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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe München 2022

Originaltitel: The Boy Who Made the World Disappear

Die Originalausgabe ist 2020 im Verlag Simon & Schuster Children’s UK erschienen

© für diese Ausgabe 2022 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, D-80801 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Text Copyright © Passion Projects Limited 2019

Illustrations Copyright © Daniela Jaglenka Terrazzini

Übersetzung: Leena Flegler

Innenillustrationen: Daniela Jaglenka Terrazzini

Covergestaltung: Grafisches Atelier arsEdition, unter Verwendung der Illustration von Daniela Jaglenka Terrazzini

ISBN eBook 978-3-8458-5052-8

ISBN Printausgabe 978-3-8458-5047-4

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Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Vorwort

Kapitel eins

Kapitel zwei

Kapitel drei

Kapitel vier

Kapitel fünf

Kapitel sechs

Kapitel sieben

Kapitel acht

Kapitel neun

Kapitel zehn

Kapitel elf

Kapitel zwölf

Kapitel dreizehn

Kapitel vierzehn

Kapitel fünfzehn

Nachwort

Der wissenschaftliche Teil

Danksagung

Autorenvita

Geschichten handeln oft von guten Menschen, die etwas Schlechtes tun, und diese Geschichte ist keine Ausnahme. Der Held unserer Geschichte heißt Harrison, und das mit dem „Helden“ meine ich tatsächlich ernst. Denn bevor es losgeht, will ich unbedingt eines klarstellen: Harrison hatte ein großes Herz.

Er machte sich Gedanken über den Regenwald, brachte seiner Mutter regelmäßig Frühstück ans Bett, und er teilte sein Spielzeug mit Lana, seiner kleinen Schwester (und das, obwohl Lana die Spielsachen oft kaputt machte, verlegte oder versuchte, sie im Klo runterzuspülen). In der Schule war er nett zu anderen Kindern, sogar zu Hector Broom, der so etwas wie der Klassenfiesling war und Harrison mal absichtlich umgeschubst und Miss Balogun, der Lehrerin, anschließend erzählt hatte, es wäre ein Missgeschick gewesen.

Außerdem war Harrison eine ehrliche Haut. Wenn er eine Vase kaputt machte – weil er zum Beispiel Abenteurer in der Wildnis spielte und die Vase dabei versehentlich umwarf –, stand er dafür gerade. Er klaute nicht im Lädchen, schummelte nicht beim Monopoly und schlich sich auch nicht in eine Zirkusvorstellung, ohne zu bezahlen. Er probierte jedes Essen drei Mal, ohne das Gesicht zu verziehen, nahm die Hand eines Erwachsenen, wenn er eine Straße überquerte, und manchmal legte er abends sogar seine Kleidung zusammen, statt sie einfach auf den Fußboden zu werfen.

Manchmal.

Jetzt wirst du dich fragen, was Harrison, dieser ach so gute Junge, denn Schlimmes getan haben könnte.

Tja, weißt du … So nett und ehrlich und großherzig er auch war – er hatte einen GROSSEN Fehler. Er hatte sich nicht immer unter Kontrolle.

Die meiste Zeit verhielt er sich gut. Doch alle Jubeljahre verärgerte ihn etwas so sehr, dass er … Nun ja, dass er außer sich geriet.

Aaaaarrrrgghhhh!“, ächzte er dann, neigte den Kopf wie ein Bulle kurz vor dem Angriff, lief rot an, kniff die Augen zu und biss so fest die Zähne zusammen, dass man nur staunen konnte, wenn seine Zähne hinterher noch heil waren.

„Alarmstufe Rot“, rief sein Vater dann, weil Harrisons Eltern seine Tobsuchtsanfälle immer so bezeichneten, woraufhin Harrison brüllte: „SAG DAS NICHT!“

„Ja, eindeutig Alarmstufe Rot“, pflichtete seine Mutter dem Vater bei und brachte sämtliche zerbrechlichen Gegenstände in Sicherheit.

„AAAAARRRRRGGGGGHHHH“, brüllte Harrison, „ICH HASSE ES, WENN IHR DAS SAGT!“

Ab diesem Moment konnte keiner mehr viel ausrichten, um Harrison wieder zu beruhigen, bis er vom Ausrasten irgendwann müde wurde.

