Cover

125Ausblick

Betrachten Sie die vorgeschlagenen Verhaltensweisen als Angebot an Möglichkeiten. Experimentieren Sie mit dem, was zu Ihnen passt. Wenn Sie das Gefühl haben, sich zu sehr zu verbiegen, probieren Sie eine andere Verhaltensweise oder stellen Sie sich innerlich noch einmal neu auf. Das eigene Verhalten nach außen und die innere Haltung spielen immer zusammen. Sie können hier an vielen Stellschrauben drehen, bevor Sie die Flinte ins Korn werfen und ganz aufgeben. Ganz aufgeben ist für mich immer erst die letzte Lösung, denn in der Zwischenzeit können Sie für sich mit Leichtigkeit an Herausforderungen wachsen.

Flucht ist oft nicht die beste Möglichkeit. Was auch immer Sie in diesem Kontext lernen und üben, können Sie lebenslänglich gebrauchen. Stellen Sie sich nur vor, Sie können durch Ihr Üben ab sofort jeden Stinkstiefel an sich abprallen lassen, wenn Sie nur wollen. Was für ein Gewinn an Lebensqualität! Egal ob der Raser hinter Ihnen auf der Autobahn, der unfreundliche Nachbar, der chaotische Partner, der verstockte Bruder oder die entscheidungsschwache Schwester … Sie können das Problem der Person erkennen und gezielt damit umgehen, ohne es persönlich zu nehmen. Und das alles nur dank des täglichen Trainings mit Ihrem Vorgesetzten. Wie schade, wenn Sie das nicht nutzen würden.

Vor allem nützt Aufregen über den Vorgesetzten gar nichts, denn a) ändert er sich nicht und b) sollten Sie sich vor Augen führen, dass Studien belegen, dass fünf Minuten Wut am Tag das Immunsystem für mehr als sechs Stunden schwächen. 126Den Triumph über Ihre Gesundheit wollen Sie Ihrem Chef doch wohl nicht zugestehen, oder?

Experimentieren Sie und lernen Sie und entwickeln Sie vor allem Spaß daran. Bleiben Sie sich dabei selbst treu und distanzieren Sie sich vom Geschehen. Sie wissen ja: Es geht nicht persönlich gegen Sie, der andere handelt für sich. Ein Coach kann Ihnen hervorragend helfen, sich innerlich anders aufzustellen, und er unterstützt Sie beim Wachsen.

Erst wenn Sie nach vielen Versuchen nicht das gewünschte Ergebnis erreichen oder wenn Sie sich in Ihren Werten zu sehr verletzt fühlen, kann eine Kündigung oder Versetzung in einen anderen Bereich der letzte notwendige Schritt sein. Auch wenn Sie beginnen, gesundheitlich zu leiden, bleiben Sie achtsam.

Bis dahin liegt ein spannender Weg vor Ihnen, auf dem Sie Ihrem Arbeitsalltag und Ihrem Vorgesetzten täglich durch Ihr eigenes Verhalten neue Facetten geben können. Das ist eine Chance, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Sie könnten sogar um einiges wissender werden als Ihr Chef. Und falls Sie selbst mal Chef werden oder bereits sind, sind Sie gewappnet. Sie können jetzt die Quote der guten Vorgesetzten (und die gibt es natürlich auch) endlich einmal steigern.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Erfolg beim Experimentieren und maximales Wachstum. Führen Sie sich selbst, lösen Sie Ihre wunden Punkte auf, dann können Sie auch Ihren Chef führen. Im besten Fall wachsen Sie dadurch gemeinsam. Was für eine Chance!

Impressum

 

www.beck.de

 

ISBN 978-3-406-72717-7

 

© 2018 Verlag C. H. Beck oHG
Wilhelmstraße 9, 80801 München

Satz: Fotosatz Buck, 84036 Kumhausen
Umschlaggestaltung: Ralph Zimmermann – Bureau
Parapluie
Umschlagbild: © Ljupco, © binik (beide
istockphoto.com, modifiziert)
eBook‐Produktion: Datagroup int. SRL,
www.datagroup.ro

Dieser Titel ist auch als Printausgabe beim
Verlag und im Buchhandel erhältlich.

3Inhalt

Einführung

Sechs grundlegende mentale Tipps im Umgang mit Chefs

Tipp 1: Die Person vom Verhalten trennen

Tipp 2: Wo ist die positive Absicht?

Tipp 3: Was hat es mit mir zu tun, wenn ich empfindlich reagiere?

Tipp 4: Geben Sie Feedback

Tipp 5: Loyalität – was braucht der Chef?

