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Rhythmische Leidenschaft | Erotische Geschichten

von Claire Black

 

Claire Black wächst in einem kleinen Ort in Bayern auf. Den sonntäglichen Gottesdienst nutzt die junge Frau, um sich heiße Geschichten auszudenken. Später beim Kunststudium in München fallen bei Claire sämtliche Hemmungen. Was auf der Kirchenbank als Fantasie begann, lässt sich nun real in die Tat umsetzen. Inzwischen geht sie vollkommen darin auf, ihre sexuellen Gelüste auszuleben. Sie kann sich mit sämtlichen Spielarten identifizieren, egal ob zart oder hart.Ihren Mann hat sie in einem Swingerclub kennen- und lieben gelernt. Die beiden leben in der Nähe von München und Claire hat begonnen, ihre Erlebnisse aufzuschreiben.

 

Lektorat: Jasmin Ferber

 

 

Originalausgabe

© 2022 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Prometeus @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750709485

www.blue-panther-books.de

Der Tangoverführer

»Du willst waasss?« Dennis schaute Yvonne fassungslos an.

»Ich möchte mit dir einen Tangokurs besuchen! Wir haben noch nie einen Tanzkurs besucht, und ich bin schon einunddreißig – wann, wenn nicht jetzt?«

»Ja, so einen Kurs haben wir auch aus gutem Grund nie besucht«, schnarrte Dennis und konnte noch immer nicht fassen, was seine Frau Yvonne da vorschlug, »weil ich nämlich nicht tanzen kann!«

»Aber ich bin gut im Führen, da kann jeder tanzen, bitte, Dennis.« Yvonne zog ein Schmollmündchen und schaute Dennis aus blauen Kulleraugen an.

Dennis schnaubte. »Und was hast du dir da so vorgestellt?«

»Tango – ich habe mir einen Tangokurs vorgestellt. Er gehört zu den erotischsten Tänzen überhaupt, und ich dachte … na ja, vielleicht bringt er uns wieder ein bisschen in die Spur. Ist ja auch schon eine Weile her, dass wir uns außer dem Standardprogramm noch etwas mehr gegönnt haben.«

Dennis sah seine Frau von der Seite her an. »Mensch, Yvonne, du weißt doch, woran das liegt. Mir das jetzt aufs Butterbrot zu schmieren, kommt wirklich nicht so gut. Ich habe so viel Arbeit, da kann ich dir nicht noch den Himmel auf Erden bieten, da musst du dich eben mal mit einer Wolke begnügen – tut mir leid.«

Yvonne merkte, dass sie überzogen hatte, ging auf Dennis zu, legte ihm die Arme um den Hals, küsste ihn sanft auf die Lippen und wisperte: »Weiß ich doch. Aber den Tanzkurs sollten wir tatsächlich machen. Die Tanzschule liegt quasi bei uns um die Ecke. Hannover hat ganz exzellente Tangoschulen – wusstest du das?«

Dennis sagte nichts mehr, sondern überlegte. Er sah sich bereits über das Parkett dackeln, wusste gar nicht, was er da sollte.

»Ist ja lächerlich«, sagte er zu sich selbst, »ich bin jetzt siebenunddreißig Jahre alt, habe nie eine Tanzschule gebraucht. Und jetzt will meine Frau unbedingt zu einem Tangokurs?«

Er sah Yvonne von der Seite her an. Hübsch war sie. Ihre Augen leuchteten. Es gab eigentlich keinen Tag, an dem sie schlecht gelaunt daherkam, ihm keine liebevollen Worte ins Ohr flüsterte, obwohl sie schon zehn Jahre verheiratet waren. Dennis hatte es wirklich gut getroffen.

Yvonne strahlte von innen heraus. Sie konnte nie wirklich böse sein, auch wenn er ihr manchmal Anlass dazu bot. Im Gegensatz zu seiner Frau war er eher von aufbrausender Natur, wenn denn mal etwas schieflief, aber Yvonne verstand es immer, ihn wieder von seiner Palme herunterzubringen.

Sie war Ergotherapeutin, er war Softwareentwickler und stand oftmals ganz schön unter Dampf. Dass ihre Ehe so wunderbar harmonisch verlief, hatte er ausschließlich seiner Frau zu verdanken.

Neben ihrer Arbeit züchtete Yvonne Meerschweinchen, die sie mit gutem Erfolg in der örtlichen Zoohandlung verkaufte und auch in die Ergotherapie mitnahm. Da tauten speziell die Kinder doch eher auf. Dennis schmunzelte zwar über ihr Hobby, aber sagen tat er nichts.

»Lass uns erst mal zu Abend essen«, sagte er, »dann sprechen wir noch mal über alles, okay? Yvonne, ich liebe dich wirklich sehr, das musst du mir glauben. Wenn ich in diesen Tagen ein bisschen daneben hänge, ist es …«

»Wegen der Arbeit, ja, ich weiß«, ergänzte diese. »Du hast recht, lass uns erst mal was essen, dann sieht die Welt wieder anders aus.«

Sie begab sich in die Küche. Das Paar hatte sich angewöhnt, abends warm zu essen, weil sie am Tage oftmals nichts dazu kamen. Dennis ernährte sich überwiegend von Chips und Schokolade, was man ihm auch langsam ansah, und Yvonne begnügte sich in der Regel mit einer Obstschale.

