Kapitel 17
Ausblick

Als Ben Chestnut in den frühen 2000er Jahren noch eine Agentur für Webdesign betrieb, gab es unter den Entwicklern den Spruch »Wenn nichts mehr klappt, füge einen ​Affen hinzu – Kunden lieben Affen«. Folgerichtig wurde ein Schimpanse das Maskottchen für das damalige Nebenprojekt Mailchimp. Die Kunden liebten den Affen tatsächlich. Befragt, wie das Tier denn heißt, antwortete Chestnut mit dem »most ridiculous name we could think of«, dem lächerlichsten Namen, den sich das Team ausdenken konnte: »Frederick ›Freddy‹ von Chimpenheimer IV.« war geboren.

Bereits 2005 wurde aus dem Nebenprodukt der Haupt-Geschäftsbereich der Firma und im Jahr 2007 drückte Chestnut den virtuellen »Reset-Knopf« und wandelte die vorherige Webdesign-Agentur in eine produktgetriebene Firma um, die sich ausschließlich um Mailchimp kümmert. Ein sehr interessantes Interview mit Ben Chestnut über diese Zeit finden Sie unter http://doeswhat.com/2012/09/26/interview-with-ben-chestnut-mailchimp/.

Heutzutage setzen zahllose Privatleute, Start-ups und gestandene Firmen weltweit Mailchimp ein. Vom gelegentlichen Newsletter an Familie und Freunde bis hin zu halb-täglichen Terminmarktnotierungen (ja, richtig, ZWEI Newsletter pro Empfänger pro Werktag – eines der Projekte, die wir für einen Kunden realisiert haben) findet sich eine riesige Bandbreite an Anwendungen für den Schimpansen aus Atlanta.

Einzigartig bei Mailchimp ist dabei, wie das Werkzeug für alle diese Bereiche genutzt werden kann, ohne dabei übermäßig komplex zu sein oder dem Anwender Limitationen aufzulegen. Mailchimp legt eine hohe Innovationsrate vor – im Schnitt kommen alle sechs bis acht Wochen neue Funktionen hinzu –, ohne aber die Anwender zu verprellen oder unnötig zu verwirren.

Die Änderungen der letzten zwei Jahre zeigen, wohin die Reise geht: Zunehmende Integration von Social Ads über Facebook und Instagram – weitere werden sicher folgen – sowie die deutliche Fokussierung auf Onlineshops und E-Commerce ermöglichen ein umfassendes Kampagnenmanagement. Mit dem Anbieten von Landingpages, Postkarten, Popups und demnächst Microsites werden weitere Bereiche erschlossen, die Mailchimp in eine umfassende Onlinemarketing-Plattform entwickeln.

Für Sie bedeutet dies vor allem zwei Dinge: Investitionsschutz und langfristige Planbarkeit! Wenn Mailchimp jetzt das richtige Tool für Sie ist, dann wird es das auch noch in zwei oder fünf Jahren sein. Die Basis, die Sie sich heute anhand dieses Buches oder durch die Dienstleistung einer auf Mailchimp spezialisierten Agentur schaffen, können Sie über die Jahre weiter ausbauen und Ihren wachsenden Bedürfnissen anpassen.

Unsere Website https://www.mailchimp-agentur.de hilft Ihnen dabei, Mailchimp auch nach Abschluss der Lektüre dieses Buches weiter professionell zu nutzen. Wir berichten dort regelmäßig über Neuerungen, geben Tipps und zeigen Tricks und stellen interessante Anwendungsszenarien vor. Selbstverständlich können Sie sich dort auch in einen Newsletter eintragen und hören dann einmal im Monat von uns.

Danke bis hierhin! Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören!

Viel Spaß mit Mailchimp,
Michael Keukert, Aachen, 29.02.2020

Kapitel 16
Mailchimp-Apps

Als Software-as-a-Service (SaaS) wird Mailchimp komplett im Webbrowser bedient. Das ist praktisch, da man von überall aus – Büro, Wohnzimmer oder Café – auf seine Listen und Kampagnen zugreifen kann. Sie benötigen lediglich eine Internetverbindung.

Je nachdem, was man machen möchte, ist der kleine Bildschirm eines Smartphones aber doch zu gedrängt, oder man braucht gar nicht die Funktionalität des kompletten Systems und möchte nur eine bestimmte Funktion nutzen. Zu diesem Zweck hat Mailchimp eine ganze Reihe von Apps für Android- und Apple-Smartphones und -Tablets herausgebracht.

