Impressum

Dr. Christian Benedict

Mit Minna Tunberger

Schlaf ist die beste Medizin

Schlau, schlank und gesund über Nacht – Schlafexperte Dr. Christian Benedict erklärt, wie es geht!

eISBN: 978-3-95910-231-5

Eden Books

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

Copyright © 2019 Edel Germany GmbH, Neumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edenbooks.de | www.edel.com

1. Auflage 2019

Die AutorInnen haben dieses Buch nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können inhaltliche Fehler nicht komplett ausgeschlossen werden. Der Verlag und die AutorInnen übernehmen hierfür keine Haftung. Dieses Buch ist keine Handlungsempfehlung für den Umgang mit Schlafproblemen und ersetzt niemals einen Arztbesuch.

© Texts by Dr. Christian Benedict and Minna Tunberger, 2018

© Illustrations by Sara Petterson / SaraMara, 2018

Titel der Originalausgabe: Sömn, sömn, sömn

First published by Bonnier Fakta, Stockholm, Sweden

Published in the German language by arrangement with Bonnier Rights, Stockholm, Sweden

Übersetzung: Melanie Schirdewahn, Tatort Tekst | www.tatort-tekst.de

Projektkoordination: Svenja Monert und Juliane Noßack

Lektorat der deutschen Übersetzung: Kristina Langenbuch Gerez

Lektorat des Originaltextes: Thomas Lundvall

Covergestaltung: Katja Vogt

Coverfoto und Autorenfoto: © Stefan Tell

Illustrationen auf dem Cover: Schaf: START-ART / Shutterstock; Schlafmaske: Vera Serg / Shutterstock; Mond: Baranovska Oksana / Shutterstock; Wecker und »ZZZZZ«: Havroshechka / Shutterstock

E-Book-Konvertierung: Datagrafix GSP GmbH, Berlin | www.datagrafix.com

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

INHALT

Schlafen liegt im Trend

Teil 1 Das machen wir im Schlaf

1.   Was ist Schlaf? Und warum schlafen wir?

2.   Reise durch die vier Schlafphasen

3.   Die innere Uhr

4.   Die digitale Revolution – der größte Schlafräuber

Teil 2 Schlaf wirkt Wunder

5.   Schlaf dich schlau

6.   Träume als Kreativitäts-Booster

7.   Gefühle verstehen und psychischen Problemen vorbeugen

8.   Schlaf als Schutz vor Demenz

Teil 3 Schlaf ist die beste Medizin

9.   Schlank und schön im Schlaf

10. Das Immunsystem stärken

11.  Möglicher Schutz vor Altersdiabetes

12.  Ein starkes Herz

Seien Sie nett zu sich selbst!

Glossar

Quellenangaben

Danksagung

DIE INNERE UHR

In der Wissenschaft hat ein Thema in jüngster Vergangenheit unglaublich viel Aufmerksamkeit erregt: unsere innere Uhr. Im Jahr 2017 gewannen drei Forscher für die Entschlüsselung dieses Phänomens den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Sie fanden heraus, wie unsere innere Uhr tickt, die unter anderem kontrolliert, wann wir wach sind und wann wir schlafen. Was fast wie Zauberei klingt, ist eigentlich ganz einfach: Im Zuge der Evolution hat sich unser Körper in seinem Rhythmus an den Tag-Nacht-Rhythmus der Natur angepasst. Es war nun einmal vorteilhafter, tagsüber aktiv zu sein, wenn es draußen hell und warm war, um Nahrung zu beschaffen oder sich vor Feinden zu schützen. Auf diesen Tag-Nacht-Rhythmus wurde unsere innere Uhr geeicht. Sie gibt uns vor, dass wir nachts, wenn es draußen kalt und dunkel ist, schlafen und tagsüber wach sind. Im folgenden Kapitel erfahren Sie mehr über diese fantastische innere Uhr, die unseren Schlaf-wach-Rhythmus steuert.

