Der reichste Mann von Babylon

George S. Clason

Inhalt

1. Eine historische Skizze von Babylon

2. Der Mann, der das Gold wollte

3. Der reichste Mann Babylons ...

4. Sieben Heilmi el für eine leere Geldbörse

5. Das Erste Heilmittel

6. Das Zweite Heilmittel

7. Das Dritte Heilmittel

8. Das Vierte Heilmittel

9. Das Fünfte Heilmittel

10. Das Sechste Heilmittel

11. Das Siebte Heilmittel

12. Triff die Glücksgö n

13. Die fünf Gesetze des Goldes

14. Die Fünf Gesetze des Goldes

15. Das erste Gesetz des Goldes

16. Das zweite Gesetz des Goldes

17. Das dri e Gesetz des Goldes

18. Das vierte Gesetz des Goldes

19. Das fün e Gesetz des Goldes

20. Der Goldverleiher von Babylon

21. Die Mauern von Babylon

22. Der Kamelhändler von Babylon

23. Die Tontafeln von Babylon

24. Der glücklichste Mann in Babylon...

1 Eine historische Skizze von Babylon

Auf den Geschichtsseiten gibt es keine luxuriösere Stadt als Babylon. Schon ihr Name ru Visionen von Reichtum und Pracht hervor. Eure Schätze an Gold und Juwelen waren fabelha . Natürlich kann man sich eine so reiche Stadt vorstellen, die in einer angemessenen Umgebung von tropischem Luxus liegt, umgeben von vielfäl gen natürlichen Ressourcen, Wäldern und Minen. Dies war aber nicht der Fall. Sie lag am Ufer des Euphrats, in einem flachen und trockenen Tal. Es gab keine Wälder, keine Minen, nicht einmal Stein, auf dem man hä e bauen können. Sie lag auch nicht an einer natürlichen Handelsroute. Die Niederschläge reichten nicht aus, um auch nur die kleinsten Feldfrüchte anzubauen.

Babylon ist ein herausragendes Beispiel für die Fähigkeit des Menschen, große Ziele zu erreichen, unabhängig von den ihm zur Verfügung stehenden Mi eln. Alle Ressourcen zur Unterstützung dieser großen Stadt

sind von Menschenhand entwickelt worden. Ihr ganzer Reichtum wurde von Menschenhand geschaffen.

Babylon ha e nur zwei natürliche Ressourcen: fruchtbaren Boden und Wasser im Fluss. In einer der größten technischen Errungenscha en dieses oder jedes anderen Tages, leiteten babylonische Ingenieure das Wasser des Flusses durch Dämme und riesige Bewässerungskanäle um. Auf der anderen Seite dieses trockenen Tals gossen diese Kanäle das lebensspendende Wasser auf den fruchtbaren Boden. Dies ist eine der ersten bekannten technischen Meisterleistungen in der Geschichte. Die Belohnungen für dieses Bewässerungssystem waren so reichhal ge Ernten, wie sie die Welt noch nie zuvor gesehen ha e.

Glücklicherweise wurde Babylon während eures langen Bestehens von aufeinanderfolgenden Königslinien regiert, für die Eroberung und Plünderung nur beiläufig waren. Während sie in viele Kriege verwickelt war, waren die meisten davon lokale oder defensive Kriege gegen ehrgeizige Eroberer aus anderen Ländern, die Babylons fabelha en Schätze begehrten. Babylons herausragende Führer leben durch eure Weisheit, euren Unternehmungsgeist und eure Gerech gkeit in der Geschichte weiter. Babylon brachte keinen Monarchen hervor, der die Welt erobern wollte, damit alle Na onen eurem Egoismus Tribut zollen konnten.

Als Stadt exis ert Babylon nicht mehr. Als die menschlichen Krä e, die die Stadt Tausende von Jahren lang aufgebaut und unterhalten haben, abzogen, wurde sie schnell zu einer trostlosen Ruine. Der Standort der Stadt liegt in Asien, etwa sechshundert Meilen östlich des Suezkanals, direkt nördlich des Persischen Golfs. Der Breitengrad liegt etwa dreißig Grad über dem Äquator und entspricht damit prak sch dem Breitengrad von Yuma, Arizona. Es herrschte ein ähnliches Klima wie in dieser amerikanischen Stadt: heiß und trocken.

