Von den neolithischen Steppennomaden
bis zu den frühen Hochkulturen
C.H.Beck
Seit mehr als 3000 Jahren werden von Indien über Persien bis nach Europa indoeuropäische Sprachen gesprochen. Wo liegen die Ursprünge dieser Sprachfamilie? Wie und wann sind die unterschiedlichen Sprachzweige entstanden? Der renommierte Indogermanist Harald Haarmann schildert anschaulich, was wir heute über die Entstehung der indoeuropäischen Sprachen und Kulturen und ihre frühen Verbreitungswege wissen. Dabei gelingt es ihm eindrucksvoll, linguistische Befunde mit archäologischen Erkenntnissen und neuesten humangenetischen und klimageschichtlichen Forschungen in Beziehung zu setzen. Über sprachliche Verwandtschaften hinaus zeigt er, welche Wirtschaftsweisen, Gesellschaftsformen und religiösen Vorstellungen die frühen Sprecher indoeuropäischer Sprachen vom östlichen Mittelmeer bis zum Indus gemeinsam hatten. Besondere Beachtung finden dabei die Verschmelzungsprozesse mit vorindoeuropäischen Sprachen und Zivilisationen. So entsteht ein faszinierendes Panorama der frühen «indoeuropäischen Globalisierung» vom Ende der letzten Eiszeit bis zu den frühen Hochkulturen in Griechenland, Italien, Kleinasien, Persien und Indien.
Harald Haarmann gehört zu den weltweit bekanntesten Sprachwissenschaftlern. Er wurde u.a. mit dem «Prix Logos» der Association européenne des linguistes, Paris, sowie dem «Premio Jean Monnet» ausgezeichnet. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Bei C.H.Beck erschienen u.a. «Das Rätsel der Donauzivilisation» (2. Aufl. 2012), «Geschichte der Schrift» (4. Aufl. 2011) sowie «Weltgeschichte der Sprachen» (2. Aufl. 2010).
Einleitung: Das Rätsel der Indoeuropäer
Auf der Suche nach Sprachverwandtschaften
Vom Volk zur Rasse: Indoeuropäer und Arier
Das Hakenkreuz, ein arisches Symbol?
1. Die Urheimat in der südrussischen Steppe (11.–8. Jahrtausend v. Chr.)
Neolithische Übergänge: Viehnomaden im Osten, Ackerbauern im Westen
Urheimat Anatolien? Neue humangenetische Erkenntnisse
Naturraum Steppe
Die Bedeutung des Pferdes für die frühen Hirtennomaden
Hirtentum und Weidewirtschaft
Vom Honigsuchen zum Honigsammeln
Pflanzen und Tiere als Hinweise auf die Urheimat
Indoeuropäer und Uralier: Frühe Konvergenzen
2. Proto-indoeuropäische Sprache und Kultur (ab dem 7. Jahrtausend v. Chr.)
Elementare Strukturen und Eigenschaften
Das Lautsystem
Der grammatische Bau
Die Syntax
Namen als ethnische Identitätsmarker
Ethnonyme
Personennamen
Namentypen in den Regionalkulturen
Funktionale Varianten des proto-indoeuropäischen
Mythopoetischer Sprachstil
Ritueller Sprachgebrauch
Spezialterminologien für Weidewirtschaft und Pflanzenkultivation
3. Frühe Steppennomaden: Gesellschaftsformen und Weltbilder (ab dem 7. Jahrtausend v. Chr.)
Proto-indoeuropäische Regionalkulturen
Elshan-Kultur (spätes 8. und 7. Jahrtausend v. Chr.)
Samara-Kultur (ca. 6000–5000 v. Chr.)
Chvalynsk-Kultur (ca. 5000–4500 v. Chr.)
Srednij Stog (ca. 4500–3350 v. Chr.)
Jamnaja-Kultur (ca. 3600–2000 v. Chr.)
Usatovo-Kultur (ca. 3300–2900 v. Chr.)
Frühe soziale Hierarchien und patriarchalische Herrschaftsstrukturen
Familien, Sippen, Clans
Umrisse einer proto-indoeuropäischen Mythologie
Sozialstrukturen im Spiegel der mythischen Überlieferung
Beseelte Natur: Geister, Bären, Flussgöttinnen
Hirtengott und Pferdegöttin
Die ältesten Himmelsgötter
Die Mythen vom Weltende und der Tochter des Herrschers
4. Kontakte mit Ackerbauern im Westen (ab dem 5. Jahrtausend v. Chr.)
Die Annahme des «Agrarpakets»
Technologische Innovationen
Die Verarbeitung von Gold
Die Einführung von Rad und Wagen
Alteuropäisch-indoeuropäische Kooperation in der Transporttechnologie
Der Streitwagen – eine kleine Kulturgeschichte
5. Die erste Migration der Steppennomaden (ab Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr.)
Migration und ihre Motivation
Indizien für die Wanderungen der Nomaden
Szepter mit Pferdekopfverzierung
Merkmale des «indoeuropäischen» Genoms in Ost- und Südosteuropa
Motive in den Felsbildern Eurasiens
Primäre Indoeuropäisierung: Anpassung an die Elite und Sprachwechsel
Machtübernahme im Handelszentrum von Varna
Kulturentwicklung unter einer indoeuropäischen Elite
Sprachwechsel der alteuropäischen Bevölkerung in Südosteuropa
Modellfall Mauritius: Die Entstehung einer Kreolsprache
6. Die Auflösung des proto-indoeuropäischen (ab 4000 v. Chr.)
Richtung Süden: Die Auseinandersetzung mit den Alteuropäern
Umbruch und balkanisch-altägäische Kulturdrift
Helladische Landnahme
Interessenausgleich zwischen Indoeuropäern und Alteuropäern
Erzähltraditionen im Kulturkontakt
Handwerk und Figurinen
Die Kontinuität des vorindoeuropäischen Göttinnenkults
Richtung Osten: Die Erkundung Zentralasiens und Südsibiriens
Die Afanasevo-Kultur (ca. 3500 – ca. 2500 v. Chr.)
Die Andronovo-Kultur (ca. 2300 – ca. 900 v. Chr.)
