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INHALT

Vorwort

BLW? Was heißt das genau?

Wann ist dein Baby bereit für Beikost?

Breifreie Beikost – Einige Vorteile

Breifrei-Starter-Tipps

Milch und Fläschchen

Allergieprävention

Interview mit Kindermedizinerin Dr. Nikola Klün

Hat dein Baby Durst?

Entwicklung des Greifverhaltens

So funktioniert das Essen ohne Zähne

Sicherheit

Würgen, Verschlucken, Ersticken

Erste Hilfe

Achtung: Verbotene Lebensmittel!

Eingeschränkt geeignete Lebensmittel

Must-have-Vorräte

Praktische Ausstattung

Auswärts essen mit dem Breifrei-Baby

Der Kochalltag mit Baby

Beispiel-Tag

7 Fragen für entspannte Eltern

Babygerecht Lebensmittel anbieten

Resteverwertung ganz einfach

Frühstück

Aufstriche & Dips

Hauptmahlzeiten für Mittagund Abendessen

Beilagen

Schnelle Snacks

Kuchen und Eis

Basics

Adressen & Links

Impressum

BASISWISSEN

Was ist
BABY-LED
Weaning?

»Mit BLW kann sich ein Baby in seinem eigenen Tempo mit Nahrung vertraut machen und seinen Instinkten folgend mit dem Essen beginnen, sobald es bereit dazu ist« – Gill Rapley (britische Expertin für Baby-led Weaning)1

Wichtige Mikronährstoffe

UND WORIN DU SIE FINDEST

Kohlenhydrate

Wähle am besten komplexe Kohlenhydrate mit hohem Ballaststoffgehalt für eine gute Darmtätigkeit und ein längeres Sättigungsgefühl:

Hülsenfrüchte

Vollkorngetreide, -couscous, -bulgur, -reis, -brot, -nudeln, Hirse

Bananen, Honigmelone, Mirabellen

Kartoffeln, Erbsen, Süßkartoffeln, Wurzelgemüse, Mais

Trockenfrüchte

Eiweiß

Dient als Baustoff für Zellen und Gewebe, transportiert Sauerstoff im Blut und ist wichtig für das Immunsystem. Es gibt tierische und pflanzliche Quellen:

Fleisch, Fisch

Milchprodukte

Eier

Vollkorngetreide

Nüsse, Samen, Kerne

Hülsenfrüchte

Kartoffeln

Fett

Ist wichtig für den Zellaufbau und die Aufnahme fettlöslicher Vitamine. Hochwertige Fette sind hierin enthalten:

Milchprodukte (Vollfettstufe)

Kalt gepresste Öle in Bio-Qualität

Nüsse, Samen, Kerne

Avocados

Omega-3-Fettsäuren

Sind besonders wichtig für Gehirnentwicklung, Nerven, Motorik und Immunsystem:

Fettreicher Fisch (z.B. Wildlachs)

Leinöl, Rapsöl (nicht raffiniert)

Chiasamen, geschrotete Hanf- und Leinsamen

Walnüsse

VORSICHT

Bei ganzen Nüssen und großen Kernen besteht Verschluckungsgefahr. Bitte nur gemahlen oder als Mus anbieten.

Mineralstoffe

Eisen

Für die Blutbildung, am besten kombiniert mit Vitamin C und Vitamin A bzw. Beta-Carotin (s. u.):

Rotes Fleisch, Geflügel, Fisch

Vollkornprodukte, Haferflocken

Hülsenfrüchte

Tofu

Rote Bete

Cashewkerne, Haselnüsse, Mandeln, Erdnüsse

 

Zink

Für Haare, Haut und Immunsystem:

Fleisch, Fisch

Nüsse, Samen, Kerne

Getreide (v. a. Vollkornmehl), Haferflocken, Dinkelflocken

Käse

Eigelb

 

Kalzium

Für Knochen und Zähne:

Milchprodukte

Brokkoli, Spinat

Orangen, Mandarinen

Hülsenfrüchte

Nüsse, Samen, Kerne (v. a. Sesam und Mohn)

 

Kalium

Für Wasserhaushalt und Nervensystem:

