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echtEMF ist eine Marke der Edition Michael Fischer
1. Auflage
Originalausgabe
© 2022 Edition Michael Fischer GmbH, Donnersbergstraße 7, 86859 Igling
Covergestaltung: Silvia Keller, unter Verwendung eines Motivs von Philipp Messinger, MessingerDesign GbR
Redaktion: Natalie Tenberg
Bildnachweis: ©Philipp Messinger, MessingerDesign GbR/S. 4; ©Pia von Miller/S. 50, 85, 126-130, 151; Shutterstock ©Dn Br/S. 110; Shutterstock ©GoShiva/S. 174; Shutterstock ©L.Rey/Umschlag, S. 11-13, 31, 67, 111-113, 192, 193, 202, 203, 206
Layout/Satz: Silvia Keller
Herstellung: Amelie Schmiedel
ISBN 978-3-7459-0993-7
www.emf-verlag.de
Über die Autoren
Die Naturensöhne, das sind Andreas Schulze und Gerrit Rösel aus Berlin. Seit ihrer Kindheit bauen die Freunde Baumhäuser und Hütten, ziehen durch die Gegend und sind immer auf der Suche nach einer Outdoor-Challenge. Weil ihnen ihre Abenteuer in der Natur so viel Spaß machen, teilen sie ihre Erlebnisse auf YouTube. Unter ihrem Label Naturensöhne stellen sie regelmäßig Videos ins Netz und lassen ihre immer größer werdende Fangemeinde an Feuerstellenbau, Grubenausheben & Co. teilhaben.
Für unsere Familien.
Für Andys Vater, der viel zu früh gestorben ist.
Für Gerrits Verlobte Sarah, die ihre Nächte im leeren Bett, den Lagerfeuergeruch in der Wohnung und den Dreck im Flur ignoriert und uns stets unterstützt und bestärkt.
Für unsere großartige Community, ohne die es dieses Projekt gar nicht gäbe.
Inhalt
Vorwort oder bevor es losgeht ...
Ausrüstung & Co.
WELCHER NATURENSOHN BIN ICH? – EIN KLEINER TEST ZUM EINSTIEG
WAS NEHME ICH MIT? WAS BLEIBT ZU HAUSE? VON CAMPINGKOCHERN, RUCKSÄCKEN UND MEHR
DEIN BESTES STÜCK – DAS MESSER
WAS SONST NOCH WICHTIG IST
IHR UND DIE ELEMENTE – MACHT EUCH WETTERFEST
Ab nachDraußen!
MIKROABENTEUER – EIN TAG IM WALD. MEIN KUMPEL, MEIN BIWAK UND ICH – 9 HACKS FÜR EINEN DAYTRIP
NIGHT AND DAY – ÜBERNACHTEN IM WALD
SURVIVAL PRO – IMMER WIEDER IN DEN WALD
GEFAHREN UND ÄRGERNISSE
VOR DER TOUR IST NACH DER TOUR
OB SURVIVOR ODER WALDBADER – IHR HABT NUN DAS ZEUG ZUM NATURENSOHN ODER ZUR NATURENTOCHTER
Extra time: Unsere Outtakes – Was du aus unseren Fehlern lernen kannst
Vorwort oder bevor es losgeht ...
Wenn ihr wissen wollt, wie ihr euch in einen richtigen Naturensohn verwandelt, dann bleibt dabei! Das mit dabeibleiben, diesen Spruch kennt ihr ganz sicher von unseren Videos, und ihr habt uns bestimmt schon bei allen möglichen Dingen zugesehen, vielleicht auch etwas kommentiert oder seid regelmäßig bei unseren Livestreams online. Dafür sind wir unendlich dankbar! Nur durch unsere Zuschauer sind wir selbst zu den Naturensöhnen geworden und dabeigeblieben. Damit ihr unser geballtes Wissen einmal offline parat habt, wenn gerade kein Empfang herrscht oder weil ihr das Gefühl habt, ihr müsstet mal wieder ein paar Zeilen lesen, haben wir in diesem Handbuch alles zusammengetragen. Ihr wisst ja, wie beharrlich wir an unserem Camp herumwerkeln, hier schrauben, dort verbessern, sägen, feilen, einreißen, neu aufbauen. Im Nachhinein müssen wir sagen, das ist eine prima Vorbereitung für ein Buchprojekt. Einige Tipps hier kommen direkt aus der prall gefüllten Schatzkammer unseres YouTube-Kanals, beispielsweise wie ihr euer Tarp aufspannt oder einen Lehmofen baut, andere haben wir ganz neu für euch zusammengetragen und aufgeschrieben.
