Annika Krempel

Vermögen
aufbauen

ab 30

Inhaltsverzeichnis

Was wollen Sie wissen?

Geldanlage kann ganz einfach sein

Fangen Sie jetzt an!

Das Ziel bestimmt den Weg

Erstellen Sie Ihr Anlegerprofil

Geldanlage mit grünem Gewissen

Kassensturz: So viel bleibt zum Sparen übrig

Der Baukasten für Ihre Strategie

Die Basis: Rücklagen für Notfälle und Versicherungen

Das moderne Sparschwein: Große Wünsche erfüllen

Für die Rendite: Breit gestreute Aktienfonds

Unterstützung nutzen: Vermögenswirksame Leistungen

Der Weg zum Ziel

Frisch im Beruf flexibel bleiben

Vermögensaufbau für Senkrechtstarterinnen

Nachhaltig für die Zukunft planen

Familienheim gesucht

Zusammen leben, getrennt wirtschaften

Los geht’s

Der Sicherheitsbaustein: Zinsanlagen

Aktien: Werden Sie Firmeninhaber

Investmentfonds: Betreute Geldanlage

Mit ETF ganz einfach passiv investieren

Die Welt auf einen Schlag

Der grüne Planet: Nachhaltige ETF

Typische Anlegerfehler

Das passende Depot finden

So richten Sie Ihr Pantoffel-Portfolio ein

Pflegeleicht: So verwalten Sie den Pantoffel

Erst sparen, dann verbrauchen

Ein Teil für den Fiskus

Den Traum vom Eigentum erfüllen

Altersvorsorge – Klassiker unter der Lupe

Mit staatlichen Zulagen: Riester kann sich lohnen

Mit Unterstützung: Betriebliche Altersvorsorge

Altersvorsorge für Selbstständige

Hilfe

Was die Neobroker bieten

Eine Auswahl der wichtigsten 1. Wahl-ETF

Die Kosten für ETF-Sparpläne

Stichwortverzeichnis

Impressum

Was wollen Sie wissen?

Spätestens mit etwa 30 Jahren hat für viele der Ernst des Lebens begonnen. Die gute Seite: Von dem Geld, das nun jeden Monat reinkommt, bleibt am Monatsende etwas übrig. Und das möchten Sie anlegen, um ein Vermögen aufzubauen und sich Wünsche zu erfüllen. Keine Angst: Mit der richtigen Strategie ist das nicht so schwer.

Ich bin im Job angekommen. Wie plane ich jetzt meine Finanzen?

Gehen Sie strukturiert an die Sache ran. Zuerst benötigen Sie einen Überblick über Ihr Geld: die Einnahmen, Ausgaben und Ihre bisherigen Ersparnisse. Mehr dazu ab S. 25, „Kassensturz“.

Haben Sie schon eine Notfallreserve auf einem Tagesgeldkonto? Was dafür nötig ist, steht ab S. 37: „Die Basis: Rücklagen für Notfälle“.

Und Sie sollten prüfen, ob Sie die wichtigen Versicherungen abgeschlossen haben. Eine Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung sollte zum Beispiel jeder haben (siehe ab S. 38, „Unerlässlich: Private Haftpflichtversicherung“).

Erst wenn diese Basics stehen, geht es an den eigentlichen Vermögensaufbau (siehe „Große Wünsche erfüllen“, S. 41). Damit Sie Ihre Strategie planen können, sollten Sie sich auch überlegen, wofür Sie Geld ansparen möchten, denn: „Das Ziel bestimmt den Weg“ (S. 14), und danach entscheidet sich das „Wie“. Wichtig ist auch Ihr „Anlegerprofil“ (ab S. 49). Denn je nach beruflicher oder familiärer Situation können Sie anders investieren.

Ich habe nur wenig Geld zum Sparen übrig. Lohnt es sich, damit anzufangen?

Unbedingt! Vielmehr ist das ein guter Grund, um direkt mit dem Vermögensaufbau zu beginnen.

Schon mit kleinen Beträgen lässt sich der Grundstock für ein späteres Vermögen legen. Wer weiß, vielleicht haben Sie in ein paar Jahren schon mehr Gehalt zur Verfügung: Dann können Sie bereits auf ein solides Fundament aufbauen.

Und weil Sie wahrscheinlich noch viel Zeit haben, bis Sie das Geld tatsächlich brauchen, reicht jeden Monat ein vergleichsweise kleiner Betrag, um das Ziel zu erreichen. Sie können auch dann schon geschickt investieren und vom Zinseszinseffekt profitieren.

