(C. G. Jung: Prophet of the Unconscious. A Discussion of „Memories, Dreams, Reflections“ by C. G. Jung)
Erich Fromm
(1963e)
Als E-Book herausgegeben und kommentiert von Rainer Funk[1]
Aus dem Amerikanischen von Liselotte und Ernst Mickel.
Erstveröffentlichung unter dem Titel C. G. Jung: Prophet of the Unconscious. A Discussion of „Memories, Dreams, Reflections“ by C. G. Jung, in: Scientific American, New York 209 (1963) S. 283-290. Eine erste deutsche Übersetzung besorgten Liselotte und Ernst Mickel für die Erich Fromm Gesamtausgabe in zehn Bänden, Stuttgart (Deutsche Verlags-Anstalt) 1981, GA VIII, S. 125-130.
Die E-Book-Ausgabe orientiert sich an der Textfassung in der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden, München (Deutsche Verlags-Anstalt und Deutscher Taschenbuch Verlag) 1999, GA VIII, S. 125-130.
Die Zahlen in [eckigen Klammern] geben die Seitenwechsel in der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden wieder.
Copyright © 1963 by Erich Fromm; Copyright © als E-Book 2016 by The Estate of Erich Fromm. Copyright © Edition Erich Fromm 2016 by Rainer Funk.
„Je älter ich wurde, desto weniger verstand oder erkannte oder wusste ich mich (...); ich habe kein Urteil über mich und mein Leben. In nichts bin ich ganz sicher. Ich habe keine definitive Überzeugung – eigentlich von nichts.“ (C. G. Jung, 1963, S. 360).
Diese Worte hat C. G. Jung in hohem Alter niedergeschrieben, als einer, der den Anspruch erhob, einen Weg zur Selbsterkenntnis gefunden zu haben, welcher besser sei als Freuds Psychoanalyse. Jungs posthum veröffentlichte Autobiographie gibt uns eine Antwort hierauf und auf andere Fragen, die vielen seiner Leser Kopfzerbrechen gemacht haben. Die Autobiographie enthüllt den Menschen und zeigt, weshalb Jung einen solchen Nachdruck auf das kollektive Unbewusste und auf den Gegensatz zu Freuds persönlichem Unbewussten legte; er wollte sich davor bewahren, sich seiner eigenen verdrängten Erfahrungen bewusst zu werden, indem er sein Unbewusstes zum Teil einer mythischen Größe machte, die alle Menschen gleichmäßig beherrscht und weder Gut noch Böse kennt. Jung war ein Mensch, der unbarmherzig von den Furien der Unsicherheit, Destruktivität und Einsamkeit verfolgt wurde; er fand ein gewisses Maß an Frieden in dem, was er für die Enthüllungen und Gebote eines mythischen Unbewussten hielt.
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