Einführung in die Geheimnisse des Crickets:
Die Cricket-Regeln leicht verständlich erklärt

4., aktualisierte Auflage

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Copyright © 2022 Michael Seitz, alle Rechte vorbehalten

Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 9783756249213

Siegfried Franz,
Präsident des
Deutschen Cricket
Bundes e. V.

Deutscher Cricket
Bund e.V.
Marktstraße 3b
21614 Buxtehude

Vorwort

Cricket verbindet!

Cricket hat in vielen Ländern den Rang eines Nationalsports, der von seiner Bedeutung mit dem Fußball in Deutschland vergleichbar ist.

Wann sich Cricket entwickelte, ist unklar. Populär wurde das Spiel im 16. Jahrhundert in Südengland. Von dort hat es sich gemeinsam mit den englischen Handelsbeziehungen über die ganze Welt verbreitet. Heute wird Cricket vor allem in den Ländern des Commonwealth gespielt, wie etwa in England, Wales, Indien, Pakistan, Australien, Neuseeland oder in Südafrika.

Wer sich in diesen Ländern beruflich oder privat aufhält, wird dabei feststellen, dass dort umfangreich im Fernsehen, im Internet und in den Zeitungen über Cricket berichtet wird. Die meisten Deutschen können dem Spiel und diesen Berichterstattungen allerdings nicht folgen, da ihnen die Regeln unbekannt sind.

Die vorliegende Einführung in die Regeln des Crickets schafft hier Abhilfe, indem sie auf anschauliche Weise die Grundsätze des Spiels erklärt.

Zum einen versetzt sie junge und interessierte Menschen in die Lage, im In- und Ausland einer Einladung zum Mitspielen zu folgen. Zum anderen ermöglicht sie Cricket-Neulingen, einem Spiel im Fernsehen oder live in einem Stadion zu folgen und sich mit gleichgesinnten Sportbegeisterten darüber auszutauschen.

Auch in Deutschland wird erfolgreich Cricket gespielt und der Sport erlebt hier derzeit einen Boom. Spielten vor 10 Jahren noch 1.500 Kinder, Frauen und Männern in 50 Vereinen Cricket, so sind heute über 6.500 Kinder, Frauen und Männer in über 150 Vereinen organisiert und täglich werden es mehr.

Cricket übernimmt dabei auch eine wichtige integrative Rolle, indem es das gemeinsame Spiel von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten fördert. Denn nichts verbindet Menschen mehr und baut Misstrauen zwischen Menschen mehr ab als das gemeinsame Spiel. Und so gewannen viele Sportvereine in den vergangenen Jahren regionale Integrationspreise, nachdem sie eigene Cricket-Sparten eingerichtet hatten.

Haben wir Ihre Neugierde auf Cricket geweckt? Dann besuchen Sie doch einmal ein Cricket-Spiel in Ihrer Nähe.

Zuvor wünsche ich Ihnen aber erst einmal viel Spaß bei der Lektüre dieses Buches

Siegfried Franz

Präsident des Deutschen Cricket Bundes e. V.