Fleisch, Fisch

Bananen, Beeren, Trauben

Trockenfrüchte

wegen des hohen Zuckergehalts nur in Maßen anbieten

Avocados, Tomaten, Kartoffeln, Kohl, Rote Bete, Kürbis

Hülsenfrüchte

Nüsse, Samen, Kerne

 

Magnesium

Für Muskeln, Nerven und Knochen:

Nüsse, Samen, Kerne

Spinat, Kohlrabi, Mangold

Äpfel, Himbeeren

Trockenfrüchte

Vollkornprodukte

 

Jod

Für Wachstumsprozesse, Nerven, Gehirn und Schilddrüse

Seefisch, Garnelen

Eier

Milch, Feta, Parmesan

Erdnüsse, Sesam

Vitamine

Vitamin C

Für das Immunsystem und die Eisenaufnahme:

Kiwis, Orangen, Beeren, Mangos

Rote Paprika, Brokkoli

 

Vitamin B12

Für Zellwachstum und -teilung, Nervenfunktion und Blutbildung:

Eier

Milchprodukte

Fleisch, Fisch

Muss bei veganer Ernährung supplementiert werden!

 

Folsäure

Für Blutkörperchen und Zellregeneration:

Orangen, Trauben

Spinat, Erbsen, Lauch, Kohl, Tomaten

Haferflocken

Eigelb

Hülsenfrüchte

Vollkornmehl

Nüsse, Kerne, Samen

Die folgenden fettlöslichen Vitamine sollte man idealerweise zusammen mit etwas Fett servieren, damit der Körper sie gut aufnehmen kann:

 

Vitamin A und seine Vorstufe Beta-Carotin

Für Sehkraft, Schleimhäute, Haut und Immunsystem:

Butter

Eigelb

Möhren, Kürbis, Süßkartoffeln, Spinat, Mais, rote Paprika

Aprikosen

 

Vitamin D

Für Immunsystem, Knochen und Zähne:

Fetthaltiger Fisch (z.B. Wildlachs)

Eier

Butter, Milch (Vollfettstufe), Hartkäse

 

Vitamin E

Für Zellschutz und Immunsystem:

Sonnenblumen-, Oliven-, Raps-, Maiskeim-, Weizenkeimöl

Haselnüsse, Mandeln, Sonnenblumenkerne

 

Vitamin K

Für Blutgerinnung und Knochen:

Grünes Blattgemüse (z.B. Feldsalat, Spinat)

Mangold, Tomaten, Brokkoli, Kohl

Kiwis, Beeren

Haferflocken

Für Babys als Pesto

MEINE
BREIFREI-STARTER-TIPPS
FÜR DICH:

Nimm dein Baby, wenn möglich, zu jeder Mahlzeit mit. Bereite für dich kein anderes Gericht zu, denn dein Kind lernt durch Nachahmung und möchte das Gleiche essen wie du. Es ist daher gut, wenn du dich vor dem Start mit BLW über gesunde Ernährung informierst – mein Buch unterstützt dich dabei. So könnt ihr als Familie Gerichte ins Repertoire aufnehmen, die sich auch babygerecht zubereiten lassen. Im Rezeptteil dieses Buches bekommst du viele Anregungen.

Um Frustration zu vermeiden, sollte dein Baby für die Mahlzeiten am Familientisch nicht zu hungrig oder zu müde sein. Wenn es quengelt, krank oder müde ist, stille dein Baby oder biete ihm das Fläschchen vor und nach den Mahlzeiten an. In der ersten Zeit wird es sehr wenig Beikost essen – im Vordergrund stehen das Erforschen und das spielerische Entdecken des Essens. Dein Kind sollte das Breifrei-Abenteuer glücklich und entspannt erleben.

Plane für die Mahlzeiten am besten Routinen ein, um deinem Baby Orientierung zu geben: So weiß es immer sofort, dass Essenszeit ist.

Ideen für Routinen:

Lass dein Baby beim Kochen zuschauen.

Wasche seine Hände vor dem Essen.

Setze es in seinen Hochstuhl oder auf deinen Schoß und ziehe ihm sein Lätzchen an.

Sprich ein Tischgebet oder sage einen Essensspruch auf.

