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Pferde eroberten schon als kleines Mädchen mein Herz. Meine Eltern besaßen keine Pferde, aber in der Nachbarschaft meines Elternhauses lebten drei Islandpferde. Diese standen in einer – für damalige Verhältnisse – extrem modernen Offenstallhaltung und wurden nur am Wochenende von den Besitzern ausgeritten. Ich kletterte bei jeder Gelegenheit über den Zaun und verbrachte Stunden mit Putzen und Streicheln. Oft setzte ich mich auch einfach nur auf die Weide und beobachtete die Pferde. Ihr ruhiger Atem und ihre gleichmäßige vorhersehbare Ruhe zogen mich magisch an.
Ich bin ein sensibler Mensch, ich war ein sensibles Kind. Vieles in der Welt der Erwachsenen war mir zu hektisch, zu laut, zu unverständlich. Ich wurde nervös und unruhig.
Bei den Pferden erlebte ich eine vorhersehbare Gleichmäßigkeit, die sich nur veränderte, wenn aus der Perspektive der Pferde Gefahr drohte. Dann lachte ich, weil ich ja wusste, dass dieser Vogel, der da gerade hochflog, kein Grund zum Erschrecken war. Erwachsene sagten mir: „Pferde sind dumm.“ Aber aus Perspektive der Pferde war der hochfliegende Vogel eine potenzielle Bedrohung, vor der sie sich erst mal zurückzogen, die Gefährlichkeit abwogen und dann nach einer Weile wieder zur Ruhe kamen.
Reiten gefiel mir auch als älteres Kind. In weiterer Nachbarschaft durfte ich für 50 Pfennig pro Stunde Ponys mieten. Das war für mich allerdings nur ein mäßiger Spaß. Die Ponys machten, was sie wollten. Die „Vermieter“, die in einem Bauwagen lebten, gaben uns Peitschen in die Hand und sagten, wir sollten die Ponys halt hauen. Aber meine kleinen Kinderhände konnten da nicht viel ausrichten. Ich glaube, sie wollten es auch gar nicht. Ich liebte Pferde – damals wie heute.
Fast jedes 50-Pfennig-Stück, das ich ergattern konnte, floss in die Hände der Bauwagen-Leute. Ich beließ es meistens dabei, die Ponys grasen zu lassen, sobald sie mit mir den Hof verlassen hatten. Es macht mir keinen Spaß, ihre Köpfe an der Trense hochzureißen, um sie vom Fressen abzuhalten, und mit der Peitsche voranzutreiben, damit sie vorwärtsgingen. Es fühlte sich nie schön an. Also zahlte ich und schenkte den Ponys und mir außerhalb des Bauwagen-Grundstücks eine gute Zeit.
Als ich später in die Sportreiterei einstieg, änderte sich meine Perspektive und ich begann, Pferde härter anzufassen, um meine Ziele zu erreichen. Es blieb aber bei dem unguten Gefühl, dass da etwas war, das ich nicht begriff.
Zunächst aber suchte ich einfach nur die wundersame, ruhige und harmonische Welt der Pferde. Bei der Herde sein, ohne Streit, ohne laute Worte. Pferde strahlten diese unnachahmliche Ruhe, Stärke und Größe aus, die mich ansprach und anzog.
Häufig wird mir die Frage gestellt, warum ich denke, dass Mädchen sich so zu Pferden hingezogen fühlen. Aus wissenschaftlicher Sicht habe ich dazu keine Belege. Bei mir persönlich war es so, dass ich mich bei den Pferden einfach sicher und wohl gefühlt habe.
Pferde fordern nicht, sie wollen nur sein. Sie sind da, fressen, kraulen sich, geben gegenseitig auf sich acht und sichern als Herdenverband ihr Überleben. Wenn ich als Kind mal wieder Hausarrest bekam, fühlte ich mich gar nicht mehr als Teil eines Familienverbandes. Bei Pferden konnte ich so ein Verhalten nie beobachten. Ich erlebte sie als starken Verbund mit absolutem Zusammenhalt. Bedrohte man sie nicht, empfanden sie keine Überlebensangst und zeigten auch keine Unruhe, keine Nervosität. Das hat mich von jeher begeistert.
Menschliches Zusammensein und Leben ist wesentlich komplexer und bringt viel mehr Aufregung mit sich. Das habe ich als Kind so empfunden. Bei den Pferden war ich zu Hause, bei den Pferden konnte ich ich sein. Ich sprach stundenlang mit ihnen, graste förmlich mit ihnen, und da ich nur gelegentlich ausreiten durfte, forderte ich auch nichts.