Buxtehude, im Mai 2020

Inhalt

  • Cricket verbindet! - Vorwort von Siegfried Franz, Präsident des Deutschen Cricket Bundes e.V.
  1. Einleitung
  2. Das Wichtigste am Anfang: Die Grundidee des Spiels
    • 2.1 Das Spielfeld (Field)
    • 2.2 Das Anwurffeld (Pitch)
    • 2.3 Der Cricketball
    • 2.4 Die Mannschaften und das Ziel des Spiels
    • 2.5 Die einzelnen Akteure in einem Cricket-Spiel
      • 2.5.1 Die Schlagmänner (Batters): Striker und Non-Striker
      • 2.5.2 Der Anwerfer (Bowler) und der Unterschied zwischen Anwurf (Bowling) und Wurf (Throwing)
      • 2.5.3 Der Wicket-Keeper
      • 2.5.4 Die Feldspieler (Fielder)
      • 2.5.5 Die Schiedsrichter (Umpires)
      • 2.5.6 Die Aufschreiber (Scorer)
    • 2.6 Die Schlaglinie (Batting oder Popping Crease)
  3. Spielablauf, Spielabschnitte und Pausen im klassischen Cricket
    • 3.1 Auslosung der Mannschaftsrollen zu Spielbeginn (Toss)
    • 3.2 Das Innings
    • 3.3 Das Over
    • 3.4 Ruhendes Spiel (Dead Ball - toter oder besser ruhender Ball)
    • 3.5 Pausen im Cricket (Interval)
    • 3.6 Ende des Spiels und die Ermittlung des Gewinners
  4. Spielformate im Cricket
    • 4.1 First Class Cricket und Test Matches
    • 4.2 One Day Cricket und One Day Internationals (ODI)
    • 4.3 Twenty20 Cricket (T20)
    • 4.4 Neue Cricket-Varianten: T10 und The Hundred
  5. Die Ziele der Schlagmannschaft
    • 5.1 Ziel 1: Punkte (Runs) erzielen
      • 5.1.1 Runs aus Platzwechseln (Run, Leg Bye, Bye und Wide)
      • 5.1.2 Grenzpunkte (Boundaries, 4s, 6s)
      • 5.1.3 Strafpunkte bei Regelverstößen und unsportlichem Verhalten (Penalty Runs)
    • 5.2 Ziel 2: Wickets schützen
  6. Die Ziele der Feldmannschaft
    • 6.1 Ziel 1: Das Ausscheiden der Schlagmänner (Dismissal)
      • 6.1.1 Direkte Zerstörung eines Wickets beim Anwurf (Bowled)
      • 6.1.2 Zerstörung des Wickets durch den Wicket-Keeper direkt beim Anwurf (Stumped)
      • 6.1.3 Zerstörung eines Wickets durch einen Feldspieler nach dem Anwurf (Run Out)
      • 6.1.4 Bein vor dem Wicket (Leg before Wicket bzw. LBW)
      • 6.1.5 Direkter Fang (Caught)
      • 6.1.6 Zerstörung des Wickets durch den Schlagmann selbst (Hit Wicket)
      • 6.1.7 Doppeltreffer oder Doppelschlag (Hit the Ball Twice)
      • 6.1.8 Feldbehinderung (Obstructing the Field)
      • 6.1.9 Zeitspiel bei der Einwechslung eines neuen Schlagmanns (Timed Out)
      • 6.1.10 Aufgabe oder Ausschluss eines Schlagmanns (Retired Out)
      • 6.1.11 Aufforderung zur Prüfung eines Ausscheidens („How is that?“)
      • 6.1.12 Eingeschränkte Ausscheidemöglichkeiten
    • 6.2 Ziel 2: Das Verhindern von Runs
  7. Die wichtigsten Signale der Schiedsrichter
  8. Erklärung typischer Fernseheinblendungen bei Cricket-Spielen
    • 8.1 Anzeige des aktuellen Spielstandes
    • 8.2 Geschwindigkeiten der angeworfenen Bälle
    • 8.3 Target
    • 8.4 Wicket
    • 8.5 Bein vor dem Wicket (Leg before Wicket bzw. LBW)
    • 8.6 Ergebnisübersichten in einem Innings: Zwischenstände und Endergebnisse der Schlagmannschaft (Scorecard)
    • 8.7 Angaben auf der Scorecard zu den Extras
    • 8.8 Anzeige des Endergebnisses für ein Spiel
    • 8.9 Fall of Wickets
    • 8.10 Ergebnisanzeige für einen einzelnen Schlagmann (Batter)
    • 8.11 Karrierestatistik für einen einzelnen Schlagmann (Batter)
    • 8.12 Ergebnisanzeige für ein einzelnes Over
    • 8.13 Schlagverteilung: Batting Shot Placement, Wagon Wheel und Scoring Areas
    • 8.14 Statistik über eine Partnerschaft von Schlagmännern
    • 8.15 Übersicht über die Ergebnisse der Anwerfer (Bowler)
    • 8.16 Anzeige für einen einzelnen Anwerfer (Bowler) in einem Innings
    • 8.17 Karrierestatistik für einen einzelnen Anwerfer (Bowler)
    • 8.18 Net Run Rate
  9. Cricket in Deutschland
    • 9.1 Deutsche Cricket Meisterschaft der Herren (DCM, 50 Over)
    • 9.2 T20 Deutsche Meisterschaft (T20DM)
    • 9.3 Deutsche Cricket Meisterschaft der Frauen (DCMF)
    • 9.4 DCB Super Series der Herren
    • 9.5 DCB Super Series der Frauen
    • 9.6 Cricket-Vereine im Deutschen Cricket Bund (Auswahl)
  10. Anhang A: Anrechnung von Runs zugunsten des Strikers und gegen den Bowler
    • 10.1 Die Zuordnung von Runs aus Sicht der Schlagmannschaft: Runs des aktiven Schlagmanns (Striker) und Extras
    • 10.2 Die Zuordnung von Runs aus Sicht der Feldmannschaft: Runs, die der Anwerfer (Bowler) abgeben musste
  11. Anhang B: Angaben zur Ausscheideart in der Ergebnisanzeige (Scorecard)
  12. Anhang C: Die DLS-Methode
  13. Anhang D: Linien auf dem Cricket-Feld und klassische Spielerpositionen
    • 13.1 Die Linien auf dem Anwurffeld (Pitch)
      • 13.1.1 Anwurflinie (Bowling Crease)
      • 13.1.2 Schlaglinie (Batting Crease oder Popping Crease)
      • 13.1.3 Die Seitenlinien (Return Crease)
    • 13.2 Protected Area
    • 13.3 Closer Infield, Infield, Circle und Outfield
    • 13.4 Wichtige Spielerpositionen der Feldmannschaft
  14. Quellen
  15. Stichwortverzeichnis

1 Einleitung

Viele Geschäftsreisende und Touristen, die die klassischen Cricket-Länder bereisen, wundern sich über die umfangreichen Berichterstattungen über Cricket im Fernsehen. Dies ist zum einen dem hohen Cricket-Interesse in diesen Ländern geschuldet; denn so wie bei uns Fußball der Nationalsport ist, so steht vor allem in den Ländern des Commonwealth das Cricket-Spiel im Blickpunkt des sportlichen Interesses. Entsprechend wird Cricket – ähnlich wie Fußball bei uns in Deutschland – auch auf Schulhöfen, in öffentlichen Parks oder auf der Straße gespielt. Der zweite Grund für die starke Präsenz von Cricket im Fernsehen ist der, dass ein Cricket-Spiel in seiner klassischen Spielweise bis zu fünf Tage andauern kann, mit je sechs Stunden Spielzeit pro Tag, die nur durch eine Mittagspause, eine Teepause oder durch kurze Erfrischungspausen unterbrochen wird. Entsprechend lang sind deshalb auch die Live-Berichterstattungen.

