Ich hatte keine Ahnung, dass eine Tribüne im Old Trafford nach mir benannt werden sollte.
Es war für mich eine riesengroße Überraschung und erfüllte mich mit großem Stolz.

Bobby Robson hatte enormes Charisma. Hier werden wir beide 1981 nach einem UEFA-Cup-Spiel zwischen meiner Mannschaft, dem FC Aberdeen, und seiner Mannschaft, Ipswich Town, interviewt.

Mein großer Durchbruch auf europäischer Ebene war der Sieg des FC Aberdeen über Real Madrid beim Europapokal der Pokalsieger.

Willie Miller reckt in Göteborg voller Stolz unseren Europapokal in die Höhe. Der FC Aberdeen schlug eine der größten und besten europäischen Teams.

Ich war unter Jock Stein Trainerassistent der schottischen Nationalmannschaft. Er war genial, und ich löcherte ihn mit Fragen über den Trainerberuf.

Rettete mir der Sieg von 1990 beim Replay des FA-Cup-Finales gegen Crystal Palace meinen Job als Trainer von United? Ich denke, ich hätte auch ohne ihn überlebt. Links erkennt man Norman Davies, den ehemaligen Zeugwart und engen Freund, der leider nicht mehr unter uns weilt.

Martin Edwards, der Chairman von United, hielt in den schwersten Zeiten vor dem Gewinn meines ersten Titels zu mir.

Ryan Giggs wurde von den anderen United Spielern verehrt. Hier hängt er in seinen Anfangszeiten Warren Barton vom FC Wimbledon ab.

Paul Scholes war deutlich besser als Paul Gascoigne. Er ist »zu klein«, dachte ich, als ich ihn zum ersten Mal sah. Welch ein Irrtum!

Der 1992er-Jahrgang: Trainer Eric Harrison mit den goldenen Jungs, die später den Kern einer großartigen United Mannschaft bildeten. Von links nach rechts: Giggs, Butt, Beckham, Gary Neville, Phil Neville, Scholes und Terry Cooke.

Steve Bruce (links) und Gary Pallister waren immer zu Scherzen aufgelegt. Aber sie bildeten als Innenverteidiger ein großartiges Duo.

Éric Cantona konnte Spiele nach seinen eigenen Vorstellungen von Fußballkunst gestalten. Sein spätes Tor sicherte uns 1996 den Sieg im FA-Cup-Finale.

Peter Schmeichel war ein großartiger Torwart. Auch der Dauerbeschuss durch die Crazy Gang des FC Wimbledon in einem seiner ersten Spiele für United konnte ihn nicht bezwingen.

Niemals aufgeben. Nach einem Drei-Tore-Rückstand gegen die Spurs drehten wir 2001 das Spiel und gewannen 5 : 3. Hier hat Verón gerade unser viertes Tor gemacht.

David Beckhams Selbstvertrauen geriet nie ins Wanken. Er war ein guter Athlet und ein fantastischer Stürmer.

Im Mai 2003 wurden wir wieder Meister. Es war David Beckhams letztes Spiel für uns. Beckham verdient großen Respekt für sein Karriere-Comeback.

Der Brasilianer Ronaldo wurde nach seinem Hattrick für Real Madrid 2003 im Old Trafford mit Standing Ovations bedacht. United Fans wissen ein großes Talent zu schätzen.

Bei wichtigen Spielen auf europäischer Ebene wird das Herz auf eine harte Probe gestellt. Bei diesem Champions-League-Spiel von 2003 gegen Real Madrid zerrte die Anspannung an unseren Nerven.

Rio Ferdinand wurde wegen eines versäumten Dopingtests zu einer Anhörung vorgeladen, und Roy Keane war beim Verlassen des Old Trafford an seiner Seite.

Eine drakonische Strafe. Rio wird für acht Monate gesperrt. Doch United ließ ihn nicht fallen.

Roy Keane und ich haben viele ähnliche Charakterzüge. Er war mein verlängerter Arm auf dem Platz. In seinen späteren Jahren machten es ihm Verletzungen immer schwerer, sein enormes läuferisches Pensum aufrechtzuerhalten.

Cristiano Ronaldo arbeitete an allen Aspekten seines Spiels, sogar an Kopfbällen. Hier beim Endspiel des FA Cup 2004, das United gewann.

Mikaël Silvestre und ich danken den Manchester- United-Fans nach dem 3 : 0-Sieg über Millwall im Endspiel des FA Cup 2004.

Hart arbeiten, ausgelassen feiern: nach dem Sieg über Millwall in der Umkleide. Ronaldo sieht noch sehr jung aus.

Rivalen bis zum Schluss: Arsène Wenger und ich hatten unsere Differenzen, aber es gab zwischen uns mehr Verbindendes als Trennendes.

Als wir im Oktober 2004 Arsenals Siegesserie nach 49 Spielen beendeten, war Arsène Wenger stinksauer.

Ruud van Nistelrooy schoss das erste Tor, als wir verhinderten, dass Arsenal das 50. Spiel in Folge gewann: ein explosiver Tag.

Rafa Benítez nahm unsere Rivalität sehr persönlich, aber damit konnte ich umgehen.

Als José Mourinho Trainer bei Chelsea wurde, dachte ich: »Ein Neuer. Selbstbewusst.« Mit ihm gab es eine neue Herausforderung.

Mein Held, Denis Law, und mein guter Freund Bobby Robson bei einem Lunch zur Feier meiner 20-jährigen Trainertätigkeit bei Manchester United. Als aktiver Spieler wollte ich einst wie Denis sein.

Ronaldo war ein vorbildlicher Schüler. Carlos Queiroz spielte eine wesentliche Rolle bei seiner Entwicklung.

Ole Gunnar Solskjær war der geborene Torjäger. In unseren Stürmern fand ich mich immer selbst ein wenig wieder.

Fergie Time: Ich deutete auf meine Uhr, um unsere Gegner zu irriteren, die genau wussten, dass wir häufig noch in letzter Minute Tore schossen.

Michael Carrick als Stürmer bei unserem legendären 7 : 1-Sieg über AS Rom beim Champions- League-Spiel 2007 im Old Trafford: eine nahezu perfekte Leistung.

