Rassekaninchen

Oryctolagus cuniculus f. dom.

Kathrin Aretz

Bildnachweis

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eISBN: 978-3-86659-439-5

Auflage 2020

© 2008 Natur und Tier - Verlag GmbH

Inhalt

Vorwort

Rassen und „Nichtrassen“

Haltung

Ernährung

Zucht und Genetik

Angora

Belgische Bartkaninchen

Deutsche Riesen

Deutsche Riesenschecken

Deutsche Widder

Farbenzwerge

Fuchskaninchen

Hasenkaninchen

Hermelin

Holländer

Jamora

Kleinsilber

Lohkaninchen

Löwenkopf

Marder

Rote Neuseeländer

Russen

Satin

Zwerg-Rexe

Zwergwidder

Rasseeinteilung des „Zentralverbands Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V. (ZDRK)“

Weitere Informationen

Weiterführende und verwendete Literatur

Weitere Titel dieser Reihe

Vorwort

Von rund 23,1 Millionen Heimtieren, die in über einem Drittel der deutschen Haushalte leben, liegen Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse & Co. mit 6,1 Millionen Exemplaren auf Platz zwei der Beliebtheitsskala. Eines der am häufigsten gehaltenen Kleintiere ist ganz sicherlich das Kaninchen, das man in deutschen „Wohnzimmern“ in den vielfältigsten Formen und Farben antrifft. Damit hat sich der Stellenwert des Kaninchens innerhalb kürzester Zeit stark gewandelt.

Die Rassezucht, also die Auslese nach bestimmten äußerlichen Merkmalen wie Größe, Form, Fell und Farbe, begann in Deutschland erst im Jahr 1870. Durch verschiedene Faktoren, beispielsweise die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs, kam es in der Kaninchenzucht immer wieder zu Rückschlägen. In Kriegszeiten wurden Kaninchenrassen hauptsächlich nach ihrer Wirtschaftlichkeit hinsichtlich der Fleisch- und Fellgewinnung beurteilt. Erst nach 1945 konnten sich auch kleinere Rassen in den verschiedensten Formen und Farbenschlägen weiter entwickeln oder neu herausbilden. Mit zunehmender Zucht und Verbreitung der kleinen und Zwergrassen wurde die Heimtierhaltung des Kaninchens um einiges einfacher. Der planmäßigen Zucht nach bestimmten Merkmalen ist es zu verdanken, dass sich Kaninchenliebhaber heute an kleinen und großen, Kurz- und Langhaarrassen sowie Kaninchen mit Hängeohren erfreuen können.

In diesem Buch möchten wir Ihnen grundlegende Informationen über Haltung und Zucht sowie die Genetik von Rassekaninchen vermitteln – und natürlich die Freude, die diese wunderhübschen Tiere ihren Pflegern bereiten. Um Ihnen einen weiteren Einblick in die faszinierende und vielfältige Welt der Rassekaninchen zu geben, stellen wir Ihnen eine Auswahl sehr unterschiedlicher Typen vor, von denen jeder seinen Reiz und seine eigene Geschichte hat.

Kathrin Aretz,
im Frühjahr 2008

Es gibt eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Kaninchenrassen wie z.B. die absolut gegensätzlichen Hasen- und Lohkaninchen.Foto: K. Aretz

Gerade nicht anerkannte Rassen wie dieses Langhaarkaninchen findet man häufig in Zoofachgeschäften.Foto: K. Aretz

