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Impressum
VORWORT
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
Der Schritt zur Veröffentlichung
NACHWORT
Über den Autor
Mehr von Helge Holm bei DeBehr
Helge Holm
AUFSTIEG UND ERFOLG IM
MUSIKBUSINESS
Karriere-Aufbau im Bereich Solo-Artist
oder als Bandmitglied
Mit Tipps für:
die RICHTIGE Musik,
ansprechende Songtexte,
erfolgreiche Werbung,
Technik und Ausstattung,
das Finden des perfekten Studios,
Vermarktung – auf CD oder digital,
Auftritte vor Publikum,
Vermeidung von Fehlern
und vielem mehr
DeBehr Verlag
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
ISBN: 9783957539700
© 2022 DeBehr–Verlag, Radeberg
www.debehr.de
Grafiken Copyright by: ©Thaut Imges, ©zeleniy9, ©zapp2photo
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VORWORT
Viele Menschen begeistert Musik. Ein großer Teil davon fühlt sich der populären Musik zugeneigt. Besonders diejenigen, die über das reine Hören hinaus Spaß, Freude oder Erfüllung am selbsttätigen Musizieren haben. In vielen Herzen jugendlicher Musikbegeisterter reift oft der Wunsch, professionell Musik zu machen, sei es um berühmt zu werden, sein Hobby zum Beruf zu machen oder schlicht aus Freude an der Sache.
Welche Voraussetzungen ermöglichen Erfolg in der Musik?
Bei näherer Befassung mit den Rahmenbedingungen in der Musik stellten sich mir viele Fragen:
- Gibt es einen vorgezeichneten Weg zum Profimusiker?
- Welche Weichen kann der Einzelne selbst stellen?
- Wie wirken frühkindliche Musikerziehung auf Musikinteressierte?
- Welche Rolle spielen die Medien, welche das Internet?
- Bin ich Solist oder eher Teamplayer in einer Gruppe?
- Welche persönlichen Voraussetzungen muss ich mitbringen?
- Oder ist alles einfach nur Glück?
Neben den Faktoren im Business in einer globalisierten Welt und einer fortschreitenden Digitalisierung spielen aber auch die persönlichen Eigenschaften des an Musik interessierten Menschen eine wesentliche Rolle, nämlich:
- Talent
- Wille
- Fleiß
- Verständnis für multimediale Zusammen-hänge
- Fähigkeiten im Management
- Fähigkeiten im Verkauf
Aus meiner Sicht als selbst semiprofessionell arbeitender Musiker, lebenslanger Musikbeobachter sowie Konsument aller populären Musikstilarten untersuche ich mit diesem Buch das Umfeld der Musik sowie die weitgehenden Einflüsse, denen Musikschaffende heute ausgesetzt sind und versuche, über Tipps und Strategien Hilfestellungen für professionelles Musizieren zu geben. Ganz nebenbei schaue ich auch auf die Medien und die Industrie und versuche zu klären, welche Rolle sie für den Musiker spielen.
Aufgemerkt - es geht also nicht nur um Kunst, sondern auch um Kreativität, aber auch um Technik und vor allem um wirtschaftliche Zusammenhänge. Betrachtet man die Musik als „Job“, versucht man damit Geld zu verdienen, dann ist es eben nicht nur Kunst, sondern vor allem auch Kommerz und öffentliche Wirkung mit ihr. Das erklärt, warum auch die Faktoren Wirtschaftlichkeit und Technik eine Rolle spielen.
Die breite Themenpalette rund um die Musik macht das Buch interessant nicht nur für „Einsteiger“ in die Musik, sondern auch für bereits aktiv Musizierende und Bands, die in ihrer Karriere einen Schritt vorankommen wollen. Aber auch darüber hinaus ist dieses Buch ist nicht nur für aktive Musiker gedacht, sondern auch für kommende Musiker und alle Musikinteressierten eine Zusammenfassung der wesentlichen Begleitumstände dieser so schönen Kunstrichtung. So kann das Buch als reine Unterhaltungslektüre genauso verwendet werden, wie auch als Leitfaden oder Arbeitsgrundlage, um musikalisch-kreativ voranzukommen.
