Christoph Troche
bhv PRAXIS
Linux Mint für Ein- und Umsteiger
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ISBN 978-3-95845-027-1
1. Auflage 2015
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Impressum
Linux? Mint?
Keine Angst vor Linux
Was ist Linux Mint und für wen ist es geeignet?
Die Konzeption dieses Buches
Der Inhalt dieser DVD
1 Linux Mint – die Versionen
Die Linux-Mint-Versionen
Die Standardversion
Debian Edition (LMDE)
Cinnamon oder MATE?
32 oder 64 Bit?
Und sonst? No-codec, OEM …?
No-codec
OEM-Version
KDE-Version
Xfce-Version
Tails
2 Linux Mint – zu den Quellen
Linux Mint im Internet
Linux Mint auf einer DVD-ROM
Linux Mint auf einem bootfähigen USB-Stick
3 Linux Mint Live und vollständige Installation
Live-Version oder Festinstallation, allein oder parallel?
Linux Mint per Live-Version ausprobieren
Sicherung, das A und O
Linux Mint fest installieren
Hardwarevoraussetzungen
Linux Mint 17.01 per Upgrade installieren
LMDE installieren
4 Finetuning: Linux Mint wird eingerichtet
Linux Mint nach den eigenen Bedürfnissen einrichten
Die Netzwerkverbindungen einrichten
Per WLAN
Per Modem
Per kabelgebundenem LAN
Per Smartphone
Per mobilem Breitband-Stick
Mit Ihrem WLAN im Netzwerk anmelden
Spracheinstellungen überprüfen
System aktualisieren
Die Anwendungspaketquellen aktualisieren
Programme aktualisieren
Zu guter Letzt: Aufräumen
Die Grafikkarte einrichten
Drucker einrichten
Einen Scanner einrichten
Anwendungen nachinstallieren
Troubleshooting
Programme aus einer anderen Quelle installieren
Eigene PPA hinzufügen
Zusammengefasst haben Sie folgende Möglichkeiten, Programme zu installieren
MATE, KDE, xfce
5 Was finde ich wo? Der Desktop
Linux und die zugeschweißte Motorhaube
Ihr Arbeitsplatz
1. Der Schreibtisch
3. Der Schnellzugang zu den Favoriten
4. Aktive Anwendungen
5. Applets
6. Desklets
Der Schreibtisch bei MATE
Die Leiste
Der Schreibtisch bei xfce
Der Schreibtisch bei KDE
6 Linux Mint in der Gruppe
Warum ein Mehrbenutzersystem?
Benutzer und Benutzergruppen
Der Systemverwalter
Die Benutzerverwaltung
Der Eigentümer
7 Windows-Programme mit Linux Mint nutzen
Windows und Linux, schließt sich das nicht aus?
Wine (Wine is not an Emulator)
Windows-Programme mit PlayOnLinux installieren
Die Königsdisziplin: die virtuelle Maschine
VirtualBox installieren
Extension-Packs installieren
Gasterweiterungs-CD erstellen
DKMS installieren
Gasterweiterungen installieren
Die Windows-Partition von der Festplatte entfernen
8 Mit Linux Mint in der Cloud
Die Cloud: Daten online speichern und aktualisieren
Server und Client
Sicherheit
Der Klassiker: Dropbox
Linux Mint MATE
Linux Mint xfce
Linux Mint KDE
Die Dropbox einrichten
Dateien zum Download freigeben
Der Speicherriese: Copy
Komfortabel und verschlüsselt: Wuala
Eine Alternative: Spideroak
Die Profi-Variante Tahoe-LAFS
Die Installation
9 LibreOffice – das Heimbüro
LibreOffice, die Microsoft-Office-Alternative?