Babys lassen sich sehr schnell ablenken. Sorge deshalb für eine entspannte Atmosphäre bei den Mahlzeiten. Plane ausreichend Zeit dafür ein, dass dein Baby interessiert neue Lebensmittel entdeckt. Ablenkende Dinge wie Handy, Fernsehen oder Spielzeug solltest du meiden.

Milch und Fläschchen

IN DER BEIKOSTZEIT

Das Wichtigste vorweg: Nicht jede Mutter kann oder will stillen – das ist OK! Und egal ob Muttermilch oder Pre-Nahrung – der Beikostbeginn bedeutet nicht das Ende der Still- oder Fläschchenzeit! Im Gegenteil:

Führe, wenn möglich, die Beikost ein, solange dein Baby noch gestillt wird und durch die Muttermilch geschützt ist. Auf diese Weise senkst du das Allergierisiko und stärkst das Immunsystem deines Babys (WHO-Empfehlung).

Muttermilch oder Pre-Nahrung ist die Hauptnahrungsquelle für dein Baby: Sie hat mehr Nährstoffe und Kalorien als die Familienkost. Daher solltest du die Milchmahlzeiten bei Bedarf immer anbieten und nicht von Beginn an komplett durch Beikost ersetzen. Führe die Familienkost langsam ein – dein Baby wird selbst entscheiden, wann es mehr Essen statt Muttermilch oder Pre-Nahrung möchte. Deshalb ist die breifreie Beikost auch keine schnelle Abstillmethode: Dein Baby bestimmt das Tempo.

»Mit allen gemeinsam am Tisch zu sitzen und das zu essen, was alle anderen auch bekommen, ist das Herzstück von BLW.«

Gill Rapley 3

Wie schnell Milchmahlzeiten ersetzt werden können, ist sehr individuell. Zu Beginn wird viel erforscht und wenig gegessen. Biete nach und nach immer mehr nährstoffreiche, hochkalorische Mahlzeiten (siehe Rezepte) über den Tag hinweg an. So lernt dein Baby, dass feste Kost auch sättigt. Es wird Phasen geben, in denen es viel Hunger hat, und andere, in denen es gar kein Interesse zeigt. Das ist normal. Dein Baby braucht Zeit, um Eindrücke und neu Erlerntes zu verarbeiten. Dabei hilft die Erfüllung seiner Grundbedürfnisse: Beim Stillen oder Fläschchengeben fühlt es sich sicher und geborgen.

Die WHO empfiehlt nach Beikosteinführung ab dem 6. Monat ein Weiterstillen bis zum 2. Lebensjahr und darüber hinaus. Weltweit liegt das durchschnittliche Abstillalter zwischen 2 und 7 Jahren. Deshalb kannst du entspannt lange neben der Beikosteinführung und auch später weiterstillen, solange du und dein Baby es wünschen. Wende dich bei Unsicherheiten rund um das Thema Stillen (Abstillprozess, Übergang zu Pre-Nahrung) an eine Stillberaterin.

SO FUNKTIONIERT DAS

Essen ohne Zähne

Oft sorgen sich Familien, ob ihr Baby ohne Zähne überhaupt schon essen kann. Ich möchte dich beruhigen: Ja, dein Kind ist in der Lage, ohne Zähne zu essen. Mit der breifreien Beikost bekommt es die Möglichkeit, unterschiedliche Konsistenzen zu erforschen. Dadurch trainiert es seine Kaufähigkeit sowie die Mund- und Zungenmuskulatur. Die Beikosteinführung bietet außerdem den großen Vorteil, dass dein Baby bereits früh den sicheren Umgang mit unterschiedlichen Lebensmitteln lernt. Gleichzeitig fördert sie das Sprechenlernen. Dein Baby zerdrückt weiche Lebensmittel anfangs mit der Zunge am Gaumen. Nudeln, Brot oder Fleischstücke schiebt es mit der Zunge hin und her, speichelt sie ein und zerkleinert sie mit der harten Kauleiste. Das Zerkleinern von roher Paprika, Möhre und Salat funktioniert jedoch erst mit den Backenzähnen.

Übrigens: Sobald sich der erste Zahn zeigt, solltest du ihn erst mit einem Läppchen oder speziellen Fingerling, später dann mit einer Baby-Zahnbürste nach einer Mahlzeit reinigen. So gewöhnt sich dein Baby von Anfang an daran, dass zum Essen auch die Zahnpflege gehört.

