DIE ZEIT DES POETEN

P.C. Thomas

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Copyright © 2021 P.C. Thomas

 

Alle Rechte vorbehalten

Orte, Namen und Handlungen sind frei erfunden.

Eventuelle Namensgleichheiten oder

Handlungsähnlichkeiten sind zufällig

 

Coverdesign: Julia Sypke

Lektorat: Pascal Thomas

Buchsatz: Julia Sypke

 

© Christine Thomas

Am Breiten Stück 1

51588 Nümbrecht

 

ISBN: 9783987564789

 

 

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1. KAPITEL

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MITTWOCH, 11. MAI 2140

 

Hektisch näherte sich Josephine dem Eingang des Belmond–Hotel, einer der nobelsten Unterkünfte in Harrington. Ihr Blick wanderte immer wieder nervös herum, als befürchtete sie, jemand könne sie angreifen, ehe sie das sichere Gebäude erreichte. Der Android in Livree, der am Eingang stand, nickte ihr höflich zu, während sich die Tür lautlos aufschob.

Eilig durchquerte die junge Frau das Foyer mit seinen gläsernen Aufzügen und dem in der Mitte platzierten Springbrunnen, der in regelmäßigem Wechsel von unten mit farbigem Licht beleuchtet wurde. Einige Leute warteten mit ihrem Gepäck am Check – In darauf, ihre Zimmer zugewiesen zu bekommen, andere strebten an ihr vorbei nach draußen. Einige wurden von Androiden begleitet, die ihr Gepäck zu einem Taxi trugen, andere wollten in die Stadt gehen.

Ein Hotelangestellter trat ihr entgegen. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«

Josephine lächelte. »Danke, aber ich werde im Restaurant erwartet.«

Als sie die Tür mit dem Glaseinsatz fast erreicht hatte, blieb sie kurz stehen, zupfte an ihrem Shirt und strich eine schwarze Locke aus dem Gesicht. Sie atmete tief durch und sah sich erneut prüfend um, ehe sie eintrat.

Diana saß an einem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes, vor sich ein zur Hälfte gefülltes Glas mit Mineralwasser. Als sie Josephine erblickte, hob die Blondine vorwurfsvoll ihre Augenbrauen, danach ihren linken Arm und deutete mit dem Zeigefinger auf ihre Armbanduhr. »Du kommst zehn Minuten zu spät, Josy.«

Josephine sank auf den gegenüberstehenden Stuhl und bemühte sich, ruhig zu atmen, obwohl es ihr sehr schwerfiel.

»Tut mir leid, aber ich wurde aufgehalten.«

Keinesfalls würde sie Diana erzählen, dass sie nicht genug Geld für ein Taxi besaß und gelaufen war. Das ließ ihr Stolz einfach nicht zu.

Der prüfende Blick der älteren Schwester ruhte auf ihrem Gesicht. »Du wirkst abgehetzt. Ist alles OK bei dir?«

Josephine schob lässig den Schutz über der im Tisch eingelassenen Getränke- und Speisekarte zur Seite, ehe sie sich darüber beugte, um so dem Blick ihrer Schwester auszuweichen. Diana hatte sie schon immer schnell durchschauen können.

»Ja, es ist alles in Ordnung«, behauptete Josephine.

»Ärger mit Paul?«

Nach einem kurzen Druck auf den Button für »Whisky mit Cola« schnaubte Josephine und zuckte mit den Schultern. »Ich habe immer Ärger mit Paul. Jeden Tag frage ich mich aufs Neue, wie ich damals so blöd sein konnte, diesen Ehevertrag zu unterschreiben.«

»Du warst jung, verliebt, naiv und geblendet von dem, was Paul dir bieten konnte.«

Josephine nickte und seufzte. »So ist es und jetzt stehe ich da und muss mich mit dem begnügen, was er mir an Brotkrumen zuwirft.«

Diana beugte sich nach vorne. »Geht es dir finanziell schlecht? Ich könnte dir …«

Ihre Schwester hob erst den Blick und danach abwehrend beide Hände. »Oh, nein, mach dir keine Sorgen, aber dennoch danke für dein Angebot«, behauptete sie schnell. »Ich komme schon klar.« Sie atmete einmal tief durch. »Außerdem sieht mein Anwalt durchaus Chancen, dass ich zumindest eine nicht unbeträchtliche Abfindung bekommen könnte. Ich habe am Montag deswegen einen Termin bei ihm.«

Ein Android trug ein Tablett mit einem breiten Glas darauf heran. Er deutete eine leichte Verbeugung an. »Whisky – Cola?«

Josephine nickte. »Das ist für mich. Danke.«

Diana hob verwundert ihre feingeschwungenen Augenbrauen. »Seit wann trinkst du harte Sachen, Josy?«

Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. »Manchmal ist mir danach. Entschuldige mich kurz.« Sie erhob sich und machte sich auf den Weg zum Waschraum. Dabei schweifte ihr Blick über die Gäste an den anderen Tischen.

Ob er hier war?

Ein Paar mittleren Alters war in ein angeregtes Gespräch vertieft, an einem anderen Tisch saß eine Blondine und wartete, ungeduldig auf die Uhr sehend, auf jemanden, der sich offensichtlich verspätete, und an einem weiteren Tisch beugte sich der dort sitzende Mann gerade zum Boden der von ihr abgewandten Seite. Vermutlich war ihm etwas heruntergefallen, was er aufheben wollte.

Im Waschraum lehnte sie sich gegen die kühle, gekachelte Wand. Sie musste sich beruhigen. Diana hat zwar längst bemerkt, dass etwas nicht stimmt, aber sie darf nicht erfahren, dass ich Angst habe, dachte sie.

Der silberne, etwa zwei Zentimeter große Earycator an ihrer linken Schläfe vibrierte, um die Ankunft einer neuen Nachricht anzuzeigen. Gleichzeitig blinkte auch der Stein ihres Earycator-Rings kurz rot auf. Das bedeutete, dass es sich nur um eine Textnachricht ohne Bild handelte.

Zögerlich hob Josephine den Arm. Sollte sie sich durch einen leichten Druck gegen den Earycator die Nachricht vorlesen oder sie durch einen Druck auf den Stein des Rings auf die Kacheln an der Wand werfen lassen?

Sie ahnte von wem diese Nachricht stammte, denn es handelte sich um die dritte Textnachricht von ihm, seit sie ihre Wohnung verlassen hatte.

Die Erste lautete: »Gut siehst du heute wieder aus

Wenige Minuten später schrieb er: »Ich liebe es, wie dein Hintern beim Gehen wackelt

Die Nachricht beunruhigte sie so sehr, sodass sie sich immer wieder prüfend umgesehen hatte. Sie bemerkte jedoch nichts Auffälliges. Erneut vibrierte der Earycator, um sie an die noch nicht abgerufene Nachricht zu erinnern.

Josephine sah sich im Waschraum um, kontrollierte die Türen zu den Toiletten. Nachdem sie sicher war allein zu sein, drückte sie gegen den Earycator und befahl mit zitternder Stimme: »Vorlesen!«

Mit monotoner Stimme sagte der Computer: »Trägst du heute die sexy apricotfarbene Spitzenunterwäsche?«

Josephines Atem beschleunigte sich mit einem Mal und sie musste sich am Waschbecken abstützen. Schwindel erfasste sie. Wer war dieser Kerl? Er kannte nicht nur die Nummer ihres Earycators und ihres Tefercoms, sondern anscheinend sogar ihre Unterwäsche.