Seit meiner Kindheit konsumiere ich Musik. Alle populären Musikzeitschriften sind mir durch die Hände gegangen. Dieser Beobachtungsprozess stellt eine der Betrachtungsebenen zu diesem Thema dar. Hinzu kommen eigene Erlebnisse auf dem Weg vom Amateur- zum semiprofessionellen Musiker. Ich habe beim Schreiben dieses Buches immer wieder den Wechsel von der Außen- zur Innenperspektive erlebt, als aktiver Musikschaffender von innen wie auch als lebenslanger Musikkonsument von außen.
Für einen Menschen, der wie ich in der Baby-Boomer-Zeit der 60er-Jahre geboren ist, hat eine erstaunliche Entwicklung stattgefunden. Wer sich heute mit dem Gedanken umtreibt, aktiv Musik zu machen, hat Möglichkeiten, die noch vor wenigen Jahren nur mit Unterstützung der Tonträgerindustrie realisiert werden konnten. Das zu erkennen und mit den notwendigen persönlichen und organisatorischen Fähigkeiten zu nutzen, auch dazu ist dieses Buch geschrieben worden. Von musikalischen Anfängen im Kindesalter, über gruppendynamische Prozesse innerhalb einer Bandformation, über persönliche und fachliche Voraussetzungen eines Musikers und über das weite Feld medialer Einflüsse im digitalen Zeitalter. Der Leitgedanke dabei ist, alle relevanten Prozessschritte erfolgreichen Musizierens zu analysieren und Weichenstellungen aufzuzeigen. Entstanden ist ein Handbuch und Nachschlagewerk über Erfolg in der populären Musik.
Während ich diese Zeilen schreibe, ist meine Enkelin einen guten Monat alt. Sophia, was wirst Du einmal für Musik hören und unter welchen Bedingungen könntest Du Musik machen? Was ist eigentlich noch populär, wenn Du bereits erwachsen bist? Gibt es dann überhaupt noch käufliche Musik oder ist dieses wirtschaftliche Gut dann bereits zu einem freien Gut geworden, das jedermann unbegrenzt und kostenlos zur Verfügung steht?
Abscheuliche Vorstellung, betrachtet man mit dem heutigen Horizont die Wertschätzung musikalisch-kreativen Schaffens. Mir stellt sich dabei stets der Vergleich zum gewerblichen Handwerker. Wird der Tischler, der sein Möbelstück in monatelanger Handarbeit gefertigt hat, jemals dieses Gut ohne einen angemessenen Lohn veräußern? Was würde er wohl denken, wenn die Verbraucher die freie Wahl haben, ob sie ihm dafür den Marktpreis oder nur ein Dreißigstel dessen zahlen?
Musik hat also auch viel mit Wirtschaftlichkeit und Geld zu tun, manchmal vielleicht zu viel. Wenn allein dieser Aspekt im vorliegenden Buch zum Nachdenken anregt, ist schon viel erreicht.
KAPITEL 1
Ist Musik etwas für mich?
Die Grundlagen für Erfolg in der Musik werden – ähnlich dem Sport – häufig bereits im Kindesalter gelegt. In diesem Kapitel soll es um die Möglichkeiten gehen, frühzeitig Interesse für Musik zu wecken und zu fördern.
Vorteile frühkindlicher Musikentwicklung
Ist es ein Gen, das eine einem Menschen musikalische Begabung verleiht?
Forscher der Universität in Helsinki zumindest haben dies herausgefunden. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe weiterer Forschungen dazu, deren Aufzählung den hier vorgesehenen Rahmen sprengen würde.
Tatsächlich spielen offenbar Erbanlagen eine nicht unwesentliche Rolle. Zumindest sind die vererbten Talente eine erste Basis und gute Grundlage für das musikinteressierte Kind. Naturgegebene Vorteile allein nützen jedoch nur, wenn sie auch genutzt werden. Wenn das Kind nicht selbst durch seine Umwelt auf das Phänomen der Musik kommt und sich damit auseinandersetzt, bedarf es eines Anreizes dafür. Dabei steuern entweder die Eltern diese Entwicklung oder sie wird durch den schulischen Werdegang beeinflusst.
Ist das alles? Nein … Weitgehend frei von Lernzwängen können Kinder in den Kindergärten oder Vorschulen mit spielerischer Leichtigkeit den Zugang zur Musik finden. Nicht selten wird dort der Tagesablauf mit Gesang oder dem Musizieren auf einfachen Instrumenten begleitet und so wertvolle Grundlagen gelegt. Wenn Musik als Spiel mit Spaß vermittelt wird, ist die Erfolgsaussicht groß, dass das Kind sich später freiwillig weiter mit dem Musizieren beschäftigt.