Ich merkte allerdings schnell, dass die Pferde in Aufregung gerieten, wenn ich etwas machen wollte, was ihnen missfiel. Wollte ich einen der Isländer allein von der Koppel zum Stall holen, um ihn zu putzen, tänzelte er nervös umher, riss sich vielleicht sogar los oder quetschte mich, die ihm ja nur Gutes wollte, am Putzplatz an der Wand ein, sodass ich keine Luft mehr bekam und Angst hatte. Das einzelne Pferd wollte nicht bei mir sein. Es wollte zu den Freunden zurück. Das waren die Momente, in denen ich in Gefahr geriet und das Verhalten der Pferde einfach nicht verstand. Erwachsene sagten mir: „Pferde sind gefährlich, da musst du aufpassen!“
Wenn ich das Pferd erfolgreich von der Koppel hinter mir hergezogen hatte, um zum Putzplatz zu kommen, wo ich es anbinden wollte – als kleiner Knirps von gefühlten acht Jahren –, so wie es mir die Erwachsenen gezeigt hatten, dann konnte ich das Pferd nicht in Ruhe putzen und pflegen. Da konnte ich auch mal ärgerlich werden, denn das Pferd verdarb mir ja aus meiner Perspektive die schöne Zeit. Ich wollte das Pferd stundenlang putzen, Hufe auskratzen und Huföl auftragen, während es nur nach seinen Freunden rief. Aus meiner Menschperspektive war es verständlich, dass ich sauer wurde. Von der Pferdeperspektive sprach damals niemand.
Pferde sollten gefälligst spuren, sonst galten sie als aggressiv, gefährlich oder unreitbar. Dieses Prädikat war für die meisten Pferde eine Sackgasse, aus der sie nur selten wieder herauskamen. Erwachsene sagten mir, dass ein Pferd mit seinen „verrückten Ideen“ nicht durchkommen dürfe, dass man sich durchsetzen und ihm ordentlich „Bescheid sagen“ müsse.
Aber wenn ein Erwachsener ein Pferd anbrüllte, dann beobachtete ich, dass das Pferd oftmals gar nicht fügsamer, sondern immer aufgeregter wurde. Ich spürte, dass da irgendetwas nicht stimmen konnte. Nachmachen konnte ich das nicht. Ich schob es darauf, dass ich ja noch zu klein war. Aber würde später alles besser werden? Mit physischer Stärke? Ließen wir die Pferde in Ruhe, dann passierten diese Dinge ja gar nicht. Richtig einordnen konnte ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Irgendwie zog sich dieser Zwiespalt durch die nächsten 40 Jahre meines Zusammenseins mit Pferden hindurch. Man sollte sich durchsetzen, Macht ausüben, sich das Pferd gefügig machen.
Ich habe seit diesen Kindheitstagen eine lange Reise mit Pferden hinter mir. Bis heute habe ich nicht aufgegeben, daran festzuhalten, dass wir uns darin üben müssen, die Perspektive des Pferdes einzunehmen. Es gilt, ihre natürlichen Verhaltensweisen verstehen zu lernen und dementsprechend Lösungsansätze zu finden und anzubieten, denen Pferde angstfrei folgen können.
Denn ohne uns, ohne unser Handeln und Streben haben Pferde ja gar keine Probleme. Dieser Gedanke fasziniert mich bis heute. Aber damals dachte ich: Mögen Pferde uns nicht? Haben sie Angst vor uns Menschen? Warum kommen wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner?
Wenn alle drei Islandpferde gemeinsam am Putzplatz standen, bevor die ganze Familie ausreiten wollte, dann konnte ich sie problemlos stundenlang bürsten, flechten, Hufe reinigen und einölen – also all diese wunderbaren Sachen mit ihnen machen, die mir so viel Spaß machten.
Manchmal scharrten die Ponys mit den Hufen. Das störte mich, regte mich aber auch zum Nachdenken an. Die Erwachsenen schrien: „Hey, jetzt halt doch mal still, pass bloß auf, du!“ Manchmal war dann für ein paar Minuten Ruhe, aber wenn das Pferd erneut scharrte, wurde das Verhalten von den Erwachsenen ignoriert oder gar nicht bemerkt.
Ich fragte mich: „Warum hat das Pferd eben gescharrt, aufgehört und wieder angefangen?“ Wenn ich fragte, hieß es oft: „Frag nicht so viel!“ Dann war ich still. Wollten sie es mir nicht erklären, weil ich vielleicht noch zu klein oder zu dumm war? Aber später, wenn ich selbst mal eine große Reiterin war, dann würde ich es verstehen und den Kleinen erklären.
Es gab einfach so viele Beispiele, die mich zum Nachdenken anregten. Wenn ein Pferd bockte, ausschlug oder nervös wurde, dann dachte ich: „Oh, das arme Pferd!“ Gleichzeitig bewunderte ich die Erwachsenen, die sich durchsetzen konnten. Eines Tages würde ich das auch können. Ein Schlag, ein Schrei, dann war „Ruhe im Karton“. Irgendwie war ich davon überzeugt, das gehörte so und die Erwachsenen wüssten, was sie tun.
