Dieses Curriculum wurde für ein Forschungsprojekt erstellt, um die Auswirkungen von achtsamkeitsbasierten Übungen auf das Wohlbefinden von Kindergartenkindern zu untersuchen. Einige von den Erzieherinnen und Lehrerinnen, die mit uns zusammenarbeiteten, entwickelten parallel eine eigene Achtsamkeitspraxis. Wenn Sie das HC durchführen wollen, möchten wir Ihnen sehr ans Herz legen, dass zunächst Sie selbst durch persönliche Erfahrungen mit den grundlegenden Übungen und Einstellungen von Achtsamkeit vertraut werden und somit ein Verständnis von Achtsamkeit erlangen, bevor Sie mit anderen Achtsamkeit üben.
Wichtig ist, zu verstehen, dass die Vorteile des Herzlichkeits-Curriculums (HC), die sich bei der Forschung im Center for Healthy Minds zeigten, spezifisch im Kontext der Originalstudie zu sehen sind.
Wir können keine Leistungen garantieren oder Ansprüche darauf erheben, wie sich das Curriculum auf Kinder in Ihrem Leben auswirkt. Die Einheiten des HC sind in einer bestimmten Reihenfolge verfasst worden, sodass jede Einheit auf die vorherige aufbaut und sich Einheiten auf bereits gelernte Inhalte rückbeziehen. Die Einheiten sind auf eine mögliche Art und Weise (von vielen) geschrieben, um Inhalte und Übungen zu teilen und sich damit auseinandersetzen zu können. Sie sind weder als DER eine Weg anzusehen, noch soll die Person, die die Einheiten durchführt, angehalten sein, diese genau so zu verinnerlichen und durchzuführen, wie sie hier beschrieben sind. Seien Sie sich aber bewusst, dass Achtsamkeitsübungen kontinuierliche Wiederholung und tägliche Erfahrung brauchen – wie das bei anderen Lernprozessen auch der Fall ist – um sich als Teil unseres Verhaltens im Kindergarten, in der Schule und letztendlich in der Welt zu etablieren.
Wir empfehlen außerdem, dass Sie mit gewissen Grundhaltungen wie Neugier, Herzlichkeit, Mitgefühl, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Nicht-Werten/Nicht-Beurteilen, Geduld, Anfänger-Geist/Staunen, Vertrauen, Nicht-Erzwingen, Anerkennen/Annehmen, Loslassen/Seinlassen an das HC herangehen und somit die Flexibilität und Neugier fördern, zu erkunden, was in jedem Moment präsent ist. So könnten Sie z. B. geplant haben, eine Einheit mit der »Belly-Buddy«-Übung zu beginnen (beschrieben in Einheit 4), die Kinder beginnen jedoch die heutige Einheit von selbst mit achtsamen Bewegungen (beschrieben in Einheit 13) oder einer anderen Übung. Statt den durch die begonnene Achtsamkeitsübung positiven, selbst hervorgerufenen Flow der Kinder zu unterbrechen, können Sie selbst bei der achtsamen Bewegungsaktivität mitmachen, bevor Sie schrittweise und behutsam den Fokus auf die heutige Einheit lenken.
Manchmal können Situationen entstehen, denen komplexere Konzepte unterliegen, wie wir mit unseren Emotionen umgehen. So planen Sie vielleicht, eine Einheit damit zu beginnen, Herzlichkeit einem Fremden gegenüber anzubieten, aber ein Kind zeigt Ihnen, wie traurig es durch den Verlust seines Haustieres heute Morgen gestimmt wurde. Sie können diesen Beitrag zum gegenwärtigen Augenblick als eine Gelegenheit sehen, um über Trauer zu sprechen, die mit Vergänglichkeit und Verlust einhergeht, sodass die Kinder es gut nachvollziehen können. Danach können Sie eine Verknüpfung zur aktuellen Einheit herstellen, wie sich Emotionen ändern, wenn wir einander Herzlichkeit anbieten. Sobald die drei Übungen (Klangschale, »Belly Buddies«, Tierbewegungen) gelernt sind, empfehlen wir Ihnen, bei den Kindern nachzufragen, welche ihre Lieblingsübung ist, mit der jede Einheit begonnen werden kann. Darüber hinaus sind die vorgeschlagenen Bücher, Lieder, Aktivitäten und das Material für die Einheiten längst nicht ausgeschöpft. Einige Vorschläge wurden aufgeführt, viele weitere sind möglich. Hier können Sie kreativ und verantwortungsvoll sein, um auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen, wobei Sie stets ein Gefühl des achtsamen Bewusstseins haben sollten. Eine von Vertrauen und Familiarität geprägte Umwelt ist vor allem im Vorschulsetting für das Lernen von Kindern sehr unterstützend.
