ALLGEMEIN

Viele Jahre brüteten die besten Designer des Landes, dann stand fest: Dieser Schantallus ist das Staats-Maskottchen.

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Kristallklares Wasser, weite Sandstrände, heiße Bikinischönheiten – damit kann Schantallien nicht dienen.

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Nicht alle Wege führen nach Rom – aber Hauptsache, raus aus Schantallien.

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Immer eine Reise wert: der älteste Nationalpark des Landes – das Vogelschutzgebiet Schantallius.

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Konflikte gibt es in Schantallien nicht. Regelmäßig setzen sich Extremisten und Polizei bei einem Lagerfeuer zusammen, um ihre Meinungen auszutauschen.

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Schantallien ist ein kleines mitteleuropäisches Land. Es erinnert auch geografisch an seine Nachbarn Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die nördliche Grenze bildet eine Bergkette mit mondänen Wintersportorten, wie Kachelbrunn, und wilden Apres-Ski-Hochburgen wie Porzenbach. Im wildromantischen Baillingen laden sattgrüne Weiden und hügelige Landschaften zum Verweilen ein. Die Hauptstadt Bulion verspricht eine faszinierende Mischung aus kreativem Start-Up-Spirit und vollgeschissenen Gehsteigen.

Der Westen ist immer noch geprägt von der Industrialisierung und dem Bergbau. Doch auch hier gibt es lauschige Plätze, etwa an der Lunar, die dank der Kühlwassereinspeisung der Heizkraftwerke bis zu 50 Grad warm werden kann und in der auch tropische Fische heimisch sind. Das Problemkind Schantalliens sind die weitgehend entvölkerten Regionen des Ostens, in der eine lächerlich kleine Anzahl Asylbewerber eine unfassbar hohe Anzahl von Arbeitsplätzen besetzen. Doch auch hier kann der Tourist sehenswerte Gegenden entdecken, z.B. bei Diashows über Abenteuerreisen, die hier regelmäßig in hässlichen Turnhallen gezeigt werden.

Ausländische Gäste brauchen ziemlich lange, um sich an die ebenso rustikale wie liebenswerte Art der Schantallier zu gewöhnen. Besucher, die zum ersten Mal in Schantallien sind, reagieren häufig schockiert über die unverblümte Art, in der die Einheimischen miteinander umgehen, egal ob sie gerade Auto fahren oder versuchen, sich an der Currybude vorzudrängeln. Schantalliern ist es egal, was Außenstehende von ihnen halten. Es kann durchaus vorkommen, dass sie an der Ampel aussteigen und einen Autofahrer aus dem Auto zerren und zusammenschlagen, weil dieser das Tempolimit in der Zone 30 vorschriftsmäßig eingehalten hat oder einfach den Behindertenparkplatz vor dem Schwimmbad belegen wollte – schließlich kann man doch mit dem Rollstuhl auch weite Distanzen schnell zurücklegen.

Noch ohne siegreiche Schlacht: Die schantallische Armee trägt keine Uniformen, verzichtet dafür aber auf eine Ausbildung.

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»Wäre Schantallien ein Sandwich, dann würde es aus Industriesalami, Käsegrainer, einem welken Salatblatt und trockenem Schwarzbrot bestehen.«

»Ausflugsfahrten hier in den wenig besiedelten Ecken sind einfach traumhaft schön. Es gibt wunderbare Wälder und Lichtungen, leicht kurvige Landstraßen und eine zauberhafte Landschaft. Gerade um den Sonnenuntergang herum kann man mit ein bisschen Glück einen Hasen oder ein kleines Reh überfahren und gleich am Straßenrand ausweiden und grillen. Es gibt nichts Romantischeres.«

Doch tief in ihrer Seele, hinter der dicken Fassade aus Ausländerhass, Intoleranz, Kinderfeindlichkeit, Spießigkeit und Missmut, steckt ein liebenswerter Kern. Wenn Sie wirklich mal in eine Notlage geraten, z.B. bei einer Autopanne, oder wenn Sie von aggressiven Jugendlichen attackiert werden, dann können Sie sich jederzeit hilfesuchend an einen Schantallier wenden. Er wird zwar versuchen, Sie zu übersehen oder ein wichtiges Telefonat vorzutäuschen, doch in wirklich bedrohlichen Situationen, wenn es um Leben und Tod geht, dann sind die Schantallier stets bereit, ein tolles Video für ihre Facebookseite zu drehen.