Das Erlernen eines Instruments erfolgt autodidaktisch oder mit Hilfe eines Lehrers. Durch moderne Informationstechnologie ist das Internet für jeden Autodidakten inzwischen eine große Unterstützung. Die Zahl der Autodidakten unter den Musikern war schon immer groß. Dennoch ist die gezielte Schulung durch einen Lehrer die beste Grundlage für erfolgreiches Musizieren. Das heißt aber nicht, dass ein Musiker, der Einzelmusikunterricht genießen konnte, zwangsläufig besser ist, als sein Kollege, der sich alles selbst beigebracht hat. Auch hier sind es letztlich nur Grundlagen, die gelegt werden. Professionelles Musikmachen erfordert neben notwendigen Grundfertigkeiten, die erlernbar sind, vor allem Fleiß, Engagement, Kreativität und innovative Energie. Es ist also der eigene Antrieb, der bestimmend ist und über die persönliche Entwicklung entscheidet. Aber er entscheidet nicht über Erfolg oder Misserfolg. Dafür sind Plattenfirmen, Medien, Management, aktuelle Trends und eine Portion Glück bestimmend. Einige dieser Faktoren behandele ich in den jeweiligen Kapiteln.
Zu dem eben erwähnten notwendigen eigenen Antrieb gehört auch viel Beharrlichkeit – oder nennen wir es Durchhaltevermögen und das Durchstehen von Krisen. Zahlreiche erfolgreiche Musiker populärer Musik kennen die „Berg- und Talfahrt“ im Musikgeschäft und haben Krisen auszustehen gehabt. Dabei hat sich die Floskel „Mach Dein Ding“ als immer wieder gehörtes Erfolgsgeheimnis herauskristallisiert. Jeder erfolgreiche Musiker beschwört den Nachwuchs „bleib` Deinem Stil treu“.
Aber bleiben wir bei der frühkindlichen Musikerziehung. Was tun, wenn das Kind partout keine Lernbereitschaft zeigt? Zwanghaftes Eintrichtern von Noten, Akkorden oder Harmonien führt sicher nicht zum Erfolg. Wenn eine Begeisterung nicht da ist und mit externer Hilfe auch nicht geweckt werden kann, hilft letztlich nur die Erkenntnis, dass Menschen unterschiedliche Qualitäten besitzen. Wer nicht Musik in sich aufsaugt und wiedergeben möchte, taugt garantiert für irgendetwas anderes. Wetten?
Schülerbands
Die Schule hat im Rahmen der musikalischen Entwicklung eine entscheidende und prägende Rolle. Die Aufnahmebereitschaft musikinteressierter Schüler ist hoch. Zahlreiche, besonders weiterführende Schulen fördern das Musizieren durch Arbeitsgemeinschaften. Mitunter überlassen sie Schülern Instrumente, Räume und gewähren ihnen Übungszeiten. Keine Frage, dass dadurch der musikinteressierte Schüler einen deutlichen Schub für seine musikalische Entwicklung bekommen kann.
Die Schüler signalisieren auf diese Weise nicht nur ihren Musiklehrern, sondern vor allem auch ihren Eltern: Ich interessiere mich für Musik und möchte gefördert werden. Der Musikunterricht führt die Schüler früh über die Blockflöte zu eigener Kreativität. Bereits dabei wird erkannt, wer ein musikalisches Interesse entwickelt. Die Kinder mit Spaß am Blockflöte spielen entwickeln Eigeninitiative und greifen nicht nur dann zum Instrument, wenn der Erzieher oder Lehrer es vorgibt. Hier anzusetzen und dem Kind das Erlernen weiterer Instrumente zu ermöglichen, ist sinnvolle Förderung. Letztlich spielt dabei natürlich auch der Geldbeutel der Eltern eine Rolle. Klavier, Geige oder Saxophon zu erlernen, ist kostspielig, aber nützlich. Kinder, die eine Förderung erhalten, sind die qualifizierten Mitglieder in der Schule sich bildender Schülerbands.
