Symbole
5-Kräfte-Modell 116
10-K 2, 271
10-Q 3
A
Accounts receiveable 20
Adjusted-Present-Value (APV)-Verfahren 190
Aktienrückkauf 127
Aktiva 18
Anchoring 270
Anhang 36
Anlagenabnutzungsgrad 79
Anlagendeckungsgrad 87
Anlagenintensität 86
Antifragilität 265
APV-Verfahren 190
Assets 18
Auftragsbestand 103
Auftragseingang 103
Auftragsreichweite 103
Ausschüttungspolitik 125
Ausschüttungsquote 126
B
Balance sheet 6
Bandwagon effect 271
Barwert 174
BCG-Analyse 118
Behavioral finance 270
Beta 182
Betriebsergebnis 11
Bewertungskennzahlen 135
Bilanz 18
Bilanzsumme 4
Book-to-Bill-Ratio 104
Borrowing 22
Branchenstrukturanalyse 116
Bruttoergebnis vom Umsatz 11
Bruttogewinn 158
Burggraben 108
C
CAGR 210
CAPEX 30, 178
Capital Employed 54, 56, 58
CAPM 175, 182
Cash and cash equivalents 20
Cash-Burn-Rate 83
Cash-Conversion-Cycle 101
Cash Earnings 150
Cashflow
Cashflowrechnung 23
Choice-supportive bias 271
Confirmation bias 271
Current assets 20
Current liabilities 22
D
DCF-Modell 175
Debitorenlaufzeit 92
Discounted Cashflow 175
276Diskontfaktor 176
Diskontierungsfaktor 181
Diskontrate 174
Diversifikation 264
Dividende 125
Dividendenrendite 126
E
EAT 11
EBIT 11, 159
EBITDA 158
EBITDA-Marge 49
EBIT-Marge 49
EBT 11
Effizienzmarkttheorie 252
Eigenkapital 21
Eigenkapitalkosten 181, 182, 216, 225, 226, 228
Eigenkapitalquote 65
Eigenkapitalrendite 42
Einstandsrendite 137
Einzelabschluss 3, 4
Energieaufwandsquote 14
Enterprise Value 154
Entitymultiplikatoren 153
Entity-Verfahren 185
Equitymultiplikatoren 136
Equity-Verfahren 177
Ergebnis nach Steuern 11
Ergebnis vor Steuern 11
EV / EBIT 163
EV / EBITDA 159
EV / FCF 167
EV / Sales 168
F
Faires EV / EBIT-Verhältnis 238
Faires EV / Sales-Verhältnis 233
Faires Kurs-Buchwert-Verhältnis 223
Faires Kurs-Gewinn-Verhältnis 203
F&E-Kostenquote 15
Financial assets 19
Finanzanlagen 19
Finanzverbindlichkeiten 22
Firmenwerte 19
First-Mover-Vorteil 108
Forderungen aus LuL 20
Free-Cashflow 29, 178
Fremdkapital
G
Gearing 69
Geldumschlag 101
Gesamtkapitalkosten 187
Gesamtkapitalrendite 52
Gesamtkostenverfahren 10, 11
Gesamtrisiko 219
Geschäftsmodell 107
Gewinn
Gewinnausschüttung 125
Gewinn- und Verlustrechnung 10
GKV 10
Goodwill 19
Goodwill-Anteil 88
Groupthink 271
GuV 10
H
Handelsgesetzbuch 5
Hebel
Hebeleffekt 66
HGB 2, 6
Hindsight bias 271
I
IFRS 2
Impairment-Test 89
Income statement 6
Informationsfunktion 5
Intangible assets 19
Interest bearing loans 22
International Financial Reporting Standards 5
277J
Jahresabschluss 3
Jahresabschlussbereinigung 243
K
Kapitalallokation 125
Kapitalumschlag 51
KBV 144
KGV 136
Kompetenzbereich 109
Konzernabschluss 3, 4
Konzernergebnis 11
Kreditorenlaufzeit 92
Kurs-Buchwert-Verhältnis 143
Kurs-Cashflow-Verhältnis 150
Kurs-Gewinn-Verhältnis 136
Kurs-Umsatz-Verhältnis 151
Kurzfristige Schulden 22
KUV 151
KVC 150
L
Lagerdauer 100
Langfristige Schulden 22
Latente Steuern 245
Leverage-Effekt 66
Lieferantenkredite 24
Liquidationsansatz 241
Liquiditätskennzahlen 95
Long-term debt 22
M
Management 122
