Christoph Pahl
Voll Mann?
Mit Lust und Frust ein echter Kerl werden
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86827-991-7
Alle Rechte vorbehalten
© 2012 by Verlag der Francke-Buchhandlung GmbH
35037 Marburg an der Lahn
Covergestaltung: Simon Huke
Satz: Verlag der Francke-Buchhandlung GmbH
Datenkonvertierung E-Book: Satz & Medien Wieser, Stolberg
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Über den Autor:
Christoph Pahl (Jahrgang 1981) ist verheiratet und lebt in Leipzig. Dort arbeitet er als Jugendreferent für crossover (die Jugendarbeit des Marburger Kreises). Sein Spezialgebiet ist die Schuljugendarbeit mit Jungs. „Voll Mann“ ist nach „Voll Porno“ sein zweites Buch.
Mannfred!
Ja genau, mit Doppel-„N“.
Was für ein Name!?
Mein Name. Mannfred. Vielleicht denkst du, jemand mit dem Namen müsste mindestens 40 Jahre alt sein? Das denke ich zumindest.
Mannfred … so heiße ich seit etwas über 15 Jahren.
Wie man auf so einen Namen kommt? Frag mal meine Mutter. Vielleicht war es eine heimliche Rache, denn Sieglinde ist ja auch nicht gerade ein Traumname.
Dann gibt’s noch die Geschichte, die mein Onkel erzählt hat, wie mein Vater im besoffenen Zustand auf den Namen gekommen ist. Davon aber ein anderes Mal mehr.
Ich bin also Mannfred und der heutige Tag in meinem 15-jährigen Leben ist mal wieder einer der beschissensten. Wie so viele Tage in letzter Zeit. Meine Schwester meinte, ich sei wohl in dieser Pubertät. Scheiß Pubertät. Und wenn dich die ganzen Kraftausdrücke und Schimpfwörter stören, dann beschwer dich bei ihr. Ich beschwer mich auch schon über alles Mögliche bei ihr … aber da sie anscheinend weiblich („die“ Pubertät) ist, scheint sie sich nicht ernsthaft für mich zu interessieren.
Ach ja, mein Tag: Aufstehstress von Mama, Gutaussehstress von mir selbst, Mathestress von Frau Schmitz, Mobbingstress von Calle und David, „Hormone spielen mit meinen Gefühlen Mixer“-Stress wegen Frauke, … bis dahin ein ganz normaler Tag. Dann kommt Sport!
Mit meinen letzten Resten von Babyspeck – fünf Kilo sind schon runter, YEAH – ist das eh nicht mein Lieblingsfach. Also ab in die Umkleide. Man, stinken die. Ein Hauch von Käsefüßen, Schweiß-Shirts, Urin und Fischgeruch. Ist das männlich?
Umziehen, bis die soldatische Stimme unseres Sportlehrers Herr Quelle – von uns nur „die Qual“ genannt – in die Sporthalle ruft. Die „Qual“ war mal Landesmeister im Gewichtheben, hat sich heute aber anscheinend eher dem Heben von Bier zugewandt. Zumindest lassen das sein Bauchansatz und seine rote Nase erahnen. Trotzdem mag ich ihn irgendwie, weil er zwar saustreng, aber fair ist.
Heute auf dem Programm: Bocksprung. Endlich versteh ich, wo der Begriff „Null Bock“ herkommt.
„Zum Warmmachen alle dreimal über den Bock springen, aber ZZ!“
„ZZ“ heißt bei „Qual“„ziemlich zügig“. Ich reihe mich möglichst weit hinten ein, da meine Bocksprünge eher abstürzenden Hasen gleichen. Ja, ich weiß, Hasen können nicht fliegen. Das ist ja das Problem. Sprung Nummer eins schaffe ich erstaunlich gekonnt. Bei Nummer zwei verliere ich beim Aufkommen am Boden beinah das Gleichgewicht. Wie peinlich, ich merke, dass Frauke mir zugeschaut hat. Frauke, schon wenn ich den Namen nur denke, bin ich mit ihr immer irgendwo, aber sicher nicht beim Bockspringen in der Turnhalle. Und vermutlich nimmt mein Untergang bei diesem kurzen Tagtraum seinen Anfang. Noch in Gedanken laufe ich an, um meinen dritten Sprung hinter mich zu bringen. Dabei merke ich, dass die Schnüre meines Hosenbundes lose sind. Dann geschieht alles in Sekundenbruchteilen. Kurz nach dem Abheben vom Boden rutscht meine Sporthose nach unten. Während sich meine 70 Kilo über den Bock hieven, bremst mich die Sporthose, sodass ich auf dem Bock lande. Geistesgegenwärtig nehme ich das Gewicht meines Oberkörpers nach hinten, um nicht der Nase nach über den Bock zu fallen. Die Endposition, mit der ich auf dem Bock lande, gleicht der eines Rodeoreiters. Die Beine hängen seitlich am Bock. Mein Becken ist vorne an der Kante. Das allein sieht schon bescheuert aus. Und da meine Sporthose nun nicht mehr da ist, wo sie sein sollte, ergibt sich für meine Mitschüler ein wundervoller Blick auf den vorderen Teil meiner Unterhose, unter dem durch die Spannung die Umrisse meines Pullermanns zu erkennen sind. Ganz nebenbei bin ich mit dessen Größe nicht gerade zufrieden. Mit dieser Pose bin ich eh schon der Brüller für meine Klassenkameraden. Es ist ganz eindeutig einer dieser Momente, in denen Menschen in Fantasy-Filmen sich einfach wegbeamen. Mit einem ampelroten Kopf schaue ich an mir herunter und meine Gesichtfarbe wechselt zu vampirblass. Wenn man Pech hat, kommt nämlich auch noch die falsche Unterhose dazu. Ich habe ausgerechnet heute die Boxershorts an, die ich von meinem Onkel zum Geburtstag bekommen habe. Mein Onkel Chris ist ein sehr lustiger Kerl – findet er. Er überreichte mir die Unterhose mit den Worten: Du bist jetzt ein echter Mann.
