Über den Autor

Hans Joachim Kreutzer, em. Professor für Deutsche Philologie der Universität Regensburg, war 1978–1992 Präsident der Heinrich von Kleist-Gesellschaft. Er gründete 1980 das Kleist-Jahrbuch, gab es bis 1996 heraus, 1985 rief er den Kleist-Preis wieder ins Leben. – Bei C.H.Beck erschien 2003: Faust. Mythos und Musik.

Zeittafel

1777

18. Oktober (s. auch S. 9f.): Bernd Heinrich Wilhelm v. Kleist in Frankfurt/O. geboren, ältester Sohn Joachim Friedrichs v. K. (1728–88) und Juliane Ulrikes v. K., geb. v. Pannwitz (1746–93). Aus erster Ehe des Vaters, mit Caroline Louise v. Wulffen (1755–74), stammten Kleists Halbschwestern Wilhelmine (1772–1817) und Ulrike (1774–1849). In der zweiten Ehe des Vaters wurden die Schwestern Friederike (1775), Auguste (1776), der Bruder Leopold (1780–1837) und die jüngste Schwester Juliane (1784) geboren. – Seit Anfang der achtziger Jahre Privatunterricht bei dem Theologiestudenten Christian Ernst Martini.

1788

Im ersten Halbjahr zusammen mit den Vettern v. Pannwitz und v. Schönfeldt in Pension bei dem reformierten Berliner Prediger Samuel-Henri Catel, Unterricht durch dessen Schwager Frédéric Guillaume Hauchecorne. – 18. Juni: Tod des Vaters.

1792

18. Mai: Eintritt in das Regiment Garde zu Fuß, 3. Bataillon, als Gefreiterkorporal. – 20. Juni: Konfirmation.

1793

3. Februar: Tod der Mutter. – Ab März Teilnahme am Rheinfeldzug.

1794

28. Januar: Portepée-Fähnrich.

1795

Rückmarsch des Regiments nach Potsdam. 15. März: Besuch der Kasseler Gemäldesammlungen. – 14. Mai: Ernennung zum Wirklichen Fähnrich. – Otto August Rühle v. Lilienstern (1780–1847) tritt in Kleists Batallion ein.

1796

Im Sommer u.a. mit Ulrike Reise nach Rügen. – Bekanntschaft mit Ludwig v. Brockes.

1797

7. März: Sekondleutnant. – Ernst v. Pfuel (1779–1866) als Fähnrich nach Potsdam versetzt. – Das Kleistsche Gut Guhrow bei Cottbus wird verkauft.

1798

Für die Potsdamer Jahre (1795–99) verstreute Nachrichten über eigene wissenschaftliche Studien, u.a. Philosophie und Mathematik. Musikalische Betätigung (Bläserquartett). – Ausflug in den Harz. – Neigung zu Louise v. Linckersdorf.

1799

4. April: Von Kleist erbetener Abschied vom Militär bewilligt. – Immatrikulation an der Universität Frankfurt/O. als «der Rechte Beflissener». – Gemeinsam mit Ulrike, Leopold und Freunden Reise ins Riesengebirge, Wanderung zur Hampelbaude und auf den Gipfel der Schneekoppe.

1800

April oder Mai: Verlobung mit Wilhelmine v. Zenge. – Im Sommer Abbruch des Studiums nach drei Semestern. Planung einer Reise mit Ludwig v. Brockes. In der Vorbereitungsphase Unterredung mit Christian Kunth. – 28. August–27. Oktober: Gemeinsam mit Brockes Reise mit unbekanntem Zweck. Selbsterprobung auf Eignung zum Schriftsteller war zumindest mit im Spiel. – 3. Dezember: Hospitant bei den Sitzungen der «Technischen Deputation». – Gegenüber der Braut wie der Schwester Ulrike artikuliert Kleist seine Ablehnung des Staatsdienstes.

1801

Januar/Februar: Berlin. – Etwa März Lebenskrise, von Kleist als Erschütterung durch die kritische Philosophie Kants dargestellt. – 15. April–Ende November: «Parisreise» mit Ulrike. Zunächst bis ca. 15. Mai in Dresden, Studium der Gemäldegalerie. In Paris u.a. Studium der Museen und der Schätze des napoleonischen Kunstraubes. – Ab 27. Dezember: Kleist in Bern.