Margin of Safety 253
Materialaufwandsquote 12
Modigliani/Miller 175
Multiplikatoren 135
Multiplikatorenbewertung
Multiplikatorenmethode 201
N
Nachsteuer-EBIT 166
Nachsteuer-Fremdkapitalkosten 187
Net Debt/EBITDA 73
Net-Nets 259
Net Operating Profit after Tax 166
Nettoumlaufvermögen 25
Net Working Capital 25
Netzwerkeffekte 113, 212
Non-current assets 19
NOPAT 166
Notes 6
Notes payable 22
NWC 25
O
Operativer Cashflow 24
Outcome bias 271
Owners Earnings 178, 179
P
Passiva 21
PEG 143
Personalaufwandsquote 13
Portfoliomanagement 264
Present value 174
Price-Earnings-to-Growth-Ratio 143
Property, plant & equipment 19
Provision 23
Q
Qualitätsinvestments 255
R
Rechnungswesen 1
Rente
Return on Capital Employed 54, 238
Return on Investment 51
Risikoaufschlag 182, 183
Risikokomponente 204, 207
ROCE 54, 238
Rohergebnis 11
Rohertragsmarge 13
Rol 51
Rückstellungen 23
S
Sachanlagen 19
Sachinvestitionsquote 76, 188
Schulden
SEC 2
Segmentberichterstattung 37
Shareholders’ equity 21
Sicherheitsmarge 254
Sockel KGV 204
Statement of cash flows 6
Steuerquote 16
Sunk cost fallacy 271
SWOT-Analyse 117
T
Tax Shield 191
Terminal Value 176, 199
U
UK-GAAP 2
UKV 10
Umlaufintensität 85
Umlaufvermögen 18
Umsatzerlöse 11, 158
Umsatzkostenquote 15
Umsatzkostenverfahren 10, 11
Umsatzrendite 47
Umsatzverdienstrate 61
Umschlagshäufigkeit der Vorräte 100
Unternehmensbewertung 173
Unternehmenswert 175, 176
US-GAAP 2, 6, 8
V
Value Investing 251, 255
Value-Investing-Strategien 255
Verbindlichkeiten aus LuL 22
Vermögenswerte
Verschuldungsgrad
Vertriebskostenquote 15
Verwaltungskostenquote 15
Vorräte 20
Vorratsintensität 99
Vorsteuer-Gesamtkapitalkosten 191
W
Wachstumsquote 81
Wachstumsrate
Wettbewerbsstrategie 121
Wirtschaftsprüfer 9
Working Capital 92
Working Capital Management 91
Z
Zahlungsmittel 20
Zigarettenstummel 258
Zins
Zinseszinseffekt 269
VIFür Frida und Eva
Manchmal ist es zum Verzweifeln. Kaum ist in lockerer Runde das Gespräch auf meine Tätigkeit gekommen, werde ich mit nahezu 100 %-iger Wahrscheinlichkeit gefragt: „Na Philipp, wo steht der DAX am Ende des Jahres?“ Eine Frage, die eigentlich fast alles über die Investmentphilosophie von uns Deutschen aussagt: heimmarktfokussiert und indexgesteuert.
Um nicht ungerecht zu sein, muss man natürlich eingestehen, dass der Heimmarktfokus (im Englischen Home Bias) kein rein deutsches Phänomen ist. Überall dort, wo sich Investoren in einer großen, leistungsfähigen Volkswirtschaft wähnen, vergisst man nur allzu leicht, dass auch jenseits der Grenzen erstklassige Unternehmen und prosperierende Ökonomien zu finden sind. Den Home Bias findet man also genauso in den USA, in Japan oder auch in Großbritannien. Die Folge davon ist, dass bei den knapp 4,5 Millionen deutschen Aktionären ein Großteil der direkt gehaltenen Unternehmen aus Deutschland stammen. Dies steht im drastischen Widerspruch zur Bedeutung des deutschen Aktienmarktes an der globalen Marktkapitalisierung. Der Anteil liegt nämlich lediglich bei ca. 3 Prozent.
