Impress
Die Macht der Gefühle
Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.
Wer nach Geschichten zum Mitverlieben in den beliebten Genres Romantasy, Coming-of-Age oder New Adult Romance sucht, ist bei uns genau richtig. Mit viel Gefühl, bittersüßer Stimmung und starken Heldinnen entführen wir unsere Leser*innen in die grenzenlosen Weiten fesselnder Buchwelten.
Tauch ab und lass die Realität weit hinter dir.
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M. J. River
Fuck Beauty (Fuck-Perfection-Reihe 2)
**Schönheit ist relativ**
Eigentlich will die lebensfrohe Junie nur einen letzten gemeinsamen Sommerurlaub mit ihrer Clique und ihrer großen Liebe Connor auf Cape Cod verbringen, bevor er als Runningback bei den New England Patriots startet. Was mit ausgelassenen Strandpartys und Surfen auf schäumenden Wellen beginnt, entwickelt sich allerdings schnell zu etwas Gefährlichem, das die Clique in einen unaufhaltsamen Strudel aus Verbrechen und Gewalt reißt. Und als wäre das nicht schon genug, verbirgt Junie ein Geheimnis vor Connor, durch das sie ihn für immer verlieren könnte …
An alle Freunde da draußen: Dieses Buch ist für euch. Danke, dass ihr immer aufeinander aufpasst und füreinander da seid.
Danke, dass es euch gibt.
Liebe*r Leser*in,
dieser Roman enthält potenziell triggernde Inhalte. Aus diesem Grund befindet sich hier eine Triggerwarnung. Am Romanende findest du eine Themenübersicht, die Spoiler enthält.
Entscheide bitte für dich selbst, ob du diese Warnung liest. Gehe während des Lesens achtsam mit dir um. Falls du auf Probleme stößt und/oder betroffen bist, bleibe damit nicht allein. Wende dich an deine Familie und an Freunde oder suche dir professionelle Hilfe.
Wir wünschen dir alles Gute und das bestmögliche Erlebnis beim Lesen dieser besonderen Geschichte.
M. J. River und das Impress-Team
»Fahr los, beeil dich! Wir müssen hier weg. Jetzt fahr endlich!«, brülle ich ihn an, als ich mich auf den Beifahrersitz des Vans schwinge.
»Beruhig dich, ich fahr ja schon.« Hastig wendet er das Auto und fährt mit quietschenden Reifen an.
Im Seitenspiegel kann ich einen alten Jeep erkennen, der mit einer Vollbremsung an der Unfallstelle hält. Zwei Typen springen heraus. Obwohl sie im Seitenspiegel rasend schnell immer kleiner werden, kann ich mir denken, wer die beiden sind.
Fuck.
Ich könnte wetten, sie hat mich erkannt. Ich habe es in ihren Augen gesehen.
Und wenn sie mich erkannt hat, muss sie verschwinden. Auf eine Leiche mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an.
Während der Van auf der Straße Richtung Festland davonbraust, lasse ich meinen Frust weiter an ihm aus.
»Du beschissener Idiot! Wo hast du deinen Führerschein gemacht? Hast du nicht gesehen, dass die Karre auf der Kreuzung stand? Wie kann man nur so verdammt dämlich sein!«
Er erwidert nichts, sondern starrt stur geradeaus.
Warum bin ich permanent von gehirnamputierten Losern umgeben?
»Wir sollten nach der Fracht schauen«, murmelt er nach einer Weile. »Wenn die beschädigt ist, werden wir nicht bezahlt und das ganze Risiko war umsonst. Abgesehen davon müssen wir sie dann entsorgen.«
Mein Brustkorb schmerzt wegen des Gurtes, der während des Aufpralls tief in meinen Oberkörper geschnitten hat.
Genervt wische ich mir übers Gesicht.
Das wäre mehr als ärgerlich.
***
Nach einer halben Stunde haben wir das Festland erreicht.
»Fahr rechts ran«, befehle ich ihm barsch.
Als der Van steht, springe ich heraus, laufe zügig um das Fahrzeug herum und öffne eine der Flügeltüren.
Die Fracht sieht in der Tat beschädigt aus.
So eine verfickte Scheiße!
Rasend vor Wut knalle ich die Tür wieder zu und ziehe die Glock aus meinem hinteren Hosenbund. Danach schwinge ich mich erneut auf den Sitz.
»Fahr weiter! Wir müssen sie tatsächlich entsorgen.«
Junie
»Hast du endlich alles?«, drängelt Connor schon wieder.
»Ja, hab ich, ist ja gut.« Ich streiche mir die blonden Haare aus dem Gesicht. Sie reichen mir mittlerweile bis zu den Hüften, ich müsste sie eigentlich schneiden lassen.
So, noch eine klitzekleine Tasche in den Kofferraum geschmissen und dann …
»Ernsthaft, Junie?« Danny faltet sich hinter das Steuer seines bonzigen schwarzen Dodge Rams. »Wir fahren für zwei Wochen ins Haus. Zwei Wochen. Du siehst so aus, als müssten wir dir bei einem Umzug helfen.«
Darauf erwidere ich nichts, denn ganz ehrlich?
Männer.
Sie haben null Ahnung, was Frau alles so braucht.
Von Sam – meinem kleinen Grinch – kommt nur ein heiseres, rauchiges Lachen. Man kann sie vom Kofferraum aus kaum erkennen, da der Beifahrersitz sie beinahe verschluckt. Nur ihre Füße, deren Zehennägel knallrot lackiert sind und in Flipflops stecken, kann ich von hier aus sehen, weil sie sie auf dem Armaturenbrett des riesigen Schiffs von einem Auto abgelegt hat.
»Leute, lasst uns mal in Ruhe. Ihr wollt schließlich auch, dass wir gut aussehen.« Mit ihrer Winzlingsfaust knufft sie Danny in die Seite. »Also beschwert euch nicht, weil wir eine Tasche mehr dabeihaben.«
»Eine Tasche? Willst du mich verarschen?« Connor schwingt seinen Hintern auf den Rücksitz. »Das ist euer ganzer Hausrat.«
Energisch schließe ich den Kofferraum, der zugegebenermaßen überwiegend mit Sams und meinen Gepäckstücken beladen ist, und klettere zu Connor auf die Rückbank.
»Allein die Nagellackfläschchen nehmen die Hälfte deines Weekenders ein«, mault er weiter, sieht mich dabei jedoch mit seinen türkisblauen Karibikaugen verschmitzt an.
Noch bevor ich mich anschnallen kann, zieht er mich an seine Seite und gibt mir einen dicken Kuss mitten auf den Mund. Sein ganz eigener Duft, eine leicht holzige Mischung aus Basilikum und Mandarinen, steigt mir in die Nase und seine weichen Lippen schmecken nach Juicy-Fruit-Kaugummi.