Die Auflösung der Grundsprache
Centum, Satem und der Schwund der Laryngale
Die indoeuropäische Restbevölkerung in der eurasischen Urheimat
Frühe iranische Sprachen und Kulturen: Kimmerier, Skythen und Sarmaten
Die Amazonen – Mythos und Wirklichkeit
Indo-Iranisch als Makrogruppierung
Die Armenier: Außenlieger im Kaukasus
7. Südosteuropa: Die Entstehung der hellenischen Kultur (ab dem 3. Jahrtausend v. Chr.)
Wie aus Helladen Hellenen wurden
Die vorgriechische Kulturlandschaft
Akropolis: Die Hellenisierung der Stadt Athen
Pelasgisch-griechische Verschmelzungen
Die Anfänge des Schiffsbaus und des Seehandels in der Ägäis
Unter dem Patronat vorgriechischer Gottheiten
Athene, die vielseitige Supergöttin
Dionysos und die Ursprünge der Weinkultur
Demeter, die Kornmutter
Hephaistos, der göttliche Schmied
Vom Ritual zum Theater
Die Hellenen und ihre Staatswesen
Die Polis: Das Modell des hellenischen Stadtstaats
Vorgriechische Konzepte in der athenischen Demokratie
Das mykenische kommunale Pachtsystem
Das Griechische und seine Entwicklung
8. Apennin-Halbinsel: Die Dominanz des Lateinischen (ab dem 2. Jahrtausend v. Chr.)
Indoeuropäer in Italien
Italische Sprachkulturen
Römersein: ein schillernder Kulturbegriff
Indoeuropäische Außenlieger: Veneter und Messapier
Die Etrusker, Lehrmeister der Römer
Etruskisch-römische Kontakte
Die Dominanz der etruskischen Kultur im alten Rom
Aristokratische Namengebung nach etruskischem Vorbild
Etruskischer Spracheinfluss im Lateinischen
Die Legitimation römischer Vormacht
Die Geburt einer Weltsprache
Lateinisch: Von der Lokalsprache zur Weltsprache
Assimilationsdruck in den römischen Provinzen
Funktionen des geschriebenen und gesprochenen Latein
Nichtrömer wechseln zum Lateinischen
9. Balkan: Zwischen römischer und griechischer Zivilisation (ab dem 2. Jahrtausend v. Chr.)
Die römisch-griechische Sprach- und Kulturgrenze
Altbalkanische Stammesverbände und Königreiche
Ein Mazedonier: Alexander der Große
Die Thraker und ihr Gold
Illyrische Stammesgruppen
Fusionskultur: Das Albanische
10. Mittel- und Westeuropa: Kelten und Germanen (ab dem 2. Jahrtausend v. Chr.)
Bis zur Atlantikküste: Keltische Kulturen und Sprachen
Keltische Regionalkulturen
Die Keltisierung der atlantischen Randzone
Gallische Sprache und Kultur
Akkulturation: Die Entstehung des Keltiberischen
Germanische Kulturen, Sprachen und Staatsbildungen
Die formative Periode des Germanischen
Migrationen der Goten und ihre Spuren
Frühe Germanenreiche
Rechtskodifikationen: Leges barbarorum
Germanischer Einfluss auf die ostseefinnischen Sprachen
11. Osteuropa: Slawen und Balten (ab dem 2. Jahrtausend v. Chr.)
Die Ausgliederung des Slawischen
Berührungen mit nicht-slawischen Völkern
Germanisch-slawische Kontakte
Wechselbeziehungen zwischen Slawen und Finno-Ugriern
Die Ausgliederung des Baltischen
Baltisch-finnische Kontakte im Ostseeraum: Sesshaftigkeit versus Mobilität
12. Kleinasien: Anatolische Sprachen und Kulturen (ab dem 2. Jahrtausend v. Chr.)
Hethiter und Luwier
Sprachliche Ausgliederung
Im Kontakt mit den autochthonen Völkern
Nicht-indoeuropäische Sprachen und Kulturen Anatoliens
Hatti und Hattisch
Hurriter und Hurritisch
Der Kult der Artemis von Ephesos
Das Phrygische: Ein indoeuropäischer Außenlieger
13. Von Zentralasien ins Iranische Hochland (ab dem 2. Jahrtausend v. Chr.)
Die arische Kriegerkaste und das Reich von Mitanni
Frühe Reichsbildungen iranischer Völker
Skythen: Vom Altai bis zur Krim
Meder: Von den Vasallen Assyriens zum eigenen Großreich
Das Persische Großreich
Das Reich der Parther
Iranische Sprachen
Ausgliederung
Die persische Sprache
Der Zoroastrismus
14. Indien: Draviden und Arier (2. Jahrtausend v. Chr.)
Die Hochkultur der Draviden
Die «Einwanderung» der Arier
Die Landnahme arischer Steppennomaden
Die Gesellschaft der frühen Arier im Spiegel des Rig Veda
Kultursymbiosen
Wirtschaft und Religion
Sprachwechsel bei den Altdraviden und den Adivasi
Vom Clan zum Großreich
Vom Vedischen zum Sanskrit
Das Prakrit und seine Nachfolger
Indische Sprachen in Südostasien
15. Indoeuropäische Außenlieger in Westchina (2. Jahrtausend v. Chr.)
Das Geheimnis der Mumien von Ürümchi
Tocharische Sprache und Kultur
16. Experimente mit der Schrift: Von Linear B bis Ogham (1700 v. Chr. – 500 n. Chr.)
Silbenschriften
Linear B zur Schreibung des Mykenisch-Griechischen
Das Kyprisch-Syllabische zur Schreibung des Griechischen in Altzypern
Die anatolische Hieroglyphenschrift
Die persische Version der Keilschrift
Alphabetschriften
Das «griechische» Alphabet – eine minoisch-griechische Kooperation
Die persische Pehlevi-Schrift
Germanische Runen
Ogham: Eine Schriftschöpfung der Inselkelten
Wulfila und die gotische Schrift
Die armenische Schrift und das frühe Christentum
Epilog: Die indoeuropäische Globalisierung
Bibliographie
Nachweis der Karten und Abbildungen
Register
Zwei Drittel der Weltbevölkerung sprechen heute indoeuropäische Sprachen, als Primärsprachen, Zweitsprachen, Verkehrssprachen, Bildungssprachen oder Staatssprachen. Das Spektrum der rund 440 Einzelsprachen reicht von Großsprachen wie Hindi mit rund 550 Mio. Sprechern (davon ca. 430 Mio. Primärsprachler) bis zu Kleinsprachen wie Veddah im Bergland von Sri Lanka mit weniger als 300 Sprechern.
Die meisten historischen und rezenten Weltsprachen, d.h. Sprachen mit globalem Kommunikationspotential, gehören genealogisch zur indoeuropäischen Sprachfamilie: Griechisch und Lateinisch in der Antike; Spanisch, Portugiesisch, Französisch und Englisch in der Neuzeit (in chronologischer Abfolge seit dem 16. Jahrhundert). Die heiligen Schriften verschiedener Weltreligionen sind in indoeuropäischen Sprachen aufgezeichnet worden: in Griechisch, Lateinisch, Sanskrit, Pali u.a. Wie kam es zu dieser Erfolgsgeschichte der indoeuropäischen Sprachen? Wo liegen ihre Ursprünge?
Über die Verwandtschaft von Sprachen und die Gründe ihrer Unterschiedlichkeit wird seit den frühen Hochkulturen nachgedacht, ohne dass es schon zu systematischer Forschung gekommen wäre. Im Mittelalter identifizierten Gelehrte erstmals die Gruppen der romanischen und germanischen Sprachen, ohne zu erkennen, dass es auch eine Verwandtschaft zwischen diesen Gruppen gab. Rodrigo Jiménez de Rada unterteilte in seinem Werk De rebus Hispaniae (1243) die Sprachen Europas in drei Hauptgruppen: die romanischen, slawischen und germanischen Sprachen. Es sollte aber bis zum 17. Jahrhundert dauern, bis die ersten ernst zu nehmenden Versuche unternommen wurden, übergreifende Sprachfamilien zu identifizieren.