Wer dagegen zu spät mit dem Vermögensaufbau beginnt, muss jeden Monat deutlich mehr Geld zurücklegen, um seine gesteckten Ziele zu erreichen.

Mehr dazu lesen Sie ab S. 13, „Die Zeit arbeitet für Sie“.

Ich weiß nicht, was ich so vorhabe. Kann ich da eine Strategie für meine Geldanlage entwickeln?

Sie brauchen eine Strategie, die sich jederzeit an Ihr Leben anpasst. Das ist bei einem langen Zeithorizont immer sinnvoll, selbst wenn Sie die wichtigen Etappen in Ihrem Leben schon längst durchgeplant haben.

Aber niemand kann mit Anfang 30 schon sagen, wie das Leben tatsächlich verlaufen wird. Also sollte sich die Strategie jederzeit einfach anpassen lassen, falls sich Pläne ändern. So wie bei unserem „Pantoffel-Portfolio“ (S. 17 und S. 44): Mit dieser Finanztest-Strategie sind Sie nicht auf Laufzeiten oder feste Sparbeträge festgelegt, sondern bleiben flexibel. Wie Sie die Strategie an ein neues Ziel anpassen, lesen Sie ab S. 124 („So verwalten Sie den Pantoffel“).

Mir ist Nachhaltigkeit wichtig. Ist das auch bei der Geldanlage möglich?

Sie ernähren sich vegan und träumen von einem Elektroauto in der Garage – aber das Ersparte steckt noch immer in Kohle und Öl oder Unternehmen, die sich nicht um Menschenrechte scheren? Das muss nicht sein. Auf grüne und soziale Kriterien achten Anleger und Anlegerinnen immer häufiger, das Angebot wächst dementsprechend. Sie können Ihre kompletten Finanzen nachhaltig aufstellen, wenn Sie eine Öko-Bank wählen. Oder Sie investieren grün, indem Sie spezielle ethisch-ökologische Fonds kaufen. Wie das geht und worauf Sie achten müssen, lesen Sie ab S. 21, „Geldanlage mit grünem Gewissen“.

Meine Großeltern haben mir ein bisschen was vererbt. Wie kann ich das Geld am besten anlegen?

Wenn Sie schon einen größeren Betrag auf der hohen Kante haben, kommt es vor allem darauf an, was Sie damit vorhaben (siehe „Das Ziel bestimmt den Weg“, S. 14).

Brauchen Sie das Geld schon bald, weil Sie sich zum Beispiel ein Haus kaufen wollen, dann muss es sicher und flexibel angelegt werden.

Haben Sie noch keine Pläne oder ist bis dahin noch genügend Zeit, können Sie sich auch mit größeren Beträgen ruhig an die Börse trauen (siehe S. 73, „Altersvorsorge Sarah“). Wie genau Sie das machen, lesen Sie ab S. 120, „Einmalanlage“. Damit nicht das ganze Erbe in Aktien steckt, legen Sie einen Teil davon sicher an. Das entspricht auch der Pantoffel-Strategie von Finanztest (ab S. 44). Und wann der richtige Zeitpunkt ist, um zum Beispiel Aktien oder Fondsanteile zu kaufen oder zu verkaufen, steht auf S. 112 im Abschnitt „Typische Anlegerfehler“.

Sind Aktien nicht zu riskant für den Vermögensaufbau?

Erst Ende Februar 2022 sind die Aktienmärkte weltweit wieder auf Talfahrt gegangen. Der Krieg in der Ukraine und die dadurch ausgelöste Unsicherheit für die wirtschaftliche Entwicklung weltweit waren der Grund. Doch die Erfahrung zeigt, dass solche Krisen vorübergehen. Langfristig zeigt die Entwicklung an den Börsen nach oben (siehe. S. 43, „Für die Rendite“). Wichtig ist, lange dabeizubleiben. Das senkt das Risiko von Verlusten. Und wer nur in einzelne Aktien investiert, geht tatsächlich ein großes Kursrisiko ein. Deshalb eignen sich sogenannte Exchange Traded Funds, kurz ETF, besser. Damit investieren Sie auf einen Schlag in viele Unternehmen („Passiv investieren“, S. 103). Sie sind außerdem unkompliziert und günstig. Deshalb bilden ETF die Grundlage der Pantoffel-Strategie von Finanztest. Wie Sie die umsetzen, lesen Sie ab S. 122.

Mein Girokonto verwalte ich schon übers Handy. Geht das auch beim Wertpapierdepot?

