Schwarze Zitronen

Über Julia Bruns

JULIA BRUNS geboren 1975 in einem Dorf in Thüringen, studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie in Jena. Nach ihrer Promotion im Fach Politikwissenschaft arbeitete sie viele Jahre als Redenschreiberin und in der Öffentlichkeitsarbeit. Heute schreibt sie Romane, überwiegend Krimis, die in ihrer thüringischen Heimat, an der Ostsee, aber auch am Comer See oder in Amalfi spielen, und vertreibt sich ihre Freizeit mit Sport, Spaziergängen und dem Kochen leckerer Marmeladen. Julia Bruns lebt mit ihrer Familie, zu der auch zwei Harzer Füchse gehören, im Siegerland und in Thüringen.

Mehr zu Julia Bruns unter: www.julia-bruns.com

»Ich sollte nicht hier sein. Nein, das sollte ich nicht. Wenn ich doch nur einen Moment länger über das alles nachgedacht hätte. Eine Woche. Was ist denn schon eine Woche? Für eine solche Entscheidung? Nichts. Emilio hat damals fast ein halbes Jahr gebraucht, um mich zu fragen, ob ich seine Frau werden will. Dabei war alles Wesentliche bereits passiert, also all das, was er dafür gehalten hatte. Wenn ich nur daran denke. Meine arme Mutter. Und der Prete Desiderio erst. Wenn die wüssten.« Sie bekreuzigte sich flüchtig. »Aber es ist ja alles gut gegangen.« Sie hob und senkte die Schultern. »Irgendwie. Emilio war eben noch nie ein Mann von schnellen Entschlüssen. Bei allen wichtigen Dingen. Aber sechs Monate? Nein, so viel Zeit habe ich jetzt nicht. Ich muss einfach etwas unternehmen. Aber ist das hier richtig? Womöglich ist es sogar zu gefährlich? Wieso weiß man eigentlich nicht vorher, was richtig oder falsch ist? Ich sollte gehen und noch einmal darüber schlafen. Das würde das Beste sein, gewiss. Vielleicht könnte ich mit dem Prete darüber reden, am Sonntag nach der Heiligen Messe?« Sie blickte wie gebannt auf die in ihrem Schoß liegenden Hände und streckte unter Zuhilfenahme von Daumen und Zeigefinger ihrer linken die Finger der rechten Hand. »Und Emilio? Ach, mein guter Emilio.« Sie ließ den Kopf noch

Die dumme Fischertochter Claretta hat sich wieder einmal bis auf die Knochen blamiert, schalt sie sich, wohlbedacht, den Mund dabei fest geschlossen zu lassen. Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her, strich die Falten aus ihrem Kleid und faltete die Hände. Dann besann sie sich. Womöglich war sie nur ein Fischermädchen aus dem kleinen Amalfi, aber dafür war sie ein stolzes Fischermädchen aus dem kleinen Amalfi. Claretta übte sich in einem ordentlichen Augenaufschlag, drückte ihren Rücken durch und hob ihr Kinn, nur ein wenig, aber immerhin so viel, dass sie aussah wie eine junge Frau, die etwas zu bieten hatte. Dabei funkelte sie die beiden Frauen böse an, was zu ihrer eigenen Überraschung Wirkung zu zeigen schien. Die beiden, Claretta

Ihr Gegenüber hatte mittlerweile aufgehört, sich zurechtzumachen, und nun ihrerseits begonnen, Claretta gründlich und nicht ohne den Anflug eines leichten Naserümpfens zu begutachten. Schließlich blieb ihr überheblicher Blick demonstrativ an ihren Schuhen hängen, zu lange, als dass Claretta es nicht auffallen konnte. Die Atmosphäre in dem kleinen Kabuff hätte frostiger nicht sein können, als in einiger Entfernung eine Tür etwas zu schwungvoll ins Schloss fiel und das eilige Klappern von Absätzen laut wurde, begleitet von ein paar undefinierbaren Schluchzern. Kurz darauf stand der Carabiniere erneut vor ihnen und nickte der jungen Frau auffordernd zu, worauf sie von Clarettas Schuhen abließ und dem Polizisten folgte. Die Bewegungen ihres Gesäßes waren dabei noch ausladender als die ihrer soeben verschwundenen Freundin. Claretta lehnte sich zurück, streckte die Beine und atmete befreit aus. Aber was war das? Staubige