1802

In Bern literarischer Kreis: Heinrich Zschokke, Ludwig Wieland, Heinrich Geßner. – Kleist nimmt ab April Wohnung auf der Delosea-Insel in Thun. – 20. Mai: Kleist löst das Verlöbnis mit Wilhelmine v. Zenge. – Ulrike holt ihren Bruder, der sich als krank und mittellos beschrieben hatte, aus Bern. Beide nehmen Mitte Oktober Ludwig Wieland, der ausgewiesen worden war, nach Weimar mit. Kleists Aufenthalt dort ca. zwei Monate.

1803

Januar/Februar: Kleist wohnt in Oßmannstedt bei Christoph Martin Wieland. Nähere Beziehung zu Luise Wieland. – Ende Februar nach Leipzig. – April – Juli: Dresden. – Mit Pfuel auf dessen Einladung ab 20. Juli eine weitere Reise in die Schweiz. Mit Pfuel drei Wochen in Thun; gemeinsam weiter über Genf nach Paris. Der dortige Aufenthalt (Mitte Oktober – Ende Dezember) unterbrochen durch zwei erfolg lose Versuche Kleists, in die französische Invasionsarmee gegen England aufgenommen zu werden. Der preußische Gesandte veranlasst Kleists Rückreise. Dieser gelangt zunächst bis Mainz zu dem Arzt Dr. Georg Wedekind.

1804

In der ersten Jahreshälfte dort in Behandlung. In dieser Zeit mehrere Besuche in Paris. – 9. Januar: Aufführung der Familie Schroffenstein in Graz. – Ab Mai in Berlin. Aussichten auf Übernahme in den diplomatischen Dienst (Madrid) oder in die Finanzverwaltung (Ansbach).

1805

Tätigkeit in Berlin (Finanzverwaltung) unter Karl vom Stein zum Altenstein, ab Mai in Königsberg bei der Kriegs- und Domänenkammer. Vorlesungen bei Christian Jacob Kraus. Kleist zeigt Interesse an Reformpolitik (Gewerbe, Steuerwesen). – Ulrike zieht in eine Wohn- und Wirtschaftsgemeinschaft zu ihm (bis Frühjahr 1806).

1806

Auf Kleists Bitte sechsmonatige Beurlaubung. – 14. Oktober: Schlacht von Jena und Auerstedt, Niederlage Preußens.

1807

Zusammen mit drei verabschiedeten Offizieren (Pfuel, Schlotheim, Gleißenberg) nach Berlin, Pfuel zu Fouqués nach Nennhausen. Die anderen werden in die Festung Château de Joux im französischen Jura verbracht, im April nach Châlons-sur-Marne. Mitte Juli wird Kleist entlassen. – 31. August: Ankunft in Dresden. Hier Verkehr vor allem im Umkreis Christian Gottfried Körners. Neigung zu Julie Kunze, Pflegetochter Körners. – Herbst: Plan zu einer Buch- und Kunsthandlung («Phönix»). Versuch, den Code Napoléon zum Verlag zu erhalten. – Zusammen mit Adam Müller (1779–1829) und (in beratender Rolle) Rühle Gründung des Kunstjournals Phöbus. – Seit Oktober förderliche Verbindung mit dem österreichischen Hofsekretär und Dramatiker Heinrich Joseph v. Collin.

1808

23. Januar: Erstes Heft des Phöbus erscheint. – 2. März: Aufführung des Zerbrochnen Krugs in Weimar.

1809

Februar: Mit Heft 11/12 stellt der Phöbus sein Erscheinen ein. – 29. April: Zusammen mit Friedrich Christoph Dahlmann Besuch des Schlachtfelds von Aspern. 31. Mai: Rückkehr nach Prag. – Kleists Plan zu einer politischen Zeitschrift Germania wird von der österreichischen hohen Beamtenschaft empfohlen. – 14. Oktober: Friede von Schönbrunn. Gerücht, Kleist sei in Prag gestorben. – Über Kleist für etwa ein halbes Jahr (1809/10) nur wenige Nachrichten überliefert.

1810

4. Februar, Berlin: Kleist bezieht in der Mauerstraße 10 eine Wohnung. – 17. März: Erste Aufführung von Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe am Theater an der Wien. – Kleist behauptet, Fürst Radziwill lasse Prinz Friedrich von Homburg auf seinem Privattheater aufführen. – 19. Juli: Tod der Königin Luise. – September: Plan, Prinz Friedrich von Homburg der Prinzessin Marie Anne zu widmen. – 1. Oktober: Erstes Erscheinen der von Kleist herausgegebenen Tageszeitung Berliner Abendblätter.

