die Jungfrau wohl befleckt?

Enttäuscht sprach er Maria an:

»Sprich, warum hast du das getan?

Wurdest im Tempel doch erzogen.

Was hat dich dazu nur bewogen?«

Maria machte Josef klar, 2

was zu der Zeit geschehen war:

»Ich weiß nicht, wie’s genau geschah!

Ein Engel stand ganz plötzlich da

und sagte, ich sei auserkoren,

von mir würde ein Sohn geboren!

Ich sagte ihm, das könnt' nicht sein,

ich ließ mit keinem Mann mich ein!

Doch der beruhigte mich gleich

und sprach, dass Gott vom Himmelreich

den heil’gen Geist herab wird senden,

der soll die Frucht im Leib mir spenden.

Mein Kind würde in jedem Land

später als Gottes Sohn bekannt.

Ich staunte über das Geschehen

und ließ es über mich ergehen.«

Doch was Maria ihm erzählte, 3

ihn innerlich gar heftig quälte.

Er überlegte hin und her,

denn dies zu glauben fiel ihm schwer.

Ihm war bisher im ganzen Land

ein solcher Fall noch nicht bekannt.

Er fragte sich zudem verzagt:

„warum hat Gott mir nichts gesagt?“

Zudem dachte er an die Schande

und das Gerede hierzulande.

Josef ängstigte sich doch sehr!

Wer sollte das schon glauben – wer?!

Aber im Traume, in der Nacht,

hat ihm ein Engel klar gemacht,

dass das Gesagte Wahrheit sei.

Jetzt war Josef von Ängsten frei!

1 Protevangelium 13, 1 + 2 / 2 Lukas 1, 23  38 / 3 Protevangelium 14, 1 + 2

* * *

Verhör und Prüfung durch die Priesterschaft

Bald wurde auch den Priestern klar, 1

dass nun Maria schwanger war.

Sie forderten nun Rechenschaft

über des Mädchens Schwangerschaft

von Josef, und sie schimpften laut:

»Du hast geschändet deine Braut,

hast vor der Hochzeit sie genommen,

drum muss sie wieder zu uns kommen!«

Doch Josef weinte bitterlich

und sprach: »Der Vater bin nicht ich!«

Danach hat er sie informiert

über das Wunder, das passiert.

Jedoch die Priester glaubten nicht

an diesen seltsamen Bericht.

Des Trugs wollt' man ihn überführen

und ein Exempel statuieren.

Sie sprachen: »Einer Klärung wegen

soll eine Prüfung dies belegen.

Der Herrgott wird uns offenbaren,

ob deine Worte Wahrheit waren!«

Ein Prüfungswasser reichte man

dem Josef, und der trank es dann.

Danach ging er für eine Zeit

ins Berggelände – nicht sehr weit.

Denn bald kam er zurück schon und

war noch recht rüstig und gesund.

Die Priester wollten’s nicht verstehen,

drum musste auch Maria gehen.

Auch sie musste den Becher leeren,

und wollte es auch nicht verwehren.

Doch sie kam ebenfalls – zum Glück –

ganz unversehrt wieder zurück!

Die Priester und des Volkes Schar

erkannten jetzt, was Wahrheit war!

Weil Gott der Herr sie nicht gerichtet,

haben auch sie darauf verzichtet.

Da man Maria schuldfrei fand,

nahm Josef sie nun an die Hand

und ging mit ihr nach Hause gern

und pries voll Freude Gott den Herrn!

Als ich die Stelle hab gelesen,

dacht' ich, es war wohl Gift gewesen,

das man den beiden da gereicht.

So wär' das Urteilfällen leicht.

Von diesen Priestern, die sehr mächtig,

war die Methode niederträchtig!

Jetzt sahen sie – wie jedermann –

die Sache als ein Wunder an!

1 Protevangelium 15 + 16

* * *

Der Gang nach Bethlehem, die Geburt Jesu und die Flucht vor König Herodes

Für Josef kam in dieser Zeit 1

aber die nächste Schwierigkeit:

Augustus, der regierte dort,

befahl, dass man von jedem Ort

in den Geburtsort gehen sollte,

weil er die Menschen zählen wollte.

Sie hatten sich dort sozusagen

steuererheblich einzutragen!

Dies war nämlich der Zählung Sinn.

Nach Bethlehem musst' Josef hin

mit seinen Söhnen, die schon groß –

ein Problem war Maria bloß!

Er fragte sich: Was soll ich sagen –

als was wird sie dort eingetragen?

Als Ehefrau? – das wär' nicht recht,

als Tochter? – auch das wäre schlecht!

Wie Josef löste das Problem,

ist aus der Schrift nicht zu erseh’n.

Ob er sie einst zum Weib genommen,

das hab' ich nicht herausbekommen.

Geschrieben wird darüber nicht –

in keinem einzigen Bericht!

Wenn auch die Sorgen ziemlich groß,

zog er mit seinen Söhnen los;

natürlich kam Maria mit,

welche auf einem Esel ritt.

Nach Tagen kamen sie sodann

in Bethlehem ermüdet an.

Nachdem man angekommen war,

Maria Gottes Sohn gebar!

Das Thema will ich kurz nur streifen,

um nicht bereits schon vorzugreifen

auf das, was später ich berichte

eigens in der Weihnachtsgeschichte.

Will mich auf Josef konzentrieren,

Sonst würde das zu weit hier führen.