Heute ist das Euphra al, einst ein bewässertes und besiedeltes landwirtscha liches Gebiet, wieder eine trockene, windgepeitschte Wüste.

Nur wenige Wüstengräser und -sträucher kämpfen gegen den Sand um ihr Überleben. Vorbei sind die fruchtbaren Felder, die gigan schen Städte und

die langen Karawanen mit reichen Gütern. Die wenigen nomadischen Gruppen von Arabern, die kleinere Herden hüten, sind die einzigen Bewohner. Dies ist seit Beginn der christlichen Ära der Fall.

Dieses Tal ist von Erdhügeln durchzogen. Seit Jahrhunderten werden sie von Reisenden als nichts anderes betrachtet. Die Aufmerksamkeit der Archäologen wurde schließlich auf diese Objekte gelenkt, da Keramikstücke und zerbrochene Ziegelsteine durch gelegentliche Regenfälle aufgespült wurden. Von europäischen und amerikanischen Museen finanzierte Expedi onen wurden hierher geschickt, um Ausgrabungen durchzuführen und zu sehen, was gefunden werden konnte. Spitzhacken und Schaufeln bewiesen bald, dass diese Hügel an ke Städte waren.

Babylon war eine von ihnen. Etwa zwanzig Jahrhunderte lang ha en die Winde den Staub der Wüste über ihr verstreut. Ursprünglich aus Ziegelsteinen erbaut, ha en sich alle Mauern aufgelöst und waren wieder in die Erde zurückgekehrt. So ist die reiche Stadt Babylon heute: ein Haufen Erde, der so lange verlassen war, dass kein Lebewesen seinen Namen kannte, bis man ihn entdeckte, indem man den Jahrhunderte alten Müll sorgfäl g von den Straßen und den Trümmern der Tempel und Paläste en ernte.

Viele Wissenscha ler betrachten die Zivilisa on Babylons unter den anderen Städten dieses Tals als die älteste, von der es eine eindeu ge Spur gibt. Eine interessante Tatsache in dieser Hinsicht ist die Art und Weise, wie diese Daten ermi elt werden. In den Ruinen von Babylon wurden Beschreibungen einer Sonnenfinsternis entdeckt. Moderne Astronomen haben leicht errechnet, wann sich eine solche, in Babylon sichtbare Sonnenfinsternis ereignete und so eine bekannte Beziehung zwischen eurem und unserem Kalender hergestellt.

So haben wir bewiesen, dass die damals ansässigen Sumerer vor 8000

Jahren in befes gten Städten lebten. Wir können nur darüber spekulieren, wie viele Jahrhunderte diese Städte exis erten. Eure Bewohner waren keine Barbaren, die innerhalb schützender Mauern lebten, sie waren ein gebildetes und aufgeklärtes Volk. Was die geschriebene Geschichte betri ,

so waren sie die ersten Ingenieure, die ersten Astronomen, Mathema ker, Finanziers und Menschen, die über eine geschriebene Sprache verfügten.

Wir haben bereits die Bewässerungssysteme erwähnt, die das trockene Tal in ein landwirtscha liches Paradies verwandelt haben. Die Überreste dieser Kanäle sind immer noch nachweisbar, obwohl die meisten mit Sand gefüllt sind. Einige von ihnen waren so breit, dass ein Dutzend Pferde darin nebeneinander reiten konnten, wenn das Wasser ausgelassen würde. Eure Größe ist vergleichbar mit denu den größten Kanälen in Colorado und Utah.

Zusätzlich zur Bewässerung des Talbodens haben babylonische Ingenieure ein weiteres Projekt von ähnlicher Größenordnung durchgeführt. Mit Hilfe eines ausgeklügelten Entwässerungssystems haben sie ein riesiges Sumpfgebiet an der Mündung von Euphrat und Tigris zurückgewonnen und ebenfalls kul viert.