»Können wir jetzt fahren?« Danny sieht mich über den Rückspiegel mit seinen dunkelbraunen Augen leicht genervt an. »Oder wollt ihr erst noch eine Nummer schieben?«
»Oah, Danny, Steilvorlage«, stöhnt Sam auf und schiebt sich ihre Sonnenbrille auf die Nase. Jetzt sieht sie aus wie eine Hummel auf Ecstasy, da das Ding mindestens siebzig Prozent ihres Gesichts ausmacht. »So kommen wir nie los und ich will heute unbedingt noch eine Runde schwimmen.«
Ich rutsche von Connor weg und schnalle mich an.
»Keine Ahnung, auf was ihr so lange wartet. Ich bin schon längst so weit«, entgegne ich grinsend und greife nach Connors Hand. Wie von selbst krabbeln meine Finger zwischen seine.
»Auch noch frech werden«, feixt Danny, fährt sich durch die dunkelbraunen Haare, die er inzwischen um einiges kürzer trägt, und startet den Motor.
Es ist Juli in New England und wir sind auf dem Weg nach Cape Cod ins Ferienhaus von Dannys Eltern.
Sam hat mit ihm wirklich eine gute Partie gemacht. Der Witz an der Sache ist, dass es erstens völlig ungewollt war und es ihr zweitens piepegal ist, dass seine Familie in Geld schwimmt.
Recht hat sie. Danny hat in unserem dritten Jahr an der Universität in Rhode Island nämlich mehr als bewiesen, dass seine Qualitäten in keiner Weise daran zu messen sind, dass er aus einem reichen Elternhaus stammt.
Nun liegt das vierte Unijahr hinter uns und es ist der letzte Sommer, den wir in absoluter Freiheit genießen können. Danach steht der Umzug an. Wir ziehen alle vier nach Boston und werden so zum Glück nicht voneinander getrennt sein.
Das ist auch Connors großem Können zu verdanken, da er im April von den New England Patriots gedraftet wurde. Unglaublich, er spielt in der nächsten Saison tatsächlich als Runningback bei der NFL mit! Stolzer könnte ich nicht sein. Ich freue mir regelrecht ein Loch in den Bauch für ihn, da er sich das letzte Jahr mächtig den Hintern dafür aufgerissen hat.
Da die Pats ihr Stadion in Foxborough haben und somit auch dort trainiert wird, wird sich Connors Arbeitsweg in Zukunft auf dreißig Minuten beschränken – länger fährt man von Boston aus nicht dorthin. Damit kann er leben und wir können zusammenziehen, da ich mich auf Meeresbiologie spezialisiert habe und dies dort studieren kann.
Danny hingegen bleibt beim Strafrecht – das war so klar –, und Sam hat sich endgültig für Psychologie entschieden.
Doch was auch immer die Zukunft noch für uns bereithält: Jetzt wird erst einmal der Sommer in vollen Zügen genossen.
***
Und der fängt mit einem ellenlangen Stau auf dem Highway an. Die Hitze flirrt über den Asphalt und lässt ihn in der Sonne leicht gebogen aussehen. Vampire Weekend mit ihrem gleichnamigen Album dröhnen durch die Boxen von Dannys Dodge und ich bin verflixt froh über die Klimaanlage im Auto. Ansonsten würden wir jämmerlich eingehen.
»War klar, dass wir mitten in die Rushhour kommen.« Sam zupft nervös an ihrem Gummiband herum. Danny wirft ihr während des Fahrens einen raschen Seitenblick zu und umschließt ihr zierliches Handgelenk kurz mit seiner Pranke.
Die beiden geben nach wie vor ein ulkiges Bild ab: er so groß und muskulös wie Hulk, sie so klein und zierlich wie eine Elfe. Oder eben Schneewittchen. Den Spitznamen, den Danny ihr vor eineinhalb Jahren verpasst hat, ist sie bisher nicht losgeworden. Und ich denke, der wird ihr auch erhalten bleiben.
Connors Arm baumelt mittlerweile um meine Schulter und meine Finger sind mit seinen verhakt.
»Entspann dich, Sam«, fordert er sie lachend auf. »Ist ja nicht so, als hätten wir heute noch große Pläne.«
»Das nicht, aber ich bevorzuge das kühle Nass und nicht den stickigen Straßenverkehr«, gibt sie müde zurück und reibt sich ungeduldig über den Arm.
»Wir sind in einer Stunde da, dann kannst du immer noch schwimmen gehen«, beruhigt Danny sie. »Oder surfen, wenn du dich traust.«
»Was heißt da wenn? Ich trau mich alles.«
Das stimmt wohl. Dass sie die Mutigste von uns allen ist, hat sie im dritten Unijahr mehr als bewiesen. Mich schüttelt es nach wie vor, wenn ich an die Zeit zurückdenke, als … Nein, daran werde ich jetzt nicht denken. Ganz bestimmt nicht. Ich will mir nicht die Laune vermiesen lassen.
Da denke ich lieber an …
»Ach, du Schande!«, entfährt es mir. »Haben wir die Weißweinkisten eingepackt?«
Sam fängt schallend an zu lachen. »Mann, Junie, ich dachte schon, du hast deinen Bikini vergessen. Stattdessen kannst du nur an Weißwein denken, das ist so typisch.«
»Was denn? Wir fahren in den Urlaub und Urlaub ohne Weißwein ist wie Sex mit Gummi: ganz okay, aber eben längst nicht so gut«, verteidige ich mich postwendend.
»Bin ich froh, dass ich die Kisten ins Auto gepackt habe«, erwidert Conner, wackelt dabei anzüglich mit den Augenbrauen und legt seine große Hand auf meinen nackten Oberschenkel. Etwas Längeres als Shorts bei dem Wetter zu tragen geht nicht. Da würde ich vor Hitze draufgehen. Außerdem fühlt sich seine raue Hand auf meiner nackten Haut immer so gut an.
Seit eineinhalb Jahren sind wir nun zusammen und ich kann von meinem Sex-auf-zwei-Beinen einfach nicht genug bekommen. Keine Ahnung, wie er das macht. Ist mir auch egal. Hauptsache, er tut es. Meine Güte, und wie er das tut.
Jeez, ist das eine geniale Zeit!
Connor
Das Ferienhaus ist der absolute Wahnsinn. Es liegt unmittelbar am Meer im Örtchen Wellfleet by the Sea, ist im klassischen Cape Cod-Stil gehalten und eines der letzten Häuser vor dem White Crest Beach, einem bekannten Surfspot. Mit Danny war ich schon öfter zum Surfen hier, manchmal auch nur für ein Wochenende. Von der Uni in Rhode Island bis hierher sind es keine zwei Stunden Fahrzeit.