Hier stelle ich nur zur Debatte,

welche Bedeutung Josef hatte

für Jesus und Marias Leben.

Hier ist nur dieses mein Bestreben.

Jesu Geburt in einem Stall

sprach sich herum fast überall.

Sterndeuter haben das Geschehen

zuvor sogar vorausgesehen.

Die Aufmerksamkeit war sehr groß –

am Stall war wirklich jetzt was los!

König Herodes fand das schlecht,

ihm war die Sache gar nicht recht.

Er fürchtete, dass dieser Sohn 2

später gefährde seinen Thron.

Und er begann, das Kind zu hassen,

und wollte es gleich töten lassen.

Doch er erreichte nicht sein Ziel,

denn Josef kam jetzt mit ins Spiel,

denn Gott warnte im Traume ihn;

er solle nach Ägypten flieh’n.

Und Josefs Reaktion darauf:

Er stand sofort gehorsam auf

und hat gleich alle wach gemacht.

Er nahm das Jesuskindlein sacht,

scharte alle besorgt um sich,

so dass er schon bei Nacht entwich.

Sie litten in Ägypten Not

bis nach König Herodes Tod.

Ein Engel kam im Traum hernieder 3

und sprach zu Josef: »Ziehe wieder

nach Israel, wo für das Kind

und euch keine Gefahren sind.

Herodes, der euch bracht' in Not

sucht euch nicht mehr, denn er ist tot.«

Und Josef, dieser brave Mann,

befolgte diesen Auftrag dann.

Der Traum in Freude ihn versetzte!

Doch diese Botschaft war die letzte

die er vom Himmel noch vernommen.

Kein Traum ist mehr zu ihm gekommen.

Kein Engel ist mehr aufgetaucht.

Doch wurde er noch sehr gebraucht;

denn als Ernährer seiner Lieben

ist er stets fürsorglich geblieben!

1 Lukas 2, 1  7 / 2 Matthäus 2, 13 + 14 / 3 Matthäus 2, 19  23

* * *

Die Pilgerreise nach Jerusalem

und die Suche nach Jesus

Josef ließ sich erleichtert wieder

in Nazareth – der Heimat – nieder.

Hier wuchs sein Ziehsohn nun heran,

bis er gereift zum jungen Mann.

Josef – bemüht an Vaters statt –

umsorgte ihn, machte ihn satt.

Er war zur Hilfe stets bereit

in der gewiss nicht leichten Zeit!

Darum ist es schwer zu verstehen

dass in der Bibel leider eben

so wenig wird von ihm berichtet;

ich hab' da weiter nichts gesichtet.

Nur einmal ist im Text zu lesen,

wo Joseph noch dabei gewesen.

Keiner schrieb Josefs Lebenslauf

nach dem Ereignis weiter auf.

Maria, Joseph, Jesus auch, 1

die pilgerten nach altem Brauch

gemeinsam nach Jerusalem

das Passahfest dort zu begeh’n.

Sie brachten Opfergaben dar,

wie das zum Feste üblich war.

Zwölf Jahre alt war Jesus schon,

welcher hier galt als Josefs Sohn.

Als diese Festlichkeit dann aus,

kehrten sie um – wieder nach Haus.

Nach einer kurzen Strecke schon

vermissten sie dann ihren Sohn.

Nun mussten sie – so war es eben –

sich noch einmal zurück begeben.

Er saß im Tempel und er hatte

mit den Gelehrten 'ne Debatte.

Erleichtert war’n die Eltern jetzt

und andrerseits etwas verletzt.

Doch war’n sie froh, dass sie den Knaben

– der ja erst zwölf – gefunden haben.

Sie sprachen zu ihm ärgerlich:

wir waren sehr besorgt um dich!

Du weist doch wohl, dass wir dich lieben.

Warum bist du zurückgeblieben?

Doch Jesus redete sich raus:

»Dies ist doch meines Vaters Haus!

Nur hierhin brauchtet ihr zu gehen

um mich gesund wieder zu sehen.«

Dachte da Josef recht beklommen:

»Konnte ich da nicht selbst drauf kommen?«

Denn er war ja sein Vater nicht,

er hatte nur die Sorgepflicht!

Jesus gab also – wie wir sehen –

allen, die dort war’n, zu verstehen,

dass Josef nicht sein Vater sei!

Wie fühlte Josef sich dabei?

Das war’s mit Josef dann gewesen!

Mehr kann man über ihn nicht lesen.

Wie war und endete sein Leben?

Hat’s Trauer dann um ihn gegeben?

Trotz dass er alles gut gemacht

hat man nicht mehr an ihn gedacht.

Die Jünger haben von dem Lieben

nun wirklich nichts mehr aufgeschrieben.

Drum endet hiermit die Geschicht’.

doch meine Achtung endet nicht

vor diesem wackren, guten Mann,

welchen man nur bewundern kann.

Drum lasse ich mir’s nicht verwehren

Josef posthum hiermit zu ehren!

1 Lukas 2, 41  52

* * *

Kapitel 3

Maria

 

Marias Herkunft und Kindheit

Nun möchte ich von den Geschichten

über Maria hier berichten.

Dass sie die Mutter Jesu war,

wissen wir durch die Schriften zwar,

doch es ist schwerlich zu erfahren,

wer Ihre Vorfahren einst waren.

Viele von hoch gelehrten Leuten

wollten die Schriften schlüssig deuten,

welche erhalten uns geblieben,