DR. NIKOLA KLÜN ERKLÄRT

Auch Erwachsene kauen mit den Backenzähnen (nicht mit den Frontzähnen). Die Backenzähne kommen bei den Kindern erst zwischen dem 18. und 30. Lebensmonat. Bis dahin kauen auch Kleinkinder die Nahrung mit dem Zahnfleisch oberhalb der Backenzähne. Das Zahnfleisch von Babys und Kleinkindern hat also die Fähigkeit, Nahrung gut zu zerkleinern.

 

Also doch kein Brei?

Natürlich musst du breiige Konsistenzen in der breifreien Beikost nicht ausschließen. Das traditionelle Baby-led-Weaning-Beikostkonzept sieht vor, dass dein Baby am Familientisch selbstständig isst, sobald es die Beikostreifezeichen zeigt. Ein Grundgedanke bei BLW ist, dass dein Kind nie gefüttert wird, sondern selbst entscheidet, was und wie viel es aus einem gesunden und abwechslungsreichen Angebot essen möchte – der Fokus liegt bei BLW auf der Förderung einer kompletten Autonomie deines Babys beim Essen. Meine Erfahrung als Beikostberaterin hat mir jedoch gezeigt, dass es nicht »den besten« Beikostweg gibt, das ist mir wichtig zu erwähnen. Vielmehr kommt es darauf an, dass du einen Weg mit deinem Kind gehst, der euch Freude bereitet. Auch mit Brei kannst du dein Baby liebevoll und nach seinen Bedürfnissen begleiten und es zum selbständigen Essen ermuntern. Egal, auf welche Art du deinem Baby Speisen anbietest, sollte es das Essen mit Spaß, Geduld, Respekt und Vertrauen erleben. In der Beikostzeit lernst du dein Kind und seine Bedürfnisse noch besser kennen. Entscheide intuitiv mit deinem Baby, welchen Weg ihr gehen möchtet – ob Brei, breifrei oder eine Kombination aus beidem. Tabellen oder »Breifahrpläne« helfen dir nicht dabei. Achte auf dein Kind: Möchte es allein essen oder lieber gefüttert werden? Deine Aufgabe ist es, neben Muttermilch oder Pre-Nahrung ein nahrhaftes und abwechslungsreiches Familienessen anzubieten. Lass dein Kind dabei immer selbst entscheiden, was, wie und wie viel es essen möchte – ohne Druck.

Verdauung in der Beikostzeit

Ab Beikoststart stellt sich die Verdauung deines Babys stückweise um. Sobald dein Baby größere Mengen an fester Nahrung zu sich nimmt, kann man anfangs unverdaute Speisereste im Stuhl entdecken. Die Beschaffenheit des Stuhls, die Farbe, der Geruch und die Häufigkeit der Stuhlgänge am Tag ändert sich ebenfalls. All das ist vollkommen normal. Die Verdauung stellt sich langsam um und das braucht seine Zeit. Dein Baby lernt in seinem eigenen Tempo, feste Nahrung vor dem Schlucken zu kauen, zu zerkleinern und einzuspeicheln – Letzteres ist äußerst verdauungsfördernd und bereits der erste Verdauungsschritt.

Leidet dein Baby anfangs an Verstopfung oder hartem Stuhlgang? Achte dann auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr durch Wasser und häufiges Stillen (z. B. auch vor und nach den Mahlzeiten) und auf einen ausreichenden Fettgehalt in der Nahrung (z. B. durch Zugabe von gesunden Ölen wie Rapsöl). Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Pflaumen, Trockenfrüchte, Birne, Brokkoli, Flohsamen, Leinsamen, Pastinaken, Fenchel, Aprikose und gedünsteter Apfel wirken Verstopfung entgegen. Bananen, Möhren, Weißmehlprodukte, weißer Reis oder geriebener, roher Apfel sind eher stopfend. Bewegung, eine wohltuende Bauchmassage mit einem entkrampfenden Öl (z. B. Kümmel-Kamille-Öl) und Wärme (warme Bauchwickel) wirken sich positiv auf die Verdauung aus.