In Schantallien leben zwei große Volksgruppen, die sich seit Generationen immer weiter voneinander entfernen und die im Alltag kaum regelmäßigen Kontakt miteinander haben. Eine kleine Gruppe geht einer regelmäßigen Erwerbstätigkeit nach und hält sich werktags meist in Büros oder Firmen auf. Sie zahlt Steuern und Sozialabgaben, von denen die zweite Volksgruppe lebt. Diese Urschantallier, die in gerader Linie auf Schantalle Brockmann zurückzuführen sind (siehe »Gründerin Schantalliens«), leben von staatlicher Unterstützung, häufig bereits in vierter oder fünfter Generation.

Manchmal gelingt es Besuchern, an einem typisch schantallischen festlichen Sonntagsmahl im Kreise der engsten Verwandten teilzunehmen: Die Frauen des Hauses tragen ihre schönsten Schürzen, die häufig mit humorvollen Sprüchen oder Aufdrücken gestaltet sind. Sie treffen sich auf dem Balkon, wo sie Tratsch und Ratsch austauschen, rauchen und Fertig-Sprizz trinken. Anschließend backen sie liebevoll Fertigpizzen, die sie mit ihren Männern beim Fernsehen verzehren. Dann wird fröhlich weitergefeiert und gezecht, bis sich jemand in die Zimmerpflanze erbricht. Schließlich muss niemand von ihnen am nächsten Morgen aufstehen.

Schantallien – Land der Widersprüche: Besorgte Bürger reichen auch Fremden die Hand – allerdings nur, um sie besser abschieben zu können.

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Schantalle führte die Revolution des Landes an – dann passierte das Unglück mit ihrem Dekolleté.

Volksheldin Schantalle machte bereits früh klar, wie sie sich ein männliches Genital vorstellt.

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Freundschaft ist in Schantallien wichtiger als ein schöner Pullover.

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Gerade die ländliche Bevölkerung Schantalliens ist bisweilen sehr konservativ. Deshalb sollten sich Besucher stets bemühen, die Bräuche und Sitten in Schantallien einzuhalten. Die Bewohner sind sehr schüchtern und sie sind es häufig nicht gewöhnt, mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Auch ist aus religiösen Gründen eine gewisse Zurückhaltung anzuraten. So gilt es z.B. als despektierlich, wenn sich Frauen in der Kirche breitbeinig hinsetzen (zumindest, wenn sie keine Unterwäsche tragen).

Die Begrüßungsrituale mancher Jugendbanden sind sehr komplex und denen amerikanischer Rapper nachgeahmt. Die Männer geben sich die Hand, schlagen sich dann gegenseitig auf die Faust, schnipsen, klatschen zum High five und spucken sich dabei gegenseitig über die Schulter.

Bevölkerungsgruppen

Altersverteilung

Die Flagge offenbart die Seele des Landes.

In manchen abgelegenen Regionen des Ostens ist es sogar üblich, dass sich die Männer gegenseitig am Genitalpiercing ziehen.

Frauen hingegen beginnen bereits zu kreischen, wenn sie noch mehrere Meter weit voneinander entfernt sind, dann küssen sie sich sechsmal links und sechsmal rechts und ignorieren sich anschließend für den Rest des Abends.

Schantalliens Flagge

Die Flagge sollte der Unabhängigkeit und dem unermüdlichen Freiheitswillen des Landes Ausdruck geben (nach der Kapitulation 1824). Sie wurde von Hafentätowierer Bernd Gunkelbein entworfen und von Christian Audigier weiterentwickelt. Sie gilt als weltweit einzige Flagge, die in den Farben Mauve, Lileu und Apricot gehalten ist.

Schantalliens Hymne

Die Hymne Schantalliens entstand 1107 als traditioneller Bauerngospel, der die Eintracht des Volkes fördern und unterstützen sollte. Die Hymne wurde immer wieder an die gesellschaftlichen Bedürfnisse angepasst, die aktuelle Version ist auf dem Bravo-72-Sampler zu finden, sie stammt von Scooter (»Einig Schant, brüh im Angesichte, hyper hyper«).

Mülltrennung und Umweltschutz

Mülltrennung wird in Schantallien groß geschrieben.

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A BIS Z

Skepsis ist das Fundament des schantallischen Wesens.

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Die Nachfrage nach Möpsen ist in Schantallien mittlerweile so groß, dass sogar billige Fälschungen aus China auf den Markt gebracht werden.

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Die Kunstakademie von Bulion ist groß, hat aber nicht den besten Ruf. Das vielleicht bekannteste Werk eines Absolventen ist diese rosafarbene Hai-Muschel, die gegen die Unterdrückung der Tibeter demonstrieren soll.

