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Chip Gaines

No Pain, No Gaines

CHIP GAINES

NO PAIN, NO GAINES

Gutes kommt nicht von allein

Warum es sich lohnt, an Beziehungen und seinem Netzwerk zu arbeiten

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

nfo@redline-verlag.de

1. Auflage 2022

© 2022 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Türkenstraße 89

D-80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© der Originalausgabe 2021 by Chip Gaines

Die englische Originalausgabe erschien 2021 bei Thomas Nelson, einem Imprint von HarperCollins Christian Publishing, In. unter dem Titel No Pain, No Gaines.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Philipp Seedorf

Redaktion: Marijke Leege-Topp

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt

Umschlagabbildung: Mike Davello

Abbildungen Innenteil: Mary Grace Greene

Satz: ZeroSoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-86881-879-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-404-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-405-2

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Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redline-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Mein Leben wurde von den Menschen in meinem Netzwerk geprägt. Menschen, die ja sagen zum Leben, zu harter Arbeit und Risiken, aber keine Ja-Sager sind. Menschen, die für mich und an meiner Seite gekämpft haben, so wie ich für sie. Menschen, denen ich aus tiefstem Herzen vertraue und die mir ebenso vertrauen.

Dieses Buch ist ihnen gewidmet.

Für Jo. Ob Sieg oder Niederlage, wir bleiben für immer zusammen.

Für unsere Kinder, Drake, Ella, Duke, Emmie Kay und Crew. Ihr fünf erinnert mich jeden Tag daran, was in dieser Welt alles möglich ist, wenn wir leben und lieben und einander von ganzem Herzen vertrauen.

Für meine Eltern und meine Schwester und Jos Eltern und Schwestern. Ihr wart unser erstes Netzwerk und die Ersten, die uns angefeuert haben. Ihr habt uns geprägt und tut das auch weiterhin und macht uns zu den Menschen, die wir sind.

Für alle anderen, die mir in all den Jahren beigestanden haben. Diejenigen, die mich gelehrt haben, was es bedeutet, mehr von sich selbst zu erwarten und nach dem Außergewöhnlichen zu streben. Diejenigen, die mir Güte erwiesen, auch wenn es nicht einfach war. Die auf mich gesetzt und mir gezeigt haben, wie lohnend es ist, wenn man auf andere setzt.

Ihr alle seid Teil meines Netzwerks und ohne euch alle wäre ich nicht der, der ich heute bin.

INHALT

Vorwort

1 No Pain, No Gaines

2 Bluechip

3 Unverhandelbar

4 Alles, außer gewöhnlich

5 Ausweichen

6 Unangenehm nett

7 Mein Netzwerk: meine Familie

8 Mein Netzwerk: Joannas Familie

9 Die Bande, die uns halten

10 Interaktionen, nicht Transaktionen

11 Knie dich rein – und wehe, wenn nicht …

12 Wachsen lassen

13 Mehr erwarten

14 Die Fixer-Upper-Mentalität

15 Bescheuert schlau

16 Worauf warten Sie noch?

Danksagung

Über den Autor

Anmerkungen

VORWORT

Es ist nicht schwer, sich an Momente zu erinnern, in denen Chip die Dinge etwas anders als üblich angegangen ist. Als ich mich hinsetzte, um dieses Vorwort zu schreiben, glaubte ich genau zu wissen, was ich sagen würde. Ich dachte, ich könnte erzählen, dass ich unzählige Male dabei zugesehen habe, wie er einen Deal mit einem Handschlag besiegelte, obwohl es vielleicht sicherer gewesen wäre, einen Vertrag zu unterzeichnen. Oder davon, dass er Leute eingestellt hat, denen er einfach wieder auf die Beine helfen wollte. Ich hatte vor, Ihnen davon zu berichten, dass er, seit ich ihn kenne, ein geflissentlicher Sammler von Visitenkarten ist. Zu Beginn unserer Beziehung waren wir beim Essen und er unterhielt sich irgendwann mit dem Besitzer des Restaurants, stellte ihm Fragen zum Umsatz und seinen Betriebskosten und als wir gingen, hatte er dessen Visitenkarte dabei. Er traf im Baumarkt einen Maler – und schwupps hatte er eine weitere Visitenkarte für die Sammlung. Einmal beobachtete ich ihn dabei, wie er mit einem Fremden Visitenkarten tauschte, mit dem er sich beim Tanken unterhalten hatte. Offensichtlich war der Mann Fliesenleger. Wir sind nun seit fast 20 Jahren zusammen und die Visitenkarten füllen weiterhin den großen schwarzen Aktenordner, der unter dem Vordersitz von Chips Pick-up-Truck verstaut ist. Sie gehören genauso zu seiner Alltagsroutine wie die immer gleiche Strecke in die Stadt.

Als Chip vor ein paar Jahren nach einem »kurzen Einkauf« wieder in den Pick-up stieg und eine weitere Visitenkarte abheftete, fragte ich ihn danach. »Man weiß nie, wann man sie mal braucht«, sagte er. Ich saß da und dachte: Ich kenne niemanden, der die Telefonnummern von sechs verschiedenen Klempnern braucht. Chip und ich sind nicht einer Meinung, was den Wert dieser Karten angeht. Ich sehe eine Visitenkarte immer als ein Mittel zum Zweck an. Aber Chip betrachte sie als einen ersten Schritt. Eine potenzielle Verbindung, die man knüpfen und bewahren sollte.