Das vorliegende Buch gibt eine Einführung in die Regeln des Crickets, um für Cricket-Interessierte etwas Licht in das Regeldickicht des Spiels zu bringen. Die Einführung ist dabei nicht nur für Neulinge hilfreich, die das Cricket-Spiel selbst spielen möchten, sondern auch für Touristen oder die vielen Beschäftigten, die für ihre Unternehmen für einige Zeit ins Ausland gehen und sich von daher in die Geheimnisse dieses interessanten Spiels einlesen möchten. Das Buch ist damit auch ein kleiner Beitrag zur internationalen Völkerverständigung, weil ein Cricket-Spiel dann auch schnell zu einer gemeinsamen Aktivität oder einem verbindenden Gesprächsthema werden kann. Und sind die Regeln erst einmal verstanden, ist auch das Zuschauen des Spiels ein spannender Zeitvertreib.

Wann und woraus sich Cricket entwickelte ist unklar. Populär wurde das Spiel allerdings, als im 16. Jahrhundert der Landadel im Süden Englands das Spiel für sich entdeckte. Cricket wurde so zu einem Spiel der britischen Elite. Sie betrachtete das Spiel als ein „Gentleman’s game“, das ohne Körperkontakt gespielt wurde und bei dem Fairplay eine wichtige Bedeutung beigemessen wurde. Denn nicht Kraft und Schnelligkeit spielen beim Cricket eine Rolle, sondern Taktik und Geduld.

„It’s not Cricket!“

Das Selbstverständnis von Cricket als einem „Gentleman’s game“, bei dem die sportliche Fairness besonders großgeschrieben wird, zeigt sich auch im britisch-englischen Sprachgebrauch. So gibt es in seinem Verbreitungsbereich die Redensart „It’s not Cricket“ als sinngemäße Übersetzung der deutschen Formulierungen „Das ist nicht fair“ oder „Das ist nicht die feine Art“.

Und tatsächlich führen Unsportlichkeiten während oder am Rande von Cricket-Spielen auch heute noch zu umfangreichen Diskussionen, die bis zum Rücktritt von Mannschaftskapitänen oder Trainern führen können, und zwar auch dann, wenn diese den Verstoß selbst gar nicht begangen haben.

Über die englischen Handelsbeziehungen verbreitete sich der Sport auch in den Ländern des Commonwealth. Heute ist Cricket in manchen dieser Länder nicht nur ein Sport, sondern wie eine zweite Religion. Und so verweist man beim Cricket auch gerne darauf, dass das Spiel nicht durch Cricket-Regeln (Rules), sondern durch Cricket-Gesetze (Laws of Cricket) geregelt wird.

Heute wird Cricket auch in vielen anderen Ländern gespielt, auch wenn das Spiel - ähnlich wie in Deutschland - dann eher als Randsportart gilt.

Die oberste und alleinige Instanz für die Cricket-Gesetze ist der Marylebone Cricket Club (MCC) in London. Sein Regelwerk „The Laws of Cricket“ ist weltweit die Grundlage für den Cricket-Sport. Die früheste bekannte Version dieser „Laws of Cricket“ stammt aus dem Jahr 1744, wobei es sich bei dieser bereits um die Neufassung einer älteren und heute unbekannten Vorversion handelte. Auch wenn die „Laws of Cricket“ über die Jahrhunderte hinweg immer wieder angepasst und überarbeitet wurden, so bestimmen sie doch bis heute das Spiel.

Diese „Laws of Cricket“ sind deshalb auch die Ausgangsbasis für die nachfolgenden Erläuterungen des Spiels, wobei wir dem üblichen deutschen Sprachgebrauch folgen und im Weiteren nicht von Cricket-Gesetzen, sondern von Cricket-Regeln sprechen werden.

Auch wenn die Regeln sehr umfassend sind, sind für professionelle Spiele, bei denen es auch um sehr viel Ansehen und Geld geht, an der ein oder anderen Stelle Konkretisierungen erforderlich, um für alle Mannschaften bei Heim- und Auswärtsspielen möglichst gleiche Bedingungen sicherzustellen. Internationales Cricket wird deshalb unter der Führung des International Cricket Councils (ICC) durchgeführt, das die Regeln des Marylebone Cricket Club (MCC) an den erforderlichen Stellen mit Hilfe von Spielordnungen (Match Playing Conditions) ergänzt. Innerhalb der Länder wird Cricket von nationalen Cricket-Verbänden organisiert: In Deutschland ist dies der Deutsche Cricket Bund e.V. (German Cricket Federation).

Der nachfolgende Text ist so aufgebaut, dass Sie die Grundregeln des Spiels am Einfachsten lernen, während Sie sich ein Cricket-Spiel im Fernsehen ansehen. So können Sie den folgenden Text abschnittsweise lesen und das Gelesene nach und nach mit dem Geschehen auf dem Spielfeld und mit den Anmerkungen der Fernsehkommentatoren vergleichen.

