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Über die Autorin

Aleida Assmann, geb. 1947, ist Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Mitgliedschaften in Akademien, Fellowships und zahlreiche Gastprofessuren im Ausland belegen ihr internationales Renommee. Bei C.H.Beck erschien von ihr bereits «Erinnerungsräume» (5. Auflage 2011).

Schluss: Der lange Schatten

Vor zwei Jahrzehnten schrieb der Historiker Christian Meier nach den Gedenkfeierlichkeiten von 1985 und dem Historikerstreit von 1986 eine eindringliche, kritisch-reflektierende Anamnese unter dem Titel: Vierzig Jahre nach Auschwitz.[1] Sein Bekenntnis zur Erinnerung ist nach weiteren zwei Jahrzehnten nur zu bekräftigen. Was sich seitdem allerdings geändert hat, ist der historische Standort. Sind wir heute von Auschwitz weiter entfernt? Wie sieht das die jüngere Generation? Hier die Stellungnahme eines 1962 Geborenen: « ‹Wir spüren nichts› – das ist die bestürzende, aber schlicht zur Kenntnis zu nehmende Realität der deutschen Holocaustemotionalität im Jahr 2005. Die Zeit des emotionalen ‹Gedenkens› ist unwiderruflich vorbei.»[2] Joachim Landkammer beruft sich auf das «unaufhaltsame Verschwinden der Vergangenheit» und betont, dass nur ein «abstrakter Idealismus» die Realität der fortschreitenden Erosion der Erinnerung durch den Zahn der Zeit verkenne. Er hält den «Faktor Zeit», «die unaufhaltsam progressive Distanznahme» für die effektivste Form der deutschen Vergangenheitsbewältigung (55).

Dem widerspricht allerdings, dass in den letzten zwei Jahrzehnten eine nationale und transnationale ‹Erinnerungslandschaft› entstanden ist, die den Holocaust zumindest in westlichen Staaten als einen zentralen gemeinsamen historischen Bezugspunkt etabliert hat. Was noch vor zwei Jahrzehnten Sache eines lebendigen Gedächtnisses gewesen ist und deshalb noch wesentlich von der Bereitschaft der Individuen abhing, sich erinnern zu wollen oder auch nicht, ist heute in ein potentiell sehr langfristiges kulturelles Gedächtnis übergegangen, das diese Erinnerungen in vielfältigen Formen und an vielen Orten befestigt hat. Der lange Marsch einer Bürgerinitiative, der Ende der achtziger Jahre gegen viele Widerstände begonnen wurde, mündete 2005 in die Realisierung des zentralen Holocaust-Denkmals in Berlin in der Obhut des Staates. Was ist bei diesem langen Marsch auf der Strecke geblieben? Hat sich, wie Landkammer unterstellt, bei der Verwandlung des kommunikativen in ein kulturelles Gedächtnis die mit dieser Geschichte verbundene Emotionalität aufgelöst? Ist eine gesellschaftliche Erinnerungskultur, die stark mit dem Engagement der 68er-Generation verbunden war, in eine abstrakte Geschichtspolitik übergegangen?

Die These von der Ent-Emotionalisierung der NS-Geschichte entspricht wohl eher einem Wunsch als einer Beschreibung dessen, was derzeit zu beobachten ist. Wie wir gesehen haben, geht mit dem nicht nur in Deutschland, sondern sich überall auf der Welt verbreitenden ‹memory boom› eine starke Emotionalisierung der Geschichte einher. Indem diese Geschichte aus der ausschließlich professionellen Zuständigkeit der Historiker herausgetreten ist und zunehmend auch in Mediendebatten und Ausstellungen, Autobiographien und Familienromanen, Videozeugnissen und Installationen sowie Doku-Shows und Spielfilmen verhandelt wird, ist es zu einer ungekannten Emotionalisierung der Geschichte gekommen. Dass es in der Bevölkerung möglicherweise immer größere Gruppen gibt, die mit dieser Geschichte nichts mehr anfangen können, bedeutet noch keineswegs, dass diese heiße Zone der Erinnerung inzwischen erkaltet ist. Denn es ist abwegig anzunehmen, dass ein geschlossenes Wir der deutschen Nation Träger dieser Erinnerung wäre; diejenigen, die sich mit der Erinnerung auseinandersetzen, sind immer nur Einzelne oder Gruppen, die sich in der Gesellschaft über die Generationen und Schichten verteilen.

Wir sind, gemessen an dem Manifest von Christian Meier vor zwanzig Jahren, von Auschwitz zwar nicht weiter entfernt, aber der Holocaust ist für uns heute in ungleich stärkerem Maße mediatisiert. Wir stehen ihm nicht mehr als einem reinen Bewusstseinsinhalt gegenüber, sondern beziehen uns immer schon auf Formen seiner Repräsentation und Vergegenwärtigung. Wir stehen dem Unfasslichen nicht Aug in Aug gegenüber, sondern sind Teil einer Welt, die von dieser Erinnerung zentral geprägt ist. Erinnerung ist Appräsentation und Repräsentation, und damit zugleich Vermittlung und Verarbeitung. Weitergegeben werden niemals Erlebnisse, sondern nur deren Verarbeitung in sprachlicher oder bildlicher Gestalt; wir reagieren nicht auf historische Fakten, sondern immer schon auf Darstellungen, Deutungen und Bewertungen von Fakten. Ein Schwerpunkt dieses Buches gilt deshalb dieser Ebene der Mediatisierung als Grundlage der Verbreit(er)ung und weiteren Entwicklung der Geschichtserinnerung.

Für diese Ebene des vermittelten Vergangenheitsbezugs stehen nicht zuletzt die beiden im Untertitel dieser Studie zusammengeführten Begriffe der Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. Beide überlappen sich, erfassen jedoch auch ein unterschiedliches Spektrum von eher informellen, sich wandelnden und heterogenen bis hin zu stabileren und institutionalisierten Formen des Erinnerns. Die Politologen Leggewie und Meyer haben den Begriff ‹Geschichtspolitik› eingeführt, um ihre eigene Forschung pointiert von eher geistes- und kulturwissenschaftlichen Ansätzen abheben zu können, die sich (wie der Sonderforschungsbereich Gießen) unter dem Stichwort ‹Erinnerungskulturen› sammeln.[3] Mit dem Stichwort ‹Geschichtspolitik› konzentrieren sich die Politologen auf eine Dimension, die in den Geisteswissenschaften notorisch vernachlässigt wird: Es geht ihnen um Fragen der Organisation, Finanzierung, Verwaltung, Bürokratie und vor allem um die politischen Entscheidungsprozesse, «die Gedächtnisstrukturen und Erinnerungsleistungen mitbestimmen, vor allem in modernen, pluralistischen Gesellschaften, in denen Gedenken und Erinnern nicht von oben verordnet werden kann und reflexiv (selbstbezüglich) geworden ist.»[4]