Ich selbst erfuhr ja auch Konsequenzen. Wenn ich aus der Perspektive meiner Eltern etwas falsch machte, dann folgte darauf eine Strafe. Hielt ich mich an die Regeln, dann war alles ruhig. Widersetzte ich mich, dann bekam ich Ärger. So wie ich erzogen wurde, so erzog man auch Pferde. Das gleiche Prinzip, manchmal vielleicht noch härter. Es erschien logisch, konsequent und stringent. Nur manchmal, manchmal ging es schief. Da riss sich ein Pferd los, da „hängte“ sich eines am Halfter auf, da fiel eines hin. Nicht immer funktionierte das Prinzip der Strafe. Hatte das Pferd doch mehr Macht über uns, als wir glaubten?
Ich habe diese Form der Machtausübung lebenslang als ungut empfunden. Aber es war eben auch so, dass es „so gehörte“. Fertig! Wenn mir eine Peitsche in die Hand gedrückt wurde, kniff ich die Augen zu und hielt die Luft an, weil es mir so leidtat, ein Pferd zu strafen. Ich wollte das Pferd nicht in Angst und Aufregung bringen. Es fühlte sich falsch an. Trotzdem tat ich wie geheißen.
Nach der Zeit mit den Islandpferden bekam ich mein eigenes Deutsches Reitpony und war damit vollkommen überfordert. Wir machten das Beste daraus. Da Dominik in einem Sportpferdestall untergebracht war, war der Weg in den Turniersport vorprogrammiert. Ich hoffte, nun endlich von den erfahrenen Reitern, Turnierreitern, Profis und Reitlehrern Antworten auf meine Fragen zu erhalten. Ich dachte: „Na, irgendeiner muss es ja wissen, denn alles, was wir mit den Pferden machen, hat sich ja mal einer ausgedacht und weitergegeben.“
Ich folgte dem traditionellen und klassischen Weg. Wenn alles funktionierte und das Pferd machte, was wir sagten, war alles okay. Wenn aber etwas schiefging und der „Bock“ nicht funktionierte, dann gab es „die Hucke voll“. Ich passte mich an, bemühte mich und stieg mehr und mehr in den Dressur- und Springsport ein. Das Deutsche Reitpony Dominik wurde verkauft. Ich zog mit von Turnier zu Turnier und war eine der besten „TTs“, wie die „Turniertrottel“ liebevoll genannt wurden.
Ich liebte es, Pferde fürs Turnier vorzubereiten, sie zu pflegen und sie vor der Prüfung warm und danach trocken zu reiten. Meine eigenen sportlichen Ambitionen spielten kaum noch eine Rolle. Weiter als über die Turnierteilnahme der Klasse L kam ich nicht hinaus. Es gab da irgendeine Blockade in mir. Ich litt immer mit, wenn es den Pferden nicht gut erging.
Ja, Pferde konnten gefährlich sein, darum mussten sie sich dem Menschen unterordnen, aber im tiefsten Herzen spürte ich, dass die dazugehörigen Vorgehensweisen und so manche Trainingstechnik abzulehnen waren.
Ich konnte sie nicht als „normal“ gutheißen. Es gab ja auch viele andere Bereiche, in denen Schläge oder Anschreien als unakzeptabel galten.
Unser Hund erfuhr niemals auch nur einen Klaps, und wenn wir Kinder uns hauten, wurde das unterbunden. In mir erwuchs der Gedanke, dass wir, inklusive aller Erwachsenen, einfach noch nicht genug über Pferde wussten. Viele Probleme entstanden, weil es keine funktionierende Kommunikation zwischen Menschen und Pferden gab.
Wir hatten keine Antworten auf die Fragen der Pferde. Das speicherte ich ganz tief in meiner Seele ab. Den Grundstock legte meine Zeit mit den Islandpferden, mit denen ich ja mehr oder weniger alleine war. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit ihnen sprach und sie fragte: „Könnt ihr mir nicht sagen, warum ihr Angst habt, alleine ohne eure Freunde zum Stall zu gehen?“
Auch mit meinem Pony Dominik führte ich viele Gespräche: „Warum bockst du, wenn ich dich aus dem Stall hole und mit dir in den Wald reite?“, „Warum bist du nicht dankbar, dass ich dich aus der Box befreie und du nach draußen darfst?“ Weder Dominik noch die Isländer antworteten, aber das lag nur daran, dass ich damals ihre Sprache noch nicht verstand.
Als ich mich dem Pferdeflüstern zuwandte, spielte ich Polo. Auch im Training der Polopferde stieß ich immer wieder auf die gleichen Fragen meiner Kindheit und der Turnierreiterwelt: „Warum machst du manchmal nicht, worum ich dich bitte, liebes Pferd?“ Es tat mir immer so leid, wenn ich ein Pferd hatte, das nicht so funktionierte, wie es sollte.
