Tagebuch 1953-1969

Über Witold Gombrowicz

Foto: © Bohdan Paczowski

 

WITOLD GOMBROWICZ wird 1904 als Sohn kleiner Landadliger im polnischen Małoszyce geboren. Er studiert Jura in Warschau, allerdings trifft man ihn selten im Hörsaal an, und wird 1928 Rechtsreferendar: »Ich konnte nicht zwischen Richter und Mörder unterscheiden und schüttelte den Mördern die Hand.« Insgeheim arbeitet er an seiner literarischen Karriere. 1937 erscheint Ferdydurke, eine Sensation und ein Skandal. 1939 wird Gombrowicz zur Jungfernfahrt eines Transatlantikliners eingeladen. Als das Schiff in Buenos Aires ankommt, ist der Zweite Weltkrieg ausgebrochen – aus einem Aufenthalt von ein paar Tagen werden 24 Jahre. Gombrowicz verdient seinen Lebensunterhalt mit Artikeln und als Sekretär bei der Banco Polaco. 1957 setzt in Polen Tauwetter ein: Nun erscheinen seine Werke, bislang in einem polnischen Verlag in Paris veröffentlicht, auch in seiner Heimat, wo sie jahrzehntelang verboten waren. Gombrowiczs Rückkehr nach Europa beginnt 1963 als Stipendiat in Berlin, wo er sich mit Ingeborg Bachmann anfreundet und über Günter Grass’ Smoking lästert. 1964 lässt er sich im südfranzösischen Vence nieder. Am 24. Juli 1969 stirbt der Visionär, Fabulierer, Grenzgänger, Seiltänzer, Provokateur und Kosmo-Pole, dessen Person und Werk leidenschaftliche Begeisterung oder Irritation auslösen, friedlich im Schlaf.

Fußnoten

L Profusion du soir

Hierzu schrieb Gombrowicz: »›Epistêmê‹ ist ein gemachtes Wort, wenn ich nicht irre, durch Foucault, einen französischen Strukturalisten und Philosophen, das von ›épistemologie‹ abstammt und etwa die Bedeutung hat wie Lehre über die Wissenschaft, oder bei ihm eher die Ganzheit der organisierten Wissenschaft über die Welt. Ich würde das in Anführungsstriche setzen und nicht erläutern, denn das ursprüngliche Quellwort ist griechisch, also international.«