Die Begriffe ‹Erinnerungskultur› und ‹Geschichtspolitik› werden nicht selten wertend gegeneinander abgesetzt. In dieser Konstellation ist ‹Erinnerungskultur› der positiv besetzte Begriff, der bottom up einen unabhängigen, zivilkulturellen Umgang mit Erinnerung bezeichnet, während ‹Geschichtspolitik› mit einer top down verordneten und gewaltsam homogenisierenden Form des Erinnerns gleichgesetzt wird. Diese Gegensatz-Konstruktion eignet sich, wie Jutta Scherrer gezeigt hat, ausgezeichnet für Russland. Hier haben wir es mit einer staatlich gelenkten Geschichtspolitik zu tun, die auf innere Einheit und eine «sinnstiftende Darstellung Russlands als Großmacht orientiert» ist, der die staatlich unabhängige und inzwischen immer mehr gefährdete Organisation Memorial gegenübersteht, die sich der unangenehmen Erinnerungen durch Aufarbeitung des stalinistischen Terrors annimmt.[5]

Oft wird unter ‹Erinnerungskultur› allgemeiner das Ensemble der Formen und Medien einer kulturellen Mnemotechnik verstanden, mit deren Hilfe Gruppen und Kulturen eine kollektive Identität und Orientierung in der Zeit aufbauen, während ‹Geschichtspolitik› mit ‹Instrumentalisierung von Vergangenheit› gleichgesetzt wird. Der Begriff ‹Instrumentalisierung› ist kein analytischer, sondern ein polemischer Begriff, der etwas markiert, wovon man sich automatisch distanziert oder abwendet. Peter Novick hat diesen Sprachgebrauch kritisch in Frage gestellt, indem er darauf hinwies, dass es gar keine kollektive Erinnerung ohne Instrumentalisierung gäbe. Da Erinnerungen stets gewählt und gestaltet werden, werden mit ihnen ja immer schon Zwecke verfolgt, die im Dienste der Gegenwart und Zukunft stehen.[6] Erinnerungen schaffen Legitimation, stiften Vergemeinschaftung, sind die Grundlage eines mehr oder weniger kritischen Selbstbildes und verhindern nicht zuletzt andere Erinnerungen. Es genügt deshalb nicht, Formen des Erinnerungsgebrauchs mit dem Stichwort der ‹Instrumentalisierung› zu diffamieren; vielmehr ist ein spezifischer Missbrauch vom Gebrauch der Erinnerung abzuheben.

Ein klarer Missbrauch, darin sind sich heute die meisten einig, besteht darin, die Toten der Geschichte nachträglich zu Agenten der eigenen Sache und zum politischen Verstärker eigener Zwecke und Ziele zu machen. Von Instrumentalisierung der Geschichte im negativen Sinne können wir aber auch sprechen, wo mit Ad-hoc-Argumenten aus der Geschichte die eigenen politischen Ziele legitimiert werden. Im Februar 2006 hat Angela Merkel zum Beispiel auf der Münchner (!) Sicherheitskonferenz mit Blick auf die Drohungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad vor ‹Appeasement› (Beschwichtigung) gewarnt. Mit diesem Stichwort erinnerte sie implizit an die britische und französische Politik der Zugeständnisse gegenüber Nazi-Deutschland 1938, dem Jahr der Annexion der sudetendeutschen Gebiete in der damaligen Tschechoslowakei.[7] Der Golfkrieg im Jahr 1990 und der Irakkrieg im Jahr 2002 waren von Vater und Sohn Bush jeweils mit dem Stichwort ‹Appeasement› legitimiert worden. Damit wird eine Parallele zwischen dem irakischen bzw. iranischen Präsidenten und Hitler gezogen, die weitere Diskussionen und Verhandlungen unterbindet und den Krieg moralisch zum einzig angemessenen Mittel macht.

Das von Merkel in die Diskussion gebrachte Stichwort war gut gemeint. Es reflektiert die Position deutscher Politik, sich in allen Stücken von der negativen Vorgeschichte der Bundesrepublik absetzen und unterscheiden zu müssen. Der politische Imperativ lautet: nie wieder Appeasement, nie wieder durch Arglosigkeit oder Opportunismus einer entsprechenden Entwicklung Vorschub leisten. Der Imperativ ‹Nie wieder› suggeriert, dass sich die Geschichte wiederholt und daß man diese Wiederholungen vermeiden kann. ‹Nie wieder› ist auch der moralische Imperativ der Auschwitz-Pädagogik. So klar diese Direktive ist, so unklar ist jedoch ihre Anwendung im Einzelnen, denn aus der Geschichte heraus sind grundsätzlich keine glasklaren Lehren zu destillieren. So haben mit Berufung auf Auschwitz deutsche Politiker für und gegen den Einsatz der Bundeswehr im Kosovo argumentiert: wegen der deutschen Aggression im Zweiten Weltkrieg nie wieder deutsche Militäreinsätze, und wegen Auschwitz nie wieder deutsche Gleichgültigkeit gegenüber Völkermord. Michael Jeismann hat ernüchternd darauf hingewiesen, dass die feste Entschlossenheit zum ‹Nie wieder› bisher keine neuen historischen Katastrophen abzuwenden vermochte.[8] 1994, als der Film Schindlers Liste von Steven Spielberg in den Kinos anlief, starrte die Welt voller Entsetzen auf den Völkermord an der Bevölkerungsgruppe der Tutsi in Ruanda; 1995, als die Ausstellung ‹Verbrechen der Wehrmacht› gezeigt wurde, kam es gleichzeitig in Srebrenica zum Genozid, als bosnische Serben bosnische Muslime abschlachteten.

Das Appeasement-Stichwort ist nur ein idealtypisches Beispiel für Geschichtspolitik. Viele Nationen stehen im Banne von Schlüsselereignissen ihrer Geschichte, durch die hindurch sie die jeweils gegenwärtigen Herausforderungen wahrnehmen und die ihnen die normativen Vorgaben ihres Handelns diktieren. Solche tief eingeprägten und langfristig prägenden historischen Erinnerungen bilden die kulturellen Schemata, durch die hindurch die Wirklichkeit auf eine mehr oder weniger zwanghafte Weise verarbeitet wird. Der Begriff ‹Instrumentalisierung› ist dabei irreführend, denn diese Assoziationen stellen sich geradezu reflexartig ein und bestimmen, wenn keine distanzierende historische Selbstaufklärung dazwischentritt, die Orientierung. Nationen, die die Herausforderungen der Zukunft immer wieder im Lichte bestimmter neuralgischer Schlüsselereignisse deuten, sind noch nicht aus dem Bann (um nicht zu sagen: Schatten) ihrer Geschichte herausgetreten. Um diese Dynamik zu überwinden, müssen sie sie nicht vergessen, aber doch so umformen, dass die Vergangenheit ihren alles andere überbietenden Appellcharakter und damit die Dominanz über die Gegenwart verliert. Erinnerungen, mit anderen Worten, sind sowohl eine Sache aktiver Formung als auch passiver Prägung. Der Begriff der Instrumentalisierung suggeriert, daß die Gegenwart die Vergangenheit fest im Griff hat, aber die Vergangenheit – und zumal eine traumatische – hat auch die Gegenwart im Griff. Nicht wir haben sie, sondern sie hat uns.

