Autor
Dr. med. Kurt Mosetter ist Arzt und Heilpraktiker. Er ist der Begründer der Myoreflextherapie mit integriertem KiD-Bewegungsprogramm. Zu seinen medizinischen Schwerpunkten gehören Schmerztherapie, neuromuskuläre Traumatherapie, die Behandlung von neurologischen und neurodegenerativen Erkrankungen sowie Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin (Neurobiochemie). Kurt Mosetter ist Leiter des ZiT-Zentrums für interdisziplinäre Therapien mit Standorten in Konstanz, Gutach und Herrenberg. Zahlreiche Lehr- und Vortragstätigkeiten.
Anna Cavelius ist studierte Philosophin und arbeitet seit 20 Jahren als Autorin, Ghostwriterin und Redakteurin für Medizin- und Lifestylethemen. Sie veröffentlichte zahlreiche Ratgeber und Sachbücher, darunter mehrere Bestseller. So war sie unter anderem Co-Autorin der Bestseller-Reihe »Schlank im Schlaf« und schrieb mit Dr. med. Detlef Pape den Erfolgstitel »Die Fructose-Falle«. Sie lebt mit ihren Söhnen in Oberbayern am Ammersee.
DR. MED KURT MOSETTER & ANNA CAVELIUS
ZUCKERKRANKHEIT ALZHEIMER
Warum Zucker dement macht und was gegen das Vergessen hilft
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1. Auflage
Originalausgabe
® Verlagsgruppe Random House
Copyright © 2016 Riemann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Lektorat: Ralf Lay
Umschlaggestaltung: Martina Baldauf, herzblut02, München
Satz und eBook-Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-18030-0
V001
www.riemann-verlag.de
Inhalt
Ein Wort zuvor
Die Vergessenskrankheit
Wie alles begann
Ein Blick ins Gehirn
Demenz – woran man sie erkennt
Verlauf der Demenz
Verschiedene Formen von Demenz
Warum das Licht im Kopf ausgeht
Alzheimer-Ursache: Zuckerkrankheit
Alzheimer-Ursache: (Zell-)Stress
Weitere Ursachen
Licht im Kopf – Was ich für mich tun kann
Richtige Ernährung hilft bei der Vorbeugung
Der große Fettirrtum
Kohlenhydrate und ihre Folgen
Das unterschätzte Eiweiß
Sekundäre Pflanzenstoffe auf einen Blick
Vitalstoffe mit Power
Hilfreiche Pflanzen
Genügend trinken
Was sollen wir essen? – Die wichtigsten Tipps im Überblick
Ernährungsumstellung? So geht’s!
Rezepte
Wie Bewegung das Gedächtnis stark macht
Das Training – praktische Anleitungen
Besser schlafen, das Gehirn schützen
Entstressen
Gehirntraining
Anhang: Infos aus der Neuro-Biochemie
Maßnahmen, die den körpereigenen Schutz und die Reparatursysteme aktivieren
Störfaktoren Ammoniak & Co.
Die Rolle der Astrozyten
Entgleisungen des Energiehaushaltes in der PECM
Anmerkungen
Register
Ein Wort zuvor
Sie raubt das kostbarste Gut des Menschen: die Fähigkeit nachzudenken, zu lernen und die Welt in ihren vielen Facetten so zusammenzusetzen, dass man sie versteht – sie höhlt einen aus, bis vom Selbst nichts mehr übrig ist außer einem funktionierenden Körper. Die Rede ist von Demenz, einer Krankheit, die jeden von uns etwas angeht, selbst wenn man nicht davon betroffen sein sollte. Es wird in den nächsten Jahren kaum jemanden geben, in dessen familiärem und Freundesumfeld diese Störung keine Rolle spielt. Zu den Alzheimer-Erkrankten, die jeder kennt, zählen der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan, die frühere englische Premierministerin Margaret Thatcher, der deutsche Literaturwissenschaftler Walter Jens, der SPD-Politiker Herbert Wehner, Niedersachsens ehemaliger Ministerpräsident Ernst Albrecht, der frühere Nationalspieler Gerd Müller und der Industriellenerbe Gunter Sachs, der sich angesichts der Erkrankung entschied, vorzeitig aus dem Leben zu scheiden.