Abschlusstipp: Üben im Alltag

Umgang mit bestimmten Chef-Typen

Typ 1: Der Mikromanager mit dem Kontroll- und Perfektions-Gen

Typ 2: Die Krawallschleuder mit dem Launisch-Gen

Typ 3: Der Emotionslegastheniker ohne Kommunikations-Gen

Typ 4: Der Dauerchallenger mit dem Nimmersatt-Gen

Typ 5: Der Checker mit dem Ich-habe-alles-­schon-erlebt- und Ich-weiß-alles-Gen

Typ 6: Der Opportunist mit dem Macht- und Hauptsache-ich-Gen

Typ 8: Der Aussitzer ohne Konflikt- und Entscheidungs-Gen

Typ 9: Der emotional Verstrickte mit dem Klüngel- und Ungleichbehandlungs-Gen

Typ 10: Der Inkompetente mit dem ­Ich-räume-meinen-Platz-nicht-Gen

Ausblick

SPASSBREMSE CHEF

Pragmatische Tipps zum souveräneren Umgang
mit schwierigen Vorgesetzten

Katrin Seifarth

Cover

Zum Inhalt

Auch schwierige Chefs sind kein Kündigungsgrund

Ihr Job macht Ihnen Spaß, wenn nur der Vorgesetzte nicht wäre? Dass Chefs oft nicht gut gelitten sind, bestätigen viele Studien. Wer kündigt, hat oft nur scheinbar Ruhe und findet sich möglicherweise mit einem problematischen Vorgesetzten wieder. Katrin Seifarth macht in ihrem Buch Unbewusstes bewusst und erklärt anhand von zehn häufigen Chef-Typen:

Denn zu einer guten Beziehung gehören immer beide Seiten! Wer als Angestellter an sich arbeitet, kann selbst wachsen und auch den eigenen Chef auf dem Weg zu einem besseren Miteinander mitnehmen.

Zur Autorin

Katrin Seifarth blickt nach ihrem internationalen BWLStudium auf über 20 Jahre Erfahrung in leitenden Managementfunktionen und als Business- und Lifecoach zurück. Bei ihrer Trainings- und Coaching-Tätigkeit profitiert die mehrfache Autorin von ihrer langjährigen eigenen Berufserfahrung sowie von ihren Einblicken als Trainer in verschiedenste Branchen und Unternehmensformen. Sie ist systemischkonstruktivistischer Coach, zertifizierter NLP-Master (Zertifikat Richard Bandler) und Wingwave®-Coach.

In ihren Trainings, Coachings und Workshop- Moderationen legt sie Wert auf schnelle und nachhaltige Ergebninsse, bei denen sich die Teilnehmer vor allem selbst treu bleiben können, statt für sie unpassendes Verhalten anzutrainieren. Durch ihre diversen Coaching- Ausbildungen gelingt es ihr, unbewusste Denk- und Verhaltensmuster sowie Stärken beim Einzelnen und in Teams bewusst zu machen und Potenziale gezielt zu heben. Sie ist überzeugt: „Erfolg kann erst entstehen, wenn Sie Erfolgsbremsen und hinderliche Überzeugungen bei sich auflösen und bei anderen erkennen und wertschätzend damit umgehen. Denn dann – und nur dann – kann jeder Einzelne und jedes Team fast wie auf Autopilot laufen.“

2So nutzen Sie dieses Buch

Die folgenden Elemente erleichtern Ihnen die Orientierung im Buch:

Beispiele und Übungen

In diesem Buch finden Sie zahlreiche Beispiele und Übungen, die die geschilderten Sachverhalte veranschaulichen.

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Die Merkkästen enthalten Empfehlungen und hilfreiche Tipps.

Auf den Punkt gebracht

Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine kurze Zusammenfassung des behandelten Themas.

5Einführung

Zahllose Bücher gibt es zum Thema Mitarbeiterführung. Fast täglich fragen Unternehmen oder Führungskräfte bei mir Coachings und Seminare zu diesem Thema an. Und nützt es etwas? Ich gebe zu: Bei vielen ja, denn sie wollen besser werden im Umgang mit ihren Mitarbeitern. Und dennoch muss ich drei Dinge konstatieren: 1. Manche haben mehr und manche haben weniger Gespür für Menschen. 2. Jede noch so gute Führungskraft wird nicht jedem Mitarbeiter gefallen, das ist auch gar nicht die primäre Aufgabe. Und 3. Viele Führungskräfte merken gar nicht, wenn sie nicht gut sind, und machen weiter wie bisher.

Laut einer Gallup Studie (vgl. Gallup Engagement Index 2016) aus dem Jahr 2016 fallen die Selbst- und die Fremdwahrnehmung der Führungskräfte stark auseinander. 69 Prozent der Arbeitnehmer hatten demnach mindestens ein Mal einen schlechten Vorgesetzten; 97 Prozent der Chefs halten sich selbst für gute Führungskräfte. Eine repräsentative Studie der Personalberatung Rochus Mummert (vgl. Rochus Mummert, Emotionale Führung am Arbeitsplatz, 2016) besagt sogar, dass zwei von drei Angestellten ihre Vorgesetzten für fachlich ungeeignet halten. Fast jeder Dritte hält seinen Vorgesetzten für charakterlich nicht qualifiziert.