»Meine Güte, Danny, das ist ja der Hammer!«, ruft Junie ganz aus dem Häuschen, während sie ihre langen Beine aus dem Dodge schwingt.
Ich kann sie gut verstehen; das Haus ist ein einziger Traum. Es ist komplett aus Holz und zweistöckig gebaut, mit einer riesigen Veranda und zwei Hollywoodschaukeln zu beiden Seiten der Eingangstür. Linkerhand verläuft ein kleiner Trampelpfad am Haus entlang, zwischen den Dünen hindurch zum Strand.
»Dann ziehen wir mal ein, oder?« Danny zwinkert Junie zu, als er den Kofferraum öffnet und auf die Dutzenden Taschen unserer Mädchen zeigt, während ich unsere Surfboards vom Autodach schnalle.
Die beiden Schlafzimmer liegen links und rechts an der Rückseite des Hauses und haben einen phänomenalen Meerblick mit direktem Zugang zur Terrasse sowie zum Strand.
Kurz nachdem wir sie bezogen haben, kann ich Sam ausmachen, die in ihrem roten Bikini wie ein geölter Blitz über den Strand aufs Meer zuflitzt. Ihre Füße fliegen über den Sand und die pechschwarzen Haare hat sie sich zu einem unordentlichen Knoten auf dem Kopf hochgesteckt. Sie kann verdammt schnell rennen.
»Sie konnte es wohl nicht mehr erwarten«, stelle ich schmunzelnd fest, als ich Danny, der wie ich inzwischen in seinen Boardshorts steckt, auf der Terrasse antreffe.
Junie ist noch im Bad mit der Sonnenmilch zugange.
»Nope. Sie nervt mich schon seit heute früh um vier damit.« Er rollt leicht genervt mit den Augen und setzt sich sein Basecap auf.
»Seit vier Uhr früh? Ach du Scheiße.« Erschrocken sehe ich ihn an.
Ich weiß, dass Sam nach wie vor ab und zu Albträume hat, doch ich hatte gehofft, dass sie seltener geworden sind.
Danny kann nach all den Jahren gut in meinem Blick lesen.
»Nein, nicht deswegen. Alles ist okay, keine Sorge. Sie hat sich bloß so auf den Urlaub gefreut, dass sie kaum geschlafen hat.«
Ach so.
Wie ein glücklicher, verknallter Vollidiot sieht er ihr lächelnd hinterher. »Die zwei haben uns ganz schön in der Tasche.«
»Aber so was von. Und ganz ehrlich? Es gibt nichts Genialeres«, bestätige ich zufrieden.
»Was macht ihr zwei noch hier?«, ruft uns Junie, die aus der offenen Schlafzimmertür an uns vorbeisaust und Sam über den Strand hinterhersprintet, zu.
Heiß sieht sie aus. Ihr Körper, der in einem schlichten schwarzen Bikini steckt, ist der absolute Traum. Braun gebrannte, schlanke Endlosbeine wirbeln den Sand auf, ich kann das Muskelspiel ihrer knackigen Pobacken sehen. Die blonde Mähne fliegt wild im Wind hinter ihr her. Als wäre sie direkt aus Baywatch gejoggt. Mein All-American-Girl.
Nie hätte ich gedacht, dass ich nach dieser langen Zeit immer noch so scharf auf sie sein könnte wie am ersten Tag. Da habe ich mich wohl geirrt. Allerdings überrascht es mich nicht, da abgesehen von ihrem Hammerkörper bei ihr auch die inneren Werte stimmen. Dieses Gesamtpaket gibt es äußerst selten. Wenn mir vor dem College jemand erzählt hätte, dass ich dort so eine Wahnsinnsfrau kennenlernen würde, hätte ich ihm lauthals ins Gesicht gelacht. Vor Junie hatte ich nämlich keinen Plan, dass so eine Wahnsinnsfrau überhaupt existiert. Sie ist mein Sechser im Lotto.
»Du hast einen Blick drauf, als würdest du sie am liebsten auf der Stelle flachlegen wollen. Jetzt werden erst mal Wellen gecheckt, du notgeiler Sack.« Danny rammt mir grinsend seinen Ellbogen in die Seite, bevor er sich sein Surfboard schnappt. Die Leash hat er sich bereits um den Knöchel gebunden.
Kurz überlege ich, ob ich mein Shortboard oder auch mein Mini-Malibu nehmen soll, entscheide mich jedoch aufgrund der Wellen für Letzteres. Außerdem kann Junie dann auch surfen. Das Shortboard ist nur etwas für Fortgeschrittene, da es wesentlich kleiner und wendiger und daher von der Handhabung auch deutlich schwieriger ist. Das Mini-Malibu hingegen ist eher für chilligeres Surfen geeignet. Also genau richtig für die heutigen Wellen.
Meine Sonnenbrille schmeiße ich auf das Badehandtuch, das sich auf einer der sechs Sonnenliegen befindet, greife mir danach das Board und spurte Danny hinterher. Unsere Mädchen sind längst im kühlen Nass angekommen.
Sobald ich knietief im Wasser stehe, werfe ich mich auf das Brett und paddle Danny hinterher, der gerade mit einer Eskimorolle durch die erste Welle taucht, um hinter die Brandung zu gelangen.
Durch unsere vom Footballtraining ausgeprägte Schultermuskulatur fällt uns beiden das Paddeln zum Glück nicht schwer. Ich weiß noch, wie ich als kleiner Junge mit dem Surfen angefangen habe. Da war ich meistens schon platt, als ich hinter der Brandung ankam. Das war ätzend, weil da das Surfen eigentlich erst richtig anfängt.
Ich hole Danny ein, tauche ebenfalls durch die ersten Wellen und setze mich mit meinem Brett zwischen den Beinen neben ihm ins Wasser.
Nun heißt es warten. Surfen besteht zu achtzig Prozent aus Paddeln und Warten.
Während wir ausharren, schwimmen die Mädchen an uns vorbei, um weiter raus ins tiefere Meer zu kommen, das in der Sonne glitzert und funkelt. Meine Fresse, ist das ein sensationeller Start in den Urlaub.
»Nimm du die, ich krall mir die nächste. Alter vor Schönheit!«, ruft Danny mir feixend zu und deutet hinter sich auf eine Welle, die sich langsam aufbaut und gemächlich auf uns zurollt.