Das sagt im Grunde schon alles. Für Chip sind diese Karten wie eine Währung, die weit wertvoller ist als die Information, die darauf gedruckt ist. Sie repräsentieren Verbindungen zu den Menschen, die er auf seinem Lebensweg getroffen hat und deren Leben nun mit seinem verbunden ist, einfach nur, weil er hallo gesagt und gefragt hat, was sie tun und was ihnen wichtig ist. Einfach nur, weil er offen genug ist, sie nicht danach zu beurteilen, in welchem Verhältnis sie zu ihm stehen, sondern sie so zu sehen, wie sie sind.

Was mir über Chip klar wurde, ist, dass es ausschließlich darum ging, wie er etwas tut – wie er Networking betreibt, wie er sein Business managt, wie er Verbindungen zu Leuten knüpft. Er hat sich nie bemüht, die Dinge anders anzugehen. Er ist das Ding, das anders ist. Denn für Chip geht es immer nur ums Warum.

Ob jemand so aussieht, so handelt und so redet wie Chip oder ob er völlig anders ist – sobald Chip sich auf jemanden einlässt, geht es nicht darum, sich darin bestätigt zu fühlen, wie er schon immer war, sondern eine genauere Vorstellung davon zu bekommen, was er noch werden kann. Im Leben wie im Geschäft sucht Chip immer nach Möglichkeiten voranzukommen. Er will nie steckenbleiben. Niemals gibt er sich mit dem Status quo zufrieden oder damit, wie die Dinge schon immer erledigt wurden. Wachstum ist der Maßstab seines Lebens. Das ist sein Warum.

Das scheint aktuell besonders wichtig zu sein. Nie in meinem Leben habe ich eine solche Dissonanz in unserem Land gespürt. Ich habe mitangesehen, wie es in unserer Kultur zum akzeptierten Verhalten wurde, jemanden zum Schweigen zu bringen oder ihm nicht mehr in den sozialen Medien zu folgen, weil er nicht so ist wie wir. Menschen, die andere in ihrem Denken herausfordern, die sie auf die Probe stellen, wenn sie noch nicht dafür bereit sind. Die sozialen Medien ermöglichen es, sehr leicht neue Verbindungen zu knüpfen, aber sie zeigen auch, wie fragil diese Beziehungen von Anfang an waren, wenn sie schon daran zerbrechen, dass jemand eine andere Perspektive hat.

Chip ist da anders. Er will die Menschen um ihn herum wirklich verstehen und von ihnen lernen. Er sucht nach Möglichkeiten, mit jemandem zu interagieren, der anders ist als er. Er ist bereit, Fragen zu stellen und im Gegenzug Fragen zu beantworten. Eine Herausforderung kommt ihm gerade recht, wenn es eine Chance gibt, daran zu wachsen und etwas Besseres darauf aufzubauen. Etwas Reelles.

Mir ist klar, dass unsere Komfortzonen sehr unterschiedlich sind, wenn es darum geht, auf andere zuzugehen. Chip ist der geborene Konnektor. Und ich? Ich bin von Natur aus reservierter. Aber was mir klar wurde: Unsere Unsicherheiten halten uns mehr als alles andere davon ab, ein Risiko einzugehen und jemandem zu vertrauen, den wir gerade kennengelernt haben. Dadurch, dass ich Chip zugesehen habe, wie er mit anderen Menschen interagiert, habe ich gelernt: Wenn wir die Ängste, die uns befallen, zur Seite drängen können – sei es die Angst, nicht dazu zu passen, bloßgestellt zu werden oder falsch zu liegen –, werden wir mit frischer Klarheit die Schönheit dessen sehen, was andere Menschen der Welt geben können und im Gegenzug auch das höher schätzen, was wir selbst zu bieten haben.

Ein Leben lang nach Wachstum zu streben, ist nicht leicht. Natürlich habe ich gelegentlich gesehen, wie Chips Verlangen, Kontakt zu anderen herzustellen, ihn ins Abseits gestellt hat. Ich habe gesehen, wie er niedergemacht wurde, als er sich anderen öffnete. Aber er sieht diese Augenblicke schmerzlichen Bloßgestelltseins als flüchtig und sie haben ihn nie davon abgehalten, wieder aufzustehen, sich den Staub abzuklopfen und es erneut zu versuchen. Chip setzt viel aufs Spiel und das häufig. Er hat mir gezeigt, wie lohnend es sein kann, wenn man bereit ist, alles zu geben, die eigene Stimme zu erheben, um die Leidenschaften zum Ausdruck zu bringen, die tief in uns verborgen liegen; offen zu sein, selbst infrage gestellt zu werden und auf höfliche Weise andere herauszufordern. Denn wenn man eine solche Abrechnung übersteht, ist man hinterher als Mensch stärker und dankbarer, weil man es überstanden hat.

Chips innerstes Verlangen und Streben nach Verbindungen haben auf natürliche Weise diese Gemeinschaft von Menschen geformt, denen er vertraut und die im Gegenzug ihm vertrauen. Menschen, denen er eine Chance gegeben hat und die ihm dieselbe Chance gegeben haben. Man kann es ein Netzwerk, eine Gemeinschaft, eine Heimmannschaft nennen. Diese Menschen standen uns in guten und in schlechten Zeiten zur Seite. Es sind Menschen, die mit uns Klartext reden und wissen, dass sie sich auf uns verlassen können.