1811

30. März: Die Berliner Abendblätter werden eingestellt. – Ende Oktober: Letzter Besuch Kleists in Frankfurt/O., Demütigung durch Ulrike und eine weitere seiner Schwestern.
21. November: Kleist erschießt in übereinstimmender Abrede Henriette Vogel (geb. 1780) und sich selbst in der Nähe von Stimmings «Neuem Krug» am heute so bezeichneten Kleinen Wannsee.

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Personenregister

Ahlemann, Ernst Heinrich 12

Aischylos 38

Alexios I. Komnenos, Kaiser von Byzanz 32

Altenstein s. Stein zum Altenstein

Anna Komnena 32f.

Aristophanes 64

Aristoteles 68

Arnim, Achim v. 10, 66, 84, 93, 105f., 111

Arnold, Christoph 39

Aurifaber, Johannes 90

Bachmann, Ingeborg 74

Barth, Ilse-Marie 46

Baudissin, Wolf Graf v. 40

Becker, Heinrich 45

Beethoven, Ludwig van 58

Berger, Ernst 52

Bernhard, Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach 81

Berthier, Alexandre 58, 122

Bertuch, Friedrich Justin 27

Bierling, Friedrich Samuel 41

Bismarck, Otto v. 72

Blanckenburg, Carl Friedrich v. 75

Blücher, Gebhard Leberecht 112

Böttiger, Karl August 81

Bréda, Graf v. 110

Brentano, Clemens 58

Brinckmann, Karl Gustav v. 85

Brockes, Ludwig v. 15, 119f.

Bülow, Eduard v. 113

Bülow, Hans v. 113

Bülow, Heinrich Dietrich v. 77

Bürger, Gottfried August 61

Buol zu Berenberg und Mühlingen, Joseph Frhr. v. 106, 122

Calvaert, Dionysius 107

Carracci, Annibale 73

Catel, Franz Ludwig 12

Catel, Ludwig 12

Catel, Samuel-Henri 12, 119

Cervantes Saavedra, Miguel de 88

Chamisso, Adelbert v. 86

Cicero, Marcus Tullius 20

Cimabue 113

Clausewitz, Carl v. 18, 66

Clerico, Francesco 85

Cölln, Friedrich v. 113

Collin, Heinrich Joseph v. 35f., 70, 121

Correggio 113

Cotta, Johann Friedrich 51, 56f., 95, 113

Dahlhaus, Carl 9

Dahlmann, Friedrich Christoph 23, 66, 121

Dames, George David Friedrich 14

Debucourt, Philibert-Louis 49f.

Della Maria, Pierre-Antoine-Dominique 47

Devrient, Eduard 57

Dolci, Carlo 108

Dryden, John 106

Dufay, Guillaume 107

Dulon, Friedrich Ludwig 114

Falk, Johannes Daniel 41, 53

Federhofer, Marie-Theres 57

Flaxman, John 52

Fontane, Theodor 58, 67, 76

Fouqué, Caroline Auguste Frfr. de la Motte 121

Fouqué, Friedrich Baron de la Motte 85f. 109, 121

Franz I., Kaiser von Österreich 82, 122

Freud, Sigmund 73

Friedrich II. (der Große), König von Preußen 11, 72

Friedrich, Caspar David 73, 80f.

Friedrich, Prinz von Preußen 78

Friedrich Wilhelm III., König von Preußen 20, 77f., 111, 113, 115, 117

Funk, Karl Wilhelm Ferdinand v. 33, 63

Gentz, Friedrich 41

Geßner, Heinrich 120

Gibbon, Edward 30

Giotto di Bondone 113

Gleißenberg, Carl v. 105, 121

Gneisenau, Neidhardt v. 16, 66, 100

Goethe, Johann Wolfgang v. 7, 13, 26f., 33, 35, 40f., 43, 45f., 48, 51–53, 56f., 80, 88, 105

Görres, Joseph 24

Greuze, Jean-Baptiste 50

Grimm, Jacob 84

Grimm, Wilhelm 84

Gros, Antoine Jean 36

Guido da Siena 113

Guyon, Claude-Marie 53

Händel, Georg Friedrich 106

Haller, Albrecht v. 28

Hardenberg, Karl August Frhr. v. 111, 116

Hartmann, Ferdinand 80

Hauchecorne, Frédéric Guillaume 119

Hauptmann, Gerhart 49

Hebbel, Friedrich 27, 61

Hederich, Benjamin 53

Helvétius, Claude-Adrien 98

Hendel-Schütz, Henriette 57

Henze, Hans Werner 74

Herder, Johann Gottfried 107

Hitler, Adolf 72

Hitzig, Julius Eduard 85f.