Im Forschungskontext des Herzlichkeits-Curriculums (HC) besuchten die Achtsamkeitslehrer:innen, die das Curriculum durchführten, zunächst den Kindergarten, um die Kinder vor den Einheiten bereits kennenzulernen. Aus diesem Grund wurden zusätzlich zum Curriculum vorab einige Strategien verwendet, um vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Ein visueller Zeitplan zum jeweiligen Teil der Einheit kann hilfreich sein, und das Team verwendete zudem Graphiken, um jede der durchgeführten Aktivitäten darzustellen. Dies ermöglichte Klarheit, Vorhersagbarkeit und bis zu einem gewissen Grad auch Sicherheit für die Kinder. Außerdem gab es eine ausgedruckte Liste mit den Kindernamen oder den Namen auf den Pflanzenschildern für die Achtsamkeitshelfer:innen, damit sie eine zufällige Personenauswahl für Aktivitäten wie Läuten der Klangschale und Gießen der Pflanzen treffen konnten. Dadurch wussten die Kinder, dass auch sie irgendwann an der Reihe sein würden, und das wiederum sorgte für Fairness und Gerechtigkeit. Viele Lehrerinnen und Erzieherinnen verwenden mittlerweile ähnliche Strategien in ihrem Klassenzimmer und im Kindergarten. Für diejenigen, die es bisher noch nicht verwenden, könnte es möglicherweise eine hilfreiche Ergänzung zum Curriculum sein. Klare, präzise und für Kinder zugängliche Sprache ist von zentraler Bedeutung und bietet die Gelegenheit, dass jede und jeder ein notwendiges Vokabular entwickelt, um ihre oder seine individuellen Erfahrungen mitteilen zu können.
Ihre fortlaufende Achtsamkeitspraxis und Ihr Commitment, in jedem Moment der Achtsamkeitsstunde präsent zu sein, kann dazu beitragen, Ihr kontinuierliches Lernen und das Lernen der anderen um Sie herum zu kultivieren.
In den Einheiten ermutigen wir Sie, Kindern Gelegenheiten zu geben, Dinge aus ihrer direkten Erfahrung mit Empfindungen, Gedanken und Emotionen wahrzunehmen und zu beschreiben und diese mit den Inhalten aus den vergangenen Einheiten zu verknüpfen. Es können Situationen auftauchen, in denen Sie versuchen sollten, zwischen den Bedürfnissen einer Einzelnen und der Gruppe in einem ständigen Austarieren die Balance zu finden. Dies gibt Ihnen die Gelegenheit, die wesentlichen Haltungen der Achtsamkeit, die vorher aufgezählt wurden, zu verinnerlichen und mit möglichen auftretenden Reaktionen umzugehen. Ihre fortlaufende Achtsamkeitspraxis und Ihr Commitment, in jedem Moment der Achtsamkeitseinheiten präsent zu sein, kann helfen, Ihr kontinuierliches Lernen und das Lernen der Anderen um Sie herum zu kultivieren.
Das Herzlichkeits-Curriculum kann so angeboten werden, wie es nachfolgend beschrieben ist, oder es können weitere evidenzbasierte Übungen zum »sozialen und emotionalen Lernen« einbezogen werden. Wir wollen mit dem Herzlichkeits-Curriculum eine Hilfestellung bieten, Räume zu kreieren, die Achtsamkeit und Herzlichkeit und letztendlich das Lernen für Kinder genauso wie für Lehrer und Erzieher fördern.