Ich fand schon damals den fetten Aufdruck „Zauberstab“ vorne auf einer Unterhose peinlich. Heute hasse ich meinen Lieblings-Onkel dafür. Neben dem Gelächter der ganzen Klasse trifft mich dann noch Calles Spruch: „Na, das ist ja eher ein Zauberstäbchen!“
Erwähnte ich schon, dass das heute ein Scheißtag ist? Ich fühle mich wie der letzte Depp.
Zu Hause stammel ich auf Mamas Standardfrage: „Und wie war´s in der Schule?“ ein kurzes „Wie immer“ und verziehe mich auf mein Zimmer.
Zur Frustlösung schwanke ich gerade zwischen folgenden Optionen:
Ich bin dir gerade etwas zu „depri“ drauf? Dann heul doch.
Ich könnt es auch gerade machen … aber Männer weinen ja nicht, oder?
Darf ich vorstellen: Das ist Mannfred, der fiktive junge Mann, der uns durch dieses Buch begleitet. Aber wie erfunden ist er wirklich? Wie übertrieben sind seine Erlebnisse und Emotionen?
Mannfred ist ein bisschen wie ich in dem Alter und auch ein bisschen wie ich heute. Er kämpft sich durch die Unwegsamkeiten des Lebens, hat viele Fragen und ist doch oft verunsicherter, als er es zugibt.
An den Reaktionen zu meinem ersten Buch „Voll Porno“ habe ich gemerkt, wie sehr Männer ehrliche Gedanken in humorvoller Verpackung mögen. Auch in diesem Buch werde ich ehrlich von meinen Erfahrungen und von meiner Meinung sprechen und auch in „Voll Mann“ wird mein persönlicher Glaube an den christlichen Gott vorkommen.
Für dieses Buch habe ich nicht nur einige Bücher über Männer gelesen, sondern auch einen Fragebogen entwickelt, den knapp 20 Männer zwischen 14 und 30 Jahren beantwortet haben. Und natürlich ist mein ganz persönliches Erleben in die Geschichten von Mannfred und in das ganze Buch eingeflossen. Obwohl „Voll Mann“ keine Autobiografie ist!
Sicherlich werden sich einige Leute an der teils vulgären Sprache stören. Das tut mir leid, aber aus meiner Arbeit als Jugendreferent und Schuljugendarbeiter kann ich nur sagen, dass ich mich – im Vergleich zur Realität – echt zurückgehalten habe.
„Voll Mann“ ist ein Buch für alle, die auf dem Weg zu ihrer eigenen Identität sind. Ein Buch für alle, die Fragen haben. Ein Buch auch für alle Frauen, die Jungs und Männer besser verstehen wollen. Ein Buch für alle, die Bücher zum Lachen haben wollen und die es auch ertragen können, mal den Tränen nahe zu sein. Ein Buch für alle, die Ehrlichkeit mögen und bereit sind, über sich nachzudenken. Ein Buch für alle, die das „volle“ Leben lieben und entdecken wollen.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, wo ich wohne?
Nein!?
Dann war ich wohl nicht in der „Laage“ dazu.
Oder meine „Laage“ war mal wieder aussichtslos.
Laage, so heißt die Kleinstadt, in der ich gezeugt, geboren und gefrustet wurde.
Das Beste an Laage ist, dass man mit dem Namen tolle Wortspiele machen kann.
Ansonsten kann man Laage nur bei einem Saufgelaage (haha) ertragen.
Meine Wortwitze finde ich übrigens super. Nur leider scheine ich mit dieser Einstellung eher allein zu sein. Alles humorlose Typen.