Wir sitzen, was die voraussichtliche Entwicklung der Demenz weltweit anbelangt, auf einer Zeitbombe. Und kaum ein anderes Gesundheitsthema macht den Menschen so Angst. Die Zahl der von der Alzheimer-Demenz Betroffenen nimmt weltweit stark zu. Sieht man sich nur die Situation in Deutschland an, so leben hier aktuell 1,4 Millionen Demenzkranke. Davon leiden zwei Drittel an der Alzheimer-Variante. Nimmt man Patienten mit leichten kognitiven Störungen (sogenanntem Mild Cognitive Impairment [MCI], eine Alzheimer-Vorstufe) hinzu und setzt noch eine gewisse Dunkelziffer voraus, so kann man von einer weiteren Million Betroffenen ausgehen. Seit Anfang des Jahres 2012 hat die Zahl der Alzheimer-Erkrankungen um 30 Prozent zugenommen. Mit 300000 Neuerkrankungen pro Jahr werden bis 2050 mindestens vier von hundert Menschen betroffen sein.1 Mit steigender Lebenserwartung drohen 30 Prozent der 85-Jährigen an dieser Demenz zu erkranken. Schlimmer noch: Immer häufiger sind jüngere Menschen betroffen. Auch in Afrika und Asien kann man in den nächsten Jahrzehnten mit einer Vervierfachung der Erkrankungen rechnen. Demenz wird damit zu einer der größten Herausforderungen der Gesellschaften auf der ganzen Welt sowie ihrer Gesundheitssysteme. Außerdem reißt die Alzheimer-Demenz ein immer größeres Loch in die Arbeitskraft in den Industrieländern, da Millionen von Familienmitgliedern und Helfern Milliarden von Arbeitsstunden für die Pflege von Erkrankten aufwenden. Schätzungsweise 60 Prozent der Leistungen werden von (Ehe-)Partnern und erwachsenen Kindern erbracht. Das kostet sie nicht nur Geld, sie sind auch emotional hochgradig belastet.
Als Ursachen für die Erkrankung führten Forscher noch bis in die Neunzigerjahre an, dass sie erblich bedingt sei und man daher nur wenig vorbeugend tun könne. Diese Behauptung ist dank der wissenschaftlichen Arbeiten der letzten zehn Jahre gründlich entkräftet. Auch der Verdacht, dass die symptomatischen, herdförmigen Plaques im Gehirn beziehungsweise die Eiweiße darin – Amyloid-beta (Abeta) – die Hauptverursacher seien sowie chemische Veränderungen darin, blieb nur ein Verdacht. Denn dieses Amyloid findet sich nicht nur bei Alzheimer-Kranken, sondern auch bei älteren nicht dementen Menschen. Es müssen zum Amyloid also offenbar noch andere Krankheitsfaktoren hinzukommen. Nach wie vor wird nach einer Ursache dafür gesucht, dass die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen nachlassen, er mit der Zeit alles vergisst und sein Selbst verliert. In die Erforschung von Medikamenten stecken Forscher und Pharmaunternehmen viele Milliarden Euro, bislang ohne nennenswerte Erfolge.
Sehr viele Forschungs- und Arbeitsgruppen konnten indessen zeigen, dass zahlreichen neurodegenerativen Erkrankungen ein gestörter Energiestoffwechsel, eine verminderte Glukoseverwertung und gestörte Insulinresistenzverhältnisse im Gehirn vorgeschaltet sind. So konnte belegt werden, dass die daraus resultierende Mangelversorgung der Nervenzellen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Demenz spielt. Demenz geht demnach mit derselben Stoffwechselstörung in den Zellen einher wie ein Typ-2-Diabetes: Das Hormon Insulin ist aufgrund eines latenten Zucker- und Insulinüberschusses im Blut unwirksam.