Hölderlin, Friedrich 8

Homer 21, 43, 57

Huber, Ludwig Ferdinand 24

Humboldt, Wilhelm v. 85f.

Immermann, Karl 78

Jagemann, Caroline 46f.

Jannings, Emil 46

Josquin Desprez 107

Kafka, Franz 90, 92

Kant, Immanuel 16, 29, 97, 120

Kanzog, Klaus 85

Kayßler, Friedrich 76

Kerndörffer, Heinrich August 34

Kleist, Auguste v. 119

Kleist, Caroline v. 10f., 119

Kleist, Ewald v. 14

Kleist, Franz Alexander v. 21f.

Kleist, Franz Kasimir v. 21

Kleist, Friederike v. 11, 119

Kleist, Friedrich Wilhelm v. 11f.

Kleist, Gottfried Arndt v. 11

Kleist, Joachim Friedrich v. 10f.. 119

Kleist, Juliane v. 11, 119

Kleist, Juliane Ulrike v. 11, 119

Kleist, Leopold v. 11, 119f.

Kleist, Marie v. 31, 60, 105, 111f., 114–117

Kleist, Ulrike v. 11f., 15f., 18, 21, 23, 33–35, 77, 98f., 111, 113–115, 117–121

Kleist, Wilhelmine v. 11

Klopstock, Friedrich Gottlieb 67

Klüger, Ruth 68

Knesebeck, Karl Friedrich von dem 11

Knorr von Rosenroth, Christian 118

Körner, Christian Gottfried 41, 56, 67, 80, 121

Körner, Emma 56

Körner, Theodor 67

Kohlhäufl, Michael 34

Kohlhase, Hans 90

Kotzebue, August v. 47

Kraus, Christian Jacob 93, 121

Krause, Karl Christian Friedrich 81

Krünitz, Johann Georg 53

Krug, Wilhelm Traugott 15, 19, 39

Kuhn, August 86

Kunth, Christian 120

Kunze, Julie 121

Lafontaine, Jean de 19

Langhans, Carl Ferdinand 106

Le Sueur, Eustache 113

Le Veau, Jean Jacques 49

Leibniz, Gottfried Wilhelm 97

Leopold III., Herzog von Österreich 25

Leopold, Prinz von Braunschweig 11

Lessing, Gotthold Ephraim 12, 40, 70

Lewis, Matthew 103

Linckersdorf, Louise v. 119

Livius, Titus 70

Lobkowitz, Fürst Anton Isidor 106

Lobwasser, Ambrosius 113

Louise, Prinzessin Radziwill 115

Lucchesini, Girolamo Marchese 120

Lüderssen, Klaus 76

Luise, Königin von Preußen 114–116, 121

Luther, Martin 90–92

Maltitz, Gottfried August v. 93

Mann, Thomas 104

Marie Anne, Prinzessin von Preußen 77, 111, 115, 121

Marie Louise, Tochter Franz I. von Österreich 58

Martini, Christian Ernst 12, 20, 119

Marwitz, Alexander von der 118

Marwitz, Friedrich Ludwig von der 77

Massow, Auguste Helene v. 18, 21

Meinel, Christoph 14

Melanchthon, Philipp 90

Molière (d. i. Poquelin, Jean-Baptiste) 39–42, 44

Montaigne, Michel de 94

Montesquieu, Charles de Secondat 30

Mozart, Wolfgang Amadé 16, 58, 65, 76, 81, 105f.

Müller, Adam Heinrich 21, 39–41, 45, 57, 79–81, 85, 94, 105f., 109, 112, 121

Müller, Cäcilie 105, 113

Müller-Seidel, Walter 64

Napoleon I. Bonaparte 7, 35f., 42, 66–68, 70f., 78f., 82, 107

Neumann, Christiane 45

Neumann, Friedrich Wilhelm 86

Nicolai, Friedrich 10

Novalis (d. i. Friedrich v. Hardenberg) 43, 80f.