AAAAARRRGH!“, kreischte er dann vielleicht noch, wälzte sich auf dem Boden und trat um sich, sodass er sich wie ein Breakdancer immer wieder im Kreis drehte. Oder er brüllte: „WARUM HÖRT MIR NIE JEMAND ZU??!!“, rannte nach draußen und drosch wütend auf Sträucher ein. Oder er schrie: „ICH WILL EINE ANDERE FAMILIE!“, schmetterte die Tür hinter sich zu und verbarrikadierte sich zusammen mit all seinen Spielsachen in seinem Zimmer.

Nun hatte Harrison solche Anfälle für gewöhnlich nicht, weil er jähzornig war, sondern weil ihm etwas Kopfzerbrechen bereitete, sprich: Meistens konnten die Erwachsenen in seiner Nähe – seine Eltern zum Beispiel oder die Lehrer – ihn sogar verstehen. Sie warteten, bis Harrisons Ausraster vorbei war, und versuchten herauszufinden, was ihn bedrückte, damit sie ihm helfen konnten, das Problem zu lösen. Und dann war alles wieder normal.

Genau davon handelt diese Geschichte nicht. Sie fängt mit einer Geburtstagsfeier an, und …

Na ja. Ich sollte wohl besser einfach loslegen. Mach’s dir bequem, weil es eine ziemlich turbulente Angelegenheit wird. Und wie du bald feststellen wirst, hat sie Harrisons Leben für alle Zeiten verändert.

Harrison hatte seit Wochen ein mulmiges Gefühl, wenn er an Hector Brooms Geburtstag dachte.

Hector Broom war einer von Harrisons unliebsten Menschen überhaupt. Er war einer der Größten in seiner Schulklasse und hatte es in einem fort auf ihn abgesehen. Wenn Harrison sich zum Beispiel irgendein Spiel für den Schulhof ausdachte, wollte Hector erst mitspielen und veränderte dann die Regeln, sodass Harrison selbst nicht mehr mitspielen konnte. Oder wenn sie dort Fußball spielten, stellte er Harrison ein Bein oder drängte ihn vom Ball ab.

Am allerschlimmsten jedoch war Hectors Gummiband.

Es war die perfekte Waffe: schnell im Gebrauch und einfach zu verstecken. Immer wenn man am wenigsten damit rechnete, spürte man plötzlich das scharfe Schnalzen am Arm, im Nacken oder am Bein, und im nächsten Moment wälzte man sich vor Schmerzen auch schon am Boden hin und her.

Allein bei der Vorstellung, zu Hectors Geburtstagsfeier zu gehen, war Harrison zum Zerreißen angespannt. Allerdings war die ganze Klasse eingeladen, und Harrison wollte nicht derjenige sein, der nicht mitreden konnte, wenn am Montag alle über die Feier sprachen, deshalb hatte er keine Wahl.

Das Einzige, was Hector Brooms Feier tatsächlich annähernd erträglich machte, war das Motto: Weltraum. Denn Harrison liebte alles, was mit Sternen und Planeten zu tun hatte. Außerdem hatte Hector schon die ganze Woche lang damit geprahlt, dass seine Eltern als Programmpunkt eine echte Astronautin organisiert hätten. Die Astronautin hieß Shelley. Sie war gerade zu Besuch bei ihrer Großmutter, der Schulweghelferin, und die Brooms hatten sie sofort für die Geburtstagsfeier ihres lieben Sohnemanns gebucht.

Harrison konnte es gar nicht erwarten, sie kennenzulernen. Sie war schließlich im Weltraum gewesen!

Die Feier ging sogar halbwegs gut los. Das Dorfgemeinschaftshaus war über und über mit Weltraumdeko verschönert worden, und Hectors Eltern hatten einen riesigen Geburtstagskuchen bestellt, auf dem ein silberfarbenes Raumschiff direkt neben einem vieräugigen grünen Außerirdischen in einen roten Planeten krachte.