Vielleicht ist es jemand, der von Paul angeheuert wurde, damit er mir Angst macht. Möglicherweise hofft mein blöder Ex, dass ich aus Furcht vor den Drohungen hier alles aufgebe und zu Diana nach Beldan gehe. Ich bin aber nicht so dämlich, wie er glaubt. Ich weiß, dass ich von diesem Planeten aus nichts mehr tun kann, um meine Abfindung zu bekommen. In diesen Dingen gibt es leider noch keine Verträge zwischen Terrya und Beldan.

Josephine hielt rasch ihre Hände unter den Wasserhahn und befahl: »Kaltes Wasser!«

Ihre Stimme zitterte immer noch. Sie musste sie unbedingt unter Kontrolle bekommen, ehe sie zu Diana zurückkehrte. Kaltes Wasser strömte aus dem Hahn und lief über ihre Haut. Dieser Kerl wollte sie ängstigen, nichts weiter. Wenn er ihr etwas antun wollte, so hätte er es längst getan. Wahrscheinlich machte es ihn an, wenn er ihre Angst sah, und das genügte ihm.

Der Wasserstrahl versiegte, als sie ihre Hände zurückzog. Sie hielt die Finger unter den Trockner, aus dem sofort warme Luft über ihre Haut strömte. Danach atmete sie noch einmal tief durch, ehe sie mit einem aufgesetzten Lächeln den Waschraum verließ.

Auf dem Weg zurück zu ihrem Platz blickte sie sich noch einmal verstohlen um. Die Blondine saß nun in Begleitung eines Mannes am Tisch. Der Mann, der sich zur Seite gebeugt hatte, als sie zum Waschraum ging, war verschwunden.

Josephine setzte sich, lächelte Diana an und trank einen Schluck. Der ungewohnte Alkohol brannte trotz der Mischung mit der Cola in ihrer Kehle. Dennoch nahm sie einen zweiten, danach einen dritten Schluck. Das Brennen ließ nach.

Dianas prüfender Blick lag immer noch auf ihr. »Willst du mir nicht endlich sagen, was los ist, Josy? Und komm mir jetzt nicht wieder mit der Nummer, dass es nur wegen Paul ist. Du zitterst, bist total hektisch und du trinkst.«

Josephine stellte das Glas ab. »Es ist wirklich nichts.«

»Okay, wenn du es mir nicht sagst, verschiebe ich meinen Flug.«

»Nein, bitte nicht.« Josy leerte das Glas in einem großen Schluck. Sie spürte, wie sich Wärme in ihr ausbreitete. Der Alkohol stieg ihr jedoch bereits in den Kopf, denn außer einem Toast zu Mittag hatte sie noch nichts gegessen. Ihr war klar, dass Diana keine Ruhe geben und am Ende wirklich ihren Flug verschieben würde. Deshalb entschied sie, ihr alles zu erzählen. Sie holte tief Luft. »Mich belästigt irgendein Typ. Er schickt mir dauernd Botschaften, weiß über Dinge Bescheid, die nicht jeder wissen kann.«

»Zum Beispiel?«

»Er kennt meine Unterwäsche.« Josephine wedelte mit der rechten Hand in der Luft herum. »Ich … vermute, Paul hat ihn engagiert, um mich einzuschüchtern.«

»Hast du schon die Polizei eingeschaltet?«

Josephine schüttelte den Kopf. »Nein. Was sollen die denn machen? Er tut mir nichts, schickt mir lediglich Nachrichten übers Tefercom oder über meinen Earycator.«

Dianas Blick verweilte auf der Speisekarte. »Ich denke, ich nehme ein Steak. Wie steht es mit dir?«

Josephine dachte an ihren Kontostand. Ihr Computer hatte ihr gesagt, dass sie noch zweiundsiebzig Dollar und neunzig Cent besaß. Mit diesem Geld würde sie noch dreizehn Tage auskommen müssen.

»Ich bin nicht hungrig.«

»Ich lade dich ein und bestehe darauf, dass du isst«, bestimmte Diana, während sie entschieden ein zweites Mal auf den Button für das Steak drückte. »Um auf den Kerl zurückzukommen, der dich belästigt: Du solltest unbedingt zur Polizei gehen, denn wenn er von Paul angeheuert wurde, hast du etwas gegen deinen Exmann in der Hand. Ich glaube, man nennt das Nötigung. Außerdem kennst du doch jemanden bei der Polizei. Wie war noch sein Name? Wende dich an ihn.«

»Nein«, wehrte Josephine ab, ohne auf die Frage nach dem Namen einzugehen. »Nein, ihn werde ich auf gar keinen Fall belästigen. Im Übrigen arbeitet er in einer anderen Abteilung. Lass uns jetzt bitte das Thema wechseln, ja?«

 

Mitternacht nahte bereits, als sich die ungleichen Schwestern am Eingang des Hotels voneinander verabschiedeten und Diana fragte: »Bist du ganz sicher, dass ich dir kein Taxi rufen soll?«

Josephine nickte, stellte aber sofort fest, dass dies ein dummer Fehler war. Der Alkohol aus dem Whisky und den beiden Gläser Wein, die sie zum Essen getrunken hatte, machten sie schwindelig.

»Die frische Luft wird mir sicher gut tun. Außerdem ist es gar nicht so weit. Vielleicht vierzig Minuten, wenn ich stramm gehe.«

Diana zog die Augenbrauen in die Höhe und musterte die jüngere Schwester einmal von oben nach unten und wieder zurück. »Stramm gehen? Bei deinem Alkoholpegel?«

Josephine wusste, dass Diana recht hatte. West Park Village lag etwa vier Kilometer vom Belmond-Hotel entfernt und sie würde es auf keinen Fall in vierzig Minuten schaffen. Statt einer Antwort umarmte sie die Schwester jedoch und wünschte ihr eine gute Heimreise nach Beldan, ehe sie so gerade wie möglich davon ging.

Kaum war sie um eine Ecke gebogen, blieb sie an einer Laterne stehen. Alles drehte sich leicht vor ihren Augen und ihr war etwas übel. Josy seufzte. Sie hätte einwilligen und sich von einem Taxi nach Hause bringen lassen sollen, aber ihr verdammter Stolz verbot ihr, Geld von der Schwester anzunehmen. Jetzt war es zu spät.

Langsam und tief durch den Mund ein und ausatmen, befahl sie sich selbst in dem Moment, in dem ihr Earycator vibrierte und der Stein rot aufleuchtete. Automatisch drückte sie gegen das Gerät und befahl: »Nachricht vorlesen!«

»Fühlst du dich nicht gut? Soll ich kommen, um dich zu holen, kleine Josy? Ja, ich hole dich zu mir. Für immer!«

Josephine stieß einen unterdrückten Schrei aus. Sie klammerte sich an die Laterne und sah sie sich panisch um, aber da war niemand. Die Straße war ausnahmsweise menschenleer.