Also lege ich mich auf das Board, drehe meinen Kopf, um sie im Auge zu behalten, und paddle zum richtigen Zeitpunkt kräftig an. Ich spüre, wie sich das Brett durch den Wasserdruck leicht anhebt, springe mit den Füßen darauf und gleite in sie hinein. Es fühlt sich an wie Fliegen. Ich habe beim Surfen jedes Mal das Gefühl, die Welt gehöre für ein paar Stunden mir.
Während die Welle allmählich ausrollt und mich zum Strand trägt, springe ich kopfüber ins Wasser und schwimme zum Ausgangspunkt zurück.
Als ich mich wieder hinter die Brandung setze und Danny beim Surfen beobachte, taucht plötzlich Junie unter meinem Board durch und reißt mich am Bein zu sich ins Wasser.
»Jetzt bin ich dran«, prustet sie, nachdem ich sie aus Rache dafür ins Wasser getunkt habe, und wirft ihren sexy Körper aufs Brett.
Die Leash binde ich ihr um die schlanke Fessel, lasse eine größere Welle vorbeirollen und schubse sie dann am Tail in eine kleinere hinein. Wendig und schnell kommt sie auf die Füße, balanciert mit den Armen ihr Gewicht aus und lässt sich anmutig von ihr davontragen.
Ich kann mir einfach nicht helfen: Mein Sunshine ist die schärfste Meerjungfrau, die ich je gesehen habe.
***
Nachdem wir eineinhalb Stunden beim Surfen waren, liegen unsere Mädchen vollkommen hinüber auf den Sonnenliegen.
»Ich glaub, heute Abend kann ich meine Arme nicht mehr heben«, jammert Sam, die platt wie eine Miniflunder auf ihrem Handtuch liegt.
»Macht nichts. Für das, was ich mit dir vorhabe, brauchst du die eh nicht.« Danny grinst sie dreckig an.
»Keinen Dirty Talk bitte, wenn ich noch keinen Schluck Alkohol getrunken habe«, stöhnt Junie und versucht sich möglichst elegant auf den Bauch zu drehen. Das klappt nur bedingt, da sich die Bändchen ihrer Bikinihose in den Ritzen der Sonnenliege verfangen haben.
»So ein Mist. Hilf mir mal, Grinch.« Sie stupst Sams Bein mit ihrem großen, bunt lackierten Zeh an.
»Kann nicht. Bin tot«, haucht Sam gespielt dramatisch und bewegt sich keinen Millimeter.
»Wozu brauch ich Feinde, wenn ich eine Freundin wie dich habe«, mault Junie.
Dann erbarme ich mich mal.
»Verflixt, Connor, du sollst mir das Bändchen nicht aufziehen, sondern es aus der blöden Ritze fummeln«, knurrt sie mich an, nachdem ich mich faul zu ihr hinübergebeugt und an den beiden Enden des Bändchens gezogen habe. Dadurch ist sie zwar aus ihrer Lage befreit, dafür habe ich aber auch freien Blick auf eine sexy Pobacke.
Mmh … lecker.
»Selbst schuld. Wieso ziehst du dir auch so ein Teil an?« Ich weiche ihrem Schlag gekonnt aus, nachdem sie es unter Fluchen wieder fest verknotet hat. Fix gebe ich ihr einen festen Klaps auf den Hintern und springe auf, um ihrer Retourkutsche zu entgehen und ins Haus zu sprinten.
»Das kriegst du zurück!«
Ich lache. Das soll sie mal versuchen.
»Bringst du uns was zu trinken mit?«, ruft mir Danny, der dabei ist, die Leash seines Boards vom Sand zu befreien, hinterher.
»Bier? Und Weißwein für die Ladys?«, frage ich zurück und öffne den Kühlschrank, um die Getränke herauszunehmen.
Danny brummt zustimmend, während von Junie kommt: »Mit Eis, bitte!«
Ist mir klar. Egal was sie trinkt, überall müssen Eiswürfel hinein.
Als ich zurück auf die Veranda komme und jeder von uns versorgt ist, setze ich mich zu Junie auf die Liege; Danny tut es mir bei Sam gleich.
»Auf einen hammermäßigen Urlaub!«, ruft Junie ausgelassen, hebt ihr Glas und strahlt wie ein Glühwürmchen im Dunkeln.
Und während sie sich freut, bekomme ich langsam Schiss … und zwar so richtig.
Junie
»Ich glaub, ich habe mich ernsthaft überfressen.« Sam wirft sich stöhnend in ihrem Gartenstuhl zurück. »Ich brauche einen Schnaps.«
»Der betäubt nur die Magenwände. Wirklich helfen tut er auch nicht«, erklärt Danny besserwisserisch und lümmelt sich entspannt auf seinem Stuhl herum. »Kräutertee wäre gut.«
»Willst du mich umbringen? Den hab ich zuletzt als Kind getrunken, und da fand ich ihn schon eklig«, schießt es entsetzt aus ihr heraus und sie sieht verzweifelt zu mir. Mit der Hand wedelt sie ein paar Mal vor ihrem Gesicht hin und her, um zu verdeutlichen, wie bescheuert sie ihren Freund in diesem Moment genau findet.
Connor gluckst und ich muss leider zugeben: »Er hat recht, Grinch. Aber wir finden sicher trotzdem einen Schnaps für dich, wenn du magst.«
Danny rappelt sich schwer vom Stuhl auf und stapelt die Teller aufeinander.
Allmählich bewege ich mich ebenfalls in die Vertikale und helfe ihm beim Abräumen. Keine Ahnung, wie viele Steaks wir gegrillt und verputzt haben, aber es ist nichts mehr übrig geblieben. Das liegt zum großen Teil an unseren Männern. Sie verdrücken wahre Berge an Essen.
Während Connor sein Bier gemütlich austrinkt, folgt Sam uns in die Küche.
»Ich laufe noch ein wenig am Strand entlang. Gott, ich bin dermaßen vollgefressen … so kann ich auf keinen Fall einschlafen.« Sie hält sich dramatisch ihren flachen Bauch.
Danny grinst schief von oben auf sie hinunter und legt ihr eine Hand auf den Hintern. »Wer hat denn was von Schlafen gesagt?«
»Du Ferkel«, antwortet sie prompt. Zum Nachdruck schlägt sie seine Hand weg und bückt sich, um den Geschirrspüler einzuräumen.
»Dann mal los! Aufräumen können wir später auch noch und ich will mir noch mal die Wellen ansehen, bevor es stockfinster ist.« Ich schnappe mir Connors große Hand, der gerade zu uns gestoßen ist, und ziehe ihn wieder zur offenen Terrassentür hinaus. Er riecht dermaßen lecker, dass ich ihn vorhin am liebsten gleich in der Dusche besprungen hätte, wenn Danny nicht gewesen wäre, der auf sofortige Nahrungszufuhr beharrte – er ist unausstehlich, wenn er Hunger hat.