Schülerbands bestehen nicht zwangsläufig aus Schülern, die durch individuelle Förderung bereits Kenntnisse auf einzelnen Instrumenten besitzen. Schülerbands sind Gruppierungen von musikinteressierten Schülern, auch von denen, die ohne Einzelinstrumentalunterricht eine Gruppe gründen. Unzählige populäre Bands haben so begonnen. Etwa die britischen Stranglers, die mit der Punk-/New Wave – Bewegung in den späten 70er-Jahren bekannt wurden, rühmten sich quasi damit, ohne Kenntnisse auf ihren jeweiligen Instrumenten begonnen zu haben. Kennengelernt haben sie sich wie so viele in der Schule, auf der Straße oder auf der Universität. Kann also die Schule hilfreich sein auf dem Weg zu einer Bandkarriere?
Ohne Zweifel – ja! Neben dem Musik(pflicht)unterricht kann sie Räume und Instrumente zur Verfügung stellen und so das Musizieren der Schüler aktiv unterstützen. Letztlich kann sich daraus für beide Seiten (Schüler und Schule) eine Win-Win-Situation ergeben.
Musikschulen
Musikschulen galten lange Zeit als die kostspielige Lösung, den eigenen Kindern frühzeitig Musikalität beizubringen. Musikunterricht – selbst an Musikschulen - ist heute nicht mehr nur den sogenannten Besserverdienenden vorbehalten. Problematischer ist es viel mehr, eine Musikschule zu finden, denn dieser Teil der freiwilligen Leistungen einer kommunalen Gebietskörperschaft wird angesichts knapper Kassen nicht überall angeboten. Da braucht es private Initiativen.
In der Regel ist der Kreis oder die größere selbständige oder kreisfreie Stadt Trägerin der Musikschulen. Da es sich dabei wie erwähnt um eine freiwillige Aufgabe der kommunalen Gebietskörperschaften handelt, ist eine Musikschule in staatlicher Trägerschaft nicht zwangsläufig vorhanden. Genau weil sie sich überwiegend aus eigenen Einnahmen finanzieren soll, sich aber nach den Regeln über Angebot und Nachfrage nicht jeder Preis am Markt erzielen lässt, steht die Musikschule vor dem Problem, mit nicht kostendeckenden Erlösen arbeiten zu müssen. Das wiederum setzt die Bereitschaft der kommunalen Entscheidungsträger voraus, durch Zuschüsse aus allgemeinen Deckungsmitteln (in der Regel aus Steuern) die Musikschule ausreichend zu finanzieren. Der Preis für die Nutzung der kommunalen Musikschulen ist somit ein Kompromiss zwischen festgesetzten Nutzungsentgelten für den Unterricht und notwendigen Zuschüssen für den daraus nicht vollständig kostengedeckten Betrieb. Die Unterrichtseinheiten werden in der Regel von musikpädagogischem Fachpersonal durchgeführt.
Private Musikschulen können sich dagegen nahezu nur aus Nutzungsentgelten finanzieren. Die Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung sind demzufolge nicht so groß wie bei den staatlichen Musikschulen, insbesondere ist nicht zwangsläufig musikpädagogisches Fachpersonal beschäftigt. Das muss nicht automatisch einen Nachteil in der Unterrichtsqualität bedeuten. Private Musikschulen beschäftigen auch Musiker ohne pädagogische Ausbildung. Aktive Musiker sind Praktiker, die sehr häufig lebensnah, anschaulich und vor allem bedarfsgerecht die handwerkliche Seite des Musizierens mit einem Instrument vermitteln können und damit den Wünschen ihrer Zielgruppe direkt entsprechen. Sie bringen aktuelle Songs, die sie möglicherweise selbst hundertfach live gespielt haben, in den Unterricht ein und verdeutlichen daran den musiktheoretischen Aufbau eines Songs und die praktische Seite davon. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das alles ist auch auf einer staatlichen bzw. kommunalen Musikschule möglich. Nur wird dort möglicherweise der musiktheoretische Anteil am Unterricht höher sein. Ich bin weit davon entfernt, eine Abstufung zwischen staatlichen und privaten Musikschulen vorzunehmen. Letztlich decken sie auch zum Teil sehr unterschiedliche Musikbereiche ab und verfolgen unterschiedliche Ansätze. Auf einer privaten Musikschule kann ich in der Regel Klavier, Schlagzeug, Bass, Akustik- und Rockgitarre lernen. Möchte ich dagegen ein Cello, eine Oboe oder eine Geige erlernen, wird dies eher auf der staatlichen Musikschule möglich sein. Inzwischen hat sich aber auch an staatlichen Musikschulen die populäre Musik durchgesetzt. Beispielsweise bieten städtische Musikschulen besonders für Kinder, etwa ab 10 Jahren, das Erlernen typischer Rockinstrumente an. Unter dem Titel „Try to play in a band“ werden E–Bass, E–Gitarre und Schlagzeug angeboten. Dadurch werden bereits für Kinder Grundlagen einer späteren Musikerkarriere im Rock-/Popbereich gelegt.