Der Impuls dazu kam von der intensiveren Beschäftigung der Europäer mit Sprache und Kultur Indiens seit der frühen Neuzeit. 1544 übermittelte der des Griechischen und Lateinischen kundige Jesuit und Missionar Francis Xavier die ersten Sprachproben des Sanskrit, den Text einer religiösen Invokation (Om Srii naraina nama), brieflich nach Europa. Thomas Stevens (1583) und Filippo Sassetti (1585) stellten erstmals Vergleiche zwischen dem Sanskrit und europäischen Sprachen an. Nun entstanden umfangreichere Sammlungen von Proben aus zahlreichen Sprachen. Zu den frühesten Projekten, die Sprachen der Welt zu katalogisieren und zu klassifizieren, gehören die Werke von Theodor Bibliander (De ratione communi omnium linguarum, 1548) und Conrad Gesner (Mithridates, 1555). Gesner stützt seine Sammlungen von Sprachmaterial auf Übersetzungen des Vaterunsers.
Gottfried Wilhelm von Leibniz (1646–1716) regte rund 150 Jahre später Zar Peter I. an, die Sprachen seines Reichs zu sammeln, aber seine Anregung wurde erst von der deutschstämmigen Zarin Katharina II. (reg. 1762–1796) umgesetzt. Sie engagierte sich zielstrebig für die Sprachforschung und förderte ein geradezu imperiales Projekt zur Sammlung von Sprachproben aus ihrem Vielvölkerstaat und aus aller Welt. Wegen der Erweiterung ihrer Sammlungen korrespondierte Katharina auch mit George Washington, der daraufhin einen Forscher mit der Inventarisierung der nordamerikanischen Indianersprachen beauftragte. Die Sammlungen wurden von dem deutschen Forscher Peter Simon Pallas in zwei Bänden mit dem Titel Linguarum totius orbis vocabularia comparativa (1786, 1789) zusammengestellt (Adelung 1815, Haarmann 1999). Den Höhepunkt erreichte diese Art des Sprachensammelns in dem vierbändigen Monumentalwerk Mithridates oder allgemeine Sprachenkunde (1806–1817), das von Johann Christoph Adelung begonnen und von Johann Severin Vater fortgesetzt und beendet wurde. Das Hauptanliegen dieser Dokumentationen war es, die Sprachen der Welt nach Sprachkreisen oder Sprachfamilien zu klassifizieren.
Der erste Gelehrte, dem es gelang, die Konturen dessen zu umreißen, was man mehr als zwei Jahrhunderte später «indogermanische Sprachfamilie» nannte, war Marcus van Boxhorn aus Leiden. Er stellte um die Mitte des 17. Jahrhunderts Vergleiche zwischen dem Lateinischen, Griechischen, Germanischen, Slawischen, Baltischen, Persischen und dem Sanskrit an und berücksichtigte dabei erstmals auch die Morphologie, d.h. den grammatischen Bau, der Sprachen. Er war überzeugt davon, dass alle diese Sprachen einen gemeinsamen Ursprung haben, den er in Anlehnung an Herodots Beschreibung der Steppenbewohner Osteuropas und Zentralasiens «Skythisch» nannte (Beekes 2011: 12).
Im 18. Jahrhundert entstanden, begünstigt durch das Interesse der jesuitischen Missionare an den Sprachen und Kulturen Asiens, weitere Traktate zu Sprachverwandtschaften. Der Jesuit Gaston Coeurdoux stellte nicht nur systematische Vergleiche von Wörtern in verschiedenen Sprachen an (z.B. Sanskrit padam ‹Fuß› – latein. pes, pedis – griech. pous, podis), sondern fand auch heraus, dass Sanskrit und Griechisch die grammatische Kategorie des Dual (neben Singular und Plural) kennen, und entdeckte Ähnlichkeiten bei den Zahlwörtern und Pronomina. Er erkannte auch die Verwandtschaft des Verbs ‹sein› und dessen Formenschatz in den verglichenen Sprachen. Dem Manuskript von Coeurdoux, das er 1767 dem damaligen Institut Français präsentierte, wurde jedoch nicht die Aufmerksamkeit zuteil, die es verdient hätte. Das Werk wurde erst 1808 gedruckt.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts rückten Überlegungen zum Konzept einer ‹Ursprache› in den Vordergrund, und die Suche nach den Ursprüngen der alten bekannten Sprachen wurde immer intensiver vorangetrieben. Noch immer war der einzige Anhaltspunkt für die Sprachentwicklung der biblische Mythos von der babylonischen Sprachverwirrung. Die Suche nach der «vorbabylonischen» Ursprache brachte so manche Blüte hervor. So war Katharina II. im Einklang mit einem sich verstärkenden sprachorientierten Nationalismus in Russland davon überzeugt, die Ursprache müsse das Altslawische gewesen sein, da es eine so ehrwürdige Sprache war. Im Herbst 1784 versuchte sie, «Grimm mit der vertraulichen Kunde zu beeindrucken, sie habe geographische Namen in Frankreich, Spanien und Schottland, in Indien und Amerika und merowingische, wandalische und gar altbabylonische Herrschernamen als slavischen Ursprungs identifiziert» (Scharf 1995: 270). In ihren Gesprächen mit Pallas verflog allerdings Katharinas Enthusiasmus in Sachen slawischer Ursprache bald. Am französischen Hof war man anderer Meinung darüber. Voltaire berichtet, eine Hofdame habe ihn auf die Ursprache angesprochen, und diese sei sicherlich das Französische gewesen, denn mit dieser Zivilisationssprache sei doch die ganze Welt gesegnet worden (Voltaire in einem Brief an Katharina vom 26. Mai 1767).
Auch seriöse Forscher begaben sich auf die Suche nach der Ursprache. Der Jesuit Lorenzo Hervás y Panduro gab eine mehrbändige Sprachenenzyklopädie heraus (Catalogo delle lingue conosciute, 1784, Trattato dell’origine … dell’idiomi, 1785, Aritmetica di quasi tutte le nazioni conosciute, 1785, Divisione del tempo fra le nazioni Orientali, 1786, Vocabolario poligloto, 1787, Saggio pratico delle lingue, 1787). Ihm fiel auf, dass die Vielfalt der Sprachen sich nicht mit einer einzigen Ursprache erklären ließ. Er vermutete mehrere Ursprachen in verschiedenen Regionen der Welt, die er matrices nannte. Damit stand er im Widerspruch zur Bibel, nach der es nur eine einzige vorbabylonische Ursprache gab, und galt als Ketzer. Hervás musste befürchten, den Unwillen der katholischen Amtskirche auf sich zu ziehen, verließ Italien und ging nach Spanien «ins Exil» (Haarmann 1997).
