Quintessenz* und Prävention
Über den Tellerrand hinaus
Diabetes & Prä-Diabetes
Von Dr. med. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich
Band 6 der Präventions-Buchreihe
Lese-Tipps:
Quintessenz und Prävention Herz & Gefäße (Band 3)
Quintessenz und Prävention Metabolisches Syndrom (Band 4)
Quintessenz und Prävention Bluthochdruck (Band 5)
Quintessenz und Prävention Gewichts-Management (Band 7)
ISBN: 9783955775568
Immer noch viel zu wenig bekannte Phytosubstanzen besitzen erstaunliche, in den Volksmedizinen erprobte anti-diabetische Potentiale
Die Diagnose mit der Stoffwechselstörung Diabetes erzwingt immer einen neuen Lebensstil. Das klingt erst einmal beruhigend – tatsächlich sind fast alle anderen Warnungen vor weit verbreiteten Krankheiten unverhältnismäßig lauter und dramatischer. Doch Gelassenheit wäre völlig fehl am Platz.
Zuckerkrankheit breitet sich aus wie eine stille Epidemie. Mit der großen Tragik, dass viele Betroffene es noch nicht registriert haben. Denn ihre eigenen Nervenbahnen versagen als Opfer eines gestörten Stoffwechsels beim Vermitteln von Informationen. Jedes Herz-Zentrum erlebt Personen mit Diabetes, die sogar einen frischen Herzinfarkt nicht mehr erkennen.
Millionenfach ereignen sich durch einen gestörten Zuckerstoffwechsel Schicksalsschläge, die zwar weniger dramatisch, aber auf lange Sicht ebenfalls lebensbedrohend sind. Unbemerkt werden das Augenlicht bedroht oder die Funktion der Nieren gefährdet. Zehen, Füße und Beine erleiden dramatische Durchblutungsstörungen. Gefäße erkranken und versagen den Dienst. Herzen bewältigen ihre Aufgabe nur fehlerhaft.
Die Krankheit Diabetes wurde als die größte Seuche der Welt erkannt (Quelle: EU-Gesundheitskommissar Markos Kypriano). Sie ist nicht mehr aufzuhalten. Erstmals leben auf der Erde ebenso viele übergewichtige wie unterernährte Menschen. Die Volksrepublik China verzeichnet noch 30 Millionen Einwohner in bitterster Armut. Jedoch zweimal so viele sind im Reich der Mitte bereits wegen Fettsucht in ärztlicher Behandlung!
Es kann nicht oft genug betont werden: Diabetes besitzt eine völlig unzeitgemäße Einschätzung als relativ gutmütige Krankheit der Alten. Falsch!
Die Tom Hanks-Diskussion
Und wenn dann bekannt wird, dass ein Prominenter wie der Weltklasse-Schauspieler Tom Hanks seit Jahrzehnten seine Diabetes-Erkrankung vor der Öffentlichkeit verbergen kann, während er in hohem Maße mit dem HIV-infizierten Rechtsanwalt in „Philadelphia“ und mit einem überaus sympathischen eigenartigen Zeitgenossen in „Forrest Gump“ identifiziert wird, dann ist die Befürchtung begründet, dass Millionen Menschen diese Stoffwechselstörung als bloßes Lifestyle-Problem abtun: Ich habe Zucker, na und?
Der Diskussion um die Diagnose einer Diabetes-Erkrankung bei Tom Hanks schon weit vor seinem vierzigsten Geburtstag verdanken wir eine klare Warnung von Seiten internationaler Ärzte-Forschungsgesellschaften: Wenn man bedenkt, dass auch ein Betroffener wie dieser vielseitige Künstler des Jahrgangs 1956 immer noch eine theoretische Chance darauf hat, trotz dieser Extrembelastung für seinen Organismus hundert Jahre alt zu werden, dann ist der Zusatz angebracht: Nur mit einer strengen GLYX-Diät und einer Verbesserung des Profils der körperlichen Bewegungen allein wird ein solches Ziel nicht zu erreichen sein.
In einer Talkshow hatte Tom Hanks sich von den klaren Empfehlungen seines Arztes distanziert: Nein, er sei nicht von der Notwendigkeit einer radikalen Ernährungsumstellung überzeugt. Dafür wurde der Hollywood-Star in den Medien heftig kritisiert. Zu Unrecht, wie auch Experten der Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) betonen. Zitat: „Weniger Gewicht und mehr Bewegung können den Ausbruch eines Diabetes zwar verzögern, mit zunehmender Erkrankungsdauer nützen Diäten jedoch immer weniger, so dass Medikamente schließlich notwendig werden und einen essentiellen Bestandteil der Therapie bilden.“ Die Mediziner nutzten die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass Menschen mit Diabetes auf ärztliche Behandlung angewiesen sind, zu der in einem gewissen Stadium der Erkrankung in der Regel eine medikamentöse Therapie gehört.