LibreOffice starten
LibreOffice anpassen
Textverarbeitung LibreOffice Writer
Menüleiste
Symbolleisten
Statusleiste
Ein neues Dokument erstellen
Ein Dokument öffnen
Rechtschreib- und Grammatikprüfung
Ein Dokument schließen
Ein Dokument als Word-Dokument speichern
Ein Inhaltsverzeichnis erstellen
Rechnen mit Calc, der Tabellenkalkulation
Ein Dokument aus einer Vorlage heraus erstellen
Eindrucksvolle Präsentationen mit Impress
Ein Dokument mithilfe eines Assistenten erstellen
Diagramme erstellen mit Draw
10 Nicht nur Thunderbird und Firefox: Kommunikation mit Linux Mint
Das bisher vorhandene E-Mail-Konto nutzen
POP3-Konto
IMAP-Konto
Von Outlook & Co. zu Thunderbird
Lightning, ein Terminkalender in Thunderbird
Der online gespeicherte Kalender
Mit Thunderbird arbeiten
KMail – die Alternative der KDE-Version
Firefox, der Internetbrowser
Mit Firefox umziehen
Mit dem Internet Explorer zu Linux Mint umziehen
Synchronisation mehrerer Computer
Einige empfehlenswerte Add-ons
Pidgin – immer erreichbar
IRC-Chat mit HexChat
Instant Messager mit KDE
Skypen mit Linux Mint
11 Safety first – Sicherheit im System
Ist Linux sicher?
Die Privilegien bei Linux
Sichere Passwörter erstellen
Oberste Regeln
Buchstaben-durch-Zahlen-ersetzen-Methode
Die Anfangsbuchstaben-Methode
Verriegelt und verschlossen – Verschlüsselung sensibler Daten
Sicherheit und Datenschutz im Internet
Social Engineering – Phishing
Ihre Daten sichern
Nach einem Festplattencrash
12 Virtuelles Privates Netzwerk (VPN) einrichten
Eine sichere Sache
Die Einrichtung eines DynDNS-Servers
Die dynamische IP-Adresse
DynDNS-Server
Den Router einrichten
Mit einer Firmware-Version ab 6.0
Mit einer Firmware-Version vor 6.0
Die Einrichtung des VPN-Clients im Linux-Mint-Computer
13 Kommandozeile und Verzeichnisbaum
Der Linux-Verzeichnisbaum – eine etwas andere Logik
Geräte im Verzeichnisbaum
Das Terminal
14 Die Software Linux Mint Cinnamon
Die Software von Linux Mint Cinnamon
Office-Programme
LibreOffice
Evince-Dokumentenbetrachter
Grafik
Bildbetrachter
gThumb
GIMP
Kommunikation und Internet
Firefox
Thunderbird
Pidgin
Hexchat
Transmission
Multimedia
Banshee
Der VLC-Player
Videos
Brasero Brennprogramm
Zubehör
Archivmanager
Bildschirmfoto
Nemo
Laufwerke
Simple-Scan
USB-Abbilderstellung
USB-Stick-Formatierer
Einstellungen
Systemprogramme
Aktualisierungsverwaltung
Anwendungspaketquellen
Anwendungsverwaltung
GDebi
Synaptic Paketverwaltung
Benutzer und Gruppen
Datensicherungswerkzeug
Energiestatistiken
Baobab
Hochladeverwaltung
Systemprotokollbetrachter
Systemüberwachung
Treiberverwaltung
Accessibility
Wie fast alle PC-Benutzer kennen Sie sicher das Betriebssystem Windows. Wahrscheinlich haben Sie es auf Ihrem heimischen Rechner installiert, denn 95 % aller Computerbenutzer auf diesem Planten nutzen die eine oder andere Version davon. Und vielleicht ärgern Sie sich auch öfters mal über Ihren Computer, darüber, dass er mit der Zeit immer langsamer wird, dass aufwendige Schutzprogramme gegen Viren und Trojaner mitlaufen müssen und dass das Ganze auch noch einen Haufen Geld kostet.