Sie blickte nach oben, doch nicht einmal auf den Flugebenen war etwas los. Immer wieder Blicke über die Schultern werfend lief sie los, stolperte, knickte um und stürzte auf die Knie. Ein scharfer Schmerz fuhr ihr bis in den rechten Oberschenkel.

»Au!« Josy verzog vor Schmerz das Gesicht, Übelkeit stieg in ihr auf. Sie schaffte es gerade noch, wieder auf die Füße zu kommen, ehe sie sich mitten auf den Gehsteig übergab.

Angewidert zog sie danach ein Papiertuch aus der Handtasche, mit dem sie sich den Mund abwischte. Als sie es in den Müllzerkleinerer werfen wollte, der neben einer Laterne stand, merkte sie, dass sie mit dem rechten Fuß kaum auftreten konnte. »Verdammter Mist!«

Da sie erst wenige Minuten unterwegs war, lag sicherlich noch eine Strecke von etwa einer Dreiviertelstunde vor ihr.

Unter normalen Umständen war das kein Problem, aber mit dem schmerzenden Fuß konnte sie es unmöglich schaffen.

Sie zog die Schuhe aus, versuchte, barfuß zu laufen, doch auch das klappte nicht. Josy seufzte, als ihr klar wurde, dass ihr keine andere Wahl blieb als zu tun, was sie eigentlich vermeiden wollte.

Sie humpelte zu einer Laterne, in die ein rot leuchtender Taxirufknopf eingelassen war. Nachdem sie sich noch einmal umgesehen hatte, drückte sie darauf.

Diese Anlagen waren mit der Hauptzentrale der Taxigesellschaften in der Stadt verbunden. Diese würde nun der Taxifahrer informieren, der ihrem Standort am nächsten war.

Es dauerte nicht mal eine Minute, ehe ein Taxi aus der zweiten Ebene zu ihr herabsank. Auf der hinteren Tür der Beifahrerseite prangte eine große Palme, auf der vorderen Tür war eine Sonne zu sehen. In leicht gebogener Schrift stand über der Sonne das Wort »Tropical«, unter der Sonne »Club«.

Das Fahrzeug hielt jedoch nicht neben ihr, sondern halb auf der mittleren der drei Fahrspuren. Glaubte der Kerl, sie würden über die halbe Straße laufen, um zu seinem Fahrzeug zu gelangen?

Fast schien es so, denn der Wagen stand dort und wartete.

Schließlich stieß Josephine einen Seufzer aus. Sie humpelte zu dem Fahrzeug, öffnete die hintere Tür und sank erleichtert ins Polster. »Fahren Sie mich bitte zur Sherman Road dreizehn-vierundneunzig«, sagte sie.

Lautlos hob das Taxi vom Boden ab.

 

2. KAPITEL

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MONTAG, 16. MAI, 6 UHR

 

Journalist Daniel Carpenter war zurzeit nicht das, was man einen glücklichen Menschen nannte. Seine Freundin verließ ihn vor zwei Wochen, nachdem sie herausfand, dass er versucht hatte, ihrem Lieblingsschauspieler krumme Geschäfte nachzuweisen. Es wäre vermutlich die Story seines Lebens geworden, zumal seine Beweise stichfest waren, doch der Mistkerl merkte, dass er hinter ihm her war.

Sofort schaltete er seinen Anwalt ein und dieser erwirkte eine Unterlassungsklage.

Seitdem durfte Daniel sich ihm nur noch bis auf eine Entfernung von fünfhundert Meter annähern. Eine Distanz, die es ihm unmöglich machte, seine Recherchen weiterzuführen.

Die Story war damit geplatzt. Seine Beziehung endete kurz danach und nun drohte sein Boss Mr. Rivers damit, ihn rauszuwerfen, wenn er nicht bald eine Geschichte brachte, die die Klicks der Leser in die Höhe trieb. Auch der lokale Fernsehsender, für den er ab und zu einen Bericht erstellte, war im Moment nicht gut auf ihn zu sprechen, weil er nichts Spannendes zu bieten hatte. Doch was konnte er dafür, wenn ihm die Kollegen stets die interessanten Storys vor der Nase wegschnappten?

Seit das Damoklesschwert der Entlassung über seinem Kopf schwebte, verbrachte Daniel die meiste Zeit des Tages und der Nacht damit, umherzustreifen, immer in der Hoffnung, irgendwo Informationen zu bekommen, die zu einer guten Story führten. Was er brauchte, war eine Superstory.

Etwas, worüber er ganz exklusiv berichten konnte.

Unruhig warf Carpenter sich auf die andere Seite. Er fühlte sich hundemüde, konnte jedoch nicht schlafen, weil zu viele Gedanken durch seinen Kopf geisterten. Wenn er nicht bald eine umwerfende Idee hatte, konnte er sich nicht einmal mehr dieses kleine Studentenappartement im Wohngebiet Battleground leisten. Am Ende blieb ihm vielleicht nur, Tante Amanda darum zu bitten, ihn in der Einliegerwohnung ihres Hauses in Fenwick Roses wohnen zu lassen. Das aber wollte er keinesfalls.

Die allerletzte Lösung wäre, in eine der Behausungen in Tomley, dem verrufensten Stadtteil von Harrington, zu ziehen, aber das wollte er erst recht nicht.

Darüber sollte ich jetzt wirklich nicht nachdenken, denn wenn ich das tue, kann ich erst recht nicht mehr schlafen, sagte er zu sich selbst. Wenn ich aber unausgeschlafen bin, kann ich nicht denken, und wenn ich nicht denken kann, kann ich nicht schreiben. Er schloss die Augen und versuchte, seinen Kopf freizubekommen.

Im gleichen Moment vibrierte sein auf dem Nachttisch liegender Earycator, um die Ankunft einer Nachricht anzuzeigen, der Stein an seinem Ring leuchtete rot auf. Sofort riss Daniel die Augen auf. Er griff nach dem kleinen Hörstöpsel und setzte ihn ein. Danach nahm er den Earycator zwischen Daumen und Zeigefinger, drückte ihn kurz und befahl: »Vorlesen!«

Er blinzelte, als er hörte, was ihm ein Unbekannter geschrieben hatte: »Hi, Daniel, suchst du immer noch nach der Story? Ich biete sie dir, aber nur, solange du nicht versuchst herauszufinden, wer ich bin. Interessiert? Dann fahr zum Spielplatz im Keldaran–Park.«

Er ließ sich die Nachricht ein zweites Mal vorlesen. Erlaubte sich da jemand einen Scherz mit ihm? Vielleicht sollte er die Nummer zurückverfolgen. – Nein, es war am besten, erst dem Hinweis nachzugehen. Sollte es sich um einen Fake handeln, so konnte er immer noch versuchen herauszufinden, welcher Witzbold hinter der Sache steckte.

Daniel sprang aus dem Bett und verließ wenige Minuten später sein Appartement.

Sanft strichen seine Finger über die sonnengebräunte Haut der Frau, die sich neben ihm auf den linken Ellenbogen stützte. Seine rechte Hand umfasste die volle Brust und streichelte mit dem Daumen über die Brustwarze, die sich sofort verhärtete.

