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Wolfgang Reinhard

DIE UNTERWERFUNG DER WELT

Globalgeschichte der europäischen Expansion
1415–2015

C.H.Beck

Zum Buch

Sie kamen, sahen und eroberten – 600 Jahre lang haben Europäer die Welt erkundet, unterworfen und ausgebeutet. Doch zugleich haben sie zahllose Impulse für die Entstehung unserer heutigen Welt gegeben und empfangen. Denn die europäische Expansion war keine Einbahnstraße, sondern ein jahrhundertelanger Prozess der Interaktionen. In Wolfgang Reinhards monumentalem Werk hat die Vorgeschichte der Globalisierung zu einer einzigartigen Gesamtdarstellung gefunden.

Der renommierte Historiker Wolfgang Reinhard beschreibt von den frühen Anfängen der europäischen Expansion in Antike und Mittelalter bis zu den langwierigen Dekolonisationen des 20. Jahrhunderts einen weltgeschichtlichen Vorgang von gewaltigen zeitlichen und räumlichen Dimensionen. Ob er über die Handelssysteme in Asien berichtet oder über die künstliche Welt der Plantagen mit ihren Sklaven, über ökologische Folgen oder konfliktträchtige politische Hinterlassenschaften der europäischen Expansion, stets ist seine beeindruckend kenntnisreiche Geschichte spannend zu lesen und geprägt von dem Interesse nicht nur an den Europäern, sondern auch an den Anderen.

Über den Autor

Wolfgang Reinhard ist Professor em. für Neuere Geschichte an der Universität Freiburg. 2001 erhielt er den Historikerpreis (Preis des Historischen Kollegs). Bei C.H.Beck sind von ihm u.a. erschienen Geschichte der Staatsgewalt (32003) und Lebensformen Europas (2006). Reinhard ist auch Herausgeber des Bandes Weltreiche und Weltmeere 1350–1750 in der Geschichte der Welt von C.H.Beck und Harvard University Press.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

I: Grundlagen der neuzeitlichen europäischen Expansion

1: Die Expansivität Europas und der Gang der Weltgeschichte

2: Asienkontakte der griechisch-römischen Antike

3: Expansionen im europäischen Mittelalter

II: Anfänge des europäischen Atlantik

1: Der Atlantische Ozean und die Wikinger im Westen

2: Schiffe und Navigation

3: Küsten Afrikas und atlantische Inseln

4: Inseln und Küsten Amerikas

III: Europäer an Asiens Küsten: Portugiesen und Spanier

1: Portugiesen im Indischen Ozean

2: Portugiesen und Spanier östlich von Melaka

3: Kronkapitalismus und Privatwirtschaft bei den Portugiesen

IV: Europäer an Asiens Küsten: Niederländer und Engländer, Franzosen und Andere

1: Die niederländische Ostindiencompanie

2: Die englische Ostindiencompanie

3: Die französischen und die kleineren europäischen Asiencompanien

4: Strukturen des merkantilen Kapitalismus

V: Vom Indienhandel zur Europäerherrschaft

1: Niederländische Herrschaft auf Java

2: Britische Herrschaft in Indien und Indonesien

VI: Der Weg zum spanischen Atlantik

1: Die alten Herren der neuen Welt

2: Eroberung

3: Neue Herren der alten Herren

4: Atlantische Ökologie

VII: Das Leben des spanischen Atlantik

1: Wirtschaft und Gesellschaft

2: Herrschaft und Gesellschaft

3: Kultur und Gesellschaft

VIII: Der portugiesische, niederländische und jüdische Atlantik

1: Portugiesen in Brasilien und der Zuckerzyklus

2: Der niederländische Atlantik

3: Der jüdische Atlantik

4: Brasilien und Portugal im Goldzyklus

IX: Die Karibik und der afrikanische Atlantik

1: No Peace Beyond the Line

2: Zuckerrevolution

3: Sklavenhandel

4: Sklaverei und afrikanische Diaspora

X: Der französische und der britische Atlantik

1: Französisch-Nordamerika

2: Der Aufbau Britisch-Nordamerikas

3: Politik und Religion, Gesellschaft und Wirtschaft Britisch-Nordamerikas

4: Britisch-französischer Weltkrieg 1684 bis 1763

XI: Reform, Revolution, Dekolonisation im atlantischen Raum

1: Aufklärung und Reform im iberischen Amerika

2: Die nordamerikanische Revolution

3: Die Revolution auf Haiti

4: Revolutionen und Dekolonisation im iberischen Amerika

XII: Wahrnehmung und Aneignung im 16. bis 19. Jahrhundert

1: Neue Welt und Alte Welt

2: Eurasischer Austausch

3: Wechselseitige Aneignung im Zeichen von Asienmission?