Aber vielleicht haben Sie auch schon mal von der Alternative Linux gehört. Linux ist ein Betriebssystem, das Anfang der 1990er Jahre vom finnischen Informatikstudenten Linus Torvalds entwickelt wurde. Der Legende nach wollte er im Winter einfach nicht die Wohnung verlassen und entwickelte eine Möglichkeit, sich mit seinem 386-PC im Universitätscomputer einzuloggen. Irgendwann erkannte er dann wohl, dass er gerade im Begriff war, ein neues Betriebssystem zu entwickeln. So postete er seine Entwicklung im gerade entstehenden Internet und forderte andere Interessierte auf, am System mitzuarbeiten und Verbesserungsvorschläge zu machen („Nur so als Hobby, es wird nicht groß und professionell …“).
So entstand ein Betriebssystem der besonderen Art. Zum einen ist (und bleibt) es kostenlos. Zum anderen ist Linux ein bedeutender Teil der Open-Source-Bewegung. Open Source bedeutet, dass der Quellcode und damit die gesamte innere Architektur des Betriebssystems öffentlich sind und von jedem, der sich dazu berufen fühlt, studiert, verbessert und an seine Bedürfnisse angepasst werden können. Dies sorgt nicht nur für maximale Transparenz, denn keine Regierung und kein Geheimdienst kann versteckte Hintertürchen einbauen lassen, die zum Ausspionieren Ihres Computers dienen, sondern es führt auch zu einer unübersehbaren Vielfalt verschiedenster Distributionen.
Linux hatte lange Zeit den Ruf des Elitären: ein hoch funktionelles System, aber nur von weltfremden Computerfreaks, die kryptische Befehle in Terminals tippen, zu bedienen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Softwarezusammenstellungen wie Ubuntu, RedHat und eben Mint haben Linux längst aus dieser Nische befreit und zu einem sehr benutzerfreundlichen Betriebssystem mit hochwertigem Office-Programm, Internetanbindung und einer Vielzahl von Programmen für den täglichen Gebrauch gemacht. Dabei ist von Vorteil, dass Linux ein überaus sicheres und stabiles System ist. Inzwischen sind unter anderem die französische Polizei und die Stadtverwaltung der Stadt München auf Linux umgestiegen und sparen so Millionen Euro an Lizenzgebühren.
Legt man die Statistik der Webseite Distrowatch zugrunde, ist Linux Mint seit Jahren die beliebteste aller Linux-Distributionen. Dies mag damit zusammenhängen, dass es sich um eine Softwarezusammenstellung für PCs handelt, die es dem Umsteiger von Windows einfach machen will. Das gesamte Look & Feel ähnelt dem des Marktführers aus Redmond so sehr, dass sich ein Benutzer, der zum ersten Mal vor einem Mint-PC sitzt, zumindest mit den wichtigsten Funktionen auskennen wird. Seien Sie allerdings darauf vorbereitet, dass einige Funktionen dann doch anders sind, als Sie es gewohnt sind. Denn Linux ist nicht Windows.
Da die Entwickler versuchen, dem Benutzer direkt nach der Installation ein fertiges Betriebssystem zu präsentieren, erscheint keine andere Linux-Distribution ab Installation so komplett ausgestattet wie Mint. Neben den etablierten Programmen wie Firefox, Thunderbird und LibreOffice liefert Mint auch gleich alle möglichen Codecs mit, die zum Abspielen von DVDs sowie Musik- und Videoformaten aller Couleur nötig sind. Reibungslos miteinander arbeitende Programme und maximale Stabilität haben aber oberste Priorität.
Sinnvoll wird der Umstieg für Sie dann, wenn Sie, wie die meisten Menschen, den Rechner für Textverarbeitung, das Surfen im Internet, E-Mail und die übrigen gängigen Tätigkeiten eines Computerusers, wie z. B. Bildbearbeitung, nutzen.
Für den Windows-Umsteiger: Sie brauchen weder für das Betriebssystem noch für die notwendige Software zusätzlich zu bezahlen. Sie können die umständlichen Software- und Betriebssystem-Updates von nun an vergessen und erfreuen sich an einem System, das frei ist von Viren, Würmern und anderer Schadsoftware. Das System ist mindestens ebenso leicht nutzbar wie Windows-Systeme, allerdings ist es stabiler und benötigt sehr viel weniger Computerressourcen.