SO TICKEN UNSERE INNEREN UHREN

Die schwedische Kinder-Comicfigur Bamse, ein niedlicher kleiner Bär mit blauer Mütze und blauem Overall, hat einen guten Freund, den Herrn Schildkröte. Dieser trägt ständig seine sogenannte Essen-und-schlafen-Uhr mit sich herum und hält sich sklavisch an deren Signale. Wenn sie klingelt, gibt es keine Kompromisse, dann ist Zeit für ein Nickerchen oder eine Mahlzeit – alle anderen sozialen Aktivitäten oder Aufgaben werden erst einmal hintangestellt. Wenn man als Kind die Bamse-Comics las, fand man dieses Verhalten äußerst seltsam. Jetzt betrachtet man den kleinen Kerl aber mit ganz anderen Augen. Denn er hört – anders als die meisten von uns – auf seine innere Uhr, diesen eingebauten inneren Taktgeber, der unseren Tagesablauf regelt. Und wenn wir es Herrn Schildkröte gleichtun würden, hätten wir alle einen besseren Schlaf, mehr Energie und wären gesünder.

Zahlreiche Wissenschaftler haben ihr Leben der Erforschung der inneren Uhren gewidmet. Einer der bekanntesten ist der ungarisch-schweizerische Schlafforscher Alexander Borbély, der das Phänomen bereits 1982 in einem Modell der Schlafschuld und der inneren Uhr beschrieb. Wenn man morgens ausgeschlafen aufwacht, sind die Akkus geladen und man hat noch keinerlei Schlafschuld. Während des Tages baut man langsam eine Schlafschuld auf, die sich mit jeder wachen Stunde vergrößert. Zeitgleich mit dem Anhäufen von Schlafschuld meldet sich aber auch unsere innere Uhr, die uns dazu anhält, wach zu bleiben und das Bedürfnis nach Schlaf zurückzudrängen. Deshalb fühlt man sich auch später am Tag noch energiegeladen, obwohl man schon eine beträchtliche Schlafschuld aufgebaut hat und eigentlich müde sein müsste. Sogar Menschen, die in der Nacht schlecht geschlafen haben und den Tag deshalb mit einer Schlafschuld beginnen, fühlen sich tagsüber frischer. Denn die innere Uhr sagt dem Körper: Du bist wach.

RAUS INS LICHT!

Das Tageslicht ist der zentrale Ausgangspunkt für unseren Schlaf-wach-Rhythmus. Damit unser Körper weiß, wann es hell wird und somit Zeit zum Aufstehen ist und wann es dunkel und damit Zeit fürs Bett wird, reagieren unsere Augen morgens und abends besonders empfindlich auf Tageslicht. Wenn am Morgen das Tageslicht auf die Ganglienzellen der Netzhaut trifft, werden Signale an den Nucleus suprachiasmaticus (SCN) im Gehirn gesendet. Dieser wird auch als master clock (Hauptuhr) bezeichnet und ist die einzige unserer vielen inneren Uhren, die in der Lage ist, Lichtsignale zu empfangen und zu übermitteln. Diese Hauptuhr hat die Aufgabe, den anderen inneren Uhren (jede Zelle hat eine!) mitzuteilen: »Ein neuer Tag ist angebrochen! Seid auf Zack und stellt sicher, dass dieser Körper effizient arbeitet, damit Stoffwechsel, Leber, Nieren und alle anderen Organe nach der Nachtruhe wieder richtig funktionieren!« Unsere Hauptuhr sendet auch Signale an Hirnbereiche, die das Wachsein steuern, und fordert sie auf: »Seid wach und aufmerksam!« Aus diesem Grund ist es auch möglich, die ganze Nacht lang aufzubleiben – und somit eine große Schlafschuld anzuhäufen –, ohne deshalb am nächsten Tag vollkommen lahmgelegt zu sein. Jeder hat wahrscheinlich schon einmal die Nacht durchgemacht und sich am nächsten Tag gewundert, dass man tatsächlich einigermaßen frisch ist und nicht permanent einschläft. Der Grund dafür ist das Tageslicht, das unsere Hauptuhr dazu bringt, die Uhr einzuschalten, die für das Wachsein am Morgen zuständig ist. Die Hauptuhr nutzt aber noch weitere Tricks: Sie sorgt für die Ausschüttung von Hormonen wie Melatonin, Cortisol und Adrenalin, sie senkt nachts die Körpertemperatur und hebt sie am Morgen wieder an. Sie ist wie der Dirigent eines Orchesters, der sagt: »Jetzt ist es Zeit, aktiv zu sein und die Sinfonie des Tages zu spielen!« Oder, sobald es Abend wird: »Die Sinfonie ist jetzt beendet, und wir ruhen uns aus.«

Am Abend reagieren unsere Augen ähnlich empfindlich auf Licht wie morgens. Der Körper braucht eine dunkle Umgebung, damit er einschlafen kann und Gehirn und Körper sich erholen können. Das Problem: Heutzutage ist es nach Sonnenuntergang nicht mehr stockdunkel, und es kehrt auch keine Stille mehr ein. Dunkelheit und Stille sind aber die Signale für den Körper, dass es Zeit zum Schlafen ist. Seit mehr als hundert Jahren gibt es Lampen, durch die wir die Schlafenszeit immer weiter hinauszögern können. Und seit dem Bruchteil einer Sekunde unserer Menschheitsgeschichte gibt es Computer und Smartphones, durch die wir rund um die Uhr erreichbar sind und die unser Verhalten stark verändert haben.

