Jaculus jaculus
Bildnachweis
Titelbild: Kleine Wüstenspringmaus
Bild Seite 1: Kleine Wüstenspringmaus in der Wüste
Fotos: B. Jordan
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eISBN: 978-3-86659-429-6
Auflage 2020
© 2009 Natur und Tier - Verlag GmbH
An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Ralf Sistermann & Kriton Kunz
Layout: Barbara Schmücker
Vorwort
Beschreibung
Verwandtschaft
Verbreitung und Lebensraum
Lebensweise und Verhalten
Gesetzliche Bestimmungen
Wo kaufe ich meine Wüstenspringmaus?
Handhabung der Kleinen Wüstenspringmaus
Transport und Quarantäne
Vergesellschaftung
Gehege
Freilauf
Technik
Einrichtung
Nestbox
Pflegearbeiten
Ernährung
Gesundheit
Spiel & Spaß
Nachwuchs bei Kleinen Wüstenspringmäusen
Zucht in Zahlen
Aufzucht der Jungtiere
Danksagung
Weitere Informationen
Weiterführende und verwendete Literatur
Weitere Titel dieser Reihe
Die Kleine Wüstenspringmaus ist immer häufiger in deutschen Kleinsäugerterrarien zu finden. Insbesondere wegen ihrer außergewöhnlichen, hüpfenden Fortbewegungsweise, die auf den ersten Blick an kleine Kängurus erinnert, erfreuen sich die Tiere großer Beliebtheit.
Da auch die Pflege der Kleinen Wüstenspringmaus nicht besonders kompliziert ist, sofern einige grundsätzliche Bedürfnisse berücksichtigt und erfüllt werden, werden diese Nager mittlerweile regelmäßig angeboten und gehalten. Während noch vor einigen Jahren lediglich Wildfänge zu erhalten waren und die erfolgreiche Nachzucht in Menschenhand als extrem schwierig oder gar unmöglich bezeichnet wurde, wird die Kleine Wüstenspringmaus inzwischen regelmäßig erfolgreich nach- und aufgezogen. Möglich wurde dies, indem neue Erkenntnisse über die Ansprüche der Tiere an ihre Haltung umgesetzt wurden.
Leider liefert die deutschsprachige Literatur bislang kaum ausführliche Informationen zur Haltung und erfolgreichen Vermehrung der Kleinen Wüstenspringmaus. Mit dem vorliegenden Buch soll diese Lücke geschlossen und allen interessierten Personen die Möglichkeit gegeben werden, sich vor der Anschaffung gründlich über die Ansprüche dieser Tierart zu informieren. Weiterhin möchte ich mit meinen Ratschlägen, denen eine langjährige Erfahrung als Halter dieser und verschiedenster weiterer Arten von Nagetieren zugrunde liegt, andere Besitzer vor Fehlern bewahren, die den Tieren schaden könnten. In das Buch flossen außerdem insbesondere die Erkenntnisse aus meiner beruflichen Tätigkeit mit Spezialisierung auf arabische Nagetiere in einem Zuchtzentrum ein, in dem neben zahlreichen anderen Arten auch eine große Population Kleiner Wüstenspringmäuse gehalten und erfolgreich nachgezogen wird.
Nun wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Spaß bei der Lektüre und natürlich viel Freude mit Ihren Tieren!
Björn Jordan
Sharjah, Vereinigte
Arabische Emirate, im Sommer 2009
Die Kleine Wüstenspringmaus (Jaculus jaculus) wurde bereits im Jahr 1758 vom schwedischen Naturwissenschaftler Carl VON LINNÉ erstmals wissenschaftlich beschrieben. Sie ist von allen Vertretern der Gattung Jaculus (Wüstenspringmäuse) die kleinste Art. Die Tiere sind blassgelb bis beigebraun gefärbt, haben einen deutlich heller gefärbten Unterbauch und je nach Variante einen mehr oder minder deutlichen weißlichen Streifen an den Oberschenkeln. Die Färbung der einzelnen Tiere kann je nach Verbreitungsgebiet und dem dortigen Bodengrund teilweise stark variieren.