Chips Herzenswunsch ist es, dass alle Menschen diese Erfahrung machen können. Deswegen hat er dieses Buch geschrieben. Es ist eine Art Liebesgeschichte im Stil von Chip. Es wird Ihre Perspektive auf die Probe stellen. Sie werden dadurch Ihre Ängste infrage stellen. Sie werden sich fragen, was Sie davon abhält, ein Leben voller reichhaltiger, authentischer Beziehungen zu führen. Aber das Buch wird Sie auch an all das erinnern, was in Ihrem innersten Wesen bereits heilig und auf außergewöhnliche Weise einzigartig ist. Und es wird Sie herausfordern, diese Teile Ihres Selbst mit einer Welt zu teilen, die begierig darauf ist, mehr darüber zu erfahren.

Ich bin jeden Tag dankbar dafür, durch Chips Augen einen Blick auf die Welt werfen zu können. Er erinnert mich daran, wie das Leben aussehen kann, wenn man bereit ist, sich mit Haut und Haar dem Glauben zu verschreiben, dass wir alle zu besseren Menschen werden, wenn wir einander vertrauen und zusammenarbeiten. Es ist diese Verschiebung der Perspektive, die mich nichts kostet, aber die Welt in strahlenderen, herrlicheren Farben erscheinen lässt. Und diese Sicht auf die Welt würde ich gegen nichts eintauschen wollen.

Joanna Gaines

KAPITEL 1

NO PAIN, NO GAINES

Ich glaube daran, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken. Damit meine ich tatsächliche körperliche Arbeit. Die Art von Arbeit, bei der einem vor Erschöpfung alles wehtut, die einen gleichzeitig aber mit Stolz erfüllt, wenn endlich der Kopf aufs Kissen sinkt. Das habe ich immer so gehandhabt. Es ist einfach ein Teil meiner Erbmasse.

Als ich noch ein Junge war, der sich in der Schule abmühte, stach ich auf diese Weise heraus. Vielleicht war ich nicht dazu bestimmt, die Schulabschlussrede zu halten, aber ich wusste, ich konnte mich immer auf meine Fähigkeit verlassen, härter zu arbeiten als alle anderen.

Seit meiner Kindheit habe ich unzählige Sommer damit verbracht, die Feinheiten jeder nur erdenklichen Sportart zu erlernen. Ich latschte mir von morgens bis abends die Füße platt, von Tür zu Tür, und verkaufte Bücher. Ich schnitt Bäume zurück und mähte ganze Hektar an Rasen von der Morgen- bis zur Abenddämmerung in der brütenden Texashitze. Heute renoviere ich 100 Jahre alte Häuser und versetze sie in ihren wunderschönen Originalzustand. Ich baue neue Häuser von Grund auf. Wenn ich schwitze und meine Muskeln schmerzen, fühle ich mich lebendig. Wenn ich am Ende des Tages nach Hause komme und mein Hemd und meine Stiefel sind sauber, komme ich mir komisch vor. Ich fühle mich unruhig, als hätte ich mir etwas verwehrt. Aber wenn ich physisch hart gearbeitet habe, wenn ich etwas gegeben habe und tatsächlich spüren kann, was es mich gekostet hat, dann ist das für mich gut investierte Zeit. Das sind die Tage, die für mich einen echten Wert haben.

Ich erinnere mich daran, wie mich mein Großvater J. B. als Zehntklässler auf der Highschool mit auf seine Ranch nahm. Ich sollte ihm helfen, ein paar Pfostenlöcher für einen Zaun zu graben, den er geplant hatte. J. B. musste noch eine Besorgung machen, also setzte er mich dort ab und sagte mir, ich solle mich an die Arbeit machen, bis er gegen Mittag wieder zurück sei.

Ich bin sehr wettbewerbsorientiert, versuche immer, mich zu beweisen. Das habe ich von meinem Vater. Wenn bei uns zu Hause die Post kam, gab es ein Wettrennen darum, wer sie zuerst ins Haus geholt hatte. Wenn wir eine Pizza bestellten, gab es einen Wettbewerb, wer sie am schnellsten aufessen konnte. J. B. zog mich immer damit auf, dass ich ein Junge aus der Stadt war. Als er mich also dort zurückließ, dachte ich mir: Dem werd’ ich’s zeigen. Jetzt grabe ich mal ein paar Löcher.

Wenn Sie schon mal eine spezielle Schaufel für Pfostenlöcher gesehen haben, dann wissen Sie, dass es kein sehr benutzerfreundliches Werkzeug ist. Man hat links und rechts von sich einen Schaufelgriff und unten zwei schmale Schaufeln, die aufeinandertreffen. Wenn man sie in die Erde stößt, zieht man diese beiden Griffe auseinander und das schließt die Lücke zwischen den beiden Schaufelblättern. Man schaufelt ein bisschen Erde damit auf und lässt sie neben das Loch fallen. Hört sich einfach an, denn man muss die Erde ja nicht zehn Meter weit schleppen. Man bewegt sie nur ein paar Zentimeter. Man schaufelt Erde, man lässt sie fallen. Das geht so lange, bis man etwa einen halben Meter tief ist. Dann hat man wegen der dünnen Schaufelblätter ein Loch, das etwa 15 bis 20 Zentimeter Umfang hat.