Musikschulen fördern das Musizieren aller Altersgruppen und bringen ihnen diese schöne Kunst nahe. Damit sind sie nicht nur ausschließlich für Kinder oder Heranwachsende gedacht, obwohl es natürlich besonders im Kindesalter bereits Sinn macht, musikalische Begabungen zu entdecken und zu fördern. Für eine erfolgreiche Karriere als Musiker ist eine Musikschule oder erlebter Musikunterricht keinesfalls zwingende Voraussetzung. Etliche der populärsten Musiker kokettieren häufig damit, dass sie niemals nach Noten schreiben oder spielen gelernt haben und sich alles selbst beibrachten. In der Tat sind die meisten der Rock- und Popmusiker offensichtlich Autodidakten auf ihrem Instrument, obwohl es davon höchstwahrscheinlich keine seriöse statistische Erhebung gibt.
Aber es beeindruckt schon, wenn ein Paul McCartney sagt, er könne keine Noten lesen und ist mal eben der erfolgreichste Komponist aller Zeiten. Auch für ein Musikstudium muss kein Besuch der Musikschule vorgeschaltet sein. Natürlich macht es Sinn, unter Anleitung von Musikschullehrern instrumentale Fähigkeiten zu verbessern. Insgesamt fördern Musikschulen den Zugang zu dieser Kunst, intensivieren ihn und legen die Grundlagen für erfolgreiches Musizieren auf dem Instrument. Sie sind aber keine Garanten für Erfolg in der Musik unter kommerziellen Gesichtspunkten. Dafür bedarf es anderer Voraussetzungen, wie wir noch sehen werden. Ob Du letztlich Erfolg mit Deiner Musik hast, entscheidet nicht ein Zertifikat als „Diplom-Musiker“, sondern ob der Markt Deine Musik annimmt, das Publikum Deine Konzerte besucht und Deine Tonträger kauft.
So sind die Musikschulen eine Möglichkeit, sein Handwerk zu lernen, Richtungen zu erforschen und fachliche Anleitungen und Anregungen zu bekommen – nicht aber ein Erfolgsgarant.
Kapitel 2
Wir sind eine Band,
aber wo wollen wir hin?
Der Traum vieler Musikinteressierter ist es, in einer Band zu spielen und größtmögliche Popularität zu erlangen. Es kann ein Wunschtraum bleiben, es kann Realität werden. Welche Weichenstellungen das beeinflussen können, möchte ich in diesem Kapitel aufzeigen.
Welche Musikrichtung
Zugegeben, die Frage nach der „richtigen“ Musikrichtung ist eine schlechterdings nicht zu beantwortende. Woran soll es festgemacht werden? Nehmen wir an, wir betrachten diese Auswahlentscheidung anhand unserer Ausgangsfragestellung Wie habe ich Erfolg im Musikbusiness?
Lässt sich also mittels einer gewählten Musikrichtung der maximale Erfolg vorhersagen? Klare Antwort: Nein!
Es gibt keine Musikrichtungen, die von vornherein erfolgreich sind und auch keine solchen, denen niemals Erfolg beschieden ist. Vielmehr kommt es darauf an, diejenige Musikrichtung auszuüben, bei der die individuellen Fähigkeiten eines Musikers am besten zur Geltung kommen können, bzw. diejenige, die dem Musiker am ehesten entspricht. Wie finde ich also heraus, wo ich meine musikalischen Fähigkeiten optimal einbringen kann? Diese Frage steht nicht allein im Raum.
Nicht nur die Wahl der Musikrichtung ist zu entscheiden. Wenn ich mich musikalisch ausdrücken möchte und dazu ein Instrument wählen will, stellt sich die gleiche Frage, nämlich die nach dem richtigen Instrument. Kombiniere ich beide Auswahlentscheidungen, komme ich der Lösung schon etwas näher.