Die Wunderknaben Ronaldo und Rooney bei unserem 7 : 1-Sieg über AS Rom. Ronaldo schoss zwei Tore, Rooney eins.

In Moskau, der Heimatstadt von Roman Abramovich, besiegten wir Chelsea im Champions-League- Finale 2008. Hier versenkt Ryan Giggs beim Elfmeterschießen den Ball im Tor.

Beim Elfmeterschießen war meine Bilanz nicht gut. Zuerst konnte ich gar nicht fassen, dass wir gewonnen hatten, als Edwin van der Sar den Elfmeter von Nicolas Anelka hielt

Glückliche Rückkehr aus Moskau: Giggs und Ferdinand präsentieren auf dem Flughafen in Manchester den Premier-League- und den Champions-League-Pokal 2008.

Die Labour Party kann immer auf meine Unterstützung zählen. Tony Blair und Gordon Brown wurden echte Freunde.

Die Familie Glazer unterstützte mich vom ersten Tag an und ließ mich meine Arbeit weiterführen. Avram (links), Joel und Bryan besuchten uns in Vale do Lobo, Portugal.

Beim Pferderennen konnte ich mich entspannen. Miteigentümer Ged Mason und ich feiern den grandiosen Sieg von What A Friend in Aintree.

Ruby Walsh erklärt mir, wie er What A Friend zum Sieg führte. In Gesellschaft von Jockeys fühle ich mich immer wohl.

An der Spitze! What A Friend wird Erster im Betfred Bowl Chase.

Auf Vidić und Ferdinand konnte das Team immer setzen. Nemanja hat gerade einen Treffer gegen Inter Mailand in der Champions League erzielt und Rio freut sich ausgelassen mit ihm.

Gute Linksverteidiger sind rar. Aber Patrice Evra gehörte zu den Besten. Er war ein geborener Sieger.

Das großartigste Tor während meiner Zeit bei United war dieser Fallrückzieher von Wayne Rooney gegen Man City im Februar 2011.

Akribisch bereiteten wir uns auf das Champions-League-Finale 2011 gegen Barcelona im Wembley Stadium vor. Doch leider gehen die besten Pläne nicht immer auf.

Das beste Team, gegen das ich je antrat: die großartige Mannschaft von Barcelona 2011.

Konnte man einen besseren Mann an seiner Seite haben als Bobby Charlton? Für mich war er ein loyaler und kluger Freund.

Das ist keine alte Bushaltestelle, sondern The Cliff, unser Trainingsplatz bis 1999. Scholes und Giggs machen mit mir eine Reise in die Vergangenheit.

Lyn Laffin, meine unentbehrliche Sekretärin, hilft mir beim täglichen Verwaltungskram.

David Gill war für mich der beste Chairman. Geradlinig, Fußballexperte und stets loyal.

Was meint die Presse? Phil Townsend, unser Pressechef, hält mich über die Berichterstattung auf dem Laufenden.

In meinen 26 ½ Jahren beim Club wuchs das Personal deutlich an. Ich schätzte alle unsere Mitarbeiter sehr, auch das Wäschereiteam.

Albert Morgan, Zeugwart, Freund und Witzbold, in der Umkleide vom Old Trafford im August 2011.

Edwin van der Sar war einer der großartigsten Keeper der letzten 30 Jahre. Ich hätte ihn schon früher verpflichten sollen.

David de Gea, ein fantastisch athletischer junger Torwart, der an Format gewann, als er aus Spanien zu uns kam.

Geliebter Tunnel. Hier bin ich im August 2011 auf dem Weg zum Spielfeld des Old Trafford.

Éric Cantona, einstiger König des Old Trafford, kehrt im Sommer 2011 zu einem Abschiedsspiel für Paul Scholes zurück.

Mick Phelan und René Meulensteen waren am Ende meine treuen Assistenten. Ich bin all meinen Co-Trainern sehr dankbar.

Die Unzerstörbaren: Paul Scholes, Ryan Giggs und Gary Neville.

Beim Dinner zu meinem 25-jährigen Jubiläum im November 2011. Einige unserer ausländischen Spieler hat der Kilt vielleicht ein wenig irritiert.

Bei diesem Manchester-Derby bedrängte Mancini den vierten Offiziellen zu sehr, was ich ihm auch sagte. Das kurze Geplänkel war bald vergessen.

Ich habe immer respektiert, was Roberto Mancini bei City leistete. In meiner Zeit habe ich erlebt, wie etliche City-Trainer abserviert wurden.

Die Gedenkveranstaltung anlässlich der Hillsborough-Katastrophe im September 2012 im Anfield war von beiden Clubs organisiert worden. Hier reichen sich Sir Bobby Charlton und Ian Rush die Hand.

Die Presse schenkte mir zum Abschied eine Torte mit einem Fön obendrauf. Bei Pressekonferenzen war ich oft impulsiv, aber es gab auch Lacher.

Mein Nachfolger David Moyes – was ich damals noch nicht wusste –, spielte mit dem FC Everton im Februar 2013 bei United.

Das Sahnehäubchen: Robin van Persies Hattrick gegen Aston Villa sicherte uns den Titel 2012/13. Eine großartige Verpflichtung.

Ich weiß noch heute nicht, wie es David Gill gelang, Cathy dazu zu überreden, eine Statue von mir zu enthüllen. Allerdings wollte sie sich nicht davor verneigen …

Der Erfolg machte mich sicher. Bei jeder gewonnenen Trophäe musste ich an die nächste denken.

Als die Statue enthüllt wurde, witzelte ich: »Ich bin unsterblich.« Was für eine Ehre !

Der Pokal der Premier League für die Saison 2012/13 erwartet uns draußen auf dem Spielfeld vom Old Trafford. Meine Arbeit war fast getan.

Besondere Fans an einem besonderen Tag im Old Trafford im Mai 2013, als meine Zeit als Trainer endete.

Cathy kam selten zu Spielen, war aber sonst immer für mich da. Ein letztes Mal lassen wir uns mit dem Premier-League-Pokal ablichten.

Großartiges Finale. Mein letztes Spiel gegen West Brom endete 5 : 5.

