Titelbild

Impressum

Lektorat: Marion Schweizer
Englischsprachiges Lektorat: Charlotte Collins
Umschlaggestaltung: init.büro für gestaltung, Bielefeld,
unter Verwendung eines Fotos von iStockphoto

eBook-Konvertierung: kaltner verlagsmedien GmbH, Bobingen

www.langenscheidt.de
© 2009 by Langenscheidt KG, Berlin und München
ISBN 978-3-468-69194-2

Ein Brief aus der Vergangenheit

Marc spielt einen letzten Akkord, dann legt er die ­Gitarre neben sich auf das Bett. Noch traut er sich nicht, Fabian in die Augen zu sehen.

“Mann, das war super!”, sagt Fabian und rutscht auf­geregt auf Marcs Schreibtischstuhl hin und her.

“Ne, war es nicht”, sagt Marc und spürt, dass er schon wieder einen roten Kopf bekommt.

Aber Fabian ist überzeugt: “Lass uns endlich die Band gründen. So gut wie Tokio Hotel sind wir schon lange.”

“Ich soll vor anderen auftreten? Nie im Leben!”

“Du musst! Das war genial gespielt.”

Marc steht auf und legt die Gitarre in den Lederkoffer, den ihm sein Vater zusammen mit dem Instrument ­geschenkt hat: “Nein, das war überhaupt nicht gut”, sagt er. “Alles nur nachgespielt.”

“Aber es war super gesungen. Ich meine, dein Englisch­ ist perfekt.”

“Kein Wunder. Meine Mutter redet ja auch schon seit Ewigkeiten viel auf Englisch mit mir. Sie findet, es hilft, ­eine Sprache auch im Alltag zu sprechen.”

“Krass.”

“Sie meint, wenn man eine fremde Sprache spricht, könnte man in seinen Gedanken ein anderer werden oder auf imaginäre Reisen gehen, oder so. Keine ­Ahnung, aber du kennst sie ja.”

“Seit wann macht die das mit dem Englisch?”

“Solange ich denken kann.”

“Cool.” Fabian gibt nicht auf: “Wenn du wirklich nicht auftreten willst, was hältst du dann davon, für uns ­Lieder zu schreiben? Am besten auf Englisch. Von ­wegen internationalem Erfolg und so. Du kannst doch Lieder schreiben, oder?”

Marc zögert. Er überlegt, ob er es Fabian sagen soll. Er hat tatsächlich schon ein paar Lieder komponiert. Erst kürzlich hat er seiner Mutter ein Lied zum Geburtstag geschenkt, weil ihm der Geburtstag wieder mal erst am Vorabend eingefallen war. Also hat er die Noten fein ­säuberlich auf Notenpapier gezeichnet und ihr das Lied am nächsten Morgen vorgespielt. Sie war be­geistert. Zumindest hat sie das gesagt. Aber sie hat auch gesagt, dass sie das Notenblatt rahmen und ­aufhängen wolle. Das hat sie bis heute nicht gemacht.

Trotzdem war es ein gutes Lied. Andererseits: Wer gibt schon zu, dass er seiner Mutter Lieder komponiert?

“Ja. Hab ich”, murmelt Marc leise.

“Spiel’s mir vor”, bittet Fabian.

“Ich hab die Melodie vergessen.”

“Bitte!”

Marc schnauft einmal kurz. “Also gut. Die Noten sind im Wohnzimmerschrank. Warte hier, ich hol sie.”

Im Wohnzimmer durchsucht er die Schrankschub­laden, doch er kann die Noten nicht finden, auch nicht in den Regalen hinter der Schranktür. Im obersten Regal steht die gelbe Pappschachtel, in der seine Mutter ihre ganz persönlichen Dinge aufbewahrt. Vielleicht liegt das Blatt da drin.

“Kommst du endlich?”, ruft Fabian aus Marcs Zimmer.

Bestimmt ist das Notenblatt in der Schachtel. Aber die Schachtel gehört seiner Mutter. Marc weiß, dass er sie nicht öffnen soll. Er will ja auch nicht, dass seine Mutter ständig in seinen Sachen wühlt.