Herodot, der griechische Reisende und Historiker, besuchte Babylon in der Blüte seines Lebens und gab uns die einzige, einem Ausländer bekannte, Beschreibung. Seine Schri en geben eine anschauliche Beschreibung der Stadt und einiger ungewöhnlicher Bräuche eurer Bewohner. Er erwähnt die bemerkenswerte Fruchtbarkeit des Bodens und die reiche Ernte von Weizen und Gerste.

Babylons Herrlichkeit ist verblasst, aber eure Weisheit ist für uns bewahrt worden. In jenen fernen Tagen war die Verwendung von Papier noch nicht erfunden worden. Sta dessen gravierten sie eure Schri en mühsam in feuchte Tontafeln. Sobald sie fer g waren, wurden diese befeuert und zu harten Pla en verarbeitet. Sie maßen etwa sechs mal acht Zen meter und waren einen Zoll dick.

Diese Tontafeln, wie sie gemeinhin genannt werden, sind ebenso häufig verwendet worden wie moderne Schreibformen. Auf ihnen wurden Legenden, Gedichte, Geschichte, Abschri en von königlichen Dekreten, Landgesetzen, Besitzurkunden, Schuldscheinen und sogar Briefe eingraviert, die von Boten in en ernte Städte geschickt wurden. Von

diesen Tontafeln aus erhalten wir einen Einblick in die in men und persönlichen Angelegenheiten der Menschen. Zum Beispiel erzählt eine davon, offensichtlich aus den Aufzeichnungen eines einheimischen Händlers entnommen, von einem bes mmten namentlich genannten Kunden, der an einem bes mmten Tag eine Kuh mitbrachte und sie gegen sieben Säcke Weizen eintauschte.

Sicher vergraben in den verwüsteten Städten, haben Archäologen ganze Bibliotheken mit hunder ausenden von diesen Tafeln gefunden.

Eines der bemerkenswertesten Wunder Babylons war die gewal ge Mauer, die die Stadt umgab. Die Alten stu en sie zusammen mit der Großen Pyramide von Ägypten als eines der„Sieben Weltwunder” ein. Königin Semiramis wurde der Verdienst zugeschrieben, die ersten Mauern zu Beginn der Stadtgeschichte errichtet zu haben. Moderne Archäologen haben keine Spuren der ursprünglichen Mauern finden können. Eure genaue Höhe ist ebenfalls unbekannt. Frühen Schri stellern zufolge waren sie schätzungsweise zwischen 50 und 60 Fuß hoch, außen mit gebrannten Ziegeln ausgekleidet und durch einen efen, mit Wasser gefüllten Graben geschützt.

Der Bau der späteren und berühmteren Mauern wurde etwa sechshundert Jahre vor Christus von König Nabopolassar begonnen. Er plante den Wiederau au, doch die Arbeit war so umfangreich, dass er nicht lange genug lebte, um das Werk vollendet zu sehen. Dies wurde seinem Sohn, Nebukadnezar, überlassen, dessen Name in der Bibelgeschichte bekannt ist.

Die Höhe und Länge dieser Mauern ist atemberaubend. Zuverlässige Quellen berichten, dass sie etwa 160 Fuß hoch waren, was der Höhe eines modernen 15-stöckigen Bürogebäudes entspricht. Die Gesamtlänge wird auf zwischen 9 und 11 „Meilen” (1 Meile = 1,61 km) geschätzt. Die Spitze war so breit, dass ein sechsspänniger Wagen um dieses gewal ge Bauwerk gefahren werden konnte, mit Ausnahme von Teilen der Fundamente und des Grabens. Zusätzlich zu der Verwüstung durch die Elemente vollendeten die Araber die Zerstörung durch das Herausziehen der Ziegelsteine.

Eine Schar von Königen versuchte, Babylon zu belagern, aber immer vergeblich. Die einfallenden Armeen der damaligen Zeit dur en nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Historiker sprechen von Einheiten wie 10.000 Reitern, 25.000 Streitwägen, 1200 Infanterieregimentern mit 1.000 Mann pro Regiment. Es dauerte o zwei oder drei Jahre an Vorbereitung, um die Kriegsmaterialien und Nahrungsmi eldepots entlang der vorgeschlagenen Marschroute zusammenzustellen. Die Stadt Babylon wurde als moderne Stadt organisiert. Es gab Straßen und Geschä e.