Ich machte mich an die Arbeit und merkte sofort, dass die Erde sich wie Beton anfühlte. Kein Problem, dachte ich. Man muss hierbei nicht viel nachdenken und braucht keine Strategie. Es ist einfach nur eine Menge harter Arbeit. Und wie man hart arbeitet, weiß ich.

Ich blieb also dran und als ich bei Loch Nummer vier war, brannten meine Arme. Die Erde, die ich schaufelte, war hart wie Fels. Bei Loch Nummer fünf spürte ich die Blasen, die sich langsam auf meinen Händen bildeten, und ich wusste, das würde noch laaange dauern. Der Aufprall, wenn die Pfostenlochschaufel auf die steinharte Erde traf, sorgte dafür, dass die Blasen juckten, bis sie schließlich platzten. Und als sie geplatzt waren, fühlte es sich nicht nur an, als müsste man sich Zentimeter um Zentimeter durch harten Beton graben, sondern auch, als müsste man das tun, während man ein brennend heißes Werkzeug hält und die Hände in Flammen stehen. Je mehr ich arbeitete und mich mit den Löchern abplagte, desto langsamer kam ich voran und desto weniger schien ich zu erreichen.

Ich hob den Kopf und sah die lange Reihe an Löchern, die noch zu graben waren. Es war gerade mal eine Stunde vergangen. Als ich anfing, dachte ich, ich hätte zu diesem Zeitpunkt bestimmt schon zwölf bis fünfzehn Löcher gegraben.

Ich musste etwa eine Viertelstunde auf Händen und Knien durchschnaufen. Ich war frustriert und es war mir unglaublich peinlich. Wo hatte ich mich da hineinmanövriert? Es waren noch ein paar Stunden, bis J. B. zurückkam, also stand ich auf und schleppte mich zum nächsten Pfosten. Möglicherweise standen mir ein paar Tränen in den Augen.

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Als J. B.s Pick-up-Truck wieder auftauchte, wurde ich rot. Ich hatte nur zehn Löcher gegraben, seit er mich am Morgen abgesetzt hatte.

Aber, wer hätte das gedacht – er hüpfte aus dem Pick-up, kam zu mir und sagte mir, was für großartige Arbeit ich geleistet hätte. Ich hatte nicht aufgegeben und deswegen war er stolz auf mich. Meine Blasen und meine schmerzenden Muskeln bewiesen, dass ich alles gegeben hatte.

Es wirkte vielleicht für mich nicht so, als hätte ich die Aufgabe toll erledigt, aber J. B. sah das anders. Trotz der beschämenden Anzahl an Löchern war meine Anstrengung schon Beweis dafür, wie hart ich gearbeitet hatte. Ich hatte vielleicht ein oder zwei Pfosten weniger geschafft, aber wissen Sie was? An diesem Abend ging ich stolz ins Bett und am nächsten Morgen war ich bereit, es wieder zu tun.

Wie ich Ihnen schon gesagt habe – ich komme gerne ins Schwitzen. Das war schon so, als ich noch ein kleiner Dreikäsehoch war, der sich für einen großen Macher hielt und Süßigkeiten und Capri-Sonne am öffentlichen Tennisplatz verkaufte oder seinen Eltern im Garten half. Später schwitzte ich jede Menge, als ich Runden ums Baseballfeld rannte und Überstunden in meine diversen kleinen Geschäftsideen steckte. Sie haben mich vermutlich schon schwitzen sehen, als Joanna und ich die Sendung Fixer Upper drehten. Dafür schäme ich mich nicht. Ich zucke nicht mal mit der Wimper, wenn ich Ihnen erzähle, wie es mir fast den Garaus machte, ein paar Pfostenlöcher zu graben. Darauf bin ich stolz. Schon immer wusste ich tief in meinem Innersten, dass harte Arbeit großartige Resultate bringt, auch wenn es nicht wirklich danach aussieht.

Joanna und ich haben unser gesamtes Leben auf dieser Einstellung aufgebaut. Wir haben Jahrzehnte an harter Arbeit und Ellbogenschmalz in das gesteckt, was wir tun, und nun widmen wir uns der vielleicht bisher härtesten Aufgabe: ein Fernseh-Network aufzubauen. Wir hatten noch ein paar Monate bis zum Launch, als mir klar wurde – und ich schwöre, es war so kristallklar, wie ich es Ihnen jetzt schildere –, dass dieses Medien-Network, das wir aufbauen, nicht ohne das Netzwerk an Menschen möglich gewesen wäre, die ihr Leben in Joanna und mich und die Arbeit, die wir tun, investiert haben. Einige, als wir jung waren, und andere, die heute an unserer Seite arbeiten. Ich sagte zu Jo: »Ich glaube, ich will ein Buch darüber schreiben, wie wir unser Netzwerk aufgebaut haben.«

Jo und ein paar wenige Leute aus unserem Verlagsteam haben freundlich darauf hingewiesen, dass es bereits eine Menge Bücher auf dem Markt über Networking gebe und ich würde hinzufügen, die meisten davon sind vermutlich von Menschen geschrieben worden, die viel schlauer sind als ich. Bücher, die mit Sicherheit eine Tonne sehr hilfreicher Tipps enthalten, aber die meisten dieser Bücher konzentrieren sich darauf, wie man netzwerkt. Dabei geht es um den Vorgang des Networking. Wie man in die Welt hinausgeht und die mächtigen Menschen trifft, die die eigene Karriere wie ein Turbo beschleunigen. Aber das ist überhaupt nicht das, worauf ich aus bin und auch nicht das, was Sie in diesem Buch finden werden. Ich bin mehr am Netzwerk an sich interessiert – der Gruppe von Menschen mit Herz und Leidenschaft, die leben und lieben und versuchen und scheitern, und die alle Seite an Seite neben einem stehen, während man das Gleiche tut.