Wer in Wertpapiere investiert, braucht auf jeden Fall ein Depot. Die Anbieter dieser Depots unterscheiden sich nicht nur bei der Auswahl der Fonds und ETF (Exchange Traded Funds), sondern ganz deutlich auch bei den Kosten.

Sie sollten daher das passende Depot suchen, bei dem sich Ihre Strategie kostengünstig umsetzen lässt.

Interessant: Einige Broker haben sich inzwischen darauf spezialisiert, die Depots vor allem auf dem Smartphone per App anzubieten. Diese sogenannten Neobroker haben teilweise auch sehr günstige Konditionen.

Welche Anbieter sich eignen, lesen Sie ab S. 114 und im Abschnitt „Hilfe“ ab S. 152.

Geldanlage kann ganz einfach sein

Mit einem regelmäßigen Gehaltseingang auf dem Konto kommt irgendwann die Erkenntnis: Es wird Zeit, sich um die Finanzen zu kümmern. Nur: Wie lässt sich eine Strategie entwickeln, wenn das ganze Leben noch vor einem liegt? Eines ist gewiss, niemand muss sich jetzt schon für immer festlegen.

Nun stehen Sie mit beiden Beinen im Leben. Mit etwa 30 Jahren sind Ausbildung oder Studium vorbei. Ein Traineeship oder die ersten Berufsjahre haben Sie schon hinter sich gebracht. Sie sind im Arbeitsleben angekommen: Das Konto füllt sich regelmäßig, und am Monatsende bleibt hoffentlich Geld übrig, das Sie beiseitelegen können. Fragt sich nur, wofür? Für die nächste Reise, eine eigene Wohnung, die Ausbildung des Nachwuchses oder für die Altersvorsorge? Gibt es noch gar keine Pläne, aber Träume und Fragezeichen? Und wie geht eigentlich Geldanlage? Es ist Zeit, sich über die eigenen Finanzen konkrete Gedanken zu machen.

Starten Sie jetzt mit dem Vermögensaufbau. Einen besseren Zeitpunkt gibt es nicht. Und Geldanlage ist nicht allzu kompliziert. Schon mit kleinen monatlichen Beträgen und einfachen Strategien lässt sich viel erreichen. Das Gute daran: Niemand ist auf seine Strategien festgenagelt. Sie lassen sich jederzeit an das Leben anpassen. Denn wer weiß jetzt schon wirklich, wie die Pläne in zehn oder zwanzig Jahren aussehen?

Fangen Sie jetzt an!

Geld muss sinnvoll investiert werden, wenn es sich vermehren soll. Dafür müssen Sie Ihre Lebensziele kennen.

Haben Sie als Kind am Weltspartag Ihr Sparschwein zur Bank getragen, um die Münzen darin auf Ihr Sparbuch einzuzahlen? Meistens landete darin auch das Geld, das Ihnen Verwandte geschenkt hatten, mit dem Hinweis, es in die Spardose zu stecken. Vielleicht sparten Sie wie viele andere für ein Fahrrad oder einen Gameboy.

Später wurden die Träume wahrscheinlich etwas größer, aber das Geld war während der Ausbildung oder im Studium weiterhin knapp. Was vom Azubilohn oder dem Nebenjob nach Abzug von Miete und Lebensunterhalt übrig blieb, ging oft für die Freizeit drauf. Und während der Jobsuche oder den ersten Schritten im Berufsleben lagen die Prioritäten woanders: auf Vorstellungsgesprächen, Einarbeitung und ersten Projekten – aber nicht darauf, ein Vermögen aufzubauen.

Doch jetzt haben Sie ein Etappenziel erreicht, auf das Sie lange hingearbeitet haben: Sie sind ins Arbeitsleben gestartet und haben die erste spannende Bewährungsphase hinter sich. Nun haben Sie vermutlich ganz neue Ziele. Und die liegen oft nicht mehr nur im Berufsleben, sondern auch im Privaten. Bei vielen stehen die nächsten aufregenden Schritte der Lebensplanung an: Partnerschaft, Nachwuchs, vielleicht ein Häuschen im Grünen. Oder Sie planen etwas ganz anderes.

Manche haben auch noch keine konkreten Ziele und wollen stattdessen einfach Vermögen aufbauen. Und vielleicht haben sie im Hinterkopf auch schon an ihre Altersvorsorge gedacht.

Ihre Lebensplanung sowie Ihre Wünsche und Ziele haben einen entscheidenden Einfluss auf die Geldanlagestrategie. Was auch immer Sie vorhaben, wichtig ist, dass Sie jetzt anfangen, darauf hinzuarbeiten. Wer nicht aktiv investiert, wird sonst nur schwer etwas erreichen.