4: Novissima sinica: Wissen aus Asien

5: Das zweite Entdeckungszeitalter

XIII: Imperiale Expansion und Siedlung auf der Nordhalbkugel

1: Russland und die eurasischen Imperien

2: Die Manifest Destiny der USA und Kanada

XIV: Imperiale Expansion und Siedlung auf der Südhalbkugel

1: Siedlerrevolution

2: Der Cono Sur: Argentinien, Chile, Uruguay

3: Südafrika

4: Australien

5: Neuseeland

6: Pazifische Inseln (Ozeanien)

XV: Kolonialherrschaft in Indien, Indonesien und auf den Philippinen

1: Das britische Empire im 19. Jahrhundert

2: Britisch-Indien 1818 bis 1914

3: Wirtschaft und Gesellschaft Britisch-Indiens

4: Niederländisch-Indien und die spanischen Philippinen

XVI: Die Kaiserreiche Ostasiens und der Freihandelsimperialismus

1: China

2: Japan

XVII: Imperialistische Expansion und Kolonialherrschaft in Asien und im Pazifik

1: Gerangel um China

2: Imperialistische Mächte in Theorie und Praxis

3: Hochimperialismus und Kolonialherrschaft in Südostasien und Ozeanien

XVIII: Afrika und der Imperialismus

1: Afrikanische Expansion und europäisches Vordringen im 19. Jahrhundert

2: Gerangel um Afrika

3: Aufteilung und Durchdringung Afrikas

4: Reaktionen und Epigonen

XIX: Kolonialherrschaft in Afrika

1: Verwaltung

2: Wirtschaft

3: Gesellschaft

4: Kultur

XX: Orientalische Frage, Erster Weltkrieg und neue Impulse

1: Orientalische Frage

2: Erster Weltkrieg und Naher Osten

3: Die zweite Dekolonisation: das Britische Commonwealth

4: Neue Impulse in Süd- und Südostasien

XXI: Zweiter Weltkrieg und Dekolonisation Asiens

1: Japanischer Imperialismus und Zweiter Weltkrieg

2: Ein Dekolonisationsprogramm, die USA und der Nahe Osten

3: Dekolonisation Südasiens und Teilung Indiens

4: Dekolonisation Südostasiens und Ozeaniens

5: Dekolonisation als Prozess und Programm

XXII: Spätkolonialismus und Dekolonisation Afrikas

1: Antikoloniale Bewegung, Zweiter Weltkrieg und Spätkolonialismus

2: Nord- und Nordostafrika 1918 bis 1977

3: Britisch-, Französisch- und Belgisch-Afrika südlich der Sahara 1923 bis 1980

4: Portugiesisch-Afrika 1945 bis 1975

5: Südafrika und Namibia

XXIII: Vergangenheiten ohne Zukunft?

1: Kontrolle der Polarräume?

2: Verspätete Dekolonisation oder imperiale Integration?

3: Israel – die letzte Siedlerkolonie des Westens?