In Kapitel 2 wird für einen ersten Einstieg die Grundidee des Spiels erläutert. In den nachfolgenden Kapiteln werden die Themen dann vertiefend behandelt. Hier geht es im Einzelnen um den zeitlichen Spielablauf (Kapitel 3), die verschiedenen Spielformate beim Cricket (Kapitel 4), die Zielsetzungen der gegnerischen Mannschaften während des Spiels (Kapitel 5 und 6) sowie um die wichtigsten Signale der Schiedsrichter (Kapitel 7). Einen größeren Umfang nimmt Kapitel 8 ein, in dem wir uns dem Spiel über die vielfältigen Fernseheinblendungen annähern. Dies hat den besonderen Vorteil, dass viele Begriffe aus dem Cricket nicht nur abstrakt erläutert werden, sondern sie Schritt für Schritt und mit einem direkten Bezug zum Spielablauf bzw. den zugehörigen Spielszenen eingeführt werden. Den Abschluss bildet mit Kapitel 9 ein Überblick über Cricket in Deutschland.

Aufgrund des englischen Ursprungs des Spiels werden auch im nichtenglischen Sprachraum üblicherweise die englischen Cricket-Begriffe benutzt. Um das Spiel Cricket-Neulingen besser erklären zu können, werden wir im folgenden Text aber auch vereinzelt deutsche Übersetzungen nutzen, die im Cricket eher selten oder gar nicht in dieser Form verwendet werden. Diese sind für Cricket-Neulinge als Eselsbrücken gedacht und haben einzig und allein den Zweck, das Verständnis für die Regeln zu erleichtern. Cricket-Profis mögen uns die Ungenauigkeiten nachsehen, die sich hieraus ergeben. Um die regulären Begriffe klar von jenen abzugrenzen, die nur einer besseren Verständlichkeit der Cricket-Regeln dienen sollen, sind die regulären Begriffe im Text jeweils in kursiver Schrift ergänzt, so dass die richtigen Fachbegriffe sofort erkennbar sind.

Bei vielen Begriffen, die während des Cricket-Spiels genutzt werden, hat man den Eindruck, dass es sich bei diesen Begriffen um Kurzformen handelt, die sich aus längeren Beschreibungen des genauen Sachverhalts entwickelt haben: Sagt der Schiedsrichter beispielsweise einen „No Ball “ an, so heißt dies nicht, dass es sich um einen Vorfall ohne Beteiligung eines Balles handelt, sondern, dass der Ball nicht korrekt angeworfen wurde: Genau genommen müsste die Schiedsrichterentscheidung „No Ball“ also eher als „Not correctly bowled ball“, also als „nicht korrekt angeworfener Ball“ bezeichnet werden. Andererseits ist eine so lange Formulierung schwierig, wenn es auf dem Platz hoch her geht oder ein Schiedsrichter anderen Spielteilnehmern über größere Entfernungen seine Entscheidung mitteilen will. Aus diesem Grund wurde deshalb vermutlich aus dem längeren „Not correctly bowled ball“ kurz und knapp ein „No Ball“. Wir werden im Folgenden weitere Beispiele für solche Begriffsverkürzungen kennenlernen.

Cricket ist eigentlich ein sehr einfaches Spiel, das einer klaren Logik und den drei Grundprinzipien Wettkampf, Fairness und Sicherheit folgt. Umfangreich sind nur die Regelergänzungen, mit denen Unsicherheiten bei der Regelauslegung geklärt werden.

Natürlich ist es nicht möglich, in diesem Buch alle Sonderegeln vollumfänglich zu erläutern, so dass an der einen oder anderen Stelle Ungenauigkeiten und Unvollständigkeiten unvermeidbar sind. Für eine abschließende Regelkunde ist ein Blick in die Regeln dann doch unumgänglich.

Aus Platzgründen wird im nachfolgenden Text nur die männliche Form verwendet, doch gilt der Text selbstverständlich für alle Kinder, Jugendliche und Erwachsende gleichermaßen.

Ein besonderer Dank gebührt Siegfried Franz, dem Präsidenten des Deutschen Cricket Bundes (DCB), und Brian Mantle, dem Geschäftsführer des DCB, die mit ihrer wertvollen Unterstützung zum Erfolg des Buches beigetragen haben.

2 Das Wichtigste am Anfang: Die Grundidee des Spiels

Bevor wir auf die vielfältigen Spielregeln beim Cricket genauer eingehen, wollen wir zunächst die Grundidee des Spiels vorstellen.

Aufgrund der Vielschichtigkeit des Spiels kann die Spielbeschreibung an dieser Stelle nur eine sehr unvollständige sein, doch werden die einzelnen Aspekte in den anschließenden Kapiteln dann ausführlicher vorgestellt.

2.1 Das Spielfeld (Field)

Das Cricket-Spielfeld (Field) ist in der Regel ein ovales Feld, in dessen Mitte ein rechteckiges Anwurffeld (Pitch) eingerichtet ist.