Sundance war so ein Pferd. Ich kaufte die Stute, und zwar nicht, weil sie so ein tolles Wunder-Polopferd war, sondern weil ich mich in sie verliebt hatte. Das passierte mir schnell und andauernd bei nahezu jedem Pferd, zu dem ich damals Zugang hatte. Wenn Pferde nicht funktionierten, dann wollte ich sie retten. Sundance war wahrscheinlich zehn Jahre älter, als man mir damals sagte, aber mir war das egal, ich war verliebt.
Hörte sie den Einschlag des Poloballes, war sie sofort mit gefühlten 60 km/h auf dem Weg zur anderen Seite des Platzes. Ich stand im Sattel, zerrte an den zwei oder vier mir zur Verfügung stehenden Zügeln und ruckte ihr im Maul herum, wie ich es nur gerade eben mit meinen Armen konnte, um wenigstens irgendwann mal die Chance zu erhalten, nach dem Ball schlagen zu können.
Polo ist ein strategisches Spiel. Der, der den Einschlag macht, versucht, den Spielern vorne im Angriff den Ball zuzuspielen, damit sie ein Tor machen können. Ich spielte immer auf Position 1, das ist der Tormacher, wenn ich Sundance ritt. Mehr als „Vollgas“ und geradeaus waren nicht drin. Beim Versuch, sie zu verlangsamen, bockte sie. Den Ball traf ich nur äußerst selten, denn meistens war ich schon am Spielfeldrand angekommen, wenn die anderen sich gerade im Mittelfeld um den Ball kloppten. Es war ein Trauerspiel. Sundance war halt Sundance.
Dumm von mir, sie gekauft zu haben, aber im Rückblick war sie mein Schlüsselpferd. Auf der Suche nach Hilfe konnte ich sie zwei Wochen lang nicht mehr anfassen, nachdem argentinische Grooms hinter verschlossenen Türen ihre Erziehungsmaßnahmen angewandt hatten.
Wenn ich daran zurückdenke, dass mir ein Tierarzt vor dem Spiel die Sedation der Stute empfahl, damit sie nicht mehr so schnell rennen konnte und ich überhaupt mal einen Ball spielen konnte, gefriert mir heute noch das Blut in den Adern.
Alle meinten es ja gut. Ich war dankbar und griff nach jedem Strohhalm. Lösen konnte das Problem niemand. Auch nicht eine berühmte deutsche Dressurreiterin, die meinte, Sundance könnte nur mithilfe von Dressurarbeit dirigierbar werden.
Ich war zwar eine passable Springreiterin, Freizeitreiterin, Dressurreiterin. Aber es lag nahe, dass ich nicht wusste, wie man ein Polopferd trainierte. „Es liegt wohl an meiner mangelnden Kompetenz“, dachte ich damals. Aber ich weinte mehr als einmal in mein Kissen, denn Sundance tat mir leid. Genauso wie die Isländer von damals, der arme Dominik und die vielen anderen Pferde, die ich nicht alle erwähnen kann, weil das Buch sonst Tausende von Seiten hätte. Ich trage sie alle tief in meinem Herzen.
Ich suchte weiter nach der Kompetenz, die das Pferd versteht.
Natural Horsemanship und das Pferdeflüstern führten mich zur Erleuchtung, zumindest dachte ich das damals. Hier wurde auf viele Werkzeuge verzichtet. Dafür kamen andere, neue, mir bis dahin unbekannte Hilfsmittel hinzu.
Vor allem aber kam hier erstmals die Körpersprache zum Einsatz. Der Mensch wurde zur Leitstute, kopierte das Verhalten von Pferden, die man in der Wildnis beobachtet hatte. Es war eine faszinierende Entdeckung, die viele Männer dieser Epoche erfolgreich anwandten und vermarkteten.
Die Entwickler der Methode nahmen an, dass Pferde Gesten entziffern können. Wie Pferde auf die nonverbale Kommunikation mit Ruhe und Verständnis reagierten, das war ein vollkommen neues Feld und faszinierte mich von der ersten Sekunde an. Ich wurde „die deutsche Pferdeflüsterin“ und löste Problempferdeverhalten. Die Geschichten kann man meinen vorangegangenen Biografien entnehmen, die während dieser Zeit von mir geschrieben wurden.
Kurz gefasst begann diese Epoche mit dem Spielfilm mit Robert Redford „Der Pferdeflüsterer“, der international sehr erfolgreich in den Kinos lief. So erfuhr auch ich von der Idee der gewaltfreien, nonverbalen Kommunikation mit Pferden.
Ich machte mich auf den Weg, lernte von den Größten dieser Zeit, praktizierte bis in das letzte und kleinste Detail diese bedeutende Epoche der Evolution des Pferdetrainings. Hauptsächlich trainierte ich Problempferde und zeigte in Vorführungen mit bis zu 20.000 Zuschauern, wie ich Pferde in 30 Minuten anreiten und Problempferde zu Lämmern machen konnte.