Claretta war noch nie auf einer Comando Stazione Carabinieri gewesen. »Gott bewahre!«, entfuhr es ihr. Verstohlen schaute sie sich um, stellte fest, dass sie ganz sicher niemand gehört hatte, und gluckste erheitert. Claretta führte gern mal Selbstgespräche, aber das musste ja nicht unbedingt jeder mitbekommen. Dann fiel ihr ein, dass man den Allmächtigen nicht wegen jeder Belanglosigkeit anrufen sollte. Damit er ihr diese in ihrer jetzigen Situation vollkommen überflüssige Bitte nicht krummnahm, bekreuzigte sie sich rasch. »Ich weiß, ich weiß, Emilio, eine Frau hat hier nichts zu suchen, erst recht nicht allein«, murmelte sie und schaute verstohlen in Richtung Zimmerdecke, um auch ihn noch zu besänftigen. Emilio war ihr Ehemann. Und er war im Himmel.

Der Comando Stazione der Carabinieri befand sich mitten in der Stadt. Die Wache stand nahezu frei, was bei den ansonsten engen Gassen und Plätzen des Ortes recht ungewöhnlich war, und wies mit seinen fünf Stockwerken eine beachtliche Höhe auf; aufgrund der schmalen Fassade wirkte sie immer so, als stünde sie auf wackligen Beinen, hatte aber dennoch etwas Einschüchterndes und Imposantes. Das lag vielleicht aber auch an den Fenstern, vor denen schwere, rostige Gitterstäbe angebracht waren, oder an der breiten, von einem steinernen Bogen überspannten Eingangstür, vor der links und rechts zwei Polizisten mit grimmigen Mienen Wache schoben. Die Köpfe der Männer überragte ein Balkon, der im Laufe der Jahre einen Großteil seines Putzes, aber auch einige zierende Kantensteine eingebüßt hatte und der offenbar niemals benutzt wurde. Bis hinauf zur Dachrinne, in der hier und da Unkraut spross, setzte sich dieser Verfall fort, wobei offenbar ab und zu Handwerker versucht hatten, mit Mörtel in unterschiedlichen Grautönen Ausbesserungen vorzunehmen (seit dem Abzug der Amerikaner war kein neuer Mörteltupfer hinzugekommen). Und dann waren

So ungefähr jeder in der Kleinstadt kannte das Gebäude und betrachtete es lieber aus einiger Entfernung, als in die Nähe zu kommen oder sogar hineinzugeraten. Ihre Großmutter war der Überzeugung, das wäre eine Sache des Blutes. Die Amalfitani waren auf dem Meer zu Hause, und damit liebten sie nun mal die Freiheit und Unabhängigkeit. Beides ließ sich, davon war sie überzeugt, keineswegs mit Uniformen und staatlichen Regeln in Einklang bringen, erst recht nicht, wenn auf den Hauptwegen der Küste noch immer ein paar deutschsprachige Wegweiser oder in den Speisekammern der Bewohner Vorräte an amerikanischem Büchsenfleisch zu finden waren. Ihre Großmutter jedenfalls hasste sowohl die Kartoffelköpfe als auch die Amerikaner aus tiefstem Herzen. Eindringlinge waren nicht erwünscht. In dieser Haltung sowie auch in allem anderen war ihre Nona konsequent. Claretta hingegen hatte sich darüber nie Gedanken gemacht, ebenso wenig wie über die Carabinieri. Wer

