Roger Scruton

Grüne Philosophie

Ein konservativer Denkansatz

Aus dem Englischen von Elisabeth Liebl

Diederichs

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Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel Green Philosophy. How to Think Seriously About the Planet © 2012 Atlantic Books, an imprint of Atlantic Books Ltd., London.

Copyright © 2013 Diederichs Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Umschlaggestaltung: Weiss | Werkstatt | München

ISBN 978-3-641-09686-1
V003

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www.diederichs-verlag.de

INHALT

VORWORT

Eins
LOKALE ERWÄRMUNG

Zwei
GLOBALE BEUNRUHIGUNG

Drei
DAS STREBEN NACH ERLÖSUNG

Vier
RADIKALE VORSORGE

Fünf
MARKTLÖSUNGEN UND DIE HOMÖOSTASE

Sechs
EINE MORALISCHE WIRTSCHAFT

Sieben
HEIMAT UND HABITAT

Acht
SCHÖNHEIT, PIETÄT UND ENTWEIHUNG

Neun
KEIN ORT, NIRGENDWO

Zehn
WIE WIR AUS DEM NIRGENDWO EIN HIER UND HEUTE MACHEN

Elf
BESCHEIDENE VORSCHLÄGE

Anhang I
GLOBALE GERECHTIGKEIT

Anhang II
WIE SOLLEN WIR LEBEN?

BIBLIOGRAFIE

PERSONENREGISTER

VORWORT

Unsere Umweltprobleme haben ein Ausmaß angenommen, das jede Lösung unmöglich erscheinen lässt. Wir wechseln unsere Standpunkte und Strategien wie die Hemden und haben außer unseren Ängsten und Befürchtungen nichts, woran wir uns halten können. Wir glauben den Panikmachern, denn wer zeichnet ohne Not ein so düsteres Bild? Wir glauben den Skeptikern, die auf eine gewisse Lust am Untergang in den düsteren Szenarien der Panikmacher verweisen und uns so wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken lassen. Und wir sehen den Regierungen, Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) und Lobbygruppen zu, wie sie unsere Ängste schüren und im selben Atemzug Erleichterung versprechen.

Ohne Mitwirkung der Regierung ist es schwierig, Probleme wie Klimawandel, Ölkatastrophen, Plastikmüll und den Verlust der Biodiversität wirksam anzugehen. Andererseits liefert uns die Geschichte genügend Beispiele dafür, wie Probleme einer gewissen Größenordnung unter der Regie von Bürokraten gänzlich aus dem Ruder laufen und staatliche Regulierungsmaßnahmen Nebeneffekte zeitigen können, die schlimmer sind als das ursprüngliche Problem. Darüber hinaus sind es nicht selten ein und dieselben Leute, die gerade noch für saubere Energie und Müllvermeidung eintraten und nun plötzlich Pläne für Flughafenerweiterungen, den Bau neuer Autobahnen und die Förderung der Automobil­industrie aus dem Hut ziehen. Tatsache ist: Geht ein Problem in die Zuständigkeit der öffentlichen Hand über, so wird die Lösung uns aus der Hand genommen. Diese Überzeugung formte sich nicht unter dem Eindruck globaler Unsicherheiten, sondern in der Auseinandersetzung mit konkreten Anforderungen vor Ort: Sie wurde geboren aus der Bewältigung alltäglicher Notsituationen, und die Weisheit, die hinter ihr steht, ist die Weisheit des Überlebens.

Doch für all jene, die sich für die Umwelt einsetzen, liegt in dieser Erkenntnis eine klare Botschaft: Kein Projekt wird im großen Maßstab funktionieren, wenn es nicht im kleinteiligen, praktischen Denken verwurzelt ist. Denn letztlich sind wir es, die aktiv werden müssen, die mit den Entscheidungen, die in unserem Namen getroffen werden, leben müssen, die die Opfer bringen müssen, die man im Namen künftiger Generationen von uns einfordert. Es ist mein Eindruck, dass bei den meisten Umweltaktivisten, die internationale Maßnahmen auf Regierungsebene (bei denen offen ist, wie sie realisiert werden sollen) oder eine massive Veränderung unseres Lebensstils fordern, diese Botschaft ungehört verhallt. Ihre Ideen, ihre Alarmrufe erschrecken den Bürger, nur um ihn dann mit seiner Angst allein zu lassen. In diesem ohrenbetäubenden Getöse von Schreckensmeldungen auf sich selbst gestellt, kann er nur hoffen, über all dem Lärm nicht irre zu werden.