Wir, die Pferdeflüsterer, hatten die Lösung, wenn das Pferd bockte, stieg, sich dem Verladen verweigerte, den Schmied trat, sich nicht einfangen oder führen ließ oder Angst vor Regenschirmen hatte. Das Problem konnte gar nicht schlimm genug sein, wir hatten die Lösung. Wir konnten es korrigieren, indem wir die nonverbale Kommunikation des Pferdes nutzten, Gesten nachahmten und Konsequenzen für unerwünschtes Verhalten des Pferdes anwandten, die wir der Wildnis entnehmen konnten.
Das Erziehungssystem unter Pferden wurde von uns kopiert und die Pferde verstanden uns auf wundersame Art und Weise. Wir haben Tausenden von Pferden damit das Leben gerettet und zudem gutes Entertainment geliefert. Es war eine aufregende Zeit, in der ich viel lernen durfte.
Irgendwann fragte ich mich, warum trotz allem so viel Aufregung in den Pferden steckte. Die Erinnerungen meiner Kindheit ließen mich immer noch nicht los: „Warum verstehst du es nicht, warum entstehen Probleme?“ Ich wollte keine Problempferde mehr korrigieren. Ich wollte es einfach lieber gleich richtig machen.
Nur wie?
Mein guter Freund Andreas von Veltheim schenkte mir eines Tages die gute alte „Heeresdienstvorschrift von 1912“, die er auf einem Flohmarkt erstanden hatte. Ich begann zu lesen und niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, welches Feuer in mir entfacht werden sollte. Denn hier begann meine Literaturrecherche, da ich mir Gedanken darüber machte, wie die Pferdeausbildung eigentlich einmal begonnen hatte. Ich bediente mich zahlreicher Literatur.
Ich startete meine Reise in das wissenschaftliche Arbeiten. Das Entwickeln einer wissenschaftlich basierten Pferdekommunikation begann zunächst einmal mit einer Literaturrecherche. Daraus entstand letztendlich auch die Grafik „Die Evolution des Pferdetrainings“. Ich durchlief viele Stufen der Evolution des Pferdetrainings. Alle haben eines gemeinsam: Sie funktionieren aus der Perspektive des „Raubtieres“ oder des Menschen, der sie sich ausdenkt. Und der Mensch hat nicht immer unrecht mit seinen Vermutungen, wie das Pferd menschliche Nachrichten wohl am besten verstehen könnte. Es handelt sich aber oftmals um ein System von Versuch und Irrtum. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht, daher ist es nicht als verlässliche Methode zu definieren.
Der Mensch hat eine Vorstellung, probiert einen Weg aus, und wenn er funktioniert, ist das wunderbar. Funktioniert er nicht, probieren die meisten etwas aus, was andere ihnen vormachen. Oft werden viele Wege ausprobiert, viele erfolglos. Dabei verliert man manche Pferde, aber wenn es klappt, ist es toll.
„Viele Wege führen nach Rom“, ein Satz, der heute keine Gültigkeit bei der Ausbildung von Pferden mehr hat. Viele versuchen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen nach bestem Wissen und Gewissen. Es klappt nur nicht immer.
Als mir klar wurde, dass wir wissenschaftlich fundierte Ergebnisse aus der Perspektive des Pferdes benötigten, die unsachliche Gedanken in den Hintergrund und Fakten in den Vordergrund stellten sowie eine fachliche Diskussion ermöglichten, gab es eine Hürde zu überwinden: Ich brauchte ein Team aus Wissenschaftlern, die mir halfen, mein Forschungskonzept zur Erarbeitung einer wissenschaftlich fundierten Methode umzusetzen.
Im Jahre 2005 begann ich, mein Konzept an Hochschulen in ganz Europa zu präsentieren. Am Ende einer sehr mühsamen und kraftzehrenden Präsentationsreihe konnte ich mich glücklich schätzen, ein Team aus motivierten Wissenschaftlern, Hochschulen und Investoren vertraglich an mich zu binden. Die Andrea Kutsch Akademie (AKA) hatte von nun an drei Partnerhochschulen: den Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, die Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich sowie die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Am 30. Oktober 2007 stellte ich einen Antrag zur Akkreditierung des weltweit ersten Studienganges „Pferdekommunikation, Reit- und Trainingslehre“ mit dem Abschluss „Bachelor of Science“. Zunächst agierte die AKA als nichtstaatliche Fachhochschule. Ich bildete Fachgruppen für Betriebswirtschaftslehre und Tiermedizin (u. a. Reproduktionsmedizin, Komplementär- und Alternativmedizin, Gesundheitsprophylaxe, Parasitologie, Chirurgie, Orthopädie, Tierernährung, Tier- und Umwelthygiene, angewandte Anatomie, Bewegungslehre, Euthanasie, Schmerzforschung). Auch Experten der Ethologie und Psychologie durften nicht fehlen. Mein Forschungsteam wurde dazu erweitert durch Experten der klassischen und traditionellen Reitlehre, Hufschmiede, Reitlehrer und Trainer aller Reitsportdisziplinen und bestand aus über 40 Professoren und Experten.