Inflation übertrifft Zinsen

Die Zinsen liegen schon seit Jahren am Boden. Wer sich darauf beschränkt, nur ab und an einen Betrag in den Sparstrumpf zu stecken, macht auf jeden Fall ein Minusgeschäft. Dabei soll sich das Geld eigentlich vermehren! Bleibt das Ersparte lediglich auf dem Girokonto, dem Tagesgeldkonto oder Sparbuch, passiert aber das gerade nicht. Stattdessen verliert es durch die Inflation mit jedem Jahr an Wert. 10 000 Euro sind beispielsweise nach einem Jahr bei eine Inflation von 2 Prozent nur noch etwa 9 894 Euro wert. Nach zehn Jahren beträgt die Kaufkraft lediglich gut 8 200 Euro.

Zwar lag über Jahre die Rate, mit der die Preise stiegen, ziemlich niedrig. Seit 2012 hatte die Inflation laut dem Statistischen Bundesamt jahrelang beständig unter 2 Prozent gelegen. Allerdings sind die Zinsen, die Sparer etwa auf Tagesgeldkonten gutgeschrieben bekommen, noch niedriger – derzeit nahe null Prozent (Stand: März 2022). Dadurch ist der Realzins, also der um die Inflationsrate bereinigte Ertrag, negativ. Steigt die Inflation stärker, wie es 2021 mit gut 3 Prozent passiert ist und auch für 2022 erwartet wird, dann verliert das Ersparte noch schneller an Wert, sofern die Zinsen nicht kräftig steigen. Und genau danach sieht es aktuell kaum aus (Stand: März 2022).

Das klassische Sparen allein reicht also nicht für die Geldanlage. Das Geld muss investiert werden, um höhere Renditen zu erwirtschaften, die dem Wertverlust entgegenwirken.

Ohne Moos nix los

Bei der Geldanlage geht es aber nicht nur darum, den Wert des Geldes, das Sie bereits haben, zu erhalten. Es geht auch darum, sich etwas damit leisten zu können. „Mit Geld kann man kein Glück kaufen, aber eine Jacht, mit der man ins Glück segeln kann“, hat Johnny Depp einmal gesagt. Der Schauspieler besitzt ein Boot, mit dem er zu seiner privaten Bahamas-Insel segelt. Ganz so extravagant werden Ihre Wünsche vermutlich nicht sein. Aber auch um „normale“ Ziele zu finanzieren, braucht man Kapital.

Ob Hochzeit, Haus oder Weltreise, solche Wünsche können Sie wahrscheinlich nicht aus Ihrem laufenden Einkommen bezahlen. Das Eigenkapital für eine Immobilie müssen Sie zum Beispiel über Jahre ansammeln. Und selbst kleinere Ausgaben wie der nächste Urlaub oder die Klassenfahrt der Tochter lassen sich besser stemmen, wenn dafür – allzeit bereit – etwas Kapital auf einem Konto liegt.

Für Ihre Ziele sollten Sie also sparen, und zwar so, dass Sie das Geld beisammenhaben, wenn Sie es benötigen. Dafür braucht es etwas Planung und die passenden Produkte, also eine Strategie.

Die gesetzliche Rente reicht nicht

Ein Ziel sollte jeder junge Mensch auf dem Zettel haben: die Altersvorsorge. Denn die gesetzliche Rente allein wird später nicht zum Leben reichen – das ist bereits heute klar. Schon jetzt liegt das Rentenniveau bei lediglich 49 Prozent (Stand: 5. Juli 2021). Das ist eine statistische Größe, die beschreibt, dass ein Arbeitnehmer, der 45 Jahre lang genau im Durchschnitt verdient hat, eine Rente erhält, die dann knapp die Hälfte des aktuellen Durchschnittseinkommens beträgt.

Und das Niveau könnte in Zukunft weiter sinken, sofern sich am System nichts Grundlegendes ändert. Denn die gesetzliche Rentenversicherung steht vor einem gewaltigen Finanzierungsproblem. Immer weniger Beitragszahler müssen in den kommenden Jahrzehnten die Bezüge von immer mehr Rentnern und Rentnerinnen finanzieren. Also steigen die Beiträge – oder das Rentenniveau sinkt. Die Ampel-Regierung hat 2021 in ihrem Koalitionsvertrag allerdings vereinbart, das Niveau dauerhaft zu sichern.

Wie Ihr Geld wächst

Je früher Sie beginnen, zusätzlich vorzusorgen, desto besser. Sie haben dann nicht nur mehr Zeit, Geld anzusparen, sondern profitieren zusätzlich vom Zinseszinseffekt. Dadurch reichen schon vergleichsweise kleine monatliche Beträge, um ein beachtliches Vermögen anzusparen.