In Teil 1 geht es vor allem um eure Ausrüstung, was ihr als Grundstock braucht, wenn ihr euch Bushcrafting als neues Hobby zulegt.
In Teil 2 geht es richtig raus in die Natur, zum Wandern, Bauen und Schnitzen und auch ein wenig ans Kochen. Außerdem bekommt ihr von uns buchstäblich Hilfe: Wir sagen euch, was ihr tun könnt, wenn ihr euch verletzt oder verlauft. Wir hoffen, ihr habt genauso viel Freude an unseren Geschichten wie an den Videos.
Was die Ausrüstung anbelangt: Das sind alles nur Tipps von uns, keine Werbung, keine Partnerschaft, sondern Dinge, von denen wir glauben, sie könnten euch nutzen. Wenn ihr andere Marken oder Tools bevorzugt, prima. Jeder sollte finden, was ihm behagt und passt. Denn ist das nicht die Essenz des Bushcraftens, Dinge passend zu machen? So, genug der Vorrede. Jetzt hauen wir rein. Seid ihr bereit?
... dann bleibt dabei!
TEIL 1
Ausrüstung & Co.
WELCHER NATURENSOHN BIN ICH? – EIN KLEINER TEST ZUM EINSTIEG
Die Menschen sind unterschiedlich, und das gilt auch für die Art und Weise, wie Menschen die Natur entdecken. Der eine wandert mit Begeisterung, legt sich aber am Abend am liebsten in die eigene Koje mit warmen Oberbett. Der andere schläft gerne unter freiem Himmel, kann aber Bushcrafting an sich wenig abgewinnen. Wer unseren Kanal kennt, der weiß, dass wir für euch alle da sind! Damit ihr aber überhaupt lernt, euch selbst einzuschätzen, haben wir einen kleinen Test für euch vorbereitet, den wir euch nach ein paar einleitenden Worten präsentieren.
Immer schon Schlingel gewesen
Ob ihr es glaubt oder nicht, wir sind beide nicht unter freiem Himmel zur Welt gekommen und immer dort geblieben, sondern als ganz normale Jungs im Berliner Süden aufgewachsen. Wo man den Fernsehturm höchstens noch erahnen kann und es sich manchmal anfühlt wie in jeder anderen Stadt auch, haben wir uns in der Grundschule kennengelernt. Eigentlich war Gerrit mit Andys Nachbarn befreundet. Andy konnte kaum aus dem Fenster schauen, da war Gerrit schon nebenan. Als wir elf oder zwölf waren, kündigten wir uns nie groß an, sondern klingelten einfach an der Tür. So machten das damals alle. Meistens haben wir dann zu dritt gespielt, am Computer oder auf dem Abenteuerspielplatz. An einem schönen Tag war der Nachbar einmal nicht da, und deswegen hat Gerrit eben bei Andy geklingelt. Es gibt da diese spezielle Ikea-Werbung, in der mit dem Slogan „Ein Klingeln kann die Welt verändern“ für Glühlampen geworben wird. Ein Mann klingelt beim anderen, und fortan sind die beiden beste Freunde. Das ist superkitschig, aber genau so war es bei uns. Gerrit fragte nicht nach einer Glühlampe, sondern Andy, ob er Zeit hätte, seitdem sind wir einfach immer zusammen und haben alles gemeinsam unternommen. Für den Nachbarn war das natürlich Pech, weil wir plötzlich ohne ihn das unschlagbare Duo waren. Was wir seitdem außer Schule den ganzen Tag gemacht haben? Ihr könnt jeden fragen, unsere Eltern, die Schwestern, die Nachbarn und unsere Lehrer: Es waren eigentlich genauso Sachen wie das, was wir heute auf dem Naturensöhne-Channel zeigen: Dinge einfach ausprobieren und dabei kindliche Freude empfinden.