Tatsächlich sind die Form und die Maße des Cricket-Feldes in den Regeln des regelgebenden Marylebone Cricket Club (MCC) in London nicht konkret vorgegeben. So heißt es dort in Regel 19.1. zur Spielfeldbegrenzung: „Vor der Auslosung vereinbaren die Schiedsrichter mit beiden Kapitänen die Spielfeldbegrenzung. Wenn möglich muss die Begrenzung auf ihrer gesamten Länge markiert sein.“ Das war‘s. In dieser Regel zeigt sich allerdings auch die lange und ehrwürdige Tradition des Spiels. Denn anders als heute gab es bei den Anfängen des Crickets in England und ihren Kolonien keine festen Spielstätten wie heute, und mussten sich die Spielfelder in die natürlichen Gegebenheiten einfügen, die zur Verfügung standen. So heißt es zum Beispiel in Regel 19.2, dass im Rahmen der Vereinbarung der Spielfeldgrenze auch geklärt werden muss, ob „ein Hindernis oder der Körper einer Person innerhalb des Spielfeldes“ als „Spielfeldbegrenzung“ zählt oder nicht.

Für professionelle Wettbewerbe ist diese allgemeine Regel nicht mehr ausreichend. Aus diesem Grund werden die Maße des Spielfelds für die Cricket-Spiele im Profibereich vom International Cricket Council (ICC) in Spielordnungen konkret angegeben: Danach soll die Entfernung der Spielfeldgrenze von der Mitte des Spielfelds aus - gemessen vom Zentrum der Anwurfbahn (Pitch) in der Mitte des Spielfeldes - mindestens 65 Yards (= 59,43 Meter) und nicht mehr als 90 Yards (= 82,29 Meter) betragen, sodass der Durchmesser des Cricketfelds zwischen 130 Yards (= 118,86 Meter) und 180 Yards (154,58 Meter) liegt.

Der Spielfeldrand (Boundary) soll dabei klar gekennzeichnet sein, wobei dies in der Regel durch ein Seil, eine weiße Linie oder ein anderes geeignetes Mittel erfolgen soll, wie etwa einem kleinen Zaun oder kleinen Flaggen.

2.2 Das Anwurffeld (Pitch)

In der Mitte des ovalen Spielfelds befindet sich ein rechteckiges Feld, das sogenannte Anwurffeld (Pitch). Die deutsche Bezeichnung Anwurffeld rührt daher, dass hier der Ball zu Beginn eines jeden Spielzugs angeworfen, das heißt, ins Spiel gebracht wird. Die englische Bezeichnung Pitch stammt dagegen von der Art des Anwurfs: Obwohl es regeltechnisch nicht vorgeschrieben ist, wird der Ball vom Anwerfer in der Regel mit einem Aufschlag (englisch: „Pitch“) auf dem Boden des Anwurffelds ins Spiel gebracht, was im Englischen den Namen Pitch für dieses Feldes begründet.

Anders als beim Spielfeld sind die Maße des Anwurffelds (Pitch) auch in den Regeln des Marylebone Cricket Clubs exakt vorgegeben: So ist das Anwurffeld (Pitch) ein rechteckiger Spielbereich mit einer Länge von 22 Yards (20,12 Meter) und einer Breite von 10 Fuß (3,05 Meter).

Auf dem Anwurffeld (Pitch) wird beim Cricket der Ball in der Regel so angeworfen, dass er vor dem gegnerischen Spieler (dem Schlagmann bzw. Batter) einmal auf dem Boden aufspringt. Damit die Flugbahn des Balles beim Aufprall so wenig als möglich durch eine schlechte Bodenbeschaffenheit verändert wird, wird auf die Beschaffenheit des Anwurffelds (Pitch) besonders geachtet. Hier wird der Rasen extrem kurz geschnitten und wird dieser Bereich auch häufiger gewässert und gewalzt. Das Anwurffeld ist von daher auch deutlich auf dem Spielfeld zu erkennen.

An den beiden Enden des Anwurffelds (Pitch) sind in einem Abstand von 22 Yards (20,12 Meter) die sogenannten Wickets aufgestellt. Ein Wicket ist eine Stabkonstruktion (eine Art Tor), die aus drei längeren und aufrecht in die Erde gesteckte Stäbe (Stumps) besteht, und auf deren Spitzen wie kleine Brücken zwei Querstäbe (Bails) aufgelegt werden. Das zentrale Ziel während des Cricket-Spiels ist es, diese Querstäbe (Bails) von den aufrecht stehenden Längsstäben (Stumps) herunterzuwerfen.

Klassisch sind die Wickets aus Holz hergestellt. In verschiedenen Fällen sind in die aufliegenden Querstäbe (Bails) allerdings zusätzliche Elemente mit Leuchtstoffen eingearbeitet, so dass sie hell und spektakulär aufblinken, wenn sie von den aufrecht stehenden Längsstäben (Stumps) herunterfallen.

Da das Anwurffeld (Pitch) während eines Spiels erheblich beansprucht wird, sind auf einem Spielfeld häufig mehrere Anwurffelder nebeneinander angelegt. Dies ermöglicht es, bei nachfolgenden Spielen das Anwurffeld zu wechseln und dem Gras auf dem genutzten Anwurffeld die Möglichkeit zur Regenerierung zu geben. Dabei ist hilfreich, dass auch die Außenbegrenzung des Spielfelds nicht fest ist und zum Beispiel ein Seil, das die Begrenzung bildet, entsprechend mitverschoben werden kann.