Der Titel dieses Buchs sollte ursprünglich Ein Netzwerk bauen lauten. Aber ich kam immer wieder vom Kurs ab. Jedes Mal, wenn ich über mein eigenes Netzwerk an Menschen nachdachte, dachte ich über die Umstände nach, die uns zusammengeschmiedet hatten. Und das waren sicher keine »Networking«-Veranstaltungen gewesen.

Mein Netzwerk wurde durch eine Reihe kleiner Momente aufgebaut. Momente, in denen mir jemand Freundlichkeit statt Ärger entgegenbrachte und ich beschloss, diese Freundlichkeit weiterzugeben. Augenblicke, in denen jemand mir sagte, »das ist eben das Business« und ich mich weigerte, das zu glauben. Momente, in denen ich voll und ganz hinter jemandem stand und derjenige hinter mir, auch wenn es unvermeidlich so aussah, als ob wir verlieren würden. Gelegenheiten, bei denen ich mich jemandem gegenüber anständig verhalten wollte oder jemand dasselbe bei mir tat, auch wenn es alles andere als leicht war, das Richtige zu tun. Augenblicke, in denen jeder von uns den anderen hätte auflaufen lassen können, weil es gerade nicht passte, aber keiner es tat. Momente, in denen wir uns einbringen, statt uns zurückzuziehen. Momente, in denen eine authentische menschliche Beziehung wichtiger als alles andere auf der Welt war, als wir aufeinander setzten und nicht darauf, dass die Dinge eben ihren Lauf nahmen.

Diese Erfahrungen erforderten harte Arbeit. Es war manchmal schmerzlich. Aber Mensch, das war’s wert! Und ich dachte darüber nach, was diese flüchtigen Momente, in denen es unbequem, unangenehm und schmerzlich wurde, mir in meinem gesamten Leben eingebracht haben – ein Netzwerk an Menschen, denen ich vertraue und die mir vertrauen.

Im Leben von Jo und mir sind das Menschen, die sich dadurch hervorgetan haben, dass sie in guten und schlechten Zeiten zu uns hielten. Menschen, die uns daran erinnern, wer wir sind und was unsere Werte sind und die dafür sorgen, dass wir uns nicht mit weniger zufrieden geben. Menschen, die unser Vertrauen genießen, weil man sich auf sie verlassen kann, egal, was passiert. Menschen, die uns aufgerichtet haben und die wissen, dass wir dasselbe für sie tun würden.

Ein solches Netzwerk entsteht nicht einfach so. Zu sagen, dass es Ellbogenschmalz erfordert, wäre eine Untertreibung. Man muss an andere Menschen glauben. Man braucht Vertrauen. Es erfordert Hoffnung und jede Menge harte Arbeit. Nicht notwendigerweise die Art von Arbeit, die dafür sorgt, dass der Rücken schmerzt und die Hände schwielig werden, aber genauso harte, erfüllende Arbeit. Denn manchmal kann man von Menschen umgeben sein und sich immer noch alleine fühlen. Aber man arbeitet daran, eine Person zu finden, auf die man sich verlassen kann – die erste Verbindung ist geschaffen. Man arbeitet daran, jemand anderen zu finden, der an das glaubt, was man ist, nicht daran, was man für sie tun kann – eine weitere Verbindung entsteht. Es dauert nicht lange und man hat eine Reihe von Verbindungen zu Menschen, die einen unterstützen. Und diese Arbeit, wenn man sie denn tut, kann zu einem Netzwerk führen, das einen ein Leben lang trägt. Ein Netzwerk, wie der Zaun, den ich auf der Ranch meines Großvaters baute. Ein einzelner Pfosten ist vielleicht nicht viel wert und ihn aufzustellen war schmerzhaft, aber man verbindet ihn mit einem anderen Pfosten und dann noch einem, und was man dadurch erreicht, ist etwas Starkes, Verlässliches, etwas, das die Welt aus den Angeln heben kann.

FAZIT

Man bekommt, wofür man arbeitet.

KAPITEL 2

BLUECHIP

Ich hatte als Kind, als ich etwa zehn war, dieses tolle Poster. Es war das Foto einer Villa, die auf einem Hügel hoch über dem Ozean stand. Das Haus ragte als Silhouette vor einem neonfarbenen Sonnenuntergang empor, war von Palmen umgeben und hatte offensichtlich ein Vermögen gekostet. Aber die Villa war nicht der zentrale Punkt des Fotos. Diese Ehre ging an eine Garage mit fünf Stellplätzen, auf denen fünf verschiedene Luxusautos standen, eines toller als das andere. Die Bildunterschrift lautete: »Die Rechtfertigung für eine Hochschulbildung«. Und ich glaubte das. Ein Ferrari, ein Lamborghini, ein Porsche, ein Maserati, eine Corvette und ein großes Haus auf einem Hügel – welch bessere Art gab es, der Welt zu zeigen, dass man es zu etwas gebracht hatte?

