Cover

Alec Baldwin & Kurt Andersen

Meine FANTASTISCHE
PRÄSIDENTSCHAFT

Die echte (NO FAKE!) Wahrheit über mich:

DONALD J. TRUMP

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt
von Stephan Kleiner

C.H.Beck


Über das Buch

„Ich verspreche, dass alles in diesem Buch zu einhundert Prozent wahr ist. Alles davon. Manche behaupten schon, es könnte vielleicht das wahrste Buch sein, das je geschrieben wurde. Es ist der unautorisierte, unzensierte Insiderbericht über mich von mir selbst … Ich werde Sachen erzählen, die ich als Präsident eigentlich nicht erzählen sollte, weder in meinen Reden noch auf den Pressekonferenzen oder sogar auf Twitter – aber hier kann ich das, weil ich nicht als der Präsident schreibe, sondern als Donald Trump, ein einfacher amerikanischer Staatsbürger, der zufällig Präsident ist.“ Während er die USA so unfassbar gut regiert wie keiner vor ihm, findet der Präsident also immer noch die Zeit, seine Memoiren in Echtzeit für die Nachwelt zu diktieren: So sind wir live dabei, wenn Trump durchs Weiße Haus flaniert und sich darüber ärgert, dass er es nicht kaufen kann. Denn dann würde auch im Oval Office endlich ein ordentlicher Fernseher hängen. Doch eigentlich will er die ganzen Fake News gar nicht sehen. Lieber twittert er die Wahrheit morgens vom Bett aus. Politische Satire oder Tatsachenbericht? Kurt Andersens und Alec Baldwins Trump-Parodie trifft den Ton des 45. amerikanischen Präsidenten so exakt, dass Fiktion und Realität mitunter zu verschwimmen scheinen – das Buch zu Alec Baldwins legendären Auftritten als Donald Trump auf „Saturday Night Live“, die inzwischen einen „absoluten Kultstatus“ (Der Tagesspiegel) erreicht haben.

Über die Autoren

Alec Baldwin ist ein vielfach ausgezeichneter Schauspieler und Hollywood-Star. Seit dem Amtsantritt des neuen amerikanischen Präsidenten verzückt er ein internationales Publikum durch seine Trump-Parodien bei „Saturday Night Live“, die mehrfach mit einem Emmy ausgezeichnet wurden. Trump selber twitterte, Baldwin habe seine „sterbende, mittelmäßige Karriere durch seine furchtbare Imitation von mir bei SNL gerettet“, und stellte fest, es sei „eine Qual für die, die gezwungen werden, zuzuschauen“.

Kurt Andersen ist ein amerikanischer Schriftsteller und Bestsellerautor, zuletzt erschien von ihm auf Deutsch Fantasyland. 500 Jahre Realitätsverlust. Die Geschichte Amerikas neu erzählt.

Inhalt

WIE ALLES BEGANN –

NICHTS ALS DIE WAHRHEIT –

AMERIKANISCHE GESCHICHTE –

SIEGER UND GEWINNER –

MOUNT RUSHMORE – DA FEHLT EINER –

WEM GEHÖRT DAS WEISSE HAUS? –

EIN FERNSEHER IM OVAL –

ES FÜHLT SICH ECHT AN, SO WIE IM FILM –

ICH BIN DER PRÄSIDENT –

WIE NEUGEBOREN –

HARTE KERLE –

LUFT NACH OBEN –

DIE SOGENANNTE RUSSLAND-AFFÄRE –

EIN PRÄSIDENT MIT SUPERKRÄFTEN –

DAS AMERIKANISCHE VOLK KENNT DIE WAHRHEIT –

CHINAS GROSSER PLAN –

DIE KANZLERIN WEISS VON NICHTS –

GEFÄLSCHTE UMFRAGEWERTE –

VERRÄTER, LÜGNER UND NICHTSNUTZE –

IVANKAS UMWERFENDES LÄCHELN –

UND IN DER HAUPTROLLE: DONALD J. TRUMP –

ICH BEKOMME NIEMALS PANIK –

„TÖTEN“ IN ANFÜHRUNGSSTRICHEN –

DER GEKAUFTE „SONDERERMITTLER“ –

ALLES IST FAKE –

STARKER, KLEINER RUSSISCHER FREUND –

VERRÜCKTE WELT –

MEINE GEHEIMNISSE –

ZUKUNFTSPLÄNE –

SHOWTIME –

DANKSAGUNG

ÜBER DIE AUTOREN

BILDNACHWEIS

TEXTTEIL

TAFELTEIL (FORTLAUFEND)

Für meine amerikanischen Landsleute,
die nur das Beste verdienen und es jetzt
auch endlich haben –
den reichsten,
schlausten & grossartigsten
Präsidenten aller Zeiten

Kriegsspiele fallen in meine Verantwortlichkeit als Oberbefehlshaber, die ich wirklich sehr, sehr ernst nehme – und laut Ivanka verfüge ich über jede Menge „visuelle Intelligenz“.