Sie haben einen älteren PC, den Sie Ihren Kindern für die Hausaufgaben und die Recherche im Internet einrichten wollen? Mint benötigt keine modernste Hardware, selbst dieses Buch wurde auf einem Uralt-Rechner verfasst. Es kostet nichts und alle notwendige Software ist an Bord. Sogar die Prozessoren ganz alter Systeme (Non-PAE), also vor Pentium Pro und Athlon, werden von einigen Versionen problemlos unterstützt.
Bitte beachten Sie allerdings Folgendes:
Linux Mint ist gemeinschaftsbasiert. Das bedeutet, dass es keine Betreuung durch ein Computergeschäft oder eine Telefonhotline geben wird. Allerdings ist die Gemeinschaft auch da, um zu helfen. In den Internetforen werden Sie auf geduldige und kompetente Hilfe stoßen. Selbsternannte Koryphäen, die zuerst auf Google und auf das Handbuch verweisen, sind hier seltener zu finden.
Viele für Microsoft Windows oder Mac OS X programmierte Anwendungen laufen nicht unter Linux Mint. Für die allermeisten Aufgaben, die man auf dem Rechner erledigen möchte, sind aber entsprechende Anwendungen verfügbar. Mittlerweile werden sogar einige Anwendungen, die ursprünglich nur unter Linux benutzt wurden, zu Hits unter anderen Betriebssystemen. Viele professionelle Anwendungen allerdings, wie z. B. Buchhaltungsprogramme für Firmen, werden nicht für Linux entwickelt. Möglichkeiten, auch Programme anderer Betriebssysteme unter Linux zum Laufen zu bringen, werden in diesem Buch erläutert.
Wenn Sie viele und vor allem neue, rechenintensive Spiele nutzen, werden Sie mit Linux Mint nicht glücklich, da die Hersteller die Spiele nur für Windows und Mac OS X kompatibel entwerfen.
Sie könnten Probleme mit sehr spezieller Hardware bekommen. Zwar hat sich die Hardwareerkennung in den letzten Jahren gewaltig verbessert, allerdings gibt es wohl einige Grafikkarten und Scanner, die nicht gleich unter Linux laufen.
Dieses Buch ist ein Praxisbuch. Das bedeutet, dass ich darauf verzichten werde, Sie mit den Grundlagen von Linux zu langweilen. Stattdessen zeige ich Ihnen, wie Sie die aktuelle Version von Linux Mint bekommen können, wenn die beiliegende DVD einmal nicht mehr aktuell sein wird. Ich werde Sie durch den Installationsvorgang führen und Ihnen bei der Sicherung und Migration Ihrer persönlichen Daten aus dem Internetbrowser und Ihrem E-Mail-Programm sowie bei der nachträglichen Installation von weiteren Programmen helfen. Sollten dies Ihre ersten Erfahrungen mit Linux Mint sein, empfehle ich Ihnen, das Buch von Anfang an durchzuarbeiten, da ich mich bemüht habe, den Ein- oder Umstieg in einer chronologisch sinnvollen Weise zu gestalten.
Damit Sie sofort starten können, werde ich Sie mit der Arbeitsoberfläche der Version Cinnamon vertraut machen.
In jeweils einem weiteren Kapitel werde ich Ihnen die Möglichkeiten erläutern, wie Sie mehrere Benutzer einrichten, und Ihnen LibreOffice, ein mächtiges Office-Paket, sowie die Möglichkeiten, Linux Mint multimedial zu nutzen, vorstellen. Natürlich werden auch Sicherheitsaspekte nicht zu kurz kommen. In einem Kapitel stelle ich Ihnen die Einrichtung eines VPN, eines virtuellen persönlichen Netzwerks, vor. Dieses ermöglicht Ihnen, von jedem öffentlichen Hotspot aus eine sichere, verschlüsselte Verbindung zu Ihrem heimischen Router zu erstellen. Dieses Kapitel stelle ich bewusst recht weit ans Ende, setzt es zu seiner Umsetzung doch einige Kenntnisse voraus, die Sie in den vorausgehenden Kapiteln erwerben.