Selbst wenn das gelänge: Auch dann reicht die gesetzliche Rente allein höchstwahrscheinlich nicht aus. Rentner und Rentnerinnen, die 2020 in den Ruhestand gingen, erhielten durchschnittlich 965 Euro im Monat in westdeutschen Bundesländern, 1 089 Euro in ostdeutschen Ländern. Können Sie sich vorstellen, dass Sie damit später mal über die Runden kommen?

Es reicht definitiv nicht, sich auf die erste Schicht und damit in erster Linie auf die gesetzliche Rente zu verlassen.

Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen

Studienleiter vom Forschungszentrum Generationenverträge an der Universität Freiburg

Nein, zeigt eine Untersuchung der Universität Freiburg für die Investmentgesellschaft Union Investment. Die Studienautoren haben errechnet, dass rund zwei Drittel aller aktuellen Beitragszahlenden ihren gewohnten Lebensstandard später allein mit der gesetzlichen Rente nicht halten können. Sie müssen sich dann einschränken.

Deshalb sollte sich niemand allein auf die gesetzliche Rente verlassen. Sie ist nur die erste der drei sogenannten Schichten, die später das Alterseinkommen darstellen sollen. Zusätzliche Vorsorge ergänzen sie über

den Arbeitgeber oder mit Riester-Verträgen (zweite Schicht) und

Ersparnisse oder Immobilien (dritte Schicht).

Wer gesetzlich rentenversichert ist, baut lediglich einen guten Grundstock für sein Alterseinkommen auf. Nur wer zusätzlich in den anderen Schichten, privat oder über den Arbeitgeber, Geld zurücklegt, erhält laut Studie später Bezüge, die ausreichen, um dann den Lebensstandard zu halten. Wie Sie dafür am besten vorgehen, lesen Sie in Kapitel 2, „Der Baukasten für Ihre Strategie“, S. 31.

Dargestellt wird der jeweils kleinste Betrag (Bruttoraten, auf Zehnerstellen gerundet), mit dem auch im schlechtesten Fall während der Spardauer mit einem ausgewogenen Portfolio (50:50) das Sparziel von 100.000 Euro erreicht wurde. Quelle: Refinitiv, eigene Simulationen. Untersuchungszeitraum: 31.12.1969 – 31.12.2020

Die Zeit arbeitet für Sie

Niedrige Zinsen machen es allerdings derzeit nicht gerade leicht, ein kleines Vermögen aufzubauen. Doch junge Menschen haben den Vorteil, dass die Zeit auf ihrer Seite ist. Sie können bei einer langfristigen Geldanlage den Zinseszins für sich nutzen. Zum Beispiel zur Altersvorsorge oder für Sparziele, die erst in vielen Jahren erreichbar sein sollen. Dabei erwirtschaftet das angelegte Geld Zinsen, die gleich wieder mitangelegt werden. Der Betrag, auf den dann erneut Zinsen anfallen, ist höher. So wächst das Vermögen Stück für Stück.

Wenn Sie zum Beispiel 30 Jahre lang jeden Monat für 100 Euro Anteile an einem Aktienfonds auf den weltweit anlegenden Index MSCI World kaufen, zahlen Sie selbst 36 000 Euro ein. Bei einer durchschnittlichen jährlichen Verzinsung von 7 Prozent, die er in der Vergangenheit erreicht hat, werden daraus fast 118 000 Euro.

Derzeit fällt dieser Effekt bei klassischen Zinsanlagen recht mager aus. Auf einem üblichen Tagesgeldkonto erhalten Sie aktuell lediglich etwa 0,1 Prozent Zinsen. Nach 30 Jahren hätte der gleiche Sparer lediglich knapp 36 547 Euro auf dem Konto liegen. Wer mehr Rendite erzielen möchte, muss sich also an die Börse wagen (siehe ab S. 31, „Der Baukasten für Ihre Strategie“).

Durch den langen Zeithorizont haben Sie außerdem die Möglichkeit, schon mit vergleichsweise kleinen Beträgen ein stattliches Polster aufzubauen. Denn wer früher anfängt, muss pro Monat weniger Geld zurücklegen, um ein bestimmtes Sparziel zu erreichen. In 30 Jahren lassen sich etwa mit 180 Euro pro Monat, die in Aktien und Tagesgeld fließen, 100 000 Euro ansparen. Wer noch 20 Jahre Zeit hat, muss bereits 340 Euro im Monat sparen (siehe Grafik oben).