Erinnerungen, sowohl auf der individuellen als auch auf der kollektiven Ebene, sind nicht immer wohltätig, sondern auch der Stoff, aus dem Konflikte und aggressive Mythen gemacht sind. Sie sind sowohl gefährlich als auch überlebenswichtig; sie sind ein Mittel zur Schürung von Gewalt als auch ein Mittel der Pazifizierung und Gewaltprävention.[9] So wie es das Anliegen der Psychotherapie ist, die die Entwicklung des Individuums hemmenden Erinnerungen zu neutralisieren und in positive Kräfte zu überführen, muss es das Anliegen kulturwissenschaftlicher Forschung sein – und das bildet einen weiteren Schwerpunkt dieses Buches –, die gefährliche Dynamik kollektiver Erinnerungskonstruktionen bloßzulegen und Kriterien zu entwickeln, an denen sich die negativen Kräfte objektivierend messen lassen. Hier sind einige solcher Fragen, die an Erinnerungskonstruktionen zu stellen sind:

– Geschlossenheit oder Offenheit: Können sie es mit der historischen Wahrheit aufnehmen, oder verschließen sie sich vor ihr?

– Einseitig oder inklusiv: Wie viel Widerspruch können sie integrieren?

– Egozentrik oder Verträglichkeit: Wie gehen sie mit den Nachbarn um?

– Heroisierung und Victimisierung: Stehen sie ausschließlich im Zeichen der Ehre, oder kreisen sie ausschließlich um die Opferrolle?

– Externalisierung oder Internalisierung: Wird Schuld abgewehrt oder angenommen?

Wir haben mehrfach von einer ethischen Wende in der Erinnerung gesprochen, die zugleich eine Wende von der heroischen zur postheroischen Erinnerung ist. Mit ‹postheroisch› ist die große Bedeutung des Traumabegriffs gemeint, der nach einer langen Erinnerungsgeschichte der Selbstglorifizierung zum ersten Mal den Status des wehrlos passiven Opfers privilegierte. Mit der Holocausterinnerung wurde eine neue Phase der Auratisierung der Opfer eingeleitet, die einen neuen Zugang zur Gewaltdimension der Geschichte eröffnete (man denke an die aus Afrika entführten Sklaven oder die kolonisierte Urbevölkerung verschiedener Kontinente) und schließlich in eine Konkurrenz um die Opferrolle mündete. Der Höhepunkt dieser Phase ist möglicherweise schon wieder überschritten. Der Begriff ‹postheroisch› kann aber auch für eine Entmoralisierung des Erinnerungsdiskurses stehen. In diesen Kontext gehört der Begriff des ‹Erinnerungsmanagements›, der rein pragmatisch ausgerichtet ist und eine Wende vom Erinnerungsstil der 68er-Generation, die von Betroffenheit und Schuldbewusstsein geprägt war, zu einem coolen und ‹ideologiefreien› Umgang mit Erinnerungskonstruktionen der jüngeren Generation vollzieht: «Der Umgang mit den unerfreulichen Aspekten einer Geschichte muß auf jeden Fall irgendwie ‹gemanagt› werden; die Lösung dieses Problems erfolgt nicht im Hinblick auf einen zukünftig herzustellenden kollektiven Bewusstseinszustand, sondern ist orientiert an der Bewältigung konkret vorliegender, gegenwärtiger Aufgaben der Konfliktvermeidung und Normalisierung der gesellschaftlichen Kommunikations- und Verkehrsverhältnisse.»[10]

Daß in der Erinnerung an den Nationalsozialismus eine «Restgröße an Verstörung» bleibt, darüber kann auch dieser flotte Pragmatismus nicht ganz hinweggehen. «Es ist nicht üblich», schrieb Christian Meier, «dass eine Vergangenheit nach mehr als vier Jahrzehnten immer noch eine Gegenwart in ihrem Bann hält.»[11] Diese Unüblichkeit, die Anomalie, die den Haushalt von Erinnern und Vergessen durcheinander gebracht hat, hängt mit der «Ausnahmsartigkeit» des Verbrechens zusammen, für das der Name Auschwitz steht. Das universale Bild für diesen Bann einer Vergangenheit, «die nicht vergeht», ist der Schatten. Kein anderes Bild ist im deutschen Erinnerungsdiskurs so allgegenwärtig, was sich nicht zuletzt in einer Fülle ähnlich klingender Buchtitel niederschlägt.[12] Schatten bedeutet nicht nur ‹nachhallende Präsenz›, sondern auch Verdunklung und Verdüsterung. Noch einmal Meier: «Sowenig Auschwitz (…) das Ziel der deutschen Geschichte gewesen sein kann, so sehr wirft es nachträglich seinen schwarzen Schatten darauf.»[13]

Wann werden wir aus dem Schatten der NS-Zeit und des Holocaust heraustreten? Denen, die so fragen, hat Christian Meier schon vor zwanzig Jahren entgegnet: «Nein, wir werden ein unbefangenes Verhältnis zu unserer Geschichte nicht wiedergewinnen. Selbst das Bewusstsein ihres Reichtums wird immer überschattet bleiben.» (73) Verstehen wir unter ‹Schatten› die nachwirkende Präsenz der traumatischen Vergangenheit, so werden wir mit ihm leben müssen. Da der Holocaust ein Quantensprung in der Menschheitsgeschichte des Bösen war, müssen wir fortan mit dieser nicht mehr rückgängig zu machenden Verdunklung unseres Menschenbildes leben und als Deutsche die historische Verantwortung dafür annehmen. Diesen Sprung in der Geschichte zu kennen hat nichts mit ‹grausigem Erinnerungsdienst› (Martin Walser) zu tun, sondern ist fortan ein Gebot der historischen Bildung. Diejenigen, schreibt Susan Sontag, «die immer wieder überrascht sind über das real existierende Ausmaß an Niedertracht, die entsetzt (und ungläubig) sind, wenn man sie mit dem konfrontiert, was Menschen anderen Menschen für schreckliche Grausamkeiten antun können, haben noch nicht das Stadium moralischer oder psychologischer Reife erreicht.»[14]

Unter ‹Schatten› dürfen wir allerdings nicht Zukunftslosigkeit, verdüsternde Melancholie oder gar Selbsthass verstehen. Eine ‹negative Erinnerung› ist keineswegs mit einem ‹negativen Selbstbild› gleichzusetzen. Die negative Erinnerung ist in das Fundament des deutschen Staats eingebrannt. Dieses Stigma ist jedoch in positive und zukunftsweisende Wertekonvertierbar: in die Affirmation von Menschenrechten, die in die Präambel des Grundgesetzes eingegangen ist. Die in brutalster Form vollzogene Aufkündigung menschlicher Solidarität ist in den positiven Wert der Anerkennung des anderen zu übersetzen. Es sind diese Grundwerte (und nicht allein die von Fleiß, Tüchtigkeit und Effizienz), mit denen sich unser Land wieder in die Gemeinschaft der zivilen Nationen eingereiht hat und an denen es in der Zukunft gemessen wird.

«Was einst Jubel war und Jammer, soll nun Erkenntnis werden», schrieb Jacob Burckhardt in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Vertrauen darauf, daß die rationale Geschichtsschreibung die Emotionen der historischen Akteure überwinden werde.[15] Am Anfang des 21. Jahrhunderts erleben wir eher das Gegenteil; mit dem wachsenden Interesse am Gedächtnis geht eine Wiederaufladung der Geschichte mit Gefühlen einher, die heute (abgesehen von WM-Euphorie) weit mehr mit Jammer als mit Jubel zu tun haben. Wenn wir fragen, wie lange dieser Schatten wohl noch anhält, finden wird darauf eine Antwort bei einem anderen Denker des 19. Jahrhunderts: «Was nicht aufhört wehzutun, bleibt im Gedächtnis. Das ist das Gesetz der ältesten kulturellen Mnemotechnik.»[16] Dieser Satz Nietzsches gilt insbesondere für die Opfer, und sie sind es, die der Erinnerung ihr Maß geben. Was die Opfer nicht vergessen können, das dürfen die Nachkommen der Täter nicht vergessen. Deshalb gilt noch eine Weile, was der Künstler Horst Hoheisel in dem eingangs zitierten Interview gesagt hat: «Wenn man durch das Brandenburger Tor geht und die Staatsgäste aus aller Welt dort hinführt und das Tor benutzt, um eine neue nationale Identität zu gründen, dann muß man eben dieses andere Tor, das man wegschieben will und das ganz weit weg in Polen steht, das muß man mitdenken, mitsehen, mitspüren.»