Apropos … mein Vater will heute mit mir einen „männlichen Ausflug“ machen. Als er dieses Vorhaben ankündigte, versuchte er männlich zu „grunzen“, wie Tim Taylor in „Hör mal, wer da hämmert“. Die Betonung liegt auf „versuchte“. Er klang eher wie ein kastriertes Schwein mit schlimmem Husten. Ich mag meinen Vater … irgendwie. Aber irgendwie bin ich ja nun erwachsen und da will ich ihm das nicht zeigen. Außerdem gibt es Momente, da könnte ich meinen Vater in den Boden rammen und draufspringen. Zum Beispiel, wenn er von seinem Job bei der Bank nach Hause kommt und dann direkt Tagesschau schauen muss. Ich überlege schon Tagesschau-Ansager zu werden, damit mein Papa mich abends anschaut. Oder ich bombe einfach irgendwas in die Luft und winke dann in die Kamera, das ist sicher leichter umzusetzen, als Tagesschau-Sprecher zu werden. Und ich hasse meinen Vater, wenn er seinem Namen „Hartmut“ kein bisschen entspricht. Zum Beispiel wenn Mama sich vor anderen Leuten über Papa lustig macht. Und das macht sie öfters, vermutlich weil auch sie den Eindruck hat, die Tagesschau-Sprecherin sei für ihn interessanter als sie. In solchen Momenten wird Hartmut zu „Weichangst“ und tut nichts. Er lächelt, schweigt und lässt sich nichts anmerken.
Aaaaah! So ein Weichei. Warum haut er nicht mal auf den Tisch? Letztens habe ich mal auf den Tisch gehauen. Oma und Mama haben über Papas dünne Beine gewitzelt. Papa schwieg mal wieder. Da bin ich ausgerastet und habe geschrien: „Oh Mann! Ich halte das nicht mehr aus! Ihr zwei fetten Kühe mit Haarausfall und Cellulitis, hört auf, hört auf, hört auf, hört auf. Schaut euch doch erst mal selbst an.“ Dann bin ich türenknallend aus dem Zimmer gelaufen. Ich war so wütend, dass ich am liebsten etwas zerstört hätte. Stattdessen habe ich meinen Kopf gegen mein Hochbett geschlagen. Aua. Dann habe ich Linkin Park ganz laut aufgedreht. Ich hätte gerne geweint, aber irgendwie kam nix raus. Früher habe ich viel geweint, vielleicht sind meine Tränen schon leer. An sich tat es mir leid, was ich gesagt hatte. Aber es wurde nie wieder über meinen Anfall gesprochen. Vermutlich kann man mit der Pubertät alles erklären. Hab jetzt eine Beule am Kopf vom Hochbett, dafür hat das Hochbett auch eine Delle. „Hah!“
Also dieser mein Vater will nun heute einen „männlichen Ausflug“ machen.
Ich denke dabei an Action. Am besten Sport machen und dann mit einem Bagger irgendwas zerstören. Außerdem Bier trinken (nicht, dass mir das schmecken würde, aber egal) und mit einer Frau rummachen. Oder einen Tag durch die Wildnis streifen, Abenteuer bestehen, eine Frau retten, ihr abends das gefangene Tier grillen und dann Sex haben. Oder Fußball spielen, ins Stadion gehen und Fußball ansehen, abends FIFA auf der Wii spielen und dann Sex haben. Oder mittags als Fußballprofi das entscheidende Tor schießen, abends mit meiner Band in einem Stadion auftreten und danach … na ja, halt …. Ja, ich weiß, dass ich gerade nur an das Eine denke. Ich bekomme Frauen und ihre Körper einfach nicht aus meinem Kopf. Ist das männlich?
Okay, bei unserem männlichen Ausflug wird es sicher nicht um Frauen gehen. Mein Dad ist nämlich wirklich verklemmt. Der wird schon rot, wenn man das Wort Brust nur ausspricht, und sei es in dem Satz: „Wollen wir Steak oder Hähnchenbrust grillen?“
Was er sich wohl ausgedacht hat?
Total unmännlich an diesem Ausflug ist, dass wir um 7 Uhr aufstehen müssen. Beim Frühstück gibt es eine wirklich gute Nachricht: Mein Onkel Chris – der mit der Zauberstab-Unterhose – wird mitkommen. Ich kann bis heute nicht glauben, dass Chris wirklich der Bruder meines Vaters sein soll. Die beiden sind so verschieden. Chris ist laut, hat ein Kreuz wie ein Schrank und macht dauernd schlechte Witze, meistens über Frauen. Vielleicht hat er deswegen auch keine seiner Freundinnen länger als ein paar Monate. Chris scheint immer gut drauf zu sein und er verhält sich oft wie ein kleiner Junge. Als ich kleiner war, haben wir zusammen versucht, Playmobilfiguren in Brand zu stecken und sie als brennende Mahnmale für mehr Demokratie aufzustellen. Mama fand das gar nicht lustig und wir haben beschlossen, dass sie eine Diktatorin ist und Angst vor der Demokratie hat. Auch das Argument, dass die Playmobilfiguren vom Heiligen Geist erfüllt und die Feuerzungen nur etwas größer wären, konnte meine – sonst so fromme – Mum nicht überzeugen.
