2905 P 4270 The scream / Der Schrei - A child… so vulnerable / Ein Kind, so verletzlich, Kohle, 27 X 13 cm, Neusäß, 26.1.2018 / vernichtet
Druck & Distribution:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Reichskristall
Es geschah am hellichten
Tag
1859 P 2774 N 393 Sieben Knaben am Zaun, 32 X 22 cm, nach einer Fotografie um 1900, Augsburg, 18. und 24.5.2016 / vernichtet
Tomé Thomas Etzensperger
Die wahre Geschichte der größten Kunstvernichtung in Deutschland im Jahre 2021 durch die Bayerische Justiz seit der Aktion der Nazis im März 1939
© 2021 by Tomé T.Etzensperger
Designed by Tomé
Gedruckt in 12 Punkt Garamont / Umschlag: Fraktur
4.Auflage
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder auf andere Weise reproduziert, in einem Datenabrufsystem gespeichert oder übertragen werden.
Dies ist eine wahre Geschichte. Jedoch sind die Namen der in diesem Bericht vorkommenden Protagonisten erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden und real existierenden Personen sind rein zufällig. Umschlag: 1860 P 2775 N 394 Nach da Vinci, Vitruvianischer Mensch Das Maß aller Dinge, 18 X 21 cm, Bleistift; Augsburg, 18.5.2016 / vernichtet
Alle (außer explizit anders vermerkte) in diesem Buch abgebildeten Original-Zeichnungen und Bücher sind von der Polizei beschlagnahmt und von der Staatsanwaltschaft Augsburg vernichtet worden, sind aber urheberrechtlich geschützt.
1829 P 2717 Rückenstudie, 32 X 12 cm, Farbstift, Augsburg, 29.4.2016
Gewidmet allen Menschen,
welche zur Wahrheit wandern,
denn sie wandern allein…
…und gewidmet allen Kindern dieser Welt.
Möge die Sonne für sie scheinen
und möge ihnen nichts Böses widerfahren.
1838 P 2729 Love, 23 X 32 cm, Farbstift, Augsburg, 5.5.2016 Vernichtet
Vernichtet
1794 Jüngling nach Rudolf Koller, Augsburg, 3.4.2016
Danksagung
Ich danke allen meinen Freunden und Bekannten, die dieses Buch Probe gelesen haben und insbesondere danke ich Sascha und Peter für ihre wertvollen Hinweise und Vorschläge zu den Texten. Einen besonderen Dank auch an Mirella und Evelyn für das sorgfältige Redigieren der Texte.
Inhalt
Zum Buchtitel und Inhalt
Vorwort
Presseartikel
Warum ich Kinder zeichne
Der Anfang / Schweiz
Es geht weiter / Hausdurchsuchung
Von der Nutzlosigkeit, sich zu wehren / Die Regierung
Kleines und unpassendes (?) Intermezzo
Das Abenteuer mit der Staatsanwaltschaft
Ein höchst unmoralischer Deal
Die Vernichtung
Ein besonderes Buch
Fazit
Vernichtete Zeichnungen /eine Auswahl
Vernichtete Bücher /eine Auswahl
Zum Nachdenken
Ein verwüstetes Wort
Nachwort / Kinder als ambivalente Wesen
Anhang / Theater mit dem Psychiater
Bilderabhängung durch das Schulamt
Aufruf / Stiftungsangebot
3144 P 4594 Little Indian girl in shallow water, study Augsburg, 1.12.2018
VERNICHTET! VERNICHTET!
Zum Buchtitel und Inhalt
Der Titel „Reichskristall (es geschah am hellichten) Tag“ erfordert Transferdenken, ist natürlich auch (gewollte) Provokation und soll keineswegs bedeuten, dass ich das Land, in dem ich lebe, mit dem nationalsozialistischen Deutschland von damals vergleiche. Es sollte aber ein Titel sein, der ins Auge springt und zum Lesen auffordert. Nur ist es natürlich trotzdem so, dass es gewisse Parallelen in meinem Fall gibt, welche an Ereignisse erinnern, die damals stattgefunden haben. Am 20.März 1939 sollen im Hof der „alten Feuerwache“ Berlin rund 5000 Werke der „entarteten Kunst“ aus deutschen Museen verbrannt worden sein. Bis heute ist jedoch nicht eindeutig geklärt, ob die Aktion wirklich stattgefunden hat. Es gibt keine offiziellen Bilder der Verbrennung.