Anmerkungen

Einleitung: Triumph und Trauma

1 «Gespräch mit Horst Hoheisel», in: Staffa, Spielmann, Nachträgliche Wirksamkeit, 254.

2 Seibt, «Brandenburger Tor».

3 Koselleck, «Formen und Traditionen des negativen Gedächtnisses», 22.

4 Ebd., 23.

5 Italo Svevo, Zeno Cosini, 467.

6 Baecker, Kluge, Vom Nutzen ungelöster Probleme.

Erster Teil
Theoretische Grundlagen

1. Von individuellen zu kollektiven Konstruktionen
der Vergangenheit

1 Sir Thomas Browne, «Hydriotaphia», 283.

2 Schacter, Hg., Memory Distortion, sowie ders., «The Seven Sins of Memory».

3 Vgl. Randall, The Stories We Are.

4 Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis, 48–66; Welzer, Das kommunikative Gedächtnis; Halbwachs, Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen; Das kollektive Gedächtnis. Zu Halbwachs s. Gérard Namer, Halbwachs et la mémoire sociale; Gerald Echterhoff, Martin Saar, Hg., Kontexte und Kulturen des Erinnerns. Annette Becker, Maurice Halbwachs.

5 Schuhmann, Scott, «Generations and Collective Memory»; Becker, «Discontinuous Change».

6 Mannheim, «Problem der Generationen».

7 Conway, «Inventory of Experience», 43.

8 Schelsky, «Generationen der Bundesrepublik», 178.

9 Bude, «Generationen im sozialen Wandel», 65.

10 Pennebaker, Banasik, «Collective Memories», 11–13.

11 Welzer, Das soziale Gedächtnis, 16.

12 Welzer, ebd., 15–18.

13 Reinhart Koselleck: «Es gibt keine kollektive Erinnerung, wohl aber kollektive Bedingungen möglicher Erinnerungen.» Siehe «Gebrochene Erinnerungen?», 20. Burger, Kleine Geschichte, 121.

14 Der Historiker Marc Bloch z.B. schrieb in einer Rezension eines Buches von Halbwachs, der Begriff ‹kollektives Gedächtnis› sei zwar «bequem, aber ein wenig fiktiv». Bloch, «Mémoire collective». Vor dem Hintergrund der Wesensdiskurse, die Anfang des 20. Jahrhunderts Konjunktur hatten und Nationen und Kulturen mit individuellen Seelen und distinkten Subjektivitäten ausstatteten, war ein solches Misstrauen gegenüber dem Begriff des kollektiven Gedächtnisses noch verständlich. Durch neue psychoanalytische und konstruktivistische Leitkonzepte wie das ‹soziale Imaginäre› (J. Lacan) oder die ‹imagined communities› (B. Anderson) tut sich indessen ein neuer Zweig der Gedächtnisforschung auf.

15 Sontag, Regarding the Pain of Others, 85–86.

16 Ein solches gemachtes politisches Gedächtnis ist, mit Nietzsche zu sprechen, ein «Gedächtnis des Willens», weil es nicht spontan entsteht, sondern intentional konstruiert und symbolisch gestützt ist. Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, 799–804. Eine einschlägige Illustration dieses Themas bot die von Etienne François und Monika Flagge konzipierte Ausstellung über die deutsche Nation und ihre Mythen. Vgl. dazu den Ausstellungskatalog, Germania – Mythen der Nationen.

17 Nietzsche, «Vom Nutzen und Nachteil der Historie».

18 Renan, «Was ist eine Nation?».

19 Meier, Vierzig Jahre, 75; 63.

20 Buruma, Erbschaft der Schuld, 93. An anderer Stelle schreibt er: «Mir gefällt die Idee eines ‹Verfassungspatriotismus›. Vielleicht reicht sie alleine nicht aus. Vielleicht braucht es mehr, um ein einst gefährliches Land zu ändern.» (385)

21 Novick, Nach dem Holocaust, 14.

22 Borland, «Graffiti», 278.

23 Jan Assmann, Moses der Ägypter, 1. Kapitel.

24 Zum Begriff der ‹Mythomotorik› vgl. Jan Assmann, «Frühe Formen».

25 Anderson, Imagined Communities.

26 Halbwachs, Das kollektive Gedächtnis, 72f.

27 Nora, Geschichte und Gedächtnis, 12f.

28 Frei, Vergangenheitspolitik.

29 Plumb, Zukunft der Geschichte.

30 Herodot, Historien, 1.

31 In der Antike wurde Herodot deshalb als ‹philobarbarisch› gescholten; vgl. Plutarch, De Malignitate Herodoti, 12 (857A).

32 Ebd.

33 Nora, Geschichte und Gedächtnis, 12f.

34 Halbwachs, Das kollektive Gedächtnis, 72f.

35 Johann Gustav Droysen, zitiert nach Kocka, «Erinnern – Lernen – Geschichte», 72.

36 Lewis, History, 52. Zur Objektivität des Historikers vgl. Novick, That Noble Dream.

37 Die Oral-History-Forschung, die seit den 1960er Jahren ein neues Paradigma der Geschichtsforschung bildet, kann in gewisser Weise als ein Vorreiter der hier geschilderten Entwicklung betrachtet werden.

38 Vgl. das zweite Kapitel.

39 Friedländer, When Memory Comes.

40 Friedländer, «Im Angesicht der ‹Endlösung› ».

41 Nach Vaget, «Saul Friedländer», geht es dabei um eine «neuartige Verflechtung von Geschichte und Erinnerung, dergestalt, daß die Stimmen der Erinnerung und die Anforderungen der Geschichte als wissenschaftlicher Disziplin ineinandergreifen und sich wechselseitig befördern» (18).

42 Huizinga, «Concept of History», 9. Für den Hinweis danke ich Jan Assmann.

43 White, Metahistory; Ginzburg, Der Richter und der Historiker; Burke, «History as Social Memory», 110.

44 Maier, «A Surfeit of Memory?», 143.

45 «Our Fathers finde their graves in our short memories, and sadly tell us how we may be buried in our Survivors. Grave-stones tell the truth scarce fourty years: Generations passe while some trees stand, and old Families last not three Oaks.» Sir Thomas Browne, «Hydriotaphia», 150.