In Dankbarkeit
Das Herzlichkeits-Curriculum-Team
www.arbor-verlag.de/christiane-portele
www.arbor-verlag.de/petra-jansen
Umfangreiche Informationen zu unseren Themen, ausführliche Leseproben aller unserer Bücher, einen versandkostenfreien Bestellservice und unseren kostenlosen Newsletter. All das und mehr finden Sie auf unserer Website.
www.arbor-verlag.de
Die gemeinnützige Arbor-Seminare gGmbH organisiert regelmäßig Seminare und Weiterbildungen mit führenden VertreterInnen achtsamkeitsbasierter Verfahren. Zudem informiert sie über aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich und trägt Achtsamkeit auf diese Weise nachhaltig in die Gesellschaft. Nähere Informationen finden Sie unter:
www.arbor-seminare.de
Mit dieser Plattform hat Arbor einen virtuellen Ort der Inspiration und des Lernens rund um das Thema Achtsamkeit geschaffen. Lernen Sie die AutorInnen unserer Bücher und die ReferentInnen unserer Veranstaltungen kennen: in Interviews, Vorträgen, Meditationsübungen, Webinaren, Podcasts sowie Online-Kursen und zahlreichen weiteren Ressourcen.
www.arbor-online-center.de
Christiane Portele ist Psychologin und Doktorandin am Institut für Sportwissenschaft an der Universität Regensburg am Lehrstuhl von Prof. Dr. Petra Jansen. Ihr Arbeits- und Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Themengebiet Achtsamkeit. Hier möchte sie Kinder unterstützen, das Potenzial, das in ihnen steckt, mit Achtsamkeit aufzuspüren und schon in jungen Jahren zu erfahren. Denn die Annahme, Kinder lebten viel selbstverständlicher als Erwachsene im Hier und Jetzt, wird mit der zunehmenden Digitalisierung und den Herausforderungen einer sich schnell verändernden Welt zunehmend fragwürdig.
Im Zuge ihres Promotionsprojekts hat Frau Portele daher in drei Kindergärten ein Achtsamkeitstraining durchgeführt, das auf dem achtsamkeitsbasierten Kindness Curriculum von Richard Davidson beruht. 2021 startet ein weiteres an Daniel Rechtschaffens Ansatz orientiertes Achtsamkeitsprojekt in einer Grundschule.
Ihren Master of Science in Psychologie an der FAU Erlangen-Nürnberg absolvierte sie u. a. mit dem Schwerpunkt Ressourcen, Gesundheit und Wohlbefinden. An der Universität Regensburg erlangte sie ihren Bachelor in Psychologie und absolvierte ein Zusatzstudium in »Mündlicher Kommunikation und Sprecherziehung«.
Christiane Portele beschäftigt sich mit Achtsamkeit, besuchte MBSR-Kurse und Weiterbildungen und praktiziert seit vielen Jahren Yoga.
Prof. Dr. Petra Jansen promovierte und habilitierte nach einem Studium der Anthropologie, Ethnologie, Psychologie und Mathematik in Kognitiver Psychologie. Aufgrund ihrer Forschungsarbeiten zum Zusammenhang von Bewegung und Kognition/Emotion wurde sie 2008 auf den Lehrstuhl für Sportwissenschaft an der Universität Regensburg berufen. Neben dem interdisziplinären Bachelorstudiengang »Angewandte Bewegungswissenschaft«, der sich mit dem oben genannten Zusammenhang beschäftigt, hat sie im Wintersemester 2018 den Masterstudiengang »Motion and Mindfulness« entwickelt, in dessen Mittelpunkt die wissenschaftliche Vermittlung achtsamkeitsbasierter Verfahren steht. Petra Jansen wurde zudem bei Jack Kornfield und Tara Brach zur Mindfulness-Meditationslehrerin ausgebildet und zertifiziert.
Zunächst gebührt unser Dank dem Center for Healthy Minds, die uns ihr Curriculum für eine wissenschaftliche Studie zur Verfügung stellten. Wir sind fest davon überzeugt, dass es wichtig ist zu untersuchen, welche kulturellen Gegebenheiten eine mögliche Wirksamkeit von achtsamkeitsbasierten Programmen beeinflussen. Dieses Vertrauen gab uns die Chance, das Programm für den deutschsprachigen Raum zu adaptieren.