Ein weiterer wichtiger Partner war Paul Schockemöhle, der uns im Gestüt Lewitz sein Team und seinen Betrieb mit über 4.000 Pferden mit nahezu 800 Geburten pro Jahr bereitstellte. Im Laufe unserer 5-jährigen Forschungstätigkeit standen uns mehr als 7.000 Pferde zur Verfügung. Am 20.8.2009 wurde die AKA gemäß § 81 des Hochschulgesetzes mit Wirkung zum 1.9.2009 als staatliche Fachhochschule anerkannt. Mein Forschungskonzept zur Entwicklung von EBEC konnte im Jahr 2010 erfolgreich abgeschlossen werden. Heute steht die AKA in weltweitem Austausch mit zahlreichen Universitäten unterschiedlicher Fachbereiche, sodass die Methode durch neueste Forschungsergebnisse weiter bereichert wird.
Meine Recherche zur Evolution des Pferdetrainings begann bei den deutschen und traditionellen Reitlehren und ich stieß auf reichlich Lesestoff aus den letzten Jahrhunderten, die die Ausbildung des Reiters und das Training von Pferden definierten.
Das Leitmotiv, das in der Grafik für die erste Epoche des Pferdetrainings steht, zeigt ein liegendes Pferd, das mittels diverser Werkzeuge dominiert wird. Die Jahreszahl 1884 bezieht sich auf das Buch „Das Gymnasium des Pferdes“ von Gustav Steinbrecht, das in diesem Jahr erschienen war.
Die erste militärische Reitanleitung mit dem Titel „Instruction zum Reit-Unterricht für die königlich preußische Kavallerie“ wurde bereits 1822 veröffentlicht. Und 1791 erschien von Ludwig Hünersdorf ein Buch über die Ausbildung von Pferden mit dem vielsagenden Titel „Die natürlichste und leichteste Art Pferde ab-zurichten“.
© aus dem Archiv von Andrea Kutsch
Die Evolution des Pferdetrainings mit den vier Epochen, die die Ausbildung von Pferden prägen.
Dennoch gilt „Das Gymnasium des Pferdes“ als der zeitlose Klassiker der Reitliteratur, dessen erste Auflage von einem Schüler Gustav Steinbrechts einige Monate nach dessen Tod veröffentlicht wurde. Es war auch die Basis für die „Heeresdienstvorschrift von 1912“ (H.DV.12).
Nach einer Überarbeitung der sich darin befindlichen Reitinstruktionen entstand 1954 die erste Ausgabe der „Richtlinien für Reiten und Fahren“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V., das heute in mehreren Bänden vorliegt. Zahlreiche Vorgehensweisen finden sich dann auch später im „FN-Handbuch Pferdewirt“ wieder, das ebenfalls vom FN-Verlag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. herausgegeben wurde.
Ludwig Hünersdorf analysierte 1791 den Umgang mit Pferden aus seiner menschlichen Perspektive, denn in diesen Jahren gab es noch keine Abhandlungen zur Natur oder Sprache des Pferdes, die auf einer wissenschaftlichen Basis untersucht worden wären.
So beschrieb Hünersdorf Verhaltensweisen aus der Natur des Pferdes, die auch heute noch Bestand haben. Damit gab er auch den über die Kommunikation mit dem Pferd nachdenkenden Pferdeflüsterern eine Steilvorlage, die sich 200 Jahre später bemühten, die klassischen und traditionellen Methoden weiterzuentwickeln.
Hünersdorf schuf ein gutes erstes Fundament mit dem Versuch, das Verhalten der Pferde für den Reiter nachvollziehbar zu machen. Er beschreibt beispielsweise auf Seite 34:
„Hat der Reiter endlich das Pferd bestiegen so muss er nicht vergessen, die natürlichen Neigungen des Pferdes vorzüglich mit in Erwägung zu ziehen und mit der ersten Anweisung so nahe wie möglich bei der Natur bleiben.“ (Hünersdorf, 1992)
Diese Feststellung wird auch später von der Generation der Pferdeflüsterer weiter gestützt, die nach Alternativen suchten und sich vor allem durch ihre persönlichen Erfahrungen weiterentwickeln wollten.