In diesem Buch möchte ich Ihnen daher einen anderen Weg des Nachdenkens über Umweltprobleme aufzeigen, einen Weg, der, wie ich hoffe, der menschlichen Natur ebenso Rechnung trägt wie der konservativen Philosophie des Bewahrens, die sich in allen Abläufen unseres Alltags zeigt. Mir geht es nicht darum, Lösungsvorschläge für bestimmte Probleme zu erarbeiten. Mein Ziel ist, Sie mit einem Blickwinkel vertraut machen, aus dem heraus klar wird, dass diese Probleme unsere Probleme sind, die wir lösen müssen, mit unserer moralischen Ausrüstung. Denn das ist meines Erachtens die nachhaltige Botschaft des konservativen Denkens. Und wenn dieser Ansatz von denen abgelehnt wird, die die Lösung jedes Problems in schärferen – und nach Möglichkeit unter ihrer Federführung erlassenen – Verordnungen sehen, so ist dies für mich nur ein weiterer Beweis für seine Gültigkeit.

Meine Absicht ist es, die Umweltfrage als Ganzes in all ihren Verästelungen anzugehen. Daher ziehe ich hier sowohl Philosophen als auch Psychologen und Wirtschaftsfachleute zurate. Ich verlasse mich auf Ökologen ebenso wie auf Historiker. In meiner Argumentation gehe ich davon aus, dass die Lösung von Umweltproblemen uns selbst als tägliche Pflicht obliegt, dass sie nichts ist, was der Staat an sich reißen darf. Denn ihre Lösung ist nur dann möglich, wenn die Menschen motiviert sind, tatsächlich nach Lösungen zu suchen. Aufgabe der Regierung ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die entsprechende Motivation hervorbringen und auf sie verstärkend wirken. Diese Motivation (die in Wahrheit nicht eine, sondern zahlreiche Ursachen hat) bezeichne ich als oikophilia, als Liebe zur Heimat, als Gespür für sie. Ich werde die Entstehungsbedingungen dieser Oikophilie beschreiben und aufzeigen, wie der Staat für diese Motivation den erforderlichen Raum schaffen kann. Ich plädiere für lokale Initiativen anstelle von globalen Regelungen, für das Engagement der Bürger statt für politischen Aktivismus, für kleine, nachbarschaftliche Initiativen statt für zweckgesteuerte, riesige Kampagnen. Meine Argumentation weicht von der in den meisten »Umweltbüchern« vertretenen Meinung ab. Sie läuft daher Gefahr, auch von jenen verteufelt zu werden, die meine zentralen Bedenken teilen. Daher habe ich auf der Grundlage der Prinzipien der praktischen Vernunft Wege erkundet, auf denen rationale Wesen zu einer kooperativen Lösung von Problemen gelangen können, die weder vom Individuum noch vom zentralisierten Staat gelöst werden können. Meine Kritik richtet sich gegen Verordnungen von oben ebenso wie gegen interessengesteuerte Bewegungen. In meiner Sicht sind unsere Umweltprobleme dem Verlust des Gleichgewichts geschuldet, der sich einstellt, sobald die Menschen aufhören, ihre Umgebung als ihr Heim zu betrachten. Dieser Verlust hat viele Gründe, zu denen unter anderem verfehlte gesetzgeberische Maßnahmen zählen, aber auch die Zersplitterung der Gesellschaft, zu der es unweigerlich kommt, wenn die Bürokraten das Ruder übernehmen.

Die Arbeit an diesem Buch wurde mir ermöglicht durch meine Position als Resident Fellow am American Enterprise Institute. Dort habe ich die kollegiale Atmosphäre und den vorurteilsfreien Widerspruch gefunden, den ich brauchte. Ich habe von den Diskussionen mit vielen Kollegen profitiert. Genannt seien hier nur Kenneth P. Green, Lee Lane, Stephen Hayward und Christopher C. DeMuth. Auch Kimberly Hudson und Keriann Hopkins möchte ich danken für ihre unschätzbare Unterstützung bei der Lektorierung des Textes. Ferner schulde ich Dank Tony Curzon Price, Angelika Krebs, Ian Christie, Alicja Gęściňska, Mark Sagoff und David Wiggins, die meine ersten Entwürfe geduldig gelesen haben und mir meine vielen Fehler – die nicht alle korrigiert wurden – ganz zu Recht vorhielten.

Scrutopia, Juli 2010