Andererseits ist das hier eine eindeutige Notsituation, oder nicht?

“Mann, wie lange soll ich noch warten?”, nervt Fabian.

Marc steigt auf einen Stuhl und zieht die Schachtel vorsichtig aus dem Schrank. Er stellt sie auf den Wohnzimmertisch und öffnet den Deckel. Fotos, Briefe und Eintrittskarten liegen wild durcheinander. Nur das Notenblatt kann er nicht finden. Es muss wohl weiter unten liegen. Er nimmt einen Stapel Papiere aus der Schachtel und legt sie auf den Tisch. Da­runter liegt ein Brief. Natürlich weiß Marc auch, dass man die Briefe anderer nicht liest. Nicht einmal die Briefe der eigenen Mutter. Aber dieser Brief ist auf Englisch.

Karin, my darling, steht in der obersten Zeile.

Karin ist Marcs Mutter. Und darling heißt Schatz. Das sagt Marcs Vater immer zu ihr. Aber nicht auf Englisch.

Karin, my darling,

I’m sorry, but have to →leave. You know why – we’ve talked about it so much already, and I had to make a decision. I →honestly can’t see a future for the two of us. Believe me, I’m really sorry, and very sad about it too – especially now you’re →pregnant. It’s hard for me to know that I’ll probably never even see the baby.

But I still have to go. I hope we’ll meet again one day. Until then, I →wish you all the best. Love, Billy.

Marc versteht nicht alles, was in dem Brief steht. Love? Wieso love? Aber er versucht, sich den Inhalt ir­gendwie ­zusammenzureimen. Nur kennt er einige der Wörter nicht. Pregnant zum Beispiel, was heißt das? Decision? Und wer ist Billy?

Das Blatt scheint zwischen seinen Fingern zu vibrieren. Marc spürt, dass dies nicht nur irgendein Brief ist. Dieser Brief ist wichtig.

“Wird das noch was?” Fabian steht mit verschränkten Armen im Türrahmen.

“Was? Was soll noch was werden?”

“Oh Mann! Du wolltest Noten holen. Schon vergessen? Oder sind sie das etwa? Zeig mal!”

Marc legt den Brief schnell zurück, packt den anderen Papierstapel wieder obendrauf und schiebt die Schachtel zurück in den Schrank.

“Nein. Das war was anderes. Wahrscheinlich hat meine Mutter die Noten schon weggeworfen. Das Lied war bestimmt auch nicht so gut, wie ich dachte.”

“Was hast du denn in die Schachtel gelegt?”

“Nichts. Nichts Wichtiges. Außerdem geht dich das gar nichts an”, sagt Marc und zieht Fabian aus dem Wohnzimmer.

Beim Abendessen fragt Marcs Mutter: “Und wie war es in der Schule?” Wie jeden Abend.

“Was heißt pregnant?”

Pregnant? Das heißt schwanger. Warum willst du das wissen?”

Marc druckst herum. Er ärgert sich, dass er nach dem Wort gefragt hat. Seine Mutter wird ahnen, dass er in ihrer Schachtel geschnüffelt hat. Andererseits wird er das Gefühl nicht los, dass der Brief auch für ihn selbst wichtig ist. Also …

“Wer ist Billy?”

Marcs Vater räuspert sich, nickt der Mutter zu und trägt das Geschirr in die Küche. Teller klappern in die Spülmaschine und Besteck klimpert in den Besteckkorb.

“Wer ist es?”

“Hast du den Brief gelesen?”

“Wer ist Billy?”

“Also hast du den Brief gelesen“, sagt seine Mutter tonlos. Sie ist plötzlich ganz blass. Sie nestelt an ihrer Serviette herum und weicht Marcs Blick aus. Dann ­endlich sieht sie ihn mit feuchten Augen an. “Marc, glaub mir, ich wollte es dir schon längst …”

“Wer ist Billy?”

Seine Mutter holt tief Luft. Dann beginnt sie leise zu ­reden. Sie erzählt, dass sie, bevor sie Marcs Vater kennenlernte, einen anderen Freund hatte. Er ist Engländer und heißt Billy, eigentlich William.