Am Trump Tower mit meinem tollen afroamerikanischen Secret-Service-Agenten Anthony (und meinem tollen afroamerikanischen Portier im Hintergrund).

In Mar-a-Lago, dem Südlichen Weißen Haus, bei der Zusammenarbeit mit meinem Chefbutler und Sonderberater für Minderheiten.

Unfassbarerweise gab es bis jetzt keine offizielle Uniform für den amerikanischen Oberbefehlshaber! Im Moment trage ich sie bloß privat – so wie hier im Südlichen Weißen Haus bei meinen „Achtsamkeitsübungen“, die Ivanka mir empfohlen hat.

Nichts strahlt so sehr Fitness und Gesundheit aus wie eine tolle Bräune, ohne die die Marke Trump nicht denkbar wäre – weil mir in Washington die Zeit zum Golfen fehlt, muss sie regelmäßig aufgefrischt werden.

„Netflix and Chill“, wie Ivanka sagt: Wenn ich bis spätnachts im Weißen Haus arbeite, mache ich kleine Pausen wie Edison und Einstein – aber im Gegensatz zu denen kurble ich meinen Energiehaushalt mit einem phänomenalen Stück Schokokuchen aus dem nahegelegenen Trump International Hotel an.

„Netflix and Chill“, wie Ivanka sagt: Wenn ich bis spätnachts im Weißen Haus arbeite, mache ich kleine Pausen wie Edison und Einstein – aber im Gegensatz zu denen kurble ich meinen Energiehaushalt mit einem phänomenalen Stück Schokokuchen aus dem nahegelegenen Trump International Hotel an.

Gegenüber vom Nördlichen Weißen Haus auf der Fifth Avenue. Ich winke Trump-Unterstützern, die mich sogar noch unterstützen würden, wenn ich einen von ihnen erschieße.

Ein schnelles Mittagessen im Oval, serviert von meinem philippinischen Chefbutler Rodrigo.

Ein schnelles Mittagessen im Oval, serviert von meinem philippinischen Chefbutler Rodrigo.

WIE ALLES BEGANN

Ich weiß noch, wie das alles begann. Die „Reise zur Präsidentschaft“, wie meine Tochter Ivanka immer dazu sagt. Es war ein ganz, ganz fantastischer Tag, einer der besten in meinem ganzen Leben. Dabei habe ich so viele tolle Tage erlebt – den Tag, als meine Mutter meinen Vater dazu brachte, mich nicht mehr „blöder kleiner Homo“ zu nennen; den Tag, als mein Vermögen größer war als seins; die Tage, als meine fünf Kinder geboren wurden (ja, auch Tiffany). So viele phänomenale Tage.

Es war im Januar 1986, der Tag, als das Space Shuttle explodierte, echt tragisch, aber ich war in Hochstimmung. Mein erstes Casino in Atlantic City lief unfassbar gut, es kam richtig viel Geld rein, und ich hatte gerade eine tolle Idee gehabt: Ich würde es einfach in Trump Plaza umbenennen und damit noch erfolgreicher machen. Ich war Ende dreißig und hatte gerade eine meiner zukünftigen Frauen kennengelernt, Marla Maples, die einundzwanzig, vielleicht auch zweiundzwanzig war und vom Aussehen her damals auf jeden Fall eine Neuneinhalb. Ich war in Palm Beach, meine eigentliche Frau Ivana war irgendwo anders, und ich fuhr mit meinem Rolls-Royce zum Hotel The Breakers, um dort den legendären Roy Cohn zu besuchen, meinen extrem toughen Anwalt und persönlichen Freund.

IN DEN ZWÖLF ODER DREIZEHN JAHREN, DIE ICH ROY KANNTE, HATTE ER MIR BEIGEBRACHT, WIE WICHTIG ES IST, DAS GANZE JAHR ÜBER EINE STARKE, TOLLE BRÄUNE IM GESICHT ZU HABEN.

