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Norbert Wickbold
Denkzettel
Norbert Wickbold
Denkzettel
Die neunte Staffel
1. Auflage
Copyright © 2022 by Norbert Wickbold
Layout, Umschlaggestaltung und Illustration: Norbert Wickbold
Korrektorin: Irene Wickbold
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN: 978-3-347-52587-0 (Paperback)
ISBN: 978-3-347-52588-7(Hardcover)
ISBN: 978-3-347-52589-4 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Inhalt
81. Sachdienliche Hinweise geben, aber richtig! . . . 11
82. Waschen Sie gerne schmutzige Wäsche
oder lieber Ihre Hände in Unschuld? . . . . . . . . 21
83. Nicht nur kurz und bündig ,
sondern auch gut und findig? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
84. Zu früh gefreut oder zu spät geärgert? . . . . . . . . . 41
85. Und was ist, wenn man beim Warmduschen
kalt erwischt wird? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
86. Aus dem Nähkästchen plaudern und dabei in
die Mottenkiste greifen? . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
87. Finde ich das ganz arg schön oder einfach
furchtbar nett? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
88. Lassen Sie sich bloß nicht auf die lange Bank
schieben! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
89. Vor dem Einschalten des Computers bitte
Gehirn hochzufahren! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
90. Der Enkeltrick und seine Folgen . . . . . . . . . . 101
Die Bücher von Norbert Wickbold . . . . . . . . . . . 111
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Vorwort
Ja, es gibt ständig was Neues zu entdecken! Es ist schon erstaunlich, dass ich immer neue Themen fin-den konnte und somit dem treuen Leser nun schon die neunte Staffel der Denkzettel vorlegen kann. Ach du Grüne Neune! Nein, neunzig. Nein, eher rot. Treibe ich es jetzt zu bunt? Wie auf dem Titelbild? Aus grauen Gedanken blüht das Bunte hervor. Als Fantasie und als neue Ideen. So ist auch diese Ausgabe zu einem bunten Strauß von Themen geworden. Es sprießen immer neue Ideen und Gedanken hervor. Zunächst glaubte ich lan-ge Zeit gar nichts zu den gefundenen Überschriften zu-sammenzubringen. Und seltsamerweise hat mich beim Schreiben der hier vorliegenden Denkzettel auffallend häufig der liebe Gott auf die richtige Fährte geführt. Auf jeden Fall habe ich den hohen Herrn mehr als ein-mal von einer ganz anderen Seite kennengelernt.
Bei den derzeit hitzig geführten Debatten wollte ich sachlich bleiben. Ich frage mich, wie sachdienliche Hinweise am besten zu geben sind. Und es wäre schön, wenn die Sachlichkeit auch noch menschlich sein könnte. Und außerdem wirklich der Wahrheit dient.
Auch wenn ich am liebsten meine Hände in Unschuld waschen möchte, bleibt mir manchmal nichts anderes übrig, als schmutzige Wäsche zu waschen. Besonders, wenn ich selbst sauber bleiben will.
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Sicher ist auch Ihnen schon oft aufgefallen, dass schrift-liche, wie auch verbale Botschaften manchmal alles an-dere als verständlich sind. Bei deren Erörterung habe ich erst ein fotografisches Mitbringsel aus dem Urlaub herangezogen und anschließend einige Fundstücke aus meiner eigenen Biografie zutage gefördert.
Dann habe ich mir zu verschiedenen Menschentypen Gedanken gemacht, wie etwa den Zu-Früh-Freuern und den Zu-Spät-Ärgerern. Am Ende habe ich gleich noch versucht, es mit der Quadratur des Kreises auf-zunehmen.
Des weiteren folgen Geschichten, die das Leben schrieb. Genauer gesagt, mein Leben. Und es geht um die Schwierigkeiten und Vorteile des Duschens im All-gemeinen und des Warmduschens im Speziellen. Das ist ja inzwischen zu einer Glaubensfrage geworden.
Auch wenn ich schon wieder in die Mottenkiste ge-griffen habe, möchte ich gerne mal aus dem Nähkäst-chen plaudern. Und eigentlich würde ich nichts sehnli-cher tun, als dabei den Plaudereien vom lieben Gott zu lauschen. Aber was könnte ihn dazu veranlassen?
Bei manchen Redewendungen, die gerade in Mode sind, frage ich mich, ob ich sagen soll, dass ich das ganz
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arg schön finde oder einfach nur furchtbar nett. Nein, das Fürchten haben mir durchaus einige Menschen ge-lehrt und die fand ich alles andere als ganz arg nett.
Wo wir gerade bei den Unannehmlichkeiten des Le-bens sind, die möchte man natürlich gern weit von sich weisen. Nur, wenn Sie etwas von anderen wollen, und sei es nur eine Auskunft, dann müssen Sie wirklich auf-passen, dass Sie nicht selbst auf die lange Bank gescho-ben werden. Das kann nämlich gefährlich werden!
Heutzutage ist es ein Gebot der Stunde. Ich meine, es ist einfach wichtig, vor dem Einschalten des Com-puters das Gehirn hochzufahren. Das Eigene, versteht sich. Nein, das ist durchaus nicht mehr so sicher wie zu meiner Zeit. Heute verlässt man sich gerne mal auf außerirdische Einflüsterungen. Ob der liebe Gott Beet-hovens Neunte über Satellitenempfang hört oder ge-rade an einem ganz großen Update für den gesunden Menschenverstand arbeitet?