Alle waren verkleidet: Harrison als Astronaut, Persephone Brinkwater als Alien, Charlie Nwosu war als Sternschnuppe gekommen, Marcus Down als Rakete und Carl Ng als Einsatzleiter der Raumfahrtstation. Katie Broad war als Engel verkleidet, trotzdem sagte niemand etwas, auch wenn man im Weltraum nun nicht gerade auf Engel stieß.

Hector Broom hatte sich als Sonne verkleidet, was niemanden verwunderte, weil er ohnehin immer die wichtigste Rolle in unserem Sonnensystem einnehmen wollte.

Sobald alle Gäste eingetroffen waren, scheuchten Hectors Eltern sämtliche Kinder in die Mitte des Saals, wo sich alle auf Sitzkissen niederließen und ungeduldig auf den wichtigsten Programmpunkt der Feier warteten.

Je näher die Begegnung mit der echten Astronautin rückte, umso aufgeregter war Harrison.

Dann flüsterte ihm eine bedrohliche Stimme ins Ohr: „Warte, bis meine Eltern weg sind, dann erwische ich dich!“ Als Harrison sich umdrehte, spannte Hector Broom mit einem fiesen Blitzen im Blick sein berüchtigtes Gummiband. „Und wenn die Spiele losgehen, gibst du lieber gut acht!“

Harrison schluckte. Vielleicht hätte er doch besser zu Hause bleiben sollen.

Die Lampen wurden gedimmt, und jemand rief: „Raketenstart in …

Die Kinder stimmten mit ein:

Hectors Eltern huschten rückwärts zur Tür – und Harrison war von Kopf bis Fuß angespannt. Wer würde ihn vor Hector beschützen, wenn sie verschwunden wären?

„NULL!“, rief eine Frau und stürmte durch die Tür zur Teeküche herein.

Sie hatte pinkfarbene Haare und trug den genialsten Anzug überhaupt – genau wie die Astronauten der Internationalen Raumstation! Trotz seiner Nervosität war Harrison schwer beeindruckt.

„Hallo Kinder, ich bin Shelley, und zusammen werden wir eine Menge Spaß haben. Also – wer von euch will mich in den Weltraum begleiten?“ Sie sah sich erwartungsvoll um.

„Ich! Ich! Ich!“, kam es von allen Seiten.

Hectors Eltern lächelten einander an und zogen die Tür hinter sich zu. Im selben Moment bedachte Hector Harrison mit einem fiesen Grinsen.

„Ich nicht!“, platzte es aus Harrison heraus.

„Wie bitte?“ Shelley sah Harrison überrascht an.

„Ich will wieder nach Hause“, jaulte Harrison, weil Hectors Gummiband ihn zusehends in Panik versetzte.

„Aber Harrison“, warf Marcus Down ein, „du magst doch den Weltraum!“

„Gar nicht wahr!“, rief Harrison. „Der Weltraum ist langweilig!“

Was Harrison natürlich gar nicht so meinte, er hatte bloß Angst vor Hector, aber das wusste Shelley nicht.

„Der Weltraum ist nicht langweilig“, entgegnete sie stirnrunzelnd. „Du hast ja keine Ahnung, wie glücklich du dich schätzen kannst. Als ich noch ein kleines Mädchen war, wäre ich froh gewesen, auf eine Feier wie diese zu gehen.“ Sie drehte sich von Harrison weg und wandte sich den anderen zu. „Gut, Kinder, dann legt euch jetzt hin und macht die Augen zu!“

Alle taten wie geheißen. Harrison versuchte, seine Angst zu verdrängen, und machte es ihnen nach.

Sobald er mit geschlossenen Augen dalag, hörte er, wie Shelley die Vorhänge zuzog und das Licht ausmachte. Es klickte, dann ertönte ein Summen …

„Augen wieder auf “, rief Shelley.

Harrison schlug die Augen auf, und mit einem Mal war ihm, als würden sie durch den Weltraum schweben – überall waren Sterne! Sie wirbelten über die Decke, an den Wänden herab und fielen zu Boden.

„Wer von euch weiß, was ein Sternbild ist?“, fragte Shelley. Harrison meldete sich, aber Shelley nahm Persephone Brinkwater dran.

„Sterne, die eine Figur ergeben“, antwortete Persephone.