Der Umfang dieses Buches bringt es mit sich, dass ich Ihnen nur einen Einstieg ermöglichen kann. Ich werde mich zudem auf die Version Cinnamon konzentrieren. Sollten eklatante Unterschiede zu den anderen Versionen auftauchen, werde ich diese extra behandeln.
Vielleicht ist es ein wenig abenteuerlich, sich auf eine neue Arbeitsumgebung einzulassen, allerdings bin ich zuversichtlich, dass Sie, nachdem Sie einmal Linux-Luft geschnuppert haben, andere Betriebssysteme nicht mehr vermissen werden.
Damit Sie mit Linux Mint sofort starten können, haben wir die vollständige Distribution 17.01, auch Rebecca genannt, beigelegt. Dies ist die aktuelle, im November 2014 veröffentlichte Version, die bis zum April 2019 unterstützt wird.
Wenn Sie diese DVD in Ihren Rechner einlegen, bieten sich Ihnen zwei Möglichkeiten:
Sie können Linux Mint als eine sogenannte Live-Version starten: So können Sie Linux testen, ohne dass Sie an Ihrem Computer irgendetwas verändern. Sie können für sich ausprobieren, ob Ihre Hardware funktionieren wird und ob Ihnen das Handling gefällt. Allerdings ist Linux Mint in dieser Form sehr viel langsamer und mit weniger Speicherplatz ausgestattet als in der fest installierten Form. Diese Installationsform ermöglicht es Ihnen allerdings auch, auf eine defekte, nicht mehr startende Windows-Umgebung zuzugreifen, um eventuell Ihre Daten zu retten.
Sollten Sie sich entschließen, Linux Mint dauerhaft zu installieren, können Sie das ebenfalls von der DVD aus tun. Sie haben die Möglichkeit, Mint als alleiniges Betriebssystem oder in Kombination mit einem anderen Betriebssystem zu nutzen, ganz wie Sie wollen. Jetzt können Sie schalten und walten, wie Sie möchten.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß und viel Erfolg mit Ihrem neuen Linux-Betriebssystem.
Köln, Februar 2015
Christoph Troche
Mein besonderer Dank gilt Juliane Jahn aus Dortmund für die Geduld und die strenge sprachliche Korrektur.
Abb. 1.1: Versionsvielfalt
Wie ich in der Einleitung bereits beschrieben habe, darf jeder Entwickler seine eigenen Vorstellungen von Linux in die Tat umsetzen, selbst nutzen und der Allgemeinheit anbieten, auf dass das beste System die meisten Nutzer finde. Da Softwareentwickler allerdings nicht sonderlich kompromissbereit sind, führt dies zwangsläufig zu einer Vielzahl von Varianten, die für den Einsteiger oft schwer zu verstehende Unterschiede beinhalten. Warum auch sollte sich der Entwickler auf Kompromisse einlassen, wenn er seine Vorstellungen ganz einfach selbst entwickeln und anbieten kann? Wenn Sie sich also die Internetseite http://www.linuxmint.com einmal ansehen, werden Sie feststellen, dass es nicht DAS Linux Mint gibt, sondern eine ganze Reihe verschiedener Mint-Distributionen auf den Download warten.
Es ist ein wenig verwirrend, sich mit der Vielzahl der Möglichkeiten auseinanderzusetzen, daher möchte ich Ihnen in diesem Kapitel eine Entscheidungshilfe an die Hand geben. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ausgaben sind dabei gar nicht so dramatisch, sie liegen meist eher „unter der Motorhaube“. Trotzdem kann die Wahl der richtigen Distribution über Gelingen oder Nichtgelingen der Installation entscheiden.
Dabei haben die Mint-Entwickler das Rad auch nicht neu erfunden, sie nutzen und verändern, ganz im Sinne des Open-Source-Gedankens, bereits bestehende Linux-Distributionen, nämlich Ubuntu und Debian.