Am linken Ohrläppchen spürte er ein sanftes Knabbern, ihr Atem strich über sein Ohr, ließ einen wohligen Schauer über seinen Rücken laufen und eine Erektion anschwellen. Seine Hände streichelten über ihren Bauch abwärts und schoben sich in den Slip. Er spürte ihre Wärme und Weichheit.

Ein Seufzen drang an sein Ohr, das jedoch plötzlich zu einem durchdringenden Piepen wurde.

Michael Thanner knurrte, warf sich auf die linke Seite und zog das Kissen über den Kopf. Der Ton blieb, wurde nun unterstützt von einer weiblichen Stimme, die in einem fort verkündete: »Chief Commander Levlingston ruft an!«

Thanner blinzelte. Er öffnete endlich die Augen und setzte sich auf. Sein Blick fiel auf die benachbarte Bettseite. Sie war leer. Natürlich! Lania, die Frau, die er in elf Tagen heiraten würde, zog es ja vor, die letzten sechs Wochen im Haus ihrer Eltern zu verbringen. Zum Glück war es bald vorbei und sie würde wieder neben ihm liegen.

Die Computerstimme seines Tefercoms drängte in einem fort, indem sie die gleichen Worte wiederholte.

Thanner blickte auf die Uhr. Halb sieben, eine halbe Stunde vor seiner üblichen Aufstehzeit. Er gähnte, rieb sich fest über das Gesicht, um den Schlaf zu vertreiben. »Ohne Bild annehmen«, befahl er. Der Chief Commander musste ihn nicht in der Unterhose und mit verschlafenem Gesicht sehen.

»Guten Morgen, Captain Thanner. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt«, hörte er fast augenblicklich die Stimme von Space Police Chief Commander Levlingston.

»Guten Morgen, Chief Commander Levlingston.« Michael ignorierte die letzte Bemerkung. »Ehe Sie fragen: Ihr Angebot ehrt mich, doch ich lehne es weiterhin ab. Ich heirate am achtundzwanzigsten Mai und ich weiß, dass der Job bei den Space Eagles Gift für die Ehe ist. Die Scheidungsrate ist leider enorm hoch. Sie sehen, dass mir die Statistiken hinreichend bekannt sind.«

»Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Ihre Ehe. Hören Sie mir trotzdem erst mal zu, Captain. Wir sind sehr an einer Zusammenarbeit mit Ihnen interessiert. Deshalb erhöhen wir unser Angebot noch einmal. Wir bieten Ihnen Gehaltsstufe sieben an, dazu drei Monate Urlaub und ein einhundertdreißig Quadratmeter großes Appartement in West Park Village. Denken Sie darüber nach, sprechen Sie mit Ihrer zukünftigen Frau.«

»Das wird nicht nötig sein. Es ehrt mich, dass Sie so sehr an einer Zusammenarbeit interessiert sind, aber meine Entscheidung ist gefallen und ich muss Ihnen leider eine Absage erteilen. Tut mir leid, Chief Commander.«

»Ich gebe Ihnen eine Woche Bedenkzeit und melde mich dann erneut. Einen schönen Tag, Captain Thanner.«

»Das Gespräch wurde beendet«, meldete der Computer.

Michael seufzte. Kurz, nachdem Lania zu ihren Eltern gezogen war, erhielt er das erste Angebot, die Leitung einer Space Eagles Einheit zu übernehmen. Diese spezielle Einheit der Polizei war im Weltraum unterwegs und bearbeitete Fälle auf den verschiedenen Planeten.

Auf einem Raumschiff der Space Eagles zu arbeiten, war sein Traum, seit er ein Junge war. Damals feierten die Space Eagles irgendein Jubiläum. Er fuhr mit seinem Vater und seinem älteren Bruder Clayton zum Edward-Thomsen-Flughafen und Shuttlebahnhof, durfte dort ein Raumschiff dieser Spezialeinheit besichtigen und mit anderen Jungs zusammen dem Captain in der Mensa Fragen stellen.

Levlingstons Angebot war deshalb sehr verlockend. Gäbe es nicht Lania, er nähme den Posten sofort an.

Wie würde sie reagieren, wenn sie erführe, dass man ihm gerade ein riesiges Appartement im teuersten Vorort von Harrington angeboten hatte? Lania war eine vernünftige Frau und Michael ganz sicher, dass sie nicht auf ein solches Lockangebot hereinfallen würde.

Er erhob sich, verließ das Schlafzimmer und durchquerte die fensterlose Diele. Links war der Zugang zu seinem Wohn – und Esszimmer, an das sich L-förmig die große, offene Küche anschloss, zu der es auch einen eigenen Zugang gab.

Michael schaltete die Kaffeemaschine ein, doch sofort meldete sich der Küchencomputer. »Auftrag ausführen nicht möglich, da kein Kaffeemehl mehr vorhanden ist.«

Thanner seufzte. »Wieso steht es dann nicht auf der Liste?«

»Es steht auf der Liste, aber Lieferung des Marktes ist heute wegen des Feiertages Ferro Vengusiran nicht möglich«, erwiderte der Computer.

Genervt verließ Michael die Küche. An Schlaf war jetzt ohnehin nicht mehr zu denken. Da konnte er sich ebenso gut fertigmachen und ins Präsidium fahren. Er duschte und hatte sich gerade angezogen, als das Tefercom einen Anruf meldete. »Clayton ruft an!«

Michaels älterer Bruder leitete als Lieutenant die Nachtschicht der Mordkommission, auch Sektion Zwölf A, der Michael im Tagdienst vorstand.

»Annehmen! – Morgen, Clay. Was gibt es?«

»Morgen, Mike. Ich rede gar nicht lange drumherum. Zieh dich an und komm in den Keldaran–Park. Hier liegt eine Frauenleiche im Sandkasten. Sieht nicht sehr hübsch aus. Das Team und ich sind schon dort. Bis später.«

»Das Gespräch wurde beendet«, meldete der Computer.

Michael zögerte nicht. Er legte den privaten, silbernen Earycator und den dazu gehörenden Ring in die kleine Schatulle, die er in seine Hosentasche schob und befestigte den dienstlichen Earycator, der in jeder Branche goldfarben war, an seiner linken Schläfe. Nachdem er den dazugehörenden Ring übergestreift hatte, machte er sich auf den Weg.

Seine Schritte hallten, als er dort vorbei eilte, wo sich bis vor drei Tagen noch die Modulwohnung des Nachbarn befunden hatte. Jetzt war sie verschwunden, das Einschubloch in der Wand mit einer schweren Eisenplatte verschlossen.

Einen Moment später erreichte Michael den Aufzug. Er drückte auf den Rufknopf für den Turbolift, dessen Türen sich im gleichen Moment lautlos öffneten. Er trat ein. »Sechste Etage.«

Während der Aufzug von der fünfunddreißigsten Etage abwärts fuhr, dachte Thanner an die Informationen seines Bruders. Man hatte eine Frauenleiche im Sandkasten des Keldaran–Parks gefunden. Das war ungewöhnlich, da die Spielplätze, soweit ihm bekannt war, mit hohen Zäunen und Toren gesichert waren.

Genaues wusste er darüber nicht, obwohl er eine Tochter besaß. Sie lebte jedoch bei ihrer Mutter und er sah sie selten.

Er vermutete aber, dass man eine Berechtigungschipkarte benötigte, um das Tor öffnen zu können.