Roy hatte eine Suite im The Breakers, das sich kurz davor geweigert hatte, mir zwei Penthäuser zu verkaufen und mich eins draus machen zu lassen. Die Idioten, als ehemalige Residenzen des amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika wären die Dinger heute unfassbar viel wert. In den zwölf oder dreizehn Jahren, die ich Roy kannte, hatte er mir beigebracht, wie wichtig es ist, das ganze Jahr über eine starke, tolle Bräune im Gesicht zu haben, aber ich weiß noch, dass er an diesem Tag ganz blass aussah. Wahrscheinlich war er da schon krank, AIDS, wirklich traurig, also beschloss ich, mit ihm nach Mar-a-Lago zu fahren, um ihn damit ein bisschen aufzuheitern.

Ich hatte das Anwesen gerade gekauft, ein großartiger Deal, einer meiner besten, nicht der größte, aber einer der spektakulärsten. Ich hatte es für einen Bruchteil von dem gekauft, was ich ein paar Monate vorher geboten hatte, weil ich den Eigentümern erzählt hatte, ich hätte den ganzen Strand direkt hinter dem Haus gekauft und könnte ihnen die Sicht komplett verbauen, sie könnten also nur an mich verkaufen oder gar nicht. (Das stimmte nicht so ganz, aber ehrlich gesagt waren sie ängstliche Schwächlinge, wie so viele, die keine Trumps sind – und manchmal sogar, wenn sie’s sind.)

Jedenfalls war ich mit Roy Cohn, der großen Respekt vor mir hatte, in Mar-a-Lago, dem schönsten, großartigsten, eindrucksvollsten Haus in Florida, einem der schönsten und eindrucksvollsten in den Vereinigten Staaten oder der gesamten westlichen Hemisphäre, wahrscheinlich auf der ganzen Welt. Es war komplett leer bis auf die Latinos und die Afroamerikaner – tolle Leute –, die den Schimmel von den Wänden kratzten und die Eidechsen erschlugen und so was.

„Weißt du was, Roy?“, sagte ich. Wir standen auf einer von den schönen Marmorverandas mit spanischen Fliesen aus dem 15. Jahrhundert, also 1400 noch was, als Spanien und diese Leute noch ganz oben waren, jede von den Fliesen ist jetzt 25.000 Dollar wert, eine halbe Million Pesos das Stück. Ich guckte auf den Ozean, nicht traurig, eher auf so eine weise, nachdenkliche Art. „Es ist echt ein Jammer, dass Donald Trump nie Präsident werden kann“, sagte ich. „Nicht dass ich das unbedingt wollte. Mein Leben ist in vielen Punkten besser, viel besser als das von einem Präsidenten. Wusstest du, dass Reagan bloß zweihunderttausend im Jahr verdient? Aber was mir gegen den Strich geht, ist, dass ich nur wegen diesem blöden Gesetz nicht Präsident werden kann.“

Roy fuhr mit der Hand über einen von den aus Stein geschnitzten Greifen, diese schwulen kleinen Königsdrachendinger, die es überall auf Mar-a-Lago gibt. „Welches ‚Gesetz‘? Du meinst das Problem mit diesem Penner in Atlantic City? Mach dir über den keine Gedanken. Vergiss ihn. Der ist weg. Er existiert nicht. Im Ernst.“

„Nein, nein“, sagte ich, „wegen meiner Mom. Weil sie aus Schottland ist.“

Roy erklärte mir, ich hätte mich die ganzen Jahre über geirrt – ein ausländischer Elternteil bedeutet nicht, dass man nicht Präsident werden kann. Paragraph irgendwas, Absatz soundso.

„Wow“, sagte ich. „Wow. Und in ein paar Monaten werde ich vierzig. Du weißt, was das heißt.“

„Du setzt Ivana vor die Tür? Okay. Aber sag’s ihr bitte erst, wenn der neue Ehevertrag aufgesetzt und unterschrieben ist.“

„Nein, es heißt, dass ich dann alt genug bin, um endlich Präsident zu werden! Nichts kann mich dann mehr aufhalten, Roy!“

„Du könntest jetzt schon zum Präsidenten gewählt werden, Don. Das Mindestalter ist fünfunddreißig, nicht vierzig. Selber Paragraph, selber Absatz.“ Sogar mit seinem AIDS hatte Roy noch einen messerscharfen Verstand.

ER WAR MEIN MENTOR UND ICH SEIN JOHN F. KENNEDY, VORAUSGESETZT JOSEPH KENNEDY WÄRE EIN SCHWULER JUDE GEWESEN UND SEIN SOHN PROTESTANT.