Marc hört ihr ruhig und aufmerksam zu. Noch versteht er nicht, warum seine Mutter ihre Serviette nervös auf dem Tisch hin und her rollt. Sie holt noch einmal tief Luft.

Dann steht plötzlich der Satz wie ein großer schwerer Block im Zimmer: “Billy ist dein Vater.”

Marc weiß, dass er jetzt eigentlich etwas empfinden müsste. Trauer, Wut, Enttäuschung. Irgendwas. Aber empfindet nichts. Also gut, dann ist eben Billy sein ­Vater. Aber sein richtiger Vater ist er nicht, denn der räumt gerade das Geschirr ein.

“Marc, willst du etwas sagen? Du möchtest doch bestimmt darüber reden”, sagt Marcs Mutter und greift nach seiner Hand.

Reden, denkt Marc, worüber reden? Er geht in Gedanken seine Mitschüler durch. Bei mindestens fünf von ­ihnen ist der Vater nicht der leibliche Vater. Es gibt ­sogar ein Wort dafür: Patchwork-Familie. Alles normal. Kein Grund, schon wieder zu reden. Aber Marc weiß, dass seine Mutter reden will.

“Was macht der denn so, der Billy?”

“Er ist Musiker.”

Jetzt empfindet Marc doch etwas. Musiker! Ein englischer Musiker! Das ist ein Gefühl, als würde plötzlich sein ganzer Körper unter Strom stehen. Es kribbelt, aber angenehm. Er hört kaum noch, wie seine Mutter sagt: “Das war auch sein großes Problem. Er bekam einfach keine Auftritte in Deutschland. Und da ist er eben zurückgegangen. Kurze Zeit später lernte ich Frank kennen. Und wir haben gemeinsam entschieden, es dir später zu sagen. Wenn du älter bist und es ­verstehst.”

Musiker! Marc ist so sehr in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt, wie seine Mutter ein Foto über den Tisch schiebt.

“Das ist er. Vielmehr sind das Billy und ich, ungefähr ein Jahr vor deiner Geburt.”

Auf dem Foto steht seine Mutter neben einem jungen Mann mit blondem Haar, das ihm bis zur Schulter reicht, und einem krausen Bart am Kinn. Er trägt eine abgewetzte Lederjacke und sieht wirklich aus wie ein Rockstar. Irgendwie … cool.

Marcs Vater kommt zurück ins Esszimmer.

“Und? Möchtest du noch etwas wissen?”, fragt er.

“Marc? Du hast doch bestimmt Fragen oder willst etwas sagen”, sagt seine Mutter. Doch ihre Stimmen dringen nur undeutlich an sein Ohr, wie durch Watte. Marc ist immer noch elektrisiert.

“Was für ein Musiker?”

“Gitarrist”, sagt Marcs Mutter.

“Wow!”

Seine Eltern sehen sich ratlos an. Mit dieser Reaktion hatten sie nicht gerechnet. Mit Trauer, Wut, Enttäuschung oder Weinkrämpfen. Aber nicht mit: Wow!

“Marc!” Marcs Mutter greift wieder nach seiner Hand. “Was ist los? Können wir irgendetwas für dich tun?”

“Wow!”

Sein Vater stellt sich hinter Marc und legt seine Hände auf dessen Schulter. “Du weißt, dass ich immer dein Vater war und es immer sein werde.”

“Wow!”

“Das weißt du doch, oder?”

“Wow!”

“Marc!”, rufen sie jetzt beide gleichzeitig.

“Wie heißt er mit Nachnamen?”, fragt Marc ganz ruhig.

“Shelley. Sein Nachname ist Shelley. Gibt es noch ­etwas, was du wissen möchtest? Irgendetwas?”, fragt seine Mutter.

Marc schüttelt den Kopf und steht auf. Er steckt das Foto ein und geht in sein Zimmer.

Später hört er, wie seine Eltern noch einmal nach ihm schauen. Das haben sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Aber Marc tut so, als würde er schlafen. Warum wollen sie auch ausgerechnet heute nach ihm sehen? Heute, wo er erfahren hat, dass er der Sohn des berühmten englischen Gitarristen Billy Shelley ist. Jetzt erklärt sich einiges. Zum Beispiel, warum Marc so gut Gitarre spielen kann, wo er doch sonst so wenig kann. Warum er so gut Noten lesen und sich an sie erinnern kann, wenn er doch sonst alles Mögliche nach zwei ­Minuten vergisst.