Die nächste Generation der Fergusons: meine wunderbaren Enkel bei der Abschiedsparty.

In alter Frische: Wiedersehen mit Freunden aus meiner Zeit bei der Harmony-Row-Jugend in Manchester im März 2013.

Wollen Sie uns verpflichten? Unser alljährliches Treffen von Harmony Row. Fußballteams halten ewig zusammen.

Für Cathys Schwester Bridget,
unsere beste Freundin und
ein Fels in der Brandung

EINLEITUNG

Vor einigen Jahren begann ich, meine Ideen für dieses Buch zu sammeln und mir in der wenigen freien Zeit, die mir meine Arbeit ließ, Notizen zu machen. Ich hatte schon lange den Plan, ein Buch zusammenzustellen, das Menschen innerhalb und außerhalb der Welt des Fußballs interessieren könnte.

Auch wenn mein Rücktritt die Fußballwelt überrascht hat, trug ich mich bereits seit Jahren mit dem Gedanken, diese Autobiografie zu verfassen. Sie ist eine Ergänzung zu Managing My Life, meiner ersten Autobiografie, und konzentriert sich nach einem kurzen Rückblick auf meine Jugend in Glasgow und die guten Freunde, die ich in Aberdeen gefunden habe, auf meine märchenhaften Jahre in Manchester. Da ich selbst ein begeisterter Leser bin, wollte ich unbedingt ein Buch schreiben, das einige der Geheimnisse meines Metiers lüftet.

Im Laufe einer jahrzehntelangen Spieler- und Trainerkarriere erlebt man zwangsläufig Höhen und Tiefen, Niederlagen und Enttäuschungen. Schon während meiner frühen Jahren bei Aberdeen und Manchester United erkannte ich sehr bald, dass ich, wollte ich das Vertrauen und die Loyalität der Spieler gewinnen, ihnen beides zunächst einmal selbst entgegenbringen musste. Es ist die Grundlage für jenen Zusammenhalt, auf dem große Vereine zu ihrer vollen Blüte gelangen. Dabei half mir immer wieder meine Beobachtungsgabe. Manche Menschen betreten einen Raum und bemerken absolut nichts. Aber man muss einfach nur genau hinschauen, denn alles ist zu sehen. Ich habe diese Gabe und nutze sie, um die Trainingsgewohnheiten, Stimmungen und Verhaltensmuster der Spieler einzuschätzen.

Selbstverständlich werde ich die Späße in der Umkleide und alle meine Gegenspieler im Trainerlager vermissen: Diese wunderbaren Typen der alten Schule, die 1986, als ich zu United kam, zu den Großen der Branche zählten. Ron Atkinson zeigte keinerlei Verbitterung, als er den Club verließ, und er hat uns immer mit viel Lob bedacht. Jim Smith ist ein fantastischer Mensch und ein guter Freund. Seine Gastfreundschaft führte stets dazu, dass man bis in die frühen Morgenstunden blieb, und wenn ich dann nach Hause kam, war mein Hemd immer voller Zigarrenasche.

Der große John Sillett, Trainer von Coventry City, war ein weiterer guter Weggefährte, und ich werde den verstorbenen John Lyall nie vergessen, der mir in meinen Anfangsjahren zur Seite stand und mir so viel Zeit opferte. Meine erste Begegnung mit Bobby Robson fand 1981 statt, als Aberdeen Ipswich aus dem UEFA Cup warf. Bobby kam in unsere Kabine und schüttelte jedem einzelnen Spieler die Hand. Er war einsame Spitze, und seine geschätzte Freundschaft bleibt unvergessen. Sein Tod war für uns alle ein großer Verlust.

Es gab aber noch andere Männer der alten Schule, die quasi Relikte vergangener Zeiten waren, weil sie eine Arbeitsethik besaßen, die man nur bewundern kann. Wenn ich zu Amateurspielen ging, waren John Rudge und Lennie Lawrence immer da. Außerdem eine der ganz großen Persönlichkeiten des Fußballs, dessen Teams von Oldham Athletics eine einmalige Frische ins Spiel brachten. Ich meine den großen Joe Royle. Oldham hat uns das eine oder andere Mal wirklich Furcht eingeflößt. Ich werde das alles vermissen. Harry Redknapp und Tony Pulis sind weitere großartige Menschen meiner Generation, und Sam Allardyce ist einer meiner besten Kumpel geworden.

Ich hatte das Glück, bei United wunderbare, loyale Mitarbeiter zu haben. Einige von ihnen arbeiteten mehr als 20 Jahre für mich. Meine persönliche Assistentin, Lyn Laffin, ist mir in den Ruhestand gefolgt und noch immer meine persönliche Assistentin, jetzt in meinem neuen Büro. Des Weiteren Les Kershaw, Dave Bushell, Tony Whelan und Paul McGuinness. Kath Phipps vom Empfang, die im Old Trafford auch meine Lounge für die Treffen nach den Spielen managte, hat über 40 Jahre United die Treue gehalten. Außerdem möchte ich Jim Ryan, der inzwischen im Ruhestand ist, meinen Bruder Martin, der mehr als 17 Jahre als Spieler-Scout im Ausland unterwegs war (ein ungeheuer schwieriger Job) und Brian McClair nennen.

Und natürlich Norman Davies. Ein treuer Freund, der leider schon vor einigen Jahren verstorben ist. Sein Nachfolger als Zeugwart, Albert Morgan, ist ebenfalls eine hervorragende Persönlichkeit, die in ihrer Loyalität nie ins Wanken gerät. Nennen möchte ich auch unseren Mannschaftsarzt, Steve McNally, unseren Chefphysiotherapeuten, Rob Swire, und seinen ganzen Stab, Tony Strudwick und sein tatkräftiges Team aus Sportwissenschaftlern, unsere Wäscherinnen, die ganze Küchenbelegschaft; die Zentrale mit John Alexander, Anne Wylie und all die jungen Mitarbeiterinnen. Mein Dank gilt auch Jim Lawlor und seinem Scouting-Stab, Eric Steele, dem Torwarttrainer, Simon Wells und Steve Brown vom Team für Videoanalyse, unseren Platzwarten unter Leitung von Joe Pemberton und Tony Sinclair sowie unserem Wartungsteam mit Stuart, Graham und Tony: alles hart arbeitende Männer. Vielleicht habe ich den einen oder anderen vergessen, aber ich bin mir sicher, sie wissen, wie viel Respekt ich ihnen entgegenbringe.