Heute Abend hatte sie einen leckeren Salat zubereitet, dazu gab es Frikadellen und selbst gemachten Kartoffelsalat und Dennis langte dann auch ordentlich zu, als Yvonne zum Essen rief. Er war noch für die gute alte Hausmannskost zu haben.

Nachdem sie das Geschirr in die Spülmaschine gestellt, die Bratpfanne mit der Hand abgewaschen und schon mal den Tisch für den Morgen gedeckt hatte, ging sie in die Stube, wo bereits die Tagesschau lief.

Sie kuschelte sich auf dem ausladenden Sofa an ihren Mann und flüsterte ihm ins Ohr: »Was ist denn nun mit dem Tanzkurs? Habe ich da bereits ein Ja gehört?«

»Höchstens ein Meinetwegen! Niemals würde Dennis Lindner, der Tanzmuffel, Ja zu einem Tanzkurs sagen! Denk auch bitte daran, dass wir da nicht in Jeans auflaufen können, da sind auch neue Klamotten fällig und Schuhe und …«

»Wir gehen in eine Tanzschule, nicht zum Turniertanz!«, unterbrach ihn Yvonne lachend, »natürlich macht man sich ein bisschen chic, aber das ganz große Besteck muss es ja nun nicht sein. Ich gehe morgen nach der Arbeit mal in die Stadt und schaue, was es da so gibt. Zwei Kombis reichen völlig aus – der Tanzkurs geht ja nur eineinhalb Monate.«

Dennis schaute Yvonne resigniert an. »Also gut, meinetwegen! Aber so viel Aufstand rechtfertigt das eigentlich nicht. Aber du lässt ja doch keine Ruhe. Und nun komm und gib mir einen Kuss.«

Quietschend vor Freude warf sich Yvonne in Dennis’ Arme und seit vielen Wochen schliefen sie endlich einmal wieder miteinander.

***

Am nächsten Tag hatte Yvonne nur vier Stunden Ergotherapie. Sie machte sich auf den Weg zu Theas Tango-Schule in der Innenstadt von Hannover, die sich in der Luisenstraße befand, und meldete sich selbst und ihren Ehemann für den nächsten Kurs an. Frau Münckner, die alle nur Thea nannten, sagte ihr, dass noch Plätze für den kommenden Donnerstag frei wären, und Yvonne sagte sofort zu.

»Sie werden sehen, wie sich das auf Ihr Erscheinungsbild auswirkt«, meinte Thea zu Yvonne, »und die Erotik kommt sicherlich auch nicht zu kurz. Der Tango ist ein Tanz, den man genießen muss. Ich nehme an, Sie wissen, dass dieser ein Standardtanz ist und aus Argentinien stammt. Die Argentinier haben Pfeffer im Hintern, das kann ich Ihnen sagen.«

Yvonne fand das Gespräch mittlerweile recht anstrengend, aber natürlich wollte Thea nur das Beste. Doch Yvonne war gut vorbereitet, hatte sich viele CDs angehört und auch bei YouTube nachgeschaut – sie war voll im Bilde.

Sie erteilte Thea eine Einzugsermächtigung für ihr Konto, dann ging sie weiter durch die Stadt in ein Kaufhaus und schaute sich in der Abteilung für festliche Mode um. Schnell bemerkte sie, dass alles viel zu überkandidelt wirkte, und wechselte in eine andere Abteilung, wo sie zwei Blusen erstand, in denen sie sich wohlfühlte. Sie waren nicht gerade ein Schnäppchen, aber das musste auch nicht sein. Man konnte sie mit einem Seidenschal oder einer Brosche aufpeppen, Designerjeans passten ebenfalls dazu, oder vielleicht doch ein Rock …

Sie entschied sich für einen weich fallenden Rock, der den Schwung des Tangos gut einfangen würde. Das sah gefällig aus, und das Kaufhaus hatte diesen Rock auch noch in anderen Farben vorrätig.

Für Dennis erstand sie ein schickes weißes Hemd, das nicht so nullachtfünfzehn aussah, sondern über einen etwas höheren Kragen verfügte, der zwar etwas steif wirkte, für eine Tanzschule aber genau richtig erschien. Sie traute sich sogar, ihm eine Krawatte auszuwählen, weil der Berater des Herrenausstattungsgeschäftes sie sehr gut beriet. Dann meinte sie alles zu haben und begab sich leicht verschwitzt nach Hause.

Wie sie diese Kaufhausluft hasste – Klimaanlage und dicke Mäntel im Winter. Nicht ihr Ding, überhaupt nicht ihr Ding. Sollten andere sich in die Städte stürzen, sie erledigte alles, was irgendwie ging, online. Sie hasste es, in der Stadt herumzuirren und danach völlig zermürbt wieder nach Hause zu gehen.

***

Überraschenderweise war Dennis mit der Auswahl seiner Frau mehr als einverstanden. Froh darüber, dass sie auch an ihn gedacht hatte, küsste er sie sanft auf die vollen Lippen und bedankte sich.