In dem Moment sah ich die ganzen Möglichkeiten, die ganzen Sachen, die ich mit meinem Leben anstellen könnte. Präsident werden zum Beispiel. Roy starb ein paar Monate später, und er wäre viel glücklicher gestorben, wenn er gewusst hätte, dass er der Wegbereiter für meinen größten Deal und meinen größten Triumph überhaupt gewesen war – dass er mein Mentor war und ich sein John F. Kennedy, vorausgesetzt Joseph Kennedy wäre ein schwuler Jude gewesen und sein Sohn Protestant. Stolz, dass ich es bin, der Amerika am Ende wieder groß machen wird. Damit ist auch ein für alle Mal zweifelsfrei bewiesen, dass Trump ein bedeutender Mann ist, den die Welt niemals übergehen oder verspotten sollte. Ein großer Sieger auf dem amerikanischen Geschäftsmarkt? Logisch. Ein sexy Typ, zu dem sich Tausende schöne Ladys, Supermodels, Entertainerinnen und noch viele andere hingezogen fühlen? Auf jeden Fall. Aber vor allem ein hochintelligenter und äußerst vertrauenswürdiger Führer, zu dem die Leute wirklich, wirklich, wirklich aufschauen und den Millionen und Milliarden wirklich, wirklich, wirklich lieben und respektieren, für immer.

Das war der Tag, an dem alles anfing, vor fast zweiunddreißig Jahren, als sich die Marke Trump gerade erst zu einer richtig angesagten Marke entwickelte, lange bevor sie die angesagteste Marke der Welt wurde.

NICHTS ALS DIE WAHRHEIT

Dieses Kapitel, also das von eben, wurde von mir, Donald Trump, persönlich geschrieben. Ich schwöre es beim Leben meiner jüngsten Tochter. Das hier schreibe ich auch persönlich. Dieses gesamte Buch: die ganzen Wörter und Sätze und längeren Abschnitte, die Absätze, die Kapitel, alles von mir, nicht „aufgezeichnet von“ oder „in Zusammenarbeit mit“ irgendeinem armseligen, zwielichtigen Parasiten von Ghostwriter. Anders als viele bisherige ausgezeichnete Trump-Bücher, die von solchen Blutsaugern nach Gesprächen mit mir geschrieben wurden, ist dieses Trump-Buch zu einhundert Prozent von mir. Und wenn ich ganz ehrlich sein darf, ist es jetzt schon das beste.

Ein paar frühere Trump-Bücher, alles Mega-Bestseller, obwohl ich sie nicht „geschrieben“ habe.

Es gibt viele Gründe, wieso ich es selbst schreibe. Aber das Hauptproblem ist Vertrauen. Wem können wir komplett vertrauen? Der Familie. Und damit meine ich Kinder – vielleicht auch noch Enkelkinder, mein ältester Enkel ist zehn, das kann ich also noch nicht genau sagen –, aber keine Frauen oder Adoptivkinder, sorry, aber nicht die gleichen Gene. Wobei ich gehört habe, man könnte Leuten die eigenen Gene einspritzen lassen und sie zu Blutsverwandten machen, was ich interessant finde. Die Gene, hat mir mal irgendwer gesagt, wahrscheinlich Dr. John Trump, mein brillanter Onkel am Massachusetts Institute of Technology, sind wie Computerchips, mit denen man so etwas wie eine geistige Bluetooth-Verbindung zu seinen Kindern hat, so eine Art Fernbedienung, mit der man sie kontrollieren kann. Damit gehören einem Kinder und Enkelkinder, so, wie einem Häuser gehören. Das ist echt beruhigend und wahrscheinlich der Grund, wieso man sie liebt.

WEM KÖNNEN WIR KOMPLETT VERTRAUEN? DER FAMILIE. UND DAMIT MEINE ICH KINDER – VIELLEICHT AUCH NOCH ENKELKINDER, MEIN ÄLTESTER ENKEL IST ZEHN, DAS KANN ICH ALSO NOCH NICHT GENAU SAGEN –, ABER KEINE FRAUEN ODER ADOPTIVKINDER, SORRY, ABER NICHT DIE GLEICHEN GENE.