Die ganzen langen Jahre haben mich Assistenten und Trainer fantastisch unterstützt. Archie Knox, in meinen Anfangsjahren ein echter Verbündeter, Brian Kidd, Nobby Stiles und Eric Harrison, ein wirklich hervorragender Jugendtrainer. Steve McClaren, ein sehr innovativer und tatkräftiger Coach. Carlos Queiroz und René Meulensteen – zwei fabelhafte Trainer – und mein Co-Trainer, Mick Phelan, ein wirklich gewitzter, aufmerksamer und echter Mann des Fußballs.

Die Grundlage für meine lange Karriere legten Bobby Charlton und Martin Edwards. Ihr größtes Geschenk an mich war die Zeit, die sie mir ließen, einen Fußballverein und nicht nur ein Fußballteam aufzubauen. Auf ihre Unterstützung folgte die wunderbare Verbundenheit, die sich in den vergangenen zehn Jahren zwischen David Gill und mir entwickelte.

Es gibt also jede Menge Stoff für dieses Buch. Ich hoffe, es macht Ihnen Freude, sich meinem Rückblick anzuschließen.

VORWORT

Als ich vor fast 30 Jahren für mein erstes Heimspiel durch den Tunnel aufs Spielfeld schritt, war ich nervös und fühlte mich sehr unter Druck. Ich hatte zur Fankurve am Stretford End hinübergewinkt und war im Mittelkreis als neuer Trainer von Manchester United vorgestellt worden. Jetzt ging ich voller Selbstvertrauen auf das gleiche Spielfeld, um mich zu verabschieden.

Meinen Job bei United machen zu dürfen, war ein Privileg, das wahrscheinlich nur wenige vom Schicksal bevorzugte Trainer erleben dürfen. So sicher ich mir meiner Fähigkeiten im Herbst 1986 beim Umzug von Aberdeen in den Süden auch war, niemand konnte vorhersagen, wie gut sich das alles entwickeln würde.

Nach meinem Abschied im Mai 2013 dachte ich an die vielen Schlüsselmomente zurück: den Gewinn jenes FA-Cup-Drittrundenspiels gegen Nottingham Forest im Januar 1990, bei dem uns ein Tor von Mark Robins ins Finale brachte und mein Job wahrscheinlich gerade am seidenen Faden hing, denn wir hatten einen ganzen Monat lang kein einziges Spiel gewonnen, und das hatte heftig an meinem Selbstvertrauen genagt.

Ohne den Sieg im FA Cup gegen Crystal Palace, knapp vier Jahre nach meinem Start, wären gewiss erhebliche Zweifel an meiner Eignung für diesen Job laut geworden. Vermutlich werde ich nie rausfinden, wie nahe ich meiner Kündigung war, weil diese Entscheidung dem Vorstand von United nie abverlangt wurde. Doch ohne diesen Triumph in Wembley wäre die Zuschauerzahl sicherlich gesunken, und wahrscheinlich hätte sich im Club viel Unzufriedenheit breit gemacht.

Bobby Charlton hätte sich jedem Versuch, mich zu entlassen, widersetzt. Er kannte die Arbeit, die ich leistete, und wusste, wie gut wir auf dem Gebiet der Nachwuchsförderung vorankamen, wie viel Mühe ich investierte und wie viele Stunden ich damit verbrachte, den Verein umzugestalten. Auch der Vorstandschef Martin Edwards wusste das, und es wirft ein gutes Licht auf diese beiden Männer, dass sie den Mut hatten, in diesen düsteren Zeiten an mich zu glauben. Martin wird wohl jede Menge wütender Briefe erhalten haben, in denen meine Entlassung gefordert wurde.

Der Gewinn des FA Cups von 1990 sorgte für eine Verschnaufpause und bestärkte mich in meiner Überzeugung, dass dies ein wunderbarer Club war, mit dem man Titel holen konnte. Der Gewinn des FA Cups in Wembley läutete die guten Zeiten ein. Aber am Morgen nach unserem Sieg hieß es in einer Zeitung: »O.K., Sie haben gezeigt, dass Sie den FA Cup holen können, gehen Sie jetzt nach Schottland zurück.« Das ist mir im Gedächtnis geblieben.

KAPITEL 1
ÜBERLEGUNGEN

Wenn ich ein Spielergebnis anführen müsste, das am besten versinnbildlicht, worum es bei Manchester United geht, dann wäre es das Spiel Nummer 1500, mein letztes. West Bromwich Albion gegen Manchester United 5:5. Verrückt. Wunderbar. Unglaublich.

Wann immer man zu einem Spiel von United ging, erwartete man Tore und Emotionen, und das Herz wurde oft auf eine harte Probe gestellt. Auch an diesem Tag war das so. Wir hatten innerhalb von neun Minuten eine 5:2-Führung gegen West Bromwich aus der Hand gegeben, und ich machte in der Umkleide meiner Verärgerung über die verschenkte Führung Luft. Aber die Spieler durchschauten mich, denn ich konnte meine verhohlene Begeisterung über das spannende Spiel mit dem historischen Unentschieden wohl nicht richtig verbergen. Also sagte ich einfach: »Danke, Jungs. Ihr habt mir einen verdammt guten Abschied geschenkt!«

David Moyes war bereits zu meinem Nachfolger ernannt worden und als wir nach dem Spiel in der Kabine saßen, witzelte Ryan Giggs: »David Moyes hat gerade sein Amt niedergelegt.«

Trotz unserer Abwehrschwächen an diesem Tag war ich stolz und erleichtert, dieses tolle Team von Spielern und den ebenso tollen Trainerstab in Davids Obhut zu übergeben. Meine Arbeit war getan. Meine Familie wartete in der Regis Suite auf dem Gelände von West Brom auf mich, und ein neues Leben lag vor mir.