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Connor zieht mich an seine Seite und legt mir einen Arm um die Schulter. Meine Hand krabbelt in die hintere Hosentasche seiner Shorts, während wir zum Meer schlendern.
Die Wellen sind deutlich kleiner geworden, platschen friedlich ans Ufer und mir geht es einfach nur gut. Entspannt lehne ich meinen Kopf an seine Schulter und wir bleiben stehen, um auf Sam und Danny zu warten. Seine Nase steckt er in meine Haare und schnuppert daran. Das macht er immer so.
»Mein Sunshine-Duft«, brummt er selig.
Automatisch lege ich meinen Kopf leicht in den Nacken und Connor kommt mir ein Stück entgegen. Mit meinen eins sechsundsiebzig bin ich zwar groß, aber noch lange nicht so riesig wie Connor mit seinen eins achtundachtzig.
Seine Lippen fühlen sich weich und warm an. Sie schmecken nach Bier und leicht salzig, was vermutlich an der würzigen Seeluft liegt. Die ausgeblichenen blonden Haare fallen ihm in die Augen und kitzeln meine Stirn.
Sanft knabbert er an meiner Unterlippe. Mit einem Ruck drückt er mich fest an sich, während sich seine Hände um meinen Hintern legen; ich kann seine Härte an meinem Bauch spüren. Seine Zunge gleitet in meinen Mund und umkreist meine neckisch. Mehr muss er nicht tun, damit sich das warme, wohlbekannte Ziehen zwischen meinen Beinen ausbreitet. Er bringt mich immer so verflixt schnell auf Touren.
Ich fahre mit den Händen an seinem Rücken entlang unter das T-Shirt und kann seine ausgeprägte Rückenmuskulatur unter meinen Fingerspitzen spüren. Langsam ziehe ich mich aus seinem Mund zurück und beiße ihm kurz, aber fest in die Unterlippe.
»Fuck, Sunshine, wenn du so weitermachst, kannst du den Strandspaziergang knicken«, murmelt er heiser.
Weil ich es nicht lassen kann, nehme ich eine Hand von seinem Rücken und streife damit spielerisch seine Shorts entlang – natürlich genau auf der richtigen Höhe.
»Du willst es wirklich wissen, oder?«, knurrt er.
»Hört auf, euch gegenseitig abzulecken, das könnt ihr später immer noch tun!«, ruft Sam uns schon von Weitem zu, als sie sich mit Danny an der Hand auf den Weg zu uns macht.
Connor blitzt mich aus seinen inzwischen dunkelblauen Augen an.
»Das werde ich dir heimzahlen …« Dabei kneift er mir mit beiden Händen fest in den Hintern.
Grinsend deute ich zwischen uns hinunter auf die Beule in seiner Hose.
»Mag sein. Aber jetzt musst du damit erst mal allein klarkommen.«
Seine Augen werden schmal. Er wird sauer. Sehr gut, dann wird er nachher durch die Decke gehen. Genauso wie ich es mag.
Ich lasse zufrieden von ihm ab und greife nach seiner Hand. Widerwillig lässt er sich von mir mitziehen.
»Du bist so was von geliefert«, höre ich ihn missmutig murren und kann mir ein Lachen nicht verkneifen.
»Was ist der Plan für den weiteren Abend?«, fragt Sam und kuschelt sich im Laufen an Dannys Seite. »Also, nachdem ich wieder meine Füße sehen kann«, schiebt sie hinterher, streckt ihren Bauch nach vorn. »Uff … gefühlt fünfter Monat.«
Völliger Blödsinn. Ihr Bauch ist flach wie immer.
»Wow, wir gratulieren. Was wird’s? Ein weibliches oder männliches Steak?«, gluckst Connor an meiner Seite.
»Hast du mir was verschwiegen, Schneewittchen?«, steigt auch Danny mit ein.
»Wer weiß? Ich bin gut im Geheimnisse-Haben.«
»Deswegen. Dir trau ich alles zu«, grummelt Danny.
Ich kann verstehen, dass er sich misstrauisch anhört. Sam hat ihn längere Zeit im Unklaren bezüglich ihrer Vergangenheit gelassen. Aus nachvollziehbaren Gründen, aber dennoch.
»Keine Sorge, das würde ich dir schon erzählen, da gehören ja zwei dazu.« Sie kichert mädchenhaft. »Aber keine Panik, ich hab nicht vor, in nächster Zeit Kinder zu bekommen. Windeln wechseln und der ganze Mist? Mit Anfang zwanzig braucht das doch kein Schwein. Meine Mom hat mir sehr anschaulich geschildert, wie das für sie war.«
Sams Mutter hatte sie damals mit gerade mal zwanzig bekommen und nie einen Hehl daraus gemacht, dass es für sie und auch für Sams Vater viel zu früh gewesen war, obwohl die beiden Sam absolut vergöttern.
»Ich habe keine Panik. Wenn es passiert, würden wir es sicher wuppen«, meint Danny selbstbewusst.
Klar, was sonst? Er traut sich alles zu. Die Türrahmen, die für sein riesiges Ego groß genug wären, müssen erst noch gebaut werden.
Mein Blick schweift über das Meer, das in der untergehenden Abendsonne nach und nach grauer wird.
»Komm schon, so ein Mini-Schneewittchen und ein winziger Thor wären doch ganz niedlich«, neckt Danny Sam weiter.
»Ein winziger Thor, ja? Na, das ist ohnehin ein Widerspruch in sich.« Sam wirbelt mit ihrem nackten Fuß den Sand auf. »Außerdem habe ich ja nicht prinzipiell Nein gesagt. Nur eben jetzt noch nicht. Erst mal will ich meine Zeit genießen und studieren. Dann sehen wir weiter.«
»Was ist mit dir, Junie? Willst du auch irgendwann Kinder haben?«, fragt Danny plötzlich und sieht mich aufmerksam von der Seite an.
»Du bist gar nicht neugierig, oder?«
Er grinst breit. »Nope. Immer frei von der Leber weg.«
»Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht.«
»Ach, komm schon, Junie«, bohrt nun auch Sam nach. »Wir sind dreiundzwanzig. Da hat man doch schon eine Vorstellung, ob man Familie will oder nicht.«
»Familie will ich schon, aber eben auch noch nicht sofort.«
»Schluss jetzt mit schmutzigen Windeln und Co. Wer hat Lust auf Nachtschwimmen?« Abrupt lässt Connor meine Hand los und zieht sich mit einer fließenden Bewegung das T-Shirt über den Kopf. Wie jedes Mal fällt mir auf, dass er aussieht, als wäre er vom Cover der Men’s Health gesprungen.