46 Weinrich, Lethe. Zum Thema ‹Vergessen als Ressource› vgl. das zweite Kapitel.

47 Wolf, Index.

48 Eröffnungsvortrag der von Bernhard Giesen organisierten ‹Konstanzer Meisterklasse› im September 2002 an der Universität Konstanz. In seiner Studie Liquid Modernity, 125 hat Bauman die These vertreten, dass haltbare Objekte, die Ewigkeit symbolisieren, für die langfristigen Orientierungen einer ‹stabilen Moderne› charakteristisch waren, und dass diese Zeitperspektive inzwischen immer stärker durch die kurzfristigen Orientierungen einer ‹flüssigen Moderne› abgelöst worden sei. Wenn das in dieser Form wirklich zuträfe, gäbe es in unserer Kultur keine Museen, Bibliotheken, Archive und Denkmäler, und schon gar nicht den in eine unbestimmte Zukunft gerichteten Imperativ, den Holocaust nicht zu vergessen.

49 Kracauer, «Die Photographie», in: Ders., Ornament der Masse, 22. Hirsch, Family Frames, hat den Begriff ‹Postmemory› geprägt, um die Bedeutung der Photographie als Stütze des sozialen Gedächtnisses zu betonen, in dem sich das Erfahrungsgedächtnis des Einzelnen auf die Erfahrungen der Familienmitglieder hin weitet.

50 Warner, The Wide, Wide World, 583.

51 Fisher, «Local Meanings».

52 F. G. Jünger spricht in seinem Buch Gedächtnis und Erinnerung von «Verwahrensvergessen».

53 Diese Fragestellung wird unter dem Stichwort ‹Schnittstellen zwischen individuellem und kollektivem Gedächtnis› wieder aufgenommen.

54 Gadamer, Wahrheit und Methode, 261.

55 MacIntyre, Verlust der Tugend, 295.

2. Grundbegriffe und Topoi des individuellen
und kollektiven Gedächtnisses

1 Harald Welzer unterscheidet in: Opa war kein Nazi, 82–85 folgende Tradierungstypen: Opferschaft, Rechtfertigung, Distanzierung, Faszination, Überwältigung.

2 Einen eindrucksvollen Beitrag zur Forschungsintegration leistet Astrid Erll, Kollektives Gedächtnis. Zum Problem der Integration interdisziplinärer Forschungstraditionen vgl. auch Aleida Assmann, «Vier Formen von Erinnerung», 183.

3 In: Knigge, Frei, Verbrechen erinnern, 26.

4 Schivelbusch, Kultur der Niederlage, 150.

5 Vgl. dazu Lewis, History.

6 «DHM übernimmt Langemarckhalle», in: Die Welt, 29. März 2006, 27.

7 Schivelbusch, Kultur der Niederlage, 42.

8 Volkan, «Großgruppenidenitität». Stellenweise klingt seine These wie eine Paraphrase von Renan: «Auserwählte Traumata sind viel wirksamere Merkmale einer Ethnie oder Großgruppe als auserwählte Ruhmestaten, weil die psychologischen Prozesse, die sie hervorrufen, viel tiefer gehen.»(946)

9 Benjamin, «Begriff der Geschichte, VII», 254.

10 Koselleck, «Erfahrungswandel und Methodenwechsel, 52.

11 Ebd.

12 Peter Burke, «Geschichte als soziales Gedächtnis», 297.

13 In der amerikanischen Ausgabe wird in diesem Zusammenhang der Begriff der ‹Archetypen› verwendet. Schivelbusch, Culture of Defeat, 10.

14 Zum Folgenden vgl. W. Stegemann, «Zur Metaphorik des Opfers».

15 Buruma, Erbschaft der Schuld, 103.

16 Ebd., 106.

17 Begley, Wartime Lies, 111 (Übersetzung A. A.).

18 Hartman, Bitburg.

19 Rousso, «Dilemma».

20 Honneth, Kampf der Anerkennung; Taylor et al., Multiculturalism. Ich folge hier Taylors Unterscheidung zwischen ‹Würde› (dignity) als Grundlage des westlichen Individualitätskonzepts und Personenbegriffs einerseits und ‹Ehre› (honor) als einem (meist kollektiven) Distinktionsmerkmal der Identitätskonstruktion.

21 Unter dem Begriff der «kritischen sekundären Zeugenschaft» versteht Ulrich Baer «dialogischen Aufruf und Appell an die Verantwortung». Baer, Niemand zeugt für den Zeugen, 16.

22 Vgl. dazu den Fall Wilkomirski im vierten Kapitel.

23 Elkana, «Need to Forget». Ähnliche Argumente haben später mit Blick auf die amerikanisch-jüdische Identität als einer ausschließlich auf den Holocaust gegründeten Schicksalsgemeinschaft die jüdischen Historiker Peter Novick und Charles Maier vorgebracht.

24 Nietzsche, «Jenseits von Gut und Böse», 86.

25 Dieser Begriff, der aus der rechtsradikalen Szene kommt, hat eher polemische als deskriptive Kraft, denn auch denjenigen Deutschen, die eine narzisstische oder neurotische Obsession mit dem Schuldthema ausgebildet haben, kann man schwerlich einen ‹Schuldstolz› zuschreiben.

26 Anders, Wir Eichmannsöhne, 79–80.

27 Agamben, Homo sacer.

28 Williams, «Volk der Täter». Williams definiert den Status der symbolischen Identität als Gegenbegriff zur Normalität: «Normal zu sein bedeute(t), dass man sich nicht beobachtet fühlt. Man könnte hinzufügen, Normalität ist ein Nichtgebundensein an eine symbolische Identität.»

29 Ebd.

30 Zum Begriff der Kollektivschuld vgl. A. Assmann, Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit, 112–139. Frei, «Von deutscher Erfindungskraft, oder: Die Kollektivschuldthese in der Nachkriegszeit», in: ders., 1945 und Wir, 145–155, bezweifelt, dass es offizielle Dokumente der Siegermächte gegeben hat, in denen dieser Begriff verwendet wurde und spricht in diesem Zusammenhang von ‹deutscher Erfindungskraft›. Dass der Begriff diskursiv diskreditiert ist, verhindert nicht, dass er hier und da als implizite Annahme bzw. «populistischer Ausrutscher» noch einmal auftaucht, wie zum Beispiel in der neueren Diskussion um die Beneš-Dekrete. Vgl. Ackermann, «Vergessen zugunsten der Zukunft?», 993.

31 Anders, Wir Eichmännsöhne, 81–82.

32 Arendt, «Organisierte Schuld», 334.

33 Levi, Ist das ein Mensch?, 11.

34 Unter diesem Titel existiert ein geisteswissenschaftliches Graduiertenkolleg an der Universität Konstanz.

35 Zit. nach Derrida, «Self-Unsealing Poetic Text», 186.

36 Zur Zeugen- bzw. ‹Kanonformel›, vgl. A. Assmann, «Fiktion als Differenz».

37 Das Wort ‹superstes› hat Benveniste wie folgt erläutert: «Superstes describes the ‹witness› either as the one who ‹subsists beyond,› witness at the same time as survivor, or as ‹the one who holds himself to the thing›, who is present there.» Zit. nach Derrida, «Self-Unsealing Poetic Text», 187.

38 Burke, Eyewitnessing. Die Analogien zwischen Richter und Historiker sind von Ginzburg herausgearbeitet worden in: Der Richter und der Historiker.

39 Niethammer, Lebenserfahrung und kollektives Gedächtnis.

40 Quecke, «Ich habe nichts hinzugefügt und nichts weggenommen».

41 Felman, Laub, Testimony; Felman, Juridical Unconscious.

42 Weigel, «Zeugnis und Zeugenschaft».

43 Celan, Atemwende, 68. Vgl. Baer, Niemand zeugt für den Zeugen.

44 Giesen, Triumph and Trauma, 51. Vgl. dazu die Novelle von Günter Grass Im Krebsgang, in der der Begriff ‹Zeugnis› auf die Deutschen als zivile Opfer des Zweiten Weltkrieges angewandt wird (Kapitel 7).