Heute allerdings war nicht Samstag, sondern Dienstag. Emilio würde umsonst auf sie warten. Sie hatte all ihren Mut zusammengenommen und sich in die Wache hineingewagt, mit weichen Knien und gesenktem Kopf, aber immerhin, sie hatte es geschafft. Das Haus war von innen nicht hübscher als von außen. Der Eingangsflur lag dunkel da, und das gelb-grüne Fliesenmosaik auf dem Fußboden war an manchen Stellen so ausgetreten, dass sie aufpassen musste, nicht zu stolpern. Die Schreibstuben befanden sich rechter Hand, fünf dicht nebeneinanderliegende geschlossene Türen, deren Oberlichter kleine Lichtkegel auf den Steinfußboden warfen und die wenig einladend wirkten. Die halbhohe Holzvertäfelung der Wände, die sich über das enge Treppenhaus bis hinauf in den kleinen Flur der ersten Etage zog – dort hatte man ihr einen Platz angeboten –, war mit Rissen und Schadstellen übersät, was nicht einmal die spärliche Beleuchtung ungesehen machen konnte. Der Geruch nach Stiefelwichse, Tabak und Knoblauch, den sie sofort bei ihrem Eintreten bemerkt hatte, verstärkte sich hier oben noch. Irgendwann flog eine Tür auf, und sie hatte überrascht festgestellt, dass der Schreibtisch

»Signorina! Der Capitano wartet.« Ohne dass sie ihn bemerkt hatte, stand unerwartet ein anderer, deutlich jüngerer Carabiniere im Türrahmen. Er mochte kaum sechzehn oder siebzehn Jahre alt sein. Offenkundig wuchs er so schnell, dass man ihm aus purer Sparsamkeit eine Uniform zugeteilt hatte, die erst in ein paar Monaten seinen Körpermaßen entsprechen würde. Der Rock und die Hose schlackerten an seinem großgewachsenen, hageren Körper, was jede seiner Bewegungen fast ein wenig lächerlich gemacht hätte, wenn da nicht sein selbstbewusster Gesichtsausdruck und die Entschiedenheit in seiner Stimme gewesen wären.

»Signora, bitte«, antwortete sie leise und mit einem sanften Lächeln, streifte die Oberseiten ihrer Schuhe eilig an den nackten Waden ab und fasste nach ihrer Handtasche. Bei alledem schaute sie den jungen Carabiniere unverwandt an, nur um sicherzugehen, dass der ihren

Der junge Mann schien sich für ihr Schuhwerk nicht zu interessieren. Stattdessen hatte ihn wohl ihr Einwand aus dem Konzept gebracht, denn er schaute sich in dem leeren Raum um, als könnte sich noch jemand irgendwo versteckt haben, und bat sie dann, ihm zu folgen. Mit schnellen schlaksigen Schritten steuerte er auf eine der Türen zu, hielt kurz davor inne, als müsste er überlegen, ob sein Eintreten erwünscht war, und klopfte schließlich so zögerlich und angespannt gegen das dunkle Holz, als stapele er rohe Eier. Obwohl ihre Nervosität während der letzten Stunden etwas nachgelassen hatte, übertrug sich die Angespanntheit des jungen Mannes unversehens auf sie. Was auch immer sie hinter dieser Tür erwartete, es würde kein Sonntagsspaziergang werden. Sie atmete tief durch und bekreuzigte sich im Geiste.

»Herein!«

Die Antwort, die durch die geschlossene Tür dröhnte, erinnerte sie im Tonfall an die übermütigen Schreie der Fischer, die sich, wenn sie nach einem langen Tag auf dem Meer in den Hafen einfuhren, einander ihre Erfolge zuriefen. Sooft es ging, war sie früher hinunter zum Kai gelaufen, um sich an den Albernheiten der Männer zu erfreuen. Ihr Emilio war immer der Lauteste von allen gewesen, ein richtiger Aufschneider hatte er sein können. Zugegeben, dafür hatte er meist auch die besten Fänge mit den Netzen eingeholt. Wenn sie allein an die dicken Tintenfische dachte und wie stolz er sie allen präsentiert hatte. Emilio war ein Fischer durch und durch gewesen.