Die Bemühungen, die Verwandtschaft des Sanskrit mit den Sprachen Europas zu erforschen, waren weniger dramatisch. Die verstreuten Beobachtungen zur Sprachverwandtschaft des Sanskrit mit Sprachen Europas (Griechisch und Lateinisch) wurden auf eine neue Ebene gehoben, als William Jones, britischer Hauptverwalter (Chief Magistrate) von Calcutta, 1786 in einem Vortrag vor der von ihm gegründeten «Asiatic Society» die verwandtschaftlichen Beziehungen des Sanskrit zu verschiedenen anderen alten Sprachen erklärte: «Die Sanskrit-Sprache – wie alt sie auch immer sein mag – ist von wunderbarer Bauart. Diese ist vollkommener als das Griechische, formenreicher als das Lateinische und feiner gegliedert als beide, und doch zeigt sie zu beiden eine zu starke Ähnlichkeit – sowohl in den Verbstämmen als auch in den grammatischen Formen –, als dass sie auf zufällige Weise hätte hervorgebracht werden können. Diese Ähnlichkeit ist in der Tat so deutlich, dass kein Sprachforscher sie alle drei untersuchen könnte, ohne zu glauben, sie seien irgendeiner gemeinsamen Quelle entsprungen, die vielleicht nicht mehr existiert: es gibt entsprechenden Grund zu der Annahme – wenn auch nicht ganz so zwingend –, dass sowohl das Gotische als auch das Keltische, trotz unterschiedlicher Sprachformen, gleichen Ursprungs sind wie das Sanskrit. Und das Persische könnte derselben Familie zugeordnet werden.» (Zitiert nach Mallory/Adams 2006: 5) Jones arbeitete seine Beobachtungen, die in die richtige Richtung zielten, selbst nicht weiter aus. Andere setzten seine Arbeit fort.
Die Entdeckung der Verwandtschaft des Sanskrit mit anderen Sprachen Asiens (Persisch) und mit den alten Kultursprachen Europas (Griechisch und Lateinisch) löste einen Forschungsboom aus, der nicht nur immer weitere Erkenntnisse über die Verzweigungen der indoeuropäischen Sprachfamilie brachte, sondern auch die Entwicklung ganzer Wissenschaftszweige wie der Sprachwissenschaft, Mythenforschung, Literatur- und Religionswissenschaft entscheidend lenkte.
Geographische Zusammenhänge wurden erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts erörtert. Die Identifizierung der Sprachfamilie als «indoeuropäisch» (Indo-European) stammt von Thomas Young. Die Bezeichnung fand sich zuerst in einem Artikel der London Quarterly Review (1813) und hat sich in der englischsprachigen Welt allgemein durchgesetzt. Auf ihrer Basis wurde die Terminologie in anderen Sprachen gebildet (franz. indo-européen, ital./span. indo-europeo, russ. indoevropejskij, finn. indoeurooppalainen u.a.). In Franz Bopps sprachvergleichender Studie Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache aus dem Jahr 1816 findet man den Ausdruck «indisch-europäisch». Im deutschen Sprachraum bürgerte sich jedoch der Ausdruck «indogermanisch» ein, den Friedrich von Schlegel erstmals 1823 verwendete. Als sich das vergleichende Studium der indoeuropäischen Sprachen in Deutschland als selbständiger Wissenschaftsbereich etablierte, wurde diese Disziplin «Indogermanistik» genannt (Kurylowicz/Mayrhofer 1986, Szemerényi 1996, Meier-Brügger 2010, Kausen 2012).
Gegen den Begriff «indogermanisch» sind schon früh Einwände erhoben worden. Wenn er darauf abzielt, die Peripherien des Verbreitungsgebiets zu benennen, dann trifft dies auf «germanisch» nicht zu, denn an der westlichen Peripherie in Europa sind keine germanischen Sprachen verbreitet, sondern keltische im Nordwesten (Irland, Schottland) und romanische im Südwesten (Spanien, Portugal). Dieser Logik folgend müsste man von «indokeltischen» oder «indoromanischen» Sprachen reden. Gegen «indoeuropäisch» wandten sich einige Forscher mit dem Hinweis darauf, dass es in Europa nicht nur indoeuropäische, sondern auch andere Sprachen gebe (finnisch-ugrische, Baskisch). Dieser Einwand ist wenig überzeugend, denn auch in Indien sind andere als indoeuropäische Sprachen verbreitet, nämlich die dravidischen Sprachen. In der Terminologie der modernen Forschung wird – in Anlehnung an internationale Konventionen – «indoeuropäisch» bevorzugt. Der englische Ausdruck «Indo-Aryan» wird in der Sprachwissenschaft in der Regel für den indischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie verwendet.
Der Terminus «proto-indoeuropäisch» bezieht sich auf die Frühphase des Indoeuropäischen vor der Ausgliederung regionaler Sprachen und Kulturen. Das Proto-Indoeuropäische ist das Stadium der hypothetischen Ursprache aller Idiome der indoeuropäischen Sprachfamilie. Elemente des Wortschatzes und die grammatischen Formen dieser Ursprache können aus einem Vergleich der historisch überlieferten und rezenten Sprachen rekonstruiert werden. Sie sind aber nicht inschriftlich belegt, da die Verschriftung selbst der ältesten indoeuropäischen Sprachen zeitlich mehrere Jahrtausende später als der Zeithorizont der Ursprache einsetzt.
In der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft werden Wörter und grammatische Formen des Proto-Indoeuropäischen mit einem Asterisk (Sternchen) versehen (z.B. *mehater ‹Mutter›, *wodr ‹Wasser›, *penkwe ‹fünf›). Solche lexikalischen Rekonstruktionen werden durch die Vergleiche lautlicher und morphologischer Eigenheiten historischer und/oder rezenter Einzelsprachen gestützt, etwa:
*septm ‹sieben› > altir. sechtn, mittelkymr. seith, latein. septem, altnord. sjau, altengl. seofon, got. sibun, litau. septyni, altkirchenslav. sedmi, russ. sem’, alban. shtate, griech. hepta, armen. ewt’n, hethit. sipta-, avest. hapta, altind. saptá, tochar. spät, u.a.
Aus der Entdeckung der Sprachverwandtschaft wurde im 19. Jahrhundert, das in Geschichte und Gegenwart Völker und Nationen als Subjekte der Geschichte entdeckte, schnell gefolgert, dass es auch ein Volk der Indoeuropäer gegeben haben müsse. Diese Annahme wird in diesem Buch nicht geteilt. Wenn hier von «Indoeuropäern» die Rede ist, sind die Sprecher einer gemeinsamen Sprachfamilie gemeint, deren Kulturen ebenfalls gemeinsame Merkmale aufweisen. Ein indoeuropäisches Volk im biologischen oder politischen Sinne soll damit nicht unterstellt werden.
Im 19. Jahrhundert wurde jedoch nach einem solchen Volk gesucht. Lange Zeit glaubte man, das Sanskrit sei die Mutter aller indoeuropäischen Sprachen und Indien die Urheimat des Indoeuropäertums. Da die nach Indien eingewanderten Indoeuropäer sich selbst «Arier» (altind. arya ‹Arier, freier Mann, jemand, der die vedische Religion und Kulturtradition pflegt›) nannten, wurden zunächst die hypothetischen Sprecher des Altindischen als Arier bezeichnet. Der Begriff wurde außerhalb der Sprachwissenschaft jedoch bald zu einer ethnischen Bezeichnung für alle Sprecher «indogermanischer» Sprachen, die von den hellhäutigen, edlen Ariern abstammen sollten. Dass der Genealogie der Sprachen eine Genealogie der Völker entspricht, galt als ausgemacht. Der Gedanke, dass die altindischen Arier und ihre indoeuropäischen Nachkommen eine «Rasse» seien, lag von hier aus nicht mehr fern.