Im Vergleich zur ersten Auflage dieses Buches fand bei den Apps ein Kahlschlag statt. Gab es im Frühjahr 2016 noch fünf Apps im Google PlayStore, so sind dort heute nur noch drei zu finden – eine davon ein Spiel. Apples App Store listete sechs Apps auf, heute sind es nur noch fünf – davon zwei Spiele und ein Adressexporter für den Mac. Ein Teil der Funktionalität der weggefallenen Apps wurde in die Mailchimp-Haupt-App übertragen, der Rest, von dem ich nur annehmen kann, dass Mailchimp die Nutzungszahlen im Auge behielt, bleibt verloren.

Abb. 16.1: Mailchimp-Apps im Google PlayStore

Für Android-Tablets und Smartphones stehen insgesamt zwei Apps zur Verfügung. Hier wird keine Unterscheidung zwischen Smartphone und Tablet gemacht – die Mailchimp-Subscribe-App lässt sich jedoch nur auf Tablets sinnvoll bedienen.

Abb. 16.2: Mailchimp-Apps in Apples App Store

Ähnlich sieht es bei der Unterstützung für iPhones, iPads und die ​Apple Watch von Apple aus. Bei den Apple-Apps unterscheidet Mailchimp jedoch zwischen Apps, die auf dem iPhone, und Apps, die auf dem iPad laufen. Lediglich die Mailchimp-App selbst steht für beide Geräte zur Verfügung.

Die ​Apps im Überblick:

Seit der Erstausgabe dieses Buches weggefallene Apps sind:

Im Folgenden stelle ich die einzelnen Apps und Ihre Aufgabenbereiche kurz vor. Die Screenshots sind auf iPhone beziehungsweise iPad angefertigt – die Bedienung ist aber auf Android-Geräten identisch.

Mailchimp Marketing & CRM

Bei dieser ​App handelt es sich um die »Haupt-App« von Mailchimp. Sie dient primär dem schnellen Überblick über die aktuell laufenden Kampagnen und der Freigabe von vorbereiteten Newslettern.

Abb. 16.3: Kampagnendetails in der App

Zu jeder einzelnen Liste kann man sich die relevanten Daten anschauen. Blau hinterlegte Zahlen oder Einträge können mit dem Finger angetippt werden und öffnen dann eine weitere Ansicht. So kann man sich zum Beispiel anschauen, wer den Newsletter gelesen hat oder welche Abonnenten neu hinzugekommen sind.

Im Bereich ​Report kann dann die Leistung jedes einzelnen Newsletters betrachtet werden. Auch hier liegt das Augenmerk auf der schnellen Information – weniger auf der intensiven Arbeit im Account.

Abb. 16.4: Die App behält den ganzen Account gut im Überblick.

Abb. 16.5: Die Kampagneneinstellungen können direkt aus der App verändert werden.

Unter ​Campaigns kann man vorbereitete Newsletter ansehen. Die Darstellung auf dem Smartphone-Bildschirm ist etwas unbequem, da die Ansicht leider nicht skaliert. Hier sollte man besser ein Tablet benutzen. Von diesem Bildschirm aus können Sie einen Newsletter auch direkt versenden. Die App lässt sich somit auch für Freigaben durch einen verantwortlichen Vorgesetzten nutzen, auch wenn dieser gerade auf Dienstreise ist.

Abb. 16.6: Auf dem Smartphone machbar, auf dem Tablet besser: Editieren direkt aus der App heraus.

Abb. 16.7: Der Editor funktioniert nahezu genau so wie am Bildschirm.

Die App wird ständig weiterentwickelt – neue Versionen erscheinen in der Regel alle paar Monate. Zwischenzeitlich wurden auch Funktionen hinzugefügt, die das Bearbeiten von Newslettern direkt aus der App heraus ermöglichen. Die Funktionsweise des Editors ist dabei grundsätzlich die gleiche wie bei der Web-Version. Lediglich visuell unterscheiden sich die Versionen etwas. Dafür kann man mittlerweile eine sehr gute Vorschau in der App selbst haben.

Abb. 16.8: Die Template-Vorschau auf einem gewöhnlichen Smartphone.