Warum dies so ist, das können wir uns alle leicht vorstellen. Es sind Gründe wie die Sprache, die Vertrautheit mit dem lokalen Rechtssystem, der tägliche Kontakt mit den Produkten heimischer Unternehmen, das fehlende Wechselkursrisiko und vieles andere mehr. Alles Faktoren, die nicht von der Hand zu weisen sind, die es allerdings nicht rechtfertigen, ganze Regionen oder Sektoren komplett aus dem Portfolio zu verbannen. Oder können Sie beispielsweise in ein führendes deutsches Rohstoffunternehmen oder einen großen deutschen Hersteller von Unterhaltungselektronik investieren?
Immerhin hat sich dieser Fokus auf den Heimmarkt bei deutschen Anlegern in den letzten Jahren etwas abgeschwächt. Auslöser dafür waren einerseits die stärkere Einbeziehung europäischer Unternehmen nach der Einführung des Euro, andererseits die fulminante Entwicklung der Schwellenländer, die vielen Investoren VIIIklargemacht hat, dass Deutschland auch ökonomisch nicht mehr der Nabel der Welt ist.
Nochmals verschärft hat sich hingegen in den letzten Jahren der Trend zum Indexinvestment, egal ob direkt durch einen ETF, ein Zertifikat oder einen Benchmark-nahen Aktienfonds. Wurde im Jahr 2000 an der Xetra noch ein ETF-Volumen von 0,4 Mrd. Euro gehandelt, so waren es allein im Februar 2020 knapp 20 Mrd. Euro. Wurden im Jahr 2000 ganze 2 ETFs gehandelt, so waren es 2020 über 1.500 – zugegeben nicht alle auf den DAX. Besser kann man den Trend weg von der Einzelaktie hin zur Benchmark-fokussierten Geldanlage nicht belegen.
Dieser Umstand ist für eine Volkswirtschaft, die noch immer die Bezeichnung Marktwirtschaft, wenn auch soziale, trägt, traurig und langfristig schädlich, denn die Investoren und Bürger verlieren immer stärker den Bezug zu den realen Unternehmen, deren Chancen, Sorgen und Nöte. Unsere Firmen, egal ob in der Form einer Aktiengesellschaft, eines mittelständischen Familienbetriebes oder dem Handwerker um die Ecke, sind zusammen mit ihren gut ausgebildeten Arbeitnehmern das Rückgrat unseres Wohlstandes. Wenn die Mehrheit der Bevölkerung aber diese Unternehmen, wenn überhaupt, nur noch über ihre Produkte kennt, dann besteht die große Gefahr, dass die Standortvoraussetzungen für leistungsfähige, international wettbewerbsfähige Firmen in der politischen Diskussion kaum mehr Gehör finden. Ein aktiver Aktionär bei BASF hingegen wird Themen wie Umweltschutz, Energieversorgung, Arbeitszeiten, Ausbildung der Mitarbeiter oder Steuern – um nur einige zu nennen – in einer zusätzlichen Dimension betrachten, verglichen mit dem Bürger, der nie versucht hat, sich in die Schuhe eines Unternehmers zu versetzen.
In einer Marktwirtschaft muss Eigenkapital (Aktie) langfristig immer deutlich mehr rentieren als Fremdkapital (Anleihe), sonst gäbe es bald keine Unternehmen mehr. Das bedeutet nichts anderes, als dass derjenige, der bei der Anlage seiner Ersparnisse nicht kurzfristig orientiert ist, immer den Großteil seines Geldes in gute Unternehmen anlegen sollte und nicht in Sparbriefe oder Anleihen. Was aber bedeutet dann das massive Übergewicht von Anleihen und Sparanlagen beim durchschnittlichen Deutschen? Glaubt er nicht mehr an die positiven Wohlstandseffekte einer Marktwirtschaft … oder schlimmer noch, hat er nie wirklich daran geglaubt? Sind viele Deutsche im tiefen Inneren ihres Herzens in Tat und Wahrheit noch immer Verfechter einer staatlich gelenkten Planwirtschaft? Ich hoffe nein, aber zumindest die Art und Weise, wie viele Deutsche ihr Vermögen bewirtschaften und so manche Tendenzen in Politik und öffentlicher Meinung der letzten Jahre lassen hier und da Zweifel aufkommen.