So was kann man mit Onkel Chris machen. Mama mag ihn nicht besonders. Das liegt wohl auch an den Geschenken, die er mir in den letzten Jahren zum Geburtstag gemacht hat.
Ich fange mal beim sechsten Geburtstag an: eine Trommel. Siebter Geburtstag: eine Schlange. Achter Geburtstag: ein Spielzeug-Maschinengewehr, das Schuss und Schreigeräusche macht. Neunter Geburtstag: Eine Mini-E-Gitarre mit Verstärker. Zehnter Geburtstag: Ein Pyromanen-Feuerwerksset. Elfter Geburtstag: Ein Furzkissen. Zwölfter Geburtstag: Eine Flasche Bier und ein Intimrasur-Set. Dreizehnter Geburtstag: Ein Ballerspiel für den PC. Vierzehnter Geburtstag: Da durfte er von Mama aus nichts schenken. Fünfzehnter Geburtstag: Die besagte Unterhose und einen Playboy. Leider durfte ich fast keins der Geschenke behalten. Schade.
Zurück zum männlichen Ausflug. Mit Onkel Chris könnte das Ganze schon deutlich spannender werden. Um acht Uhr soll es losgehen. Meine Vorfreude steigt, da meine Mutter meinem Dad regelmäßig Sachen zuflüstert wie: „Seid ja vorsichtig“, „Wollt ihr nicht doch die Fahrradhelme mitnehmen?“ oder „Wenn meinem Mannfredchen was passiert, dann lass ich mich scheiden“. Das klingt guuut!
Onkel Chris kommt immer zu spät. Als er um halb neun mit seinem tiefergelegten Golf (man hört ihn immer schon einen Kilometer früher) vor unserer Tür hält, ist meine Mutter deutlich sauer, versucht es sich aber nicht anmerken zu lassen. Onkel Chris springt aus dem Auto, schaut mich an und sagt: „Sorry, ich musste erst noch die zwei Mädels aus meinem Bett werfen.“ Ich glaube ihm kein Wort, aber ich grinse. Ich muss mir diese Sprüche merken. Apropos Sprüche: Chris kennt alle Chuck-Norris-Witze dieser Welt. Auf der Fahrt fängt er gleich wieder an: „Ey Manni, Chuck Norris hat bis unendlich gezählt ... schon zwei Mal!“ Ach übrigens, nach jedem Witz lacht Chris, als ob er ihn zum ersten Mal gehört hätte. Der hier ist auch gut: „Wenn Chuck Norris Liegestütze macht, drückt er die Welt nach unten.“ Oder: „Chuck-Norris hat mehr Kreditkarten als Max Mustermann.“
Ich fühle mich sauwohl, mit den zwei Männern unterwegs zu sein.
Schließlich biegen wir auf einen Parkplatz ein und ich entdecke das Schild „Kanutour mit Nassgarantie“. „Hier sind wir“, sagt mein Dad und schaut mich erwartungsvoll an. „Cool“, sage ich und versuche dabei möglichst begeistert zu klingen. Denn so spannend eine Wildwassertour auch sein mag, ich habe Angst vor Wasser. Eigentlich nicht vor Wasser, sondern davor, zu ertrinken. In der Grundschule bin ich im Schwimmunterricht einmal untergegangen und die Lehrerin hat das erst sehr spät bemerkt. Diese wenigen Sekunden ohne Luft waren furchtbar. Seitdem versuche ich möglichst selten schwimmen zu gehen. Dazu kommt noch, dass ich mich nicht gerne in Badehose zeige. Nun hat mein Vater also eine Kanutour „mit Nassgarantie“ ausgesucht. Ich bekomme innerlich Panik. Was soll ich tun? Einen Schwächeanfall vortäuschen? Über meine Angst reden? Wegrennen? In mir toben die Fragen und Ängste. Meinem Dad und Chris gegenüber bleibe ich natürlich cool. „Hey Mannfred, da werden wir deinen Paps mal schön bis auf seinen Wurm nass machen“, sagt Chris und haut mir auf die Schulter. „Hm“, sage ich. Also muss ich nun wohl mit. Das Boot sieht für mich aus wie eine Nussschale. Der Fluss rauscht wie ein Wasserfall. Ich will das nicht. Ich könnte heulen. Da schreit Chris, der schon im Boot sitzt: „Na los, rein ins Boot, oder bist du ein Mädchen und willst hierbleiben?“
Nun fahren wir also den Fluss entlang und ich habe die ganze Zeit ein flaues Gefühl im Magen. Mein Dad und Chris scheinen Spaß zu haben. „Warum bist du denn so still? Genieß doch die Natur“, sagt mein Papa.