XXIV: Bilanz und Ausblick

1: Von der Expansivität zur Globalität

2: Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt

3: Politik und Staatlichkeit

4: Kultur und Religion

5: Wahrnehmung, Reflexion, Aneignung

Anhang

Quellen und Literatur

I  GRUNDLAGEN DER NEUZEITLICHEN EUROPÄISCHEN EXPANSION

1  Die Expansivität Europas und der Gang der Weltgeschichte

2  Asienkontakte der griechisch-römischen Antike

3  Expansionen im europäischen Mittelalter

II  ANFÄNGE DES EUROPÄISCHEN ATLANTIK

1  Der Atlantische Ozean und die Wikinger im Westen

2 Schiffe und Navigation

3  Küsten Afrikas und atlantische Inseln

4  Inseln und Küsten Amerikas

III  EUROPÄER AN ASIENS KÜSTEN: PORTUGIESEN UND SPANIER

1  Portugiesen im Indischen Ozean

2  Portugiesen und Spanier östlich von Melaka

3  Kronkapitalismus und Privatwirtschaft bei den Portugiesen

IV   EUROPÄER AN ASIENS KÜSTEN: NIEDERLÄNDER UND ENGLÄNDER, FRANZOSEN UND ANDERE

1  Die niederländische Ostindiencompanie

2  Die englische Ostindiencompanie

3  Die französischen und die kleineren europäischen Asiencompanien

4  Strukturen des merkantilen Kapitalismus

V  VOM INDIENHANDEL ZUR EUROPÄERHERRSCHAFT

1  Niederländische Herrschaft auf Java

2  Britische Herrschaft in Indien und Indonesien

VI  DER WEG ZUM SPANISCHEN ATLANTIK

1  Die alten Herren der neuen Welt

2  Eroberung

3  Neue Herren der alten Herren

4  Atlantische Ökologie

VII  DAS LEBEN DES SPANISCHEN ATLANTIK

1  Wirtschaft und Gesellschaft

2  Herrschaft und Gesellschaft

3  Kultur und Gesellschaft

VIII  DER PORTUGIESISCHE, NIEDERLÄNDISCHE UND JÜDISCHE ATLANTIK

1  Portugiesen in Brasilien und der Zuckerzyklus

2  Der niederländische Atlantik

3  Der jüdische Atlantik

4  Brasilien und Portugal im Goldzyklus

IX  DIE KARIBIK UND DER AFRIKANISCHE ATLANTIK

1  No Peace beyond the Line

2  Zuckerrevolution

3  Sklavenhandel

4  Sklaverei und afrikanische Diaspora

X  DER FRANZÖSISCHE UND DER BRITISCHE ATLANTIK

1  Französisch-Nordamerika

2  Der Aufbau Britisch-Nordamerikas

3  Politik und Religion, Gesellschaft und Wirtschaft Britisch-Nordamerikas

4 Britisch-französischer Weltkrieg 1684 bis 1763

XI  REFORM, REVOLUTION, DEKOLONISATION IM ATLANTISCHEN RAUM

1  Aufklärung und Reform im iberischen Amerika

2  Die nordamerikanische Revolution

3  Die Revolution auf Haiti

4  Revolutionen und Dekolonisation im iberischen Amerika

XII  WAHRNEHMUNG UND ANEIGNUNG IM 16. BIS 19. JAHRHUNDERT

1  Neue Welt und Alte Welt

2  Eurasischer Austausch

3  Wechselseitige Aneignung durch Asienmission?

4  Novissima sinica: Wissen aus Asien

5  Das zweite Entdeckungszeitalter

XIII  IMPERIALE EXPANSION UND SIEDLUNG AUF DER NORDHALBKUGEL

1  Russland und die eurasischen Imperien

2  Die Manifest Destiny der USA und Kanada

XIV  IMPERIALE EXPANSION UND SIEDLUNG AUF DER SÜDHALBKUGEL

1  Siedlerrevolution

2  Der Cono Sur: Argentinien, Chile, Uruguay

3  Südafrika

4  Australien

5  Neuseeland

6  Pazifische Inseln (Ozeanien)

XV   KOLONIALHERRSCHAFT IN INDIEN, INDONESIEN UND AUF DEN PHILIPPINEN

1  Das britische Empire im 19. Jahrhundert

2  Britisch-Indien 1818 bis 1914

3  Wirtschaft und Gesellschaft Britisch-Indiens

4  Niederländisch-Indien und die spanischen Philippinen

XVI  DIE KAISERREICHE OSTASIENS UND DER FREIHANDELSIMPERIALISMUS

1  China

2  Japan

XVII   IMPERIALISTISCHE EXPANSION UND KOLONIALHERRSCHAFT IN ASIEN UND IM PAZIFIK

1  Gerangel um China

2  Imperialistische Mächte in Theorie und Praxis

3  Hochimperialismus und Kolonialherrschaft in Südostasien und Ozeanien

XVIII  AFRIKA UND DER IMPERIALISMUS

1  Afrikanische Expansion und europäisches Vordringen im 19. Jahrhundert

2  Gerangel um Afrika

3  Aufteilung und Durchdringung Afrikas

4  Reaktionen und Epigonen