Der Lift hielt und Thanner eilte zu seinem Fahrzeug, einem eigentlich roten Dellamer Kombi, dessen viele in verschiedenen Rottönen überpinselten Lackschäden und den beiden Dellen darauf hinwiesen, dass der Wagen auch schon bessere Tage gesehen hatte. Doch noch fuhr er und er würde es noch für eine ganze Weile tun müssen.

Rasch presste er seinen rechten Daumen auf das Scanfeld an der Fahrertür. Ein huschender Lichtstrahl tastete die Linien seines Fingers ab, ehe sich mit einem dezenten Klacken die Türen entriegelten. Während er den Motor startete, sagte der Bordcomputer: »Bitte nennen Sie mir Ihr Ziel.«

»Keldaran–Park. Dies ist ein Polizeieinsatz!«, antwortete er, während er bereits zur Ausfahrt fuhr.

»Bitte steigen Sie zur neunten Ebene auf.«

Die neunte Ebene war die Rettungsebene. Ihre Benutzung war allen anderen Verkehrsteilnehmern verboten, aber natürlich hielt sich nicht jeder daran.

Der Kombi näherte sich dem Ausgang. Die Rampe und die Heckflügel an Michaels Wagen klappte sich gleichzeitig aus, die Räder ein. Der Wagen stieg über die siebte und achte Flugebene hinauf in die neunte.

Michael gab Gas, fädelte sich in den Verkehr ein.

Der Keldaran-Park lag im östlichen Teil Harringtons. Von Michaels Wohnort Devon aus war es beinah nur ein Katzensprung bis dorthin. Um zum Parkeingang zu gelangen, musste er allerdings eine kleine Schleife über die Stadt ziehen, in der gestern alle das neridamianische Maskenfest, auch Baschara-Fest genannt, feierten.

Auf Neridamus Fünf, einem Planeten, der eine Sechs-Tage-Reise entfernt lag, beendete dieses Fest den Winter, der dort bis in den Mai hinein dauerte, und läutete den Frühling ein. Dieser begann um Mitternacht mit dem Feiertag Ferro Vengusiran.

Schon vor langer Zeit war dieses Fest von Neridamus Fünf nach Terrya gekommen und zählte inzwischen zu den festen Feiertagen. Alle zogen in Fantasiegewändern singend und tanzend durch die Straßen, verbargen ihre Gesichter hinter gruseligen Masken.

Dass der Frühling im Süden Emarias bereits Ende März begann, tat der Feierlaune keinen Abbruch an. Dazu kam, dass der Tag nach dem Baschara – Fest ein Feiertag war, an dem alle Geschäfte für einen Tag und die Schulen für eine ganze Woche geschlossen blieben. Ein extra freier Tag für alle, die nicht, wie Michael, in einer Branche arbeiteten, in der so etwas keine Rolle spielte.

Bei seiner Schleife sah Michael den Müll, den die Feiernden überall hinterlassen hatten. Manche Straßenzüge sahen schlimm aus und bescherten der Stadtreinigung eine Menge Arbeit.

Er entdeckte deren Fahrzeuge, die sich langsam durch die Straßen schoben, um die Ansehnlichkeit der Stadt wiederherzustellen. Michael konzentrierte sich wieder auf den Verkehr.

Er senkte den Wagen von einer Ebene zur nächsten ab, bis er die Straße erreichte.

 

Der Keldaran-Park war die grüne Idylle inmitten des Mollochs aus Stahl und Beton. Dort gab es zwei Spielplätze, Sitzgelegenheiten unter den Bäumen, mehrere Kioske, um sich mit Eis und anderen Dingen zu versorgen, eine eingezäunte Fläche für die Vierbeiner und viele Rasenflächen, auf denen sich im Sommer die Städter tummelten, die keinen Balkon ihr Eigen nannten.

Michael fuhr langsam an der Mauer des Parks vorbei, an der im Abstand von etwa zehn Metern Sitzbänke standen.

Fast alle waren belegt, doch nicht nur die Obdachlosen lagen dort, sondern ebenso Personen, die nach dem Baschara-Fest ihren Rausch ausschliefen. Auch hier entdeckte er überall leere Flaschen, Tüten und Fast-Food-Schachteln, platt getretene Luftschlangen, buntes Konfetti und viele andere Dinge.

Vor dem geöffneten Eingang zum Park drosselte Michael die Geschwindigkeit weiter herunter und fuhr im Schritttempo durch das Tor. Daneben saß der Obdachlose, den alle Silly Billy nannten, auf dem Boden und schlief. Der speckige Hut lag offen neben ihm für den Fall, dass ein mitleidiger Mensch eine Münze hineinwerfen wollte. Michael hatte dies schon manches Mal getan, dem Mann aber auch hin und wieder ein Brötchen beim Bäcker gekauft. Immer hatte der Alte dies mit einem freundlichen Lächeln und Dankesworten quittiert.

Auf dem Rasen rechts und links neben dem geteerten Weg lagen ebenfalls Personen, die ihren Rausch ausschliefen und offensichtlich noch nicht mitbekommen hatten, was hier gerade vor sich ging.

Der Weg gabelte sich nach etwa dreißig Metern. Ein uniformierter Polizist nickte ihm freundlich zu und wies nach links. Michael lächelte ihn an. Er folgte dem Pfad, der gerade breit genug für ein Fahrzeug war, bis zu einer elektronischen Absperrung.

Der Spielplatz war von hier aus immer noch etwa zweihundert Meter entfernt. Um Schaulustige fernzuhalten, waren um das ganze Gelände gelbe Stäbe in den Boden gesteckt worden, die über Sensoren miteinander verbunden waren. Die an den Seiten angebrachten kleinen, roten Lampen leuchteten und zeigten damit an, dass die Sperren aktiviert waren und eine unsichtbare Strombarriere zwischen ihnen bestand. Wer es dennoch wagte, die Stäbe zu passieren, der riskierte ernstzunehmende Stromschläge.

An einer Stelle stand ein Polizeibeamter, der die Fernbedienung besaß, mit der er die Stromzufuhr ein oder ausschalten konnte, um die Kollegen oder auch den Leichenwagen hindurchzulassen.

Thanner parkte den Wagen an der Seite auf dem Rasen und stieg aus. Die Türen verriegelten sich nach zehn Sekunden automatisch.

Der Blick des Captains huschte interessiert umher. Er war erstaunt darüber, wie viele Schaulustige sich trotz der frühen Morgenstunde eingefunden hatten. Viele waren jedoch verkleidet, sodass er vermutete, sie könnten auf dem Heimweg gewesen sein. Sie alle hielten respektvollen Abstand zu der Absperrung, reckten jedoch die Hälse in der Hoffnung, einen Blick auf irgendwas zu erhaschen.

Als sich ein Mann aus dem Pulk löste, stieß Thanner einen leisen Seufzer aus.

»Als ob der Tag nicht schon schlimm genug angefangen hätte«, murmelte er, als sich ihm Daniel Carpenter, Journalist bei der Harrington News, näherte.

»Guten Morgen, Captain Thanner, können Sie mir und den Lesern der Harrington News schon irgendetwas sagen?«, fragte der Reporter diensteifrig.

