Warum sollte man überhaupt Müsliriegel selbst herstellen? Schließlich gibt es in den Supermärkten ein wahres Füllhorn an Müsliriegeln zu kaufen. Alle Formen, Farben und Geschmacksrichtungen scheinen vertreten zu sein. Ist das Mekka der Müsliriegel vielleicht nur ein paar Haustüren entfernt?
Eine Reihe von Nachteilen trübt die heile Welt der gekauften Müsliriegel, Powerbars oder wie sie alle heißen. Es ist natürlich nicht fair, alle gekauften Riegel über einen Kamm zu scheren: Denn es gibt sie durchaus, die gesunden, günstigen und gut schmeckenden Exemplare. Doch warum auf die Einhornsuche begeben, wenn man alle der folgenden Nachteile umgehen kann, in dem man das Heft selbst in die Hand nimmt?
Nachteil 1: Die Kosten
Es ist nicht so, dass Müsliriegel aus dem Supermarkt generell überteuert sind. Gerade die Riegel bekannter Marken gibt es oft in großen Tüten zu einem Stückpreis, der bei 50 Cent oder darunterliegt. Allerdings handelt es sich hier oft um die zuckerreichen Exemplare, deren Herstellungskosten noch weit niedriger anzusetzen sind. Isst man regelmäßig Müsliriegel, kann das durchaus ans Portmonee gehen, gerade wenn man sich für gesunde Riegel entscheidet.
Nachteil 2: Ungesunde Zutaten
Auf dem Papier sind alle Müsliriegel gesund: Ein paar Nüsse, Getreide, vielleicht ein paar getrocknete Früchte. Doch der Schein trügt. Müsliriegel aus dem Supermarkt enthalten oft sehr viel Zucker in Form von Sirup, der vor allem süß, ungesund und klebrig ist.
Dazu kommen dann Fette, Emulgatoren, Salz oder gar Geschmacksverstärker. Gepaart mit leckeren, aber nicht immer gesunden Zutaten wie Schokolade ergibt sich ein Nährwert, der kaum besser ist als der einer Tafel Schokolade.
Nachteil 3: Der Geschmack
Ein zugegeben subjektiver Punkt ist der Geschmack. Aber mir geht es beim Probieren die allermeisten Riegel aus dem Laden so: Eine viel zu süße, undefinierbare Masse, die als Süßigkeit zwar den Hunger kurz vertreiben kann, aber mitnichten eine Geschmacksexplosion darstellt oder den Gaumen nachhaltig befriedigt. Schuld daran sind vor allem viele unnötige Zusatzstoffe.
Auch minderwertige Zutaten sorgen für ein unbefriedigendes Mund- und Bauchgefühl.
Nachteil 4: Für Allergiker gänzlich ungeeignet
Millionen von Menschen leiden an Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten. Die kaufbaren Riegel sorgen hier für riesen Hindernisse, denn selbst wenn auf der eigentlichen Zutatenliste keine der unverträglichen Dinge auftauchen, heißt das noch nichts.
Spuren von Nüssen enthalten die meisten Riegel, ebenso Milch, Ei oder Soja. Eine gewisse Unsicherheit schwebt deswegen bei Allergikern immer mit.
All das können selbst hergestellte Müsliriegel besser? Aber hallo!
Sie sind gesünder (wenn man das möchte), günstiger, für Allergiker geeignet und energiespendender, aber vor allem leckerer als gekaufte Riegel.
Darüber hinaus macht das Selbermachen auch noch Spaß, lädt zum Experimentieren ein und selbstgemachte Müsliriegel sind ein tolles Mitbringsel.
Die Vielfalt, die dadurch entsteht, findet man in keinem Supermarktregal.
Der größte Vorteil in meinen Augen ist die volle Kontrolle über die verwendeten Zutaten. Man benötigt keine Konservierungsstoffe oder billige Zutaten. Das wird besonders augenscheinlich, wenn man proteinreiche Riegel herstellen will. Der Handel nimmt hier vorwiegend billige (nicht nur günstige) Abfallstoffe wie etwa Kollagen-Hydrolysat oder isoliertes Sojaprotein. Letzteres ist ein Nebenprodukt, welches bei der Herstellung von Tofu entsteht.
Zwar ist es natürlichen Ursprungs, aber keineswegs hochwertig oder als alleinige oder vorwiegende Proteinquelle geeignet. Die volle Kontrolle über die Zutaten kommt vor allem Allergikern zugute. Die Rezepte in diesem Buch sind nicht nur vegetarisch, sondern können auch oft vegan oder ohne einzelne Zutaten hergestellt werden. Wer etwa eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) hat, kann für ein Rezept einfach auf glutenfreie Haferflocken setzen.