Ich benutze diese App meist, um zwischendrin einen schnellen Überblick über die Leistung einer frisch versendeten Kampagne zu erhalten. Der Leistungsumfang ist über die Jahre beständig gewachsen, sodass die App mittlerweile auch für den produktiven Einsatz unterwegs geeignet ist. Eine Mitarbeiterin hatte kürzlich einige längere Wartezeiten zwischen zwei Arztterminen gehabt und nutzte die App, um aus dem Wartezimmer heraus Änderungen an einem Newsletter vorzunehmen, einen Testversand an die Kundin zu machen und dann den finalen Versand anzustoßen.

Mailchimp ​VIPs

Diese App ist seit einiger Zeit nicht mehr im PlayStore oder dem iTunes Store vertreten. Sollten Sie die App aber bereits auf Ihrem Smartphone oder Tablet haben, dann kann sie nach wie vor benutzt werden.

In jeder Liste gibt es vermutlich Personen, bei denen Sie ganz besonders gespannt sind, wann – oder gar ob – sie Ihren Newsletter lesen und wie sie darauf reagieren. Um Ihnen zu ersparen, wie gebannt vor dem Computer zu sitzen und jede Minute die Statistiken zu aktualisieren, gibt es die Mailchimp-VIPs-App – auf Android ehemals etwas spöttisch »​Golden Monkeys​« genannt.

Abb. 16.9: VIP-Aktivitäten. Sie können sehen, welcher VIP-Empfänger welche E-Mails geöffnet oder Links angeklickt hat.

In jeder Mailchimp-Liste können Sie einzelne Abonnenten als ​VIP markieren. Dies ist eine rein interne Kennzeichnung für Sie – die betreffende Person ist sich nicht gewahr, dass sie ein VIP ist. Die Aktivitäten der VIPs – und nur diese – werden in der Mailchimp-VIP-App sofort dargestellt.

Abb. 16.10: Mittels Push-Benachrichtung sehen Sie auch im Lockscreen, wenn VIPs Ihre E-Mails lesen.

Wenn Sie der App erlauben, Ihnen »Push-Benachrichtigungen zu senden, dann bekommen Sie sofort eine Nachricht, wenn ein VIP den Newsletter öffnet oder beispielsweise auf den Kaufen-Link in einem Angebotsnewsletter geklickt hat.

Mailchimp ​Subscribe

Das Kernstück Ihres E-Mail-Marketings sind die zahlreichen Adressen der Abonnenten, organisiert in Ihren Listen. Das Gros Ihrer Abonnenten wird sich über Ihre Website anmelden. Doch was ist mit Kunden in einem Ladenlokal oder Besuchern an einem Messestand? Hier besteht schon direkter Kontakt durch Sie oder Ihre Mitarbeiter. Den Besucher oder Kunden zu bitten, sich über die Website zum Newsletter anzumelden, verkompliziert es für den potenziellen Abonnenten und schafft einen Abstand zwischen dem (hoffentlich) positiven Erlebnis des Gesprächs und dem Zeitpunkt der Anmeldung. Viel besser wäre es, den Kontakt an Ort und Stelle zum Eintragen auffordern zu können. Genau das leistet die mobile App Mailchimp Subscribe!

Die App ist für Tablets wie das Apple iPad oder das Google Nexus konzipiert, denn nur diese Geräte bieten genug Platz auf dem Bildschirm, um eine Newsletter-Anmeldemaske aufzunehmen.

Abb. 16.11: Mailchimp Subscribe können Sie für die Anmeldung zu Ihrem Newsletter auf Tablet-PC einsetzen.

Mailchimp Subscribe kann mehrere Formulare für verschiedene Listen verwalten. Starten Sie also über Add Form ein neues Formular und wählen Sie dann die Liste aus, für die das Formular ist. Vorher jedoch müssen Sie sich mit der App in Ihren Mailchimp-Account einloggen. In den nächsten Schritten können Sie dann die Anmeldemaske gestalten.

Abb. 16.12: Die Gestaltung der Anmeldemasken in Mailchimp Subscribe funktioniert mit wenigen Fingertipps.

Die Gestaltung geht relativ schnell von der Hand, was daran liegt, dass die gestalterischen Mittel sehr begrenzt sind. Das kann aber durchaus als Vorteil gesehen werden, denn so konzentriert sich die Anmeldemaske auf das Wesentliche.

Abb. 16.13: Die fertige Anmeldemaske in der Portrait-Ansicht

Nachdem die Anmeldemaske designt ist, kann man sie gegen Veränderungen sperren. Schaltet man dann auf dem Tablet den sogenannten ​Kiosk-Modus ein, wird Mailchimp Subscribe als einzige App ausgeführt, ohne dass ein Benutzer die App wechseln kann oder sich die Konfiguration des Tablets ändert. Informationen zur Einrichtung des Kiosk-Modus unter iOS finden Sie unter https://support.apple.com/de-de/HT5509 – unter Android sind dafür externe Apps wie zum Beispiel ​SiteKiosk nötig.