Unser besonderer Dank geht an die Krankenkasse BKK ProVita, die uns bei unserem Projekt »Achtsamkeit im Kindergarten« unterstützte. Vor allem möchten wir auch unserem Team des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Regensburg für die Unterstützung und Tipps danken. Ein ebenfalls besonderer Dank geht an Renate Marynissen, die mit ihrer Masterarbeit im Studiengang »Motion and Mindfulness« im Projekt involviert war und tatkräftig die Achtsamkeitseinheiten mit Christiane Portele unterstützt hat. Sie hat mit guten Ideen die Vorbereitung der einzelnen Einheiten bereichert. Den dritten Durchgang der Achtsamkeitseinheiten im Kindergarten unterstützte tatkräftig und mit vielen guten Ideen Mona Hinterberger im Zuge ihres Praktikums. Unseren wissenschaftlichen Hilfskräften gebührt ebenfalls unser Dank, hier seien besonders Samuel Pfanzelt und Melinda Herfet genannt, die uns bei der Übersetzung und Korrekturarbeiten unterstützten.
Die Vorlage für unser Programm war die englischsprachige Version des Kindness Curriculum aus den USA. Die Herausforderung für uns bestand darin, geeignete deutschsprachige Kinderbücher und -lieder zu finden, die zu den jeweiligen Einheiten passen. Für Vorschläge und gute Ideen, um passende Kinderlieder im deutschen Sprachraum zu finden, geht unser Dank an Marita Woitaschik. Bei der Buchhandlung Dombrowsky in Regensburg erhielten wir eine wunderbare, einfühlsame und ideenreiche Beratung durch Frau Widmann, eine Buchhändlerin mit Leib und Seele, und auch das Team von Bücher Pustet stand uns mit großem Engagement zur Seite. Für das Korrekturlesen danken wir sehr herzlich Dagmar Portele.
Dank geht zu guter Letzt und umso wichtiger auch an die Kindergärten, die es ermöglichten, unser Projekt so reibungslos durchführen zu können, an alle Eltern, die ihr Einverständnis gaben, und an die Kinder, die so gerne mitgemacht haben.
Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel: A mindfulness-based kindness-curriculum for Preschoolers bei Healthy Minds Innovations, Inc.
Deutsche Erstausgabe
1. Auflage 2021
Copyright der deutschen Ausgabe © 2021 Arbor Verlag GmbH, Freiburg
Copyright der Originalausgabe © 2017 by Healthy Minds Innovations, Inc. 625 W. Washington Street, Madison, Wisconsin 53703, USA.
© 2021 Healthy Minds Innovations, Inc. Used under license.
Lektorat: Georg Grässlin
Illustrationen: © Christiane Portele & Petra Jansen bzw. Healthy Minds Innovations, Inc.
Titelfoto: pixabay
Umschlaggestaltung und Satz: mediengenossen.de
Alle Rechte vorbehalten
Es gibt stützende wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit des Herzlichkeits-Curriculums, wie es vom Center for Healthy Minds an der University of Wisconsin-Madison entwickelt wurde, Selbstregulation und prosoziales Verhalten bei kleinen Kindern zu fördern: www.centerhealthyminds.org/science/studies/kindness-curriculum-study-with-pre-kindergarten-students
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Wirkungen des Herzlichkeits-Curriculums, wie sie durch die vom Center for Healthy Minds durchgeführten Studien aufgezeigt wurden, spezifisch im Kontext der originalen Studien sind. Healthy Minds Innovations, Inc. trifft keinerlei Aussagen und stellt keinerlei Behauptungen auf zur möglichen Wirksamkeit des Herzlichkeits-Curriculums (oder des von den Lizenznehmer:innen modifizierten Curriculums), und darüber, wie es Kinder in verschiedenen Situationen oder Bevölkerungsgruppen beeinflusst.
www.arbor-verlag.de
ISBN E-Book: 978-3-86781-382-2