Es war einer jener Tage, die einem wie ein Traum erscheinen. West Brom hatte alles erstklassig organisiert und sich bestens um mich gekümmert. Später schickten sie mir die von sämtlichen Spielern unterschriebenen Listen mit den Mannschaftsaufstellungen. Fast meine ganze Familie war bei mir: drei Söhne, acht Enkel und etliche gute Freunde. Ich freute mich, dass sie da waren und dass wir alle gemeinsam dieses letzte Spiel erleben konnten.

Als ich auf dem Gelände von West Brom aus dem Teambus stieg, wollte ich jeden Augenblick bewusst genießen. Das Loslassen fiel mir nicht schwer, weil ich wusste, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Am Vorabend vor dem Spiel hatten die Spieler bekannt gegeben, dass sie mir zu meinem Ruhestand etwas überreichen wollten. Ihr besonderes Geschenk bestand aus einer schönen Rolex aus dem Jahr 1941, meinem Geburtsjahr, bei der die Zeit auf 15:03 Uhr eingestellt war, also genau jenen Zeitpunkt, an dem ich am 31. Dezember 1941 in Glasgow das Licht der Welt erblickte. Dazu überreichten sie mir ein Fotoalbum, das meine Zeit bei United Revue passieren ließ – mit Bildern meiner Enkel und meiner Familie auf der Mittelseite. Es war der Uhrennarr Rio Ferdinand, der die Idee für dieses Geschenk hatte.

Nachdem man mir das Album und die Uhr überreicht hatte und heftig applaudiert wurde, bemerkte ich auf den Gesichtern einiger Spieler einen besonderen Ausdruck. Manche waren sich wohl nicht ganz sicher, wie sie mit diesem Moment umgehen sollten, weil sie mich ja immer in ihrer Nähe gehabt hatten; einige seit 20 Jahren. Ich bemerkte den fragenden Gesichtsausdruck, der zu sagen schien: Wie wird es jetzt wohl weitergehen? Manche hatten nie einen anderen Trainer als mich.

Trotzdem war noch ein Spiel zu machen, und ich wollte, dass es gut wird. Schon nach einer halben Stunde lagen wir 3:0 in Führung, aber West Brom war nicht bereit, mir den Abschied zu versüßen. John Sivebæk erzielte am 22. November 1986 das erste Tor für United in meiner Zeit als Trainer. Den letzten Treffer landete Javier Hernández am 19. Mai 2013. Beim Spielstand von 5:2 hätte daraus auch 20:2 für uns werden können. Beim Stand von 5:5 hätten wir auch 20:5 verlieren können. Die Abwehr war das reinste Chaos. West Brom erzielte innerhalb von fünf Minuten drei Tore, alles Treffer von Romelu Lakaku, also ein Hattrick.

Trotz des späten Ansturms auf unser Tor war die Stimmung in der Umkleide ausgelassen. Nach dem Abpfiff blieben wir noch auf dem Spielfeld, um uns bei den United Fans zu bedanken. Giggsy schob mich nach vorn, und die Spieler hielten sich im Hintergrund. Ich stand allein vor einem Mosaik glücklicher Gesichter. Unsere Fans hatten den ganzen Tag über gesungen, skandiert und waren rumgehüpft. Wie gern hätte ich 5:2 gewonnen, aber das 5:5 war in gewisser Weise ein passender Abschluss. Es war das erste 5:5-Unentschieden in der Geschichte der Premier League und das erste in meiner Karriere: Ein abschließendes kleines Stückchen Geschichte in meinen letzten 90 Minuten als Coach.

Wieder zurück in Manchester erwartete mich in meinem Büro eine Flut von Post. Real Madrid schickte ein schönes Geschenk: eine Kopie des La Plaza de Cibeles aus massivem Silber, also jenes Platzes mit dem berühmten Brunnen in Madrid, auf dem die Madrilenen traditionell ihre Meister feiern. Dabei lag ein netter Brief von Florentino Pérez, dem Präsidenten von Real. Auch Ajax Amsterdam und Edwin van der Sar schickten Präsente, und Lyn, meine Assistentin, musste sich durch Berge von Briefen arbeiten.

Beim Heimspiel gegen Swansea City am Wochenende zuvor – meinem letzten Spiel im Old Trafford – hatte ich keine Ahnung, was mich außer einer Ehrenformation noch erwarten würde. Es war das Ende einer arbeitsreichen Woche, in der wir der Familie, unseren Freunden, den Spielern und dem Mitarbeiterstab beibringen mussten, dass ich beschlossen hatte, eine neue Lebensphase einzuläuten.

Der Keim meines Entschlusses, zurückzutreten, war im Winter 2012 gelegt worden. Um die Weihnachtszeit nahm ein Gedanke in meinem Kopf immer klarere und deutlichere Züge an: Ich werde aufhören.

»Warum hast du das vor?«, fragte Cathy.

»So etwas wie das Versemmeln des Titels im letzten Spiel, wie in der vergangenen Saison, halte ich nicht noch mal aus«, erklärte ich ihr. »Ich hoffe nur, wir gewinnen dieses Mal die Meisterschaft und erreichen das Finale der Champions League oder des FA Cups. Das wäre ein großartiger Abschluss.«

Cathy, die im Oktober ihre Schwester Bridget verloren und damit zu kämpfen hatte, über den Verlust hinwegzukommen, stimmte mir bald zu und hielt meine Entscheidung für richtig. Ihrer Meinung nach war ich noch immer jung genug, um in meinem Leben andere Dinge anzupacken, falls ich das wollte. Mein Vertrag verpflichtete mich, den Club bis zum 31. März in Kenntnis zu setzen, falls ich im Sommer zurücktreten wolle.

David Gill hatte mich an einem Sonntag im Februar spontan angerufen und gefragt, ob er bei mir zu Hause vorbeikommen könne. Am Sonntagnachmittag? »Ich wette, er legt sein Amt als Geschäftsführer nieder«, sagte ich. »Entweder das, oder du wirst gefeuert«, meinte Cathy. Tatsächlich hatte sich David entschlossen, am Ende der Saison zurückzutreten. »Mensch, David«, sagte ich. Und ich beichtete ihm, dass ich das Gleiche vorhatte.