Aber zurück zum Vertrauen. Ich habe dem drittklassigen Clown vertraut, der meine erste phänomenale Bestseller-Autobiografie Trump – die Kunst des Erfolges „geschrieben“ hat, und habe ihm viele Millionen Dollar gezahlt, aber dreißig Jahre später – in der Zwischenzeit hat man nichts von ihm gehört – hat er mich verraten. Als er gesehen hat, dass ich Präsident werden will. „Er ist ein Judas“, haben viele meiner christlichen Unterstützer gesagt, aber „Judas“ finde ich ein bisschen heftig. Manche von meinen Unterstützern sagen das oft über Leute, die mir geschadet haben – sogar über Leute wie McCain, der Protestant ist, und Paul Ryan, der katholisch ist –, und ich frage mich immer, ob sich mein jüdischer Schwiegersohn dann angegriffen fühlt oder Ivanka, die ja jetzt eigentlich auch eine von denen ist. Ich habe Steve Bannon, meinen Wahlkampfleiter und Chefstrategen Nummer eins im Weißen Haus, gefragt, ob er die nicht bitten kann, den „Judas“-Kram ein bisschen zurückzufahren. Nicht gut.

Alle dachten, sie könnten mich überzeugen, die Sache mit dem Buch fallenzulassen. Würde nicht klappen. Unmöglich. Ich hätte zu viel anderes Zeug um die Ohren, Amerika wieder groß machen und so. Wobei sich alle einig waren, dass ich Amerika schon seit Jahren in so vielen Punkten groß mache, auf leise und manchmal anonyme Art.

„Warte damit, bis du nicht mehr Präsident bist, Daddy“, sagte Ivanka, „dann kannst du über Ryan und Merkel und die Clintons und die ganzen anderen sagen, was du willst, und bekommst sogar noch mehr Geld dafür.“

„Für dich immer noch Mr. President Daddy“, antwortete ich wie immer mit ein bisschen Humor, „aber rechne mal nach, Baby. Nach acht Jahren im Amt werde ich fast achtzig sein. Ich weiß, es heißt, Achtzig wäre das neue Vierzig, aber ich will nicht so lange damit warten, die wahre Geschichte zu erzählen.“ Und länger werde ich wahrscheinlich auch nicht im Amt bleiben wollen, wobei Jared meint, Mike Bloomberg hätte in New York an ein paar Schrauben gedreht, um vier Jahre länger Bürgermeister bleiben zu können. Und ein Freund hat mir erzählt, ein europäischer Freund von ihm, der Präsident von Weißrussland – das ist ein echtes Land in Europa –, hätte dasselbe gemacht und wäre jetzt schon seit zweiundzwanzig Jahren Präsident und kein Ende in Sicht. Es ist also alles drin. Und schließlich ist es meine Spezialität, das Unmögliche möglich zu machen. Dann wäre ich seit einem Jahrhundert oder so, seit Franklin D. Roosevelt, der erste US-Präsident mit mehr als zwei Amtszeiten. Das wäre was ganz Besonderes.

Wenn man mir sagt, ich könnte irgendwas nicht, dann mache ich es erst recht! Wie mir mein Onkel am MIT, Dr. John Trump, PhD, erklärt hat: „Jede Aktion erzeugt eine viel, viel größere Gegenreaktion.“ Deswegen habe ich beschlossen, dass ich dieses Buch wirklich selbst schreiben muss. Ich muss meinen eigenen Weg gehen. My way!

Das ist übrigens mein Lieblingslied: My Way.

Sekunde mal, bevor ich’s vergesse.

SPRACHMEMO: To-do-Liste des Präsidenten

Lieder schreiben, Texte, keine Musik, und von Ted Nugent, Meat Loaf, dieser kleinen Jackie von der Amtseinführung, Kanye und so weiter aufnehmen lassen.

Okay, da bin ich wieder. Ich spreche dieses Buch tatsächlich direkt in mein Telefon. Ich rede, ich kreiere, es schreibt, reden ist heutzutage schreiben, das ist so toll. Und das Schöne ist, der Computer in meinem Telefon muss keine Sicherheitsüberprüfung durchlaufen und wird mir nichts in den Mund legen, was ich so nie sagen würde, oder mich hintergehen oder kündigen wie diese Ghostwriter. Das Telefon gehört mir.

ICH WERDE MEINEN INSIDERBERICHT „IN ECHTZEIT“ AUFNEHMEN, WIE JARED IMMER SAGT, UND DAS GEFÄLLT MIR, WEIL ECHTZEIT DAS GEGENTEIL VON FAKE-ZEIT IST.