Hünersdorf machte sich, neben vielen anderen Rittmeistern dieser Zeit, bereits im Jahre 1791 Gedanken über die natürlichen Triebe des Pferdes. Meine Gedankengänge über das Instinktverhalten des Pferdes regte er mit seinem auf Seite 35 befindlichen Satz an:
„Das Pferd hat aber einen natürlichen starken Trieb zur Freiheit, der nur in Folge durch den Gehorsam bei ihm erstickt wird, der aber jetzt noch lebhaft seyn muss da kurz vorher der Gang des Pferdes und seine Bewegungen nur von seiner Willkür abhingen. Diese Freiheit hört aber auf, so bald der Reiter die Zügel in die Hand nimmt. Denn von jetzt an wird dem Pferd der Weg vorgezeichnet, den es gehen soll. Wir müssen also diesen Grad von Unterwürfigkeit dem Pferd so leicht, wie möglich, machen und dürfen deswegen noch nichts an seiner Stellung und an seinem natürlichen Gang ändern, sondern uns begnügen, dass das Pferd vorwärts gehet wenn wir es anregen.“ (Hünersdorf, 1992)
Daraus leitete ich im Jahre 2005 nach meiner umfangreichen Literaturrecherche auf der Suche „nach mehr im Pferd“ ein Belohnungssystem aus dem instinktiven Verhalten des Pferdes ab, das ich dann wissenschaftlich untersuchte.
Beeindruckend fand ich, dass die Rittmeister dieser Zeit dem Pferd keinen „üblen Willen“ zuschrieben: „Selten ist übler Wille, sondern das blosse Befremden über das, was mit ihm vorgeht, heran Schuld.“ (Hünersdorf, 1992)
Zwangswerkzeuge, wenn die Pferde nicht funktionierten, waren bereits gang und gäbe und gehörten zur Reitlehre dazu. Ich habe in meinen reiterlichen Anfängen gelernt, dass es Peitschenhiebe setzte, wenn meine Sportpferde nicht zum Sprung ansetzen wollten. Und wenn Pferde nicht am Zügel funktionierten, also „die Bremse versagte“, wie mein damaliger Reitlehrer zu sagen pflegte, dann gab es nicht selten am scharfen Gebiss blutigen Schaum, der aus dem Mundwinkel des Pferdes tropfte. Damals zwang ich mich, meine Elefantentränen zu verdrücken, aus Angst, ich dürfte dieses Pferd nicht mehr weiterreiten.
Hünersdorf beschreibt sowohl, dass sich das Pferd daran gewöhnen muss, sich vom Reiter „regieren“ zu lassen, als auch, dass der Reiter lernen muss, das Pferd nicht mit Stärke, sondern mit „Vernunft zu besiegen“. Auch räumt er ein, wie das auch viele Pferdeflüsterer und Anhänger des Natural Horsemanship beschrieben haben, dass man bei jeder Veränderung, also jedem neuen Trainingsschritt, den man mit dem Pferd vornimmt, sich anfangs mit wenig zufriedengeben muss. Also wird bereits im 18. Jahrhundert die Kunst der kleinen Schritte gelehrt. Auch wurden schon damals Gesten wie das Kopfschlagen beschrieben und somit Verhaltensweisen des Pferdes beobachtet. Es gab auch erste Versuche, sie zu definieren.
In der „Instruction zum Reit-Unterricht“ (Stritter, 1882) werden die Abrichtung junger Pferde sowie die erforderlichen Instrumente und Hilfsmittel zur „Bearbeitung böser, diffiziler und verrittener Pferde“ behandelt. Eindrucksvoll beschreibt die Denkweise der Satz auf Seite 106:
„Sinkt das Pferd tief ein […] so bleibt nichts übrig als abzusteigen und das Pferd am langen Zügel, unter beruhigendem Zureden, auf den nächsten Wege auf den festen Boden zu bringen.“
Oder auch auf Seite 112:
„Die Ursachen, welche das Ausschlagen, sowie das Steigen veranlassen, sind verschieden.“ (Stritter, 1882). Schon damals wurde also beschrieben, dass man herausfinden musste, was zum Steigen, Hinfallen etc. führte, aber wenn das Problemverhalten gezeigt wurde, musste das Pferd entsprechend „abgerichtet“ werden.
In der ersten Epoche des Pferdetrainings wird in jedem Fall eingeräumt, dass der Mensch die Fehler zunächst bei sich selber suchen muss. Hünersdorf beklagt sich auf Seite 39 über Reiter, die das Pferd nicht richtig abstrafen. Strafen waren auch damals ein zweischneidiges Schwert.