TIPP Ubuntu ist eine weit verbreitete und kostenlose Linux-Distribution. Das Projekt, das großen Verdienst daran hat, Linux zu einem erfolgreichen Betriebssystem für den Normalnutzer werden zu lassen, wird vom Softwarehersteller Canonical Ltd. gesponsert, der vom südafrikanischen Unternehmer Mark Shuttleworth gegründet wurde. Debian ist ein seit 1993 gemeinschaftlich entwickeltes, freies Betriebssystem. Debian GNU/Linux, das auf dem Linux-Kernel basiert, ist eine der ältesten, einflussreichsten und am weitesten verbreiteten Linux-Distributionen. |
Als Standardversion wird die auf Ubuntu basierende Distribution bezeichnet. Sie war als Erste da und ist weiter verbreitet, ohne dabei gleich die bessere Distribution zu sein. Hier wird der Linux-Kernel, also der „Motor“ des Systems, von Ubuntu-Entwicklern zur Verfügung gestellt. Es ist wichtig, zu wissen, dass Ubuntu alle zwei Jahre – zuletzt im April 2014 – eine neue LTS-Version (Long Term Support) veröffentlicht, die dann fünf Jahre lang mit Updates versorgt wird. Zur Zeit der Drucklegung dieses Buches lautet die LTS-Version von Ubuntu 14.04 und von Linux Mint 17.1 (Rebecca). Beide Versionen werden bis April 2019 unterstützt, dann ist eine Neuinstallation des Systems nötig, da keine Aktualisierungen mehr zur Verfügung gestellt werden.
Linux Mint greift in der Standardversion neben eigenen Angeboten auf die von Canonical auf seinen Servern zur Verfügung gestellten Programme und Aktualisierungen zu. Sie können sich nicht nur aus Tausenden Programmen Ihre eigene Softwarezusammenstellung herunterladen und installieren, über den Aktualisierungsmanager werden Sie auch informiert, wenn neue Versionen Ihrer Programme vorliegen. Die Canonical-Server sind hierbei eine sehr sichere Quelle, Angst vor Computerviren oder anderer Schadsoftware brauchen Sie nicht zu haben.
Zwei Nachteile dieser Version möchte ich Ihnen aber nicht verschweigen:
Die Datenbank des Ubuntu-Softwaremanagers ist nicht immer aktuell. Manche Programm-Updates werden erst stark verzögert eingepflegt und spät zum Download angeboten.
Computer mit alten Prozessoren – „alt“ bedeutet hier die Generation vor AMD Athlon oder dem Intel Pentium-Pro - werden unter Umständen nicht oder nur eingeschränkt unterstützt. Das ist insoweit schade, als dass Linux Mint nur recht wenige Systemressourcen benötigt und auch die alten PCs noch respektable Leistungen beim Surfen im Internet und bei der Nutzung der gängigen Office-Anwendungen bieten.
TIPP Die Standardversion ist dann richtig für Sie, wenn Ihnen ein stabiles, bewährtes System wichtiger als die jeweils neueste Softwareversion ist. Ihr Computer kann durchaus betagt sein, sollte aber über mindestens 1 GB RAM verfügen und muss aus der Generation Pentium Pro oder AMD Athlon oder jünger stammen. |
Die Linux Mint Debian Edition (LMDE) ist die zweite Ausgabe von Linux Mint. Sie gleicht weitestgehend der Standardversion in Design und Funktionalität, allerdings basiert sie nicht auf Ubuntu, sondern auf der Distribution Debian. Da Ubuntu seinerseits auf Debian basiert, ist der Unterschied gar nicht so groß, trotzdem sind beide Versionen nicht miteinander kompatibel. Da kein Unternehmen wie z. B. Canonical hinter Debian steht, nehmen die Entwickler der LMDE für sich in Anspruch, dass sie unabhängiger und die Updates schneller und sicherer seien. Außerdem sei, so behaupten die Entwickler, Debian schneller und gehe sparsamer mit den Systemressourcen um als Ubuntu. Fakt ist, dass die minimalen Systemanforderungen der LMDE weitaus geringer sind als bei der Standardversion.
