Du machst die Augen auf
und hast das Licht der Welt erblickt.

Du lebst auf diesem Stern,
von nun an gibt es kein Zurück.
Mit jedem neuen Tag
lernst du ein bisschen mehr dazu,

siehst Licht und Dunkelheit
und kommst noch lange nicht zur Ruh.

Du brauchst ein Lied, das dich begleitet,

und ein Herz, das für dich schlägt,

brauchst ein Feuer, das dich leitet,
und ein Wort, das dich bewegt.

Du brauchst ein Lied, das dich begleitet,

und ein Licht in dunkler Nacht
und am Himmel einen Stern,
der über deine Träume wacht.

Aus manchem tiefen Tal
willst du hinauf ans helle Licht,
und auf dem höchsten Berg
erstarrt vor Kälte dein Gesicht.
Du fährst hinaus ans Meer
und willst die Wellen tanzen sehn,

und manches stolze Schiff
siehst du im Sturm zu Grunde gehn.

Dann hast du selbst ein Kind
und willst ihm manches Leid erspar‘n,

doch einmal kommt der Tag,
wo es sich selbst nur helfen kann.

Dann geht es seinen Weg,
denkt dann und wann an dich zurück

und braucht, genau wie du,
ein bisschen Mut, ein bisschen Glück.

»Was bleibt?«

Diese Frage, die sich bestimmt viele Autoren in ihrem späteren Lebensabschnitt stellen, bewegte auch mich zunehmend, seit zu meinem 60. Geburtstag das CD-Album Leben ist mehr erschienen ist. In den letzten Jahren habe ich intensiv nach Antworten gesucht und einige gefunden, zum Glück auch viele Zeichen der Zuversicht, die nun in diesen Erinnerungen spürbar werden sollen.

Dies ist kein akribisch zusammengetragener Lebenslauf, eher ein Hineinleuchten in persönliche Erlebnisse und Beweggründe meiner Arbeit, ein Eintauchen in Beispielhaftes und Denkwürdiges. Das soll in mehreren Zeitreisen durch die verschiedenen Wirkungsfelder meines Lebens geschehen. Ich war nie ein großer Anekdotenerzähler und komme mir als Autor ohne meine Melodien ein bisschen vor wie ein Vogel mit zu kleinen Flügeln. Es sei dennoch gewagt.

Klein ist groß

Was zieht mich hin zu den Kleinen? Warum habe ich schon mit zwölf Jahren als Hausaufgabe die Geschichte »Kunibert, die Waldameise« und mit 18 Jahren für meine Schülerband das Lied Blow-up Machine geschrieben? Gut, mein Vater war klein, nur 1,68 Meter. Seinen Spruch »Die Kleinen sind nicht nur dazu da, die Großen am A… zu lecken«, haben meine Geschwister und ich in unserer Kindheit mehr als einmal gehört, und das Lied »Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere« von Peter Alexander haben wir alle zusammen gern gesungen. Dass mich kleine Länder wie die Schweiz, Island, Schottland oder Lettland faszinieren, dass ich mich in kleinen Räumen immer am wohlsten fühle, das mag tief blicken lassen. Im Kleinen liegt das Geheimnis der Welt ebenso verborgen wie im Großen. Das Kleine offenbart alle Wunder unserer Existenz, ist immer wieder Ausgangspunkt für große Erkenntnisse. In jedem Samen ist alles angelegt, das zu seiner vorbestimmten Größe wachsen kann. In Kindern ist alles angelegt, was Menschsein bedeutet. In unseren Kindern all das zu lieben, was aus ihnen werden könnte, die Hand helfend, schützend und auch mal warnend für sie bereitzuhalten, ihnen gangbare Wege aufzuzeigen und sie schließlich mit Vertrauen und Zuversicht loszulassen, das ist für mich Elternliebe. Meine Frau und ich haben uns bemüht, bei unseren drei Kindern diesem Anspruch gerecht zu werden, und wir vertrauen auf die Kräfte, die sich nun in ihnen als Erwachsene zeigen.

Der Blick auf das Kleine will gelenkt sein, das Große macht von allein auf sich aufmerksam. Kinder zu beobachten und zu verstehen, will geübt sein. Ich habe mit gesunden, lebensfrohen, aber auch mit schwerstbehinderten und sterbenden Kindern gesprochen und gesungen. Ich habe von autistisch-stummen Kindern gemeinsam mit ihren Eltern das erste gesungene Wort gehört. Kein Erwachsener konnte mir auf so einfache und eindringliche Weise verdeutlichen, um was es im Kern unserer Existenz geht. Aus dieser Erkenntnis heraus widme ich dieses Buch auch denjenigen Menschen, die sich in ihrem Beruf aus vollem Herzen für Kinder einsetzen – sei es im Kindergarten, in der Schule, in Chören oder anderen Musikgruppen, in Einrichtungen der Kinderbetreuung oder auch in den Projekten unserer Stiftung »Kinder brauchen Musik«. Ein herzlicher Gruß geht an alle Menschen, die mit meinen Liedern Kind waren und es später gewagt haben, selbst Eltern zu werden und damit der Zukunft eine Chance zu geben.