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Daniel Brönimann und Christoph Bommer
Lektorat: Ariane Hesse
Fachliche Unterstützung: Michel Vergères, Andreas Johannsen, Horst Kostal,
Theo Schneider
Korrektorat: Sibylle Feldmann, www.richtiger-text.de
Satz: III-satz, www.drei-satz.de
Herstellung: Stefanie Weidner
Umschlaggestaltung: Karen Montgomery, Michael Oréal, www.oreal.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN: |
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978-3-96009-188-2 |
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978-3-96010-659-3 |
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ePub |
978-3-96010-660-9 |
mobi |
978-3-96010-661-6 |
1. Auflage 2022
Copyright © 2022 dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17
69123 Heidelberg
Dieses Buch erscheint in Kooperation mit O’Reilly Media, Inc. unter dem Imprint »O’REILLY«. O’REILLY ist ein Markenzeichen und eine eingetragene Marke von O’Reilly Media, Inc. und wird mit Einwilligung des Eigentümers verwendet.
Hinweis:
Dieses Buch wurde auf PEFC-zertifiziertem Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft gedruckt. Der Umwelt zuliebe verzichten wir zusätzlich auf die Einschweißfolie.
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Danke!
1Warum dieses Buch?
Projektmanagementzertifizierungen
Vorgehensmodelle
Mehr ist manchmal zu viel
Ziel des Buchs
2Projektmanagement auf einen Blick
Man kommt am Denken nicht vorbei!
Was haben alle Projekte gemeinsam?
Projektmanagement auf einen Blick
Projekte erfolgreich ins Ziel führen
Teil I: Vorbereitung und Start
3Projekte planen
Durch Planung lernen
Beginne mit dem Ende!
Verändere die Sichtweise auf das Projekt
Planungstiefe
Sei gedanklich immer einen Schritt voraus!
Essenz
4Meilensteine definieren
Wann startet ein Projekt?
Wann ist ein Projekt zu Ende?
Was passiert dazwischen?
Was ist wichtig beim Erreichen eines Meilensteins?
Essenz
5Ressourcen managen
Wie viel sind genug?
Mehr ist zuerst weniger
Essenz
6Risiken antizipieren
Risiken erfassen
Transparenz bewahren
Projekt gedanklich abschreiten
Risiken minimieren
Risiken überwachen
Essenz
7Projekte starten
Was braucht es für einen Projektstart?
Projekt-Kick-off – die Wirkung nach innen
Projektmarketing – die Wirkung nach außen
Essenz
Teil II: Realisierung und Abschluss
8Projekte steuern
Fertig oder fertig fertig?
Aufwand schätzen, Fertigstellungsgrad messen
Plausibilisierung
Essenz
9Softwarequalität beeinflussen
Was ist Softwarequalität?
Wann entstehen Fehler?
Wie entstehen Fehler?
Die Kultur macht den Unterschied
Essenz
10Dokumentation festlegen
Was hat die Dokumentation mit der Produktqualität zu tun?
Welche Dokumente braucht es nun?
Dokumentation im agilen Umfeld
Was ist sonst noch wichtig?
Essenz
11Projekte abschließen
It’s not a Bug, it’s a Feature!
Abnahme
Dokumentation
Lessons Learned
Abschlussfeier
Essenz
Teil III: Rollen und Beziehungen
12Rollen definieren
Warum braucht es Rollen?
Welche Rollen soll man nun implementieren?
Wie sieht das AKV-Prinzip der Grundrollen aus?
Essenz
13Projektleiter und Agilität
Aufgaben in der Projektführung
Interner vs. externer Auftraggeber
Kann man Verantwortung teilen?
Essenz
14Teams bilden
Kopf- versus Handarbeit
Wer sind die Richtigen?
Ein Topteam formen
Essenz
15Stakeholder einbeziehen
Verbündete gewinnen
Vertrauen aufbauen
Positive Nachrichten senden
Essenz
16Schwierigkeiten anpacken
Umgang mit Schwierigkeiten
Arten von Schwierigkeiten
Was heißt das für den Projektleiter?
Essenz
17Agilität in Projekten
Werte der Agilität
Kern der Agilität
Grenzen der Agilität
18Starthilfe
Welches Vorgehensmodell passt nun?
Reflexion als Entscheidungshilfe für dein Tailoring
19Schlusswort
Anhang
Index
Es gehört für uns zu den schönsten Dingen im Leben, die Zeit mit etwas zu verbringen, woran wir glauben, was uns begeistert und worauf wir stolz sind.
Dazu gehört die Arbeit an diesem Buch. Auf diesem Weg wurden wir unterstützt von Michel Vergères, der mit seinen klaren Analysen und Rückmeldungen in spannenden Diskussionen wesentlich zu dessen Qualität beigetragen hat. Genauso viel Qualität hat das Buch sprachlich wie inhaltlich gewonnen durch die wertvollen und kurzweiligen Team-Meetings mit unserer Lektorin von O’Reilly, Ariane Hesse.