Ausgangspunkt für viele Musiker sind ihre Hörgewohnheiten. Musik, die sie in ihrer Jugend gehört und förmlich in sich aufgesogen haben, mit der sie aufgewachsen sind.
Die Musik, die bei besonderen Erlebnissen lief und prägend war für das kindliche und jugendliche Gehör, bleibt oft lebenslang haften. In dieser Zeit entstehen Idole, denen der jugendliche Amateurmusiker nacheifert. Kaum jemand wird mit allen Musikrichtungen konfrontiert.
Bedenken wir, dass es unzählige Musikrichtungen gibt, von A wie Alternative oder Afrikanische Musik bis hin zu W wie World Music, über Dancehall, Deutschrock, klassischen Blues, Funk, Klaviermusik, Latin, oder Rock mit vielen, vielen Unterarten. Oftmals ist es die Musik, mit der man aufgewachsen ist, die einem viel bedeutet hat, die man auch mitsingen kann und wo frühzeitig Gefühle entstanden sind.
So ist zu beobachten, dass nicht zwangsläufig eigene Idole die Musikrichtung mitbestimmen, wohl aber eine gewisse Orientierung darstellen. Eine Basis, auf der später selber musiziert wird. Dabei empfehle ich das, was allgemein Konsens unter Musikern darstellt: Kopieren ist immer nur maximal die zweitbeste Lösung. Frei nach Udo Lindenberg heißt es eher „Mach Dein Ding“!
Fraglos muss sich jeder Musikneuling ausprobieren.
Wem Jazz zu kompliziert, zu notentheoretisch und vor allem zu vertrackt ist, dem kann trotzdem mit jeder anderen Musikrichtung die Welt offenstehen.
Wer den Blues mag und ihn auf der Gitarre gelernt hat, wird immer wieder darauf zurückgreifen. Bei der Wahl des Instruments gilt das gleiche, nämlich sich auszuprobieren. Musizieren hat nicht nur mit Talent und vorhandenen anatomischen Fähigkeiten zu tun, sondern auch ganz viel mit Lust, Spaß, Hingabe, und vor allem Fehlen von jeglicher Art des Zwangs.
Eine gute Hilfestellung bieten Songbooks populärer Künstler z.B. zur Gitarre bzw. zum Klavier. Sie vermitteln Noten- bzw. Akkord- und Harmoniekenntnisse, Kenntnisse vom Songaufbau, und sie machen sehr schnell deutlich, ob man gern diese Musik spielt, sie sich erschließt oder eher nicht. Auf diese Art und Weise kombinieren sich Musikrichtung und Instrument. Eine erste Orientierung ist vorhanden.
Erfolgreich sein kann man in allen Musikrichtungen. Viel Geld verdienen dagegen nicht. Der finanzielle Erfolg ist dort besonders groß, wo die Masse der Musikkonsumenten durch Kauf von Tonträgern oder Konzertbesuchen für den größeren Umsatz sorgt. In der Vergangenheit war das bei populärer Musik der Fall, wenngleich der Begriff „Populäre Musik“ zunächst nur ein begriffliches Etikett für eine große Vielzahl unterschiedlicher Stilrichtungen darstellt.
Das wiederum beruhigt doch ungemein – steht einem doch eigentlich jede Musikrichtung offen und kann auch durch einen selbst populär gemacht werden. Vergangene Größen in der Popmusik haben es schließlich genauso vorgemacht, indem sie es schafften, eine bestimmte, vorhandene Stilrichtung massentauglich und nachfragewirksam zu machen. Also Mach Dein Ding - es bleibt schwierig genug, herauszufinden, was „Dein Ding“ ist.
Demokratie in einer Band
Entscheidet sich ein Künstler gegen eine Solokarriere und für eine Zusammenarbeit in einer Band, gibt er zwangsläufig ein Stückchen eigener Entscheidungsfreiheit über die anstehenden Fragen künftigen Zusammenwirkens auf. Allgemein gilt: Je mehr Köpfe über Probleme diskutieren, umso unkalkulierbarer wird das Ergebnis sein.
Ich habe mich selbst sehr oft in unterschiedlichen Bandkonstellationen befunden und zwischendurch doch immer wieder auch allein Schritte unternommen. Das künstlerische Ergebnis war überall unterschiedlich und durch die beteiligten Musiker geprägt.