Statt eines Grubenhauses war unser erstes großes Projekt eine stinknormale Bretterbude, die wir während der Sommerferien bei Andy im Garten gezimmert haben. Seine Familie war gerade umgezogen, und auf der Baustelle für das Haus gab es jede Menge Europaletten, die von diversen Lieferungen übrig geblieben waren. Niemand hatte mehr Verwendung für sie, was für ein Glück für uns. Massen an Baumaterial für umme! Also haben wir angefangen, herumzuwerkeln. Wir sammelten Nägel auf den Baustellen in der Gegend, bekamen von Andys Vater einen Hammer und eine Fuchsschwanz-Säge, und irgendwann stand da eine richtige Bude mit Dach. Die war dicht, man konnte darin stehen, für uns war das der Kracher. Andys Nachbarin war so beeindruckt, dass sie uns von da an eine stete Dosis Toffifee verabreichte. Wie wir so sind, und da haben wir uns auch nicht großartig verändert, hatten wir mit dem Projekt natürlich nicht genug. Also haben wir das Dach kurz entschlossen wieder heruntergerissen und zum Leidwesen von Andys Eltern noch mehr Baumüll aus der Nachbarschaft gesammelt. Wie die Irren haben wir geackert, und ein paar Tage später standen wir in unserem ersten Obergeschoss, auf unserem Balkon. Das war ein geiles Gefühl. Unsere Eltern waren selbstverständlich auch froh, dass wir so fleißig waren und keinen Quatsch anstellten, wie einander ein Auge mit Pfeil und Bogen auszuschießen.
Vielleicht merkt ihr unserem Kanal an, dass wir jahrelange Erfahrung darin haben, miteinander Dinge auf die Beine zu stellen, und gut Hand in Hand arbeiten. Grämt euch aber nicht, wenn ihr nicht wie wir schon seit Jahren bushcraftet oder gerade erst Freunde gefunden habt, die sich auch für das Thema interessieren. Auf unserem Kanal könnt ihr euch viele konkrete Tipps und Ideen abschauen, hoffen wir, und das Buch sollte euch eine praktische Unterstützung sein, weil wir uns in den Videos meist so auf das Machen konzentrieren, dass so was wie eine richtige Anleitung selten folgt. Diese Lücke soll das Buch für euch schließen und darüber hinaus noch mehr nützliche Infos für euch bereithalten. Wir meinen, dass ihr mit Hilfe dieses Handbuchs ein paar Anschaffungen tätigen und auf eure ersten Touren aufbrechen könnt – und auch wieder heil zurückkehrt.
Wir finden, ihr solltet dazu unbedingt wissen, was für ein Typ Naturkind ihr seid. Seid ihr bereit? Dann los! Beantwortet einfach spontan die nächsten Fragen.
Der ultimative Welcher-Typ-bin-ich-Test
Frage 1: Deine Freunde sagen, ihr könntet mal in den Wald gehen und dort übernachten. Was machst du?
Frage 2: Du siehst einen großen Ast am Boden liegen, hast Zeit und ein Schnitzmesser. Was tust du?
Frage 3: Du stehst mit einer guten Fee beim Outdoor-Ausrüster und darfst dir etwas zum Mitnehmen aussuchen. Was tust du?
Frage 4: Du stehst im Wald, es wird langsam dunkel, und du findest den Weg zurück zur S-Bahn oder zum Auto nicht.
Frage 5: Ihr wandert seit ein paar Stunden, habt etwas getrunken und gegessen, inzwischen drückt nicht nur die Blase. Und nun?
Auflösung: Das ist dein Typ!
Du hast hauptsächlich mit a) geantwortet? Herzlichen Glückwunsch, du bist der Waldtyp Picknicker. Eine Anfängerin oder ein Anfänger, die oder der ordentlich von diesem Buch profitieren kann. Wir freuen uns, dir auf den nächsten Seiten viele gute Tipps für den Einstieg geben zu können. Für kurze Wanderungen, für ein paar schöne Stunden in der Natur. Wer weiß, vielleicht wird ja noch etwas aus dir und deiner Beziehung zur Natur. Mach dir auf keinen Fall Stress, dieses und jenes erreichen zu wollen, sondern schau einfach, was dir besser gefällt, das reine Bushcrafting, das Trekken oder gar das Leben als spartanischer Survivor. Und zünde sofort deine Duftkerzen an, beim Duft von Bergamotte liest es sich gleich viel angenehmer.