45 Vgl. ebd., 65.

46 Margalit, Ethics of Memory, 147–182.

47 Ich zitiere hier (ein wenig gegen seine Intention) Ulrich Baer, a.a.O., 16.

48 Winter, Remembering War, 271 (Übersetzung A. A.); Arts of Remembrance, 13, 38.

49 Rupnow, Vernichten und Erinnern.

50 Günter Anders, Wir Eichmannsöhne, 79f.

51 Winter, Remembering War, 263 (Übersetzung A. A.). Ein einschlägiges Beispiel ist das Gerichtsverfahren David Irving versus Deborah Lipstadt, bei dem die Wahrheitsmission in den Kontext der Geschichtswissenschaft getragen wurde.

52 Der Begriff der Dissoziation geht auf Pierre Janet, einem Zeitgenossen von Freud, zurück, der eine alternative Theorie der Verdrängung formuliert hat. Vgl. Leys, Trauma.

53 Leys, ebd.

54 Kogan, Der stumme Schrei.

55 Bernhard Giesen führt als wesentliches Merkmal des traumatisierten Opfers die Zerstörung von Subjektivität und seine Reduktion auf den Objektstatus an. Obwohl diese Beschreibung den Nagel auf den Kopf trifft, ist sie zugleich doch zu vage. Wenn er schreibt: «In a strange way, the systems of modern society show an elective affinity to the faceless deindividualized victim who is treated as an object» (Triumph and Trauma, 65), wird der Begriff des traumatisierten Objekts auf strukturelle Anonymisierungsphänomene der Modernisierung angewendet, wo weder von Tätern noch konkreten Auslösern von Gewalterfahrung die Rede sein kann. ‹Fordismus› und ‹Taylorismus›, industrielle Produktionsweisen, die Menschen auf ihre spezialisierte Arbeitskraft reduzieren, die sie in eine große Produktionsmaschine einbringen, sind von jenen Formen von ‹Biopolitik› zu unterscheiden, bei denen, wie in den KZs geschehen, die Machthaber die vollständige Verfügung über Leib und Seele der Ausgebeuteten haben. Dass die nationalsozialistischen Verbrechen von solchen Modernisierungsstrukturen profitierten, wie u.a. Hannah Arendt, Zygmunt Baumann und Giorgio Agamben nachdrücklich betont haben, soll damit natürlich nicht in Abrede gestellt werden.

56 Vgl. Bohleber, «Entwicklung der Traumatheorie».

57 Caruth, Unclaimed Experience.

58 Zit. nach Wojak, Eichmanns Memoiren, 69f.

59 Giesen, Schneider, Tätertrauma, 22. «Für die Täter, das heißt für alle an Judenverfolgung und Ermordung direkt aktiv und willig Beteiligten, gilt das Tätertrauma im Sinn des plötzlich zerstörten Triumphalismus und der enttäuschten Allmachtsphantasie. Sie sind von nun an Mörder, die entweder entdeckt werden oder sich verstecken müssen.» (22)

60 Vgl. dazu die Kapitel über Scham und Schuld in: A. Assmann, Frevert, Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit, 86–96; 112–139.

61 Als ein Beispiel, wie die Begriffe Tabu und Trauma zusammengeführt werden können: Braembussche, «Silence of Belgium».

62 Giesen, Tätertrauma, 23.

63 Dan Bar-On, Die Last des Schweigens.

64 Levi, Ist das ein Mensch?, 70.

65 Wieviorka, «On Testimony», 26f. schreibt über die reiche Produktion von Zeugnissen der Überlebenden und das Desinteresse der Verlage in den vierziger Jahren.

66 Rupnow, Vernichten und Erinnern, 62.

67 Dubiel, Niemand ist frei von Geschichte.

68 Eine Ausnahme ist die (politisch motivierte) Thematisierung des Schicksals der Vertriebenen in den 1950er Jahren.

69 Lübbe, «Nationalsozialismus», 329.

70 Arendt, «Organisierte Schuld», 334.

71 Alexander, «Moral Universals».

72 Renan, «Was ist eine Nation?», 3; 45.

73 Nietzsche, «Vom Nutzen und Nachteil der Historie», 214.

74 Emerson, R. W., «Circles», 179.

75 Dazu grundlegend die Studie über das antike Athen von Loreaux, La cité diviseé. Von ihren Arbeiten ging auch eine Tagung am Einsteinforum in Potsdam aus: Smith, Margalit, Hg., Amnestie.

76 Burger, Kleine Geschichte, 25.

77 Ebd., 22. In diesem Satz über Vergessen und Erinnern schwingen weitere Dichotomien mit: die zwischen Logos versus Mythos und die zwischen Athen versus Jerusalem.

78 Das Prinzip der Straflosigkeit ist nicht von allen TR-Gruppen, die inzwischen überall auf der Welt tätig werden, übernommen worden. Nach einem elfjährigen Bürgerkrieg setzen die Friedensaktivisten in Sierra Leone neben gemeinwesenorientierten psychosozialen Programmen auch auf Entschädigungskonzepte. Zugleich, so heißt es auf der entsprechenden Website, «dokumentieren sie, was die Menschen erleiden mussten, und versuchen, ihre Erfahrungen zu Gehör zu bringen. Sie leisten so einen wichtigen Beitrag zu der Aufarbeitung des brutalen Kriegsgeschehens.»
(http://www.medicointernational.de/
projekte/sierraleone/truthreconciliation.asp)

79 Meyer, Geweint wird, wenn der Kopf ab ist.

80 Haarer, Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind.

81 Grass, Die Blechtrommel, 517.

82 Buruma, Erbschaft der Schuld, 383.

83 Sebald, Luftkrieg und Literatur.

84 Bohleber, «Trauma, Trauer und Geschichte», 142.

85 Buruma, Erbschaft der Schuld, 383.

86 Stephan, Betroffenheitskult.

87 Bohrer, «Historische Trauer», 1141.

88 Liebsch, «Trauer als Gewissen der Geschichte?», 52.

89 Ebd., 56. Ricœur, Rätsel der Vergangenheit.

90 Rüsen, «Historisch trauern».

91 Ebd., 79.

92 Ebd., 78.

93 A. und M. Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern, 41f.

94 Vgl. dazu den ausgezeichneten und informativen Beitrag von Uhl, «Vom Opfermythos zur Mitverantwortungsthese».

95 A. Assmann, Frevert, Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit; Herf, Divided Memory.

96 Heimrod, Schlusche und Seferens, Der Denkmalstreit.

97 Lübbe, Ich entschuldige mich.

98 Ebd.

99 Beunruhigend dabei ist allerdings, dass diese ethische Praxis nicht allgemein verbreitet ist, sondern bei den Siegermächten Halt macht, die unter keinem entsprechenden Außendruck stehen. Die USA haben keine Veranlassung, sich mit ihrer eigenen Schuld in der Geschichte auseinanderzusetzen – man könnte hier auf die abgesagte Ausstellung über Enola Gay, das Flugzeug, das die Atombombe über Hiroshima abgeworfen hat, im Smithsonian Institute verweisen; Susan Sontag und Peter Novick haben auf das Problem des Holocaust als einer ‹Deckerinnerung› in den USA explizit hingewiesen. Das andere Beispiel ist Russland, wo es keine Anzeichen dafür gibt, die Verbrechen Stalins und seines Regimes zu verurteilen und die Opfer des Gulag anzuerkennen. Diese Erinnerung wird offiziell weiterhin mit Schweigen übergangen, während eine Remythisierung und Heroisierung Stalins im populären und offiziellen Geschichtsbewusstsein in vollem Gange ist. (Vgl. dazu Kapitel 11.)