Deshalb ist der wichtigste Schritt, einfach anzufangen. Je früher, desto besser.

Das Ziel bestimmt den Weg

Sie müssen kein Finanzprofi sein, um auf Ihre Ziele hinzusparen. Aber damit die Finanzierung solide ist, sollten Sie sich mit den Grundzügen der Geldanlage auseinandersetzen.

Wie geht das? Eine erste Frage, die wahrscheinlich vielen durch den Kopf schießt, wenn sie einen Plan für ihre Finanzen machen wollen. Um die richtige Strategie zu finden, sollten Sie sich vor allem mit Ihren Zielen auseinandersetzen. Denn eine Geldanlage ist nur dann gut, wenn sie auch zu Ihnen und Ihrem Lebensplan passt. Erst im zweiten Schritt geht es dann darum, das Geld in die richtigen Produkte zu stecken, die genau diese Anforderungen erfüllen.

Was haben Sie noch vor?

Worauf Sie eigentlich „hinsparen“ möchten, das sollten Sie sich also überlegen, bevor Sie eine Strategie dafür festlegen. Haben Sie etwas ganz Konkretes im Blick? Wollen Sie zum Beispiel bald aus der Wohngemeinschaft ausziehen und brauchen Geld, um Ihr eigenes Nest einzurichten? Vielleicht liebäugeln Sie auch schon lange mit einem Elektro-Lastenrad, das Sie sich nun leisten möchten.

Gerade für den langfristigen Vermögensaufbau sollten Sie auch Ihre Lebensziele in den Blick nehmen. Leben Sie in einer Partnerschaft? Planen Sie eine Hochzeit? Manche Paare möchten die Vermögensplanung gemeinsam angehen, andere halten ihre Finanzen strikt getrennt. Dementsprechend können die finanziellen Spielräume für Investitionen ganz unterschiedlich ausfallen.

Falls Sie eine Familie planen, müssen Sie auch Ihre Anlagestrategie überdenken. Sobald Sie finanzielle Verantwortung für andere tragen, sollten Sie etwas vorsichtiger investieren, als wenn Sie nur für sich alleine sorgen müssen.

Überlegen Sie auch, wo Sie perspektivisch Ihren Lebensmittelpunkt sehen. Träumen Sie von der eigenen Immobilie – dann sind Sie an einen Ort gebunden und müssen sich viel darum kümmern. Oder scheuen Sie den Aufwand und bleiben Sie lieber flexibel, indem Sie zur Miete wohnen?

Auch Ihre beruflichen Ziele spielen für die Finanzplanung eine Rolle. Wer eine Konzernkarriere anstrebt, hat wahrscheinlich ein zuverlässiges und steigendes Einkommen, auskömmliche Altersvorsorge inklusive. Für zusätzliche Investitionen ist wahrscheinlich viel Geld da. Das sind für die Strategie einer Geldanlage ganz andere Voraussetzungen, als sie zum Beispiel ein freischaffender Künstler hat, der sich von Auftrag zu Auftrag hangelt und nur wenig und unregelmäßig sparen kann. Dann zählen vor allem Flexibilität und Sicherheit. Und wer sich selbstständig machen möchte, braucht Rücklagen für schlechte Zeiten (siehe S. 82, „Zusammen leben, getrennt wirtschaften“).

Überlegen Sie sich also auch, wie viel Sie in Ihrem Beruf realistischerweise verdienen können und werden. Vielleicht rechnen Sie auch mit einer Erbschaft oder Schenkungen von Verwandten: Solche Erwartungen zum Lebenseinkommen geben Ihren Überlegungen zur Finanzplanung einen Rahmen vor.

Doch nicht jeder hat mit 30 Jahren schon einen klaren Lebensplan. Eine Familie ist möglich, aber bislang nicht in Sicht. Eine Wohnung in der Stadt zu teuer, ob Sie aber mal aufs Dorf ziehen – wer weiß das schon. Und ob Sie nach den ersten rasanten Jahren im Job nicht lieber kürzertreten und Ihre Stelle reduzieren, statt weiter Vollgas zu geben, wissen Sie auch noch nicht.

Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie noch keine feste Marschrichtung für Ihr Leben haben und kein Preisschild an Ihre Träume hängen können. Ihr Ziel ist dann der Aufbau von Vermögen, ohne dafür einen fixen Zeithorizont oder eine gewünschte Zielsumme zu haben. Wichtig ist nur, dass Sie sich dessen bewusst sind, denn auch das ist ein Rahmen für die Finanzplanung.