Ich lag damals im Bett und fantasierte, wie es sein würde, hinaus zur Garage zu gehen und mir ein Auto auszusuchen und dann … und dann … nun, ich muss zugeben, an dieser Stelle endete die Fantasie mehr oder weniger schon. Ich verbrachte nicht viel Zeit damit, darüber nachzudenken, was ich machen würde, wenn ich all dieses Zeug besäße. Es schien mir schon genug, es zu bekommen.

Die Sache war die, ich hatte den Köder geschluckt. Die Art von Köder, der einem zu verstehen gibt, dass man nur dann Befriedigung verspürt, wenn man Sachen besitzt – Status, teure Dinge, einen super bezahlten Job. Das erschien mir nicht sehr erstrebenswert. Ich war nicht mal sicher, dass der Köder mir schmeckte, aber so, wie ich es sah, schmeckte er den meisten Erwachsenen um mich herum.

Mein Dad, der als Kind quasi nichts gehabt hatte, ackerte wie ein Tier, um uns ein Leben zu ermöglichen, in dem wir alles hatten, was wir brauchten. Im Lauf seiner Karriere hatte er ein paar Menschen getroffen, die anscheinend direkt auf die Villa auf dem Hügel zusteuerten. In der Rückschau standen sie vielleicht nicht mehr als ein oder zwei Sprossen über ihm auf der Karriereleiter, aber Dad und ich glaubten, sie wüssten ganz genau Bescheid. Die meisten von ihnen waren Mitglieder im örtlichen Country Club, zu dem ein beeindruckendes Gebäude auf einem weitläufigen Gelände gehörte, wo sich der unnatürlich grüne Rasen wie ein Willkommensfußabtreter unter ihren weichbesohlten Schuhen ausbreitete.

Ab und zu lud uns einer dieser Männer ein, einen Tag im Club zu verbringen. Man könnte vielleicht glauben, ich wäre gleich losgerannt und hätte Badehose und Sonnencreme geholt, aber statt Walkman und Badesachen schnappte ich mir Notizblock und Stift. Wissen Sie, ich war auf einer Mission, um herauszufinden, was nötig war, um selbst in dieses gelobte Land zu kommen. Ich sagte meinen Freunden, dass ich ins Schwimmbad gehen würde. Wir würden uns dort treffen. Unterdessen hing ich im Clubhaus herum und betrachtete die Menge und sobald sich eines der Alphamännchen von der Herde löste, stand ich vor ihm mit meinem kleinen Notizbuch, die Augen strahlend wie Sterne, und sagte: »Hallo, Sir. Mein Name ist Chip Gaines. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle?« Die Hälfte von ihnen dachte vermutlich, ich wäre Reporter bei der Schülerzeitung, aber die meisten ließen sich drauf ein.

Ich stellte also meine Fragen, zum Beispiel, wie sie dorthin gelangt waren, wo sie in ihrem Leben standen. Die Antworten, die sie gaben, waren nicht überraschend. Wahrscheinlich könnten Sie selbst eine Zusammenfassung davon schreiben. »Ich ging auf [hier den Namen der Elite-Uni einsetzen], wo ich meinem Abschluss in [wählen Sie ein Fach: Jura, Wirtschaft, Finanzwissenschaft, Medizin] machte. Nach dem Abschluss erhielt ich einen Job bei [hier den Namen eines landesweit operierenden Unternehmens einsetzen].« Das schrieb ich alles pflichtbewusst auf und dann stellte ich die Frage, die mich tatsächlich interessierte: »Erzählen Sie mir von Ihrer Leidenschaft und Ihrem Lebenszweck – dem, was Sie nachts wachhält und antreibt, wenn es hart auf hart kommt.«

Sie sahen mich an, die Augenbrauen hochgezogen, und fragten: »Was meinst du mit Leidenschaft und Lebenszweck? Ich habe einen guten Job gefunden. Solide. Verlässlich. Sicher. Schau dir an, wie weit es mich gebracht hat.«

Sicher hatten sie mich nicht verstanden. Ich versuchte, die Frage noch zehnmal umzuformulieren. Aber die Antwort war immer die gleiche: »So läuft das, Junge. Es hat für mich funktioniert und für den Herrn da drüben und die Dame auf der anderen Seite genauso. Wenn du all das willst, glaub uns – es wird für dich auch funktionieren.« Sie verloren nie ein Wort über Leidenschaft, Lebenszweck oder darüber, die Welt verändern zu wollen. Sie glaubten, ich wollte nur wissen, wie man in den Country Club kommt. Als Kind war ich verwirrt: Ich dachte, um in den Country Club zu kommen, braucht man Leidenschaft, ein Lebensziel und eine Chance, die Welt zu verändern.