Du hast vor allem mit b) geantwortet? Dann bist du ganz sicher schon ein regelmäßiger Tagestourist zwischen Flora und Fauna. Zwar noch mit geringer Erfahrung im Waldschlafen und Schnitzen, aber mit viel gutem Willen. Dabei geht es dir in der Wildnis nicht so sehr um den Lagerbau und Holzarbeiten, sondern vor allem um das Naturerlebnis. Das ist völlig in Ordnung. Dennoch sehen wir es als unsere Aufgabe an, dich auf das nächste Level zu bringen, sodass du bald ohne große Hilfe eine richtige Tour durch die Natur planen kannst, in der du ordentlich Meter sammelst und deine Umwelt beobachten lernst. Wir empfehlen dir vor allem das Ultraleichtwandern, also das Wandern mit so wenig beziehungsweise so leichtem Gepäck wie möglich. Vielleicht kommst du nicht mit einem frisch gezimmerten Gewürzregal aus dem Wald heraus, aber du hast Strecke gemacht, viel gesehen und diese Eindrücke auf dich wirken lassen.
Bist du vor allem bei Antwort c) gelandet, dann bist du schon ein halber Naturensohn. Du liebst die Natur, vor allem das, was du, wenn du unterwegs bist, gestalten kannst. Hier ein Biwak, da eine Feuerstelle, das ist deine Welt, und dein Ausflug ist nicht komplett, wenn du nicht einmal auf dein Werk schaust und denkst, das habe alles ich geschaffen. Du brauchst nicht mehr viel zum echten Bushcrafter. Dieses Buch dient dir hauptsächlich zur Inspiration. Wir hoffen, dich trotzdem überraschen zu können.
Ein echter Survival-Profi bist du, wenn du dich vor allem in Antwort d) wiederfindest. Wir tippen, dass du unseren Kanal gar nicht kennst und dieses Buch im Wald gefunden hast. Könnte das stimmen? Lies es trotzdem, möchten wir dir sagen. Es hat sich viel verändert, seitdem du die Zivilisation verlassen hast, und vielleicht können wir auch dir noch etwas Brauchbares mitgeben. Außerdem möchten wir dir sagen, dass dir der Weg an den Induktionsherd der Gesellschaft noch immer offensteht.
Nun, da ihr alle wisst, wo ihr einzuordnen wärt, möchten wir loslegen.
Ein paar grundsätzliche Gedanken
Wir haben euch jetzt gewaltig schwitzen lassen und euch auf Herz und Nieren getestet, das vermittelt vielleicht den Eindruck, als wären wir brutal durchstrukturiert und psychologisch geschult.So ist es aber nicht. Meistens sind wir spontan und überlegen uns erst im Camp, was wir als Nächstes tun könnten. Das klappt meistens ganz gut. Ihr habt ja gesehen, welche Dimensionen das Camp bei uns inzwischen angenommen hat, was wir dort alles hingestellt haben: eine Kochstelle, eine Art Outdoor-Doppelstockbett, eine Erdsauna, Hochbeete, eine Art Bar oder Küche und das Grubenhaus. Vielleicht kommt euch an dieser Stelle das Blockhaus in den Sinn, das wir seit Jahr und Tag planen. Nein, wir haben es nicht vergessen, es dauert und dauert einfach so lang, bis wir die Baugenehmigung erteilt bekommen. Es macht uns genauso viel Freude wie eh und je, euch an unseren Aktionen teilhaben zu lassen. Was ihr uns hoffentlich anmerkt. Das alles ist meist ohne große Vorplanung entstanden. Klar mussten wir für bestimmte Projekte dieses und jenes Holz bestellen, und uns auch ein paar Gedanken machen, wie wir welchen Ast zurechtsägen. Aber wir haben uns nie einen bestimmten Weg zum Ziel gesucht, an den wir uns sklavisch halten mussten.
Was wir damit sagen möchten: Setzt euch nicht unter Druck, der eine oder andere Typ Bushcrafter zu sein! Versucht, die Natur zu genießen und das alles spielerisch zu sehen. Wenn wir eine Rückmeldung immer wieder bekommen, dann, dass wir einer Menge Leute gezeigt haben, wie viel Spaß es machen kann, seinen Hintern aus dem Gaming-Sessel zu hieven und vor die Tür zu gehen. Nicht, dass wir nicht gerne zocken. Im Gegenteil. Aber es ist uns ein großes Anliegen, euch zu vermitteln, wie abwechslungsreich und erfüllend das Leben werden kann, wenn man in die Natur geht. Dass ihr euch es da draußen nicht unnötig schwer machen müsst, indem ihr friert oder hungert oder stinkt. Wir stehen für Freude, Offenheit und Miteinander, fürs Ausprobieren, ohne zu wissen, ob es gut geht. Also, geht raus, und atmet durch, baut, lacht, und wenn ihr in keine Schublade passt, dann sei es so.