ÜBER DIE AUTOREN

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Christian Schmid ist freier Texter, Podcaster und Autor. Er hat in New York City Schauspiel und Regie studiert und lebt heute im Belgischen Viertel von Köln.

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Rubén Alvarez Barrera lebt ebenfalls in Köln und betreibt neben seiner Haupttätigkeit in einem deutschen Unternehmen als Co-Host mit Christian Schmid den Podcast Nein2Five, in dem er über Nebeneinkommen, Geschäftsideen und digitales Marketing spricht.

ANMERKUNGEN

1 Studie des Instituts YouGov im Auftrag von WeltSparen

2 https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/lifestyle/tv-film/studie-zur-krimiserie-tatort-moerder-sind-meist-unternehmer-/19908462.html?ticket=ST-14336332-bKgvSWjlt3O7kF72Wl5P-ap4

3 https://nachrichten.idw-online.de/2021/09/30/volkswirtschaftliche-bedeutung-der-kleinen-und-mittleren-unternehmen-in-deutschland/

4 https://www.youtube.com/watch?v=iG9CE55wbtY

5 https://www.fidelity.de/professionelle-anleger/betriebliche-vorsorge/bav-im-ueberblick/vorsorge-im-wandel/

6 https://www.fidelity.de/professionelle-anleger/betriebliche-vorsorge/bav-im-ueberblick/vorsorge-im-wandel/

7 https://www.auswandern-handbuch.de/wie-hoch-ist-das-rentenniveauin-europa-und-der-welt/

8 https://www.finanztip.de/abgeltungsteuer/

9 https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61791/armutsgefaehrdungsquoten-von-familien/

10 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/01/PD22_005_611.html

11 https://www.instagram.com/spar.freak/?hl=de

12 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/07/PD19_265_122.html

13 https://www.dai.de/fileadmin/user_upload/210225_Aktionaerszahlen_2020.pdf, S.2.

14 https://www.onvista.de/news/allianz-aktie-in-2022-5-dividendenrendite-was-noch-504875689

15 https://www.spiegel.de/wirtschaft/der-superliefermarkt-a-bd9a205d-0002-0001-0000-000138749238?context=issue

16 Geht zurück auf die Bücher von Mihaly Csikszentmihalyi.

17 https://de.wikipedia.org/wiki/Scherenschleifer

18 https://zauberhafte-momente.com/hunde/

19 https://www.aphorismen.de/zitat/143274

20 https://www.ikea.com/de/de/files/pdf/d0/52/d052b4ac/tes_moebelhaendler.pdf, S. 21

21 https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/arbeitskraftvermittler-ikea-kauft-taskrabbit/20394844.html?ticket=ST-14899765-EMf5njgtgJuf1q2ApZRO-ap4

22 https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_liv_ullmann_thema_kleiderschrank_zitat_23722.html

23 https://gutezitate.com/zitat/140221

24 https://www.bbc.com/news/world-asia-india-38011407

25 https://www.nur-zitate.com/zitat/6816

26 https://www.myzitate.de/tammy-faye-bakker/

27 https://www.checker-academy.de/

28 https://nein2five.de/burnout-vs-nebeneinkommen/

29 https://www.finanzen.net/top_ranking/top_ranking_detail.asp?inRanking=1251&inPos=4

30 https://de.statista.com/themen/3086/wordpress/

31 https://nein2five.de/people-modeling/

32 https://www.aphorismen.de/zitat/125277

33 https://www.hotel-legenden.com/inspirierende-reisezitate/

34 https://www.zwovadis.de/zitate-fuer-erfolgreiche-immobilienmakler

35 Kleinanzeige in der Schwäbischen Zeitung

36 https://magazin.ivd-plus.de/tipp-provision/

37 https://dejure.org/gesetze/UWG/7.html, https://dejure.org/gesetze/UWG/4.html

38 https://dejure.org/gesetze/UWG/7.html

39 https://dejure.org/gesetze/BDSG/28.html

40 https://zitate-fibel.de/zitate/david-ogilvy-bei-einer-geschwindigkeit-von-100-km-h-ist-die-elektrische-uhr-das-lauteste-geraeusch-das-sie-in-diesem-neuen-rolls-royce-hoeren

