Der Schreibcoach

Besser texten, schneller verstanden werden

Ingrid Glomp

So nutzen Sie dieses Buch

Die folgenden Elemente erleichtern Ihnen die Orientierung im Buch:

Beispiele

Hier finden Sie Textbeispiele, die noch einmal verdeutlichen, was einen guten – oder auch nicht gelungenen – Text ausmacht.

Definitionen

Hier werden Begriffe kurz und prägnant erläutert.

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Die Merkkästen enthalten Empfehlungen und hilfreiche Tipps.

Auf den Punkt gebracht

Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine kurze Zusammenfassung des behandelten Themas.

Inhalt

Warum schreiben lernen?

Drei wichtige Ratschläge vorweg

Texte brauchen Struktur

Vor dem Schreiben

Das A und O: die Gliederung

Die Überschrift: Interesse wecken

Der Anfang: Ködern Sie die Leser

Der Hauptteil: Wichtig ist der rote Faden

Der Schluss: Hinterlassen Sie einen guten Eindruck

Schreiben mit Stil

Nicht so passiv

Schreiben Sie positiv

Vielfalt statt Eintönigkeit

Einfach (ist) besser

Sparsam mit Abkürzungen

Mehr Action mit Verben

Überflüssig? Streichen!

Die Beziehungen müssen stimmen

Sätze: am besten kurz halten

Fangen Sie einfach an

Rechtschreibung und Co.: Halten Sie sich dran!

Texte lebendig gestalten

Der Ton macht die Musik

Überarbeiten – so geht‘s

Schreiben für Männer und Frauen –
gendergerechte Texte

Schreiben für den Bildschirm – Websites und Co.

Schreibhemmungen überwinden

Die beiden Schreibphasen trennen

Kleine Schritte

Die Macht der Gewohnheit

Sorgen Sie für Abwechslung

Manchmal bleibt nur Druck

Checkliste für gute Texte

Texte überarbeiten – Beispiele aus der Praxis

Schlusswort

Literatur und Websites

Warum schreiben lernen?

Schreiben muss heute fast jeder, besonders im Beruf: ob Jahres- und andere Berichte, Informationen für Kunden, Klienten oder Patienten, Gutachten oder Anleitungen, Broschüren, Zeitschriftenartikel, Texte für Websites oder sogar ein ganzes Buch. Aber:

Sich gut und verständlich ausdrücken zu können, ist heute wichtiger denn je

Viele Menschen, darunter auch einige Schreib-Profis, haben Probleme, sich verständlich auszudrücken. Manchmal ist man einfach betriebsblind, weil man selbst ja weiß, worum es geht und was man sagen will.

Sinn der Sache ist jedoch, andere zu erreichen, sich ihnen mitzuteilen (es sei denn, man schreibt ein Tagebuch). Ohne Verständlichkeit keine Verständigung.

Verständlich zu schreiben, reicht jedoch nicht aus. Das Geschriebene muss den Leser interessieren. Das Lesen muss leichtfallen, sogar Spaß machen.

Ein guter Text ist verständlich und zudem leserfreundlich.

Nur selten muss jemand lesen, was Sie geschrieben haben

Wolf Schneider, der angesehene Journalist, Autor und „Sprachpapst“, sagte 2010 in einem Interview:

„Blogs, Twitter, E-Mail: Es wird heute dreimal so viel schriftlich produziert wie vor 30 Jahren. Dem steht aber nicht die dreifache Lesefreudigkeit gegenüber, sondern die halbierte. Noch nie war die Chance so gering, gelesen zu werden!“

Kaum jemand kommt im Beruf daran vorbei, zumindest hin und wieder einen Text zu verfassen. Es wird mehr geschrieben denn je. Wer soll das alles lesen?

Ich habe früher Beilagen für Ärztezeitschriften geschrieben. Der zuständige Redakteur hat mir gleich zu Anfang sinngemäß gesagt:

„Der Arzt muss das nicht lesen, was Sie schreiben. Stellen Sie sich den müden Arzt, die abgekämpfte Ärztin vor, die nach einem langen Tag das Heft in die Hand nehmen und durchblättern. Wenn denen nicht gefällt, was sie lesen, wenn es zu schwierig ist, blättern sie weiter oder legen die Zeitschrift ganz weg.“

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Die schockierende Wahrheit ist: Niemand muss Ihren Text lesen. (Außer Sie sind Professor und haben das Lehrbuch geschrieben, um das die Studenten nicht herumkommen. Oder Sie haben ein Stellenangebot oder eine Betriebsanleitung verfasst.) Heute haben potenzielle Leser viele andere Möglichkeiten, sich zu informieren oder zu amüsieren. Und mit denen muss das, was Sie geschrieben haben, um die Aufmerksamkeit der Betreffenden konkurrieren.

Egal, welche Art von Texten Sie produzieren: Wenn diese etwas bewirken sollen, muss Ihr primäres Ziel sein, so leserfreundlich wie möglich zu schreiben.

Schreiben lernen?