Die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft kam zwar schon in den 1860er Jahren durch die Arbeiten der Junggrammatiker zu der Erkenntnis, dass das Sanskrit selbst eine Tochtersprache des Indoeuropäischen ist und es nicht einmal eine sprachliche Genealogie von den «Ariern» zu den anderen Sprechern indoeuropäischer Sprachen gibt, aber diese Einsicht konnte die Verbreitung und Radikalisierung des Glaubens an eine arische Rasse nicht aufhalten. Ähnliches gilt für die Erkenntnis, dass «Arier» in den indischen Quellen nicht ein Volk bezeichnet, sondern eine soziale und kulturelle Oberschicht in Indien. «Wenn eine Person den richtigen Göttern in der rechten Art opferte, wobei sie die korrekten Formeln der traditionellen Hymnen und Poesie verwendete, dann war diese Person ein Arier. … Rituale, die mit den richtigen Worten ausgeführt wurden, waren die Quintessenz dessen, was es hieß, Arier zu sein» (Anthony 2007: 408f.). Nicht-Arier, «Dasyu» genannt, erkannten die Arier nach alter Überlieferung daran, dass sie nicht die wahren Rituale ausführten und damit die kosmische Ordnung gefährdeten. Die Dasyu waren demzufolge aus der Sicht der Arier Leute, die nicht wie sie selbst vertrauenswürdig waren (Parpola 1988). Bereits Martin Haug hat 1850 gefordert, den Begriff des Ariers aus dem Kontext des Rig Veda zu definieren (Marchand 2009: 296f.). Seine Mahnung verhallte außerhalb der Sprachwissenschaft jedoch ungehört.
Der Franzose Arthur de Gobineau sprach Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem Essai sur l’inégalité des races humaines (1853–1855) als erster von einer «arischen Rasse». Der Begründer des Sozialdarwinismus, Herbert Spencer (Social statics von 1851, Synthetic philosophy, geplant seit 1860, vollendet 1896), predigte den Kult der Weltherrschaft der weißen Rasse aufgrund ihrer vermeintlichen sozialen Überlegenheit. Spencers Gedanken fanden bereitwillige Aufnahme vor allem in den Ländern des britischen Kolonialreichs (Ballantyne 2002). Der Arier-Mythos legitimierte um die Wende zum 20. Jahrhundert die imperial-koloniale Herrschaft der Europäer in der Welt und gipfelte nach dem Ersten Weltkrieg in der NS-Rassenideologie mit ihren unmenschlichen Folgen.
Die deutschen «Rassenhygieniker» der 1934 gegründeten «Rassenhygienischen Forschungsstelle» oder die 1935 gegründete Organisation «Deutsches Ahnenerbe – Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte» orientierten sich zunächst an einem «nordischen Ariertum». Während des Zweiten Weltkriegs verlagerte sich der Fokus der deutschen Ideologen allerdings zu den Ariern als Trägern einer Hochkultur in Indien. Man hoffte, die indischen Arier nach einem deutschen Sieg über Großbritannien vom Joch der britischen Kolonialherrschaft zu befreien.
Nicht nur in Deutschland und Europa wird der Ariermythos bis heute weiter verbreitet, sondern auch in Nordamerika. Die Nordmänner, die im 11. Jahrhundert die amerikanische Ostküste (Vinland) erkundeten, werden als große Entdecker gefeiert, denen weite Expeditionen ins Hinterland, bis nach Minnesota, nachgesagt werden. Diese Vorstellung wird vor allem von amerikanischen Historikern skandinavischer Abstammung gefördert. Bis heute ist allerdings nur eine einzige saisonale Niederlassung der Vinland-Fahrer auf Neufundland bekannt (Davis 2009). Eine permanente Belastung der US-amerikanischen Gesellschaft ist der Rassismus bestimmter Randgruppen von weißen Amerikanern, die zum Kreuzzug gegen die Überfremdung der «arischen Rasse» aufrufen.
Am populärsten ist der Arier-Mythos heute jedoch in Indien. Der Hindu-Nationalismus hat schon vor Jahren Front gemacht gegen das Prinzip demokratischer Toleranz und sich eine «arische» Ikone geschaffen: Hitler und sein Buch Mein Kampf. Zu Beginn dieses Jahrhunderts erschien in Indien eine englische Ausgabe (My Struggle), von der mittlerweile mehr als 100.000 Exemplare verkauft wurden. Auch T-Shirts, Taschen und Schlüsselanhänger mit Hitlers Konterfei verkaufen sich in Indien gut. Hitler wird von den Hindu-Nationalisten als Held gefeiert, weil er den Mut hatte, gegen die verhasste britische Kolonialmacht aufzubegehren und sie mit Krieg zu überziehen. Der Völkermord an Juden und anderen wird dabei als quantité négligeable übergangen.
Als ein Symbol der «Arier» galt lange das Hakenkreuz, das 1920 zum Parteizeichen der NSDAP und 1935 zentraler Bestandteil der Flagge des Deutschen Reiches wurde. Die Nationalsozialisten griffen damit auf ein in völkischen Kreisen bereits verbreitetes Symbol zurück. Der 1912 gegründete antisemitische «Germanenorden» und die 1918 daraus hervorgegangene «Thule-Gesellschaft» verwendeten das Hakenkreuz. Hitler setzte jedoch durch, dass es in umgekehrter Drehrichtung verwendet wurde. Er hat später berichtet, dass er schon als Schuljunge von dem Kreuzzeichen über dem Portal des Klosters Lambach (Österreich) tief beeindruckt war, wo er im Kirchenchor gesungen hat. Die Kreuzform im Wappen des Abtes Theoderich Hagn ähnelt der Grundform des Hakenkreuzes in der Tat verblüffend.
Für die Nationalsozialisten war das Hakenkreuz ein nordisches, germanisches Zeichen, es war jedoch in vielen alten Kulturen Europas und Asiens verbreitet. Wenn man die Kulturen, in denen das Hakenkreuz auftritt, nach Zeit und Raum kategorisiert, ergibt sich das folgende Spektrum:
– Die vorindoeuropäische Zivilisation Alteuropas (Donauzivilisation): Dies ist die älteste Hochkultur Europas, aufgebaut von frühen Ackerbauern (Alteuropäern). Der Name Donauzivilisation verweist auf die große Wasserstraße, über die der damalige Handel abgewickelt wurde. Das Handelsnetz (unter Einschluss der regionalen Nebenflüsse der Donau) dehnte sich über den größten Teil Südosteuropas bis in die westliche Ukraine aus (Anthony 2009b, Haarmann 2011a). Die Blütezeit fällt in das Spätneolithikum (5. Jahrtausend v. Chr.) und in die Kupferzeit (4. Jahrtausend v. Chr.). Die alteuropäischen Ackerbauern waren die ersten Nicht-Indoeuropäer, mit denen die indoeuropäischen Steppennomaden in Kontakt traten. Das Hakenkreuz tritt in der Ikonographie seit Ende des 6. Jahrtausends v. Chr. auf.