41 Joe Rogan Podcast https://www.sportskeeda.com/mma/news-ufc-news-joe-rogan-seemingly-millions-listeners-tucker-carlson-fox-news-cnn

42 https://www.aphorismen.de/zitat/79934

43 https://gutezitate.com/zitat/197412

44 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/303339/umfrage/umsatzanteil-von-e-books-im-buchmarkt/

45 https://kdp.amazon.com/de_DE/help/topic/G201834330 Kindle: https://kdp.amazon.com/de_DE/help/topic/G200644210

46 https://beruhmte-zitate.de/zitate/2078852-andy-warhol-geld-verdienenist-kunst-und-arbeiten-ist-kunst/

47 https://gutezitate.com/zitat/264592

48 https://de.getaround.com/trust

49 https://www.aphorismen.de/zitat/3130

50 Siehe: Kübler, Hans-Dieter/Burkhardt, Wolfgang/Graf, Angela: Ältere Menschen und neue Medien, a.a.O., S. 139

51 https://gutezitate.com/zitat/146889

52 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/166338/umfrage/anzahlder-schuldner-in-deutschland-seit-2004/

53 https://www.sidehustlenation.com/pet-waste-removal/

54 https://www.scinexx.de/news/biowissen/die-oekobilanz-eines-hundes/

55 https://gutezitate.com/zitat/139994

56 https://www.colorado.edu/business/2010/11/26/cu-boulder-grads-start-hangover-helpers-business

57 https://www.aphorismen.de/zitat/211184

58 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/china-wegen-des-smogs-kaufen-chinesen-jetzt-luft-aus-kanada-1.2785427

59 https://www.heute.at/s/tiroler-verkauft-frische-luft-um-22-euro-pro-dose-45570942

60 https://www.go-globe.com/local-seo/

61 https://sparktoro.com/blog/less-than-half-of-google-searches-now-result-in-a-click/

62 https://www.webfx.com/local-seo/statistics/

63 Think With Google Research, https://storage.googleapis.com/think/docs/think-with-google-2019-research-review.pdf

64 https://raddinteractive.com/google-introduced-a-mobile-friendly-update/

65 https://www.oberlo.com/statistics/mobile-internet-traffic

66 Studie von BrightLocal https://www.brightlocal.com/research/local-consumer-review-survey/#local-business-review-habits

IST EIN NINE-TO-FIVE-JOB
WIRKLICH ALTERNATIVLOS?

»Es gibt keine schlimmere Armut als die Unwissenheit!«

Türkisches Sprichwort

Wir Menschen sind Meister des Verdrängens. Was uns im Augenblick nicht als notwendig erscheint, verschieben wir auf die Zukunft. So ist es auch mit der Altersvorsorge. Heute scheint sie nicht existenziell notwendig, im Alter dann schon. Nur dann ist es leider zu spät …

Die Situation der gesetzlichen Rente in Deutschland ist katastrophal. Die Lebenserwartung steigt, unsere Gesellschaft altert, und schon heute muss die gesetzliche Rente mit Steuergeldern massiv subventioniert werden. Das könnte man als alarmistisch abtun. Ehrlich gesagt haben wir das Ausmaß der Löcher, die dieses Rentensystem jetzt schon aufweist, unterschätzt. Als wir uns für eine Podcast-Folge vorgenommen haben, den jährlichen Rentenbescheid zu sezieren, haben uns die Fakten aus den Socken gehauen.

Um es ganz deutlich zu sagen: Der Rentenbescheid lügt nicht, er macht sich noch nicht einmal der »Lüge durch Auslassung« schuldig. Er ist nur genauso geschickt wie ein Trickbetrüger darin, unsere Aufmerksamkeit zu lenken. So verharren viele Bundesbürger in der Illusion, dass im Grunde alles in Ordnung sei. Die Politik kann bei diesem Thema nur verlieren und schweigt daher vornehm. Auch die entsprechenden Behörden engagieren sich nicht, den Sachverhalt wirklich aufzuklären. Es bleibt bei einem jährlichen Rentenbescheid, den die meisten wahrscheinlich ungelesen und frustriert abheften.

Wenn man fragt, behaupten viele Menschen immer noch: Der Staat wird sich schon um seine Senioren kümmern!