Dann sagte ihm Yvonne, dass der Tanzkurs bereits an diesem Donnerstag beginnen würde und acht Wochen andauern sollte.

»Ist das nicht schon wieder ein bisschen zu knapp, da vergisst man ja die Tanzschritte gleich wieder«, meinte Dennis und hatte schon wieder so gar keine Lust.

»Du sollst ja auch zu Hause üben«, bedeutete ihm Yvonne, »und wenn du möchtest, kannst du auch außer der Reihe in die Tanzschule gehen. Thea ist da nicht so, sie ist eigentlich immer dort – hat sie mir zumindest gesagt. Sie ist eine tolle Tanzschullehrerin, hat einen Dutt, ist aber sonst unglaublich gut drauf!«

Dennis grinste. »Na, dann können wir nur hoffen, dass alles glattgeht. Los, komm, ich lade dich heute Abend zum Italiener ein.«

Yvonne lachte. »Da sage ich nicht Nein, mein Schatz.«

Und sie gingen zu Luigi, ihrem Lieblingsitaliener. Nach dem vorzüglichen Essen unternahmen sie noch einen kleinen Spaziergang durch die Eilenriede und sanken nach diesem erfüllten Tag in ihr Ehebett.

Der Donnerstag kam schneller, als es Dennis eigentlich erwartet hätte, doch heute war es so weit, und daran ließ sich auch nichts mehr ändern. Jeden Donnerstag hatte er nun von achtzehn Uhr dreißig bis um zwanzig Uhr Zeit zu haben – um Pünktlichkeit wurde gebeten, und Dennis hetzte sich bereits am ersten Abend ab, um sich nicht zu verspäten.

Er duschte schnell, zog sich sein neues Hemd an und war erstaunt, wie gut es ihm stand. Auch seine Frau hatte sich schick gemacht, trug den neuen Rock in Kombination mit einer leichten Seidenbluse. Sie kannte die Luft in den Tanzschulen noch aus längst vergangenen Zeiten, viel besser war sie sicherlich nicht geworden.

Dann stand das Ehepaar von der Tanzschule in der Luisenstraße und Dennis holte noch tief Luft. Wovor hatte er eigentlich solche Angst? War doch nur ein lapidarer Tangokurs, und wenn ihm dieser nicht gefiel, dann hörte er einfach wieder auf.

Er hatte sich schlaugemacht – der Tango gehörte zu den erotischsten Tänzen überhaupt, da sehr eng und voller Lebendigkeit getanzt wurde. Der Herr führte die an ihn gelehnte Dame durch Körperkontakt, was so viel hieß, dass er die rechte Seite seines Brustkorbes einsetzte und mit seinem Becken die Frau sanft dirigierte. So gab er seiner Tanzpartnerin einen festen Rahmen, in welchem sie sich bewegen konnte. Aber der Tango konnte in unterschiedlichen Variationen getanzt werden. Das erklärte auch Thea, während alle Anwesenden ein Stempelchen auf die linke Handfläche bekamen.

Der Kurs war ausgebucht, acht Paare tummelten sich bereits auf der Tanzfläche, heiß darauf, dass es endlich losging. Es waren Männer und Frauen in ihrem Alter, und Dennis wunderte sich schon darüber, dass der Kurs ausgebucht war – offenbar war Tanzen wieder en vogue.

***

Thea bereitete ihre Schülerinnen und Schülern immer erst mal ganz lässig auf die erste Unterrichtsstunde vor, erzählte ihnen ein wenig von den Grundpositionen, die sie mit der Gruppe durchging. Da der Tango in einem gängigen Dreivierteltakt getanzt wurde, gab es damit nicht so viele Probleme, schwieriger waren die häufig langen Schritte, die sich mit schleichenden Gehschritten abwechselten, und die schnellen Schrittfolgen. Für Dennis waren das schon wieder böhmische Dörfer und er hätte am liebsten bereits jetzt die Segel gestrichen. Wie hatte er bloß so dämlich sein können, sich von Yvonne bequatschen zu lassen? Er hatte es ja geahnt!

Die Tanzlehrerin richtete die Paare so aus, dass sie in der Grundposition standen – die Dame legte ihren Arm niemals auf die Schultern des Mannes, sondern um den rechten Arm und Ellenbogen, hakte ihn quasi auf Höhe der Achsel ein. Die teilweise ruckartigen Bewegungen des Kopfes der Tanzpartnerin ergaben sich durch die Musik und auch der Wechsel der Schrittfolge würde ihnen allen bald geläufig sein, war sich die Lehrerin sicher.

»Zudem ist die erotische Wirkung dieses eigentlich melancholischen Tanzes nicht zu unterschätzen«, fügte Thea mit einem Augenzwinkern hinzu.

Die Lehrerin suchte in ihrer CD-Sammlung die passende Musik aus, wählte zuerst ein gedämpftes Stück aus, und als sich Yvonne träumerisch an Dennis schmiegte, bemerkte sie sofort, dass sich Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen gebildet hatte – kam das nun von der Aufregung, der Erregung oder tatsächlich von dem Tanz?