Sein braun gebrannter Körper besteht nahezu nur aus Muskeln, doch sie sind nicht bodybuildermäßig aufgepumpt, sondern schön definiert, von den Oberarmen bis zum Sixpack. Man kann sehen, dass sie von knallhartem Training kommen und nicht von irgendwelchen Steroiden.
Aber auch wenn sein Aussehen schon der Wahnsinn ist, sein Charakter ist es noch viel mehr. Treu, clever, witzig, einfühlsam. Da ist es doch kein Wunder, dass ich mich nach dieser langen Zeit immer noch so sehr von ihm angezogen fühle wie eine Biene vom Blütenstaub. Er ist absolut perfekt.
Und er hat nach wie vor keinen blassen Schimmer, dass ich alles andere bin, nur nicht das.
Obwohl die Sonne bereits seit Längerem untergegangen ist und das Meer inzwischen pechschwarz vor uns liegt, sind die Temperaturen noch angenehm mild.
Danny klettert ebenfalls aus seinen Klamotten.
Ich werfe einen Blick zu Sam, die ihre sorgfältig gezupften Augenbrauen in die Höhe hebt und zu mir aufsieht.
»Ich weiß ja nicht, was mit dir ist, aber ich habe meinen Bikini noch an.« Verschmitzt sieht sie mich an und steigt zeitgleich aus ihrem kurzen Rock, während Danny und Connor schon ins Wasser sprinten.
Na, dann? Auf los geht’s los!
Connor
Danny und ich sitzen mit einem Whisky auf der Terrasse und lassen den achtzehnjährigen McCallan unsere Kehlen hinunterrinnen. Natürlich ohne Eis und Wasser. Das wäre eine wahre Schande. Verflucht gut ist er, doch leider wird er nicht mehr hergestellt. Wie viel die zwei Kisten, die Dannys Vater davon noch im Keller gehortet hat, wert sind, will ich gar nicht wissen. Eine Flasche hat damals sicher um die hundert Dollar gekostet, als er noch produziert wurde. Nun ist der Preis natürlich dementsprechend exorbitant in die Höhe geschnellt.
Sowohl Danny als auch unser Kumpel David kommen aus einem ziemlich privilegierten Elternhaus. Das hat mich nie gestört, denn anders als manch andere haben die zwei niemals mit dem Reichtum ihrer Eltern geprahlt, sondern wollten seit jeher auf eigenen Beinen stehen. Keiner der beiden ist ein klassisch fauler Zögling, der sich auf seinem Familienvermögen ausruht. Ansonsten wären wir wohl kaum befreundet, im Gegensatz zu ihnen stamme ich nämlich aus einer kinderreichen Familie der Mittelklasse.
Meine Eltern haben von jeher hart gearbeitet, damit es uns an kaum etwas mangelte. Ehrgeiz und Fleiß sind daher zwei Tugenden, die sie uns von klein auf vorgelebt haben. Vermutlich konnte ich auch deswegen eines der beliebten Football-Stipendien ergattern, das mir ein Studium an der Universität in Rhode Island ermöglicht hat.
Mein älterer Bruder Dylan hat es als Erster von uns in die NFL geschafft. Er spielt ebenfalls für die New England Patriots, allerdings als Quarterback, was mir meinen Einstieg in der ersten Saison als Runningback extrem erleichtern wird.
Ich bin zwar nicht Danny mit seinem riesigen Ego, doch ich würde lügen, wenn ich leugnen würde, nicht verdammt stolz darauf zu sein, dass ich gedraftet wurde. Auf meinen Bruder bin ich es ohnehin. Die Jacksons werden die Pats rocken. Mein Leben ist gerade einfach nur genial.
Aber mir ist klar, dass das vorerst der letzte Urlaub für mich sein wird. Sobald die Saison startet, werde ich hart trainieren müssen. Härter als zuvor. Deshalb werde ich es hier noch mal richtig krachen lassen.
Die Wellen haben wieder an Größe und Geschwindigkeit zugenommen und schlagen kräftig an den Strand. Während der Hafer auf den Dünen leise im Wind knistert, lasse ich einen Schluck Whiskey in meinem Mund hin und her rollen. Torfig. Rauchig. Nach Honig schmeckt er auch ein wenig.
Danny gähnt und streckt seine langen Beine von sich.
»Alles klar bei euch beiden?«
»Warum?«, gebe ich verblüfft zurück, nachdem ich hinuntergeschluckt habe. »Wirkt es nicht so?«
»Doch, doch. Ich frage nur, weil doch bald der Tag der Tage ist.« Er grinst mich breit an. Von einem Ohr zum anderen. So sehr, dass die Narbe an seiner Schläfe Falten wirft.
O Mann. Der Tag der Tage …
»Erinnere mich bloß nicht daran«, stöhne ich und nehme nun einen etwas größeren Schluck.
»Kriegst du etwa Schiss?« Er tritt mir mit dem Fuß leicht gegen den Unterschenkel und blickt mich abwartend an. Wir können die Mädchen in der Küche lachen hören, anscheinend sind sie im Bad fertig.
»Ich muss duschen«, murmle ich ausweichend, ergreife die Chance und mache mich vom Acker.
Dannys tiefes Lachen dröhnt in meinen Ohren und manchmal kann er mich einfach nur am Arsch lecken.
***
Als ich aus dem Bad komme, ist Junie noch nicht in unserem Zimmer.
Die beiden Schlafzimmer sind jeweils mit einem Bad plus Dusche ausgestattet, sodass wir vier uns nicht in die Quere kommen können, was extrem angenehm ist. Danny duscht immer stundenlang. Ernsthaft. Er ist schlimmer als jedes Mädchen.
Flink greife ich nach frischen Boxershorts und schlüpfe in ein sauberes T-Shirt, bevor ich mich auf den Weg in die Küche zu unseren Mädchen mache. Danny ist – war klar – noch nicht fertig im Bad. Doch Sam und Junie wissen sich auch ohne uns zu beschäftigen und haben die zweite Flasche Weißwein gut im Griff.
Ich schnappe mir die fast leere Wasserflasche, die auf dem Küchentresen steht, und die letzten paar Schlucke gluckern durch meine Kehle.
Sam fuchtelt währenddessen mit einem Fläschchen Nagellack vor meinem Gesicht herum.
»So, die Fingernägel deiner Liebsten sind wieder auf dem aktuellen Stand«, informiert sie mich und kichert leicht angeheitert.