Es gibt mittlerweile einige sehr schöne Boden- oder Theken-Ständer für iPads und andere Tablets, mit denen man das Gerät im Ladenlokal oder auf der Messe diebstahlsicher aufstellen kann. Eine andere Alternative ist es, dem Standpersonal auf der Messe jeweils eigene Tablets zu geben und nach einem Beratungsgespräch die Mailchimp-Subscribe-App zu starten und den Interessenten zum Anmelden zu bewegen.

Zur Drucklegung dieses Buches war die letzte Version dieser App vom August (Google) beziehungsweise September (Apple) 2016 – für eine App eine recht lange Zeit. Möglicherweise ist das ein Indiz dafür, dass die App über kurz oder lang aus den jeweiligen App-Stores verschwindet. Sie sollten sie also besser direkt herunterladen.

Mailchimp ​Editor

Diese App ist seit einiger Zeit nicht mehr im PlayStore oder dem iTunes Store vertreten. Sollten Sie die App aber bereits auf Ihrem Smartphone oder Tablet haben, dann kann sie nach wie vor benutzt werden. Die Funktionen der »Mailchimp Editor«-App sind mittlerweile nahezu alle in der »Mailchimp Marketing & CRM«-App verfügbar.

Mit der Einführung der neuen ​Template-Engine in 2014, die das Erstellen von Templates und Newslettern sehr vereinfacht hat, kam der Wunsch nach einem bequemen Editor für Tablets auf. Die ursprüngliche Mailchimp-App war für diesen Zweck nicht geeignet. So wurde auf Basis des neuen Editors eine spezielle App – passenderweise Mailchimp Editor – auf iPad und Android-Tablets zugeschnitten.

Abb. 16.14: Mailchimp Editor. Auch komplette Kampagnen können mittels App auf dem Tablet umgesetzt werden.

Auf Finger-Bedienung optimiert, führt die App den Benutzer Schritt für Schritt durch die Erstellung eines neuen Newsletters. Man hat aber auch Zugriff auf sämtliche bislang versendeten Newsletter oder auf Entwürfe, die noch nicht versendet sind. Die Mailchimp-Editor-App und die Bedienung über den Browser laufen dabei parallel. Man kann jederzeit von einem zum anderen wechseln und die Arbeit am jeweils geeigneteren (oder verfügbaren) Gerät fortsetzen. So können Sie zum Beispiel während einer Bahnfahrt den nächsten Newsletter zusammenstellen und die Texte schreiben. Sobald Sie dann wieder zu Hause oder im Büro sind, können Sie Bilder aufbereiten und hinzufügen und das Feintuning machen.

Abb. 16.15: Die Mailchimp-App ist an die Bedienelemente des Tablets angepasst. Fingergesten ersetzen die Maus.

Beim Definieren der Inhalte stehen die gleichen Inhaltselemente wie beim »großen« Mailchimp zur Verfügung. Sie werden mit den Fingern an Ort und Stelle bewegt, wie sie mit Inhalten gefüllt werden müssen.

Aufgrund der Bildschirmgröße ist viel »Fingerarbeit« zu erledigen. Ich bevorzuge die Arbeit an einem größeren Bildschirm mit der Maus. Man gewöhnt sich aber schnell an das Scrollen durch die Bausteine und wie man die einzelnen Bausteine platziert.

Bei den Bildern ist man auf die Grafiken angewiesen, die sich bereits auf dem Gerät befinden. Hier empfiehlt es sich oft, lediglich Platzhalterbilder auf dem Tablet zu benutzen und dann am Computer die Bilder für den Newsletter aufzubereiten und einzusetzen.

Abb. 16.16: Die Übersicht über alle Kampagnen. In der Tablet-App ist ein Vorschaubild zu sehen.

Die Kampagnen-Übersicht ist auf dem Tablet sogar schöner gelöst als in der Browser-Version, denn von jeder Kampagne wird ein kleines Vorschaubild angezeigt. Von hier aus können Newsletter versendet werden. Hier können Sie auch die Entwürfe verwalten beziehungsweise einen neuen Entwurf erstellen.

Insgesamt ist die Mailchimp-Editor-App sehr aufgeräumt und schön zu bedienen, jedoch noch kein vollwertiger Ersatz für die Browser-Version.