Wer tagsüber nicht die Möglichkeit hat, ins Freie zu gehen, sollte sich nah ans Fenster setzen!

Heutzutage, wo man sich den Abend mit Lampen erhellt und bis spät vor dem Bildschirm des Computers oder Smartphones hockt, ist es für den Körper schwierig, zu erkennen, wann Schlafenszeit ist. Noch schwieriger wird es, wenn man den ganzen Tag im Haus geblieben ist und keinem Tageslicht ausgesetzt war. Denn dann ist der Körper verwirrt und weiß nicht mehr, ob Tag oder Nacht ist – die Lichtbalance ist gestört. Der Körper beginnt dann nur zögerlich mit der Bildung des Schlafhormons Melatonin. War man hingegen tagsüber draußen, erhält die innere Uhr, die die Müdigkeit steuert, das Signal, dass es nun Zeit ist, müde zu werden und zu Bett zu gehen. Etwa zwei bis drei Stunden bevor man sich abends für gewöhnlich schlafen legt, wird Melatonin ausgeschüttet. Wer also rechtzeitig einschlafen und einen stabilen Schlaf-wach-Rhythmus entwickeln möchte, sollte sich tagsüber viel im Freien aufhalten – und das am besten schon morgens, wenn die Netzhaut der Augen besonders empfänglich für Licht ist.

Um den Körper gut in den Tag starten zu lassen, ist Tageslicht besser geeignet als jede andere Form von Licht. Denn wir brauchen eine sehr große Lichtmenge! An einem sonnigen Tag reicht es vollkommen aus, sich dreißig Minuten im Freien aufzuhalten. Bei wolkenverhangenem Himmel sind die Sonnenstrahlen schwächer, und man muss schon etwa eine Stunde draußen bleiben, um die gleiche Lichtmenge zu tanken. Wenn man sich den ganzen Tag im Freien bewegt hat und sich abends erschöpft fühlt, sagt man häufig: »Frische Luft macht müde.« Eigentlich ist es aber das viele Tageslicht, das uns am Ende des Tages müde macht.

Wer tagsüber nicht die Möglichkeit hat, ins Freie zu gehen, sollte sich nah ans Fenster setzen. Kürzlich haben Christian Benedict und seine Kollegen im Magazin Sleep Medicine einen Übersichtsartikel über Krankenhauspatienten veröffentlicht. Die darin beschriebenen Studien ergaben, dass Patienten, die weniger als einen Meter vom Fenster entfernt lagen, besser schliefen als diejenigen, die mehr als einen Meter entfernt waren. Erstere schliefen nachts eine ganze Stunde länger, wurden schneller wieder gesund und konnten das Krankenhaus schneller wieder verlassen. Das zeigt, wie immens wichtig das Tageslicht ist, um unseren Schlaf-wach-Rhythmus richtig einzupegeln und dadurch auch unsere Gesundheit zu stärken. Wenn man keinen Zugang zu Tageslicht hat, ist es hilfreich, Tageslichtlampen zu installieren. Durch den Einsatz solcher Lampen auf Intensivstationen im Krankenhaus konnten die Patienten über eine halbe Stunde länger schlafen. Auch für Schulen wäre es wichtig, in den Klassenräumen für optimalere Lichtverhältnisse zu sorgen. Zwar ist es wahrscheinlich nicht möglich, die Tische überall so anzuordnen, dass alle Kinder am Fenster sitzen können, doch man könnte vielleicht eine rotierende Sitzordnung einführen oder den Schultag mit einer Freiluftaktivität beginnen. Und auch in Schulen könnten Tageslichtlampen installiert werden, damit die Schüler einen stabileren Schlaf-wach-Rhythmus entwickeln, früher ins Bett gehen, besser schlafen und dann auch bessere Leistungen in der Schule bringen (mehr über Schlaf, Gedächtnis und Lernen in Kapitel 8).