Zumindest konnte selbst Dennis nicht leugnen, dass etwas Leidenschaftliches, Begehrliches in der Luft lag, das fast schwülstig zu nennen war. Als die Tänzer und Tänzerinnen, die schon etwas Erfahrung mitbrachten, über das Parkett rauschten, konnte er aber nicht recht beschreiben, was das mit ihm machte.

Zumindest machte Thea ihre Sache durchaus ordentlich – sie hatte viel geredet, ihre Schüler und Schülerinnen auf den Kurs vorbereitet, nun sollten die ersten Tangoschritte folgen.

An Dennis und Yvonne gewandt, meinte Thea Münckner: »Fühlen Sie sich in die Musik hinein. Tango ist Leidenschaft, Tango ist Gefühl – geben Sie sich diesem Gefühl hin, und alles wird von ganz allein geschehen. Sie werden sehen, dass ich recht habe.«

Nun, die Erotik merkten die beiden schon jetzt. Die Schrittfolge, die Thea ihnen noch einmal erklärt hatte, wurde so eng getanzt, dass zumindest Yvonne sich sofort mitreißen ließ.

Als die Musik endete, schob Thea eine andere, etwas feurigere Variante des Tangos ein. Das war schon eher etwas für Dennis, der nun allmählich aufblühte und Yvonne über das Parkett schob. Natürlich, es war nicht die allerbeste Haltung, die er da abgab, aber für die erste Stunde …

Die Schülerinnen und Schüler hatten alle so ihre Problemchen, und Thea sah das auch nicht so eng, sie sollten erst einmal ein Gefühl für den Rhythmus entwickeln.

Für Thea selbst gab es nur den Tango. Sie lebte, liebte und tanzte ihn – danach kam allerhöchstens noch der Salsa – danach nichts mehr.

Yvonne lehnte sich eng an Dennis, schwebte bereits auf Wolke sieben und hätte beinahe die Augen geschlossen und sich treiben lassen. Mit ihrem Oberschenkel berührte sie sanft seine Scham, und es traf ihn wie ein Feuerball.

Yvonne wisperte leise: »Na, habe ich da an der rechten Stelle getroffen?«

Sie wusste, dass Dennis genauso erregt war wie sie selbst, wusste aber genauso gut, dass er das niemals zugeben würde.

Die schwülstige Musik, die Atmosphäre, das machte etwas mit dem Ehepaar – sie schauten sich in die Augen, darin war all das zu lesen, was sie bei diesem Tanz empfanden. Lust, Ergriffenheit, Erschütterung, Triebhaftigkeit. Dennis schaute verhalten zu der großen Uhr hin – wollte er etwa schon gehen? Nein, Dennis war einfach so scharf, dass er nachgucken wollte, wie lange er sich noch beherrschen musste.

Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass ein Tanz ihn so anmachen würde, so erotisierend auf ihn wirken würde – mit Sicherheit würde er heute im Bett mit Yvonne landen. Er konnte es kaum noch abwarten.

Doch für den nächsten Tangoabend würde er ihr eine ganz besondere Überraschung bereiten, das hatte sie sich verdient. Er hatte bereits eine kleine Abstellkammer ganz in der Ecke des Raumes im Visier, dort würde er in der nächsten Übungsstunde mit seiner Frau hinübertanzen, und vielleicht würde sie an seinem Schwanz saugen, vielleicht würde sie ihm seine Hoden lecken – ach was, sie wüsste schon, was sie mit ihm tun würde.

Yvonne vollführte einige ruckartige Bewegungen mit ihrem Kopf, winkelte das rechte Bein an, dann lag sie wieder ruhig in den Armen ihres Mannes, ließ sich sogar ein wenig schleifen – was total sexy wirkte. Sie hatte es mal im Fernsehen gesehen. Der Tango erregte sie und sie wurde immer mutiger.

Zwar meinte Thea, dass diese Figurenfolge erst sehr viel später drankäme, aber trotzdem fand sie es grundsätzlich gut, wenn die Schülerinnen und Schüler schon jetzt Kreativität entwickelten.

Als die Stunde endlich um war, war Dennis so erregt, dass er sich selbst nicht wiedererkannte. Er zog Yvonne in die Arme und flüsterte ihr zu: »Hätte ich nur geahnt, was dieser Tanz mit mir anstellt – ich hätte dich schon längst auf Händen in diese Tanzschule getragen.«

Er zog sie in die Arme, drückte seine an ihre Schulter. Denise atmete seinen so vertrauten Geruch ein, und prompt schoss noch mehr Feuchtigkeit in ihr Geschlecht ein. Sie wollte jetzt einfach nur noch nach Hause, und als sie dort endlich angekommen waren, fielen sie übereinander her wie zwei Verhungernde. Dennis küsste seine Frau so stürmisch, hatte das Gefühl, dass sie noch schöner und begehrenswerter war als sonst.