Zweiter Teil
Analysen und Fallbeispiele

3. Wie wahr sind die Erinnerungen?

1 Neben Günter Grass waren Czeslaw Milosz und Wislawa Szymborska sowie der litauische Dichter Tomas Venclova beteiligt. Günter Grass et al., Zukunft der Erinnerung, 27–34.

2 Günter Grass, «Ich erinnere mich», 27.

3 Randall, The Stories We Are, 210–223.

4 Bergson, Matière et mémoire, 166.

5 Dieser Satz war das Motto einer Ausstellung über Christa Wolf anlässlich ihres 75. Geburtstages 2004 in der Akademie der Künste in Berlin.

6 Levi, Ist das ein Mensch?, 180–207.

7 Ebd., 205f.

8 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Mai 1995; wieder abgedruckt: Koselleck, «Vielerlei Abschied».

9 Brown, Kulik, «Flashbulb Memories».

10 Conway, «Inventory of Experience», 36.; Conway, Flashbulb Memories.

11 Butler, Life and Habit, zit. nach Halbwachs, Gedächtnis, 144.

12 Schacter, Wir sind Erinnerung, 81.

13 Wolf, Kein Ort. Nirgends, 25.

14 Wolf, «Lesen und Schreiben», 479–480.

15 Svevo, Zeno Cosini, 467. Svevo hat wohl ebenso Bergson gelesen wie Maurice Halbwachs (s.o. S. 16–17)

16 Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Bd. 7, 275.

17 Carus, Lebenserinnerungen, Bd. 1, 13. Dazu: Knittel, «Bilder-Bücher».

18 Der Begriff ‹Engramm›, der auf den Psychologen Richard Semon zurückgeht, hat so unterschiedliche Denker wie Sigmund Freud und Aby Warburg stark beeinflusst. Zu Semon vgl. Schacter, Wir sind Erinnerung, 96–99.

19 Schacter, Wir sind Erinnerung, 100.

20 Baddeley, So denkt der Mensch, 68. Für den Hinweis danke ich Ali Wacker.

21 Schacter, Wir sind Erinnerung, 168.

22 Singer, «Wahrnehmen, Erinnern, Vergessen», 10.

23 Dabei ist es allerdings die Frage, wie wir mit diesen neuen Einsichten umgehen. Ein Beispiel ist die Position des Mittelalterhistorikers Johannes Fried, der in seinem Buch Der Schleier der Erinnerung die neue Hirnforschung beim Wort nimmt, was die Fundamente der Geschichtsforschung zusammenbrechen lässt. Wenn Menschen keine zuverlässigen Erinnerungen produzieren können, gibt es auch keine zuverlässigen Quellen, auf denen das Gebäude der Geschichtsschreibung errichtet werden könnte, weil am Anfang aller historischen Erfahrung der Augenzeuge steht. Vgl. dazu Burke, Eyewitnessing.

24 Markowitsch, Welzer, Das autobiographische Gedächtnis, 33.

25 Beispiele für Menschen, die aufgrund falscher Erinnerungen verurteilt wurden in Schacter, Wir sind Erinnerung, 163–165; 205–217.

26 Schacter, Wir sind Erinnerung, 219.

4. Falsche Erinnerungen:
Identitätspathologien am Ende des 20. Jahrhunderts

1 Erikson, «Identitätskrise».

2 Niethammer, Kollektive Identität.

3 Teichert, Personen und Identitäten, 152.

4 Marias, Leben der Gespenster.

5 Locke, «Identity and Diversity». Lockes Essay erschien 1689; das Identitätskapitel wurde in die zweite Auflage von 1694 eingefügt. Vgl. zu diesem Text die erhellende Erläuterung von Teichert, Personen und Identitäten, 130–152.

6 Ricœur, Das Selbst, 144ff.

7 Groebner, Schein der Person.

8 Dieter Teichert hat mich in einem Brief darauf aufmerksam gemacht, dass Locke «den Weg frei (macht) für die späteren Konzeptionen der Ipseität, ohne selbst schon dieses Modell zu vertreten. Seine Nachfolger werden die Begriffe des Selbstbezugs und des Selbstbewusstseins wesentlich erweitern, um eine ipse-Identität zu denken.»

9 Ein solches Sieb zeigte zum Beispiel das stadthistorische Museum Viadrina im Junkerhaus Frankfurt/O. 2005 anlässlich einer Sonderausstellung zum 60. Jahrestag der Befreiung mit dem Titel ‹Not macht erfinderisch. Gebrauchs- und Alltagsgegenstände des 20. Jahrhunderts aus Krisenzeiten›.

10 Die Selbstanzeige erfolgte, nachdem deutlich geworden war, dass aus belgischen Kreisen eine Enttarnung Schwertes bevorstand. In Deutschland hatte es immer wieder Hinweise im Gerüchtstatus gegeben, die sich Anfang der 1990er Jahre verdichteten. Da der expliziteste Ankläger in dieser Sache nicht ohne Eigennutz auftrat (er hatte sich selbst um einen Lehrstuhl in Aachen beworben), verlor diese Quelle etwas von ihrer Glaubwürdigkeit. Über die Bereitschaft zum Schweigen und zur Geheimhaltung als Merkmal des bundesrepublikanischen Nachkriegsklimas vgl. Rusinek, «Schneider/Schwerte», in: König, Der Fall Schwerte, 34–41, sowie die Einleitung des Herausgebers, 6–11.

11 Dazu näheres bei Frei, «Identitätswechsel». Zu den fünf gefälschten Papieren, auf denen Schwerte seine neue Identität errichtete, vgl. Bernd-A. Rusinek, «Schneider/Schwerte», 32.

12 Ludwig Jäger, «Germanistik», in: König, Vertuschte Vergangenheit, 44. Ausführlicher vom selben Autor: Seitenwechsel.

13 Leggewie, Von Schneider zu Schwerte, 226. Eine andere Beschreibung ist die vom ‹Maskenwechsel›. Vgl. Lerchenmueller, Simon, Maskenwechsel.

14 Zit. nach Leggewie, Von Schneider zu Schwerte, 85.

15 Jäger, «Germanistik», 45.

16 Lappin, Mann mit zwei Köpfen, 10.

17 Ganzfried, … alias Wilkomirski; Lappin, «Man with Two Heads»; Mächler, Fall Wilkomirski.

18 Wilkomirski, Bruchstücke, 7. In einem Interview hat er sich zu seinen Erinnerungen folgendermaßen geäußert: «Das war ein Prozeß, der hat Jahrzehnte gedauert, weil die meisten bildlichen Erinnerungen, die laufen in mir ab eigentlich fast tagtäglich, wie eine Art Film, ausgelöst durch irgendwelche Kleinigkeiten, kleine Assoziationen. Aber während langer, langer Zeit waren die meisten dieser Bilder für mich nicht zu interpretieren. Sie waren da, sie haben auch Angst gemacht, aber ich habe keine Worte dazu gehabt, ich konnte sie nicht erklären, vielleicht, weil die Erinnerungen, diese Bilder, so weit zurückgingen in eine Phase, wo ich eben nicht gesprochen habe, in eine, heute würde man sagen: in eine nonverbale Phase, und es dauert dann sehr lange, bis man ein Vokabular findet, das irgendwie diese Bilder dann nachzeichnet.» Mächler, «Wilkomirski als Opfer», 42–43.

