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© Piper Verlag GmbH, München 2022
Redaktion: Li-Sa Vo Dieu
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Thomas Schlück GmbH.
Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)
Covergestaltung: Emily Bähr, www.emilybaehr.de
Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt
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Dieses Buch ist für dich.
Jeder glitzernde Moment ist am schönsten, wenn wir ihn teilen können.
Und für dich, liebe Cosima Lang. Mit dir glitzere ich am liebsten.
1. You Can Leave Your Hat On – Joe Cocker
2. Money – Pink Floyd
3. Reggaetón Lento – CNCO
4. True Disaster (Part of Fairy Dust) – Tove Lo
5. Bachelorette – Ashe
6. That Don’t Impress Me Much – Shania Twain
7. I’ll Be There for You – The Rembrandts
8. In Pieces – Linkin Park
9. Worthless – Eli.
10. Gives You Hell – The All-American Rejects
11. I Want It That Way – Backstreet Boys
12. Plastic Hearts – Miley Cyrus
13. Touch Me (I Want Your Body) – Samantha Fox
14. Don’t Talk to Me – Tre Coast feat. Lycia Faith
15. Bailame – Nacho
16. Uptown Funk – Mark Ronson
17. Sorry – Justin Bieber
18. Him & I – G-Eazy & Halsey
19. 24 – Jem
20. The Sweet Escape – Gwen Stefani
21. You Want Me I Want You Baby – Dua Lipa, DaBaby
22. Another Love – Tom Odell
23. Bang Bang – Jessie J, Ariana Grande, Nicki Minaj
24. I’m a Mess – Bebe Rexha
25. Count On Me – Bruno Mars
26. Stronger – Britney Spears
27. Girl – Maren Morris
28. Gravity – Sara Bareilles
29. Glitter and Gold – Rebecca Ferguson
30. Happy – Pharrell Williams
31. Listen to Your Heart – Roxette
32. Shake It Out – Florence + The Machine
33. Wind Beneath My Wings – Bette Midler
34. Stary Heart – Miley Cyrus
35. Listen – Beyoncé
36. Doesn’t Mean Anything – Alicia Keys
37. Friendships – Pascal ft. Leony
38. You Broke Me First – Tate McRae
39. Set Fire to the Rain – Adele
40. Keep Bleeding – Leona Lewis
41. Love Again – Dua Lipa
42. Viral – AMARANTHE
43. Marry Me – Jason Derulo
44. This Is Us – Jimmie Allen, Noah Cyrus
Genau so habe ich mir diesen Abend vorgestellt.
Meine dunklen Haare schwingen durch die Luft, ein paar Tropfen vom Gin landen auf meinen Fingern, und ich lasse mich gehen, während der wummernde Bass mich wie Watte umhüllt. Das abwechselnd pink-lila Licht schimmert in den Augen meiner besten Freundinnen. Diese Nacht gehört uns. Und das ist das, was zählt.
»Wo ist Brooke?«, rufe ich Juliette zu und wäre ihr fast auf die Füße getreten, als ich mich ihr zu sehr zugeneigt habe, aber zum Glück kann ich mich fangen – einen spitzen High Heel in den Spann gerammt zu bekommen, ist sicherlich nicht angenehm.
»An der Bühne«, schreit Juliette zurück und wirft ihr braunes Haar nach hinten.
Klar, wo soll sie auch sein? Ich nicke und wirble noch einmal herum, bevor ich nach der Hand meiner Freundin greife. Meine Hüften wippen weiter im Takt, während wir uns den Weg zu Brooke durch die Menge bahnen. Vor der Bühne leuchtet ihr heller blonder Zopf abwechselnd blau und pink im Farbspiel der Beleuchtung. Sie sieht uns grinsend an, sagt aber nichts. Vielleicht besser, denn die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie in diesem Lärm gehört hätten, liegt irgendwo in Richtung null. Doch wir sind nicht zum Reden hier, sondern dazu, hemmungslos zu feiern.
Einer der vielen Gründe, warum ich die Ladys Night in diesem Laden so sehr liebe, ist die simple Tatsache, dass nur Frauen eingelassen werden. Keine vorgeblich zufälligen Berührungen an meinem Körper, keine ständige Sorge, etwas ins Getränk gemischt zu bekommen und keine unliebsamen Anmachen. Der beste Abend des ganzen Monats. Nur wir und Musik – ja, okay, die Stripshow ist auch ganz nett anzusehen.
Die Musik verstummt. Die flackernden Lichter richten sich allesamt auf die Bühne. Ich muss ein paarmal blinzeln, um mich schneller an das helle Licht zu gewöhnen.