Yvonne lag in seinen Armen, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, doch ein heftiges Ziehen in ihrem Unterleib zeigte ihr an, dass sie sich maßlos nach ihrem Mann sehnte, auf dass er in sie eindrang, sie gnadenlos vögelte, seine sinnlichen Lippen auf ihre Brustwarzen senkte und sie leckte, saugte und vielleicht sogar ein wenig an ihnen knabberte. Yvonne mochte das hin und wieder ganz gern, sie liebte die zärtlichen Momente mit ihrem Ehemann, aber auch die etwas härtere Gangart, die er hin und wieder schon mal einschlug.

Augenblicklich herrschte eine eher schwüle Stimmung zwischen dem Ehepaar vor und Dennis hatte eine mächtige Erektion, zog Yvonne zu sich und sie legte sich auf das Sofa neben ihn, schlang die Beine um Dennis’ Taille und flüsterte: »Komm jetzt, ich halte es nicht mehr aus.«

Und Dennis legte sich auf seine Frau, schaute ihr in die tiefblauen Augen. Das winzige Höschen, was Denise noch trug, war klitschnass, und er riss es einfach auseinander. Dann betrachtete er verliebt seine Frau, drang in ihre feuchte, warme Liebesgrotte ein und seine Säfte verbanden sich mit ihrer Feuchtigkeit.

Yvonne drohte nahezu überzulaufen. Sie schmiegte sich nach dem Akt der Liebe an ihren Mann an und wisperte: »Das war’s aber noch nicht, oder? Meine Möse pocht noch immer ziemlich rebellisch, und ich denke, bei dir tut sich auch gleich wieder etwas. Ich liebe dich, Dennis, ich liebe dich so sehr.«

Wortlos drehte sie sich um, wies mit der Hand auf ihren Hintern – es war eine Einladung, ihren Anus zu besetzen, in diesen dunklen Tunnel der Lust vorzudringen.

Es war nicht so ungewöhnlich für Dennis, da er hin und wieder diese natürliche Enge sehr gern hatte, und auch Yvonne sprühte stets Funken, wenn er in ihr dunkles Loch einfuhr. Trotzdem war es nicht das ganz große Besteck, was sie an diesem Abend auspackten – sie mussten morgen beide wieder arbeiten, Muskelkater würden sie sowieso haben.

Doch so ganz wollte Yvonne Dennis doch noch nicht in Ruhe lassen. Als sie es sich im Bett bequem gemacht hatten, die Zähne geputzt waren, die Schlafanzüge angezogen, da streichelte sie noch einmal über das Geschlecht ihres Mannes, welches steif von ihm abstand, und sie fragte, warum er nichts sagen würde.

Vielleicht, weil er einfach kaputt war – konnte ja sein, jedenfalls kuschelte sich Yvonne liebevoll an Dennis an, sodass er sie in Löffelchenstellung noch einmal nehmen konnte. Er nestelte erregt an seiner Schlafanzughose, warf sie einfach von sich und nahm seine Frau auf eine so laszive Art und Weise, dass sie sogar Tränen in den Augen hatte.

Sie liebte Dennis so sehr und konnte oftmals nicht verstehen, warum sie so wenig miteinander schliefen, sie hätte es viel häufiger gebraucht. Sie sprachen viel über ihre Ehe und den momentanen Durchhänger, aber die richtigen Antworten hatten sich noch nicht so wirklich aufgetan. Die Tanzstunde war ein Versuch von vielen.

***

Dann war auch schon wieder Donnerstag und die nächste Stunde stand an. Dennis hatte Yvonne ein Vibrations-Ei geschenkt, welches er steuern konnte – und sie bekam einen gehörigen Schreck, als sie merkte, dass das Teil es tatsächlich in sich hatte. Sie lachte darüber und erklärte sich bereit, es während der Tanzstunde in sich zu tragen.

Dennis freute sich schon auf Yvonnes Gesicht, wenn er mit ihr in Richtung Besenkammer tanzte. Er setzte fest darauf, dass sie ihn mit dem Mund befriedigte, denn das war immer eine wahre Wohltat für ihn.

Allerdings ärgerte er sie vorher mit dem Vibrations-Ei ein wenig, denn er setzte immer dann den Sensor ein, wenn sie gerade ging oder sich unterhielt, dann zuckte sie zusammen, und er grinste sie frech an. Ein tolles Spielzeug war das, offenbar hatte er genau das Richtige für sich und Yvonne gefunden. Ein lang gezogenes »Ooooh« kurz vor Beginn der Tanzstunde ließ ihn mehr als grinsen, dann schaltete er den Sensor aber ab – so fies war er ja nun auch nicht, seiner Frau Gelüsten auszusetzen, die sie einfach nicht steuern konnte.

Das Paar war etwas früh dran, doch ganz allmählich trudelten auch die anderen in der Tanzschule ein. Es war beeindruckend, wie pünktlich sie alle waren.

Yvonne trug heute eine etwas weiter geschnittene Hose, dazu die weiße Bluse. Dennis hatte sich mit einem farbenfrohen Hemd und einer Designerjeans begnügt, und er fühlte sich damit nicht deplatziert. Niemand trug hier irgendwelche Tanzkleidung, nichts Festliches oder so – nur abgetragene Jeans, die waren offenbar ein No-Go.