Hausierer boten eure Waren in den Wohngebieten an. Die Priester am erten in präch gen Tempeln. Im Inneren der Stadt befand sich eine innere Umfriedung für die königlichen Paläste, deren Mauern angeblich höher waren als die der Stadt.

Die Babylonier waren in vielen Künsten begabt. Dazu gehörten Bildhauerei, Malerei, Weberei, Goldarbeiten sowie die Herstellung von Metallwaffen und landwirtscha lichen Geräten. Eure Juweliere schufen den größten Teil des künstlerischen Schmucks. Viele Proben wurden aus den Gräbern der wohlhabenden Bürger entnommen und sind heute in den wich gsten Museen der Welt ausgestellt.

Zu einer sehr frühen Zeit, als der Rest der Welt noch mit Steinäxten Bäume schnitzte oder mit FeuersteinSpeeren und -Pfeilen jagte und kämp e, benutzten die Babylonier Äxte, Speere und Pfeile mit Metallköpfen. $

Die Babylonier waren kluge Finanziers und Händler. Soweit wir wissen, waren sie die ursprünglichen Erfinder des Geldes als Tauschmi el, der schri lichen No zen und Urkunden.

Babylon wurde bis etwa 540 Jahre vor der Geburt Chris nie von feindlichen Armeen durchdrungen. Die Geschichte des Falls von Babylon ist sehr ungewöhnlich. Cyrus, einer der großen Eroberer jener Zeit, beabsich gte, die Stadt anzugreifen und ho e, eure als uneinnehmbar geltenden Mauern einzunehmen. Die Berater von Nabonides, König von Babylon, überredeten ihn, sich mit Cyrus zu treffen und gegen ihn zu kämpfen, ohne die Belagerung der Stadt abzuwarten. Die Armee des Cyrus errang einen ersten Sieg bei Opis (26. September 539), dann bei Sippar und

belagerte schließlich Babylon, wo sich die Armee des Königs Nabonides verschanzt ha e. Die Stadt war mäch g befes gt und verfügte über genügend Reserven für eine lange Belagerung.

Die Perser lenkten dann den Lauf des Euphrats um, um einer kleinen Truppe unter Führung von Ugbaru die Übernahme der Zitadellen zu ermöglichen, während die Babylonier ein großes religiöses Fest feierten.

Vier Tage später, am 12. Oktober 539, drang die persische Armee in Babylon ein. Cyrus betrat die Stadt am 23. Oktober 539. Auch hier wird Nabonides verschont.

Danach nahmen Macht und Ansehen der Stadt nach und nach ab, bis sie nach einigen hundert Jahren schließlich aufgegeben und den Winden und Stürmen überlassen wurde, um sich wieder an das Wüstenland anzugleichen, in dem die Pracht dieser Stadt ursprünglich erbaut worden war. Babylon war gefallen und würde nie wieder auferstehen, aber eurer Zivilisa on verdanken wir viel.

Die Äonen* (das Äon ist ein geochronologisches Zei ntervall) der Zeit haben die stolzen Mauern eurer Tempel zum Einsturz gebracht, aber die Weisheit Babylons hat Bestand.

Geld ist das Mi el, an dem der irdische Erfolg gemessen wird.

Mit Geld können Sie das Beste genießen, was das Land zu bieten hat.

Geld ist reichlich vorhanden für diejenigen, die die einfachen Gesetze

verstehen, die seinen Erwerb regeln.

Das Geld unterliegt heute denselben Gesetzen, die es kontrollierten, als

vor sechstausend Jahren, als wohlhabende Männer durch die Straßen

Babylons zogen.