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»Es heißt Schaaantallien – mit einem langen aaaaa.«

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Der schantallische Goldbäckling war auf der Liste der schützenswerten Tiere, wurde dann aber aufgrund seiner Hässlichkeit spontan ausgerottet.

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Der schantallische Störrhahn wurde so genannt, weil er die Anmut des Landes auf wunderbare Weise repräsentiert.

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Fauna & Flora

Schantallien beherbergt wunderbare Landschaften, in denen seltene und wundersame Tiere ihre Heimat finden. Die mannigfaltigen Feuchtgebiete und saftigen Wiesen bringen eine erstaunliche Artenvielfalt hervor, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Am besten kann man die Flora und Fauna von einer Straße des gut ausgebauten Straßennetzes betrachten, und mit etwas Glück sogar im Dämmerlicht ein leckeres Abendessen überfahren.

Schantallisches Gras

Aufgrund der exponierten Lage in Mitteleuropa entwickelte sich in Schantallien eine außergewöhnlich vielfältige Flora. Dazu gehören einige der spektakulärsten Pflanzen der Erde. Das Schantallische Hohngras gehört zu den intelligenten Pflanzen. Es wächst bevorzugt auf gepflegten Rasenflächen als solitärer Halm, der deutlich länger ist als die restlichen Grashalme. Nähert sich ein Rasenmäher oder ein anderes Gerät mit dem Zweck des Beschnitts, legt sich der Halm flach auf den Boden und stellt sich erst wieder auf, wenn die Gefahr vorüber ist. Zur Gruppe der intelligenten Pflanzen zählen auch der Holz-Spargel, der holzig wird, sobald man versucht, ihn zu verspeisen, die geschmacklose Tomate und der selbstklumpende Reis.

SCHANTALLIENS FAUNA

SCHANTALLIENS FLORA

Tolle Leistung: das schantallische Flamingo-Team gewann die Bronzemedaille im Synchronschwimmen.

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Mangels anderer Sehenswürdigkeiten lockte die Tourismusbehörde Gäste in den Nationalpark mit der abstrusen Behauptung, dieser Schafbock sei die Reinkarnation von Johnny Depp.

Schantallisches Gras

Im schantallischen Buddhismus ist es sehr wichtig, die eigene Vergänglichkeit zu erkennen.

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Eines der größten Wunder Schantalliens: In diesem Baum wurde Sid aus Ice Age wiedergeboren.

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Gruppe von Leons, die in Quarantäne gehalten werden, um die Ausbreitung der Epidemie zu verhindern.

Gesundheit und Hygiene

Schantallien ist grundsätzlich ein sauberes und hygienisches Land. Es werden keine besonderen Impfungen benötigt. Dennoch gibt es tückische Erkrankungen, vor denen sich die Reisenden in Acht nehmen sollten.

Leonismus, örtlich auch Schantalismus oder Kevinismus genannt, ist eine virusbedingte Nominalerkrankung. Erstmals beschrieben wurde die Krankheit Ende des 20. Jahrhunderts. Nach einer Latenzzeit von über 30 Jahren stiegen die Erkrankungsfälle um die Jahrtausendwende aus ungeklärten Gründen wieder an. Der Leonismus verbreitete sich sprunghaft in ganz Schantallien und hat epidemischen Charakter erreicht. Eine Vielzahl von Kindertagesstätten befindet sich bereits im Seuchenstadium. Das Leonismus-Virus (LV) schädigt unmittelbar die Erbsubstanz. Die Krankheit wird verursacht durch parentophage (speziell an Eltern gerichtete) Viren des humanen, nomenophagen Leonismus-Schantalismus-Kevinismus-Stamms (HNLCV). Das Virus führt bei Infektion innerhalb weniger Wochen zur Suppression der namensgenerierenden Hirnareale. Um eine Infektion zu behandeln, sind Neuronominal-Hemmer zugelassen (Handelsname Maximiliapharm® und Emmalan®).

Die unterdrückte Minderheit: Raucher

Die globale Gesundheitsund Fitnesswelle hat auch Schantallien erreicht: Man darf in schantallischen Restaurants und Bars nicht mehr rauchen. Auch bei eisigem Wind und Kälte muss man vor den Häusern ausharren.