An einem der folgenden Tage rief mich David an, um mir zu sagen, dass ich mich auf einen Anruf der Glazers, den amerikanischen Eigentümern des Clubs, die auch die beiden Vorstandsvorsitzenden von United stellten, gefasst machen sollte. Als es so weit war, versicherte ich Joel Glazer, dass meine Entscheidung nichts mit Davids plötzlichem Rücktritt zu tun habe. Ich sagte ihnen, dass mein Entschluss bereits zu Weihnachten festgestanden habe und legte ihm ausführlich meine Gründe dar: Nach dem Tod von Cathys Schwester im Oktober hatte sich unser Leben verändert, und Cathy fühlte sich einsam. Joel zeigte dafür viel Verständnis. Wir vereinbarten, uns in New York zu treffen. Dort versuchte er dann, mir meinen Rücktritt auszureden. Ich sagte ihm, dass ich seine Bemühungen zu schätzen wisse und dankte ihm für seine Unterstützung, und er brachte seine Dankbarkeit für meine Arbeit zum Ausdruck.

Da ich von meinem Entschluss nicht abzubringen war, drehte sich das Gespräch bald um die Frage, wer mein Nachfolger werden könnte. Wir waren uns einig: David Moyes war der richtige Mann.

David Gill kam bei mir zu Hause vorbei, um über die Verfügbarkeit von David Moyes zu reden, denn die Glazers legten großen Wert darauf, dass nach meinem Rücktritt, sobald dieser öffentlich gemacht wurde, keine lange Phase der Spekulationen über meine Nachfolge entstehen sollte. Sie wollten, dass mein Nachfolger sein Amt innerhalb weniger Tage antrat.

Vielen Schotten wird eine gewisse Sturheit und ein starker Wille nachgesagt. Wenn Schotten ihrer Heimat den Rücken kehren, dann meist nur aus einem einzigen Grund, der Suche nach Erfolg. Schotten verlassen das Land nicht etwa, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie ziehen fort, um sich selbst zu verwirklichen. Das kann man auf der der ganzen Welt feststellen, vor allem jedoch in Amerika und Kanada. Das Verlassen ihrer Heimat ist für die Schotten fast immer mit dem Entschluss verbunden, etwas zu erreichen. Diese schottische Sturheit, von der häufig die Rede ist, zeigt sich auch bei mir.

Dem im Ausland lebenden Schotten mangelt es nicht an Humor. Und auch David Moyes fehlt es nicht an ausgeprägtem Witz. Doch wenn es um ihre Arbeit geht, nehmen die Schotten die Sache sehr ernst – eine Eigenschaft von unschätzbarem Wert. Häufig bekam ich dehalb zu hören: »Während eines Spiels sieht man dich nie lächeln.« Darauf antwortete ich immer: »Ich bin nicht da, um zu lächeln, sondern um das Spiel zu gewinnen.«

David besaß einige dieser typischen Wesenszüge. Ich kannte seinen familiären Hintergrund. Sein Vater, David Moyes senior, war Trainer bei Drumchapel, wo ich als junger Bursche gespielt hatte. In seiner Familie gibt es ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Ich will nicht behaupten, dass dies ein Grund wäre, jemanden zu engagieren, trotzdem möchte man sich bei jemandem, der für einen so wichtigen Job vorgesehen ist, einer guten Basis sicher sein. Ich verließ Drumchapel im Jahr 1957, als David senior noch ein junger Typ war. Es gab also keine direkten Berührungspunkte, aber ich kannte die Familiengeschichte der Moyes.

Die amerikanische Eigentümerfamilie Glazer mochte David. Sie waren von Anfang an von ihm beeindruckt. Das Erste, was ihnen gewiss an ihm aufgefallen war, war die Tatsache, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Es ist eine Tugend, aufrichtig über sich selbst zu reden. Und um jeder Befürchtung zuvorzukommen: Ich werde David auf keinen Fall reinreden. Weshalb sollte ich nach 27 Jahren als Trainer den Drang haben, mich da einzumischen? Ich hatte den für mich richtigen Zeitpunkt gewählt, um diesen Abschnitt meines Lebens abzuschließen. Und David würde keine Schwierigkeiten haben, unsere Traditionen weiterzuführen. Er kann Talente gut beurteilen und hat in Everton wunderbaren Fußball gezeigt.

Ich bin mir sicher, dass ich meinen Rückzug nicht bereuen würde. Daran wird sich auch nichts ändern. Wenn man die 70 erst mal erreicht hat, kann es leicht passieren, dass man körperlich und geistig rasch abbaut. Aber ich war vom Augenblick meines Rücktritts an sehr beschäftigt und habe Projekte in Amerika und andernorts übernommen. Es bestand also keine Gefahr, dass ich mich dem Müßiggang hingeben würde.

In den Tagen rund um die Ankündigung meines Rückzugs bestand natürlich das großes Problem, meinen Entschluss den Leuten unseres Stabs in Carrington, dem Trainingsgelände des Clubs, beizubringen. Ich erinnere mich noch daran, dass, wenn ich von den Veränderungen in meinem Leben und vom Tod von Cathys Schwester gesprochen habe, ein mitleidvolles »Aaah« zu hören war. Das ging mir sehr nahe. Ich war wirklich sehr gerührt.

Am Vortag der offiziellen Ankündigung hatten erste Gerüchte die Runde gemacht. Zu diesem Zeitpunkt musste ich es noch immer meinem Bruder Martin beibringen. Das war kompliziert zu organisieren, vor allem mit Blick auf die New Yorker Börse. Deshalb brachte mich die Tatsache, dass die Nachricht langsam durchsickerte, wegen einiger Leute, die ich persönlich ins Vertrauen setzen wollte, in gewisse Schwierigkeiten.

Am Mittwochmorgen, es war der 8. Mai, trommelte ich den ganzen Trainerstab und getrennt davon in der Umkleide die Spieler zusammen. Ich ging in die Kabine, um dem Team mitzuteilen, dass wir die Ankündigung zuerst über die Website des Clubs laufen lassen würden. Keiner durfte sein Handy benutzen. Ich wollte nicht, dass irgendjemand die Nachricht verbreitete, bevor ich Gelegenheit hatte, jeden auf dem Trainingsgelände darüber zu informieren. Doch angesichts der kursierenden Gerüchte wussten sie bereits, dass etwas Wichtiges im Busch war.