Und dann geschieht es. Chris versucht meinem Dad mit dem Paddel eine ordentliche Ladung Wasser überzukippen, wobei das Boot durch Chris’ Gewicht nach rechts kippt. Genau in diesem Moment rollt ebenfalls von rechts eine Welle heran. Als mein Dad das sieht, springt er panisch nach links, um auszugleichen. Dabei gerät das Boot in eine Schieflaage (haha) nach links und wir kentern. Mein Herz stockt, als ich ins kalte Wasser falle. Ich pruste und schreie. Ich bin mir sicher, jetzt ist es aus. Mein kurzes Leben zieht an mir vorbei. Ich werde als ungeküsste Jungfrau sterben und dabei bin ich mir nicht mal sicher, ob es nach dem Tod eigentlich weitergeht. Vielleicht hätte ich mit meiner Mama öfters zum Gottesdienst gehen sollen!? Was wird aus meiner Wii? Ob Frauke an meinem Grab weinen wird?
Während ich das alles denke, merke ich, dass das Wasser nur einen Meter tief ist und ich sogar stehen kann. Ich rette mich ans Ufer. Wo sind mein Vater und Chris? Das Letzte, was ich gehört habe, waren der hohe Schrei meines Dads und ein lautes Fluchen von Chris. Mein Dad zieht wenige Meter weiter gerade das Boot ans Ufer. Chris hingegen schwimmt noch im Fluss und hält sich laut schimpfend den Kopf. Wenige Minuten später sitzen wir nass auf dem umgedrehten Boot. Mein Vater macht das, was er immer tut, wenn er überfordert ist: Er schweigt. Onkel Chris hat beim Kentern das Boot gegen den Kopf bekommen und drückt seinen Socken auf die Platzwunde am Kopf. Und dann geschieht etwas, das ich niemals erwartet hätte. Ich hätte sogar meinen Computer verwettet, dass das nicht passieren würde.
Mein großer, starker, witziger Onkel Chris, der Chuck- Norris-Witzereißer – er weint.
Erst denke ich, es wäre Flusswasser aus seinem Socken, aber dann schluchzt er.
Das verwirrt mich total. Ich habe bisher nicht mal meinen Vater weinen gesehen. Und jetzt sitzt hier ein – wie ich dachte – echter Kerl und weint.
Wieder zu Hause wird die Story natürlich etwas anders erzählt. Aus der kleinen Welle wird eine „Mörderwelle“. Das Wasser war „eigentlich zu kalt zum Überleben“. Mein Vater hat das Boot aus dem „metertiefen Wasser“ gerettet. Und Onkel Chris hat eine „schwere und lebensbedrohliche Verletzung erlitten“, mit der er sich doch noch bis ans Ufer schleppen konnte. Je mehr Bier die beiden trinken, desto abenteuerlicher klingt die Geschichte. Onkel Chris’ Tränen kommen komischerweise nicht darin vor.
Abends im Badezimmer schaue ich mich nackt im Spiegel an. Ich kann klar sehen, dass ich einen Penis habe und auch schon ein paar wenige Haare unter den Achseln wachsen. Ja, ich bin ein Mann, von außen. Aber wie wird man innen ein Mann und woran sieht man, ob man das schon ist!? Ach, und hier noch ein Witz von Onkel Chris: „Chuck Norris ist so männlich, dass seine Brusthaare Brusthaare haben.“
Ich habe Jungs zwischen 14 und 30 Jahren gefragt, welche Begriffe ihnen zu Männern einfallen. Hier eine Auswahl:
Härte, Egoismus, Ehrlichkeit, Fußball, Sport, Muskeln, Wettkampf, Stärke, Technik, Rationalität, Bier, Vater, Bart, Verantwortung, Whiskey, Angeln, nebeneinandersitzen, Adrenalin, Aggressivität, Entscheidungen treffen, Autos, Penis, Mut, Kämpfer, Dreck, Büroarbeit, Opferbereitschaft, Wärme, irgendwie immer ein Junge bleiben.
Erstaunlich ist, dass am häufigsten Wörter wie „Stark“ „Stärke“ oder „Muskeln“ fielen. Müssen Männer stark sein? Sind schwache Männer keine Männer?
Patrick, 23 Jahre alt, fasst zusammen: „Das Rollenbild ist nicht mehr so klar definiert. Die Gesellschaft verurteilt starke Männer als Machos und heult gleichzeitig darüber, dass alle Weicheier geworden sind. Du kannst es nicht mehr recht machen und du hast keine Vorbilder, wer als toller Mann allgemein anerkannt ist.“
Patrick hat recht damit, dass sich viele Männer fragen: Wie werde ich ein echter Mann? Ich lege in diesem Buch keine Liste im Sinne von „Mit 15 Fragen sicher herausfinden, ob man ein echter Mann ist“ vor. Aber es gibt Grundfragen, denen wir uns auf unserer Reise stellen müssen.