Die LMDE greift bei ihren Updates und Installationen hauptsächlich auf die Debian-Server zu, als normaler Nutzer würden Sie allerdings kaum einen Unterschied zum Programmangebot der Standardversion merken. In einem zugegebenermaßen nicht repräsentativen Versuch habe ich alle Programme, die ich innerhalb der Standardversion gefunden habe, auch in der LMDE gefunden, mehrfach in einer aktuelleren Version.
Eine Versionsbezeichnung gibt es zur Zeit der Drucklegung dieses Buches (Februar 2015) noch nicht, erst im Laufe des ersten Halbjahres wird es eine Version 2.0 Betsy geben.
TIPP Diese Version ist für Sie richtig, wenn Sie schnell die neuesten Softwareversionen nutzen möchten. Außerdem benötigen Sie die LMDE, wenn Sie über einen alten und leistungsschwachen Computer, beispielsweise ein altes Laptop mit einem Energiesparprozessor oder einem Prozessor der Non-PAE-Generation, verfügen. Non-PAE-Prozessoren sind alte Prozessoren, die Speicherbereiche bis zu 4 GB verwalten können. Ende der 1990er Jahren waren Arbeitsspeicher dieser Größenordnung noch Utopie. |
Bezieht sich die Unterscheidung zwischen Standardversion und LMDE eher auf den Motor des Systems, so könnte man die Unterscheidung zwischen Cinnamon und MATE als Ausstattungsvarianten verstehen.
MATE basiert auf der eher einfachen, aber übersichtlichen GNOME 2 Desktop-Umgebung. Als Einsteiger werden Sie sich hier sehr gut zurechtfinden, da die Einstellungsmöglichkeiten und Optionen begrenzt und deshalb übersichtlich sind.
Basierend auf dem moderneren GNOME 3 versteht sich Cinnamon eher als innovative Desktop-Umgebung. Sie werden mehr Effekte, 3D-Animationen und weitere Gimmicks entdecken können. Einige Zubehörprogramme wie z. B. die Dateiverwaltung liegen in einer komfortableren Version mit mehr Möglichkeiten vor. Falls Sie kleine Fenstereinblendungen mit der aktuellen Wettervorhersage oder „aktive Fensterecken“ suchen, sind Sie hier richtig.
TIPP Die beiliegende DVD enthält die Version Cinnamon. |
Ich werde in diesem Buch vor allem die Version Cinnamon vorstellen. Wenn Sie sich aber vor der endgültigen Installation ein eigenes Bild machen möchten, sollten Sie sich eine Live-CD erstellen und erst einmal ausprobieren. Ein Wechsel der Systeme ist nämlich so einfach nicht durchzuführen.
Ob Ihr PC ein 32- oder 64-Bit-Betriebssystem unterstützt, können Sie mit einem einfachen Tool, das ich Ihnen im zweiten Kapitel vorstellen werde, leicht herausfinden. In der Regel werden Sie allerdings keinen nennenswerten Unterschied zwischen einer 32- und einer 64-Version spüren, die Performance-Vorteile sind, abgesehen von 3D-Spielen, marginal.
Sollten Sie allerdings über einen PC mit mehr als 4 GB RAM verfügen, müssen Sie die 64-Bit-Versionen nutzen, damit der Speicher voll genutzt werden kann. Falls Sie nicht wissen, welche Version Ihre PC-Architektur unterstützt, sollten Sie die 32-Bit-Version nutzen.
Beide Versionen, MATE und Cinnamon, können Sie ebenfalls in einer sogenannten No-codec-Version erhalten.