2 Der Mann, der das Gold wollte

Bansir, der Kutschenbauer von Babylon, war völlig entmu gt. Von seinem Sitz auf der niedrigen Mauer, die sein Grundstück umgab, blickte er traurig auf sein Haus und die offene Werksta , in der eine zum Teil fer ggestellte Kutsche stand. Seine Frau erschien häufig an der Tür. Seine verstohlenen Blicke in eure Richtung erinnerten ihn daran, dass der Lebensmi elbeutel

fast leer war und dass er bei der Arbeit sein musste, um den Wagen fer gzustellen. Er hämmert und schnitzt, poliert und bemalt, spannt das Leder auf die Felgen und bereitet sie für die Lieferung an seinen reichen Kunden vor. Dennoch saß sein dicker, muskulöser Körper an der Wand. Sein langsamer Geist kämp e geduldig mit einem Problem, für das er keine Antwort fand. Die heiße, tropische Sonne, so typisch für das Euphra al, traf ihn erbarmungslos. Schweißperlen bildeten sich auf seiner S rn und sanken auf seiner Brust in den haarigen Dschungel hinab.

Hinter seinem Haus stand die hohe terrassenförmige Mauer, die den Königspalast umgab. In der Nähe, den blauen Himmel spaltend, befand sich der bemalte Turm des Tempels von Bel. Im Scha en einer solchen Größe lag sein Haus und viele andere, die viel besser oder weniger gut versorgt waren. Babylon war also - eine Mischung aus Größe und Elend, aus schillerndem Reichtum und schrecklichster Armut, eingepfercht ohne Plan oder System innerhalb der schützenden Mauern der Stadt.

Hinter ihm, wenn er sich die Mühe gemacht hä e, sich umzudrehen und nachzusehen, drängten sich die lauten Kutschen der Reichen vorbei an den Sandalen tragenden Ladenbesitzern und barfüßigen Be lern. Sogar die Reichen wurden in die Gossen gezwungen, um für die langen Reihen wassertragender Sklaven Platz zu machen, die auf Geheiß des Königs alle ein schweres Ziegenfell voller Wasser trugen, das in die hängenden Gärten gegossen werden sollte.

Bansir war zu sehr in sein eigenes Problem ver e , um das verwirrende Durcheinander in der besetzten Stadt zu hören. Es war das unerwartete Klingen der Saiten einer vertrauten Leier, das ihn aus seinen Tagträumen riss. Er drehte sich um und blickte in das sensible, lächelnde Gesicht seines besten Freundes, des Musikers Kobbi.

„ Mögen die Gö er dich segnen, mein guter Freund”, begann Kobbi mit einer ausführlichen Begrüßung, „aber es scheint, dass sie bereits so großzügig gewesen sind, dass du nicht arbeiten musst. Ich freue mich mit dir über dein Glück. Außerdem würde ich es sogar mit dir teilen. Nimm nur zwei bescheidene Münzen aus deinem gut gefüllten Geldbörse und leihe

sie mir bis nach dem Fest heute Abend. Du wirst sie nicht vermissen, bis sie wieder dir gehören.”

„ Wenn ich zwei Münzen hä e”, antwortete Bansir traurig:„könnte ich sie niemandem leihen, nicht einmal dir, meinem besten Freund, denn sie wären mein Vermögen, mein ganzes Vermögen. Niemand leiht sein ganzes Vermögen, nicht einmal seinem besten Freund”.

„ Was?”, rief Kobbi überrascht aus, „Du hast keine Münze in deinem Geldbörse, aber du sitzt wie eine Statue an der Wand! Warum stellst du den Wagen nicht fer g? Wie würdest du sonst deinen Appe t s llen? Das sieht dir nicht ähnlich, mein Freund. Wo ist deine unendliche Energie?

Betrübt dich etwas? Haben die Gö er dir Schwierigkeiten bereitet?”

„ Es muss die Qual der Gö er sein”, s mmte Bansir zu.„Es begann mit einem Traum, einem törichten Traum, in dem ich dachte, ich sei ein Mann der Mi el. An meinem Gürtel hing ein schöner Geldbeutel, schwer mit Münzen. Es gab Münzen, die ich in sorgloser Freiheit den Be lern gab; es gab Silbermünzen, mit denen ich Schmuck für meine Frau kau e und alles, was ich mir wünschte; es gab Goldmünzen, mit denen ich mich für die Zukun sicher und ohne Angst vor dem Geldausgeben fühlte. Ich ha e ein herrliches Gefühl der Zufriedenheit in mir! Du hä est mich nicht als deinen Arbeitsfreund erkannt. Ich hä e meine Frau auch nicht erkannt, ihr Gesicht war so faltenfrei und strahlte vor Glück. Sie war wieder einmal das lächelnde Mädchen der ersten Tage unserer Ehe”.