– Die vorindoeuropäische (altdravidische) Induszivilisation (Harappa-Zivilisation): Diese älteste Zivilisation Südasiens entfaltete sich in einer Großregion, die sich auf die Territorien zweier moderner Staaten verteilt, Indien und Pakistan. Die Induszivilisation hat ihren Namen nach dem Indus, an dessen Ufern die meisten der alten Siedlungen angelegt waren. Die Induszivilisation hatte Bestand von ca. 2600 bis ca. 1750 v. Chr. (Parpola 1994, 2012b). Das Hakenkreuzmotiv ist dort seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. dokumentiert.
– Die Zivilisation Altchinas: Das Hakenkreuz ist dort seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. bezeugt.
– Die Kulturen der Uralier, die sich in finnisch-ugrische Völker im östlichen Europa (Finnland, Estland, Minoritäten im europäischen Teil Russlands, Ungarn) sowie in Westsibirien (Chanten und Mansen) und in samojedische Völker im nördlichen Sibirien (vom Ural bis nach Kamtschatka) gliedern. In der Überlieferung dieser Völker spielt das Hakenkreuz als Kultursymbol seit ältester Zeit und bis heute eine bedeutende Rolle.
– Vorindoeuropäische Kulturen im Mittelmeerraum: Das Motiv des Hakenkreuzes ist in den Felsbildern im Val Camonica in den italienischen Alpen wie auch in der Ikonographie der Iberer Hispaniens zu finden.
– Die frühen indoeuropäischen Regionalkulturen: Das Hakenkreuz lässt sich nicht für die Periode der proto-indoeuropäischen Kultur nachweisen. Offensichtlich haben Indoeuropäer das Motiv von nicht-indoeuropäischen Lokalkulturen übernommen, mit denen die indoeuropäischen. Migranten in Kontakt traten. Die frühe ste Dokumentation des Hakenkreuzes in einer indoeuropäischen Regionalkultur (Andronovo) stammt aus Zentralasien (2. Jahrtausend v. Chr., Kuzmina 2008: 168). Die Andronovo-Leute haben das Motiv in Zentralasien adaptiert, die helladischen Migranten in Griechenland und die Arier in Indien.
Das Hakenkreuz
a) Alteuropäische Keramik, 5. Jahrtausend v. Chr.
b) Vorgriechische Siegel, Lerna 3. Jahrtausend v. Chr.
c) Altindisches Siegel. 3. Jahrtausend v. Chr.
In zwei alten Kulturen an der Peripherie des eurasischen Areals wurde das Symbol des Hakenkreuzes in den Zeicheueechatz lokaler Schriften integriert. Dies gilt für die (noch nicht entzifferte) sogenannte Donauschrift und für die altchinesische Schrift. Das Symbol des Hakenkreuzes in der altchinesischen Schrift (mit dem Lautwert fang) bedeutete ‹Gegend› (die Arme des Balkenkreuzes deuten die Himmelsrichtungen an).
Seine größte Popularität hat das Hakenkreuz als sakrales Symbol des Hinduismus im indischen Subkontinent und des Buddhismus in weiten Teilen Ostasiens gewonnen und in diesen Religionen seine ursprüngliche Bedeutung bewahrt: Sanskrit svasti bedeutet ‹Glück; gute Fügung; Wohlbefinden›, svastika heißt ‹Alles ist gut; Harmonie›. Rechtsdrehung bedeutet ‹Glück› (svastika), während Linksdrehung mit ‹Unglück› (sauvastika) konnotiert wird.
Die Geschichte des Hakenkreuzes zeigt die große Bedeutung vorindoeuropäischer Kulturen für die indoeuropäische Sprache und Kultur. Sie zeigt exemplarisch, dass sich die Geschichte der indoeuropäischen Sprachen und Kulturen nur dann angemessen rekonstruieren lässt, wenn man immer auch die komplexen Austauschprozesse mit den nicht-indoeuropäischen Kulturen im Blick hat. Das vorliegende Buch will hierzu einen Beitrag leisten.
Wissenschaftler waren sich schon vor mehr als hundert Jahren darüber im Klaren, dass die komplexe Thematik des Ursprungs der indoeuropäischen Sprachen und ihrer Ausbreitung über Europa und Asien nicht allein mit den Methoden der Sprachwissenschaft zu bewältigen ist. Erst im Zuge der Auswertung von Erkenntnissen aus den verschiedensten Disziplinen und deren Integration in eine Gesamtschau kann es gelingen, den historischen Prozessen, denen die moderne Kultur- und Sprachenlandschaft ihr Profil verdankt, gerecht zu werden.
An Spekulationen über die Herkunft der Indoeuropäer hat es nicht gefehlt. Rund zehn Theorien zur Urheimat sind in die wissenschaftliche Forschung eingegangen. Die meisten davon stützen ihre Argumentation jeweils auf die Erkenntnisse einer bestimmten Einzeldisziplin, sei es Sprachwissenschaft, Kulturforschung oder Archäologie. Auf diese Weise tun sich schnell Probleme auf, wenn sich die Erkenntnisse nicht in Einklang bringen lassen.
Um die Frage nach der Urheimat zu klären, müssen die Forschungsergebnisse der verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen berücksichtigt werden. Dies erfordert Analysen zur Wirtschaftsform als Existenzgrundlage sowie zu damit assoziierten Lebensweisen (Anthropologie), zur materiellen Hinterlassenschaft der prähistorischen Populationen (Archäologie), zu älteren Sprachstadien (historisch-vergleichende Sprachwissenschaft), zu den kulturellen Traditionen (Kulturgeschichte), zum prähistorischen Weltbild in seinen Umrissen (Mythologie und Religionsgeschichte) und nicht zuletzt zur genetischen Charakteristik der Populationen (Humangenetik).
In den vergangenen Jahren sind nurmehr zwei Hypothesen ernsthaft diskutiert worden: die von der anatolischen Urheimat, initiiert von Colin Renfrew in den 1980er Jahren, und die von Migrationen aus der eurasischen Steppe, initiiert von Marija Gimbutas in den 1950er Jahren, ausgearbeitet als Hypothese von den Kurgan-Migrationen in den 1970er Jahren.
Mit seiner Studie Archaeology & language (1987) belebte Colin Renfrew eine Migrationsthese wieder, die Gordon Childe in den 1920er und 1930er Jahren aufgestellt hatte. Demnach wäre der Ackerbau und damit auch der Kulturhorizont agrarischer Lebensweisen von Migranten aus Anatolien in Europa verbreitet worden. Das Neue an Renfrews Ansatz war, dass er den Strang der archäologischen Beweisführung über die Ausbreitung des Ackerbaus mit zwei anderen Strängen verknüpfte: mit Wanderbewegungen der Indoeuropäer und mit der Verbreitung genetischer Muster (gene pools), wie sie von der Humangenetik kartiert werden.