2.3 Der Cricketball

Der Cricketball hat eine Hülle aus Leder und einen Kern aus Kork. Bälle, die bei den Herren im Wettkampf eingesetzt werden, wiegen zwischen 155,9 bis 163 Gramm (5 1/2 bis 5 3/4 Unzen) und haben einen Umfang von 22,4 bis 22,9 cm (8 13/16 bis 9 Zoll) bzw. einen Durchmesser von etwa 7,2 cm. Die Bälle im Jugend- und Damenbereich sind etwas leichter und kleiner. Besonders auffällig sind bei den Cricketbällen die sechs Nähte, mit denen die Lederhülle zusammengenäht wird.

Ein Cricketball ist damit im Vergleich zu anderen Bällen, wie etwa einem Tennisball, relativ hart und schwer. Aufgrund dieser Härte tragen Feldspieler, die in der Nähe des Anwurffelds (Pitch) stehen, in der Regel einen Schutzhelm mit Gesichtsschutz. In vielen Fällen ist das Tragen eines Helms in der Nähe der Pitch sogar verpflichtend. Im Amateurbereich bzw. im Hobby- oder Jugendbereich gehen viele Spieler häufig noch einen Schritt weiter. Sie nutzen keine originalen Cricketbälle für das Training oder Spiel, sondern leichtere Bälle (Softballs), um Hand- bzw. Fingerverletzungen zu vermeiden.

Um die Eigenschaften eines Cricketballs besser einschätzen zu können, finden Sie in der nachfolgenden Tabelle einen Vergleich von einem Cricketball mit einem Tennisball.

Maße und Gewichte eines Cricketballs und eines Tennisballs
im Vergleich nach offiziellen Wettkampfregeln (Herren)



Cricketball
(nach den Regeln des
Marylebone Cricket Club)
Tennisball
(Wettkampfball Typ 1
nach den Regeln des
Internationalen Tennisverbandes
ITF
)
Material Hülle aus Leder um
einen Kern aus Kork
Hülle aus einer Filzschicht
um eine Gummiblase
Gewicht zwischen 155,9 und
163 Gramm
zwischen 56,0 und
59,4 Gramm
Durchmesser ca. 7,2 cm zwischen 6,54 und 6,86 cm

Klassisch ist der Cricketball dunkelrot, doch sind seit einigen Jahren - insbesondere bei Flutlicht - auch andere Farben erlaubt.

2.4 Die Mannschaften und das Ziel des Spiels

Gespielt wird Cricket von zwei Mannschaften mit je 11 Spielern.

Dabei spielen die Teams über längere Zeit in unterschiedlichen Spielrollen, die sie erst nach einem längeren Spielabschnitt wechseln. Hierin liegt ein großer Unterschied zu vielen anderen Ballsportarten, wie etwa Fußball,

Handball oder Basketball, bei denen die Rollen als Angreifer oder Verteidiger minütlich oder gar innerhalb weniger Sekunden mehrfach wechseln können.

Je nach der Rolle, die eine Mannschaft während des laufenden Spieldurchgangs innehat, wird zwischen der Rolle als Schlagmannschaft (Batting Team) und der Rolle als Feldmannschaft (Field Team) unterschieden.

Von der Feldmannschaft sind alle 11 Spieler über das Feld verteilt. Von der Mannschaft, die als Schlagmannschaft (Batting Team) spielt, sind dagegen immer nur zwei Spieler, die sogenannten Schlagmänner oder Batters (im Singular: Batter) auf dem Platz (im Bild die beiden Spieler in den dunklen Trikots und mit den Schlägern (Bats) in den Händen). Die anderen Spieler der Schlagmannschaft warten am Spielfeldrand oder in einem eigenen Mannschaftsbereich auf der Tribüne auf ihre Einwechslung.

Aufgabe der beiden Schlagmänner (Batter) ist es, den Ball, der ihnen vom Anwerfer (Bowler) der gegnerischen Mannschaft entgegengeworfen wird (im Bild links unten am Bildrand), mit ihren Schlägern (Bat) weit ins Feld zu schlagen. Nach dem Schlag versuchen die beiden Schlagmänner (Batters), ihre Plätze vor den Wickets zu tauschen (siehe die nachfolgende Abbildung). Gelingt ihnen ein solcher Platzwechsel, bevor die Spieler der Feldmannschaft den Ball zu den Wickets zurückwerfen und eines der beiden verlassenen Wickets mit dem Ball zerstören können, erhalten die Schlagmänner einen Punkt. Dieser Punkt wird im Cricket auch als Lauf oder Run bezeichnet, da er aus einem Lauf bzw. einem Platzwechsel der beiden Schlagmänner resultiert.

Platzwechsel der beiden Schlagmänner für einen Lauf (Run)

Nun wiederholt sich dieser Ablauf: Der Anwerfer (Bowler) wirft den Ball auf einen Schlagmann an und dieser versucht, den Ball ins Feld zu schlagen, um dann mit seinem Partner erneut die Plätze vor ihren Wickets zu wechseln und somit einen weiteren Punkt (Run) zu erlaufen.

Gelingt es der Feldmannschaft dagegen, einen Ball, der ins Feld geschlagen wurde, zu einem der Wickets zurückzuwerfen und dieses Wicket zu zerstören, bevor einer der beiden Schlagmänner (Batter) dieses Wicket erreicht hat, so scheidet der Schlagmann aus, der sich am nächsten an diesem Wicket befindet. Dabei ist es egal, welches der beiden Wickets nach dem Rückwurf zerstört wird. Einzige Voraussetzung ist es, dass es zerstört wird, bevor einer der beiden Schlagmänner dieses Wickets nach seinem Platzwechsel wieder erreicht hat.