»Und nun freut euch auf zwei heiße Männer, die garantiert jeden Brand löschen«, schallt die Ankündigung durch die Boxen, ehe um mich herum wilder Jubel ausbricht, der mich unwillkürlich zum Grinsen bringt.
Ich mag es, wenn Menschen zeigen, was sie wollen. Und gerade wollen wir alle ein paar heiße Typen, die uns ihre schärfsten Tanzmoves zeigen und unserer Fantasie so richtig einheizen. Ganz ohne Verpflichtungen, ohne Körperkontakt – eine reine Traumvorstellung, die niemandem wehtut oder sich plötzlich zu einer Gefahr entwickelt.
Das Licht wird gedimmt. Künstlicher Nebel wabert auf die lila angestrahlte Bühne, wodurch alles wirkt wie in einem Musikvideo aus den 80er-Jahren. Dann kommen die ersten Takte des Liedes, unterbrochen von den nächsten freudigen Jubelrufen.
Selbst Brooke lässt sich dazu hinreißen mitzujubeln, obwohl wir wissen, dass diese Art der Unterhaltung eigentlich nicht ihr Ding ist. Wahrscheinlich würde sie lieber mit einem Buch auf dem Sofa sitzen, statt hier mit uns vor der Bühne zu stehen. Aber dank der Tatsache, dass ihr Freund einer der Stripper ist, hat sie wahrscheinlich doppelt so viel Spaß wie wir anderen – denn sie bekommt später sicher eine Privatshow. Und ja, ich bin definitiv neidisch.
Zwei Silhouetten sind im lila Nebel zu erkennen. Ich erkenne sie sofort: Nate, die perfekte Schwiegersohnfigur eines Feuerwehrmannes, und Tian, der Badboy, der in der Uniform einen derartig heißen Anblick liefert, dass ich nach Luft schnappe, weil ich mir plötzlich wünsche, er würde das Feuer in mir mit seinem Körper löschen.
Allerdings bleibt mir keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn als die beiden mit den ersten Tanzschritten loslegen, kann ich nicht anders, als ebenfalls zu jubeln. Die beiden Firefighter marschieren im Gleichschritt nach vorn und reißen sich, perfekt abgestimmt zum Song, die schweren Uniformjacken vom Körper, um uns ihre eingeölten Sixpacks zu präsentieren. Bisher war mir nicht bewusst, wie sexy Hosenträger auf nackter Haut aussehen können, aber jetzt wünschte ich mir fast, ebenfalls auf diesem Körper liegen zu dürfen. Ohne dass ich meinen Blick daran hindern könnte, bleibt dieser an Tian hängen. Sein schwarzes Haar fällt ihm in die Augen, deren Farbe in dem flackernden Licht unmöglich auszumachen ist. Doch ich kenne seine Augen, kenne das dunkle Blau und die kleinen braunen Punkte darin. Mein Körper beginnt zu prickeln, und plötzlich kommt es mir ziemlich heiß in diesem Club vor. Nein, sogar noch schlimmer: Tian kommt mir unfassbar heiß vor.
Die feinen Stoppeln auf seiner Wange sind vage zu erkennen, während er das Gesicht in meine Richtung dreht und mich angrinst, als könnte er sehen, wie meine Libido auf den Schwung seiner Hüften reagiert. Langsam verstehe ich, warum Brooke so sehr auf Feuerwehrmänner steht, denn als Nate seinen Kumpel Tian mit Wasser besprüht, als stünde dieser in Flammen, wünsche ich mir auch, bei der Feuerwehr zu arbeiten. Oder in Flammen zu stehen. Oder beides.
Schimmernde Tropfen auf Tians Haut perlen seine definierten Muskeln hinab, bis hinunter zum Bund seiner Hose. Ich nehme einen besonders großen Schluck von meinem Gin Tonic.
Neben mir beginnen alle, nervös von einem Fuß auf den nächsten zu trippeln, nur Juliette betrachtet die Show mit einem spöttischen Grinsen. Eigentlich sollte ich das sein – die mit dem spöttischen Grinsen, der nichts zu nahegeht. Besonders nicht die Stripper.
Tian und Nate klatschen sich ab, recken beide das Kinn vor und vollführen wellenartige Bewegungen, die sie noch mit ihren Händen über den muskulösen Körpern unterstreichen. Als könnte irgendjemand gerade nicht auf ihre Muskeln starren.