Die von Renfrew entwickelte Hypothese über die Ursprünge der Indoeuropäer prägte die Position der Diffusionisten, wonach verschiedene Prozesse der Sozial- und Kulturgeschichte komplementär und gleichgerichtet gewesen wären. Dies waren aus ihrer Sicht ein ethnisch-demographischer Prozess (die Migration von Populationen aus Anatolien nach Südosteuropa), ein sozioökonomischer Prozess (die Verbreitung des «Agrarpakets» von Anatolien nach Europa entsprechend einem Wellenmodell, dem wave of advance model) und ein humangenetischer Prozess (die Diffusion bestimmter genetischer Muster – gene flow – von Westasien nach Europa). Demnach hätten die Migranten aus Anatolien den Europäern nicht nur agrarische Lebensweise und Anbautechniken vermittelt, sondern auch ihre indoeuropäische Kultur und Sprache nach Europa transferiert.
Was die Bestätigung der Hypothese von der gleichgerichteten Diffusion betrifft, so fehlen archäologische Spuren für eine frühe Präsenz (8. und 7. Jahrtausend v. Chr.) von Indoeuropäern in Anatolien. Die Kultur der Einwohner der ältesten Stadt der Region, Çatalhöyük, zeigt aber keine für die Proto-Indoeuropäer charakteristischen Eigenschaften (Hodder 2006). Es gibt auch keine Hinweise auf weiträumige und bevölkerungsreiche Migrationen von Kleinasien nach Südosteuropa.
Bis heute haben sich die Erkenntnisse dergestalt verdichtet, dass nur eine Theorie als Spitzenkandidat für die Urheimat übrig bleibt. Dies ist die ältere Hypothese, wonach die Urheimat der Indoeuropäer in Europa, und zwar in der Zone der südlichen Steppe und Wald-Steppe zwischen Wolga und Don lag (Gimbutas 1974, 1991, 1992). Eine der typischen Hinterlassenschaften der frühen Steppennomaden sind Kammergräber, über denen monumentale Erdhügel aufgeschüttet wurden. Diese Hügel werden mit einem aus dem Tatarischen stammenden Wort als Kurgane bezeichnet, und dieser Ausdruck wurde ins Russische und in andere Sprachen entlehnt. Aus der Sicht von Gimbutas waren die Kurgan-Leute frühe Nomaden aus der Steppe, ihre Kultur und Sprache identifizierte sie als proto-indoeuropäisch. In der geographischen Verbreitung der Kurgane, die sich als markante Formationen in der Landschaft abheben, weit verstreut bis ins Kaukasusvorland, über Zentralasien und rings um das Schwarze Meer bis nach Südosteuropa, erkannte Gimbutas die frühen Wanderwege der Steppennomaden.
Inzwischen hat sich die frühere extreme Polarisierung von Kurgan-Hypothese (Abwanderung aus Südrussland) und Anatolien-Hypothese (Abwanderung aus Kleinasien) abgeschwächt, vor allem deshalb, weil die Kurgan-Hypothese durch die Ergebnisse der neueren Forschung in ihren Umrissen bestätigt worden ist (Anthony 2007, Dergachev 2007, Haarmann 2012 u.a.). Es ist inzwischen auch sinnvoller, von der Kurgan-Theorie zu sprechen, denn die Argumentationsbasis hat sich zunehmend erweitert. Als Fazit ist kürzlich zum bleibenden Wert von Gimbutas’ Kurgan-Theorie festgestellt worden: «… ihr Kernkonzept zur Region und zum Zeitrahmen des PIE [Proto-Indoeuropäischen] hat den Test der Zeit bestanden» (Manco 2013: 122).
Die Geschichte der Indoeuropäer beginnt nicht erst mit den frühen Migrationen von Viehnomaden aus der eurasischen Steppe nach Südosteuropa um 4500 v. Chr. Vor dieser Zeit hatten sich deren proto-indoeuropäische Kultur und Sprache in ihrer Urheimat in einem langwierigen Prozess voll ausgebildet. Die sozioökonomischen Bedingungen, die die Lebenswelt der frühen Indoeuropäer und deren Sprache entscheidend prägten, sind nicht erst in einer Zeit zu suchen, als anderswo bereits Ackerbau betrieben wurde. Vielmehr ist die Entstehung von Pastoralismus (Viehnomadismus bzw. Hirtennomadentum) in der eurasischen Steppe als ein Prozess zu verstehen, der im Wesentlichen unabhängig von der Verbreitung des Ackerbaus ablief.
Der folgenreiche Übergang vom Jäger-und-Sammler-Dasein zu einer neuen Wirtschaftsform zielte in zwei Richtungen: zur Pflanzenkultivation (Ackerbau) und zum Viehnomadentum. Die sogenannte «neolithische Revolution», ein Begriff, der in den 1920er Jahren von dem einflussreichen Archäologen Gordon Childe geprägt wurde, ist allerdings ein Mythos. Der Umschwung, der sich mit dem Ernten der Samen von Wildgräsern anbahnte und bis zur effektiven Feldbebauung fortentwickelte, zog sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrtausenden hin, von ca. 11.000 bis ca. 8500 v. Chr. Daher sprechen Archäologen inzwischen von einem Übergangsprozess (engl. transition) mit zahlreichen lokalen Rückschlägen (Bailey/Spikins 2008 u.a.). Ob und wie erfolgreich die Entwicklung in bestimmten Regionen war und in anderen nicht, hing mit klimatischen Fluktuationen sowie mit den adaptiven Strategien lokaler Bevölkerungsgruppen zusammen, mit dem Agrarpaket (engl. agrarian package) umzugehen.
Aus globaler Perspektive haben wir es bei der Ablösung des Jäger-und-Sammler-Stadiums mit zwei sozioökonomischen Basismodellen zu tun. Das eine Modell, der Ackerbau, entstand im Nahen Osten und breitete sich nach Europa aus. Das andere Modell, der frühe Hirtennomadismus oder Viehnomadismus, bildete sich in Europa aus, seine Anfänge sind in der Steppe Südrusslands zu suchen. Er breitete sich von dort nach Zentralasien und in andere Regionen aus. Die Töpferei entwickelte sich in beiden Modellen, und zwar unabhängig voneinander. In Europa haben die Träger beider Wirtschaftssysteme seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. in Kontakt miteinander und auch in Konfrontation zueinander gestanden.
Lange Zeit glaubte man, Viehnomadismus als Wirtschaftsform habe sich sekundär entwickelt, und zwar als Ableger des Ackerbaus. Gemäß dieser Annahme wären die Menschen erst sesshaft geworden, hätten Feldbau betrieben und Vieh gehalten. In Regionen, wo sich der Naturraum für Pflanzenkultivation wenig eignete oder wo Ernteerträge zu gering waren, habe sich als Alternative eine nomadische Lebensweise entwickelt, mit Viehhaltung als hauptsächlicher oder ausschließlicher Wirtschaftsform. Diese Hypothese lässt sich im Licht neuerer archäologischer Erkenntnisse nicht mehr halten.