Und bevor wir losgehen, möchte ich mir und dir noch mal sagen: Es ist gut, ein Mann zu sein. Wir sind nicht besser als Frauen. Aber es ist kein Unfall oder Nachteil, dass du ein Mann bist. Keiner muss sich seines Geschlechts schämen! Ich bin ein Mann und das ist gut so. Kannst du das von dir sagen?
Fazit:
Echte Kerle stehen dazu, dass sie Kerle sind!
Männer: Extremer und verletzlicher
Schauen wir uns erst mal kurz die Wissenschaft an. Selbst die Wissenschaftler, die am liebsten gar keine Trennung mehr von männlich und weiblich propagieren würden, müssen eingestehen, dass es äußere Unterschiede gibt. Jungs haben genetisch ein X- und ein Y-Chromosom und Mädels zwei X-Chromosome. Wir unterscheiden uns nur durch 20 von später 30.000 Genen. Entscheidend für den unterschiedlichen Körperbau ist das Hormon Testosteron. Es steuert im Mutterleib die Entwicklung der Hoden und des Penis (Testosteron sei Dank!). Später sorgt das Testosteron für Bartwuchs, Geruchsbildung, Muskelwachstum und Fettverteilung. Männer haben unterschiedlich hohe Testosteron-Spiegel. Deswegen bekommen einige fast keinen Bart und andere so viel wie Gandalf. Egal wie viel Testosteron du hast, wer Hoden und einen Penis hat, ist ein Mann. Und das ist gut so.
Ein weiterer Unterschied zur Frau ist das Gehirn. Auch hier ist schon vor der Geburt ein Unterschied vorhanden. Daran sind in diesem Fall allerdings nicht die Gene schuld, sondern der Hormonmix, der unser Gehirn verändert. Der Hirnforscher Gerald Hüther vergleicht in seinem Buch „Männer: Das schwache Geschlecht und sein Gehirn“ das Gehirn mit einem Orchester. An sich ist das Orchester „bei Männern prinzipiell nicht anders besetzt als bei Frauen.“ Und doch sind schon männliche Babys „im Durchschnitt impulsiver, geraten rascher in emotionale Erregung und lassen sich schwerer wieder beruhigen.“ Hüther erklärt: „Offenbar sortiert sich ihr Orchester im Kopf irgendwie anders als bei den Mädchen. Die harmonischen, melodietragenden Instrumente kommen im Gehirn des kleinen Jungen nicht so richtig durch, und dafür sitzen zu viele Pauken und Trompeten in der ersten Reihe.“ „Männer machen sich als kleine Jungen mit mehr Antrieb auf einen etwas anderen Weg“, folgert der Gehirnforscher. Das bedeutet, dass der Wunsch nach Wachstum und Freiheit bei Jungs von Anfang an etwas stärker ausgeprägt ist als bei Mädchen.
Zugleich sind männliche Babys von Anfang an schwächer. Sie erkranken schneller, sind empfindlicher und die Sterberate ist deutlich höher. Jungs sind also vom Mutterleib an hilfsbedürftiger und schwächer und suchen nach Sicherheit und Hilfe. Laut Hüther ändert sich dieses Grundmuster nicht, wenn aus Jungs Männer werden, da in den ersten Monaten in unserem Gehirn die grundsätzlichen Denkmuster ausgeprägt werden. Das bedeutet, Jungs brauchen eigentlich – noch mehr als Mädchen – Halt von außen und eine sichere, vertrauensvolle Beziehung.
Also muss ich uns Männer enttäuschen (So ein Mist!): das mit dem „starken Geschlecht“ stimmt gar nicht.
Es bildet sich schon sehr früh ein im Gehirn angelegter Grundkonflikt, den ich bei mir selbst und vielen Jungen und Männern erlebe. Auf der einen Seite steht das Grundbedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und Wärme und auf der anderen Seite der Wunsch nach Freiheit, Wachstum und Selbstständigkeit. Mannfred möchte sich gerne von seinen ätzenden Eltern lösen, aber gleichzeitig sehnt er sich nach ihrer Liebe. Dieser Grundkonflikt besteht unser ganzes Leben und er ist auch Frauen nicht fremd, aber bei Männern ist er noch massiver. Und immer wenn eine Seite stark unbefriedigt ist, bekommen wir Probleme.
Erstaunlich ist auch, dass Männer das extremere Geschlecht sind. Das merkt man nicht nur an den Gerüchen . Sowohl bei den überaus schlauen Menschen mit hohem Intelligenzquotienten als auch bei den besonders doofen Menschen sind die Männer mit Abstand in der Überzahl. Auch der kleinste und der größte Mensch der Welt sind Männer. Wir sind einfach etwas extremer.
Bevor wir noch weiter zurück auf der Reise zum Mannsein gehen, wollen wir uns am Beispiel unserer Gefühlswelt anschauen, wie sehr die Erziehung unseren Weg zum Mann prägt.