Besonders für das Verständnis frühester Entgleisungen bei der Alzheimer-Erkrankung sind die Mechanismen der Insulinresistenz grundlegend. Neben den bisherigen Theorien zur Alzheimer-Erkrankung wird dieses Krankheitsbild deshalb in neueren Publikationen als Typ-3-Diabetes beschrieben, worauf wir auch in diesem Buch eingehen werden. In Abgrenzung zu einem Typ-2-Diabetes ist bei einem Typ-3-Diabetes allein das Zentralnervensystem betroffen und hat keine Auswirkung auf den Blutzucker. Gemeinsam ist beiden Formen der Zuckerkrankheit, dass eine Insulinresistenz vorliegt. Bei einem Typ-3-Diabetes können die Gehirnzellen aufgrund dessen nicht adäquat mit Energie in Form von Glukose versorgt werden, da diese infolge der Unwirksamkeit des Insulins nicht in die Zellen eingeschleust werden kann. Struktur und Funktion der Zellen, der Bau- und der Energiestoffwechsel in unserer Steuerzentrale im Kopf nehmen dabei massiven Schaden. Erst am Ende der verminderten Insulinfunktion entsteht das für die Alzheimer-Erkrankung toxische Abeta.
Diese Erkenntnis ist insofern so aufsehenerregend, als sie die bisherige Alzheimer-Forschung ad absurdum führt. Alzheimer ist also kein Schicksal, das einen zwangsläufig im Laufe eines langen Lebens ereilt, Alzheimer ist Folge eines für die westliche Welt heute üblichen Lebensstils. Der ist geprägt von zu wenig körperlicher Aktivität, einer zu zucker- und stärkereichen Ernährung, Alkohol- und Zigarettenkonsum, zu viel Stress, dem Fehlen bestimmter essenzieller sozialer und seelischer Komponenten sowie posttraumatischer Belastungsstörungen. All diese Aspekte haben eine Gemeinsamkeit: Sie lassen sich nicht medikamentös behandeln.
Die gute Botschaft lautet daher: Wir können zwar nicht verhindern, dass unser Körper und damit auch unser Gehirn altern. Aber eine Vorbeugung der Alzheimer-Demenz und ihrer Vorstufen ist möglich – und sogar eine potenzielle Altersdemenz lässt sich hinauszögern, dafür gibt es zahlreiche Wege. Dies bestätigen aktuelle Studien wie etwa an der Universität von Kalifornien in Los Angeles durch den Neurologen Dale Bredesen oder die FINGER-Studie (siehe hierzu auch Textkasten Die FINGER-Studie), die erst im März 2015 in dem Wissenschaftsmagazin The Lancet publiziert wurde. Sie zeigen, dass schon mit wenigen Maßnahmen (Ernährung, Bewegung und Hirntraining) die Entwicklung und das Fortschreiten der Gedächtnisstörung aufgehalten werden können.
Denn unser Gehirn und insbesondere der Hippocampus, das Areal, in dem unsere persönlichen Erinnerungen aufbewahrt werden, verfügt über enorme Selbstheilungskräfte (allerdings nur, solange ausschließlich der Hippocampus befallen ist). So mag unser Gehirn das, was beispielsweise auch dem Herzen guttut: Bewegung und Training – in körperlicher wie geistiger Hinsicht. Dann können wir viel für unsere grauen Zellen tun, indem wir das Richtige essen und trinken, auf unsere Schlafqualität achten und ein anregendes Leben führen mit liebevollen Sozialkontakten und einer beständigen, vielfältigen Forderung unseres Denkorgans. All dies bringt gute Resultate. Ergänzend helfen bestimmte Superfoods, das Insulinsystem im Gehirn wieder zu stabilisieren und die Krankheit aufzuhalten. In der Summe können diese einfach umzusetzenden und das Leben im Hier und Jetzt bereichernden Maßnahmen, die wir Ihnen in diesem Buch vorstellen, die Angst vor dem Gespenst der Vergessenskrankheit nehmen!
So ließ selbst das Bundesministerium für Gesundheit im August 2013 verlauten: »Auch wenn die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht im Detail bekannt sind, lässt sich aus epidemiologischen Daten ableiten, dass zum Beispiel durch körperliche Bewegung und gesunde Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe das Risiko, im späteren Leben an Demenz zu erkranken, verringert werden kann. Da der neurobiologische Krankheitsprozess bereits 15 bis 30 Jahre vor dem Auftreten der klinischen Symptome beginnt, ist die Prävention vor allem für die Altersgruppe ab 40 Jahren relevant.«2