Einerseits beschreibt Hünersdorf auf Seite 39:
„Kaum sitzen sie auf dem unwissenden Thier, so reissen sie ihm den Kopf auf eine unnatürliche Art in die Höhe, und wenn das Pferd hierüber stutzt und nicht vorwärts will, so stossen sie es in die Rippen und überfallen es mit Schlägen. Sie glauben man müsse die Schärfe gleich gebrauchen um es desto eher zum Gehorsam zu bringen. Mit Bedauern sieht man dann das unschuldige Their voll Angst und Verwirrung durch einander fahren, und es ist nicht möglich das bei einem solchen Umgang etwas herauskommen kann.“ (Hünersdorf, 1992)
Andererseits wird auch beschrieben, mit welchen Konsequenzen Pferde wann abzustrafen sind:
„Bei dem hitzigen Pferde hält aber der Reiter nur bloss die Hand gegen, damit es sich allenfalls in der Stange strafe, […].“ (Hünersdorf, 1992)
Und auf Seite 382/383 wird deutlich, dass das Pferd Konsequenzen mit der Peitsche oder Gerte zu erwarten hat, wenn sein Verhalten unakzeptabel ist:
„[…] auch von Zeit zu Zeit ein Paar recht derbe Hiebe giebt […] und giebt ihnen auf allerlei Art seinen Unwillen über ihre Unachtsamkeit zu erkennen.“ (Hünersdorf, 1992)
Etwas Ähnliches finden wir auch später in der Epoche der Pferdeflüsterer wieder. Tritt unakzeptables Verhalten auf, folgt eine Konsequenz wie zum Beispiel das Verbannen aus dem Herdenverband. Es wird nicht mehr geschlagen, um Verhalten abzustrafen, sondern der Mensch imitiert die Verhaltensweisen der Pferde untereinander.
Ein Pferd im Herdenverband zeigt Demutsgesten, um Situationen zu entschärfen. Der Mensch vertreibt das Pferd so lange, bis es Demutsgesten zeigt, und lässt es erst dann zu sich kommen. Angstreaktionen des Pferdes sind beim Vertreiben nachgewiesenermaßen wesentlich weniger ausgeprägt, als wenn es mit Hieben, Schlägen oder Schreien abgestraft wird.
Die klassische Reitlehre beschreibt den Einsatz der Stimme zum Beispiel auf Seite 48:
„Denn wenn das Pferd auf die Zunge allein nicht genug gehet und man lässt es zugleich die Ruthe lebhaft hören oder sogar empfinden, so wird es beim nächsten hören lassen der Zunge zu gewiss aufmerksamer seyn.“ (Hünersdorf, 1992)
Beindruckenderweise wird hier bereits der Versuch unternommen, Konsequenzen für negatives Verhalten sukzessive zu erhöhen. Der Trainer beginnt also erst mit einem Geräusch mit der Zunge. Folgt darauf nicht das erwünschte Verhalten, kommt die Peitsche zum Einsatz. Danach kommt schon in der nächsten Steigerung der Sporen zum Einsatz.
Sogar eine Form der negativen Verstärkung, also wann der Sporen entfernt werden soll, wird beschrieben. Der Reiter soll den Fuß mit dem Sporen umdrehen, um das Pferd damit schmerzlich zu treffen, aber wenn das Pferd den Sporen weicht, soll der Reiter diesen auch wieder entfernen. Im Grund genommen ist das ein erster Versuch des Einsatzes der negativen Verstärkung im Sinne der operanten Konditionierung. Diese wird gemäß meiner Evolutionsgrafik im Jahre 1905 erst mal definiert und untersucht.
Auf Seite 191 wird aber klar, dass es sich nicht um kleine Druckmomente handelte:
„In einem Falle will ich sie ihnen zu gestehen, nemlich: wenn man ein Pferd hat, das zu faul, starr und gefühllos ist, das gegen die Hülfen und sogar Strafen des Reiters, fast gar keine Empfindung äussert, wird ein solches Pferd zwischen die Pilaren genommen, so kann man ihm mit der Peitsche so lange zusetzen, bis man es aufweckt und ihm Empfindung erregt.“ (Stritter, 1882)
Stritter beschreibt dazu 1882 in der „Instruction zum Reit-Unterricht“ zum Beispiel, dass eine angemessene Schenkelstrafe zur verbesserten Aufmerksamkeit des Pferdes führen soll. Es wird ganz klar eingeräumt, dass man bei vielen Ausbrüchen des Pferdes mit Gewalt nichts ausrichten kann. Es wird also bereits zwischen Bestrafung und Gewalt unterschieden. Mit Gewalt erreicht man nichts, aber Bestrafung muss sein.
So wird auf Seite 116 beschrieben:
… bereinstimmenden Hilfen und Strafen hüten und sich wohl geprüft haben, ob er sich dem Pferde auch an Kräfte gewachsen glaubt. Denn geht der Reiter aus einem solchen Kampfe nicht als Sieger hervor und wird er aus Mangel an Muth und Ausdauer oder an körperlichen Kräften nach einem misslungenem Versuche dieser Art zum Nachgeben gezwungen, so hat er nicht allein seine Lage für den Augenblick verschlimmert sondern auch sein Spiel gegen dieses Pferd in der Regel auf immer verloren.“ (, 1882)