Leider ist das nicht so. Warum genau, darauf gehen wir gleich ein, wenn wir den Rentenbescheid unter die Lupe nehmen. Wir haben uns aber auch gefragt: Woher kommt unsere Staatsgläubigkeit? Woher kommt das fast blinde Vertrauen in die staatlichen Versorgungssysteme?

Viele Menschen scheinen immer noch zu denken: Der Staat kann es besser, weiß es besser. Sorry, dass wir es so deutlich sagen müssen: Nein, am Ende des Pornos wird nicht geheiratet!

Es ist schon faszinierend. Wir haben Menschen erlebt, die – obwohl die Fakten auf dem Tisch liegen – das Rententhema einfach abtun. Wie Kinder, die die Hände vor die eigenen Augen legen und denken, so dann nicht gesehen zu werden. Es gibt Studien, die nahelegen, dass sogar jeder Zweite in Deutschland die Rentenlücke einfach ignoriert. Das kann man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.1

Liegt es an der geringen emotionalen Bereitschaft, sich mit dem Thema »Alter und Finanzen« auseinanderzusetzen. Sind Gedanken an die Zeit nach dem 50. Geburtstag einfach zu unsexy? Oder ist die Karotte »sichere Rente«, die uns Arbeitstieren immer das Nine-to-five-Dasein versüßen sollte, im Begriff zu verfaulen. Sie scheint zumindest bei der Generation Z nicht mehr wirklich als Leckerli zu funktionieren.

Oder ist es vielleicht unsere Konditionierung, die schon in der Schule anfängt? Die Alternativlosigkeit, mit der uns Politiker, Lehrer und Journalisten das Arbeiten von nine to five und von 25 bis 67 verkaufen? Dass sie so handeln, ist irgendwie auch nachvollziehbar, denn sie kennen ja auch nur ihr eigenes Dorf und haben es noch nie gewagt, jenseits der Berge zu reisen. Der Sog des Mainstreams ist stark, und die Menschen, die anders leben, freier leben, gehören eben in aller Regel nicht zur Kaste der Lehrer und Politiker. Es ist ein in sich geschlossenes System, das aus der Innensicht tatsächlich als alternativlos erscheint. Sie sind auch nur Gefangene des Systems. Ein System, dessen MHD bald abgelaufen ist.

Wir haben für eine Episode einmal untersucht, wie Unternehmer in den großen Medien dargestellt werden, und haben dabei eine Statistik zu Rate gezogen, die untersucht, wer in der legendären ARD-Reihe Tatort am häufigsten mordet.2 Auf Platz 1 der Mörder sind die Unternehmer! Mit großem Abstand, sogar noch weit vor den Berufskriminellen. Bizarr, oder? Diese Darstellung hat überhaupt keinen Bezug zur Wirklichkeit, prägt aber natürlich unbewusst das Bild des Fernsehzuschauers vom Unternehmertum.

Verallgemeinernd gesagt: Sowohl die öffentlich-rechtlichen Medien als auch die Politik möchten nicht, dass du Unternehmer oder finanziell unabhängig wirst. Sie sind voller Neid und negativer Vorurteile gegenüber dieser Personengruppe. Viele Minderheiten können mittlerweile in Deutschland »Opferstatus« beanspruchen, nur die Minderheit der Unternehmer nicht. Dabei machen sie rund 99 Prozent der volkswirtschaftlichen Produktivität aus.3 Das eine restliche Prozent besteht aus den Konzernen, denen fast die gesamte positive Aufmerksamkeit der Politik zukommt. Konzerne sind »systemrelevant« und können sich Lobbyisten leisten, das kleine IT-Unternehmen oder die Gastronomie können das nicht.

Konzerne haben aus staatlicher Sicht auch noch den Vorteil, dass sie anonyme Arbeitgeber für abhängig Beschäftigte sind. Der abhängig Beschäftigte ist die Melkkuh, er hat steuerlich keine Spielräume, er ist gläsern. Er ist aus der Sicht der Politik der ideale Bürger.