XIX  KOLONIALHERRSCHAFT IN AFRIKA

1  Verwaltung

2  Wirtschaft

3  Gesellschaft

4  Kultur

XX  ORIENTALISCHE FRAGE, ERSTER WELTKRIEG UND NEUE IMPULSE

1  Orientalische Frage

2  Erster Weltkrieg und Naher Osten

3  Die zweite Dekolonisation: das Britische Commonwealth

4  Neue Impulse in Süd- und Südostasien

XXI  ZWEITER WELTKRIEG UND DEKOLONISATION ASIENS

1  Japanischer Imperialismus und Zweiter Weltkrieg

2  Ein Dekolonisationsprogramm, die USA und der Nahe Osten

3  Dekolonisation Südasiens und Teilung Indiens

4  Dekolonisation Südostasiens und Ozeaniens

5  Dekolonisation als Prozess und Programm

XXII  SPÄTKOLONIALISMUS UND DEKOLONISATION AFRIKAS

1  Antikoloniale Bewegung, Zweiter Weltkrieg und Spätkolonialismus

2  Nord- und Nordostafrika 1918 bis 1977

3  Britisch-, Französisch- und Belgisch-Afrika südlich der Sahara 1923 bis 1980

4  Portugiesisch-Afrika 1945 bis 1975

5  Südafrika und Namibia

XXIII  VERGANGENHEITEN OHNE ZUKUNFT?

1  Kontrolle der Polargebiete?

2  Verspätete Dekolonisation oder imperiale Integration?

3  Israel – die letzte Siedlerkolonie des Westens?

XXIV  BILANZ UND AUSBLICK

1  Von der Expansivität zur Globalität

2  Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt

3  Politik und Staatlichkeit

4  Kultur und Religion

5  Wahrnehmung, Reflexion, Aneignung

Karten- und Abbildungsnachweise

Orts- und Personenregister

Vorwort

Die vierbändige Geschichte der europäischen Expansion (Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 1983–1990) war mein wichtigstes Werk und ihre gründliche Neubearbeitung deshalb jeder Mühe wert. Ich weiß es zu schätzen, dass Wolfgang Beck, Jonathan Beck und Detlef Felken als Verleger sich auf diese Neuausgabe eingelassen haben. Allerdings sollte ein Mentalitätswandel der Öffentlichkeit dem Unternehmen zum Vorteil gereichen. Denn ein Thema, das in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eher marginalen Charakter hatte, ist heute in den Mittelpunkt des politischen und wissenschaftlichen Diskurses gerückt. Eine damals in zehn, jetzt noch einmal in weiteren fünf Jahren erarbeitete, wissenschaftlich anspruchsvolle Gesamtdarstellung aus einem Guss ist damit noch sinnvoller geworden.

Das meiste, das ich seinerzeit geschrieben habe, hat zwar den Test durch die wissenschaftliche Entwicklung bestanden. Weil aber neue Erkenntnisse und Gesichtspunkte dazugekommen sind, musste der Text nicht nur verändert, sondern auch erweitert werden. Kürzungen an anderen Stellen waren infolgedessen unvermeidlich. Seinerzeit wurde nur ernst genommen, was sozioökonomisch verankert war. Obwohl schon damals vor allem an Fragen des Kulturkontakts interessiert, hatte ich das Werk daher üppig mit Statistiken und Diagrammen abgesichert. Hier konnte ich Einschnitte vornehmen, weil sich der Erkenntnisgewinn aus einer seitenlangen Handelsstatistik oft in einem einzigen Satz zusammenfassen lässt. Zweitens habe ich mit Bedauern die reiche Ausstattung mit Tafeln und Abbildungen auf Bilder und Karten mit zusätzlichem Informationsgehalt reduziert und auf bloße Illustrationen verzichtet. Drittens habe ich den ausführlichen Anmerkungsapparat, der durch Einfügen der neu verarbeiteten Information in nicht vertretbarer Weise angeschwollen wäre, durch umfassende bibliographische Nachweise für jeden Abschnitt ersetzt. Fachleute können auf diese Weise mit einem Blick nachprüfen, worauf meine Ausführungen beruhen. Interessenten für ein Teilthema haben leichten Zugang zu Quellen und Literatur. Leser, die ein Detail zurückverfolgen möchten, haben es zwar schwer, aber sie waren immer die Ausnahme. Nur längere Zitate und einige besonders kontroverse Feststellungen werden im Text nachgewiesen. Wenn nicht anders angegeben, stammen die Übersetzungen der Zitate von mir.