Mein Vater ist Gitarrist.

Deshalb.

My father is a famous English guitarist.

Marc befindet sich in einem Zimmer, das so groß ist, dass man darin mindestens fünf Tischtennisplatten ­aufstellen könnte. An weißen Wänden hängen gerahmte goldene Schallplatten. Hinten, am anderen Ende des Zimmers, sitzt ein Mann mit einer Gitarre auf einem Barhocker. Leise Akkorde wehen herüber. Dann verstummen die Töne. Der Mann steht auf und legt eine Gitarre zur Seite. Er hat langes, blondes Haar, das ihm bis zu den Schultern reicht, und einen kleinen krausen Bart am Kinn. “Is it really you?”

Marc versteht die Frage nicht. Aber das macht nichts, weil der Mann gleich die Erklärung dazu liefert: “My son?”

Marc nickt. Obwohl er nicht weiß, wie sein Vater heute aussieht, ist er felsenfest davon überzeugt, vor ihm zu stehen.

“Are these your gold →discs?”

“Yes, some of them. And some of my →platinum discs →as well.

”Marc ist beeindruckt, das müssen mindestens fünfzig goldene Platten sein.

“→Do you want to see my guitar collection?”

Marc sucht nach einem Wort. Es fällt ihm plötzlich immens schwer, Englisch zu sprechen. Dabei klappt das in der Schule doch immer ganz gut. Englisch ist neben Musik das einzige Fach, in dem überhaupt noch etwas ganz gut klappt. Sein Vater steht schon in der Tür. Marc folgt ihm. Sie gehen einen langen Gang hinunter, an dessen Wänden Fotos von seinem Vater hängen. Jedes einzelne in einem andersfarbigen Rahmen. Und auf ­jedem der Fotos steht sein Vater auf einer anderen ­Bühne. Mal mit einer E-Gitarre, mal mit einer doppelhalsigen Gitarre, mal mit ­einer Akustikgitarre. Dann befinden sie sich in einem Raum, dessen Boden mit dicken, weichen Teppichen ausgelegt ist. Riesige Lautsprecher stehen in den ­Ecken des Zimmers. Und an den Wänden: Gitarren. In jeder nur denkbaren Form und Größe.

“Do you want to play one of them?”, fragt sein Vater.

Und ob Marc will. Er nimmt sich eine alte, kleine E-Gitarre.

“Good →choice! That was my first guitar. I →wrote my first number one hits on it.”

Sein Vater nimmt ein Kabel und schließt die Gitarre an. Marc setzt sich auf einen ­Hocker, legt die Gitarre auf die Knie und zupft mit dem Plektrum ein paar Töne.

“Great! That’s my son!”

Sein Vater lächelt stolz. Dabei hören sich die Töne doch nur an wie: Piep–Pieppieppiep–Piep–Pieppieppiep…

Beim Frühstück ist Marc noch völlig in seinem Traum gefangen. Verschlafen sagt er: “Can I have the butter?”

“Please”, sagt seine Mutter.

“Was?”

“Pardon.”

“Häh?”

“Marc, wenn du Englisch sprechen willst, dann mach es bitte richtig. Es heißt ’Can I have the butter, please?’ oder ’Could youpass me the butter, please?’ Und es heißt nicht Was? oder What?, sondern Pardon.”

Sein Vater schiebt die Butter über den Tisch: “Warum willst du denn schon beim Frühstück Englisch sprechen? Steht eine Klassenarbeit an?”

Weil mein Vater Engländer ist!

Aber das sagt er lieber nicht. Ihm reicht schon das ganze Please und Pardon. Überhaupt kommt ihm heute Morgen sein Leben hier zu Hause reichlich beengt vor. Immer nur Vorschriften und Regeln. Rockstars haben keine Regeln, denkt Marc, und wie cool wäre das ­Leben wohl mit seinem Vater in …

“Can you tell me where my … where Billy lives?”