Die Voraussetzungen für die Entstehung des Hirtennomadismus waren mit den klimatischen Veränderungen gegen Ende der letzten Eiszeit gegeben. Die arktische Kaltfront zog sich nach Norden zurück und die Kontinentalplatten schmolzen ab. Weite Teile Osteuropas, die bis dahin von Eis bedeckt waren, wurden für Vegetation und Lebewesen zugänglich und öffneten sich für die Erschließung durch Menschen. In das frei werdende Gelände stießen nacheiszeitliche Bevölkerungsgruppen aus ihrem früheren Refugium im Küstengebiet des Schwarzen Meers nach Norden vor. Diese frühen Populationen waren ethnisch wie sprachlich noch wenig ausgegliedert.
Routen der Landnahme in Europa nach der Eiszeit
1 – Rekolonisation von Osteuropa aus; 2 – Rekolonisation von Südwesteuropa aus; 3 – Älteste regionale Siedlungsplätze; 4 – Küstenlinie gegen Ende der Eiszeit; 5 – der Yoldia-See (vor dem Durchbruch der Ostsee in die Nordsee)
Noch Anfang der 1990er Jahre gab es nicht viel Gesichertes über die frühen Nomadenkulturen Eurasiens zu berichten. Erst dann gewann ein neuer Zweig der Altertumsforschung Eigenprofil, die Archäologie von Nomadenkulturen. Begünstigt wurde dies durch die Öffnung osteuropäischer Staaten nach Westen. Archäologen aus den USA und Westeuropa erhielten nun die Möglichkeit, in Kooperationsprojekten mit ukrainischen und russischen Kollegen Grabungen an jahrtausendealten Lagerplätzen von Nomaden durchzuführen. Die Forschung zu den alten Nomadenkulturen Eurasiens ist inzwischen aus ihren Kinderschuhen herausgewachsen und hat ernst zu nehmende Ergebnisse vorzuweisen.
Die Datierungen zum Viehnomadentum der Steppenbewohner in Osteuropa weisen auf Ursprünge, die zeitgleich mit der Verbreitung des Ackerbaus in Westeuropa liegen. Diese beiden Prozesse, die zunächst unabhängig voneinander abliefen, sind für das 7. und 6. Jahrtausend v. Chr. anzusetzen. Dies bedeutet, dass es in Europa zwei parallele Übergänge vom Mesolithikum (mittlere Steinzeit) zum Neolithikum (jüngere Steinzeit) gab, jeweils mit unterschiedlicher Ausrichtung.
In Südosteuropa nahmen die einheimischen (alteuropäischen) Jäger und Sammler im Lauf des 7. Jahrtausends v. Chr. die Impulse zur Pflanzenkultivation von einigen Pioniergruppen aus Anatolien an, die sich in Thessalien niederließen (Davison u.a. 2007: 139f.). Über anfängliche Handelskontakte hinaus entfalteten sich auch soziale Kontakte und familiäre Bindungen. Die bikulturellen und bilingualen Nachkommen solcher Familien waren die Vorreiter für die Akkulturation der Alteuropäer und die Annahme des «Agrarpakets». Mit der weiteren Verbreitung des Ackerbaus in Europa haben die Indoeuropäer gar nichts zu tun, und es gab auch keine Migrationen von anatolischen Ackerbauern nach West- und Mitteleuropa (Budja 2007: 196ff.).
In einem langen Akkulturationsprozess wurden aus den alteuropäischen Jägern und Sammlern sesshafte Ackerbauern und Viehzüchter, die nicht nur einheimische Wildtiere zähmten (Rind, Schaf), sondern auch den europäischen Auerochsen mit eingeführten anatolischen Rindern kreuzten. Die Nachkommen aus diesen frühen europäischen Kreuzungsexperimenten sind die Vorfahren des europäischen Viehbestands. Von Südosteuropa aus verbreiteten sich sesshafte Lebensweise und Feldbau nach Mitteleuropa und Westeuropa, mit einiger Verzögerung auch weiter nach Norden, nach Skandinavien.
Unter den ökologischen Bedingungen im östlichen Europa konnten sich keine Formen von Pflanzenkultivation entfalten. Jagen und Sammeln dominierte seit jeher in den Wäldern Russlands und in der Wald-Steppen-Zone. Im Südosten allerdings waren die Jäger und Sammler früher oder später zur Umstellung auf eine neue Wirtschaftsform gezwungen. Der Grund dafür war eine zunehmende Austrocknung der Gebiete nördlich des Schwarzen Meers bis zum Kaspischen Meer, und das aride Klima der südlichen Steppe war für ein allmähliches Abwandern des Wilds verantwortlich. Das einzige größere Tier, das in der Steppe verblieb, war das Wildpferd, auf das sich die Aufmerksamkeit der Jäger konzentrierte. Die mesolithischen Jäger und Sammler blieben mobil, begannen aber allmählich, Wildziegen und Wildschafe in Herden zu halten, um ihre in der Steppe karg werdende Jagdbeute durch Viehhaltung zu ergänzen.
Die Region, die später zum Ausgangspunkt für die Migrationen wurde, die Urheimat der Indoeuropäer, umfasst die Zone der Wald-Steppe und Steppe und grenzt im Westen an das Gebiet mit Ackerbau in der heutigen Ukraine, das Gebiet der historischen Trypillya-Kultur.
Geographische Umrisse der indoeuropäischen Urheimat
Der eurasische Steppengürtel zieht sich über Tausende von Kilometern in west-östlicher Richtung, von den westlichen Ausläufern in der Ukraine bis weit nach Asien hinein, in die Mongolei und das westliche China (Xinjiang). Es stellt sich die Frage: Wenn sich der Übergang vom Jäger-und-Sammler-Dasein zum Pastoralismus in der Steppe vollzogen hat, geschah dies dann im gesamten Steppengürtel, d.h. sowohl auf europäischer als auch auf asiatischer Seite, oder nur in einer bestimmten Region? Die moderne Archäologie der Nomadenkulturen hat hierauf eine klare Antwort gefunden. Der Ural-Fluss, der im Uralgebirge entspringt, sich ins Kaspische Meer ergießt und den kleineren europäischen Teil der eurasischen Steppe vom größeren asiatischen Teil trennt, markierte auch die Trennung der Wirtschaftszonen in prähistorischer Zeit. «Die kasachischen Steppen östlich des Uralgebirges bleiben (vom Viehnomadismus) ausgeschlossen» (Anthony 2007: 92).
Damit ist bereits eine wesentliche Aussage zur Urheimat der Indoeuropäer getroffen worden: Sie lag in der Steppenregion auf europäischer Seite. Die Verbindung zwischen der europäischen und der asiatischen Steppe wurde erst zu einer späteren Zeit (im 4. Jahrtausend v. Chr.) hergestellt, als das Pferd domestiziert war und als Last- und Reittier diente. Dann erst erfolgte eine Synchronisierung der Nomadenkultur auf beiden Seiten der «Völkerpforte» im Süden des Urals.