Seine wässrig-blauen Augen richteten sich sensationsgierig auf Michael, während er ihm den goldenen Earycator-Ring mit der eingeschalteten Diktierfunktion fast ins Gesicht drückte.

Thanner schob den Arm rigoros fort und beobachtete, wie der Kollege die Stromzufuhr an den Hauptstäben für einen Moment unterbrach.

»Ich bin selbst gerade erst angekommen, Mr. Carpenter, aber vielleicht können Sie mir schon etwas erzählen. Zum Beispiel, welches Vögelchen Ihnen als einzigem Journalisten gezwitschert hat, dass hier etwas passiert ist.«

An zwei Stäben, die den Weg blockierten, erloschen die Lichter als Zeichen, dass man nun gefahrlos zwischen ihnen durchgehen konnte. Mit wenigen Schritten gelangte Thanner auf die andere Seite, während sein Kollege Carpenter am Arm festhielt, als dieser ihm folgen wollte.

»Ich wette, Sie wissen was!«, schrie Carpenter ihm nach, doch Michael drehte sich nicht einmal um, sondern ging auf den Spielplatz zu.

Bald schon sah er den drei Meter hohen Zaun vor sich aufragen. Etwa dreißig Zentimeter waren am oberen Ende nach außen gebogen und mit scharfen Spitzen versehen, um Unbefugte daran zu hindern, heimlich darüber zu klettern.

Er sah Labor-Detective Elsie Jones, die sich gerade bückte, um eine weitere, kleine, elektronische Marke zu platzieren. Die Menge, die bereits überall verteilt war, zeugte davon, dass sie viele Spuren gefunden hatte. Die Frage war nur, wie viel sie davon später tatsächlich gebrauchen konnte.

Sie ging langsam weiter, beugte ihren Kopf mit den kurzen, karottenrot gefärbten Haaren nun über etwas, das sich auf dem Rasen unmittelbar neben dem Weg befand.

»Hierher, Jim!«, rief sie und ein kleiner Roboter, Sniffer genannt, der bisher wartend auf dem Weg gestanden hatte, rollte herüber.

Die Sniffer waren etwa sechzig Zentimeter große Roboter auf Räder und stellten nicht nur für die Kollegen aus dem Labor eine unverzichtbare Hilfe dar. Sie konnten fotografieren, katalogisieren, Spuren »erschnüffeln« und Flüssigkeiten einer Schnellanalyse unterziehen. Für den Transport von Beweisen bewahrten sie in ihren »Bäuchen« etliche Boxen unterschiedlicher Größe auf. Die richtige Größe konnten sie mithilfe ihrer Sensoren ermitteln.

Ihre »Namen« waren normalerweise Nummern, die oberhalb der Klappe eingebrannt waren, doch viele Einheiten verpassten ihren Roboterkollegen richtige Namen. Im Polizeilabor von Harrington hießen sie: Jim, James, Jack, Josh, Jay und John.

Als Elsie sich zu Jim umdrehte, entdeckte sie Michael und hob grüßend die Hand. Dabei lächelte sie kurz.

Thanner lächelte ebenfalls. Er betrachtete sich das unversehrte Schloss des Tores, ehe er hindurchging. Dann blieb er stehen, um die Szene in sich aufzunehmen.

Die Frauenleiche lag im Sandkasten, dessen Ränder mit breiten Holzbohlen eingefasst waren, die auch als Sitzfläche dienen konnten. Man hatte einen ausfahrbaren Metallweg links neben der Toten von einer Seite zur anderen gelegt, um eventuell vorhandene Spuren im Sand nicht zu zerstören.

Elsies Kollege, Labor-Captain Pete Hollister untersuchte den Boden um die Leiche herum auf der Seite ohne Metallweg, während der Pathologe Dr. Hamilton sich auf der anderen Seite über die Tote beugte. In seiner Hand hielt er ein Gerät, das an einen Stift erinnerte und grün leuchtete. Damit fuhr er langsam vom Hals abwärts über den Körper der Frau.

An verschiedenen Stellen änderte sich die Farbe von Grün zu Rot und danach wieder zurück. Neben ihm wartete ein kleiner Sniffer darauf, Insekten, deren Maden oder Puppen aufzunehmen und zu konservieren.

Nicht weit entfernt beobachteten Clayton und Detective Dean Rodman den Pathologen bei der Arbeit. Michael gesellte sich zu ihnen, wünschte einen guten Morgen und ließ den Blick über die Leiche und dann auch über die Umgebung schweifen. Die silbrige Fläche der Rutschbahn glänzte im Licht der Morgensonne. Ihm fiel auf, dass die Schaukelgerüste ohne Schaukeln waren.

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Leiche zu. Sie lag auf dem Rücken, ihr Kopf fehlte, die Oberschenkel der ausgestreckten Beine waren mit Blut beschmiert. Ihre zehenlosen Füße lagen gerade nebeneinander auf den Fersen, die Hände waren wie zum Gebet unterhalb des Bauchnabels gefaltet, jedoch so, dass sie die hässliche, etwa vier Zentimeter lange, wulstige Narbe auf der rechten Seite des Unterbauchs nicht verdeckten. Die rechte Hand lag dabei so, dass Michael die Stümpfe sehen konnte, wo der Mörder ihr die ersten Fingerglieder abgetrennt hatte.

An ihrem linken Oberarm bemerkte er eine rechteckige Wunde mit geraden Rändern. Der Brustkorb war vom Sternum bis zum Nabel geöffnet und der Kopf einer Ratte darin platziert worden. Die toten Augen des Tieres starrten die Polizisten auf eine beinah ironische Art an.

Dr. Hamilton richtete sich auf und kam herüber. Sofort drehte sich sein Sniffer auf der Stelle und rollte ihm nach. »Ich würde sagen, sie starb vermutlich gestern Nachmittag zwischen zwölf und achtzehn Uhr. Genaueres kann ich erst nach der Autopsie sagen, spätestens aber, wenn das Getier untersucht wurde, das ich sicherstellen konnte.

Der Täter brachte die Frau nach ihrem Tod sehr schnell in die Lage, in der wir sie hier vor uns sehen. An den Hand – und Fußgelenken fand ich Verletzungen, die auf eine Fesselung mit einem starren Material hindeuten, vermutlich altmodische Handschellen.

Den Kopf, die ersten Fingergelenke und die Zehen amputierte er. Wahrscheinlich um Ihnen die Identifizierung zu erschweren, entfernte er den Patientenchip.«

Der Pathologe blickte sich um. »Er hat sie nicht hier getötet, denn dann sähe der Sand anders aus und die Möglichkeit einer Entdeckung wäre auch viel zu groß gewesen. Interessant finde ich, dass er ihre Oberschenkel mit Blut beschmiert hat. Den Grund kenne ich aber noch nicht.«

Michael deutete auf den rechten Oberarm. »Was ist mit dem fehlenden Hautstreifen?«

Dr. Hamilton zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, dass sie dort eine Tätowierung gehabt haben könnte. Weitere Informationen gibt es nach der Autopsie.« Er nickte noch einmal, ehe er davonging. Clayton sah ihm nach. »Wusstest du, dass Hamilton als Dozent an der Uni arbeitet, Mike?«

Michael nickte und Clayton gestand: »Bei seiner monotonen Art zu reden, würde ich vermutlich bei jeder Vorlesung einschlafen.«

»Fachlich gilt er aber als sehr kompetent«, sagte Dean.