Rassen und „Nichtrassen“

Die häufigsten Kaninchen in der Heimtierhaltung sind kleine, normalhaarige Rassen. Wenn man hier von „Rassen“ spricht, muss man unterscheiden zwischen anerkannten Rassen, nicht anerkannten Rassen (bzw. Farbenschlägen) und Mischlingen. Anerkannt und im Standard aufgenommen werden Kaninchenrassen durch den „Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V. (ZDRK)“. Der ZDRK wurde 1945 gegründet und ist mit rund 149.000 Mitgliedern die führende Dachorganisation für bundesdeutsche Rassekaninchenzüchter. Die Struktur des ZDRK gliedert sich in 20 Landesverbände, denen wiederum über 300 Kreis- und Bezirksverbände mit jeweils mehr als 7.000 Kleintierzuchtvereinen angehören. Derzeit anerkannt sind 88 Kaninchenrassen in insgesamt 370 verschiedenen Farbenschlägen. Die Reinrassigkeit ihrer Kaninchen garantieren Züchter, indem sie ihre Tiere im Zuchtbuch des jeweiligen Vereins eintragen lassen und die Kaninchen anhand einer Tätowierung in beiden Ohren kennzeichnen. Nicht tätowierte und nicht im Zuchtbuch eingetragene Tiere dürfen weder auf Kaninchenschauen bewertet noch zur Zucht im Verein eingesetzt werden.

Die mittelgroßen Rheinischen Schecken zählen zu den selten gezüchteten Kaninchenrassen.Foto: K. Aretz

Langhaarige Widderkaninchen werden vom ZDRK nicht als Rasse anerkannt, sind in der Heimtierhaltung aber umso beliebter.Foto: K. Aretz

Im Gegensatz dazu sind einige Rassen wie Löwenkopfkaninchen, Cashmere-Zwergwidder und Rex-Widder zwar stark verbreitet in der Heimtierhaltung, wurden vom ZDRK bisher aber nicht als Rasse anerkannt. Der Grund hierfür liegt u. a. darin, dass die Tiere noch nicht reinrassig sind (die Nachkommen sehen nicht „genauso“ aus wie die Elterntiere) und es noch keine einheitlichen Rassemerkmale gibt. Auf der anderen Seite existieren (gerade in Tierhandlungen) zahlreiche Mischlinge, die in Größe, Form und Farbe stark variieren und keiner Rasse angehören. Teilweise werden in Zoofachgeschäften auch Kaninchen angeboten, die zwar aus einer Rassezucht stammen, aber nicht dem idealen Rassetyp entsprechen und daher für die Zucht ungeeignet sind.

Für die Liebhaberhaltung ist es selbstverständlich unwichtig, ob es sich um ein reinrassiges Tier oder einen Mischling handelt. Dennoch hat jeder Kaninchenfreund seine ganz persönlichen Vorlieben und mag lieber kleine oder große Rassen, Widderkaninchen, Lang- oder Kurzhaarrassen oder bestimmte Fellfarben und -zeichnungen. Je nach Platzangebot in Wohnung und Garten eignen sich für eine Kaninchenhaltung durchaus auch mittelgroße oder große Rassen. Selbst Langhaarrassen wie das Angora oder Jamora trifft man in der Heimtierhaltung an.

In einer Gehegehaltung, in der sich die Tiere jederzeit in einer Holzhöhle zurückziehen können, fühlen sich Kaninchen am wohlsten.Foto: K. Aretz

Haltung

Für Züchter wie Heimtierhalter stellt sich zunächst die Frage, wie man seine Kaninchen am tiergerechtesten unterbringt. Dies hängt natürlich im Wesentlichen davon ab, wie groß der Bestand ist bzw. ob weitere Tiere hinzukommen und wie viel Platz einem in Garten und Wohnung zur Verfügung steht. Als Heimtiere gehaltene Kaninchen leben meistens in einem Käfig oder selbst gebauten Stall mit in der Wohnung. Die Käfiggröße für zwei Kaninchen (kleine Rassen) sollte mindestens 150 X 60 X 50 cm betragen (TIERÄRZTLICHE VEREINIGUNG FÜR TIERSCHUTZ E.V. 2004). Darüber hinaus benötigen Kaninchen täglich Auslauf sowie die Möglichkeit der natürlichen Beschäftigung (Knabbern, Buddeln, Verstecken etc.).