Was Investoren primär interessieren sollte, ist die Frage, wie finde ich die besten Unternehmen, wie schneide ich mit meinem Aktienportfolio langfristig besser ab als mit dem Index, der ja nichts anderes darstellt als den Durchschnitt aus guten und schlechten Unternehmen? Die erste Grundvoraussetzung dafür ist etwas Zeit. Denn egal für welche Analysemethodik Sie sich am Ende entscheiden IXwerden, ohne Zeit für Recherche wird es nicht gehen! Selbst wenn man diese Zeit nur dafür aufwendet, die besten Fonds oder die besten Vermögensverwalter ausfindig zu machen, die Idee, bei einem 60-minütigen Besuch eines Bankberaters sein Vermögen sinnvoll anzulegen, ist sehr naiv. Die Mehrheit von Ihnen hat für Ihr Vermögen zu hart und zu lange gearbeitet, um es in so kurzer Zeit aufs Spiel zu setzen – das hat Ihr Geld nicht verdient!
Wenn Sie sich die Zeit genommen haben – und genau deshalb halten Sie ja dieses Buch über die fundamentale Unternehmensanalyse in Ihren Händen –, dann stellt sich noch die Frage nach der richtigen Methodik. Ist nun eher ein technischer, ein quantitativer, ein verhaltensgesteuerter oder ein fundamentaler Ansatz der richtige für Sie? Eine eindeutige Antwort dafür gibt es nicht. Es gibt für jeden Ansatz genügend Beispiele von Investoren, die mit diesem extrem erfolgreich gearbeitet haben. Und selbst überzeugte „Fundamentalisten“ wie Warren Buffett vermischen manchmal die Signale mehrerer Techniken, um den richtigen Einstiegszeitpunkt für ein Investment zu definieren.
Verstehen Sie eine Aktie aber als strategische Teilnahme am Erfolg eines Unternehmens, dann kommen Sie an der fundamentalen Unternehmensanalyse nicht vorbei. Wenn Ihnen die Metamorphose vom Aktionär zum Unternehmer gelingt, dann beginnen Sie Ihr Unternehmen und die Entscheidungen Ihres Managements Schritt für Schritt zu verstehen. Dann können Sie früher oder später auch beginnen, die nächsten Entwicklungen zu antizipieren und gewinnen damit einen entscheidenden Vorsprung zum durchschnittlichen Anleger, dem sogenannten Konsensus-Investor.
Ein unrealistisches Ziel? Nein, wenn Sie sich nicht vornehmen, in kurzer Zeit Unternehmer bei zu vielen Gesellschaften zu werden. Beginnen Sie Ihr Unternehmertum bewusst bei einer kleinen Zahl von Aktiengesellschaften, durchaus aus unterschiedlichen Branchen und Regionen. Und wenn Sie das Grundprinzip der Bewertung anhand dieser wenigen Unternehmen verstanden haben, dann ist es anschließend immer einfacher, die Grundmuster auf weitere Firmen und deren Entscheidungsprozesse zu übertragen.
Das vorliegende Buch über Unternehmensbewertung ist für Sie eine erste wichtige Etappe. Ohne das Verständnis für das Zahlenwerk einer Gesellschaft bleiben für einen Investor zu viele Fakten im Dunkeln. Aber auch das Kennen der Zahlen allein macht Sie noch lange nicht zu einem guten Investor. Dafür müssen Sie beim Interpretieren dieser Kennzahlen Erfahrungen sammeln und sich auch einmal eine „blutige Nase“ holen. Egal, ob Sie Ihr Finanzchef nicht vollständig informiert hat oder Sie es selbst waren, der die Zahlen zu optimistisch ausgelegt hat, beim Investieren gilt wie in anderen Bereichen des Lebens auch: „aus Schaden wird man klug“ und „Übung macht den Meister“.