Michael reagierte nicht. Sein Blick ruhte immer noch auf der Leiche und verweilte auf der Narbe und den blutverschmierten Oberschenkeln. »Er hat sich sehr bemüht, um uns die Arbeit zu erschweren. Wer hat sie eigentlich gefunden?«

»Eine Joggerin. Nach dem Fund schaffte sie es noch, den Notruf abzusetzen, ehe sie einen Nervenzusammenbruch erlitt. Sie schrie immer noch, als wir hier ankamen. Die Rettungseinheit hat sie vor etwa zehn Minuten in die Klinik gebracht. Monica ist bei ihr.«

Lieutenant Monica Simmons war Michaels Stellvertreterin und manchmal saß sie lange vor Dienstbeginn an ihrem Schreibtisch.

Es beruhigte Michael, dass sie bei der Joggerin war, denn Monica strahlte sehr viel Ruhe aus.

Michael näherte sich der toten Frau über den Metallweg.

Der Täter besaß wirklich Nerven, denn er hatte das Opfer regelrecht drapiert; etwas, das Zeit erforderte. In einer Nacht, in der überall Feiernde umherzogen, hatte er davon sicherlich nur wenig zur Verfügung gehabt. Das deutete auf eine große Kaltblütigkeit des Mörders hin. Er legte sein Opfer in Ruhe ab und verwischte danach seine Fußabdrücke, vermutlich mit dem großen Ast, der am Zaun lag, und dem Pete sich gerade näherte.

Nachdem Michael zu seinem Bruder zurückgekehrt war, blickte er nachdenklich auf den eisernen Kasten, der am Tor angebracht war.

»Wie kam er auf den Spielplatz? Das Schloss scheint mir unversehrt zu sein.«

Clayton nickte.

»Ja, das Schloss ist intakt, es gibt keine Anzeichen für Gewaltanwendung.«

»Du als Vater kennst dich doch damit bestimmt aus. Erzähl mir was über die Dinger«, bat Michael.

»Mmmh«, machte Clayton erst mal. »Ich weiß auch nur, dass es für diese Tore Berechtigungschipkarten gibt, aber als sie vor fünf Jahren das erste Mal eingesetzt wurden, hatten meine Kinder kein Interesse mehr daran, die Nachmittage auf einem Spielplatz zu verbringen. Außerdem wollten die Stadtväter damals, dass die Eltern für jedes Kind eine jährliche Pauschale von – ich glaube – zweihundert Dollar entrichten, damit es den Spielplatz benutzen darf. Niemand wollte so viel bezahlen. Wenn ich mich recht entsinne, ist diese Entscheidung irgendwann danach gekippt worden, aber da hatte Leanne mich bereits mit den Kindern verlassen.«

Michael seufzte. »Mit vereinfachten Worten: Du weißt auch nichts.«

Sein Bruder zuckte die Achseln. »Wie gesagt, man braucht eine Chipkarte, um den Spielplatz überhaupt betreten zu können. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich Gesindel hier herumtreibt, Spielgeräte zerstört und irgendeinen Schweinkram liegen lässt.«

»Schon klar, aber wenn das die einzige Möglichkeit ist, um in dieses Areal zu gelangen, dann können wir davon ausgehen, dass der Täter im Besitz einer solchen Berechtigungschipkarte ist. Er muss jemand sein, der problemlos in den Besitz der Karte seines Kindes, Neffen oder seiner Nichte gelangen kann«, sagte Michael. Als er sich umblickte, erfasste er die drei Kameras, deren Sucher sich auf den Spielplatz richteten. Das kleine, rot leuchtende Licht zeigte an, dass sie funktionsbereit waren.

Er grinste. »Der Mistkerl mag denken, er wäre schlauer als wir, aber er irrt sich. Über diese Kameras und die Chipkarte werden wir ihn erwischen, bevor du heute Abend wieder zum Dienst kommst.«

3. KAPITEL

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16. MAI, 8 UHR

 

Das Polizeipräsidium von Harrington war relativ niedrig und besaß nur zweiundfünfzig Stockwerke, die sich nach oben verbreiterten. Das Licht der Morgensonne spiegelte sich in den Fensterscheiben und ließ das Gebäude wie einen Diamanten funkeln. Michael hatte jedoch schon lange keinen Blick mehr für dieses trichterförmige Bauwerk übrig, das von den Harringtonern gern respektlos als »das größte Weinglas der Galaxie« bezeichnet wurde.

Die Ebenen zwei bis zehn waren Parkebenen, die auch über eine Zufahrt im Erdgeschoss erreicht werden konnten, falls die Flugebenen, zum Beispiel bei einem Sturm, gesperrt waren. Michael näherte sich dem Gebäude über die dritte Flugebene.

»Bitte visieren Sie Parkebene sieben an«, sagte der Bordcomputer.

Gehorsam, aber mit gedrosseltem Tempo zog Michael nach einem prüfenden Blick in den Rückspiegel den Wagen hoch und kam der Aufforderung nach.

Als er auf etwa fünfzig Meter herangekommen war, klappte sich die Landerampe aus, auf der er sicher aufsetzte. Hinter ihm schloss sie sich wieder. Wenig später hatte er seinen Wagen abgestellt und fuhr mit dem Turbolift in die neunundzwanzigste Etage hinauf, wo sich etliche Sektionen des gesamten Departements Zwölf befanden.

Wie alle anderen Departements war auch die Sektion Zwölf in mehrere Spezialeinheiten aufgeteilt, damit die vielen verschiedenen Fälle nicht alle auf einem Schreibtisch landeten.

Das Departement zwölf war in elf Sektionen unterteilt, von A bis K. Michaels Sektion war die »A«. Jede dieser Gruppen wurde von einem Captain geleitet, der neben mehreren Detectives auch zwei Lieutenants unter sich hatte, von denen einer vom Captain als Stellvertreter eingesetzt wurde. Die komplette Sektion unterstand einem Chief, in diesem Fall dem Neridamianer Elaman Gord.

Michaels Gedanken drehten sich um die tote Frau. Wer war sie? Warum richtete der Täter sie so übel zu und legte sie ausgerechnet im Keldaran-Park, dem beliebtesten Ort der Stadt, auf einem Spielplatz ab? Er dachte an die wulstige Narbe. Sie erinnerte ihn an irgendjemanden, aber an wen?

Die automatische Tür zum Gang seines Teams, gekennzeichnet mit der Bezeichnung »SEKTION 12 A, LEITUNG CAPTAIN MICHAEL THANNER« öffnete sich, als er in den Radius des Suchers trat. Als er den Gang entlangeilte, empfing ihn Kaffeeduft, der ihn unwiderstehlich anzog. Ihm fiel ein, dass er an diesem Morgen noch keinen bekommen hatte. Das würde er als erstes ändern.

Die Tür zu dem Großraumbüro seiner Mitarbeiter stand offen. Die Detectives Naxana Kilikian, eine Eftaranerin, und ihr Kollege Neill Brewster saßen bereits an ihren Schreibtischen.