Die Hosen fallen. Die letzten Reste der Selbstbeherrschung auch, als die beiden auf den Boden sinken und dort Dinge tun, von denen sich mindestens die Hälfte der Frauen im Saal gerade wünscht, sie würden es mit ihr tun. Ich selbst eingeschlossen. Zu meiner eigenen Überraschung dreht Tian sich plötzlich in meine Richtung, kommt auf mich zu und schlittert auf Knien zu mir, sodass der feuerwehrrote Slip direkt vor meiner Nase wackelt.
»Ist das dein Ernst?«, brumme ich, bin mir aber nicht sicher, ob er mich überhaupt gehört hat. Sein Grinsen jedoch verrät mir, dass er zumindest bemerkt hat, dass ich unter meinem fein säuberlich aufgetragenen Make-up rot werde.
Er beugt sich etwas näher zu mir. In meinen Ohren rauscht es. Ich starre auf seine Lippen, ohne es verhindern zu können, während die Welt um mich herum für ein paar Herzschläge wie durch eine Zeitlupe läuft. Hitze flammt durch meine Adern, und in meinen Kopf drängt sich der Wunsch, seine Haut auf meiner zu spüren. Doch gerade als er kurz davor ist, mich zu berühren, endet das Lied. Mit einem Zwinkern erhebt er sich, nimmt den tosenden Applaus entgegen und verschwindet mit Nate wieder von der Bühne.
»Die zwei werden immer besser«, schwärmt Brooke, nachdem sich die Menge von der Bühne gelöst hat, sodass wir nur noch zu dritt hier stehen.
»Na ja, sie sind nicht übel«, antworte ich mit einem Achselzucken, um mir möglichst nicht anmerken zu lassen, dass ich besser mein Höschen wechseln sollte. Bei jedem anderen Stripper wäre mir das egal, aber nicht bei Tian. Unter gar keinen Umständen gehören solche Gefühle in den Freundeskreis. Oder in die kräftigen und doch sanften Hände, dieses unverschämt gut aussehenden Tänzers mit dem einnehmenden Lächeln, das es immer wieder schafft, mich wütend zu machen.
Juliette lässt ihre Augenbrauen anzüglich wackeln. »Du hast ausgesehen, als hätte es dir gefallen.«
Ich verdrehe die Augen, bevor ich auf meinem Handy die neuesten Nachrichten durchgehe, um mich abzulenken. Leider ist die Antwort, auf die ich am meisten warte, wie üblich nicht dabei.
»Carmen ist nur zu stolz, um zuzugeben, dass die beiden echt der Hammer sind«, meint Brooke neckend, was mich dazu bringt, den Blick wieder von dem Bildschirm zu heben. »Zwei heiße Männer, die sich tanzend ausziehen? Natürlich hat es mir gefallen, aber ich habe schon bessere Shows gesehen.«
»Hast du nicht.«
Ich presse dezent genervt die Lippen aufeinander und drehe mich zu Tian um, der zusammen mit Nate aus einem der hinteren Zimmer kommt. So schnell hatte ich die beiden nicht zurückerwartet, aber offenbar sind sie inzwischen schneller im Umziehen als jedes Model auf der Fashion Week. Er trägt Hoodie und Jeans, doch leider habe ich die Erinnerung von ihm im String noch sehr klar und deutlich vor Augen.
Blinzelnd verdränge ich das Bild und schwinge meine Haare abfällig nach hinten. »Honey, ich habe schon Shows auf der ganzen Welt gesehen.«
»Möglich …« Er fährt sich durch die dichten schwarzen Haare und grinst mich an. »Aber du bist rot geworden.«
»Nein, das war nur die Reflexion deines eingeölten Körpers. Ein roter String? Wirklich?«
»Eine der wichtigsten Regeln beim Strippen ist, sich nicht zu ernst zu nehmen, aber wir wissen ja, dass das nicht deine Stärke ist«, kontert er, was mich wieder daran erinnert, warum sich bei diesem scheinbar unwiderstehlichen Lächeln mein Puls erhöht.
»Bisher hat sich niemand beschwert, wenn ich strippe.«
Tian beugt sich etwas dichter zu mir. »Du hast es bisher sicherlich auch nicht vor einem Profi getan.«
»Willst du damit sagen, mein Publikum war genauso einfach zu beeindrucken wie deines?«
»Sag du es mir: Wie beeindruckt warst du, Carmen?«
»Könnt ihr nicht mal eine Sekunde zusammen in einem Raum sein, ohne euch zu zanken?«, will Brooke wissen und zieht Nate zu sich, der ebenfalls hinter mir aufgetaucht ist.