Philipp Vorndran
Kapitalmarktstratege
Wir wissen nun, dass die Kunst nicht
die Wahrheit ist. Die Kunst ist eine Lüge,
die uns erlaubt, uns der Wahrheit zu
nähern, zumindest der Wahrheit, die
uns verständlich ist.
Pablo Picasso
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Bewertung und Bilanzanalyse börsennotierter Unternehmen. Ein adäquater Titel wäre gegebenenfalls auch „Nicht noch ein Unternehmensbewertungsbuch!“ gewesen. Amazon zeigt mehr als 2.000 deutschsprachige Treffer zu diesem Thema und weitere 1.000 zum Bereich der Bilanzanalyse an. Weshalb also noch ein Buch zu diesem Thema? Das einleitende Zitat gibt einen Hinweis, stammt es ja nicht von einem berühmten Ökonomen, Unternehmer oder Investor, sondern vielmehr aus der Feder eines Künstlers. Unternehmensbewertung ist mehr Kunst als Wissenschaft. Zwar bieten die aus der Kennzahlenanalyse gewonnenen Zahlen und Relationen einen greifbaren Überblick, gleichwohl sind Zahlen nicht alles. Würde das reine Ausrechnen und Vergleichen von Kennzahlen genügen, um unterbewertete oder vielversprechende Unternehmen ausfindig zu machen, so wäre dieses Buch überflüssig und ein Computer könnte die nötige Arbeit verrichten. Dem ist nicht so. Die durch die Auswertung der Kennzahlen gewonnenen Erkenntnisse geben nur Rückschlüsse darauf, wie sich ein Unternehmen bisher entwickelt hat. In die zukünftige Entwicklung fließen aber Faktoren aus den unterschiedlichsten, insbesondere qualitativen, Bereichen ein. Die Finanzmarkttheorie tut sich bisher schwer mit dieser Tatsache. Die meisten Bücher bestehen aus abstrakten Formeln, griechischen Buchstaben und Verklausulierungen. Der Anspruch dieses Buches ist dagegen die Vermittlung von Unternehmensbewertung und Kennzahlenanalyse in einem pragmatischen, lebhaften und fallorientierten Stil. Neben den Finanzkennzahlen und Bewertungsmodellen wird auch ein Blick auf Geschäftsmodelle, Unternehmenskulturen und Managementqualitäten geworfen. Besonders durch die Betrachtung alternativer Ansätze neben den etablierten Methoden soll ein umfangreicher Einblick in die Unternehmensanalyse und Bewertung gegeben XVIwerden. Die in diesem Buch dargestellte Analyse ist dabei von einem Unternehmergedanken geleitet. Aktionäre besitzen einen Anteil an einem real existierenden Unternehmen mit realen Mitarbeitern, realen Produkten und (hoffentlich) realen Zahlungsströmen. Ziel dieses Buches ist es, genau dies zu vermitteln: Denken und bewerten wie ein Unternehmer, nicht wie ein Spekulant. Die nackten Zahlen sind das eine, eine vernünftige Beurteilung derselben das andere. Zusammen ergeben diese Puzzlestücke ein Bild des inneren Wertes eines Unternehmens. Im Gegensatz zu herkömmlichen Büchern über Unternehmensbewertung verzichtet das vorliegende Werk weitestgehend auf komplizierte mathematische Formeln und abstrakte Erklärungen. Es soll vielmehr ein Leitfaden zur praxisnahen und pragmatischen Unternehmensbewertung, anstatt grauer, kaum anwendbarer Theorie vermittelt werden.