Das Jet-Set im Country Club hatte ein Problem, das ich das »Messingringproblem« nenne. Kennen Sie den Ausdruck »nach dem Messingring greifen?« Es ist eine Anspielung auf alte Karussells, die einen Messingring an einer Stange hatten, den man zu schnappen versuchen konnte, während man im Kreis herumfuhr. Das Ziel war es, den Ring als Erster zu schnappen. Aber das Problem ist, wenn man so darauf konzentriert ist, den Ring zu schnappen, verpasst man alles andere, was vor sich geht – die Musik, die Familie und Freunde und die wilde Fahrt, die mal hierhin und mal dorthin geht. Also genau das, weshalb eine Karussellfahrt sich überhaupt lohnt. Die Leute, die ich interviewte, hielten alle den sprichwörtlichen Messingring in den Händen, aber ich fragte mich, ob sie vielleicht das verpasst hatten, was das Leben lebens- und liebenswert macht. Mir wurde langsam klar, wenn ich diesem Pfad folgte, würde ich den gleichen Messingring in Händen halten und denken: Dafür habe ich meine Karussellfahrt eingetauscht?

Ich hatte geglaubt, diese Leute hielten das Geheimnis des Universums in Händen. Ich dachte, sie wären in der Lage, mir den Weg zu einem Leben der Leidenschaft und des Erfolgs zu weisen, aber nun sagten sie mir, ich müsse wählen – es sei entweder das eine oder das andere. Doch was, wenn ich beides wollte? Wenn diese Menschen, die mir bis zu diesem Zeitpunkt als der Inbegriff des Erfolgs erschienen waren, mir nicht helfen konnten, meinen Weg mit Leidenschaft zu gehen, wer konnte es dann?

Das waren keine schlechten Menschen. Tatsächlich waren die meisten davon gute Familienmenschen und Führungspersonen in ihrer Gemeinde. Sie waren nur nicht bereit, einem wissbegierigen Kind, das nicht einmal alt genug zum Wählen war, eine Frage über den Sinn des Lebens zu beantworten. Wie man all das Zeug auf dem Poster bekommt, konnten sie mir umfangreich erklären, aber nicht, wie ich diese brennende Frage beantworten sollte: Wie sorge ich dafür, dass mein Leben etwas bedeutet?

Umso häufiger ich mir dieses dumme Poster ansah, desto mehr realisierte ich, dass ich nicht der Einzige war, den man angelogen hatte. Die Menschen, zu denen ich aufgesehen hatte, waren ebenfalls belogen worden. Man hatte uns glauben gemacht, das Zeug auf dem Poster sei das Ergebnis eines Lebens voller Sinn und Bedeutung. Ich glaubte, »Zeug« wäre gleichbedeutend damit, ein erfülltes Leben zu führen.

Was mich erschütterte, war, wie einheitlich ihre Antworten waren. Ich konnte keinen einzigen Menschen finden, der mir in die Augen sah und sagte: »Ich sage dir mal was, mein Junge, ich wache jeden Tag auf und fühle mich so lebendig, so inspiriert, von dem, was ich tue, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, dass ich mich unbedingt sofort an die Arbeit machen will und nicht erwarten kann, zu sehen, was mir die Welt als Nächstes anbietet. So bin ich hier gelandet.« Es war, als kämen sie alle aus derselben Fabrik. Keiner von ihnen schien beunruhigt durch die Tatsache, dass sie nicht besonders begeistert von ihrem Leben waren, denn sie sahen sich um und allen anderen schien es genauso zu gehen.

Ich habe das Bonmot gehört: »Man kann eine Person anhand der Leute beurteilen, mit denen sie sich umgibt.« Ich hatte es immer als Warnung gesehen, sich nicht mit den Falschen einzulassen – jenen jungen Leuten, die es schnell zu etwas bringen wollten und sich wenig Gedanken über Moral, Charakter oder Respekt zu machen schienen. Aber mir dämmerte langsam, dass da vielleicht noch eine andere Botschaft drinsteckte. Vielleicht bedeutete dieses Sprichwort, dass man eine Menge darüber sagen kann, wie ein Mensch das Leben angeht, wenn man sich das Netzwerk an Leuten ansieht, von dem derjenige umgeben ist. Das haute mich von den Socken. Mir wurde klar, dass ich mich nicht nur einfach in das Netzwerk einhängen konnte, das um mich herum existierte. Ich würde mir ein eigenes bauen müssen.

WAS IST IHR STATUS IM STATUS QUO?

Während wir damit beginnen, das alles gemeinsam herauszufinden, sollten wir eine Vorstellung davon haben, von welchem Punkt aus wir starten. Lesen Sie die unten stehenden Aussagen und kreuzen Sie diejenigen an, mit denen Sie übereinstimmen. Denken Sie nicht zu lange darüber nach, verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl.

A

B

□ Der ausgetretene Pfad ist aus einem Grund ausgetreten. Er ist der bewährte Weg zum Erfolg.

□ Wenn ich in der Spur bleibe, komme ich irgendwann da an, wo ich hinwill.

□ Sicherheit ist eine Bedingung für Glück.

□ Wenn ich genug Geld auf dem Konto anhäufe, habe ich meinen Lebenszweck erreicht.

□ Wenn ich heute weiß, was morgen passiert, fühle ich mich besser.

□ Es ist aufregend, ein Risiko einzugehen.

□ Der Fehlschlag ist ein alter Freund, ich heiße ihn willkommen.

□ Ich suche jeden Tag nach Augenblicken der Kreativität, Originalität, Leidenschaft und des Lebenssinns.

□ Manchmal steht das Verfolgen von Zielen einem angenehmen Leben im Weg.

□ Gegen den Strom zu schwimmen, bringt einen am besten voran.

