Das Buch

Neue hinreißend niederträchtige Geschichten, Portraits und Satiren von einem der erfolgreichsten Protagonisten der deutschen Humorwirtschaft.

Dietmar Wischmeyer entlarvt die Deutschen erneut als Volk der Doofen und Deppen: vom Dirndl-begeisterten Brüderle über Dauercamper an der Autobahn bis hin zum ohrenbetäubenden Wacken-Festival, das man buchstäblich nur kopfschüttelnd ertragen kann.

»Seit der WM 2006 haben die Deutschen angeblich angefangen, sich selbst zu mögen. Jedes einzelne verkaufte Buch von Dietmar Wischmeyer hilft, diesen verhängnisvollen Trend zu stoppen.«

Oliver Welke

»Wischmeyers Geschichten zählen zum Besten, was es in Zeiten inflationärer Prosecco-Bespaßung zu hören und lesen gibt – schwarzhumorig, wortgewaltig und liebenswert subjektiv.«

Hans Werner Olm

Der Autor

Dietmar Wischmeyer, Radiomacher (u.a. »Wischmeyers Schwarzbuch« bei radio eins rbb), Autor und TV-Kolumnist (heute-show im ZDF), zählt zu den erfolgreichsten Komikern Deutschlands. Er erfand das legendäre Frühstyxradio, schuf die beliebte Comedy-Serie »Der kleine Tierfreund« und tourt jedes Jahr mit wechselndem Programm durch Deutschland.

DIETMAR WISCHMEYER

Ihr müsst bleiben,
ich darf gehen

Zu Besuch bei deutschen Menschen

ullstein extra

Besuchen Sie uns im Internet:
www.ullstein-buchverlage.de

ISBN 978-3-8437-0620-9

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2013
Fotos im Buch: Dietmar Wischmeyer, Udo Karduk,
Ralf Vielhauer, Nora Köhler, Harm Wörner
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagmotive: Frank Wilde

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden

eBook:Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Vorneweg:

Ihr müsst bleiben, ich darf gehen

Wie hält sich der Mensch nur gegenseitig aus?

Das ist die Frage aller Fragen.

Gar nicht, lautet die Antwort, die uns täglich über die Medien erreicht: Ehegattensplitting mit der Axt, Amoklauf und Bürgerkrieg: Der Mensch zeigt auf vielerlei Weise seine Abscheu vor dem Nächsten. Ist man zwangsweise eingepfercht mit anderen Steißgeburten, im Lift, im Ferienflieger, im An-sich-Handy-freien-ICE-Abteil, beginnt man fast sofort mit Betreten der Klause die anderen zu hassen.

Man malt sich aus, wie sie wohl reagierten, wenn Panik ausbräche: Der fette Tortenarsch dort hinten oder die Moschus emittierende Wachtel neben dem Eingang. Und doch wohnt diesen Momenten auch ein Quäntchen Glück inne: Wenn die Tür sich öffnet und jeder seiner Wege geht, dann wird zur Gewissheit, dass man zumindest diese Tröten nie im Leben wiedersieht. Noch größer ist das Glück, wenn man zu den vom Schicksal Begünstigten gehört, die einen unseligen Ort auf Nimmerwiedersehen verlassen dürfen: Schulabschluss oder Haftentlassung – wie ergötzlich ist der Blick in die traurigen Gesichter jener, die zurückbleiben müssen: Pädagogikvollzugsbeamte, Wärter: Lebenslängliche allesamt. So muss auch den Apologeten der menschlich wertvollen Begegnung gesagt sein: Selten haftet ihr einzig Freude an, viel häufiger wird einem warm ums Herz, wenn man Leute nie wiedersieht. Es stellt sich nun die Frage, ob wir dieses kleine Glück am Wegesrand nicht absichtlich herbeiführen können.

Hier kommt die tröstliche Antwort: Yes, we can! Dazu muss man gezielt Ausflüge in die Zwangsgemeinschaften anderer unternehmen. Sich mal unter die Gäste einer betrieblichen Weihnachtsfeier mischen, die Ortsgruppensitzung einer Partei oder anonym den Elternabend der 9 b besuchen. Dort sitzt man dann und kann sich wohlig gruseln an dem unglaublichen Schwachsinn, der verzapft wird, man darf verstohlen beobachten, wie Eitelkeit und Dummheit die Klinge kreuzen. Je länger man dem Treiben zuschaut, desto größer und schöner wächst eine Gewissheit heran. Die anderen im Mief ihrer Gemeinschaft zurücklassend, öffnet man still und leis’ die Tür hinaus in die Freiheit und flüstert, tief durchdrungen vom Glück:

Ihr müsst bleiben, ich darf gehen.

Allen Lesern dieses Buches wünsche ich ebensolche Momente, wenn sie in die folgenden Geschichten eintreten.