Es ist bestimmt auch nicht hilfreich für die finanzielle Gesundheit, dass man heute so leicht an Geld kommt. Kredite und Kreditkarten sind allgegenwärtig und erzählen uns die Mär vom Geld aus dem Automaten. Sie lullen uns ein und machen uns glauben, dass der Tag der Abrechnung niemals kommt.

Manche sind auch ideologisch überzeugt, dass der Staat alleine für ihre finanzielle Versorgung verantwortlich ist. Wenn sie gewahr werden, dass es eine enorme Versorgungslücke im Alter gibt, sagen sie: »Dann müssen die sich halt was einfallen lassen! Dann gibt es halt ein bedingungsloses Grundeinkommen oder die Bürgerrente!« Nach dem Motto: Papa wird’s schon richten!

Leider sind unsere Politiker auch denkbar schlechte Vorbilder. Sie setzen sich viel zu oft über die wirtschaftliche Ratio und Grundlagen der Volkswirtschaftslehre hinweg und gaukeln uns eine falsche Sicherheit vor. Sie behaupten, dass es völlig in Ordnung sei, immer weiter Schulden zu machen. Sie erfinden immer neue Begriffe und Konzepte, um so zu tun, als könnte man aus Scheiße Gold machen. Fake scheint leider der neue politische Standard zu sein.

Wer sich dieses Buch gekauft hat, weiß sehr wahrscheinlich, dass das vorgegaukelte Schlaraffenland aus dem letzten Loch pfeift. Wer dies hier liest, der hat die rosarote Brille abgesetzt und ist sich darüber im Klaren, dass an der eigenen finanziellen Zukunft gearbeitet werden muss. Denn der deutsche Wohlstand war eine historische Episode, und wir sehen gerade, wie die Sozialsysteme vor unseren Augen abgewickelt werden.

Mit Rentenlücke (auch Versorgungslücke) wird in der Regel derjenige Prozentanteil bezeichnet, um den das letzte monatliche Nettoeinkommen vor Renteneintritt die gesetzliche Altersversorgung übersteigt.

Wir kommen leider nicht darum herum, euch nun etwas mit bürokratischen Details zu langweilen. Seht es so wie eine eiskalte Dusche: Schön ist es im ersten Moment vielleicht nicht, aber danach werdet ihr hellwach sein. Denn nur wer den Tatsachen ins Auge sieht, hat überhaupt eine Chance auf eine gesunde, finanzielle Zukunft.

Grundsätzliches vorab: Die gesetzliche Höchstrente ist lediglich ein rechnerischer Wert, den nur jemand erreichen könnte, der mindestens 45 Jahre lang den höchsten Beitragssatz in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat.

Die Höchstrente erhält ein Rentner, der 45 Jahre lang durchgehend ein Gehalt in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze erhalten hat. Die meisten haben aber zumindest während ihrer Ausbildung und in den ersten Berufsjahren niedrigere Einkünfte. Viele zahlen in ihrem gesamten Berufsleben nie den Höchstsatz in die Rentenkasse ein.

Die Rentenformel gibt einen Anhaltspunkt. Die Formel zur Berechnung der Altersrente lautet:

Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x aktueller Rentenwert x Rentenartfaktor

Der Rentenwert beträgt derzeit 34,19 Euro (im Westen, Stand Juli 2021). Der Zugangsfaktor ist 1, wenn man zur Regelaltersgrenze in den Ruhestand geht, es also keine Abzüge wegen vorgezogener Rente gibt.

Der Rentenartfaktor richtet sich, wie der Name vermuten lässt, nach der Art der Rente: Altersrente 1,0; Rente wegen voller Erwerbsminderung 1,0; wegen teilweiser Erwerbsminderung 0,5; große Witwen-/Witwerrente 0,55; Vollwaisenrente 0,2

Daher sind die Entgeltpunkte der Dreh- und Angelpunkt der Berechnung. Die Entgeltpunkte haben aber eine Höchstgrenze. Teilt man die Beitragsbemessungsgrenze von 85.200 Euro im Jahr (im Westen, Stand 2021) durch das Durchschnittsentgelt von 41.541 Euro (geschätzt), ergibt dies für 2021 eine Höchstpunktzahl von 2,05 Entgeltpunkten.