Mit Ertönen des Befehls schlug der Allievo – ein Schüler, denn etwas anderes konnte der Bursche noch nicht sein – noch auf dem Flur die Hacken zusammen, öffnete die Tür, soweit ihm das mit vorgebeugtem Oberkörper möglich war, und schaute sie hilfesuchend an. Seine Füße bewegten sich keinen Millimeter. »Capitano Spadaro«, hauchte er voller Ehrfurcht.

Sie nickte verhalten und huschte vorsichtig an ihm vorbei ins Zimmer. Nachdem sie eingetreten war, knallten die Absätze seiner schweren Lederschuhe erneut, und hinter ihr wurde leise die Tür ins Schloss gezogen. Sie drehte sich um und sah, dass der Junge verschwunden war.

»Signorina, treten Sie näher!«, sagte der Capitano mit tiefer Stimme und nickte ihr auffordernd zu.

Sie grüßte höflich, vergaß aber vor lauter Aufregung, seiner Bitte zu folgen, geschweige denn sich vorzustellen.

»Signorina, kommen Sie«, wiederholte er in herzlichem Singsang und mit einer für seine kräftige Statur ein wenig zu hohen Stimme. Dabei winkte er ihr mit seiner rechten Hand zu, zwischen deren Zeige- und Mittelfinger die brennende Zigarre steckte, was Asche auf sein Hosenbein rieseln ließ. Er bemerkte es und klopfte ohne hinzusehen mit der anderen Hand kurz auf den Stoff, sodass sich jetzt alles auf den abgewetzten Dielenbrettern des Fußbodens verteilte. Den breit getretenen grauen

Schüchtern folgte sie seiner Bitte und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Etwa zwei Meter vor seinem Schreibtisch verharrte sie. »Signora, bitte«, sagte sie scheu und fixierte dabei ihre Schuhspitzen mit den Augen. Der Staub darauf schien ihr angesichts des fleckigen Fußbodens nicht mehr ganz so schlimm. Dafür war der Geruch nach frischem Knoblauch mittlerweile so intensiv, dass sie mit sich kämpfen musste, nicht niesen zu müssen. Wie jeder andere Amalfitani liebte sie das Lauchgewächs über alles, aber bei ihr führte sein Duft zu unabwendbaren Reizungen der Nasenschleimhäute, die durchaus in einem fulminanten Niesanfall enden konnten. Da eine solche Attacke die Peinlichkeit ein paar ungepflegter Schuhe aus ihrer Sicht noch übertroffen hätte, atmete sie, so flach es ging, und wartete, was nun passierte.

Der Capitano stutzte, ließ sich aber ansonsten keine weitere Verwunderung anmerken. »Sie möchten hier arbeiten?«, fragte er, als böte er ihr ein Glas Wein an. »Deswegen sind Sie doch hier, oder?«

»Ja.« Ihre Antwort war so leise, dass sie sie selbst kaum vernehmen konnte. Natürlich wusste sie, dass es unüblich war, wenn eine Signora und keine Signorina nach einer Arbeit fragte. Vor der Hochzeit, da mochte das noch halbwegs akzeptabel sein, vorausgesetzt, man bekam in dem kleinen Fischerdorf überhaupt eine Beschäftigung. Mehr als Zimmermädchen in einem der wenigen Hotels oder Aushilfe bei der Weinlese war nicht drin. Für beides eignete sie sich nicht. Nachdem man aber verheiratet war,

»Sind Sie da ganz sicher?«, fragte er und machte dabei den Eindruck, als wäre es ihm lieber, wenn sie eine der Frauen wäre, die um eine pflegliche Behandlung ihres kriminellen Mannes oder Bruders ersuchen würde.