Nach zehn Jahren kommt eine Diät meistens zu spät
Auch Vertreter der Anti-Aging-Medizin mit geprüftem Fachwissen über altersabhängige Veränderungen im menschlichen Körper entscheiden auf dieser Basis. Deutliche Verbesserungen des Lebensstils allein können vermutlich jede zweite drohende Diabetes-Erkrankung irgendwie noch abwehren, mehr nicht. Und es gibt keine Garantie. Eine ganze Reihe von medizinisch geprägten Faktoren sind nicht oder fast nicht durch die Menge an täglichen Kalorien, durch die hohe glykämische Last von Kohlenhydraten oder durch die Intensität von Ausdauersport zu korrigieren. Dazu zählen vor allem der Funktionszustand der Bauchspeicheldrüse und Erbanlagen. Solche Eigenschaften hebeln die Wirkung der vernünftigsten Diät aus.
Zunehmend wird erkannt: Eine umfassende Ernährungsumstellung kann vielleicht noch in der letzten Phase eines prä-diabetischen Zustandes den Blutzucker unter Kontrolle drücken, jedoch im Verlauf der Erkrankung sprechen gestörte oder entgleiste Abläufe immer weniger auf eine Verringerung des Körpergewichts oder ein Vermeiden zu hoher glykämischer Belastungen an. Nach zehn Jahren Zuckerkrankheit kann laut wissenschaftlichen Studien kaum noch jeder Dritte von persönlichen individuellen Verhaltensänderungen profitieren, und die Gabe von Medikamenten wird zwingend notwendig.
Gleichzeitig fürchten Ärzte: Innerhalb zweier Generationen könnte eine Riesenwelle neuer Fälle die Gesundheitssysteme zusammenbrechen lassen und dann bereits zahllose Jugendliche in einen Strudel reißen.
Falsche Einstufung
Weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt, hat dieses Leiden sein Profil wesentlich verändert. Viele, die es in ihrem Körper entwickeln, sind jung oder stehen mitten im Leben und leiden üblicherweise Jahre lang nicht erkennbar an ihren typischen Symptomen – und wollen deshalb gar nicht glauben, dass sie wirklich krank sind. Doch die Realitäten erlauben für die meisten Nationen mit westlichem Lebensstil nur alarmierende Prognosen. In Großstädten leiden etwa ein Drittel mehr Menschen an Diabetes als außerhalb. Neue Fälle entwickeln sich dort doppelt so schnell – darin spiegelt sich vielleicht der besondere Einfluss von Fast Food wieder, und auch der Zusammenhang von sitzendem Lebensstil und von chemischen Substanzen im Feinstaub mit der Gesundheit kommt einem dabei sofort in den Sinn.
Offizielle Stellen schätzen: Jeder dritte Erwachsene mit einer Zuckerkrankheit ist ahnungslos. Viele leben sieben bis zehn Jahre mit der Krankheit, ohne dass sie diagnostiziert wird. Möglicherweise sogar jeder Zweite! In Deutschland sind rund 8,4 Millionen Diabetiker in Behandlung. Manche Experten fürchten eine fast ebenso große Dunkelziffer.
Sie fürchten nicht unberechtigt. Die Zukunft erfordert weitere Maßnahmen. Übergewichtige oder Menschen nahe der Armutsgrenze besitzen ein höheres Risiko – vollwertige Nahrung und Bewegung sind Mangelware. Alle unterliegen - mehr oder weniger - den gleichen Faktoren, die Diabetes stärker begünstigen: eine Bevölkerung mit wachsender Lebenserwartung, Nahrung überreich an Fett und Zucker, sowie ein Lifestyle von Überfluss, der zu Bewegung nicht gerade ermuntert.
Während andere Bedrohungen wie Herzleiden sogar rückläufig sind, ist Diabetes ein wachsendes Problem.
Die Zuckerkrankheit schreitet voran, ist häufig tödlich, und Betroffene erleben ein Chaos an Komplikationen, die buchstäblich jedes Organ treffen können. Diabetes ist bei Erwachsenen der häufigste Grund für Erblindung. Die New York Times schockte 2005 die Nation mit der Meldung: Innerhalb eines Jahres verloren durch Zuckerkrankheit in den USA mehr Menschen eine Gliedmaße als alle amerikanischen Soldaten zusammen durch Kampfhandlungen in Vietnam.
ebenserwartung rückläufig sein wird.