Mailchimp ​Snap

Diese App ist seit einiger Zeit nicht mehr im PlayStore oder in Apples App Store vertreten. Sollten Sie die App aber bereits auf Ihrem Smartphone oder Tablet haben, dann kann sie nach wie vor benutzt werden. Anfang 2015 stieß diese App zur Reihe der Mailchimp-Apps hinzu und dient dem schnellen und einfachen Versenden fotobasierter Newsletters.

Zielgruppe sind hier eher private Newsletter, eine Anwendung ist aber auch bei Prominenten- und Marken-Newslettern (was ja im Prinzip dasselbe ist) oder für Events vorstellbar.

Die Bedienung von Mailchimp Snap ist komplett auf Fotos ausgelegt – es kann aber immer nur ein einziges Foto als Grundlage für den Newsletter gewählt werden. Dieses kann unmittelbar über die Smartphone-Kamera aufgenommen werden oder aus den auf dem Gerät gespeicherten Bildern stammen. Eine Anbindung an den populären Foto-Dienst Instagram ist ebenfalls möglich.

Abb. 16.17: Mailchimp Snap ist die App speziell für Foto-Newsletter.

Abb. 16.18: Mailchimp Snap hat einen sehr eingeschränkten Funktionsumfang. Die Bedienung ist dementsprechend einfach und übersichtlich.

Ein Newsletter besteht aus einem einzigen Bild, einem optionalen Link, der dem Bild hinterlegt ist, einer Betreffzeile und einer Nachricht. Das ist alles sehr einfach gehalten, lässt sich dafür aber hervorragend auf dem Smartphone bedienen.

Konsequenterweise stehen aktuell lediglich drei Designvorlagen zur Verfügung, die sich zudem nicht groß unterscheiden; im Mittelpunkt stehen immer das Bild und die kurze Nachricht.

Abb. 16.19: In Mailchimp Snap stehen lediglich drei Designvorlagen zur Verfügung.

Abb. 16.20: Auswahl der Empfänger in Mailchimp Snap

Sobald alles fertig eingegeben wird, kann man diesen Kurz-Newsletter sofort absenden. Dazu stehen noch einige Möglichkeiten der Segmentierung zur Verfügung. Neben vorhandenen Segmenten in der Liste kann man auch individuelle Adressen auswählen.

Abb. 16.21: Preview-Modus der versandfertigen Kampagne

Ein letzter Blick auf den fertigen Mini-Newsletter erlaubt das finale Überprüfen. Mailchimp setzt die Pflichtangaben – Absenderadresse und Abmelde-Link – automatisch ein. Das kleine Kamera-Symbol zeigt, dass die Mail von Mailchimp Snap versendet wurde. Klickt man nun auf ​Send, wird dieser Newsletter an alle ausgewählten Adressaten versendet.

Mailchimp Snap eignet sich hervorragend dafür, aktuelle Eindrücke und Impressionen schnell an eine Gruppe von Personen zu versenden. Die Limitierung auf nur ein Bild und einen kurzen Text sind die Stärken dieser Anwendung, die am ehesten einer Mischung aus dem Bilderdienst Instagram und der Kurznachrichten-Plattform Twitter darstellt. Die Gefahr ist aber, dass man seine Abonnenten mit zu vielen dieser Kurz-Newsletter überfordert und sie nach kurzer Zeit den Newsletter entnervt abbestellen. Selbst von einem Promi würde ich ungern mehrmals am Tag eine Mail erhalten.

Interessante Anwendungsbereiche ergeben sich dort, wo man die Beschränkungen des Mediums innovativ und ungewöhnlich nutzt. So könnte man mit Mailchimp Snap beispielsweise eine interaktive, fotografische Schnitzeljagd abbilden, bei der über einen begrenzten Zeitraum ein bis zwei Bilder-Mails pro Tag versendet werden und die Empfänger raten müssen, an welchem Ort sich der Absender aufhält.

Den Haupt-Anwendungsbereich sehe ich aber eher im privaten Freundes- oder Familienkreis denn im professionellen Umfeld.

​Mailchimp for Apple Watch

The Rocket Science Group war unter den ersten Firmen, die eine App für die ​Apple Watch veröffentlicht hat. Noch am Tag des Verkaufsstarts der Uhr erklärten die Mailchimp-Entwickler in einem Blogpost (https://blog.mailchimp.com/making-mailchimp-for-apple-watch/), wie sie die App konzipiert haben, welche Funktionen sie hat und wie sie über das »​Handoff«-Protokoll von Apple mit iPhone oder iPad kommuniziert.