Ein Werk dieses Umfangs kann nur auf den Forschungsergebnissen Dritter beruhen. Wenn einzelne Ereignisse oder der literarische Niederschlag neuer Weltwahrnehmung behandelt werden, wird zwar auf Quellen zurückgegriffen, die in diesem Fall Quasiurkundencharakter haben. Für flächendeckende oder langfristige Erscheinungen und träge Strukturen musste ich die Bewältigung von Aktenmassen anderen Leuten überlassen. Wissenschaftliches Arbeiten aus zweiter oder gar dritter Hand ist vertretbar, weil in der Historie die Falsifikationsanfälligkeit mit dem Allgemeinheitsgrad der Aussagen sinkt.

Ich hoffe, auch in diesem Werk ein ausgewogenes Verhältnis von empirischer Sachverarbeitung und theoretischer Reflexion erreicht zu haben. Dabei habe ich versucht, mit möglichst wenig wissenschaftlichem Jargon auszukommen; ich habe es immer für einen Vorzug der Geschichtswissenschaft gehalten, dass sich mit etwas Anstrengung die meisten Dinge durchaus in verständlichem Deutsch darstellen lassen. «Meine» Lektorin Christiane Schmidt hat bei ihrer überaus gewissenhaften Bearbeitung des Manuskripts für den Verlag der Verständlichkeit noch weiter nachgeholfen.

Auch das inzwischen brisant gewordene Problem politisch korrekter Sprache hoffe ich ohne überflüssige Übertreibungen pragmatisch bewältigt zu haben. Während ich in der ersten Auflage in den achtziger Jahren noch problemlos «Neger» und «Negersklaverei» schreiben konnte, habe ich jetzt das «N-Wort» (wie es neuerdings heißt) anderweitig ersetzt. Ich bin aber zum Beispiel oft beim vertrauten «Indianer» geblieben und habe auf «First Nations» und dergleichen verzichtet, weil der deutsche «Indianer» im Gegensatz zum lateinamerikanischen «Indio» und möglicherweise auch zum nordamerikanischen «Indian» keine pejorative Konnotation aufweist. Gelegentlich verwende ich allerdings umstrittene Begriffe wie «Indio», wo ich eine abwertende Perspektive der Quellen wiedergebe, entschärfe sie aber durch Anführungszeichen. Diese sollen anzeigen, dass ich mich mit der quellennahen Verwendung eines Begriffs nicht identifiziere oder ihn ironisch einsetze. Manche kontroversen Kategorien sind ohnehin unentbehrlich, weil sie nur durch nichtssagende Allgemeinbegriffe oder komplizierte Umschreibungen zu ersetzen wären.

Auch die zweite Ausgabe stammt wie schon die erste restlos von mir. Dennoch haben sich auch dieses Mal Dankespflichten angehäuft: Katrin Wolff in Erfurt hat als Grundlage für die Neubearbeitung den Text der ersten Auflage eingescannt. Das Max-Weber-Kolleg Erfurt hat durch Bettina Hollstein diese Arbeit finanziert. Thomas Wawra in Freiburg war mir eine unentbehrliche Hilfe im Kampf mit Tücken der Datenverarbeitung. Eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen haben sich freundlicherweise der Mühe unterzogen, Teile des Manuskripts einer kritischen Durchsicht zu unterziehen: Helmut Altrichter, Sabine Dabringhaus, Markus Denzel, Gita Dharampal-Frick, Stig Förster, Iris Gareis, Mark Häberlein, Christine Hatzky, Alexander Keese, Wolfgang Knöbl, Hans-Joachim König, Livia Loosen, Bernd Martin, Christoph Marx, Felicitas Schmieder, Peter Waldmann, Reinhard Wendt, Michael Zeuske; die Anregungen von Mark Häberlein, Alexander Keese und Christoph Marx waren dabei besonders hilfreich. Petra Wagner hat mit großer Sorgfalt und Mühe die Bibliographien überprüft. Es versteht sich aber von selbst, dass ich allein für meine Aussagen und möglichen Fehler verantwortlich bin.

Gudrun Reinhard hat auch diesen Text gründlich und kritisch gelesen. Ihr widme ich das Buch voll Dankbarkeit für die unerschütterliche und gutgelaunte Geduld und Solidarität, mit der sie fünfzig Jahre lang mich und meine Wissenschaft ertragen und getragen hat.

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Grundlagen der neuzeitlichen europäischen Expansion