Leichter Regen plätschert auf die Wasseroberfläche, die Luft ist kühle zehn Grad Celsius frisch, das Wasser misst gerade mal zehn Grad mehr. Doch für Katharina von Schön-Angerer ist es gefühlter Frühling – egal welche wahren Temperaturen das Thermometer zeigt. Seitdem ihr Lieblingsfreibad in Hamburg-Eppendorf wieder geöffnet hat, zieht sie frühmorgens ihre Bahnen durch den 50-Meter-Pool. 60 Minuten, rund 2000 Meter im freien Stil, dreimal die Woche. Um kurz nach sieben Uhr springt sie ins Becken, setzt ihre Kopfhörer auf, schaltet den wasserdichten MP3-Player an und krault zu den Klängen von Max Herre dem Tag entgegen und den überflüssigen Pfunden davon. Angefangen hat sie vor gut einem Jahr, „damals aber nur mit Brustschwimmen, ich konnte gar nicht richtig kraulen“. Ein paar Stunden Unterricht bei einem Schwimmcoach haben sie auf die richtige Bahn gebracht. Ihre Kraultechnik wurde besser, eingeschliffene Fehler weniger. Aus 200 Meter Kraulen wurden 400 Meter, dann 800, schließlich 1400 und endlich 2000 Meter Freistilschwimmen am Stück. „Ich brauchte irgendeinen Ausdauersport, nur Yoga war mir zu langweilig. Laufen ging nicht wegen der kaputten Knie, Radfahren ist mir zu zeitaufwendig und zu viel Po-Aua“, erzählt sie lachend. Dass sie inzwischen auch noch acht Kilogramm an ungeliebten Fettpolstern im Becken gelassen hat, sich ihre Körperhaltung besser und ihr Muskeltonus kräftiger anfühlt, „ist doch tipptopp“, wie die Innenarchitektin zu sagen pflegt. Es ist keine neue Erkenntnis, dass Schwimmen eine der gesündesten Sportarten ist: Durch den Auftrieb des Wassers spüren wir unser Gewicht kaum, daher werden die Gelenke minimal belastet. Die Bewegungen sind langsamer, durch den Wasserwiderstand aber kraftvoller als im Trockenen. Schwimmen fordert und stärkt rund 170 Muskeln, die an den verschiedenen Schwimmstilen beteiligt sind. Auch das Herz-Kreislauf-System wird verbessert, aber schonend:
Durch die horizontale Lage und den Wasserdruck sind die einzelnen Herzschläge effektiver, die gepumpte Blutmenge ist größer als außerhalb des Wassers. Wissenschaftliche Studien belegen die Ökonomisierung des Herzens: Braucht das Herz für eine bestimmte Belastungsintensität 137 Schläge pro Minute im Wasser, so sind für die gleichen Anstrengungen beim Laufen zwölf Schläge mehr notwendig. Daraus ist auch ersichtlich, dass man Herzfrequenzvorgaben für ein Lauftraining oder Ähnliches nicht einfach auf das Schwimmtraining übertragen kann. Beim Kalorienverbrauch muss sich Schwimmen nicht verstecken: Eine Stunde Bruststil verbrennt ähnlich viele Kalorien wie eine Stunde Radfahren (rund 530 kcal), belegt eine Studie des Instituts für Prävention und Nachsorge (IPN) aus Köln. Und wer sogar eine Stunde im Kraulmodus durchs Becken pflügt, verbrennt bis zu 900 Kilokalorien – davon fast 35 Prozent aus den Fettdepots. Der hohe Energieaufwand resultiert auch aus den meist recht kühlen Wassertemperaturen. Nur bei einer Wassertemperatur von 26 Grad Celsius ist der Wärmeaustausch von Körper und Wasser im Gleichgewicht. Liegt der Wert deutlich darunter, verbraucht der Körper zusätzliche Energie, um nicht auszukühlen. Dabei verbrennt er Fett, ohne dass man’s merkt. Wenn also erst mal eine Basis an Technik vorhanden ist, kann Schwimmen als gezieltes Figurtuning eingesetzt werden. Ex-DSV-Bundestrainer Dirk Lange hat exklusiv für FIT FOR FUN einen allerdings intensiven 8-Wochen-Plan zusammengestellt, bei dem überflüssige Pfunde im Wasser bleiben (siehe übernächste Seite).
„Für Einsteiger ist es sinnvoll, das Schwimmtraining durch einige Kräftigungsübungen an Land zu ergänzen, um die schwimmspezifische Muskulatur schneller aufzubauen“, rät Coach Lange. „Ein Thera-Band ist optimal dafür, weil man es überall einsetzen und die Belastung je nach individueller Voraussetzung steuern kann.“