„Sehr gut“, sagte Shelley. „Dann guckt jetzt alle nach oben. Dort seht ihr den Großen Bären.“ Sie richtete einen Laserpointer zur Zimmerdecke und umkreiste mit dem roten Leuchtpunkt eine Handvoll Sterne, die – man muss es einfach so sagen – kein bisschen nach einem Bären aussahen. „Das ist der Kopf “, erläuterte sie, während der Punkt über ihnen hin und her huschte, „das sind die Tatzen, das ist der Körper, und das da sind die Beine.“

„Wenn Sie meinen …“, murmelte Carl Ng, und ein paar von den anderen kicherten.

„Und weiß jemand, wie dieses Sternbild heißt?“, fragte Shelley, und ihr Laser wanderte zur nächsten Handvoll Sterne. Sie klang bereits leicht genervt.

Wieder meldete Harrison sich zu Wort.

Shelley zeigte auf Charlie Nwosu.

„Vielleicht … die Fledermaus?“

„Nicht ganz“, entgegnete Shelley. „Aber Flügel hat es wirklich. Das hier ist Cygnus, der Schwan – eines meiner Lieblingssternbilder. Und ratet mal, warum.“

„Weil dieser superhelle Stern dabei ist?“, rief Hector dazwischen, ohne sich zu melden.

„Gut geraten, Hector“, sagte Shelley. „Was bist du doch für ein kluger Junge! Und der Stern ist wirklich superhell. Er heißt Deneb, was , Schwanz‘ auf Arabisch heißt, weil das dort der Schwanenschwanz ist. Aber der Grund, warum der Schwan mein Lieblingssternbild ist, liegt genau hier …“ Sie bewegte den Laserpointer hektisch über einen dunklen Fleck in der Mitte des Schwans. „Das ist ein Schwarzes Loch. Weiß jemand von euch, was ein Schwarzes Loch ist?“

Harrison, der alles über Schwarze Löcher wusste, richtete sich begeistert auf und fuchtelte mit beiden Armen. „Ich!“, rief er. „Ich!“

„Niemand?“ Shelley tat so, als hätte sie ihn nicht gehört. Aus seiner anfänglichen Reaktion hatte sie geschlossen, dass Harrison ein verwöhnter Junge war, dem sie eine Lektion erteilen musste. „Also, ein Schwarzes Loch ist mehr oder weniger ein Loch im Universum. Es ist vollkommen schwarz, sodass man nie sehen würde, dass es überhaupt da ist. Aber wenn man dem Loch zu nahe kommt, wird man hineingesaugt und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.“

Während sie sprach, schaltete sie den Laserpointer aus, und der rote Punkt an der Zimmerdecke verschwand.

Es entstand eine Pause. Mit einem leicht mulmigen Gefühl starrten die Kinder die Stelle am Himmel an, wo das Schwarze Loch lauerte.

„Na gut“, sagte Shelley. „Sollen wir jetzt ein paar Spiele spielen?“ Sie legte mehrere Wandschalter um und die Deckenbeleuchtung ging wieder an.

„Nein!“, rief Harrison. Die anderen Kinder waren schon aufgestanden, doch er lag immer noch auf dem Fußboden.

„Wie bitte?“, fragte Shelley.

„Ich will keine Spiele spielen!“ Mit einem Mal konnte er nur noch an Hectors Gummiband denken.

„Aber es sind Weltraumspiele“, erklärte Shelley empört. „Sie werden euch gefallen. Wir spielen , Neutronenstern-Futtern‘ – das ist ein bisschen wie, Schokoladen-Wettessen‘ – und dann, Vorsicht: Supernova‘ – das geht wie, Lachen verboten‘ …“

„Ich liebe, Lachen verboten‘“, quiekte Katie Broad begeistert.

„AAAAAARRRRRRGGGGGGHHHHH! Warum hört mir nie jemand zu?!“

„Harrison“, sagte Shelley, und es klang nach Verwarnung, „ich finde, du solltest dich wieder beruhigen.“

„Ich will aber wieder die Sterne sehen!“, rief er.