19 Zit. in: Gourevitch, «The Memory Thief», 54.

20 Krystal, Oral History, 4–5.

21 Ebd., 5.

22 Wilkomirski, Bruchstücke, 142. Er schildert auch, wie er sich seit seiner Jugend in rosenkranzartigen Litaneien ein Gegengedächtnis angelegt hat, mit dem er sich von seiner Umwelt abschirmte. Dabei setzt er sich emphatisch vom Begriff ‹recovered memory› ab, der in den 90er Jahren in der Debatte um sexuellen Kindesmissbrauch zu einem Schlüsselbegriff wurde. «Recovered memory means to rediscover through therapy lost things of your unconscious memory. And that is in my case absolutely wrong. Never in my life have I forgotten what I wrote in my book. I had nothing to re-discover again! (…) When I was a youngster, I spent hours and hours on free afternoons, at a secret place in our garden, loudly speaking and repeating all I could remember.» Zit. nach Gourevitch, «The Memory Thief», 54.

23 Trollope, «English Prose Fiction», 108.

24 Vgl. dazu auch Teichert, «Erinnerte Einbildungen».

25 Schacter, «Seven Sins of Memory». Ich danke Rudolf Cohen für den Hinweis.

26 Halbwachs, Das Gedächtnis, 21.

27 Vgl. J. Assmann, «Erinnern, um dazuzugehören».

28 Rödl, Selbstbezug und Normativität, 49.

5. Inkorrekte Erinnerungen:
Über die normative Kraft sozialer Gedächtnisrahmen

1 Das Bild der «Spiegelscherben» übernehme ich von Günter Grass aus seinem Essay: «Ich erinnere mich». Den Gedanken der vielfachen Spiegelung übernehme ich von Shelly Berlovitz, unentbehrliche Teilnehmerin an Konstanzer Gedächtnisseminaren.

2 Novick, Nach dem Holocaust, 20.

3 Ich beziehe mich hier auf eine mündliche Auskunft von Moshe Barasch, der vom Holocaust in seiner Heimatstadt Cernovitz am 22. Juni 1940 erfasst wurde und sich einer jüdischen Widerstandsorganisation anschloss.

4 Illich, Fortschrittsmythen, 30.

5 Der deutsche Untertitel des Buches ist nicht korrekt; es hätte unbedingt heißen müssen: ‹Der amerikanische Umgang mit dem Massenmord›.

6 Alexander, «Social Construction of Moral Universals», 201.

7 Halbwachs, Gedächtnis, 159.

8 Ebd., 158.

9 Halbwachs geht davon aus, dass Menschen in ihrer Erinnerung sich umso mehr an die vorgegebenen Rahmen halten, je stärker sie in bestimmten Gruppen der Gesellschaft verankert sind. Da diese sozialen Gruppen auf Kinder und alte Menschen einen schwächeren Zugriff haben, seien ihre Erinnerungen unabhängiger von den jeweilig aktuellen sozialen Relevanzstrukturen. An Halbwachs’ brillantem und bis heute einflussreichem Rahmenkonzept sind freilich einige Differenzierungen anzubringen. Zum Beispiel unterscheidet er nicht klar genug zwischen dem sozialen Rahmen der Familie und dem der Gesamtgesellschaft, die bereits in ein Spannungsverhältnis zueinander treten können. Diese Unterscheidung zwischen einem privaten und einem öffentlichen Rahmen ist mit Blick auf die deutsche Nachkriegsgesellschaft aber unbedingt notwendig.

10 Mead, Philosophie der Sozialität, 258f.

11 Sartre, Das Sein und das Nichts; Burger, Kleine Geschichte, 31–32.

12 Jeismann, «Voodoo Child», 15: «Hätten Begriffe wie Vaterland, Widerstand oder Ehre heute noch dieselbe Bedeutung wie bei Kriegsende, so wären diese Geschichten auch jetzt nicht erzählbar.» Entsprechendes gilt für die Begriffstrias Nation, Schuld, Identität, die wieder andere Geschichten in den Raum des Unaussprechlichen verweist.

13 «Kurz und gut, die unangenehmen Aspekte der Gesellschaft von ehedem sind vergessen, weil der Zwang nur gespürt wird, solange er ausgeübt wird, und weil per definitionem ein vergangener Zwang eben nicht mehr ausgeübt wird.» (Halbwachs, Gedächtnis, 159)

14 Meine Vermutung ist, dass es der starke Einfluß von Bergson war, der dazu führte, dass sich Halbwachs auf die Seite der Konstruktivisten schlug und sich von den Gedächtnistheoretikern der Prägung und des Schattens distanzierte.

15 Walser, Ein springender Brunnen, 282.

16 Ebd., 283.

17 Walser, Über Deutschland reden, 76–78.

18 Frisch, Wilhelm Tell für die Schule, 37–38.

19 Zum vitalen Vergessen: Halbwachs, Gedächtnis, 155.

20 Walser, Ein springender Brunnen, 282.

21 «Niemand muß mir Glauben schenken», Mit Binjamin Wilkomirski sprach Peter Teuwsen, Tagesanzeiger vom 31. 8. 1998, 51.

22 Weigel, «Zeugnis und Zeugenschaft», 116.

23 http://www.teachsam.de/deutsch/d_rhetorik/
rede/pol_rede/pol_rede_brd/Jenninger_1.htm

24 Meier, Vierzig Jahre, 84.

25 http://www.teachsam.de/deutsch/d_rhetorik/
rede/pol_rede/pol_rede_brd/Jenninger_1.htm

26 Schreitmüller, Alle Bilder lügen, 14–16.

27 Interview mit Ian Buruma, in: ders., Erbschaft der Schuld, 309.

28 Jenningers Rede wird auch als ein pädagogisches Lehrstück in Schulen herangezogen. Werner Hill hat 1989 einen eindringlichen Film über die Jenninger-Rede gedreht. Mit profilierten Bühnenschauspielern wie Ulrich Wildgruber als Jenninger, Dietrich Mattausch, Gustav Peter Wöhler, Hermann Lause, Barbara Nüsse, Klaus Nägelen, Gisela Trowe, Heiko Deutschmann und Heike Falkenberg hat er diese ‹Geschichtsstunde› im deutschen Bundestag nachinszeniert.
(http://www.klicknachrechts.de/
ticker/2003/11/Jenniger.htm)

29 Buruma, Erbschaft der Schuld, 314.

30 Novick, Nach dem Holocaust, 15–16.

31 Ebd., 117.

32 Ebd., 118.

6. Fünf Strategien der Verdrängung

1 Vgl. das 11. Kapitel.

2 Zit. nach Frank, Der Vater, 304.

3 Ebd., 312.

4 Lepsius, «Erbe des Nationalsozialismus».

5 Heer, Hitler war’s.

6 Padover, Lügendetektor.

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