Und schließlich rätsel ich an der Frage herum, wie-so ich, je weiter ich in der Zeit zurückgehe, auf immer mehr Vorfahren komme. Somit komme ich nie auf ein einziges Paar, von dem ich, wie auch jeder andere Mensch abstamme. Da stellt sich andererseits die Frage, wofür braucht man solche Urahnen? Das bringt mich
zum Enkelproblem. Denn im Grunde genommen sind wir alle Enkel von irgendjemanden. Jeder ist Enkel, nie-mand ist Urvater oder Urmutter. Und deshalb wurde der Enkeltrick erfunden. Der kommt immer wieder zur Anwendung. Und damit bin ich beim neunzigsten Denkzettel angelangt.
Und so wünsche ich Ihnen – wie immer – viel Spaß beim Lesen. Es grüßt Sie ganz herzlich Ihr
Norbert Wickbold
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Norbert Wickbold * Denkzettel Nr. 81
Heilkunst und Farbenpracht©
Sachdienliche Hinweise geben, aber richtig!
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Norbert Wickbold
Denkzettel Nr. 81
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Sachdienliche Hinweise geben, aber richtig!
Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Das stammt nicht von mir, sondern von dem Künstler Francis Picabia. Dies gilt, wie ich herausgefunden habe, sonderbarerweise auch bei Qua-dratschädeln und Querköpfen. Mir gefällt dieser Satz, zumal ich mich selbst immer auch als Künstler gefühlt habe. Ich stelle mir vor, wie die einmal angestoßenen Gedanken gleich Billardkugeln ihre Bahnen ziehen, immer wieder an ihre Grenzen kommen, sich aneinan-der reiben und Anstoß nehmen, dann eine neue Rich-tung einschlagen, um schließlich auf der Strecke liegen zu bleiben oder in einem dunklen Loch zu verschwin-den. Es ist somit das Natürlichste von der Welt, dass Gedanken ihre Richtung – oftmals völlig unerwartet – ändern. Leider gibt es immer wieder Menschen, die das am liebsten verhindern und das Denken nur in eine Richtung lenken wollen. Vor allem das Denken der an-deren. Sie versuchen die anderen davon zu überzeugen, dass es in dieser und auch jeder anderen Sache über-haupt keine weitere denkbare Möglichkeit gibt als das, was sie selbst denken. Extra zu diesem Zweck hatten sie sich zum Beispiel das TINA ausgedacht. TINA ist eine Abkürzung für There Is No Alternative. Also, es gibt kei-ne andere Möglichkeit. Punkt. Keine Diskussion! Die stellen dann überall Schilder auf: Abbiegen verboten! Nicht jedem ist klar, dass es alles andere als ratsam ist,
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wenn die Straße eine Kurve nimmt, einfach geradeaus weiterzufahren. Für sie ist es das denkbar schlimmste, was ihnen passieren kann, vom einmal eingeschlagenen Weg abzukommen. Vielleicht haben sie schon in ihrer Kindheit die mahnenden Worte gehört:
Und wenn du vom richtigen Weg abgekommen bist, frisst dich der Wolf, wie das dem lieben Rotkäppchen ergangen ist. Und ob dann der Jäger gerade des Weges daherkommt, ist nicht gewiss.
Hierzu muss erwähnt werden, dass das Drehbuch zu dieser Geschichte längst umgeschrieben worden ist. Ich meine das Märchen. Also, von wegen Denken ist Glückssache. Ab sofort wird das Denken zur Chefsache gemacht. Und ab jetzt bestimmt der Chef, was gedacht wird! Dann glauben diese oft selbst gekürten Chefs, Könige am Billardtisch zu sein und die bunten Kugeln über den grünen Filz in jede von ihnen gewünschte Richtung jonglieren zu können. Ganz nach ihrem Be-lieben werden die Kugeln vom Spielfeld verbannt oder treffsicher im richtigen Loch versenkt. Wenn sich keine Kugel, sprich kein von ihnen unkontrollierbarer Ge-danke mehr auf dem Spielfeld befindet, ist das Spiel aus. Niemand wagt sich noch etwas Eigenständiges zu den-ken. Sie befolgen die Regeln des Chefs und sprechen selbst die Mahnung aus:
Wo kämen wir hin, wenn jeder denkt,
er könne machen, was er will?
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Erst wenn neue Kugeln, also neue Gedanken das Spielfeld betreten, kehrt die Lebendigkeit zurück. Neu-es Spiel, neues Glück. Leben bedeutet auch hier, Ver-änderlichkeit. Mit jedem neu auf dem Spielfeld erschei-nenden Gedanken gerät der einmal errungene Sieg, die sichere Kontrolle über alles Gedachte, in Gefahr. Gedankenfreiheit ist das Ende der Gedankenkontrol-le. Unter denen mit dem Gedankenkontrollzwang sind auffällig häufig Menschen mit Quadratschädeln zu fin-den. Wenn nicht äußerlich, dann aber durch das Reden und Handeln deutlich als solche erkennbar. Manchmal werden sie auch als Betonköpfe bezeichnet. Wohinge-gen unter solchen, die den Mut aufbringen, erstarkte Denkstrukturen aufzubrechen und die darin Gefange-nen freizulassen, oftmals sogenannte Querköpfe anzu-treffen sind. Für diese Freidenker besteht die eigentliche Kunst des Gedankenbillardspiels nicht darin, die Ku-geln so schnell wie möglich in den schwarzen Löchern zu versenken, sondern sie so lange wie es geht und da-bei gleichsam galant wie auch virtuos über den grünen Filz sausen zu lassen. So versammeln sich die bunten Kugeln und formen sich immer wieder neu. Wer das nicht kann oder will, sprich, wer den Quadratschädeln weiter folgt, dem bleibt in der Tat nichts anderes übrig, als die anderen über den grünen Klee, nicht zu loben, sondern sie zu belügen und zu beschimpfen. Wen wun-derts, dass sie die Querköpfe meist als Querulanten
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