„Wir sind mit den Sternen fertig“, entgegnete Shelley streng. „Jetzt sind die Spiele dran. Fangen wir mit einer Runde, Satellit auf der Erdumlaufbahn‘ an – das funktioniert ähnlich wie, Eselschwanz‘ … Hector, leg los!“

Hector trat einen Schritt vor und zog, ohne dass Shelley es bemerkte, sein Gummiband aus der Tasche und grinste Harrison bedrohlich an.

Woraufhin Harrison vollends die Beherrschung verlor.

„Das ist die blödeste Geburtstagsfeier überhaupt!“, tönte er, fing an, im Saal auf- und abzurennen und gegen die Sitzkissen zu treten, als wären es Fußbälle. „Und Sie sind eine echt schlechte Astronautin!“

„Jetzt mal halblang“, sagte Shelley, die nun selbst immer wütender wurde.

„Ich hasse Sie!“, keifte Harrison sie an. „Am liebsten würde ich Sie in ein Schwarzes Loch werfen! Am liebsten würde ich alles in ein Schwarzes Loch werfen!“

„Ist mir SO WAS von egal!“, rief Shelley aus vollem Halse.

Harrison war so überrascht, dass er stocksteif stehen blieb.

„Glaubst du wirklich, dass mir das hier SPASS macht?“, keifte Shelley ihn an. „Glaubst du wirklich, dass ich die Astronautin spielen will? Ich will Astronomin sein und keine Alleinunterhalterin für Kinder!“

Mit einem Mal war es still im Saal. Den Kindern war die Kinnlade heruntergeklappt. Shelley verhielt sich kein bisschen so, wie Erwachsene sich verhalten sollten!

„Dann sind Sie gar keine echte Astronautin?“, hakte Marcus Down nach.

„Natürlich nicht!“, jaulte Shelley. „Genauso wenig, wie ihr echte Raketen, Planeten, Sterne oder … Engel seid!“

Katie Broad brach in Tränen aus.

„Schon gut, schon gut“, sagte Shelley, der jetzt dämmerte, dass die Lage allmählich außer Kontrolle zu geraten drohte. „Tut mir echt leid, es ist nur … Ich habe es in letzter Zeit nicht ganz leicht gehabt.“

Persephone Brinkwater legte der immer noch schluchzenden Katie Broad den Arm um die Schultern.

Shelley hingegen holte tief Luft und setzte noch einmal ganz neu an. „Kommt“, sagte sie, als wäre rein gar nichts passiert, „jetzt spielen wir ein paar lustige Spielchen. Und dann essen wir alle ein Stück leckeren Geburtstagskuchen.“

Die Stimmung war trotzdem nicht mehr zu retten. Sie spielten zwar noch „Satellit auf der Erdumlaufbahn“, doch Harrison durchbohrte mit seiner Pinnnadel die Internationale Raumstation und wurde disqualifiziert. Dann spielten sie „Neutronenstern-Futtern“, und alle gewannen ein Spielzeug, nur Harrison nicht. Am Schluss war „Vorsicht: Supernova“ dran, und Shelley ertappte Harrison dabei, wie er sich an seinem Ausschlag kratzte, anstatt still zu liegen. Sie explodierte – und er musste für den Rest des Spiels aussetzen.

Unterdessen ließ Hector Broom die ganze Zeit mit drohendem Blick sein Gummiband schnalzen.

Als es endlich an der Zeit für den Kuchen war, hatte Harrison echt schlechte Laune. Dann wurde aus schlecht noch viel schlechter.

„Harrison, es tut mir sehr leid, aber du bekommst keinen Kuchen“, rief Shelley ihm zu, als die anderen sich alle ein Stück vom Geburtstagskuchen nahmen.

„Und warum nicht?“ Er sah zu, wie sich alle über ihre Stücke hermachten.

„Katie hat erwähnt, dass du auf Milchprodukte allergisch bist“, sagte Shelley. „Der Kuchen ist nicht laktosefrei, deshalb also kein Kuchen für dich.“

„Tja, ich will trotzdem ein Stück.“ Harrison streckte sich nach dem Kuchen aus.

„Nein, nichts da!“, rief Shelley. „Weg von dem Kuchen!“

„AUUU!“, jaulte Harrison auf. Sein Nacken war plötzlich feuerrot. Er wirbelte zu Hector herum. Der hatte sein Gummiband in Harrisons Richtung geschnalzt.