Wenn wir von einer Zerstörung des Wickets sprechen, haben wir in der Regel vor allem jenen Fall im Kopf, dass das Wicket mit dem Ball zerstört wird. Ist ein Spieler der Feldmannschaft allerdings nahe genug am Wicket, ist auch eine Zerstörung des Wickets mit einer Hand zulässig, sofern der Feldspieler mit dieser Hand auch den Ball hält. Sprechen wir im Weiteren also von einer Zerstörung des Wickets durch einen Ball, so schließt dies dann also immer auch den Fall mit einer „den Ball haltenden Hand“ mit ein.

Die Sicherheitszone, in der der Schlagmann sicher ist bzw. die er nach einem Lauf erreichen muss, um sicher zu sein, beginnt mit der Linie vor dem Wicket. Diese Linie wird auch als Schlaglinie (Batting oder Popping Crease) bezeichnet. Nur wenn der Schlagmann den Boden hinter dieser Linie entweder mit seinem Körper oder mit seinem Schläger berührt, ist er sicher. Nutzt er den Schläger (Bat), dann muss er ihn allerdings auch in der Hand halten. Es reicht also nicht aus, ihn einfach nur über die Linie zu werfen. Der Sicherheitsbereich bzw. die Sicherheitszone hinter der Linie werden auch als Ground bezeichnet.

Befindet sich ein Schlagmann dagegen vor der Schlaglinie (Batting oder Popping Crease) oder berührt er die Schlaglinie nur, und kann die gegnerische Mannschaft das Wicket in diesem Augenblick durch einen Ballwurf oder mit einer Hand, die den Ball hält, zerstören, so scheidet der Schlagmann (Batter) an diesem Wicket aus.

Obwohl die Platzwechsel der beiden Schlagmänner das zentrale Element im Spiel sind, sind sie bei Fernsehübertragungen tatsächlich nicht immer zu sehen. Stattdessen folgen die Kameras nach einem Schlag häufig der Flugbahn des Balls in das Spielfeld hinein und von dort wieder zur Anwurfbahn und zu den Wickets zurück. In dieser Zeit sind die Platzwechsel durch die Schlagmänner in vielen Fällen bereits abgeschlossen.

Scheidet ein Schlagmann (Batter) aus, wird dieser durch einen anderen Spieler der Schlagmannschaft ersetzt, der bislang am Spielfeldrand auf seinen Einsatz gewartet hat und nun vor dem frei gewordenen Wicket seine Position bezieht. Nun beginnt das Spiel von neuem, bis auch der nächste Schlagmann ausscheidet und auch dieser wieder durch einen weiteren Schlagmann ersetzt wird.

Solange immer zwei Schlagmänner (Batters) im Spiel sind, können diese nach ihren Ball-Schlägen Platzwechsel erlaufen und damit Punkte (Runs) sammeln. Dabei können die Schlagmänner nach dem Erreichen ihrer Wickets sooft umdrehen, aneinander vorbeilaufen und Runs erlaufen, wie sie wollen. Einzige Voraussetzung für einen erfolgreichen Lauf (Run) ist es, dass kein Wicket zerstört wird, bevor einer der beiden Schlagmänner die rettende Linie vor dem zerstörten Wicket erreicht.

Umgekehrt müssen die Schlagmänner aber auch nicht in jedem Fall für einen Platzwechsel (Run) loslaufen, wenn ihnen das Risiko für ein zerstörtes Wicket zu groß ist, in dessen Folge einer von ihnen ausscheiden würde.

Die Rolle einer Mannschaft als Schlagmannschaft (Batting Team) endet, wenn zehn der elf Schlagmänner (Batters) ausgeschieden sind (All Out) und nur noch ein einziger Spieler der Schlagmannschaft übrig ist. Denn für einen Punkt (Lauf bzw. Run) müssen zwei Schlagmänner ihre Seiten erfolgreich wechseln. Ist nur noch ein einziger Schlagmann im Spiel, ist ein solcher Platzwechsel aber nicht mehr möglich. Der erste Spielabschnitt ist damit zu Ende.

Nun wechseln die Mannschaften ihre Rollen, das heißt, die bisherige Schlagmannschaft (Batting Team) spielt jetzt als Feldmannschaft (Field Team) und die bisherige Feldmannschaft spielt als Schlagmannschaft. Nun versucht die neue Schlagmannschaft Punkte (Runs) durch Platzwechsel zu erlaufen, während die neue Feldmannschaft versucht, die Platzwechsel der gegnerischen Mannschaft zu verhindern und mit der Zerstörung von Wickets dafür zu sorgen, dass die gegnerischen Schlagmänner ausscheiden. Auch dieser Spielabschnitt dauert solange an, bis auch hier zehn der elf Schlagmänner ausgeschieden sind (All Out).

Im klassischen Cricket wird nun noch einmal gewechselt, und bekommt also jede Mannschaft noch eine zweite Chance, als Schlagmannschaft weitere Runs zu sammeln.

Am Ende werden die Runs aus allen Spielabschnitten zusammengezählt. Gewonnen hat das Spiel diejenige Mannschaft, die am Spielende insgesamt die meisten Runs erzielt hat.

Soweit eine erste und sehr allgemeine Beschreibung des Spielgeschehens. Das Spiel hat allerdings noch viele weitere Facetten und Regeln. An dieser Stelle hierzu ein paar Beispiele.