Doch inzwischen gibt es hilfreiche Unterstützung: »Raucher ohne Grenzen« ist die schantallische Tochter der internationalen Hilfsorganisation »Fumeurs sans frontières«, die Rauchern in Notsituationen beisteht. Nach einem Bericht, der die zunehmende Unterdrückung und Ausbeutung unschuldiger Raucher bestätigte, fand der erste Einsatz in Schantallien statt. Die Abteilung »Internationaler roter Balken« schickte Feuerzeuge, Aschenbecher und Heizdecken für Raucher, die durch die neuen Verbote dazu gezwungen wurden, bei fürchterlichen Wetterverhältnissen vor Gaststätten auszuharren. Mehrere Kettenraucher bildeten eine Raucherkette. Sogar aus dem Ausland hatte sich ein Lungenzug mit Hilfsgütern in Bewegung gesetzt. Das Team von »Kippen für die Welt« leistete mit Filtern, Tabak und Papers Hilfe zur Selbsthilfe. »Der weiße Rauchring« baute spontan einen Brunnen.

Schlimm: Schwangere und Kleinkinder werden in Schantallien beim Rauchen leider oft diskriminiert.

© flickr – Gideon

»Als Frau ist es nicht so schwierig, einen Partner kennenzulernen, wie als Mann. In vielen Kneipen reicht es schon, wenn frau interessierten Männern höflich zunickt und den Rock hebt, um zu zeigen, dass sie keine Unterwäsche trägt.«

Obdach für Verfolgte – ein modernes Raucherhaus

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Wissenschaftlich bestätigt ist, dass die Jugendlichen unter den schlechten Vorbildern zu Hause leiden, denn: Oft werden Raucher von Nichtrauchern bei Regen und Sturm auf den Balkon geschickt. Deshalb bleibt Rauchern oft nur noch ein Ausweg: Sie flüchten in eines der wenigen Raucherhäuser. Stefan Hugmeier, der Leiter des Raucherhauses Frohlocken erklärte: »Die Nichtraucher werden immer aggressiver. Oft ist das Raucherhaus für wehrlose Raucher, die nicht ihr Leben auf dem Balkon fristen möchten, die letzte Zuflucht. Wir sind derzeit bis aufs letzte Raucherzimmer belegt.« In einem sind sich alle Beteiligten einig: Die Probleme galoppierender Intoleranz lassen sich nur dann lösen, wenn alle an einem Strang bzw. an einer Kippe ziehen.

Medien

Schantallien besitzt eine vielfältige Medienszene. Es gibt mehrere tausend Kioske und Verkaufsstellen. Die Medien genießen allerdings nicht den besten Ruf. Den Journalisten wird vorgeworfen, sie wären gleichgeschaltet und würden politische Ziele verfolgen. Dieser Eindruck ist letztlich auch dadurch geprägt, dass sämtliche Journalisten vom amerikanischen Geheimdienst bezahlt und gesteuert werden.

Es gibt unterschiedliche Magazine, bei denen die Meldungen aufgebauscht und übertrieben werden, aber es gibt natürlich auch andere Magazine, bei denen die Geschichten komplett erfunden oder bezahlt sind.

Hereinspaziert ins elegante Kunstund Kulturleben des Landes

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Mit einer Mediennutzungszeit von 8,3 Stunden am Tag verbringen die Bewohner von Schantallien mehr Zeit vor dem Bildschirm als jede andere Nation. Über eine Million Bewohner arbeiten nebenbei als Laiendarsteller für die zahlreichen Doku-Soaps. Mit Münsingen ist eine ganze Kleinstadt entstanden, die komplett von einem Privatsender gefilmt wird und deren Bewohner in unterschiedliche Themenbereiche eingeteilt sind (schwer erziehbare Kinder, Nymphomaninnen, Swinger, Übergewichtige und Landwirte). Bürgermeister und Produzent Hans Poffenbrock ist stolz: »Nirgendwo ist die Realität so zugespitzt wie bei uns.« Doch es gibt auch kritische Stimmen, die unter anderem kritisieren, dass Hunderte Personen aus den umliegenden Heimen als Stars der Sendungen eingesetzt werden: »Es ist nicht in Ordnung, wenn der schwachsinnige Gemüsebauer Enrico in vielen Folgen bei der Partnerwahl vorgeführt wird. Er ist zwar Landwirt, aber weder stubenrein, noch kann er in ganzen Sätzen sprechen.«

Durch die Hormone im Rindfleisch kommen die Kinder Schantalliens immer früher in die Pubertät.

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Liebevoll gestaltete Kochsendungen begeistern Millionen Zuschauer: Starkoch Fresel Gibsch ist berühmt für seine elegante, französische Küche.

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