„In der Tat ein angenehmer Traum”, kommen erte Kobbi.„Aber warum sollten so angenehme Gefühle wie diese dich in eine dunkle Statue an der Wand verwandeln?”

„Warum! A ls ich aufwachte und mich erinnerte, wie leer mein Geldbeutel war, überkam mich ein Gefühl der Rebellion. Lass uns gemeinsam darüber reden, denn, wie die Seeleute sagen, wir sitzen im selben Boot, wir beide.

Als wir jung waren, gingen wir gemeinsam zu den Priestern, um Weisheit zu lernen. Als wir jung waren, haben wir die Freuden des anderen geteilt.

Als Erwachsene sind wir immer enge Freunde gewesen. Wir waren mit den

Themen unserer Art zufrieden. Wir begnügten uns damit, lange zu arbeiten und unseren Verdienst frei auszugeben. Wir haben in den vergangenen Jahren viel Geld verdient, aber um die Freuden zu kennen, die der Reichtum mit sich bringt, müssen wir davon träumen. Bah! Sind wir mehr als dumme Schafe? Wir leben in der reichsten Stadt der Welt. Reisende sagen, dass es keinen gleichen Reichtum gibt. Es gibt viele Darstellungen von Reichtum, aber wir selbst haben keinen. Nach einem halben Leben harter Arbeit hast du, mein bester Freund, einen leeren Geldbeutel und du sagst zu mir: „Kann ich mir so eine Kleinigkeit wie zwei Münzen bis nach dem Adelsfest heute Abend ausleihen? Da sage ich: Hier ist mein Geldbörse, was darin ist, teile ich gerne. Nein, ich gebe zu, mein Geldbeutel ist genauso leer wie deiner. Was ist denn los? Warum können wir nicht mehr Silber und Gold erwerben, als wir brauchen, um uns zu ernähren und zu kleiden? Denke auch an unsere Söhne”, fuhr Bansir fort,

„sind sie nicht 17 und dabei, in die Fußstapfen eurer Väter zu treten? Sollen sie und eure Familien und eure Söhne und die Familien eurer Söhne ihr ganzes Leben lang inmi en dieser Schätze leben und sich wie wir mit einem Festmahl aus Ziegenmilch und Brei begnügen?”

„Noch nie in all den Jahren unserer Freundscha hast du so gesprochen, Bansir”, sagte Kobbi verblü .

„ Noch nie in all den Jahren habe ich so gedacht. Vom Morgengrauen bis zur Dunkelheit, arbeitete ich daran, die besten Streitwägen zu bauen, die ein Mensch bauen konnte, in der Hoffnung, dass die Gö er eines Tages meine guten Taten anerkennen und mir großen Wohlstand schenken würden. Das haben sie nie getan. Endlich wird mir klar, dass sie es nie werden. Deshalb ist mein Herz traurig. Ich möchte ein Mann der Mi el sein. Ich möchte Land und Vieh besitzen, schöne Kleider und Münzen in meinem Geldbörse haben. Ich bin bereit, mit aller Kra meines Rückens, mit allen Fähigkeiten, die ich in meinen Händen habe, mit aller List meines Verstandes für diese Dinge zu arbeiten, aber ich möchte, dass meine Arbeit gerecht entlohnt wird. Was s mmt mit uns nicht? Ich frage dich erneut!

In den Bereichen, in denen wir unser Bestes getan haben,waren wir erfolgreichMit neuem Verständnis werden wir ehrenvolleWege finden, unsere Wünsche zu erfüllen.

„ Lass uns heute Arkad besuchen”, drängte Bansir. „Bi en wir andere Freunde aus unserer Kindheit, denen es nicht besser ergangen ist, sich uns anzuschließen, damit auch sie von seiner Weisheit lernen können”.

„Du warst immer so rücksichtsvoll zu deinen Freunden, Bansir. Deshalb hast du auch so viele Freunde. So wird es geschehen. Wir gehen heute zu ihm und nehmen sie mit”.