Nein, natürlich nicht. Sie ist ein Weib! Emilios Worte kamen so unerwartet, dass sie zusammenfuhr. Er war überaus ungehalten, aber sie hatte nichts anderes erwartet. Abgesehen davon hätte er sich auch vorher melden können. Jetzt saß sie hier und musste sich erklären. Angesichts von Emilios boshaftem Einwurf drohte ihr die Antwort jedoch im Hals stecken zu bleiben. Hätte sie den Zettel mit dem Gesuch noch ein paar Mal mehr lesen sollen? Was um alles in der Welt hatte sie nur nicht mitbekommen? Auf dem Weg zu Emilio war das löchrige Informationsbrett, das an der Ecke der Comando Stazione angebracht war, in sicherer Entfernung zu den grimmigen Wachposten, eine interessante Abwechslung. Jede Woche studierte sie es aufmerksam. Hier wurden Zeugen gesucht, Fundstücke, und vor einer Woche stand

»Na gut, dann müssen wir jedoch zunächst einen entscheidenden Punkt klären«, erwiderte der Capitano und klang dabei wie ein väterlicher Freund, der ihr einen Ratschlag fürs Leben erteilen wollte und nicht so recht wusste, wie er das am höflichsten vorbringen sollte.

Sie erschrak. Jetzt war also alles vorbei, die Warterei, der lange Weg hier hinunter, die verdorbenen Schuhe, alles umsonst. Wut machte sich in ihr breit. Wie hatte sie überhaupt auf die Idee kommen können, dass sie bei den Carabinieri … in einem richtigen Büro? Gesù! Sie kämpfte mit den Tränen. Selbstverständlich musste man für so eine wichtige Arbeit ausgebildet sein. Nona Nunzia, die Einzige in ihrer Familie, die sie eingeweiht hatte, hatte sie gewarnt, aber was ihre Sturheit anging, konnte sie es mit jedem Maultier aus Kampanien aufnehmen. Sie drehte ihren Kopf und warf einen verstohlenen Blick auf den kleinen leeren Schreibtisch. Das war kein Kessel voller schmutziger Wäsche und auch kein Nudeltopf. Damit hätte sie sich ausgekannt. Vor ihrem geistigen Auge tauchte erneut Emilio auf. Zu spät, war alles, was ihm über seine Lippen kam. Das war mal wieder typisch für ihn. Zu allem Überfluss stand auf seinem Gesicht die pure Genugtuung. »Sei still!«, zischte sie erbost.

Der Capitano hob den Kopf. »Was meinen Sie, meine Liebe?«

»Nichts, nichts«, beeilte sie sich zu sagen und versuchte ihre Worte mit einem heftigen Schütteln ihres Kopfes zu unterstreichen. Ihre Ohren glühten vor Scham.

Ihr blieb fast der Atem weg, und ihre Gedanken überschlugen sich. Sie bezweifelte, ob das alles so seine Richtigkeit hatte. Aber das musste es wohl, denn der Signore war der Capitano der hiesigen Carabinieri und stand damit fast auf einer Stufe wie Prete Desiderio, der ihr einmal in der Woche die Beichte abnahm. Jedenfalls bekam sie keinen Ton heraus, und zu mehr, als ihre Lider langsam zu schließen und wieder zu öffnen, war sie nicht fähig.

Der Capitano wertete das offenkundig als Zustimmung. Er nickte erfreut. »Gut. Gut. Das ist das Wichtigste. Alles andere wird sich finden.« Er hielt inne. »Nur eines noch. Bevor Sie anfangen, müssten Sie noch einmal mit Ihrem Mann wiederkommen.« Er wackelte schwerfällig mit seinem Kopf hin und her, als wäre ihm diese Bitte unangenehm. »Wir sind schließlich eine staatliche Behörde, und da dürfen wir uns kein Gerede erlauben.«

Emilio war dagegen, selbstverständlich war er das.

Der Capitano ließ die Mundwinkel fallen und schaute sie betroffen an. »Oje, Sie armes Ding«, murmelte er. »1943, so ein Pech aber auch.« Er schüttelte mitgenommen den Kopf. »So ein Pech.«

Es war nicht meine Schuld, mischte sich Emilio ein.

Der Capitano schien zu überlegen. »Dabei sind Sie noch so jung«, sagte er irgendwann. »Keine dreißig, würde ich schätzen.« Er neigte seinen Kopf nachdenklich, hob ihn aber umgehend wieder und ergänzte: »Na dann. Wenn das so ist.« Mit diesem Satz kam die Fröhlichkeit auf

Claretta dachte an die Spaghetti und lächelte verhalten.