»Offenbar klappt das nur, wenn ich halb nackt bin«, gibt Tian unbekümmert zurück, und ich will ihm gerade eine passende Antwort darauf geben, als jemand gegen mich stolpert und ich einen Martini ins Dekolleté bekomme. Da die meisten anderen Gäste gerade dabei sind, die Bar zu stürmen und sich auf der Tanzfläche in kleinen Grüppchen zu verteilen, habe ich die junge Frau nicht kommen sehen. Und sie mich offensichtlich auch nicht.
»Verfluchte …«
»Oh, tut mir leid«, entschuldigt sie sich sofort und fummelt in ihrer kleinen roten Handtasche nach einem Taschentuch. »Ich bin so ungeschickt, ich hätte hinter mich schauen sollen.«
»Schon okay«, presse ich hervor. Mit ihrem Taschentuch tupfe ich mir über den Seidenstoff. »Das kann passieren.«
»Offenbar war ich von der Show noch etwas abgelenkt«, nuschelt sie, doch statt mich anzusehen, fixiert sie Tian. Das Lächeln in ihrem Gesicht wird breiter, als würde sie hoffen, ihr Strahlen könnte auch ihn erreichen.
War ja klar. Ich verdrehe genervt die Augen, versuche aber, es nicht an ihr oder ihren Hormonen auszulassen. Sie weiß ja nicht, was für ein unausstehlicher Besserwisser er ist.
»Ich mache gerade Feierabend«, erklärt Tian und lächelt sanft, nur um gleichzeitig etwas von der Unbekannten abzurücken. »Nate, bist du so weit?«
Das Lächeln und das erwartungsvolle Glitzern im Gesicht der Unbekannten erlöschen ebenso schnell, wie sie gekommen sind. Sie schluckt, als müsste sie ihre Enttäuschung herunterwürgen, doch dann wird sie von etwas anderem abgelenkt. Ihr Blick bleibt an Juliette hängen, und ihre Augenbrauen ziehen sich fragend zusammen. »Hey, bist du nicht das Marry-yourself-Girl?«
»Nein«, presst Juliette hervor.
Sie versucht, ihre Haltung zu bewahren, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie tatsächlich die Frau aus dem Video ist, das viral gegangen ist. Aber ihre blassen Wangen färben sich vor Scham rot.
Wir alle reagieren wie die letzten Male, als das passiert ist. Als fremde Leute sie zu erkennen geglaubt und angesprochen haben. Und in den letzten Wochen, seit der geplatzten Hochzeit, ist es verdammt oft passiert. Wir bilden einen Kreis um sie herum, schützen sie vor den Blicken, und ich setze mein nettestes falsches Lächeln auf. »Ich bin sicher, du brauchst einen neuen Martini, deiner läuft ja gerade durch mein Kleid.«
Die Remplerin reckt sich noch einmal, um über meine Schulter zu Juliette zu sehen, nickt dann aber, als habe sie verstanden. »Okay, noch mal sorry wegen deines Kleides.«
»Schon okay, es kostet ja nur ein kleines Vermögen«, gebe ich etwas spitzer zurück, als es meine Absicht war. Aber immerhin geht sie, sodass ich mich zu unserer Gruppe herumdrehen kann.
»Wird das je aufhören?«, murmelt Juliette und schließt kurz die Augen.
»Die Klicks steigen täglich«, entkommt es mir, ehe ich mich daran hindern kann. Insgeheim bin ich stolz auf sie, aber es ist nicht gerade der rechte Zeitpunkt, das zu sagen.
»Das war nicht das, was ich hören wollte«, bestätigt sie meine Gedanken.
»Lasst uns einfach nach Hause gehen«, sagt Brooke versöhnlich und nimmt Juliette in die Arme. Im unausgesprochenen Konsens schieben sich die anderen ebenfalls in Richtung Ausgang.
»Wie, ihr geht jetzt alle?«, frage ich, während der Martini sich langsam unter meinem Kleid ausbreitet. Mein Blick huscht zu den Toiletten. Die Hitze auf meinen Wangen wird noch stärker unter Tians Blick. Aber meine gute Laune hat damit auf jeden Fall einen Dämpfer bekommen. Ich habe gehofft, mich heute etwas abzulenken, doch ich spüre schon jetzt, dass es mir nicht mehr gelingen wird.
»Ich muss morgen ins Museum«, erklärt Brooke.
»Und ich hab Bereitschaft«, sagt Nate.
Juliette zuckt mit den Schultern. »Das Marry-yourself-Girl will jetzt heulen und Eis essen.«
»Na schön«, gebe ich mich geschlagen. Dann findet diese Partynacht eben ohne uns statt, und ich mache mich zu Hause sauber. »Ich ruf meinen Fahrer an.«