Mein brillanter zehnjähriger Sohn hat mir gezeigt, wie ich einen Knopf auf dem Display drücken kann, um alles aufzunehmen, was ich sage, sogar wenn das Telefon in meiner Tasche steckt, und wie ich diese Aufnahmen später in Wörter verwandeln kann. Der Leser wird also direkt bei mir sein, egal wo ich als Präsident Donald Trump auch bin – im Oval Office, bei Auslandsbesuchen, in den unterirdischen Kommandozentralen. Ich werde meinen Insiderbericht „in Echtzeit“ aufnehmen, wie Jared immer sagt, und das gefällt mir, weil Echtzeit das Gegenteil von Fake-Zeit ist. „Du könntest im Präsens erzählen“, hat er zu mir gesagt, „das macht es für die Leser aufregender.“ „Ja“, habe ich geantwortet, „ganz genau.“ Denn ich wusste, mit „Präsens“ sind Wörter gemeint, die ein Ereignis oder einen Zustand in der Gegenwart beschreiben und sich auf das beziehen, was zum Zeitpunkt des Schreib- oder Sprechvorgangs gegeben ist. Zum Beispiel: „Ich spreche in meinem großartigen Apartment an der Spitze des Trump Towers in mein Telefon, und die Leute da unten auf der Straße sehen noch kleiner aus als Ameisen, eher so wie Zecken oder Läuse“, oder: „Es ist so fantastisch, zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden zu sein.“

Dass ich mein Präsidentenbuch sprechend schreiben kann, macht das Ganze überhaupt erst möglich, aber wenn ich ehrlich bin – was ich immer bin –, war die Vorstellung, das ganze Buch allein zu machen, zuerst … hat sie mich … kam sie mir vor wie … ach, wie heißt denn dieses Wort, das die ganzen Heuchler immer benutzen? Dieses verlogene positive Wort, wenn sie nicht zugeben wollen, dass sie Angst haben oder sich für zu blöd halten – okay … noch mal: Ein Buch ganz allein zu schreiben, kam mir wie eine große Herausforderung vor.

Ich habe mir von einem meiner Mädchen ein paar von den zuletzt erschienenen Präsidenten-Memoiren bringen lassen. Die sind unfassbar lang und wahrscheinlich auch unfassbar langweilig, wenn man sie liest, was in dem Fall wohl eh keiner macht. Mein hochintelligenter jüngster Sohn Barron hat mal nachgerechnet – Bill Clintons Buch hat ungefähr vierhunderttausend Wörter, und sogar das von George W. Bush hat zweihunderttausend. Entschuldigt mal! Was wollen die beweisen? Das zeigt doch bloß, dass diese beiden Typen überhaupt keinen Geschäftssinn haben, weil man von den Verlagen keinen Cent mehr bekommt, bloß weil man viel auf einmal schreibt. Die bezahlen einen pro Buch, also macht euch schon mal für die Fortsetzung bereit!

Ich wäre doch kein „professioneller Schriftsteller“, hat mir jemand aus meiner Familie vorgeworfen. „Ach“, habe ich ihr geantwortet, „dann bist du wohl hier die Expertin dafür, was jemanden zum Profi macht oder nicht, aber ich war ja auch kein Fernsehprofi, bis ich beschlossen habe, einer der erfolgreichsten aller Zeiten zu werden, oder? Ich war kein Profipolitiker, bis ich beschlossen habe, der erfolgreichste aller Zeiten zu werden. Aber dann hat Barron, der nicht nur mein jüngster, sondern ehrlich gesagt wahrscheinlich auch mein klügster Sohn ist, weiter gerechnet: Ich habe schon über dreißigtausend Tweets geschrieben, und jeder Tweet besteht aus ungefähr fünfundzwanzig Wörtern, das sind also ungefähr eine Million Wörter in den letzten paar Jahren. Ich bin in Wirklichkeit also ein sehr, sehr erfolgreicher Autor mit Millionen von Lesern und jahrelanger Erfahrung. Jared meint, er hätte da wen an der Hand – einen von den europäischen Typen, die beim Wahlkampf so tolle Internetarbeit für uns gemacht haben –, der mir eine „App“ basteln könnte, die automatisch die meisten Ausrufezeichen, mit denen ich meine Tweets gerne würze, in normale Punkte verwandelt. „Okay“, habe ich gesagt, „aber dann will ich auch eine App, mit der ich jedes Wort, was ich sage, zu Großbuchstaben machen kann, indem ich bloß dran denke.“ Ich wette, das Pentagon hat so was.