Abb. 16.22: Apple Watch. Mailchimp stellt eine eigene Watch-App mit besonderen Funktionen zur Verfügung.

Auf den Bildern im Blogpost kann man erkennen, dass die Watch-App primär dem schnellen Überblick über die Kampagnen-Performance dient. Auf drei aufeinanderfolgenden Ansichten sieht man zunächst die Grunddaten der aktuellen Aussendung, dann die Öffnungsrate und schließlich die Klickrate.

Auf einem mit der Apple Watch gekoppelten iPhone oder iPad kann man dann über »Handoff« die Daten übernehmen und mit der Mailchimp-App genauere Informationen abrufen.

Ob diese App noch angeboten wird, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Auf der Mailchimp-Website ist sie nach wie vor beschrieben. Die »Mailchimp Marketing & CRM«-App wird jedoch nur als für »iPhone und iPad geeignet« beschrieben. Einer Mitarbeiterin war es nicht möglich, mit der neuesten Version der iPhone-App eine Verbindung zur Apple-Watch-App herzustellen. Nach wie vor würde ich mich daher über Feedback von Benutzern freuen (michael.keukert@Mailchimp-agentur.de).

Mandrill

Eine Sonderrolle unter den Mailchimp-Apps nimmt ​Mandrill ​ein. Mailchimp dient primär dem Versenden von Newslettern. Auch wenn es durchaus Ausnahmen gibt, handelt es sich dabei um eine 1:n-Relation: ein Absender, zahlreiche Empfänger.

Mandrill beschäftigt sich ausschließlich mit 1:1-Sendeverhältnissen, also einem Absender und einem Empfänger. Der Kern-Anwendungsbereich sind ​Transaktionsmails, also zum Beispiel Bestellbestätigungen.

Abb. 16.23: Mandrill ist eine Schwester-Applikation von Mailchimp.

Mandrill wurde als unabhängiges Projekt entwickelt, nutzt aber die verteilte Server-Infrastruktur von Mailchimp. Darüber hinaus sind beide Systeme stark miteinander verknüpft. So erstellt man in einem Mailchimp-Account Templates, die dann von Mandrill zum Versand der individuellen Mails benutzt werden.

Zwischen beiden Projekten gibt es gewisse Überlappungen. Einige Dinge, für die Mandrill prädestiniert ist, können auch – teilweise mit Klimmzügen – über Mailchimp realisiert werden. Umgekehrt muss man bei Mandrill einigen Aufwand betreiben, um Funktionalitäten abzubilden, die in Mailchimp sehr einfach gelöst sind. Grundsätzlich kann man feststellen, dass Mailchimp weitestgehend alleine funktioniert, während man bei Mandrill in jedem Fall externe Programmierungen einsetzen muss.

Ein hauptsächlicher Unterschied besteht darin, dass Mailchimp die Adressen in Listen organisiert und ein Adressat sich immer von einer Liste abmelden kann (und damit für die Zwecke des E-Mail-Marketings zunächst verloren ist). Mandrill sendet hingegen immer individuelle Mails, von daher gibt es keine Abmeldemöglichkeit. Was jedoch nicht heißt, dass ein Empfänger sich nicht auf andere Weise Gehör verschaffen kann, wenn er sich von Mails belästigt fühlt.

Kapitel 15
Fortgeschrittene Anwendungen

Mailchimp ist ein starkes E-Mail-Marketing-Tool und wird fortlaufend weiterentwickelt. Neben den Standardfunktionalitäten bietet es aber auch eine Reihe weiterer Features, die über den einfachen und klassischen Versand von E-Mails, Newslettern und Autorespondern (Automations) hinausgehen. Einige davon stelle ich in diesem Kapitel vor.

15.1  Webhooks

Mailchimp verwaltet die Abonnentenlisten eigenständig. Abonnenten können sich abmelden oder ihre E-Mail-Adresse ändern und Mailchimp hält alle diese Änderungen in der jeweiligen Audience aktuell. Sie können jederzeit den aktuellen Stand der Audience exportieren, ebenso wie die Audience der abgemeldeten Benutzer. So können Sie manuell Ihren Adressbestand, den Sie lokal auf Ihrem Computer oder Ihrem Server gespeichert haben, aktualisieren.