Angenommen, man erreicht in jedem seiner 45 Arbeitsjahre 2,05 Entgeltpunkte. Die Summe von 92,25 Entgeltpunkten multipliziert mit dem derzeitigen Rentenwert von 34,19 Euro ergäbe eine rechnerische Höchstrente von 3.154,03 Euro im Monat.

In den vergangenen Jahrzehnten lag die Höchstgrenze an Entgeltpunkten jedoch mit 1,5 bis 2,1 Entgeltpunkten zum Teil weit darunter. Daher ist diese »Höchstrente« für fast niemanden erreichbar.

Von einem solchen Wert sind die deutschen Rentner heute weit entfernt. Die Standardrente eines »Eckrentners«, der 45 Jahre Beiträge für ein Durchschnittsentgelt eingezahlt hat, beträgt im Westen 1.538,55 Euro (Stand Mitte 2021).

Im bundesweiten Durchschnitt erhält ein Rentner 1.103 Euro Rente im Monat und eine Rentnerin 712 Euro. Witwen- und Witwerrenten sind mit 484 Euro beziehungsweise 348 Euro noch wesentlich niedriger.

Außerdem scheidet in Deutschland derzeit jeder Zweite bereits früher aus dem Arbeitsleben aus, als es das gesetzliche Renteneintrittsalter eigentlich vorgibt. Und dies, obwohl die meisten genug Berufsjahre zusammen haben, um Anspruch auf eine Rente zu haben. Da das Regelalter für die Rente noch nicht erreicht ist, müssen dann Abschläge hingenommen werden. Insgesamt kommt der Durchschnittsdeutsche auf 40,6 Beitragsjahre. Die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sind davon bereits abgeführt, allerdings nicht die Einkommensteuer.

Das Problem ist also: Selbst bei fleißigem Einzahlen in die Rentenkasse wird die Rente wahrscheinlich klein sein. Damit aber nicht genug. Es gibt noch weitere Probleme, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind:

  1. Die aktuell hohe Inflation nagt an der Rente.
  2. Steuern und Sozialabgaben sind nicht wirklich planbar.
  3. Es gibt keine Besitzstandswahrung, das heißt Regelungen können im Nachhinein von der jeweiligen Regierung jederzeit geändert werden.

Wie gehen wir jetzt mit diesem Wissen um? Augen zu und weitermachen wie bisher? Besser nicht!

Im nächsten Kapitel gehen wir der Frage nach, wie es überhaupt soweit kommen konnte und was jeder Einzelne machen kann, um seine Situation zu verbessern.

DAS STAATLICHE SCHULSYSTEM
SCHULT DICH ZUM ANGESTELLTEN

»Unser Schulsystem ist perfekt, wenn du Angestellter oder Beamter werden möchtest!«

Diese Kapitelüberschrift ist leicht zugespitzt. Wir möchten in diesem Kapitel darauf eingehen, wie prägend die Schule für die Denkweise junger Menschen ist und wie gefährlich diese Prägung im Hinblick auf das Arbeitsleben und die finanzielle Gesundheit sein kann.

Problem 1: Fehlerorientierung

Je weniger Fehler du in der Schule machst, desto besser sind deine Noten. Wer so dressiert wird, vermeidet Fehler auf Teufel komm raus. Im Zweifel also lieber passiv sein, denn dann macht man keine Fehler. Wer in größeren Organisationen oder in einer Behörde arbeitet, wird dieses Verhaltensmuster kennen. Beamtenmikado: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.

Diese Fehlervermeidungsmentalität ist das genaue Gegenteil von Kreativität, Kunst und Unternehmertum. Ist es wirklich nur ein Zufall, dass so viele erfolgreiche Künstler und Entrepreneure Schulversager waren?

Die Kreativen unter euch werden uns recht geben: Der kreative Prozess ist nichts anderes als das ständige Aussortieren von schlechten Ideen (»Fehlern«), um zu den besseren Ideen zu kommen. Viele Unternehmer beschreiben ihren eigenen Weg als einen Weg von Versuch und Irrtum. Den meisten Feierabendbossen geht es ebenso. Bei ihnen dreht sich alles um ausprobieren, analysieren, aussortieren.