»Tadaaa!«, ruft Junie fröhlich, präsentiert mir stolz ihre frisch lackierten Nägel und piekst mir damit beinahe die Augen aus. Die Farben Rot, Weiß und Blau strahlen mir entgegen. Klar, was sonst, denn in zwei Tagen steht der Unabhängigkeitstag an.
»Passend zum 4. Juli«, trällert Sam.
In ihrem roten Tanktop und den Shorts, die den Union Jack aufgedruckt haben, sieht sie recht britisch aus. Doch das tut sie meistens.
»Zum 4. Juli also?«, wirft Danny, der frisch geduscht aus ihrem Schlafzimmer schlendert, spitz ein. »Deswegen hast du auch die britische Flagge auf deinem Hintern kleben, oder?«
»Na und? Erstens haben wir erst den 2. Juli«, Sam wackelt mit dem Zeigefinger. »Und zweitens habe ich sowohl die britische als auch die amerikanische Nationalität. Ich kann also machen, was ich will.«
Danny verdreht die Augen und ich schlinge die Arme um meinen auf einem Barhocker sitzenden Sunshine. Der Duft von Äpfeln und Kirschen steigt mir in die Nase. Ihre langen Haare sind noch feucht und die goldblonden Härchen an ihren Unterarmen stellen sich auf, während ich ihr leise, sodass nur sie mich verstehen kann, ins Ohr raune: »Ich hoffe für dich, dass deine Fingernägel schnell trocknen. Lange wirst du nämlich nicht mehr in der Küche sitzen. Deine Zeit läuft ab.«
Als ich mich nach vorn beuge, kann ich einen Blick in den Ausschnitt ihres nachtblauen Spagettiträger-Tops werfen und somit auf die perfekten Rundungen ihrer Brüste. Ihre Beine stecken in kurzen Nacht-Shortys.
Ich muss mich ernsthaft am Riemen reißen, um sie mir nicht wie der letzte Steinzeitmensch über die Schulter zu werfen und sie in meine Höhle zu schleifen.
Danny schnappt sich eine Flasche Wasser sowie Sams Hand. »Dann kannst du morgen ja immer noch machen, was du willst. Jetzt komm erst mal ins Bett. Ich bin total platt.« Mit diesen Worten und einem kurzen Nicken in unsere Richtung zieht er sein beschwipstes Schneewittchen energisch vom Barhocker und bugsiert sie in ihr Schlafzimmer.
Das ist mein Stichwort.
Bevor Junie noch irgendetwas erwidern kann, schnappe ich sie mir an der Taille und werfe sie mir jetzt tatsächlich über die Schulter.
Erst quiekt sie erschrocken auf und klammert sich danach kichernd an meinem T-Shirt fest.
»Ich habe dir gesagt, dass du fällig bist«, knurre ich, während ich mit der anderen Hand ebenfalls nach einer Flasche Wasser greife und meine sexy Beute anschließend schnurstracks in unser Zimmer schleppe. Ich hab’s auf einmal eilig, und zwar ziemlich.
Mit dem Fuß schubse ich die Tür zu und donnere die Wasserflasche auf das Nachttischchen, bevor ich Junie auf das Bett werfe und mir auch schon mein Shirt über den Kopf reiße.
Frech grinst sie mich an und versucht, zum Kopfteil hochzurutschen, doch ich bin schneller, schnappe mir ihre Fußknöchel und nach einem festen Ruck daran liegt sie vor mir.
»Ausziehen«, fordere ich sie auf, meine Stimme klingt dabei seltsam tief und kratzig.
Ihre hellbraunen Augen werden schlagartig eine Nuance dunkler.
Ich lasse von ihr ab, trete einen Schritt vom Bett zurück und schlüpfe aus den Boxershorts. Ihr Blick gleitet an meinem Körper entlang nach unten. Als er an meinem Schwanz angekommen ist, leckt sie sich mit der Zunge leicht über die rosafarbenen Lippen.
Sie sollte besser schnell machen, sonst zerreiß ich ihr noch die blöden Nacht-Shorties.
Als könnte sie meine Gedanken lesen, zieht sie sich mit einer anmutigen Bewegung ihr Top über den Kopf, schlüpft aus den Shorts, hakt ihren BH auf und wirft die Klamotten achtlos neben das Bett. Lasziv spreizt sie die Beine, stellt sie aufs Bett, legt sich eine Hand auf ihre Mitte, die nach wie vor in einem weißen Spitzenslip steckt, und sieht mich abwartend an.
Ihre vollen, weichen Brüste heben und senken sich schneller, ihre zartrosa Nippel recken sich frech in die Höhe und die ewig langen blonden Haare fallen ihr in Wellen über die Schultern.
Sie sieht aus wie ein Engel. Ein verdammt sinnlicher Engel.
»Komm her«, raune ich, aber sie zieht nur eine braune Augenbraue in die Höhe.
»Du musst mich schon holen, wenn du mich willst.«
Fuck noch eins.
Bevor sie mit der Wimper zucken kann, bin ich schon über ihr, schubse sie an den Schultern aufs Bett, schnappe mir mit einer Hand ihre schmalen Handgelenke und halte diese über ihrem Kopf zusammen, während ich mit der anderen ihren Slip nach unten zerre.
Als ich bei den Knien angekommen bin, winkelt sie sie an, sodass ich ihn besser von ihren Beinen ziehen kann. Danach beuge ich mich zu ihr herab. »Du willst wirklich spielen, oder?« Sanft beiße ich ihr in die Halsmulde und fahre mit meiner Hand zwischen ihre Beine.
»Immer«, flüstert sie heiser, während meine Finger langsam von ihrem Knöpfchen an ihren Schamlippen hinuntergleiten. Als ich die seidige Nässe an ihrem Eingang spüre, muss ich mich zusammenreißen, damit ich nicht sofort über sie herfalle.
Ich lasse ihre Handgelenke los und umfasse ihre prallen Brüste. Meine Zunge umspielt erst ihre eine, dann die andere Brustwarze und ich beiße leicht hinein. Ich will sie schmecken. Jetzt.
Ungeduldig gleite ich mit meiner Zunge ihren flachen Bauch entlang, während sie ihre Hände in meine Haare krallt. Als ich an ihrer sensibelsten Stelle angekommen bin, umkreise ich sie erst sanft mit meiner Fingerspitze, bevor ich mit leichtem Druck direkt darüberlecke. Sie schmeckt leicht salzig und ganz viel nach Sunshine.
»Verflixt, Connor«, wimmert sie. Der Druck ihrer Nägel auf meiner Kopfhaut verstärkt sich.