Erstellen Sie Ihr Anlegerprofil

Die wichtigste Vorarbeit für Ihre Anlagestrategie ist getan. Sie wissen nun, welche Ziele Sie im Auge haben und welche Wünsche Sie sich erfüllen möchten.

Nehmen Sie nun dieses Ziel auseinander und analysieren Sie es. Wie lang ist der Zeithorizont, sind Sie da festgelegt oder notfalls auch flexibel, um Ihren Plan noch etwas aufzuschieben? Wie verfügbar muss das Ersparte sein? Bedenken Sie auch Ihr Risikoprofil – sind Sie eher der sicherheitsliebende Anleger oder doch der Risikotyp? Und was stellen Sie sich vor, wie viel Sie sich um Ihre Geldanlage kümmern möchten? Wollen Sie es lieber bequem haben, oder macht Ihnen der Umgang mit Finanzen vielleicht sogar so viel Spaß, dass Sie ihn zum Hobby machen würden? Wenn Sie auch darüber Klarheit haben, lässt sich die Geldanlage ganz einfach planen.

Wie wollen Sie anlegen?

Mit diesen Fragen können Sie sich klarmachen, wie Ihre Strategie gestrickt sein muss.

Gehen Sie ins Risiko oder auf Nummer sicher?

Für manche Ziele brauchen Sie höhere Renditen, Sie müssen also ins Risiko gehen. Wie riskant Ihre Geldanlage aufgestellt sein kann, hängt von einigen Faktoren und Ihrer Persönlichkeit ab.

Dotcom-Blase, Finanzkrise, Euro-Schuldenkrise 2011 und zuletzt die Corona-Krise: Wer heute um die 30 Jahre alt ist, hat einige Einbrüche an den Börsen miterlebt. Besonders die Dotcom-Blase nach der Jahrtausendwende hat sich in unser Gedächtnis eingegraben: Viele Familien hatten sich erstmals an Aktien gewagt – und gleich die Finger verbrannt. Es ist also nicht verwunderlich, dass viele bei der Geldanlage das Risiko scheuen und stattdessen lieber auf den Sparstrumpf setzen.

Allerdings kommt man mit dieser Strategie nicht weit. Ein bisschen mehr Risiko sollten Sie eingehen. Das bedeutet nicht, dass Sie Ihr ganzes Geld an die Börse tragen müssen. Eine sinnvolle Strategie ergibt sich aus der Mischung der Anlageformen. Das verteilt das Risiko zusätzlich. Denn fährt ein Investment Verluste ein, bleiben die anderen erhalten. Nach diesem Prinzip funktioniert auch das von Finanztest entwickelte Pantoffel-Portfolio, das sicheres Tagesgeld mit einer riskanteren und renditeträchtigeren Aktienanlage kombiniert (siehe S. 44).

Die Frage ist allerdings, welches Gewicht Sie den riskanteren Anlageformen in Ihrer Strategie einräumen wollen. Das hängt von Ihrem individuellen Risikoprofil ab – und das setzt sich aus Ihrer Risikotragfähigkeit und Ihrer Risikoneigung zusammen.

Wie viel Sie verschmerzen können

Ganz objektiv lässt sich Ihre Risikotragfähigkeit beurteilen. Die wird nämlich von Ihrem vorhandenen Vermögen und finanziellen Spielräumen bestimmt. Damit Sie das fundiert einschätzen können, ist der „Kassensturz“ (siehe S. 25) sinnvoll. Je mehr Geld bereits da ist, desto eher können Anleger absolute Verluste wegstecken. Eine Millionärin kratzt es zum Beispiel wenig, wenn ihr Aktiendepot 6 000 Euro im Minus ist. Wer nur 10 000 Euro investiert hat, kann solch ein Minus weniger gut verkraften.

Schauen Sie auf Ihre Lebensziele. Rechnen Sie damit, langfristig ein sicheres und hohes Einkommen zu haben, etwa als Beamter oder als IT-Fachfrau im Konzern, dann können auch Sie mehr Risiko bei der Geldanlage eingehen. Planen Sie dagegen die Selbstständigkeit oder haben Sie einen Beruf, bei dem das Gehalt eher niedrig ausfällt, dann sollten Sie etwas Vorsicht walten lassen. Das gilt auch, wenn Sie finanzielle Verpflichtungen haben. Singles müssen nur für sich sorgen, Eltern tragen auch Verantwortung für ihre Kinder.