Problem 2: Beamtentum

Nach unserer Lebenserfahrung ist die Verbeamtung von Lehrern falsch. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe: Viele Beamte leben in einer Scheinwelt, denn sie genießen eine staatliche Vollpension. Sie leben außerhalb der normalen Gesetze der Marktwirtschaft, ihre Versorgung ist nicht von ihrer Leistung abhängig.

Das ist im Beamtenrecht tatsächlich so verbrieft und produziert eine verzerrte Weltsicht, die sich im Unterricht direkt und indirekt niederschlägt. Unternehmerisches Denken ist den meisten Beamten nicht nur soziokulturell fremd, es ist ihnen suspekt. Zum Glück gibt es Ausnahmen, so wie die mittlerweile leider verstorbene, ehemalige Realschullehrerin Beate Sander, die im Alter von 59 Jahren begonnen hat, sich am Aktienmarkt zu engagieren und so zur Millionärin geworden ist.

Der zweite Grund: Viele Lehrer wählen den Beruf nicht aus Leidenschaft und Liebe zur Pädagogik, sondern wegen der großzügigen Urlaubsregelung und der sozialen Absicherung. Sie sind so konditioniert oder eingestellt, dass sie im freien Wettbewerb nicht bestehen würden und suchen sich daher den sicheren Hafen der Verbeamtung.

Diese ängstliche Mentalität vermittelt den Schülern einen falschen Risikobegriff und entmutigt sie. Das ist keine gute Ausgangslage für angehende, mutige Unternehmer und Feierabendbosse.

Problem 3: Lehrer haben kaum finanzielle Bildung

Wie schon im Punkt 2 erwähnt: Beamte leben dank des Sonderstatus, den der Staat ihnen eingeräumt hat, in einem Elfenbeinturm. Sie zahlen selber nicht in die staatlichen Systeme ein, von denen sie profitieren.

Das ist übrigens auch ein Grund für die im ersten Kapitel beschriebene Versorgungslücke der normalen Arbeitnehmer. Beamte brauchen sich daher auch nicht mit Geldbildung zu beschäftigen. Sie bekommen ihr Gehalt überwiesen, so oder so. Wusstest du, dass ein Beamter nicht für seine Leistung, sondern für seine Existenz beziehungsweise Anwesenheit bezahlt wird? Ein Beamter kann niemals wegen mangelnder Leistung entlassen werden. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was fast alle anderen Menschen in der Gesellschaft erleben. Allen voran jene, die ihr eigenes Ding machen.

Verbeamtete Lehrer können aufgrund ihrer eigenen Situation selten verstehen, dass Menschen in Altersarmut geraten können, wenn sie nicht selber vorsorgen. Sie können nicht verstehen, dass Engagement am Aktien- oder Immobilienmarkt für die meisten Nicht-Beamten heutzutage die einzige Chance ist, finanziell für das Alter vorzusorgen.

Problem 4: Schule unterrichtet für die Anstellung

Die Lehrpläne sind immer noch tief im letzten und vorletzten Jahrhundert verwurzelt. Schüler werden darauf getrimmt, gute Noten zu schreiben, um einen guten Job zu ergattern. Anpassung an das System wird belohnt, ausscheren wird bestraft. Dieses Konzept funktioniert für einige Schüler sehr gut.

Allerdings sehen auch diese Schüler sich einem immer stärkeren Wettbewerb um die abnehmende Anzahl »guter Jobs« ausgesetzt. Die gesellschaftliche Entwicklung geht dabei in eine andere Richtung: immer mehr Freelancer, immer mehr halb »wegdigitalisierte« Branchen.

Selbst die Industrien, die unser Land reich gemacht haben, bröckeln weg. Wir zehren volkswirtschaftlich noch von der Substanz, aber die Frage ist wohl, wie lange noch? Wer kann in diesen Zeiten schon sagen, wie die Arbeitswelt in zwei Jahren, geschweige denn 20 Jahren aussehen wird?

Problem 5: School kills Creativity

Wer das Video mit diesem Titel von Ken Robinson noch nicht kennt, sollte es sich unbedingt auf YouTube anschauen.4 Unser Schulsystem stiehlt Kindern systematisch ihre Kreativität und nimmt ihnen damit eine Fertigkeit, die für ihre Zukunft und seelische Gesundheit so essenziell wäre. Denn ist Kreativität nicht die eine Fähigkeit, die die Künstliche Intelligenz wohl niemals ganz simulieren wird können?