Nicht zuletzt ein großer Dank unseren Familien, die uns den notwendigen Freiraum zugestanden haben.
Projekte haben für Firmen eine große Bedeutung – egal ob interne Projekte oder externe Kundenaufträge. Schließlich geht es um Geschäftserfolg, Wettbewerbsfähigkeit und Kundenvertrauen. Abhängig von dieser Wichtigkeit der Projekte sollte der Projekterfolg entsprechend groß sein. Wie steht es in der Praxis also um die Erfolge?
Gemäß dem CHAOS-Report der Standish Group liegen heute die Chancen, ein IT-Projekt erfolgreich abzuwickeln, in dem niedrigen Bereich der 30er-Prozente. Und dies, obwohl man seit Jahrzehnten versucht, die Ausbildung der Projektleiter zu verbessern sowie die Abwicklung der Projekte in Vorgehensmodellen zu standardisieren.
Wie kann das sein!? Fehlt da etwas? Wir sind der Meinung ja, nämlich die Essenz des Projektmanagements zu begreifen und anzuwenden. Was wir darunter genau verstehen, folgt gleich, zunächst schauen wir uns aber die bisherigen Bemühungen an, Projekte erfolgreicher zu gestalten, und warum das bisher nicht genügte.
Bereits 1965 wurde der Vorläufer der heutigen International Project Management Association (IPMA) gegründet. Unter dem Dach der IPMA haben sich bis heute rund 70 nationale Projektmanagementvereinigungen zusammengeschlossen mit dem Ziel, Projektleiterinnen und Projektleiter international zu vernetzen und den Austausch untereinander zu fördern. Zusätzlich werden Ausbildungen und Zertifizierungen angeboten, wobei hier bewusst die Handlungskompetenzen eines Projektleiters in den Vordergrund gestellt werden und keine Methoden oder Tools. Diese Handlungskompetenzen werden in der sogenannten Individual Competence Baseline (ICB) zusammengefasst und umfassen aktuell 28 Kompetenzelemente, gruppiert in die drei Kompetenzbereiche Kontext, Menschen und Praktiken.
Neben der europäisch geprägten IPMA gibt es seit 1969 das US-amerikanische Project Management Institute (PMI), das eine vergleichbare Organisation darstellt. Mit seinem PMBOK-Guide stellt es im Unterschied zu der europäischen Herangehensweise ein prozessorientiertes Modell bereit, das vom IEEE als Standard anerkannt wurde.
Mit PRINCE2 (Projects IN Controlled Environments) gibt es eine dritte weltweit verbreitete Projektmanagementmethode, die anhand eines Best-Practice-Leitfadens konkrete Handlungsempfehlungen für jede Projektphase gibt. Ursprünglich wurde diese Methode von den britischen Behörden eingeführt und weiterentwickelt und wird heute von der privaten AXELOS angeboten.
Alle drei Organisationen bieten Zertifizierungen für Projektleiter an, die in den letzten Jahren einen enorm wachsenden Zulauf verzeichneten. Vermutlich kennst du bereits zertifizierte Kolleginnen oder Kollegen oder gehörst sogar selbst dazu.
In den vergangenen Jahrzehnten sind zahlreiche Vorgehensmodelle für IT-Projekte entstanden (siehe Tabelle 1-1 unten). Alle haben das Ziel, die verschiedenen Phasen, Rollen und Artefakte eines Projekts zu standardisieren und so allen Projektbeteiligten Sicherheit und eine klare Leitlinie zu geben, die vermittelt, wer wann was zu tun hat. Lass uns dazu die wesentlichen Ansätze kurz überfliegen.
Der prominenteste Vertreter unter den Vorgehensmodellen ist sicher das Wasserfallmodell, das das Projekt sequenziell in aufeinanderfolgende Phasen unterteilt, wobei die Ergebnisse einer Phase als Voraussetzungen für die nächste Phase dienen. Es ist ein leicht verständliches Modell und in der einen oder anderen Ausprägung stark verbreitet. Die größte Schwäche dieses Modells ist sicher das lineare Vorgehen und die damit verbundene mangelnde Flexibilität gegenüber Änderungen und neuen Anforderungen. Eine erste Verbesserung dieses Wasserfallmodells stellt das ebenfalls sequenzielle V-Modell dar, das zusätzlich die Testphasen den jeweiligen Entwicklungsphasen gegenüberstellt und so Stufe um Stufe die Verifikation und Validierung gewährleistet. Dank dieser Eigenschaft trifft man das V-Modell typischerweise in einem sicherheitsrelevanten Umfeld an, in dem Verifikation und Validierung wesentliche Anforderungen sind. Mit dem Spiralmodell wurde 1986 zeitgleich ein iteratives Vorgehensmodell vorgestellt, das die Phasen mehrfach spiralförmig durchläuft. Dies erlaubt es, im Projektverlauf dazuzulernen, sich dem Ziel anzunähern und so die Risiken zu minimieren. Allerdings wiederholt man hier mit wenigen Iterationen die Phasen vollständig, was nur ein langsames Lernen zulässt.