Ich sagte zu den versammelten Spielern: »Ich hoffe, ich habe keinen von euch enttäuscht, weil ihr vielleicht geglaubt habt, ich würde ewig bleiben.« Ich hatte nämlich Robin van Persie und Shinji Kagawa bei ihrer Verpflichtung versichert, dass ich nicht so bald in Ruhestand gehen würde, was zum damaligen Zeitpunkt auch stimmte.

»Die Dinge verändern sich«, fuhr ich fort. »Der Tod der Schwester meiner Frau war ein dramatischer Einschnitt für uns. Außerdem möchte ich als Gewinner vom Platz gehen. Und ich werde als Gewinner gehen.«

Von einigen Gesichtern konnte man ablesen, wie schockiert sie waren. »Geht heute zu den Pferderennen und amüsiert euch«, sagte ich. »Wir sehen uns am Donnerstag.« Ich hatte den Spielern diesen Mittwochnachmittag bereits Tage zuvor frei gegeben, damit sie nach Chester fahren konnten. Alle wussten das. Es gehörte zum Plan. Ich wollte nicht, dass die Leute die Spieler für herzlos hielten, weil sie sich an dem Tag, an dem ich mit der Nachricht an die Öffentlichkeit ging, bei den Pferderennen in Chester vergnügten. Deshalb hatte ich großen Wert darauf gelegt, schon eine Woche zuvor anzukündigen, dass sie in Chester sein würden.

Dann ging ich zum Trainerstab hinauf und teilte ihnen meine Entscheidung mit. Alle applaudierten. »Gut, dich loszuwerden«, meinte der eine oder andere.

Von allen Beteiligten waren die Spieler wohl am stärksten vor den Kopf gestoßen. Ihnen werden sicherlich sofort solche Fragen durch den Kopf gegangen sein, wie ›Ob der neue Trainer mich wohl mag?‹ oder ›Ob ich in der nächsten Saison wohl noch hier bin?‹ Die Trainer werden gedacht haben: ›Das könnte für mich das Aus bedeuten.‹ Für mich rückte aber die Zeit näher, in der ich mich von der Bühne des Ankündigens und Erklärens zurückziehen und meine Gedanken ordnen konnte.

Ich hatte im Voraus beschlossen, direkt nach Hause zu fahren, da ich wusste, dass in den Medien ein Riesenwirbel losbrechen würde. Ich wollte Carrington nicht umringt von einer Pressemeute und im Blitzlichtgewitter verlassen.

Zu Hause schloss ich mich ein. Jason, mein Anwalt, und Lyn schickten gleichzeitig SMS, als die Ankündigung veröffentlicht wurde. Lyn schrieb eine Viertelstunde lang eine SMS nach der anderen. Offenbar brachten 38 Zeitungen weltweit, einschließlich der New York Times, die Nachricht auf der Titelseite. Britische Blätter planten zehn- bis zwölfseitige Beilagen.

Der Umfang und die Ausführlichkeit dieser Berichterstattung waren schmeichelhaft. Ich hatte im Laufe der Jahre mit der schreibenden Zunft so manchen Kampf ausgefochten, aber ich hegte nie Groll gegen sie. Ich weiß, dass die Leute von den Printmedien unter großem Druck stehen. Sie müssen gegen das Fernsehen, das Internet, Facebook, Twitter und viele andere Medien antreten und haben darüber hinaus womöglich ständig die Herausgeber im Nacken. Es ist eine harte Branche.

Die Berichterstattung bewies, dass auch die Medien trotz all unserer Konflikte keinen Groll gegen mich hegten. Sie hoben den Wert meiner Karriere hervor und wiederholten, was ich bei Pressekonferenzen gesagt hatte. Ich bekam von den Pressevertretern sogar Geschenke: einen Kuchen mit einem Föhn obendrauf und eine gute Flasche Wein. Beides wusste ich zu schätzen.

Beim Spiel gegen Swansea erklang im Stadion Sinatras My Way und Nat King Coles Unforgettable. Wir gewannen das Spiel so, wie wir so viele der 895 Spiele gewonnen hatten, in denen meine Teams siegreich vom Platz gingen: mit einem späten Tor von Rio Ferdinand.

Meine Rede auf dem Spielfeld hielt ich aus dem Stegreif. Ich hatte mir keine Notizen gemacht. Ich wusste nur, dass ich nicht jeden Einzelnen lobend hervorheben würde. Es ging nicht um die Vorstände, die Unterstützer oder die Spieler: Es ging um Manchester United.

Ich forderte die Fans auf, zu meinem Nachfolger David Moyes zu stehen. »Ich möchte euch daran erinnern, dass wir hier auch schlechte Zeiten hatten«, sagte ich über die Stadionsprechanlage. »Der Club hat zu mir gehalten. Deshalb ist es jetzt eure Aufgabe, zu unserem neuen Trainer zu halten. Das ist wichtig.«

Hätte ich David nicht erwähnt, dann hätten die Leute sich vielleicht gefragt: ›Wie? Wollte Ferguson Moyes nicht als Nachfolger haben?‹ Wir mussten unsere vorbehaltlose Unterstützung für ihn demonstrieren. Der Club muss weiterhin gewinnen. Das war der Wunsch, der uns alle verband. Wie alle anderen wünsche ich mir, dass er weiterhin erfolgreich bleibt. Jetzt kann ich die Spiele so genießen, wie Bobby Charlton es nach seinem Rücktritt konnte. Wenn man Bobby nach einem Sieg trifft, funkeln seine Augen und er reibt sich die Hände. Er freut sich. Dieses Gefühl möchte auch ich verspüren. Ich will in der Lage sein, Champions-League-Spiele anzuschauen und den Leuten zu sagen: Ich bin stolz auf diese Mannschaft, das ist ein großartiger Verein.

Bei dieser Gelegenheit ertappte ich mich dabei, Paul Scholes herauszuspicken. Ich wusste, dass er darüber nicht erfreut sein würde, aber ich konnte nicht anders. Auch Paul war im Begriff, seine Karriere zu beenden. Außerdem wünschte ich Darren Fletcher, der an einer Darmerkrankung litt, gute Besserung, was aber nur wenige mitbekamen.