Wussten Sie Schon?
Die Kleine Wüstenspringmaus verfügt an den drei Zehen der Hinterfüße über eine borstenartige Behaarung. Diese Haare funktionieren zum einen ähnlich einem Schneeschuh (größere Oberfläche zur besseren Griffigkeit) und stellen zum anderen einen Schutz der empfindlichen Fußsohle vor dem heißen Wüstensand dar. Durch die behaarten Zehen unterscheiden sich die Wüstenspringmäuse auch von den Pferdespringern (Allactaga), die in nördlicheren Regionen vorkommen und deren Zehen unbehaart sind.
Wüstenspringmäuse ähneln in ihrer Fortbewegung und Körperhaltung kleinen Kängurus. Die Hinterfüße sind mit einer Länge von 47–64 mm extrem lang. Die zweibeinige, hüpfende Fortbewegung stellt auf langen Strecken mit sandigem Untergrund und ohne Hindernisse eine sehr ökonomische Form der Mobilät dar, da sie weniger Energie als eine vierbeinige Fortbewegung verbraucht, was von großem Vorteil ist – insbesondere in Anbetracht der eingeschränkten Verfügbarkeit von Futter im Lebensraum der Kleinen Wüstenspringmaus. Jeder Hinterfuß hat drei relativ lange Zehen, von denen die mittlere die längste ist. Die Tiere können auf der Flucht bis zu 1 m hoch und 3 m weit springen und sind in der Lage, bei jedem Sprung die Richtung zu ändern. Der Schwanz ist ebenfalls recht lang und misst zwischen 12 und 18 cm. Er verfügt an der Spitze über eine Quaste, die am Ansatz schwarz, am Ende hingegen weiß gefärbt ist und im Sprung der Balance dient.
Wussten Sie Schon?
Wie bei den meisten nachtaktiven Tieren sind auch bei der Kleinen Wüstenspringmaus die Augen im Verhältnis zur Größe der Nager überdurchschnittlich groß. Mit dieser Anpassung können die Tiere während ihrer nächtlichen Aktivitätsphase das wenige verfügbare Licht effektiv nutzen und Futter sowie Fressfeinde leichter erkennen.
Die Kleine Wüstenspringmaus wiegt zwischen 43 und 73 g, das durchschnittliche Gewicht liegt bei 55 g. Die Körperlänge einschließlich des Schwanzes schwankt zwischen 244 und 320 mm. Weibchen sind gewöhnlich etwas größer als Männchen. Die Ohrlänge variiert zwischen 16 und 26 mm. Weibliche Tiere haben acht Mamillen (= Brustwarzen), die deutlich erkennbar sind, wenn Junge gesäugt werden.
Die Unterscheidung der Geschlechter ist nicht immer ganz einfach, und wegen der Ähnlichkeit kann es leicht zu Verwechslungen kommen. Die Tiere müssen zur Geschlechtsbestimmung vorsichtig mit einer Hand festgehalten werden (siehe Kapitel „Handhabung“). Mit einem Finger der anderen Hand wird anschließend sanft auf den Bauch gedrückt, knapp über der Genitalregion. Bei männlichen Tieren tritt dann deutlich sichtbar der Penis aus. Da aber die weiblichen Tiere über eine auf den ersten Blick ähnlich geformte Vagina verfügen, gehört zu einer zuverlässigen Geschlechtsbestimmung etwas Übung. Idealerweise vergleicht man zwei Exemplare sicher unterschiedlichen Geschlechts nebeneinander (siehe Bilder S. 5), um die Unterschiede einmal zu sehen.
Kleine Wüstenspringmäuse können in Menschenhand ein Alter von bis zu sechs Jahren erreichen, während das älteste bekannte Tier in der Natur lediglich vier Jahre alt wurde (HAPPOLD 1967).
Die Kleine Wüstenspringmaus (Jaculus jaculusJaculusJ. orientalisJ. blanfordiJ. turcmenicus