Thea schaute sich um, hakte die Namen der Anwesenden ab und sprach die neuen Schritte durch, als Yvonne bereits zum wiederholten Male ein Schauer über den Rücken rann. Von diesem Vibrations-Ei kam das nicht mehr, das hatte Dennis offensichtlich abgestellt. Es musste also mit dem ganzen Ambiente zu tun haben – ganz offensichtlich.

Was die erste Stunde so lange gedauert hatte, nämlich die Einführung in den Kurs, fiel in der zweiten Stunde schon mal weg, und die Kursteilnehmer schwangen schon gleich das Tanzbein. Was in der ersten Stunde nicht so geklappt hatte, wurde nun verfeinert und Thea holte sich zwei Paare aufs Parkett, die schon sehr weit waren, und bat die anderen, genau zuzusehen. Dann bat sie alle anderen auf das Parkett und man tanzte den Tango.

Immer wieder kam Theas Anweisung, sie sollten sich den Rhythmus des Tanzes verinnerlichen, alles andere käme wie von selbst. Der CD-Player würde in der nächsten Stunde von einem Klavierspieler ersetzt werden, was allgemeine Begeisterung hervorrief. Thea sagte noch etwas, doch niemand hörte mehr hin, denn sie alle waren in trauter Zweisamkeit verstrickt, tanzten mittlerweile schon ganz gut – auch Yvonne und Dennis. Dieser war bereits schon wieder unglaublich scharf auf seine Ehefrau, doch die ließ sich nichts anmerken.

Thea sah mit Entzücken, wie weit die Einunddreißigjährige schon gekommen war, wie sie ihre Haltung verbessert hatte, und sie holte Yvonne zu sich. Mit ihr übte sie die Schritte ein, die heute dazukommen würden – die Füße in Halbkreisen über den Boden kreisen lassen und noch einige Fragmente mehr.

Dennis und Yvonne nahmen ihre Positionen ein, wussten ja bereits, wo sie zu stehen hatten, dann wiederholte Yvonne die Schrittfolge, welche sie gerade eben mit Thea geübt hatte, ließ ihren Fuß in einem weiten Halbkreis über den Boden kreisen, kreuzte ein, strich mit der Fußspitze lasziv über das Standbein ihres Ehemannes und setzte den Fuß dann in einem eleganten Bogen wieder ab.

Thea glaubte, nicht recht zu sehen, hätte sich am liebsten die Augen gerieben. So etwas war ihr ja noch nie untergekommen, und das in der zweiten Stunde.

Yvonne erntete Applaus für diese perfekte Einlage, dann legte Dennis seine Hand auf ihre Schulter, tat die Schritte, die er tun musste, und eine plötzliche Wärme durchzuckte seinen Körper. Mit seinen Fingerspitzen berührte er leicht den Hals seiner Frau, sie lehnte sich an ihn und flüsterte leise: »Ich liebe dich.«

Dennis war noch immer fasziniert von dem, was seine Frau ihm da soeben geboten hatte. Woher kannte sie diese Schrittfolge – und wie scharf hatte die ihn gemacht? Du meine Güte, wenn das so weiterging …

Als sich alle Paare auf der Tanzfläche befanden und auch Thea gerade mal wegsah, da tanzte Dennis mit Yvonne zu dem kleinen Kämmerchen hinüber, was offenbar nie benutzt wurde. Vorsichtig öffnete er die Tür, um kein Aufsehen zu erregen, dann standen sie in völliger Dunkelheit und Yvonne konnte endlich das Vibrations-Ei entfernen. Allmählich nervte sie das Teil ohnehin.

»Tu das nie wieder, wenn ich mich konzentrieren muss«, fauchte sie Dennis an. »Das war nicht wirklich fair.«

»Spielverderberin!«, sagte Dennis, doch Yvonne war nicht wirklich zum Spaßen zumute.

Sie wusste, auch ohne Leuchtmittel, dass er scharf auf sie war. Den Tangokurs hatte er offenbar völlig falsch eingeschätzt, denn seitdem lief es wieder mit der Leidenschaft, die regelrecht in ihm überzukochen schien.

Yvonne hockte sich vor ihn, zog ganz langsam den Reißverschluss seiner Jeans herunter, sah ihn devot von unten her an und ihre tiefblauen Augen würden ihm mehr als tausend Worte sagen, wenn er sie denn sehen könnte. Sie neckte ihn ein wenig mit der Zunge, bis sie das Geschlecht ihres Mannes liebevoll in ihren Mund aufnahm, ihn ab und zu wichste, ihn auch mal nur mit der Schwanzspitze in ihren Mund einließ, dann massierte sie wieder seine Hoden – Yvonne wusste sehr genau, was Dennis guttat. Was sie niemals tat, war, seinen Penis ganz in ihren Mund hineinzupressen, das war für sie reinste Quälerei und nur in schlechten Filmen zu sehen. Sie war da eher für Vielfalt – spielte mit ihm, ließ ihn durchaus etwas tiefer in ihren Mund hinein, aber so, dass sie keinen Würgereiz bekam.