Für eine geringe Zahl von Änderungen mag das gehen, wenn aber häufige Änderungen auftreten oder Ihre lokale Audience jederzeit aktuell sein soll, ist das nicht mehr praktikabel. Zum Glück bietet Mailchimp über die Funktion der »​Webhooks« die Möglichkeit, Listenänderungen automatisch zu exportieren.

Sie können einen Webhook für ein beliebiges Listenereignis, beispielsweise das Abbestellen des Newsletters, erstellen. Sobald ein solches Ereignis eintritt, ruft Mailchimp unmittelbar eine von Ihnen hinterlegte Web-Adresse auf und übermittelt einen Datensatz. Das hat zwei Implikationen:

  1. Sie müssen die Daten über eine eigene Programmierung entgegennehmen.

  2. Ihr Programm muss permanent zur Verfügung stehen, da die Ereignismeldung in Echtzeit passiert.

Mailchimp übermittelt die Daten nach dem »fire and forget«-Prinzip. In dem Moment, in dem das Ereignis eintritt, wird die Webadresse aufgerufen und der Datensatz übertragen, egal ob auf der Gegenstelle etwas zuhört. Das bedeutet auch, dass nicht mehrfach versucht wird, ein Ereignis zu übertragen. Die korrekte Entgegennahme und Weiterverarbeitung der Ereignisdaten obliegt ausschließlich Ihnen!

15.1.1  Webhook einrichten

Webhooks sind spezifisch für jeweils eine einzige Audience. Die Einstellungen finden sich in der jeweiligen Audience unter Settings und dort als letzter Punkt Webhooks des Menüs. Vermutlich ist dort noch kein Webhook eingetragen – klicken Sie daher auf ​Create New Webhook.

Abb. 15.1: Ein Webhook kann Daten für mehr als ein Ereignis übertragen.

Die Konfiguration des Webhooks besteht aus drei Teilen. Sie müssen zunächst eine »​Webhook URL« hinterlegen. Es handelt sich dabei um die URL eines Skripts auf einem Server, den Sie kontrollieren, und das die Daten des Webhook-Aufrufs entgegennimmt.

Im zweiten Block stellen Sie ein, bei welchen Ereignissen der Webhook-Aufruf stattfindet. Die ersten fünf Ereignisse treten dabei vergleichsweise selten auf und sind unproblematisch. Vorsichtig sollten Sie jedoch mit dem Punkt ​campaign sending sein. Wird dieses Ereignis ausgewählt, dann wird bei jedem einzelnen Mail-Versand bei jedem einzelnen Abonnenten ein Webhook-Aufruf ausgelöst. Bei einer Audience mit 100 Abonnenten sind das 100 Webhook-Aufrufe innerhalb weniger Sekunden. Ihr Server muss diese Last auch aushalten und die Aufrufe alle entgegennehmen und weiterverarbeiten!

Im letzten Bereich stellen Sie ein, bei welchem Auslöser ein Ereignis per Webhook übermittelt werden soll. Zur Auswahl stehen ​by subscriber, ​by an account admin und viaAPI. Im ersten Fall wird der Webhook nur ausgelöst, wenn der Abonnent selbst aktiv wird, also zum Beispiel seine E-Mail-Adresse ändert. Der zweite Fall deckt Änderungen durch Sie oder andere Administratoren ab. Wenn Sie also in die Audience-Übersicht gehen, einen Abonnenten auswählen und seine E-Mail-Adresse ändern. Der letzte Fall betrifft Änderungen, die von externen Programmen über die API-Schnittstelle durchgeführt werden.

15.1.2  Webhook testen

Um die Funktionsweise zu verstehen, erstellen Sie sich eine Testumgebung unter ​http://requestbin.net. Sie erhalten eine individuelle URL, die Sie im Webhook eintragen können. Unmittelbar nach der Eingabe der URL prüft Mailchimp, ob die Adresse existiert.

Abb. 15.2: Der User-Agent-Eintrag verrät, dass dies lediglich die Adressüberprüfung ist.

Laden Sie die ​RequestBin-Seite neu und Sie sehen den Zugriff. Wenn dies erfolgreich war, können Sie jetzt die weiteren Parameter einstellen. Löschen Sie die Häkchen vor allen Ereignissen, außer vor email changed, denn für den Test möchten wir nur einen Webhook auslösen, wenn die E-Mail-Adresse geändert wird. Im unteren Bereich muss mindestens by an account admin ausgewählt sein.

Abb. 15.3: Die Adressänderung findet sich im Webhook-Aufruf wieder.