Fazit:
Echte Kerle haben viel Power und brauchen Sicherheit!
Emotionen und Gefühle
Kleine Jungs haben ein riesiges Spektrum an Emotionen. Sie schreien, lachen, schimpfen, sind wütend, heulen, motzen, quengeln, raufen, sind anlehnungsbedürftig, schmusen, hüpfen, stampfen, sind ganz still und sie sind begeistert.
Warum verlieren wir so viele dieser Eigenschaften auf unserer Entwicklung zum Erwachsenen? Warum ist es irgendwann angesagt, cool zu sein und möglichst viele Emotionen zu unterdrücken? Freunde machen mir bis heute den Vorwurf, dass ich so wenige Gefühle zeige und nicht über sie rede. Und sie haben recht.
Wie passiert das, dass wir unsere Emotionen so sehr verlieren? Ich glaube, dass uns viele der Emotionen (oft unbewusst) aberzogen werden, unter anderem durch Formulierungen wie:
„Jungs weinen nicht“, „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ (Chuck Norris auch nicht), „Sei leise“, „Sitz still“, „In deinem Alter schmust man doch nicht mehr“, oder „Ey, du bist für Mathe begeistert, wie uncool“.
Sicherlich ist es auch ein ganz normaler Prozess, dass wir lernen, unsere Emotionen zu kontrollieren und nicht als 30-jährige Männer laut stampfend, beleidigt und motzend durchs Büro zu laufen, wenn der Kopierer besetzt ist.
Ich beobachte allerdings viele Jungs und Männer, die sich eine coole Maske aufgezogen haben, die ihnen ganz viel von ihrer Begeisterung nimmt. Auch ich bin so ein Maskenträger. Auf den Jugendfreizeiten unserer Jugendarbeit crossover erlebe ich es immer wieder, wie die Jungs mit den coolsten Sprüchen irgendwann, nachdem ich ihr Vertrauen gewonnen habe, heulend vor mir sitzen. In uns drin bleiben wir nämlich kleine Jungs.
Ich glaube, wir brauchen als Männer Orte, an denen wir unsere Emotionen wiederentdecken. Wenn ich über meine Gefühle rede, dann brauche ich Zeit dafür. Meine Frau wünscht sich, dass wir uns drei Minuten hinsetzen und ich ihr erzähle, wie es mir geht, aber ich kann das oft nicht. Ich brauche einen sicheren Ort, gute Fragen, etwas mehr Zeit und eine vertrauensvolle Ebene dafür.
Ein paar Ideen für Gelegenheiten, bei denen wir lernen können, über unser „Inneres“ zu reden oder Emotionen zu zeigen:
Das Ziel darf allerdings nicht sein, dass wir feste „Emotionsplätze“ haben und die restliche Zeit mit einem Pokerface rumlaufen.
Diese Momente, in denen wir tiefere Emotionen ausleben, sind wichtig, weil sie uns einen Zugang zu uns selbst vermitteln und uns lebendig machen. Und ich behaupte, die Welt, unsere Frauen und vielleicht eines Tages mal unsere Kinder brauchen nichts mehr als lebendige Männer, die begeistert davon sind, die Welt und eine Frau zu erobern, ohne sie zu beherrschen.
Ich habe oft Angst, Emotionen zu zeigen, weil ich in den Momenten die „Kontrolle“ über mich verliere. Egal ob es Wut ist oder total begeistert rumtanzen, ich will lieber cool bleiben.
Oh Mann, da gibt’s noch viel zu lernen.
Fazit:
Echte Kerle haben den Mut zu Emotionen!
Väter
Väter sind klasse. Ich liebe die Szene im Film „Königreich der Himmel“, in der der Hufschmied Balian von seinem Vater, dem Baron, aufgesucht wird. Der Vater, ein edler Ritter, hat sich auf die Suche nach seinem Sohn gemacht und bietet ihm an, ihn mit nach Jerusalem zum Kreuzzug zu nehmen. Der Baron überzeugt seinen Sohn, mit ihm zu ziehen, doch da der Sohn wegen Mordes gesucht wird, kommt es zu einem blutigen Kampf. Sein Vater bringt sich und seine Kämpfer für den Sohn in Gefahr. Bei ihm lernt Balian, wie man mit dem Schwert umgeht und er wird schließlich von ihm zum Ritter geschlagen. Eine berührende Vater-Sohn-Geschichte. Irgendwie spricht dieser Film in mir die Sehnsucht nach einem starken Vater an.
Unsere Väter sind normalerweise die ersten Männer, die wir erleben. Sie prägen unser Leben. Vermutlich sogar mehr, als wir denken. Unsere Erfahrungen in den ersten Lebensjahren werden uns unser ganzes Leben beeinflussen. Ich erinnere mich noch heute an Spiele im Wald und im Garten, die mein Vater mit mir gespielt hat. Und bevor wir unsere Väter auch kritisch anschauen, möchte ich Danke sagen. Danke an meinen Papa für all die Zeit, Kraft und Liebe, die er in mich investiert hat. Danke für all die tollen Erlebnisse und seine starken Arme, die mich gehalten haben.