Beim Blick in das Inhaltsverzeichnis mag auffallen, dass sich nur ein Kapitel explizit mit der Bewertung von Unternehmen auseinandersetzt. Tatsächlich bedingt jedoch jedes Kapitel das folgende auf dem Weg zum inneren Wert eines Unternehmens. Die in Kapitel 8 dargestellte Bewertung baut daher auf den vorigen Kapiteln auf, sodass dieses nicht ohne jene verstanden oder zumindest richtig angewandt werden könnte. Die Bewertung selbst ist ein technischer Vorgang, der Weg dorthin die eigentlich wertschöpfende Tätigkeit des Investors. Um der Praxisnähe und Anwendbarkeit der Thematik gerecht zu werden, finden sich mehr als 100 Beispiele in den verschiedenen Kapiteln. Da der Großteil der Unternehmen ihre Abschlüsse in englischer Sprache veröffentlichen, findet sich zu den meisten Kennzahlen und Bewertungsmethoden auch ein Beispiel anhand eines englischsprachigen Abschlusses. Dabei wurden aus Gründen der Authentizität die jeweiligen landestypischen Ziffergruppierungen in den Tabellen übernommen. Die Beispiele können also 1:1 in den Originalabschlüssen nachvollzogen werden. Im Fließtext und den Formeln wird durchgängig die deutsche Schreibweise verwendet.
Die hier dargestellte Unternehmensbewertung legt den Fokus auf die Bewertung börsennotierter Unternehmen, kann jedoch ebenfalls auf private Unternehmen angewendet werden. Gerade an der Börse gehört die ständige Überprüfung und Erneuerung der eigenen Einschätzungen zum Tagesgeschäft. Der Einfluss übergeordneter politischer Entscheidungen, makroökonomischer Entwicklungen bis hin zu strategischen Entscheidungen des Managements auf den Unternehmenswert, erheben die Kunst der Unternehmensbewertung nicht nur zu einer der intellektuell herausforderndsten, sondern auch spannendsten Tätigkeiten an den Finanzmärkten. Die folgenden Kapitel sollen neben der Darstellung der Kennzahlenanalyse und Unternehmensbewertung auch diese dynamische und ertragsreiche Seite der Thematik vermitteln. Die Bewertung von Unternehmen ist eine Kunst, der innere Wert eines Unternehmens stets unbekannt, im Wandel und doch eingrenzbar. Bringen wir Licht ins Dunkel!
Nicolas Schmidlin
im November 2011
Aber das Leben ist kurz und die Wahrheit wirkt ferner und lange:
Sagen wir die Wahrheit.
Arthur Schopenhauer
Dies ist ein ehrliches Buch mit einer Meinung. Ehrlich, da es den Bewertungs- und Investitionsprozess eher als Kunst denn als Wissenschaft darstellt. Garantien gibt es an der Börse nicht. Die Meinung wird notwendig, da die moderne Betriebswirtschaftslehre zwar viele Theorien hervorgebracht hat, diese gleichzeitig in der Praxis aber nicht ohne Weiteres umsetzbar sind und durch tatsächlich anwendbare Herangehensweisen ersetzt oder zumindest angepasst werden müssen.
Die Motivation der zweiten Auflage bestand hauptsächlich in der Erweiterung der Praxisnähe und Anwendbarkeit des Buches. Zu diesem Zweck wurde besonders das abschließende Kapitel zum Thema Value Investing erweitert. Den Themen Portfoliomanagement, Auffinden von Investitionsmöglichkeiten und die Vorstellung unterschiedlicher Value-Investing-Strategien wurde dabei besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Auch wurde eine neue Methode zur Ableitung des Unternehmensrisikos aus Fundamentaldaten eingeführt.
Diese dritte Auflage erweitert das Buch um neue, teilweise stark erweiterte Fallbeispiele, aktualisierte Marktdaten und einen stärken Fokus auf Wachstumsunternehmen. Zudem wurden einige der dargestellten Bewertungsmethoden angepasst und aktualisiert. Das abschließende Kapitel zum Thema Value Investing wurde beim Thema Risikomanagement praxisnäher gestaltet und der Themenblock Behavioral Finance neu eingeführt. Das Buch wird nun außerdem um eine Webseite unter www.lawbitrage.xyz ergänzt, die vollständige Modelle, weiterführende Fallbeispiele und einen Blog in englischer Sprache bereithält.
Ich hoffe, hiermit dem Investor ein Handbuch mit auf den Weg zu geben, welches in der Theorie spannend ist und in der Praxis Mehrwert schafft – oder mit anderen Worten: die Unternehmensbewertung vom Kopf auf die Füße stellt.
Nicolas Schmidlin
im September 2020