Ein paar Tage später trat auf einem Flughafen ein Mann mit einem Couvert in der Hand auf mich zu und sagte: »Das wollte ich gerade an Sie einwerfen.« Es handelte sich um einen Artikel aus einer irischen Zeitung, in dem festgestellt wurde, dass ich den Club auf die gleiche Weise verlassen hätte, wie ich ihn gemanagt hatte: In meinem ganz eigenen Stil. »Typisch Ferguson eben«, hatte der Journalist geschrieben. Mir gefiel dieser Artikel. Genau so sah ich meine Zeit bei United, und ich war stolz, dass sie so beschrieben wurde.

Als ich von der Bühne abtrat, brachte David drei Männer seines eigenen Trainerstabs mit – Steve Round, Chris Woods und Jimmy Lumsden. Darüber hinaus übernahm er Ryan Giggs und Phil Neville, was bedeutete, dass René Meulensteen, Mick Phelan und Eric Steele ihre Jobs los waren. Das war Davids Angelegenheit. Ich hatte ihm gesagt, dass ich mich freuen würde, wenn er meine Leute übernehmen würde. Es war aber nicht meine Sache, mich hier einzumischen oder ihn zu hindern, seine eigenen Co-Trainer mitzubringen.

Jimmy Lumsden arbeitete schon lange mit David zusammen. Ich kannte ihn aus meiner Zeit in Glasgow. Jimmy kam etwa eine Meile von meinem Zuhause entfernt, in dem an Govan grenzenden Stadtviertel, auf die Welt. Er ist ein guter Kerl und ein großartiger Fußballspieler. Dennoch fand ich es schade, dass bewährte Männer ihre Jobs verloren, aber so ist das im Fußball eben. Die Angelegenheit wurde jedoch recht gut geregelt. Ich sagte allen dreien, wie leid es mir tue, dass sie nicht bleiben konnten. Mick, mit dem ich 20 Jahre zusammengearbeitet hatte, meinte, ich bräuchte mich für nichts zu entschuldigen, und er dankte mir für die großartige Zeit, die wir miteinander verbracht hatten.

Im Rückblick konzentrierte ich mich nicht nur auf die Triumphe, sondern auch auf die Niederlagen. Ich habe drei FA-Cup-Finales verloren – gegen Everton, Arsenal und Chelsea. Ich habe Ligafinales gegen Sheffield Wednesday, Aston Villa und Liverpool verloren und bin zweimal im Europapokalfinale gegen Barcelona gescheitert. Auch das gehört zur Komplexität von Manchester United: die Wiederauferstehung. Ich war mir stets bewusst, dass es nicht immer nur Siege und Triumphfahrten im offenen Wagen geben würde. Als wir 1995 im FA-Cup-Finale gegen Everton eine Niederlage einstecken mussten, sagte ich mir: ›Das war’s, jetzt werde ich hier einiges verändern.‹ Und das geschah dann auch. Wir stellten junge Spieler des sogenannten Jahrgangs ’92 auf. Wir konnten sie nicht länger zurückhalten. Es handelte sich um eine ganz besondere Gruppe von Spielern.

Wenn man mit dem Club verliert, wirkt das in einem nach. Sich eine Weile darüber zu ärgern und dann genauso weiterzumachen wie gehabt, das kam für mich nie infrage. Wenn man in einem Finale scheitert, trifft einen das tief, vor allem, wenn man 23 Torschüsse aufs Tor hatte und der Gegner gerade einmal zwei, oder wenn man am Ende im Elfmeterschießen unterliegt. Mein erster Gedanke war jedes Mal: ›Überleg dir schnell, was du in Zukunft machst.‹ Gedanklich konzentrierte ich mich sofort auf Maßnahmen zur Verbesserung und Neubelebung unseres Spiels. Ich wollte immer in der Lage sein, mir schnell neue Möglichkeiten auszudenken, während es natürlich viel bequemer gewesen wäre, einfach nur niedergeschlagen zu sein.

Manchmal sind Niederlagen das Beste, was einem passieren kann. Auf Widrigkeiten reagieren zu können, ist eine Gabe. Damit zeigt man selbst in den schlimmsten Phasen Stärke. Bei uns gab es einen großartigen Spruch: Es ist ja nur ein Tag in der Geschichte von Manchester United. Mit anderen Worten: Wieder zurückzukommen ist ein Teil unserer Identität. Wenn man auf Niederlagen lustlos reagiert, kann man sicher sein, dass weitere folgen werden. Häufig verloren wir in einem Match zwei Punkte, weil der Gegner mit der letzten Ballberührung zum Ausgleich kam, und gewannen dann aber sechs oder sieben Spiele in Folge. Das war kein Zufall.

Viele Fans gehen mit den Eindrücken des Spiels am Wochenende am Montagmorgen zur Arbeit. Im Januar 2010 schrieb mir ein Mann und forderte: »Bitte erstatten Sie mir die 41 Pfund, die ich am Sonntag für mein Ticket bezahlt habe. Sie haben mir gute Unterhaltung versprochen. Am Sonntag bin ich aber wirklich nicht gut unterhalten worden. Kann ich also meine 41 Pfund zurückhaben?« Ein schöner Fan war das! Ich überlegte mir, ob ich ihm antworten sollte: »Können Sie die 41 Pfund bitte von meinen Gewinnen der letzten 24 Jahre abziehen?«

Da gewinnt man all diese Spiele gegen Juventus Turin und Real Madrid, und einer verlangt nach einem etwas ruhigeren Sonntag sein Geld zurück! Gibt es irgendeinen Verein auf der Welt, der einem mehr Momente des Schreckens liefert als Manchester United? In jedem Programmheft hätte ich die Fans warnen können: Falls es 20 Minuten vor Spielschluss 1:0 gegen uns steht, gehen Sie lieber nach Hause, sonst könnten es am Ende sein, dass sie hinausgetragen werden müssen und im nächsten Krankenhaus landen.

Ich hoffe, dass mir keiner widerspricht, wenn ich sage: Niemand wurde übers Ohr gehauen. Langweilig war es jedenfalls nie.