Sie machte es Dennis schön, und dieser bedankte sich dafür, indem er sie sanft streichelte, er an sich hielt, bis er sich dann doch nicht mehr halten konnte und sich in Yvonnes Mund ergoss.

Yvonne liebte dieses sinnliche Vergnügen. Sie saugte gern am Schwanz ihres Mannes, auch wenn sie ihre eigenen Regeln dafür aufstellte. Sie nestelte noch ein wenig an ihm herum, küsste und herzte ihn, spielte mit seinen Hoden und flüsterte ihm voller Zärtlichkeit zu: »Du bist eben doch ein richtiger Tangoverführer. Ich liebe dich so sehr. Aber nun komm, lass uns von hier verschwinden, wer weiß schon, wofür die Kammer wirklich da ist. Außerdem bekomme ich hier wirklich kaum Luft drin.«

Die beiden Liebenden sahen zu, dass sie aus der Kammer herauskamen, doch als sie die Tür öffneten, stand Thea davor und grinste breit und schelmisch. Yvonne und Dennis bekamen puterrote Köpfe, doch Thea nahm all das völlig locker, gab den beiden etwas zu trinken und meinte lachend: »Ihr seid nicht die Ersten und nicht die Letzten, die dieses Kämmerlein für sich nutzen und es sich darin gut gehen lassen. Ich selbst habe da auch schon so meine Erfahrungen gemacht und es waren nicht die schlechtesten.«

Yvonne und Dennis wussten nicht wirklich, was sie darauf antworten sollten. Da sie unbändigen Durst hatten, tranken sie hastig das Mineralwasser aus. Offenbar war die Stunde auch schon zu Ende – wie lange hatten sie denn in diesem Kabuff zugebracht?

Thea sah die beiden Liebenden an und fragte: »Habt ihr wenigstens Spaß gehabt?«

Und die beiden nickten wie kleine Kinder.

Thea hatte Feierabend und sagte: »Habt ihr zwei vielleicht noch Lust auf ein Abendessen in dem argentinischen Steakhouse um die Ecke? Heute läuft da eine Tango-Show, die wirklich sehenswert ist. Müsst ihr nicht, ist nur ein Vorschlag.«

Doch schon aus Verlegenheit nahm das Ehepaar den Vorschlag sofort an, und als sie an dem Steakhouse ankamen, war die Show bereits in vollem Gange.

Sie gaben ihre Bestellungen auf und sahen zu, wie ein Mann mit seiner Tanzpartnerin einen Tango aufs Parkett legte, der professioneller nicht sein konnte. Das war etwas ganz anderes, als was die Tanzgruppe bei Thea so hinbekam.

»Da stecken viele Jahre Arbeit drin«, meinte Thea, »glaubt mal ja nicht, dass den beiden das in den Schoß gefallen ist. Das sind übrigens keine Profis, die haben sich das alles selbst beigebracht, die sind verdammt gut.«

»Aber die haben ihr Handwerk nicht bei dir gelernt, oder?«, fragte Dennis und sah Thea lächelnd an.

»Nein«, sagte diese, »aber der eine ist mein Ehemann und die Dame, die sich gerade so hingebungsvoll verbiegt, ist meine Schwiegertochter.«

Yvonne blieb der Mund offen stehen und Thea erzählte, dass sie argentinische Wurzeln habe, das Lokal ihrem Mann gehöre und sie sich mit der Tanzschule ihren ganz ureigenen Traum erfüllt hätte.

All das erzählte sie dem netten Paar, und Dennis setzte noch einmal zu einer Entschuldigung an, doch Thea Münckner lachte: »Komm, Dennis, jetzt ist aber mal gut. Was glaubst du denn wohl, wie viele von meinen Gästen in diesem Kämmerlein Sex gehabt haben? Es ist etwas völlig anderes, wenn man dies an einem geheimen Ort tut oder in seinem eigenen Bett. Mehr als Oralsex ist dort sowieso nicht möglich, weil das Ding so eng ist, aber es kommt ja nicht darauf an, was man tut, sondern wie man es tut und warum man es tut. Nämlich deswegen, weil es erregend war, zu tanzen, sich fallen zu lassen und sich dann wiederum gehen zu lassen.« Da konnten Dennis und seine Frau Thea nur beipflichten.

Es wurde eine sehr lange Nacht. Theas Mann war genauso freundlich und zugänglich wie Thea selbst und die Schwiegertochter nahm sich sofort Yvonne zur Brust, weil sie von Thea bereits erfahren hatte, dass die junge Frau ein besonderes Talent entwickelt hatte.

Und als sie sie über das Parkett führte, da meinte Carmelita, sie habe tatsächlich Talent, ob sie nicht Lust hätte, sich von ihr unterrichten zu lassen, da bekäme sie doch einiges mehr mit als in einer großen Gruppe.

Yvonne war sofort begeistert und Dennis ebenfalls – denn allein würde er keinesfalls mehr zu dem Tanzkurs gehen, auch wenn dieser ihn unglaublich erregt hatte. Doch wenn seine Frau nun mit Carmelita den Tango tanzen würde und vielleicht zukünftig noch mit Emilio, Theas Ehemann, über das Parkett hinwegflog, war das Thema Tanzkurs für ihn jedenfalls durch.