“As far as I know, he went back to London. But I haven’t heard a word from him since he left Germany, so I’m not sure →whether he’s still in London or not”, sagt Marcs Mutter.

London also. London? London!!

“Marc, ich weiß, dass das alles nicht einfach ist für dich. Wenn du darüber reden möchtest, sind wir jederzeit für dich da”, sagt Marcs Vater.

“→I’ve got to hurry now. I’m already late for school.”

The →Master Plan

Der Englischunterricht hat schon angefangen. Dummerweise ist heute bereits das dritte Mal in Folge, dass Marc nicht pünktlich ist. Nach dem Unterricht bittet der Englischlehrer Marc, noch einen Moment zu bleiben.

“Marc, du bist heute wieder zu spät …”

“Could you say it in English, please?”

“Okay, if you prefer. Marc, you were late for the lesson again, so I’m giving you extra homework. Please write a short →essay about why it’s important that all pupils →show up for lessons on time. Did you understand?”

Was soll daran schwierig sein?

“Yes, of course, Mr Hilbig. And when do I have to →give in the essay?”

“Tomorrow.”

Oh.

“Okay. Fine. I’ll do it.”

“Marc, a few sentences →will do. I just want you to think about your →behaviour.”

“Okay.”

Nach der Schule geht Marc nicht sofort nach Hause. Den ganzen Vormittag ist ihm sein neuer, alter, richtiger Vater nicht aus dem Kopf gegangen. Er ist Gitarrist, also wird es bestimmt auch CDs von ihm geben. Marc nimmt die Bahn in die Innenstadt und geht zu Magic Records. Die haben die größte Auswahl an CDs.

Unter dem Begriff “Shelley” findet Marc allerdings nichts. Es gibt nicht mal ein Schild, auf dem Shelley steht. Aber vielleicht ist sein Vater ja auch gar kein ­Solo-Gitarrist, vielleicht spielt er in einer Band.

Natürlich spielt er in einer Band und hat kein eigenes Schild. Nur Hühner wie Spears, Britney oder Nerven­sägen wie Naidoo, Xavier bekommen eigene Schilder. Echte Musiker haben so etwas nicht.

Und so bleibt Marc nichts anderes übrig, als die CDs von A bis Z zu durchsuchen. Er nimmt die erste CD, die unter A steht, und öffnet die Schachtel. Vorsichtig zieht er das Booklet heraus und sucht nach der Liste der ­beteiligten Musiker. Kein William Shelley. Auch kein Bill Shelley. Marc nimmt die nächste CD.

Er ist erst bei L wie Limp, Bizkit angelangt, als er die Durchsage hört, dass das Geschäft in wenigen Minuten schließt.

“Wie? Acht Uhr schon?”, murmelt Marc und nimmt ­seinen Rucksack. Morgen wird er weitersuchen.

“Sag mal, wo hast du gesteckt?”, raunzt ihn seine ­Mutter an, kaum dass er die Wohnungstür hinter sich geschlossen hat.

“I went into town”, sagt Marc und geht an ihr vorüber.

Warum muss sie deswegen gleich so ein Theater ­machen?

“In der Stadt? Marc, ich habe mir Sorgen um dich ­gemacht, verstehst du das denn nicht?”

Marc dreht sich um und sieht die Augen seiner Mutter flimmern. Das machen sie immer, kurz bevor sie ­anfängt zu weinen. Für einen Augenblick tut sie ihm leid. Und es tut ihm leid, wie er mit ihr gesprochen hat. Aber er ist schließlich der Sohn eines Rockstars, oder? Und die müssen sich nicht an Regeln halten.

“→So what?”, sagt Marc ruppig und geht in sein Zimmer.

Marcs Mutter will hinter ihm hergehen, aber sein Vater hält sie zurück. “Lass nur, er wird sich schon wieder beruhigen. Es ist eine schwierige Zeit für ihn.”

Als der Hunger kommt, hat Marc sich beruhigt.

Marc steht in der Küche und schmiert sich gerade ein Brot, als seine Mutter hereinkommt.

“’Tschuldigung”, sagt Marc leise.