Es wird also immer wieder das Phänomen geben, dass wir eine Aufgabe oder Position spannend finden, sie vielleicht sogar inhaltlich lieben, aber mit unserem Vorgesetzten kämpfen, ihn vielleicht als „schwierig“ empfinden. Jetzt können wir natürlich mit der Aussage „Mein Chef ist unerträglich“ die Firma verlassen, um wahrscheinlich im nächsten 6Unternehmen irgendwann in derselben Falle zu landen. Warum behaupte ich das? Weil die Art und Weise, wie jemand auf mich wirkt, immer auch etwas mit mir selbst zu tun hat.

Wir haben ein Wunschbild vom Chef: Er soll klare Visionen vorgeben, uns den Rücken freihalten, ein offenes Ohr für uns haben, unsere Ängste und Nöte verstehen, auch mal eine klare Ansage machen, Entscheidungen treffen, priorisieren und dabei nach Möglichkeit keinen Druck nach unten an uns weitergeben. Er soll vor allem wertschätzend sein. Das ist so wie die langbeinige Schönheit mit viel Hirn, Herz und Humor und Idealmaßen oder der Typ Fitnesstrainer mit Sixpack, breiten Schultern, der nach außen tough ist und nur der Partnerin seinen weichen Kern zeigt. Let’s get real! Alles der Führungskraft in die Schuhe zu schieben, das ist mir zu einfach. Ganz im Gegenteil: Die Wunsch-Führungskraft sieht für jeden Mitarbeiter anders aus. Und ja: Es gibt welche, die es können, und welche, die es vielleicht nie lernen, aber aus irgendwelchen Gründen an ihrem Sessel kleben.

Wenn man bedenkt, dass manche Menschen mehr Zeit mit dem Chef als mit dem Partner verbringen, wird es in meinen Augen höchste Zeit, vor der eigenen Haustür zu kehren, das eigene Verhalten und die eigenen Überzeugungen gegenüber der Führungskraft zu überdenken und somit einen eigenen Beitrag zum Gelingen dieser Beziehung zu leisten. Denn perfekt ist weder der Partner noch der Chef. Wie in einer Partnerschaft gibt es auch in der Chef-Beziehung schwierige Phasen, und bevor ich nicht alles versucht habe, gehe ich nicht. Ich möchte noch drastischer werden: Wenn Sie nichts unternehmen und nicht Ihren Beitrag zum Gelingen der Beziehung leisten, ist das unterlassene Hilfeleistung in erster Linie gegenüber sich selbst und natürlich auch 7gegenüber Ihrem Chef, der sich mit Ihrem Feedback weiterentwickeln könnte. Und wenn Sie jetzt sagen: „Ich probiere es doch immer wieder, aber es ist zwecklos“, dann probieren Sie möglicherweise das Falsche oder immer wieder das Gleiche.

Wir sind sehr oft im Opfermodus: bestimmte Gruppen als Opfer der Gesellschaft, Eltern als Opfer der Kinder, Kinder als Opfer der Eltern oder der Lehrer, Mitarbeiter als Opfer der Führungskraft. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Opferhaltungen bringen uns nirgendwohin. Für den Mitarbeiter bedeutet die Opferhaltung, dass er immer mehr erwartet, sich immer weniger in der Verantwortung für eine gute Zusammenarbeit sieht und die Führungskraft immer schwerer die vielschichtigen und subjektiven Bedürfnisse sämtlicher Mitarbeiter erfüllen kann. Das ist so, als wenn in einer Partnerschaft einer immer erwartet und der andere nur gibt. Übrigens: Wir warten doch nur darauf, dass der andere es verbockt. Dann können wir auf unserer Negativ-Strichliste wieder ein Häkchen setzen. Wenn Sie meine sehr bewussten Provokationen ausgehalten haben, trauen Sie sich jetzt mit mir auf eine kleine Reise: zu sich selbst, zu ihrem Chef, zu Ihren und seinen Überzeugungen und zu pragmatischen Tipps für ein besseres Miteinander. Sie müssen Ihren Chef zum Glück nicht heiraten, aber klarkommen sollten Sie mit ihm. Dieses Buch möchte Ihnen dabei helfen, andere Dinge zu probieren, damit der Umgang mit dem Chef zur Nebensache wird und Sie den Spaß an Ihrem Job voll ausleben können.

Politisch unkorrekt eines vorweg: Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit – Sie haben es sicher schon bemerkt – rede ich immer von dem Vorgesetzten. Selbstverständlich ist die weibliche Form hier immer mit inbegriffen. Jeder, der meine 8Affinität zum Gender-Thema kennt, weiß, wie sehr mir die Karriere der Frauen am Herzen liegt. Aber ich bin auch ein pragmatischer Mensch und das Lesen wird mit weiblicher und männlicher Form in meinen Augen unnötig holprig.

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Zu einer guten Beziehung gehören zwei, auch am Arbeitsplatz. Welchen Beitrag können Sie zum Gelingen der Beziehung leisten?