„Reichskristall“ steht für mich also auch als Synonym für großes Unrecht, das Menschen angetan wurde und steht daher stellvertretend für das Unrecht, welches Minderheiten noch und immer wieder angetan wird. Es ist auch ein Synonym gegen das Vergessen!
Auch der Ausdruck „…am hellichten Tag ist deshalb absichtlich nach alter (bis 1996) Rechtschreibung mit zwei an Stelle von drei „L“ geschrieben und der Rest des Buchtitels in Fraktur. Fraktur war übrigens nicht die von den Nazis favorisierte Schrift, wird aber dennoch von der Allgemeinheit immer damit in Verbindung gebracht.
Es geht mir mit diesem Buch auch um die Freiheit der Kunst, die Freiheit des Denkens und die Redefreiheit. Es ist also auch ein Plädoyer gegen jegliche staatliche Zensur. Außerdem ging die letzte größte mir bekannte Kunstvernichtungsaktion vor der Vernichtung meiner über 1´000 Zeichnungen und meiner Kunstbücher eben tatsächlich im März 1939 durch die Nazis über die Bühne, und auch hier ist wie in meinem Fall nicht genau dokumentiert, was genau und wieviel da vernichtet und was möglicherweise doch aufbewahrt wurde.
Nichts ist absurd genug,
als dass man es von uns nicht annehmen
oder gar glauben könnte.
Gewissheit? Eine unbekannte Größe.
Albert Camus
Zum Inhalt des Buches
Ich bin kein Schriftsteller, ich bin vielmehr Zeichner, der eben manchmal auch gerne schreibt, aber, man möge mir dies verzeihen, dazu tendiert, beim Schreiben Gedankensprünge zu machen. Ich bin ein Mensch mit vielen Ideen, manche davon sind gleichzeitig in meinem Kopf und sind dann auch nicht sehr geordnet und manchmal sogar durcheinander schließlich auf dem Papier zu finden.
Ich habe absichtlich nicht schreiben wollen über die seelischen Auswirkungen und Qualen, die die Anschuldigungen der Polizei und Staatsanwaltschaft nach sich zogen und dessen Nachwirkungen für alle Zeiten in mein Hirn gemeißelt sein werden.
Ich habe auch nicht schreiben wollen über die schlaflosen Nächte, das Leid, das meine Familie ertragen musste und noch muss, die Unsicherheiten, die unbändige Wut, die abgrundtiefe Scham (obwohl ich mich eigentlich nicht schämen musste), das Nicht-Ertragen-Können dieses Unrechts, das stundenlange Schreiben über meine Gefühle während der Nacht, das Gefühl, ausgestoßen zu sein, verachtet von der Gesellschaft für etwas, was ich gar nicht getan habe. All dies ist nicht vergessen, aber nur geschrieben in meinem Kopf (unauslöschlich), denn würde ich das alles aufschreiben (was ich ursprünglich vorhatte), dann wäre es ein sehr dickes Buch geworden, und wie gesagt … ich bin vor Allem ZEICHNER.
Dennoch… was mache ich nun mit dieser Erfahrung? Es ist ja nicht meine erste dieser Art. Ich versuche es als Lebenserfahrung zu sehen, die mich mit all den anderen Erlebnissen doch zu genau dem Menschen macht, der ich nun bin. Also eine wertvolle Erfahrung, eine, die ich nicht missen möchte, die ich akzeptieren werde. Ich habe viel über die Menschen und die Gesellschaft, in der ich lebe, gelernt, und auch wohl über mich selbst. Ich habe wertvolle Einsichten in Dinge erfahren, welche ich sonst nie erfahren und begriffen hätte.
Und ich hatte immer gute Freunde an meiner Seite und Menschen, welche an mich geglaubt und mir Zuversicht gegeben haben. DANKE!
Ich kann wieder lachen und mich am Lachen eines Kindes freuen.