Dieses iterative Vorgehen und somit rasche Lernen hat sich aber als zentrales Element mit großem Mehrwert herausgestellt und wurde von weiteren Vorgehensmodellen, wie Rational Unfied Process (RUP), Extreme Programming (XT) oder Scrum, aufgegriffen sowie verfeinert. Die Zyklen wurden zeitlich stark gekürzt, sodass die gewonnenen Erkenntnisse viel rascher in die nächste Iteration einfließen können. Zudem versprechen agile Methoden gemäß ihrem Manifest [TAM01] schnellere und flexiblere Projekte durch leichtgewichtigere Prozesse und größere Kundennähe im Vergleich zu klassischen Vorgehensmodellen. Diese agilen Ansätze wurden von den klassischen Modellen ebenfalls aufgegriffen, und ihre Vorgehensmodelle wurden entsprechend modifiziert, so beispielsweise geschehen beim V-Modell, das zum V-Modell 97 und später zum V-Modell XT erweitert wurde.
Welches dieser Vorgehensmodelle kommt nun in der Praxis tatsächlich zum Einsatz? Viele Unternehmen möchten die Vorteile aus beiden Welten – also den klassischen wie auch den agilen Projektmanagementansatz – nutzen, weshalb häufig hybride Vorgehensweisen eingesetzt werden. Die Wahl des Vorgehensmodells hängt zudem wesentlich vom Fachgebiet deiner Software und der Unternehmenskultur ab.
Die Vielfalt und der Wandel der Modelle lassen erahnen, dass eine wirklich zuverlässige Methode, Projekte erfolgreich ins Ziel zu führen, noch nicht gefunden wurde und es wahrscheinlich so nie geben wird.
Nachfolgende Tabelle enthält eine Übersicht der wesentlichen Vorgehensmodelle und ihrer Einordnung. Dabei ist diese Auflistung nicht vollständig, sie soll lediglich einen Überblick über die großen Veränderungen geben und zeigen, wie lange bereits versucht wird, Projektmanagement zu standardisieren.
Modell |
Bekannt seit |
Herkunft |
Phasenorientierte Modelle |
|
|
Phasenorientiertes Modell |
1956 |
erstes Phasenmodell |
Wasserfallmodell |
1970 |
Basismodell |
Hermes |
1975 |
IT-Entwicklungsprojekte der Bundesverwaltung der Schweiz |
V-Modell |
1986 |
IT-Entwicklungsprojekte der |
V-Modell 97 |
1997 |
Bundesrepublik Deutschland |
V-Modell XT |
2005 |
|
PRINCE |
1989 |
ursprünglich britischer |
PRINCE2 |
1996 |
Regierungsstandard |
Iterative Modelle |
|
|
Spiralmodell |
1986 |
iteratives Vorgehensmodell |
RUP (Rational Unified Process) |
1999 |
iteratives Vorgehensmodell |
Agile Modelle |
|
|
Scrum |
1995 |
iteratives, agiles Vorgehensmodell |
XP (Extreme Programming) |
1997 |
iteratives, agiles Vorgehensmodell |
Agile Modelle für große Projekte |
|
|
SAFe (Scaled Agile Framework) |
2011 |
agiles Vorgehensmodell für große Projekte (D. Leffingwell) |
Nexus |
2015 |
K. Schwaber |
Scrum@Scale |
2018 |
J. Sutherland |
Genauso wenig, wie es gelingt, die Projektabläufe zu standardisieren, führen die vielfältigen Bemühungen, Projektleiterinnen und Projektleiter besser auszubilden, offensichtlich nicht in ausreichendem Maße zum gewünschten Erfolg.
Wieso reicht das nicht?
Schauen wir auf die vielfältigen Aufgaben eines Projektleiters, zeigt sich, dass er ein wahres Multitalent sein muss: Er soll planen, organisieren, motivieren, verhandeln und vieles mehr. Dass dieser Eindruck nicht täuscht, zeigt sich beispielsweise an der IPMA-Zertifizierung, denn gemäß dieser müssen sich Projektleiterinnen und Projektleiter aktuell in 133 Kompetenzindikatoren beweisen – gruppiert in 28 Kompetenzelemente! Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Projektleiter die Besonderheiten ihres jeweiligen Projekts überhaupt noch erkennen oder aufgrund der (zu) hohen Erwartungen häufig dazu neigen, die Prozessschritte und Checklisten unreflektiert abzuarbeiten. Diese Vorgehensweise gibt dem Projektleiter zwar ein gutes Gefühl (eine Scheinsicherheit), alles richtig gemacht zu haben, doch es besteht auch die Gefahr, wesentliche Aspekte des jeweiligen Projekts aus dem Blick zu verlieren.
Ähnlich verhält es sich mit den Vorgehensmodellen: Sie sind oft überfrachtet, sodass die zugrunde liegende Zielsetzung der einzelnen Methoden und Arbeitsschritte kaum noch erkennbar ist. Wie kommt das?