Wir erleben also eine Kluft: ein Schul- und Rentensystem, das gefüttert und gemästet werden muss. Ein System, welches immer noch davon ausgeht oder zumindest propagiert, dass die Mehrheit der Schüler nach der Schule langfristig in einer Festanstellung landen werden. Und auf der anderen Seite wird die volkswirtschaftliche Wirklichkeit ausgeblendet, dass immer weniger Menschen langfristig in Festanstellungen beschäftigt sind.

Die Rechnung geht also offensichtlich nicht auf. Ein Ergebnis davon ist die erwähnte Versorgungslücke. Ein abstraktes Wort, dessen Inhalt einem erst dann bewusst wird, wenn man sich im Detail mit seinem Rentenbescheid beschäftigt. Was leider oft erst kurz vor dem Rentenbeginn passiert …

RENTE RELOADED

»Reiches Land, arme Bürger. Diese kognitive Dissonanz ist unglaublich, aber leider wahr.«

Wie stehen wir Deutschen im Vergleich zu den europäischen Nachbarn in puncto Rente da? Wichtig für die statistische Messung des Werts von Rentenansprüchen ist eine sogenannte Ersatzquote. Das ist der prozentuale Anteil, den die Altersrente in Relation zum Einkommen in der Erwerbsphase erreicht.

Verblüffend ist, dass ein Land wie Deutschland, welches bis zur Corona-Krise Rekordumsätze erwirtschaftete, seine Rentner so erbärmlich versorgt. Denn bei uns bekommt der Medianverdiener je nach Berechnung zwischen 40 und 45 Prozent seines letzten Gehalts als Rente.5 Das Motto scheint zu sein: Es ist zu viel zum Sterben (»Armutsvermeidung«) und zu wenig zum Leben (»Lebensstandardsicherung«).

Laut einer Studie der Ruhr-Universität in Bochum sollen bereits 70 Prozent Ersatzquote als Rentenbezug für eine nur annähernde Sicherung des Lebensstandards als viel zu niedrig angesetzt sein. Realistisch gesehen brauchen Rentner mindestens 87 Prozent, um einen sicheren Lebensstandard zu haben.6

Die Ersatzquote wird häufig als Verhältnis zwischen der Höhe der gezahlten Rente und dem letzten Arbeitsentgelt (kurz vor der Verrentung) ausgedrückt.

Hinter diesen Zahlen steckt geballte Ungerechtigkeit: Zum einen erhalten alle deutschen Rentner im Gegensatz zu den Pensionären viel zu wenig Geld. Zum anderen erhalten die Geringverdiener später fast gar keine Zuschüsse vom Staat – und darben dann in Altersarmut. Lohnarbeiter verbraten ihre Lebenszeit, buckeln sich krumm und füllen dabei anscheinend vorwiegend die Konten der Konzerne und Bundesministerien.

Leider füllen Exportüberschüsse die Kühlschränke der arbeitenden Menschen nicht!

So liegt die Netto-Ersatzquote für einen männlichen Durchschnittsverdiener mit dem Renteneintrittsalter von 65 Jahren in Spanien bei 84 Prozent, in Italien bei immerhin 76 Prozent und in Griechenland bei ganzen 110 Prozent. In Griechenland bekommt man also mehr Rente als der Durchschnittsverdienst vor Rentenbezug.

In den Niederlanden beispielsweise bekommen Geringverdiener 101 Prozent und Durchschnittsverdiener 95 Prozent ihres früheren Einkommens als Rente. In Österreich erhalten Geringverdiener 93 Prozent und Durchschnittsverdiener 63 Prozent. Und in Deutschland? Hier bekommen Geringverdiener 53 Prozent und Durchschnittsverdiener 50 Prozent.7

Der Generationenvertrag setzt auf die Solidarität unter den Menschen und sollte auf zwei simplen Prinzipien beruhen. Erstens: Die Jüngeren und/oder Gesunden sorgen für die Älteren und/oder Kranken. Und zweitens: Die Reichen geben zumindest einen Teil ihres Wohlstands an die Armen weiter.