Wählen Sie jetzt einen Abonnenten aus Ihrer Audience aus und ändern Sie (vorübergehend) seine E-Mail-Adresse. Sobald Sie die RequestBin-Seite neu laden, sehen Sie den kürzlich erfolgten Webhook-Aufruf. Auf der linken Seite sehen Sie die übermittelten Parameter. Unter data[old_email] sehen Sie die alte E-Mail-Adresse und unter data[new_email] wird der neue Wert aufgeführt.

Um Webhooks zu nutzen, müssen Sie ein Programm schreiben (lassen), das Datensätze ähnlich wie RequestBin entgegennimmt und weiterverarbeitet. Weiterführende Informationen finden Sie in der API-Dokumentation unter https://mailchimp.com/developer/guides/get-started-with-mailchimp-api-3/.

15.2 Mailchimp-​API​

In den vorangegangenen Kapiteln habe ich einen Überblick über die zahlreichen, leistungsfähigen Funktionen von Mailchimp gegeben. Die meisten davon lassen sich ohne jegliche Programmierkenntnisse nutzen. Wenn Ihnen diese Möglichkeiten für Ihr Projekt nicht reichen, müssen Sie sich nicht nach einem anderen Werkzeug umschauen. Auch für fortgeschrittene Anforderungen ist Mailchimp das richtige System, da es über seine Programmierschnittstelle nahezu beliebig erweitert werden kann. Mailchimp wird dabei zur Plattform oder zum Framework, dessen Funktionen Sie nahezu beliebig durch eigene Entwicklungen und Programmierungen nutzen und ergänzen können.

Abb. 15.4: Die Knowledge-Base enthält umfangreiche Informationen zur API-Programmierung.

Die Interaktion mit Mailchimp über die API setzt solide Programmierkenntnisse voraus. Sie sollten Ihre ersten Gehversuche mit der API nicht an einem produktiven Mailchimp-Account durchführen, sondern sich für diese Zwecke einen Test-Account mit einer Test-Audience einrichten.

Derzeit aktuell ist die API-Version 3.0, die Mitte 2015 eingeführt wurde. Es ist die derzeit umfangreichste API-Version und die Roadmap sieht noch zahlreiche neue Features vor, die in den nächsten Monaten eingeführt werden.

15.2.1  API-Key

Um die Mailchimp-API nutzen zu können, müssen Sie sich zunächst einen API-Key erzeugen. Dieser Key dient der Autorisierung des Datenaustauschs über die Schnittstelle. So benötigen Sie zum Beispiel einen API-Key, wenn Sie das Plugin für das Content-Management-System WordPress benutzen möchten.

Abb. 15.5: Die API-Keys befinden sich in den Account-Einstellungen.

Ein API-Key gilt immer für den kompletten Account, weswegen Sie ihn auch in den Account-Einstellungen unter ​Extras generieren.

Ein API-Key ist auch für viele externe Programme nötig, die Daten mit Mailchimp austauschen.

Aus diesem Grund können Sie auch mehrere API-Keys generieren. Es empfiehlt sich, für jedes Projekt und für jede externe Applikation einen eigenen Key zu generieren. Wenn Sie die Applikation nicht mehr nutzen wollen, können Sie den Key löschen (über disable) und die Applikation kann nicht mehr auf Ihren Account zugreifen.

Nicht direkt offensichtlich ist die Tatsache, dass ein API-Key an den Mailchimp-Benutzer gebunden ist, der ihn angelegt hat. Sollte dieser Benutzer gelöscht werden, dann sind auch die von ihm angelegten API-Keys nicht mehr verfügbar. Es empfiehlt sich daher, die Keys möglichst vom Account-Eigentümer anlegen zu lassen.

15.2.2  API-Playground

Für erste Gehversuche mit der API stellt Mailchimp den »​API Playground« zur Verfügung. Nachdem Sie sich einen API-Key generiert haben, können Sie unter https://us1.api.mailchimp.com/playground/ ausprobieren, wie die einzelnen Funktionen der API in der Praxis genutzt werden.

Abb. 15.6: Im API-Playground können Sie die einzelnen Funktionen der API ausprobieren.

Geben Sie Ihren API-Key ein und probieren Sie dann die einzelnen Funktionen aus. Es wird sowohl das Ergebnis der Funktion als auch der jeweilige Aufruf angezeigt.

So erhalten Sie einen guten Überblick, welche Möglichkeiten die API bietet und wie Sie sie für Ihre eigenen Projekte nutzen können.