Wenn ich fertig bin, bieten wir dieses Buch allen Verlagen an. Wissen die Leute eigentlich, dass die meisten jetzt in ausländischer Hand sind? Was sehr, sehr interessant ist. Jedenfalls liegt mein Mindestpreis bei 65 Millionen Dollar, weil Barack und Michelle so viel für ihre beiden Bücher bekommen haben. Und übrigens erscheint dieses Buch, also mein Buch, das Trump-Buch, noch vor ihren Büchern, obwohl Obama vor mir Präsident war. Die First Lady schneidet bei den Beliebtheitsumfragen noch besser ab als ich, absurd gut – sie wird wahrscheinlich wegen ihrem hübschen Lächeln geschont –, aber ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Verlag besonders viel für ein Buch von ihr zahlen würde. Das sage ich nicht bloß wegen ihrem komischen Englisch oder weil sie nicht so wütend ist wie Michelle und zu allem Möglichen eine Meinung hat. Die Amerikaner lieben Melania, weil sie wirklich sehr schön ist, weil sie mit mir zusammen ist und vor allem weil sie nicht viel redet. Wieso sollten sie also ein Buch von ihr lesen wollen?

Millionen von Menschen kaufen dieses Buch aus dem gleichen Grund, wieso die Leute mich gewählt haben, und aus dem gleichen Grund, wieso sogar die Hater nicht aufhören können, über mich zu reden. Weil ich kein Heuchler bin. Ich bin so ehrlich, wie es noch keiner in diesem Amt gewesen ist.

DIE AMERIKANER LIEBEN MELANIA, WEIL SIE WIRKLICH SEHR SCHÖN IST, WEIL SIE MIT MIR ZUSAMMEN IST UND VOR ALLEM WEIL SIE NICHT VIEL REDET.

Ich verspreche, dass alles in diesem Buch zu einhundert Prozent wahr ist. Alles davon. Manche behaupten schon, es könnte vielleicht das wahrste Buch sein, das je geschrieben wurde. Es ist der unautorisierte, unzensierte Insiderbericht über mich von mir selbst – von meinem Hirn direkt an das Gehirn der Leser, der Technik sei Dank. Es ist, als würde man miteinander rummachen, und ich würde die Informationen und Gedankenströme direkt in die Leser reinspritzen. (Gut, falls der Leser ein Mann ist, ist es wohl eher, als würden wir in einem Science-Fiction-Film miteinander verschmelzen und eine gemeinsame Macht spüren, so wie wenn Obi-Wan Kenobi direkt aus dem Himmel mit Luke Skywalker spricht.) Ich werde Sachen erzählen, die ich als Präsident eigentlich nicht erzählen sollte, weder in meinen Reden noch auf den Pressekonferenzen oder sogar auf Twitter – aber hier kann ich das, weil ich nicht als der Präsident schreibe, sondern als Donald Trump, ein einfacher amerikanischer Staatsbürger, der zufällig Präsident ist. Also gilt: Meinungsfreiheit, 1. Zusatzartikel zur Verfassung, komplett ehrlich, ohne Abstriche, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

AMERIKANISCHE GESCHICHTE

Ich wachte im Morgengrauen auf, wie immer. Aber wo war ich?

Keine Monogramme, keine goldenen Ts, weder auf den Laken noch sonst wo.

Dann fiel es mir wieder ein: Es war der 20. Januar. Ivanka und Jared hatten mich überredet, der „Tradition“ zu folgen, was hieß, dass ich nicht im Trump Townhouse im Trump International Hotel schlafen konnte, der größten Hotelsuite von Washington und wahrscheinlich ganz Amerika, 585 Quadratmeter mit eigenem Eingang und einem Bad mit sechs Armaturen inklusive Dampfbad. Nein, ich war im Blair House hinter dem Weißen Haus. Meine wunderschöne Frau, die designierte First Lady, und ich waren also in Obamas Gästehaus, sozusagen der Sklavenbaracke des Weißen Hauses. Kaum zu glauben, oder?

Es war mein letzter Morgen als Privatmann Donald Trump – gut, ein unfassbar reicher Privatmann, der das größte und tollste Business der ganzen Welt aufgebaut hatte, ein Privatmann, der laut der Analyse von irgendeinem Professor schon berühmter war als jemals sonst irgendwer auf der Welt. Aber trotzdem wusste ich, dass sich mein Leben ändern würde, wenn ich zu Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Oberbefehlshaber der bewaffneten Streitkräfte und Führer der Freien Welt, wurde, wobei das Letzte davon angeblich kein offizieller Titel mehr ist.

UM DIE MITTAGSZEIT HERUM WÜRDE ICH OFFIZIELL MIT JOHN F. ​KENNEDY, RONALD REAGAN, THOMAS JEFFERSON, ABE LINCOLN UND ALLEN ROOSEVELTS IN EINER REIHE STEHEN – VIELLEICHT SOGAR ÜBER IHNEN.