Leider lernt man in der Schule meist nicht, was einen klaren, ansprechenden Schreibstil ausmacht. Auch in Studium und Berufsausbildung wird dies nur selten vermittelt.

Ich bin Journalistin. Schreiben ist also mein Beruf. Außerdem überarbeite ich Texte von Menschen, die nicht hauptberuflich schreiben, zum Beispiel von Wissenschaftlern. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Autoren nur einige einfache Regeln beachten müssten – und ihre Texte wären schlagartig besser.

Kurz gesagt gilt es, beim Schreiben alles zu vermeiden beziehungsweise beim Überarbeiten alles zu beseitigen, was den Lesefluss stört und/oder das Verstehen erschwert. Wie man das macht, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.

Mein Motto lautet: „Schreiben ist ein Handwerk: Man kann es lernen und man muss es üben.“

Damit meine ich: Schreiben ist keine Kunst. Obwohl der Gedanke, dass man schreiben lernen kann und muss, vielen fremd sein dürfte. Manche glauben, schreiben kann jeder. Das lernt man schließlich in der Schule – andere denken: Zum Schreiben braucht man eine angeborene Begabung.

Schreiben kann und muss man lernen

Ich behaupte: Gut, lesbar, verständlich schreiben, das kann man nicht automatisch, sobald man weiß, wie man Buchstaben und Wörter aneinanderreiht. Das muss man lernen.

Andererseits ist es keine Geheimwissenschaft und man braucht kein spezielles Talent (außer, Sie möchten ein zweiter Goethe werden oder eine zweite Joanne K. Rowling. Doch selbst die haben ihr Handwerk beherrscht beziehungsweise beherrschen es noch.)

Wie beim Malen und Anstreichen, beim Klavier- und Tennisspielen, beim Haareschneiden und bei Reparieren von Autos gibt es beim Schreiben grundlegende Fertigkeiten und Regeln, die man lernen kann. Der Rest ist Übung.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

E. B. White (1899–1985) war Schriftsteller und Koautor des berühmtesten amerikanischen Schreibratgebers (Elements of Style). Er sah die Dinge ganz pragmatisch:

„Ich denke, Schreiben ist hauptsächlich Arbeit. Wie der Job eines Mechanikers.“

Ich möchte Ihnen zeigen, wie Sie Ihre Texte strukturieren und wie Sie klar und ansprechend formulieren können. Und falls Sie das Schreiben hassen, Angst davor haben oder es aus anderen Gründen meiden: Auch dagegen gibt es Mittel. Denn, wie Sie vermutlich schon bemerkt haben: Letztlich kommen Sie ums Schreiben nicht herum.

Das Schöne: Die Regeln und Tipps in diesem Buch gelten überwiegend für alle Arten von Texten:

und viele mehr.

Übung macht den Meister

Das Schreiben guter Texte macht Arbeit (wie so vieles andere im Leben). Aber die muss nicht beschwerlich sein – wenn man weiß, wie’s geht. Und wie bei jedem Handwerk müssen Sie üben, ehe Sie wirklich Freude daran haben.

Auf den Punkt gebracht

Schreiben ist ein Handwerk: Man kann es lernen und man muss es üben.

Drei wichtige Ratschläge vorweg

Was auch immer Sie schreiben (wollen): Diese drei Grundsätze helfen Ihnen, die Form zu wahren und den Kurs zu halten:

1. Lesen Sie, was Sie schreiben wollen

„Meine Theorie ist:
Wer nicht liest, der kann auch nicht schreiben."

Seymour Hersh, berühmter amerikanischer Journalist

Lesen Sie Texte, die dem ähneln, den Sie schreiben wollen.

Auf diese Weise können Sie im Grunde alles lernen, was Sie wissen müssen:

Allerdings kann es ziemlich aufwendig sein, auf diesem Weg manche Anforderungen an die Art von Text, den Sie schreiben (etwa Dissertation, Fachartikel), herauszufinden.

Deshalb lautet mein zweiter Rat:

2. Informieren Sie sich über Vorgaben und befolgen Sie sie

Lesen Sie nach, ob es für das, was Sie schreiben wollen, spezielle Regeln gibt (zu Textlänge, Textaufbau, Schreibweisen, Wortwahl, Literaturangaben und so weiter). Fachzeitschriften haben auf ihrer Website zum Beispiel Hinweise für Autoren. Oder fragen Sie gegebenenfalls erfahrenere Kollegen.

Der wahrscheinlich wichtigste Tipp, den ich Ihnen geben kann, lautet jedoch:

3. Schreiben Sie für Ihre Leser

Fragen Sie sich bei jedem Text: Für wen schreibe ich? Wer ist die Zielgruppe? Wie alt sind meine Leser, welchen Beruf, welche Vorbildung haben sie?

Danach richtet sich die Sprache:

Aber auch der Inhalt und wie Sie ihn aufbereiten hängt davon ab.

Diese Aspekte sollten Sie beim Schreiben immer berücksichtigen.