Während ich mit zwei Fingern in sie eindringe, sauge ich ihr Nervenbündel in den Mund und fahre gleichzeitig mit der Zunge über die winzige Spitze. Das macht sie immer vollkommen verrückt.
Das Problem ist nur, dass ich mittlerweile so hart bin, dass es beinahe schmerzt, und ich mich kaum noch zurückhalten kann. Meine Finger gleiten immer wieder über den einen Punkt in ihrem Inneren, der sie jedes Mal durchdrehen lässt. Von hier unten kann ich sehen, wie sie sich fest auf die volle Unterlippe beißt, um ein lautes Stöhnen zu unterdrücken.
Sie macht mich so verflucht an.
Nach ein paar Minuten merke ich, wie sie sich um meine Finger zusammenzieht, also lasse ich von ihr ab.
»Du blöder …«, flucht sie atemlos, als ich mir wieder mit einer Hand ihre zierlichen Handgelenke schnappe und sie über ihrem Kopf in die Matratze presse.
Eins ihrer Beine lege ich mir auf den Rücken, ihr anderes drücke ich mit meinem Knie noch weiter zur Seite. Meine andere Hand fährt unter ihren süßen Knackarsch und hebt ihn leicht an, während ich meine Spitze an ihrem nassen Eingang positioniere.
»Jetzt bist du dran.« Mit einem einzigen harten Stoß dringe ich tief in sie.
Sofort umschließt sie mich warm und feucht, drückt den Rücken durch und beißt sich einmal mehr auf die Lippe.
Ich ziehe mich aus ihr zurück und hebe ihren Hintern ein wenig mehr an, um erneut tief in sie zu stoßen. Sie keucht auf und meine Eier werden härter. Ich weiß, dass sie meine Größe anfangs überfordert; ich weiß aber auch, dass sie genau darauf steht.
Meine Hand wandert von ihrem Hintern zu ihrer weichen Brust und drückt sie. Sie fühlt sich so verdammt gut an, dass ich mich zusammenreißen muss, um nicht sofort zu kommen. Das wäre viel zu früh, ich will sie voll und ganz auskosten.
Während meine Finger an einem ihrer süßen Nippel zupfen, stoße ich immer wieder tief und fest in sie.
»Schau mich an!«, verlange ich rau.
Sie öffnet ihre Augen, die vor Lust funkeln. Als sie ihren Kopf hebt und fest in meine Unterlippe beißt, drehe ich fast durch. Meine Hand rutscht von ihrer Brust zwischen uns und während ich sie weiterhin hart nehme, umkreist mein Daumen ihr geschwollenes Knöpfchen.
Unruhig beginnt sie unter mir zu zappeln und versucht sich aus meinem Griff zu befreien, doch sie hat keine Chance. Nicht, dass sie es wollen würde. Wäre es so, ließe ich sofort von ihr ab, überhaupt keine Frage.
Ich erhöhe mein Tempo, kann spüren, wie sie um mich herum zu zucken anfängt, und fahre mit meinem Daumen direkt über ihre inzwischen geschwollene Mitte.
»Gott, Connor«, stöhnt sie erregt und biegt sich mir entgegen.
»Du bist der absolute Wahnsinn, weißt du das?«, raune ich an ihrem Mund und beiße ihr in die Unterlippe. Zeitgleich erhöhe ich den Druck meines Daumens und massiere sie stärker.
Sie hält ihren Atem an.
Yep. Sie kommt.
Und wie.
Ihre inneren Muskeln ziehen sich ruckartig um mich zusammen, sie drückt ihren Rücken durch und dabei ihre göttlichen Brüste an meinen Oberkörper.
Scheiße, das ist so genial!
Mit vier harten und tiefen Stößen lasse ich ebenfalls los, spüre, wie meine Eier sich zusammenziehen, ein Blitz meine Wirbelsäule hinunterschießt und ich in drei langen Schüben in sie pumpe. Ich knurre laut hinter zusammengebissenen Zähnen auf, vergrabe dabei mein Gesicht in ihrer Halsmulde und merke, wie schwer ich atme.
»Du weißt schon, dass das heute noch nicht alles war, oder?«, keuche ich an ihrem Hals.
»Nichts anderes habe ich erwartet.« Sie lächelt mich erschöpft an.
Mein kleiner, versauter Sunshine … wie verrückt ich nach dieser Frau bin.
Junie
Meine Libido ist total k.o. und mein Herz pumpt wie nach einem Sprint. Sag ich doch, dieser Mann ist purer Sex auf zwei Beinen.
Connor sieht mich sanft an, lässt meine Handgelenke los und legt seine Stirn an meine, während ich auf einmal merke, wie groggy ich bin. Der halbe Tag im Wasser fordert allmählich seinen Tribut, ich bekomme meine Arme kaum wieder an die Seiten. Connor ist das Surfen gewöhnt, doch ich bin leider komplett aus der Form.
Im letzten Jahr war ich zwar ab und an mit ihm am Meer, aber das reicht natürlich nicht aus, um auch nur ansatzweise mit seiner Kondition mithalten zu können. Noch dazu bin ich jetzt ziemlich wund. Er ist extrem gut gebaut und erzeugt mit Sicherheit bei anderen Männern gewaltige Minderwertigkeitskomplexe. So sehr ich darauf auch stehe, heute schaffe ich unmöglich eine zweite Runde. Völlig ausgeschlossen.
Müde schließe ich die Augen, atme seinen Duft ein und meine Glieder werden immer schwerer. Ich bekomme kaum mit, wie er aufsteht und ins Bad läuft.
Wie erschossen liege ich auf dem Bett und kann mich kaum noch rühren.
Plötzlich spüre ich, wie er mich sanft mit einem warmen Waschlappen zwischen den Beinen säubert. Er ist der absolute Traummann.
Danach verschwindet er wieder im Bad und ich schaffe es gerade noch, mich auf der Seite zusammenzurollen.
O Gott, meine Arme …
Vielleicht sollte ich doch eine Magnesiumtablette nehmen? Oder zwanzig? Aber dafür müsste ich aufstehen oder zumindest meinen Mund aufmachen, um Connor darum zu bitten, doch nichts davon schaffe ich im Moment. Ich merke nur noch, wie starke Arme mich an einen warmen Körper ziehen.
»Ich glaube, wir verschieben den Rest lieber auf morgen«, murmelt Connor in meine Haare und legt seine große Hand auf meinen Bauch. »Du bist ja total hinüber.«
Mehr als unverständlich brummen kann ich nicht mehr, so fertig bin ich.
Sein Daumen umkreist langsam und einschläfernd meinen Bauchnabel und mit seinem ruhig wummernden Herzen an meinem Rücken lasse ich los.
Connor