Ich fühlte mich so, wie man sich direkt vor seiner ersten Hochzeit fühlt: Du musst dich vor eine große Menge stellen, die meisten von den Leuten kennen dich nicht wirklich, du musst irgendwelche alten Wörter sagen und Versprechen abgeben, an die du nur glaubst, wenn du sie zu einem Priester oder Richter oder so sagen musst. Nur dass das Präsidentenamt wahrscheinlich länger dauert als eine Ehe, es sei denn, du heiratest jemanden, der extrem reich ist oder berühmte Eltern hat wie Jackie Kennedy Onassis, die übrigens in den 70ern mal mit mir ausgehen wollte, aber da war sie schon fünfzig.

Um die Mittagszeit herum würde ich offiziell mit John F. ​Kennedy, Ronald Reagan, Thomas Jefferson, Abe Lincoln und allen Roosevelts in einer Reihe stehen – vielleicht sogar über ihnen. (Reagan habe ich übrigens gekannt, ich habe mich im Weißen Haus mit ihm beraten. Es heißt, er hätte im Gespür gehabt, dass ich eines Tages sein Nachfolger werde. Gratuliere, Präsident Reagan, und gern geschehen – auch wenn du damals schon leicht dement warst, habe ich bewiesen, dass du recht hattest!) Ich habe nie begriffen, was die Leute meinen, wenn sie nach einem großen Sieg sagen: ‚Oh, es erfüllt mich mit Demut und so weiter.‘ Solche Heuchler, denke ich dann immer. Aber jetzt muss ich zugeben, obwohl ich es noch nicht wirklich verstehe, dass ich so was am Tag meiner Amtseinführung vielleicht gefühlt habe. Ich fühlte mich nämlich groß, sehr, sehr groß, wie der Größte aller Zeiten.

Natürlich lagen zwei anstrengende Jahre als Präsidentschaftskandidat hinter mir, aber auch, ob man es glaubt oder nicht, zwei sehr anstrengende Monate als designierter Präsident. Seit der Wahl hatte ich ein paar echt tolle Tage gehabt, aber nur ein paar. Zum Beispiel diesen einen – ich glaube, es war ein Dienstag … Moment mal, ich lasse eins von den Mädchen nachgucken. Ich will präzise sein. Es geht hier um amerikanische Geschichte.

Ich bin wieder da. Der nächste Teil ist also so was wie ein Rückblick, okay?

Es ist der 19. Dezember 2016, ein Montagmorgen, die ganze Fifth Avenue weihnachtlich geschmückt. Ich bin in meiner unglaublichen Penthouse-Wohnung im 66. Stock des Trump Towers in Manhattan – das heißt, eigentlich sind es der 66., 67. und 68. Stock: eine Etage für mich, eine für meine wunderschöne Frau und eine für unseren Sohn, der wohl mein letztes Kind ist, was mich fast so traurig macht, als wäre jemand gestorben.

Legendär ist der Trump Tower, weil dort Menschen und Institutionen wie Donald Trump, die Trump Organization, Donald J. ​Trump for President, Inc. und so weiter ihren Hauptsitz haben. Aber auch, weil Johnny Carson und Liberace dort gewohnt haben und Batman in The Dark Knight Rises sein Büro dort hatte, die Geschäftszentrale von Wayne Enterprises. Wenn ich so darüber nachdenke, widerlegt der Trump Tower eigentlich die ganzen schlimmen und unfairen Sachen, die die Leute so über mich erzählen: „Trump respektiert Frauen nicht“? Die allerersten Geschäfte im Trump Tower waren von Buccellati, toller Schmuck für Frauen, und Charles Jourdan, tolle Frauenschuhe. „Trump diskriminiert die Afroamerikaner“? Michael Jackson hat im 36. Stock gewohnt, in der gleichen Wohnung (viereinhalb Zimmer mit Bad) bringe ich meine eigenen Eltern unter. Und Baby Doc, Präsident von Haiti, ein Schwarzer, hatte eine hübsche Wohnung im 54. Stock. „Trump mag keine Latinos und spanischstämmigen Leute“? Dem Eigentümer von José Cuervo Tequila gehören drei Wohnungen! „Trump ist herzlos und begreift die Gefängnisreform nicht“? Im Trump Tower haben viele Kriminelle gewohnt, Leute, die ihre Schuld gegenüber der Gesellschaft und der Trump Organization verbüßt haben. Ein Pärchen hat sogar den vom Gericht verhängten Hausarrest in seiner Wohnung im Trump Tower abgesessen!