Die neuen Freunde lachten viel an diesem Abend, und als Dennis und Yvonne frühmorgens durch die Eilenriede gingen, meinte Yvonne: »Du, ich glaube, wir haben gerade neue Freunde kennengelernt. Sind sie nicht alle superfreundlich und echt süß?«

Das konnte Dennis nur bestätigen, selbst Emilio gefiel ihm, und er freute sich, dass Yvonne ihre Sehnsucht nach diesem Tanz nun richtig ausleben konnte – er war ja nun doch etwas stümperhaft gewesen.

Aber der Sex, der wurde wieder eine Klasse für sich. Yvonne war begeistert und auch Dennis hatte seine leichte Schwäche schnell vergessen. Er vögelte seine Frau wieder genauso kraftvoll wie zu Beginn ihrer Ehe – sie liebten sich an jedem Ort der Stadt, denn allmählich begann auch der Frühling, und das Ehepaar erlebte einen der schönsten Monate überhaupt.

Ob dies nun letztlich der Tango ausgelöst hatte, oder sie sich schlichtweg wiedergefunden hatten – wer wusste es wirklich zu sagen? Fakt war: Der Sex war ein Traum. Dennis und Yvonne waren wieder ein tolles Paar, und wenn Yvonne von ihrem privaten Tanzkurs mit Carmelita nach Hause kam, war sie so angefixt, dass sie ihren Dennis sofort ins Bett zog.

Das SexFestival der heißen Lust

»Ich war dabei!«, schrie Edith ganz laut, als ihre Tochter Doro ihr erzählte, dass in einem kleinen Ort in Ostfriesland ein Woodstock-Revival-Festival stattfinden sollte. Auf einer großen Wiese hinterm Deich, mit einigen Lokalmatadoren, aber auch Musikern aus Amerika und England.

»Kannst du trotzdem nicht miteinander vergleichen«, sagte Edith, doch dann holte sie ihre alten Sachen vom Woodstock-Festival hervor.

»Wow, Mama«, meinte Doro, »du warst ja echt eine scharfe Braut. Da sieht man ja fast alles unter diesem Fummel!«

Edith grinste. »Na ja, wir waren jung, wir waren frei – und wir hatten eine Mission. Wir wollten die Welt retten. Dabei war Woodstock letztlich auch nur eine durch und durch kommerzielle Veranstaltung, wie man uns später zu verstehen gab. Die Zuschauer standen wohl für Frieden und Freiheit – aber die Veranstalter sahen offenbar auch nur das Geld. Dein Vater und ich, wir haben uns dort kennengelernt, und als Jimi seine Gitarrenriffs erklingen ließ und diese richtig gehend malträtierte, da hatte ich den geilsten Orgasmus ever! Kannst du dir bestimmt gut vorstellen! Und Janis Joplin, die muss man einfach live erlebt haben. Woodstock, ja, das ist schon eine Legende für sich. Und du willst diesen Spirit hinter einem Deich erleben!« Edith schüttelte den Kopf.

»War ja ursprünglich auch in England geplant gewesen, aber der Veranstalter bekam kalte Füße, weil der Kartenabsatz nicht so florierte, und dann haben wir uns zurückgezogen und gesagt, dann findet das Woodstock-Revival-Festival eben hinterm Deich statt, basta, aus! Theo und Kurt haben sich dann um alles gekümmert, die Bands organisiert, einige mussten umgelegt werden, weil sie schon für England gebucht waren, und ich bin echt stolz drauf, dass wir einige Bands aus England und Amerika dabei haben. Einige, die ihre ersten Gehversuche unternehmen werden, aber auch schon Etablierte, die bereits ein wenig Beachtung in letzter Zeit genossen haben.«

Edith grinste. »Wann hast du denn vor, das Revival über die Bühne gehen zu lassen?«

»Genau zum Frühlingsanfang«, sagte ihre Tochter und Edith nickte zustimmend.

»Ein schöner Termin, und wo soll das noch mal stattfinden?«

»In Pilsum«, sagte Doro, »wo der bekannteste Leuchtturm der Republik steht. Besser bekannt als Otto-Leuchtturm. Den müsste doch eigentlich jeder auf dem Schirm haben, oder nicht?«, meinte Doro und sah die Mutter fragend an.

»Doch, doch«, meinte Edith, »aber Doro, echt jetzt, Pilsum? Für ein Revival von Woodstock?«

»Ja, was denn?«, meinte Doro. »Das fand auch auf der grünen Wiese statt, und in Pilsum gibt es auch nur Schafe – da stören wir doch keinen, und die paar Schäfchen, die kriegen eben Ohrenschützer! Wir haben auch andere Veranstaltungsorte in Betracht gezogen, aber niemand wollte ein Happening dieser Art finanzieren. Olle Kamellen, haben wir zu hören gekriegt«, was die Mutter auf die Palme brachte.

»Woodstock wird nie eine olle Kamelle werden. Wer sagt denn so was? Na egal, ihr werdet euch das schon überlegt haben, und schließlich ist die Welt in Pilsum ja nicht zu Ende.«