Wenn Sie mehr Kästchen in Spalte B als in Spalte A angekreuzt haben, hoffe ich, dass dieses Buch Sie dazu anregt, in die Welt hinauszugehen und ein paar Mauern einzureißen. Wenn Sie mehr Kästchen in Spalte A als in Spalte B angekreuzt haben, will ich Sie bitten, sich einen offenen Geist zu bewahren, da ich Ihnen zeigen will, wieso Sie einige dieser Ansichten infrage stellen sollten. Ich hoffe, wenn ich damit fertig bin, schlägt Ihr Herz ein wenig schneller.

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Beim Aufbau meines eigenen Netzwerks stellte ich fest, dass es nicht immer leicht ist, Leute zu finden, die einem den Rücken decken – die mir vertrauten, wenn ich etwas machte, von dem mir klar war, dass ich es tun musste, auch wenn die Hälfte der Zeit von »was ich tun musste« eher klang wie »ich habe eine oder zwei Schrauben locker«. Das sind die Leute, die mir zutrauten, ein Risiko eingehen zu können, zu scheitern und beim nächsten Mal auf bessere Art und Weise zu scheitern. Menschen, die nicht mit der Wimper gezuckt hätten, wenn ich aufs Empire State Building gestiegen wäre, die Aussicht bewundert und dann gesagt hätte: »Jetzt lass uns ein größeres bauen.« Aber es gibt diese Menschen da draußen. Man muss nur wissen, wonach man suchen muss.

Es gibt einen Chor von Leuten, die einem den ganzen Tag in den Ohren liegen mit den Vorteilen einer privaten Altersvorsorge, einer Festanstellung und einer vollfinanzierten Altersvorsorge. Diese Stimmen können es Ihnen schwermachen, Ihre eigene Stimme nicht übertönen zu lassen. Ich verstehe auf jeden Fall, wieso einige Menschen auf diesen Chor hören. Dieser Chor ist laut. Aber wie Ralph Waldo Emerson gesagt hat:

»Keiner von uns wird jemals etwas Außergewöhnliches oder Eindrucksvolles vollbringen, wenn er nicht auf dieses Flüstern hört, das nur er alleine hören kann.«1

Ich kann Ihnen sagen, dass es dieses Flüstern gibt. Sie müssen nur darauf hören.

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Ich glaube, dass wir alle der Welt etwas bieten können – jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Wenn wir uns mit Menschen umgeben können, die diese Botschaft verstärken, statt sie zum Verstummen zu bringen, können wir das Flüstern in ein Brüllen verwandeln.

Das ist es, was mir bei den Leuten im Country Club so sauer aufgestoßen war. Sie waren nicht in der Lage gewesen, das Flüstern über den rhythmischen Gesang der Menge hinweg zu hören. Es war, als würden sie der Menge so genau folgen, dass sie das Leben eines anderen lebten. Oft genug unterdrücken wir unsere eigenen einzigartigen Wünsche, weil das, was wir wollen, nicht »weise« sei oder »man damit kein Geld verdienen« könne. Oder wir halten uns ewig damit auf, herauszufinden, wie unsere Leidenschaften und unser Lebenszweck überhaupt aussehen und vergessen, den ersten Schritt zu gehen.

Früher war es ungewöhnlich für Menschen, ihr Haus zu verlassen, um nach ihren Passionen zu suchen. Wenn man das Kind eines Bauern war, sollte man gefälligst Leidenschaft für die Landwirtschaft haben. Man stand jeden Morgen auf, ging hinaus in den Stall und molk die Ziegen, nicht weil einem das Herz dafür brannte, sondern weil es das Überleben der Familie sicherte. Es war nicht kompliziert. Man musste seine Eltern nicht um 10 000 Dollar anpumpen, damit man mit dem Rucksack auf dem Rücken und Flipflops an den Füßen durch Europa wandern konnte, um herauszufinden, ob man dazu bestimmt war, Ziegeneuter zu drücken oder nicht. Man tat es einfach.

Aber irgendwann entwickelten wir uns weiter. Plötzlich hatten wir so viele Möglichkeiten. Plötzlich hatten wir die Wahl. Wenn man will, kann man Arzt werden, Anwalt, Programmierer, Zimmermann, Designer, Kammerjäger, Ingenieur, Bauunternehmer, Lehrer, Blogger oder man kann etwa sechs Millionen andere Berufe ergreifen. Möglichkeiten sind etwas Tolles! Aber unendliche Möglichkeiten können einen lähmen. Es ist, als hätten wir noch einen Kater, nachdem wir aufgewacht und die »guten alten Zeiten« vorbei sind, und bräuchten jemanden, der uns sagt, welchen Pfad wir wählen sollen. Wir haben immer noch keine Möglichkeiten gefunden, unsere Leidenschaften außerhalb der Erwartungen unserer Familie und der Gesellschaft zu bestimmen. Eine ganze Reihe neuer Erwartungen hat die alten Traditionen ersetzt. Statt Bauer zu werden, weil das die gesamte Familie seit Generationen gemacht hat, haben Sie eine Reihe Ziele verfolgt, von denen jeder meinte, sie seien es wert, angestrebt zu werden – ohne überhaupt darüber nachzudenken, wieso Sie das tun, oder herauszufinden, wer oder was dafür gesorgt hat, dass Sie den Kurs geändert haben.