Wenn ich an meine Kindheit denke, erinnere ich mich aber auch an Momente, in denen ich mir gewünscht hätte, dass mein Papa mehr für mich da gewesen wäre und in denen mir ein „Du bist ein toller Kerl“ echt gutgetan hätte.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Väter, die ihr Kind lieben und ihm viel Zeit und Aufmerksamkeit widmen, das Beste sind, was Jungs passieren kann.
Und doch werden selbst die besten Väter der Welt versagen. Mannfreds Papa Hartmut liebt seinen Sohn bestimmt, aber er schafft es in vielen Dingen nicht, ihm Gegenüber und ein Vorbild zu sein. Er kennt zum Beispiel Mannfreds Wasserangst nicht, er redet nicht über Gefühle, versteckt sich hinter dem Fernseher und Mannfred lernt von ihm keinen konstruktiven Umgang mit Frauen. Hartmut steht für den abwesenden Vater, auch wenn er sich mit dem Ausflug Mühe gibt, so ist er für Mannfred doch nicht wirklich präsent.
Immer mehr Jungs wachsen ohne einen greifbaren Vater auf. Entweder, weil er die Familie verlassen hat, oder verlassen musste oder weil der Mann durch seinen Job, sein Hobby, seine Sucht, seinen Egoismus nicht wirklich intensive Zeiten mit seinem Sohn verbringt. Dabei kenne ich so viele Männer, mich eingeschlossen, die sich nach der Liebe, dem Lob, der Nähe, der Anteilnahme ihres Vaters sehnen. Unsere Väter sind meistens unsere ersten Helden und wir wollen von ihnen gesehen werden. Wenn das nicht geschieht, werden wir verletzt.
Nimm dir doch jetzt gleich mal ein paar Minuten Zeit, über folgende Fragen nachzudenken:
Fazit:
Echte Kerle denken über ihre Vater-Beziehung nach!
Verletzt
Ich weinte. Ich heulte wie ein Schlosshund. Immer wieder schluchzte ich: „Keiner hat mich liiiieb, „keiner hat mich liiiieb.“ So lag ich da in meinem Kinderzimmer. Irgendwann ging die Tür auf. Mein Bruder stand im Schlafanzug vor mir und sagte genervt: „Wenn du nicht gleich ruhig bist, dann hat dich wirklich keiner mehr lieb.“
Das ist eine Szene aus meiner insgesamt sehr glücklichen Kindheit. Rückblickend nicht schlimm. Mein Bruder hat mich heute sehr lieb und ich ihn. Und doch ist sie mir im Gedächtnis geblieben, weil sie mein Herz verletzt hat. Viele andere Szenen aus meiner Kindheit habe ich sicher verdrängt oder vergessen. Es gibt für jeden von uns Situationen in unserem Leben, in denen wir verletzt werden.
Oft hängen diese Verletzungen mit unseren Vätern zusammen. „Wenn ein Mann in der Therapie weint, ist es fast immer wegen seines Vaters“, schreibt der Forscher Dan Kindlon in seinem Standardwerk „Raising Cain“. Mannfred zum Beispiel ist durch das Desinteresse seines Vaters verletzt. Zwar unternimmt er hin und wieder etwas Besonderes mit ihm, aber in seinem Alltag nimmt er ihn kaum wahr und schenkt ihm keine Beachtung.
Noch schlimmer als bei Nichtbeachtung ist die Wunde, wenn wir körperlich verletzt (z.B. geschlagen) oder sogar missbraucht werden.
Verletzungen gehören zu uns; es gibt fast niemanden, der keine Verletzungen welcher Art auch immer erlitten hat. Die beiden zentralen Fragen sind:
Fazit:
Echte Kerle haben Verletzungen erlebt und wissen das!
Schmerz und Frust
Schauen wir uns an, wie Mannfred in den bisherigen Storys mit seinem Frust umgegangen ist.
Nach der Unterhosen-Story hat er sich zurückgezogen. Ein oft so typisches Konfliktverhalten von Männern. Wir rennen weg, weil wir Angst haben, dass andere unsere Emotionen sehen. Wir wissen selbst nicht, wie wir damit umgehen sollen.
Daran, wie sich Mannfred bei dem Streit mit seiner Mutter und danach verhält, sehen wir eine weitere typische Reaktion: Wut und Aggression. Verletzte, verwirrte Jungs reagieren oft wütend. Gewalt gegen andere, Gegenstände oder sich selbst hat meistens einen tieferen Grund. Oft fällt es uns Jungs schwer, unsere Gefühle in Worte zu fassen, stattdessen schlagen wir gegen Wände, werfen den Ranzen weg oder verkloppen den nächsten Typen, der uns in die Quere kommt.