»Pam, mein Boss ist gerade gekommen«, hörte er Neill leise sagen.

Thanner schielte zum Schreibtisch des Mannes hinüber und sah, dass er telefonierte. Dazu nutzte er seinen silbernen Earycator, was bedeutete, dass es sich um ein Privatgespräch handelte.

»Wir reden heute Abend darüber, ja? Pam. Ich. Kann. Jetzt. Nicht. Ich bin im Dienst« zischte Neill mit Blick auf seinen Boss. – »Grüß sie schön von mir.«

Michael eilte in sein Büro, holte aus der untersten Schublade des Schreibtischs seine Jumbotasse und kehrte zum Großraumbüro zurück, an das sich die kleine Teeküche anschloss.

Er wünschte einen guten Morgen, ehe er sich eine Tasse Kaffee besorgte. Als er in der Tür zwischen Teeküche und Büro stand, fiel sein Blick auf den leeren Schreibtisch in der Büromitte, wo bis vor zweieinhalb Jahren sein bester Freund Lando Jackson gearbeitet hatte.

»Richten Sie sich darauf ein, dass wir den Platz neu besetzen müssen«, hatte Chief Gord vor etwa zwei Wochen gesagt und ihn mit seinen für Neridamianer typischen, türkisfarbenen Augen bedauernd gemustert. »Ich verstehe, dass Sie auf die Rückkehr Ihres Freundes hoffen, Captain Thanner, aber länger kann ich jetzt wirklich nicht warten.«

Michael konnte sich nicht vorstellen, dass jemand anders an Landos Schreibtisch arbeiten sollte. Vielleicht kehrte der Freund ja doch eines Tages zurück …

»Tut mir leid, Mike«, sagte Neill und holte Thanner aus seinen Gedanken.

»Schon gut. Du konntest ja nicht wissen, dass ich jetzt schon auftauche. Außerdem beginnt dein Dienst doch erst in fünf Minuten, oder?« Michael blinzelte und riss sich zusammen. Jetzt gab es Wichtigeres als ungeklärte Dinge aus der Vergangenheit.

»Heute Morgen ums sechs Uhr wurde im Keldaran–Park in einem Sandkasten eine Frauenleiche gefunden. Wir übernehmen den Fall und treffen uns zur ersten Besprechung in zehn Minuten in Konferenzraum drei.«

Thanner eilte zu seinem eigenen Büro, das am Ende des Ganges lag. Es war ein Eckbüro, mit Fenstern an zwei Seiten.

»Vorhänge öffnen«, befahl er. Sofort gerieten die Lamellenvorhänge in Bewegung und gaben nach und nach den Blick auf die Skyline von Harrington frei. Nachdem er sein graues Jackett an den Garderobenhaken hinter der Tür hängte, steuerte er auf seinen Schreibtisch zu und aktivierte mit einem Daumenprint das Tefercom an der gegenüberliegenden Wand.

»Das Labor informieren: Besprechung wegen Mord im Keldaran-Park in zehn Minuten im Besprechungsraum drei. Danach Emails aufrufen!«, befahl Michael.

»Nachricht des kriminaltechnischen Labors: Letzte Ergebnisse im Fall Susan James liegen vor und sind beigefügt«, erklärte die Computerstimme.

Michael ließ sich in seinem Sessel nieder und umklammerte die Tasse mit beiden Händen, während er lauschte.

»Wichtige Erinnerung: Am vierundzwanzigsten Mai findet eine Übung auf dem polizeilichen Übungsgelände in Raverne statt.«

Einen Moment lang fragte sich Michael, welchen Termin er noch an diesem Datum hatte, aber es wollte ihm nicht einfallen. »Bis dahin sind es noch acht Tage. Das vergesse ich bestimmt nicht.«

»Alison hat angerufen.«

Es klickte in der Leitung, ehe er die Stimme seiner Tochter hörte.

»Hi, Dad. Ich weiß, es bleiben noch ein paar Tage Zeit, aber ich hoffe, du erinnerst dich daran, dass ich am vierundzwanzigsten Geburtstag habe. Du hast versprochen, mit uns in den Freizeitpark zu fahren. Wäre toll, wenn du dich meldest, um uns zu sagen, ob du mitfahren kannst.«

Michael stöhnte auf, stellte die Tasse ab und warf für einen Moment beide Hände vor sein Gesicht, ehe er über die Haut rieb und die Finger wieder herunternahm.

Alison war seine uneheliche Tochter aus der Beziehung zu Janice Forrester. Sie waren zum Beginn seiner Ausbildung zusammengekommen und fünf Jahre ein Paar gewesen, ehe sie ihn wegen eines anderen Mannes verließ, mit dem sie inzwischen verheiratet war. Das war der andere Termin, den er an diesem Tag hatte! »Mist, das hatte ich tatsächlich vergessen.«

»Ich wette, du hast mal wieder nicht daran gedacht. Na ja, letztes Jahr hast du mich auch vergessen. Sag mir einfach Bescheid, ob du mitkommen willst oder nicht«, sagte Alison.

»Gespräch beendet«, meldete der Computer. »Keine weiteren Nachrichten.«

Thanner saß da und starrte in die Luft. Er kümmerte sich viel zu wenig um Alison, aber seine guten Vorsätze, sein Verhalten zu ändern, scheiterten stets aus den verschiedensten Gründen. Immer wieder hatte er Verabredungen vergessen und wurde erst durch einen erbosten Anruf von Janice daran erinnert, dass seine Tochter seit einer Stunde oder länger vergeblich auf ihn wartete. Jedes Mal hatte es natürlich einen triftigen Grund gegeben, von dem Janice nichts wissen wollte.

Dieses Mal war es sein Job. Es war unmöglich, nicht zu dieser Großübung zu gehen, zu der auch Vertreter aus der Hauptstadt Satwington kommen würden.

Andererseits hatte er Alison versprochen, dass er ihren Geburtstag dieses Mal auf keinen Fall verpassen würde.

Michael blickte auf seine Armbanduhr. Vielleicht sollte er Janice anrufen und sie bitten, den Ausflug um einen Tag zu verschieben. Das aber würde mit den letzten Vorbereitungen für seine Hochzeit am achtundzwanzigsten kollidieren.

Nach einem weiteren Blick auf die Uhr seufzte er. Jetzt blieb ihm für dieses Telefonat keine Zeit. In wenigen Minuten fand die Besprechung statt, aber er wusste aus Erfahrung, dass Gespräche mit Janice eventuell länger dauerten. Wenn sie sich aufregte, konnte es sein, dass sie entweder einfach das Telefonat beendete oder stundenlang redete.

Er schob den Gedanken an Janice und Alison fort und wandte sich wichtigeren Dingen zu. »Computer, ich brauche Informationen über den Einsatz von Berechtigungschipkarten für Spielplätze.«

»Die erste Einführung der Berechtigungschipkarte fand am ersten Mai 2135 statt. Aufgrund zu geringer Resonanz und der mangelnden Zahlungsbereitschaft der angesprochenen Eltern, erwog man bereits ein Jahr später, die Zäune wieder zu entfernen. Nach einer Umstrukturierung der anfallenden Kosten blieben die Zäune jedoch erhalten und die Chipkarten weiter im Umlauf.«

»Wie funktioniert es?«