Pantoffel-Portfolio – Was ist das? Der Begriff „Pantoffel“ mag manche überraschen, er fasst aber die Philosophie der sogenannten Finanztest-Strategie gut zusammen: Und die ist einfach, praktisch, bequem, günstig, flexibel und braucht keine große Pflege – wie eben dieser gemütliche Hausschuh. Sie passt so gut wie jedem und ist zweckmäßig. Also eine Geldanlage zum Reinschlüpfen und Wohlfühlen, die aber vor allem langfristig gute Renditen verspricht und für ruhigen Schlaf sorgt.

Checkliste

Wie viel Risiko können Sie tragen?

Denken Sie über die folgenden Fragen nach. Je mehr Sie davon mit Ja beantworten können, desto höher ist Ihre Risikotragfähigkeit.

Haben Sie viel Vermögen oder rechnen Sie fest mit einem Erbe?

Wie steht es um Ihr Einkommen? Ist es hoch und bleibt es das auch?

Sind Sie frei von finanziellen Verpflichtungen wie einem Immobilienkredit oder Unterhalt für eine Familie?

Haben Sie viel Zeit bei der Geldanlage oder sind Sie flexibel?

Wichtig für die Risikotragfähigkeit (siehe Checkliste oben) ist außerdem Ihr Anlagehorizont. Junge Menschen, die für das Alter sparen und deshalb das Geld erst in 30 Jahren brauchen, können Schwankungen an der Börse aussitzen und ihre Anteile verkaufen, sobald sich der Kurs wieder erholt hat. Ist es Ihnen nicht so wichtig, ob Sie eine Immobilie schon in fünf oder erst 15 Jahren kaufen, können Sie ebenfalls mehr Risiko eingehen.

Bei einem kurzen Anlagehorizont, etwa weil die Sparerin schon bald eine berufliche Auszeit einlegt oder das Geld in wenigen Jahren braucht, um sich ein Wohnmobil zu kaufen, lassen sich Verluste dagegen nicht mehr wegstecken. In solchen Fällen ist mehr Sicherheit gefragt, damit das Geld zum gewünschten Zeitpunkt auch verfügbar ist.

Wann können Sie noch ruhig schlafen?

Der zweite Teil Ihres Risikoprofils ist eher subjektiv: Es geht um die Risikoneigung, und das ist etwas ganz Persönliches:

Wer sich gerne mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug stürzt, mag nicht gleich automatisch etwas bei der Geldanlage riskieren. Dagegen kann es gut sein, dass der Vorsitzende des Hasenzüchter-Vereins schon seit Jahren erfolgreich an der Börse zockt. Wie wagemutig wir sind, ist in Finanzdingen oft gelerntes Verhalten.

Haben Sie selbst oder jemand aus der Familie schon gute Erfahrungen mit Investments an der Börse gemacht? Dann trauen Sie sich sicherlich etwas mehr Risiko zu.

Wer nur mahnende Geschichten vom Kasino der Finanzmärkte gehört oder sich sogar selbst die Finger verbrannt hat, wird eher vorsichtig sein.

Seien Sie ehrlich

Wann würden bei Ihnen die schlaflosen Nächte beginnen? Bereits bei einem Verlust von 10 Prozent? Oder doch erst bei 20 Prozent? Oder vertrauen Sie darauf, dass die Kurse sich schon wieder erholen und die Verluste ausgleichen? Darüber müssen Sie sich Gedanken machen (siehe dazu auch Checkliste rechts). Denn von der Antwort hängt ab, wie Sie Ihre Geldanlage ausgestalten können.

Wem schon kleine Börsenflauten Herzrasen verursachen, der sollte den Anteil von Aktien im Portfolio eher niedrig halten. Trauen Sie sich aber zu, auch mit größeren Verlusten klarzukommen, können Sie mehr ins Risiko gehen.

Rechnen Sie sich am besten konkret aus, was mögliche Kursverluste für Ihre Geldanlage bedeuten. So lässt sich die Risikoneigung besser einschätzen.

Beispiel: Sie möchten 20 000 Euro in einen Aktienfonds investieren. Stellen Sie sich vor, bei einem Crash am Aktienmarkt verliert Ihr Depot plötzlich etwa 60 Prozent an Wert. Das war in den vergangenen 20 Jahren der höchste Verlust, den die weltweiten Aktienmärkte, genauer: der Aktienindex MSCI World, erlitten haben. Können Sie damit umgehen, wenn Ihr Depot 12 000 Euro weniger wert ist – und sei es auch nur vorübergehend? Oder bricht Ihnen bei diesem Gedanken schon der Schweiß aus? In diesem Fall sollte ein größerer Teil Ihres Geldes in sichere Festzinsanlagen fließen.