In unserer bisherigen Beschreibung haben wir den Fall erläutert, dass ein Schlagmann (Batter) ausscheidet, wenn er sich vor seiner Sicherheitszone (Ground) befindet und genau zu diesem Zeitpunkt sein Wicket zerstört wird. Diese Art des Ausscheidens wird auch als Run Out bezeichnet.

Neben dieser Art des Ausscheidens gibt es allerdings noch weitere Möglichkeiten, wie ein Schlagmann ausscheiden kann. Eine zweite wichtige Ausscheidemöglichkeit besteht zum Beispiel darin, dass der Anwerfer (Bowler) in der Lage ist, das Wicket direkt bei seinem Anwurf mit dem Ball zu zerstören, während der Schlagmann vergeblich versucht, den Ball mit seinem Schläger (Bat) vom Wicket wegzuschlagen. Diese Ausscheideart bezeichnet man als Bowled, wobei es hier egal ist, ob sich der Schlagmann vor oder innerhalb seiner Sicherheitszone befindet.

Auf weitere Beispiele, wie ein Schlagmann (Batter) ausscheiden kann, gehen wir an späterer Stelle genauer ein (siehe Kapitel 6.1 Ausscheiden der Schlagmänner ab S. →).

Wie beim Ausscheiden der Schlagmänner (Batters) gibt es auch beim Erzielen von Punkten (Runs) nicht nur eine, sondern mehrere Möglichkeiten. Ausführlich beschrieben haben wir bislang die Runs aus erfolgreichen Platzwechseln der beiden Schlagmänner (Batters).

Eine zweite Möglichkeit, Punkte zu sammeln, sind die sogenannten Grenzschläge. Um Grenzschläge (Boundaries) handelt es sich, wenn ein Schlagmann den Ball über die Spielfeldgrenze (Boundary) schlagen kann.

Bei den Grenzschlägen und den daraus resultierenden Punkten (Runs) gibt es zwei Arten: Schafft es der Schlagmann, den Ball ohne Bodenberührung über die Spielfeldgrenze zu schlagen, gibt es 6 Punkte (6 Runs), kommt der Ball vor dem Erreichen der Spielfeldgrenze zumindest einmal auf dem Boden auf und springt oder rollt er dann weiter ins Aus, gibt es immerhin noch vier Punkte (4 Runs).

Auch wenn die Punkte aus Grenzschlägen nicht durch das Laufen bzw. die Platzwechsel der beiden Schlagmänner erzielt wurden, werden auch sie als Runs bezeichnet. Möchte man die Punkte aus Grenzschlägen allerdings klar von jenen aus Platzwechseln unterscheiden, so bezeichnet man die Punkte aus Grenzschlägen auch als Boundaries, da sie aus Schlägen über die Spielfeldgrenze (Boundary) hinaus erzielt werden. Um zusätzlich auch noch zu unterscheiden, ob es sich um Grenzschläge mit oder ohne Bodenberührung handelt, spricht man bei Grenzschlägen ohne Bodenberührung auch von Sechs-Punkte-Schlägen (6er oder 6s) und bei Grenzschlägen mit Bodenberührung des Balles von Vier-Punkte-Schlägen (4er oder 4s).

Neben den Runs aus Platzwechseln und Grenzschlägen gibt es schließlich noch eine dritte Art von Punkten. Hier handelt es sich um Strafpunkte bei inkorrektem oder unfairem Spiel (sogenannte Penalty Runs). Penalty Runs werden durch Verstöße einer Mannschaft verursacht, die dann der benachteiligten gegnerischen Mannschaft als Extra-Punkte (Extras) gutgeschrieben werden. Auf verschiedene Verstöße und die daraus folgenden Strafpunkte gehen wir noch einmal ausführlicher in Abschnitt 5.1.3 ein.

2.5 Die einzelnen Akteure in einem Cricket-Spiel

In unserer Kurzeinführung in den Spielablauf haben wir bislang vor allem drei Spieler auf dem Feld ausdrücklich erwähnt. Dies sind von der Schlagmannschaft (Batting Team) die beiden Schlagmänner (Batters, im Bild auf Seite → in den dunklen Trikots) sowie von der Feldmannschaft (Field Team) der Anwerfer (Bowler, im Bild auf Seite → links am unteren Bildrand). Auf diese und ihre Funktionen gehen wir im Folgenden noch etwas genauer ein. Im Anschluss daran werden dann auch noch die weiteren Personen beschreiben, die bei einem Cricket-Spiel mitwirken.

2.5.1 Die Schlagmänner (Batters): Striker und Non-Striker

Bei unserer allgemeinen Beschreibung des Spiels haben wir bislang nur allgemein von den „beiden Schlagmännern“ (Batters) geschrieben, die den Ball schlagen und durch Platzwechsel Runs erlaufen.

Tatsächlich wird bei der näheren Bezeichnung der Schlagmänner noch weiter danach unterschieden, ob es sich um den Schlagmann handelt, auf den der Ball angeworfen wird und der den Ball ins Feld schlägt (im Bild auf S. → im dunklen Trikot am oberen Rand), oder ob es sich um seinen Spielpartner am gegenüberliegenden Wicket handelt, mit dem er nach seinem Schlag den Platz vor dem Wicket