TIPP Codecs sind Codier- oder Decodier-Programme, die Sie benötigen, um Musik- oder Filmdateien wiederzugeben. |
Wenn Sie sicher sind, dass Sie keine Video- oder Musikinhalte auf Ihrem PC wiedergeben möchten, z. B. weil es sich um einen Firmen-PC handelt oder weil der Nachwuchs an diesem PC Hausaufgaben machen soll, anstatt die neueste Ausgabe der Lieblingsserie zu schauen, sollten Sie diese Version herunterladen und installieren. Codecs sind zudem in aller Regel proprietäre Software, also Programme, die nicht dem Open-Source-Gedanken folgen. Theoretisch ist es möglich, dass sich hierin Hintertürchen zu Ihrem System verstecken. Falls Sie sich anders entscheiden, installieren Sie die Codecs einfach nach. Die No-codec-Version erhalten Sie nur auf der Basis der Ubuntu-basierten Standardversion.
Während des Installationsvorgangs einer normalen Distribution schaffen Sie Fakten. Sie legen einen Benutzernamen, die Zeitzone und ein Passwort an. Was aber, wenn Sie Ihren PC mit Betriebssystem verkaufen oder Linux Mint für einen Freund einrichten wollen? Die OEM-Version ist eine Installationsform, in der Sie das Betriebssystem zwar vollständig installieren, aber die Personalisierung erst beim ersten Starten erfolgt, indem der Nutzer seinen Namen, ein Passwort und dergleichen eingibt und festlegt.
Auch diese Version erhalten Sie nur auf Basis der Standardversion.
Der KDE-Desktop ist grafisch noch ansprechender, vielleicht auch verspielter, auf jeden Fall sehr viel speicherhungriger als MATE und Cinnamon. Sollten Sie einen PC mit mehr als 2 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung haben – probieren Sie ihn aus. Einige integrierte Programme, wie das Brennprogramm k3b, sind zuverlässig und sicher und stellen oft genug den Goldstandard dar. Allerdings brauchen Sie einen recht leistungsfähigen Computer, 2 GB sollten es schon als Arbeitsspeicher sein.
Die KDE-Version gibt es nur auf Basis der Standardversion, LMDE kennt diese Arbeitsumgebung nicht.
Sie haben ein ganz altes Laptop im Internetauktionshaus Ihres Vertrauens für 50 Euro ergattert oder Ihren ersten PC aus den 1990ern, den Sie für Internetrecherchen oder als Backup-PC nutzen wollen, aus dem Keller geholt? Dann ist die Version mit dem Xfce-Desktop die richtige für Sie. Die Xfce-Version erfordert gerade einmal 512 MB Arbeitsspeicher. Das ganze System ist auf maximale Performance bei minimalem Ressourcenbedarf ausgelegt. Trotzdem sind LibreOffice oder die Einrichtung einer VirtualBox (siehe Kapitel 7) durchaus möglich.
Wenn Sie (von einem eventuell fremden Computer aus) völlig anonym surfen wollen, sollten Sie sich einmal dieses System ansehen. Es basiert im weiteren Sinne auf Linux Mint, stellt aber eigentlich eine eigene Distribution dar. Das System wird nicht fest installiert, sondern als Live-CD oder vom USB-Stick gestartet und hinterlässt auf dem benutzten Computer keinerlei Spuren. Sie können nicht nur im Internet surfen, ohne Ihre Identität preiszugeben, Sie können auch Office-Dokumente bearbeiten oder Musik und Videos streamen. Und das alles, ohne auch nur eine Spur im Internet zu hinterlassen.
Tails, die Abkürzung von The Amnesic Incognito Live System, erhalten Sie nicht auf der offiziellen Internetseite von Linux Mint, sondern auf der Webseite des Projekts: https://tails.boum.org.
Folgende Tabelle sollte Ihnen einen schnellen Überblick über die Systemanforderungen geben.
Tab. 1.1: Überblick über die Systemressourcen (Version Cinnamon)
Den geringsten Arbeitsspeicherverbrauch hat wohl LMDE MATE mit einem Verbrauch von 285 MB direkt nach der Installation, während KDE aufgrund seiner grafisch anspruchsvollen Oberfläche bereits direkt nach der Installation 2 GB Arbeitsspeicher verlangt.