Dadurch, dass nicht alle Riegel zwangsläufig bei hohen Temperaturen gebacken werden, sondern viele auch roh oder zumindest getrocknet hergestellt werden können, bleiben außerdem viel mehr der gesunden Inhaltsstoffe wie Vitamine erhalten.
Nicht zuletzt ist der Kostenfaktor nicht zu unterschätzen. Auf den ersten Blick erscheinen die Kosten für selbstgemachte Riegel ebenfalls hoch. Schließlich sind einige der vielverwendeten Zutaten wie etwa Nüsse nicht gerade günstig. Doch zählt man einmal die daraus gewonnenen Riegel zusammen, wird schnell klar: Das Selbermachen zahlt sich aus - auch für den Geldbeutel.
Müsliriegel der großen Marken werden in der Regel gebacken, teilweise gar frittiert. Das ist mitunter lecker, aber ungesünder, fetter und geschmacksverfälschend.
Die Müsliriegel in diesem Buch kann man roh, getrocknet oder gebacken genießen. Doch was heißt das? Und welche Vor- und Nachteile entstehen durch die einzelnen Herstellungsmethoden?
Die einfachste Form der Zubereitung: Hier trocknen wir die Riegel nicht stundenlang oder benötigen einen Backofen. Die Riegel werden durch Aushärten im Kühlschrank oder Gefrierschrank fest. Den Begriff „roh" dehnen wir in dieser Sektion etwas, weil wir teilweise Lebensmittel verwenden, die nicht mehr roh sind, etwa im Supermarkt gekaufte Haferflocken.
Gekühlte Riegel sind in der Regel nicht „crunchy", sondern weich(er). Die Haltbarkeit ist aufgrund der fehlenden Weiterverarbeitung eingeschränkt, dem Geschmack tut das allerdings keinen Abbruch! Und gesünder als gekaufte Müsliriegel sind sie allemal.
Getrocknete Riegel dauern in der Herstellung am längsten. 10 bis 20 Stunden Trocknungszeit sind keine Seltenheit. Dafür ist die Haltbarkeit hier länger. Getrocknete Müsliriegel sind in dieser Riege die am schwersten herzustellenden Riegel: Verwenden wir frische Früchte, schrumpfen diese im Dörrprozess, was der Stabilität des Riegels schadet. Ein „Nachdrücken" während der Trocknung kann hier helfen.
Belohnt wird man mit einem herrlichen Aroma und festem Biss, wenn auch hier die Knusprigkeit oft fehlt. Die meisten rohen Riegel lassen sich ebenfalls trocknen, um die Haltbarkeit zu verlängern.
Für die Herstellung benötigt man allerdings einen Dörrautomaten. Zwar kann man auch seinen Backofen bemühen (Umluft), hat dann aber mit einer Reihe von Nachteilen zu kämpfen. Neben hohen Energiekosten sind da vor allem die inkonstanten, meist zu hohen Temperaturen zu nennen.
Selbst wenn wir unsere Riegel nicht trocknen, ist ein Dörrautomat von Vorteil. In der Zutatenliste für viele Riegel tauchen in aller Regelmäßigkeit getrocknete Früchte auf. Auch diese kann man zwar kaufen, günstiger und gesünder ist es aber, wenn man sie selbst herstellt.
Gebackene Müsliriegel entsprechenden am ehesten dem, was wir im Supermarkt finden. Durch das Backen gehen zwar einige Nährstoffe verloren, belohnt wird man aber mit einem knackigen Biss und Aromen, die wir mit rohen oder getrockneten Riegeln nicht replizieren können.
Durch die sehr feste Oberfläche eignen sich gebackene Riegel hervorragend für einen Schokoladenüberzug oder ein Frosting.
Getreideflocken aller Art sind ein zentraler Bestandteil sehr vieler Müsliriegel. Warum? Sie sorgen für Struktur, Geschmack und eine angenehm zu beißende Textur. Getreideflocken, allen voran, aber nicht nur Hafer, sind deswegen das Mehl des Müsliriegelmachens.
Haferflocken mit ihrem nussigen Aroma bieten dem Müsliriegelfan viele Vorteile: Neben dem oben erwähnten Argumenten wie Geschmack und Struktur sind sie auch ein guter Energielieferant, sie enthalten auch viele Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen und Zink. Von allen Getreidesorten liefert Hafer außerdem das meiste Vitamin B1 und Vitamin B6.