Ockeghem, Johannes 107

Ohly, Friedrich 21, 56, 59, 70

Palm, Johann Philipp 71

Pannwitz, Carl v. 119

Pannwitz, Juliane Ulrike s. Kleist

Pannwitz, Wilhelm v. 33

Paret, Peter 18, 21, 76

Peguilhen, Ernst Friedrich 113

Pfuel, Ernst v. 81, 112, 119–121

Pfuel, Friedrich v. 106

Platon 45, 64

Plautus, Titus 39, 41f., 44

Poggio Bracciolini, Gianfrancesco 68

Prévost, Antoine-Francois Prévost d’Exiles 111

Radziwill, Fürst Anton Heinrich 77, 117, 121

Raffael Santi 107, 113

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius v. 81

Ramler, Karl Wilhelm 106

Rauch, Christian Daniel 11

Raumer, Friedrich v. 111

Reimer, Georg Andreas 65, 89, 111, 113

Rembrandt, Harmensz van Rijn 52

Reni, Guido 113

Riemann, Hugo 31

Riemer, Friedrich Wilhelm 47

Riepenhausen, Christian 113

Riepenhausen, Friedrich 113

Robert (vormals Levin), Ludwig 65f., 85

Robert (vormals Levin), Rahel 65, 85, 118

Robert Guiskard 32, 35

Rousseau, Jean-Jacques 7, 22, 26f., 43, 63, 98, 120

Rühle von Lilienstern, Otto August 16, 20–22, 29, 33, 65, 81, 95, 105, 112, 119, 121

Savigny, Carl v. 111

Savigny, Kunigunde v. 106

Scharnhorst, Gerhard Johann David v. 16, 66, 100

Schiller, Friedrich v. 19, 32f., 80

Schlegel, August Wilhelm 27

Schlegel, Friedrich 27

Schlieben, Karoline v. 22

Schlotheim, Hartmann v. 105, 121

Schmitt, Carl 11

Schönfeldt, Ernst v. 119

Schomberg, Hermann 46

Schroffenstein (österr. Adelsfamilie) 25

Schubert, Gotthilf Heinrich 59, 81, 121

Schütz, Friedrich Karl Julius 57

Schulz, Gerhard 102f.

Schwabe, Johann Joachim 53

Schwindt, Moritz v. 62

Scipio Africanus 66

Sembdner, Helmut 84

Seydlitz, Friedrich Wilhelm v. 75

Shakespeare, William 24, 28, 38

Smith, Adam 30

Soden, Julius v. 27

Solger, Henriette 20

Sophokles 28, 38, 50

Spohr, Louis 61

Staegemann, August v. 116

Staegemann, Elisabeth v. 106

Staiger, Emil 102

Stein zum Altenstein, Karl Frhr. vom 81, 91, 116, 120f.

Stein, Heinrich Friedrich Reichsfrhr. vom und zum 82, 91

Stock, Dorothea 41, 81

Strauß, Botho 78

Swieten, Gottfried Bernhard Baron v. 106

Szondi, Peter 29

Tacitus, Publius Cornelius 68

Tancred v. Hauteville 32

Theremin, Franz 86

Thiersch, Friedrich 26

Thiersch, Urban 26

Tieck, Friedrich 108

Tieck, Ludwig 20, 90

Titus Vespasianus 65

Törring, Joseph August v. 27

Toussaint Louverture, François Dominique 99, 110

Tschaikowski, Pjotr Iljitsch 76

Varnhagen, Rahel s. Robert

Varnhagen von Ense, Karl August 85

Vauban, Sebastien le Prêtre de 17, 21

Vermeer, Jan 49

Vierhaus, Rudolf 13

Vogel, Henriette 106, 113, 118, 121

Voß, Sophie Wilhelmine Gräfin v. 105

Vouet, Simon 113

Wächter, Eberhard 81

Wagner, Richard 38

Wedekind, Georg 120

Wendt, Ernst 46

Werdeck, Adolphine v. 22

Wieland, Christoph Martin 17, 33–35, 38, 41, 120

Wieland, Ludwig 120

Wieland, Luise 120

Wilhelm I., König von Preußen, ab 1871 Deutscher Kaiser 71

Wilhelm, Prinz von Preußen 77, 111

Winkelried, Arnold 26

Wocher, Marquardt 27

Wünsch, Christian Ernst 13

Wulffen, Caroline v., s. Kleist

Zelter, Carl Friedrich 107

Zenge, Hartmann v. 15

Zenge, Louise v. 22, 120

Zenge, Wilhelmine v. 10, 12f., 15f., 19–22, 29, 39, 103, 119–121

Ziegler, Clara 58

Zschokke, Heinrich 28, 48, 120

Zum Buch

Heinrich von Kleist hat von seiner Dichtung gesagt, «in der Kunst kommt es überall auf die Form an, und Alles, was eine Gestalt hat, ist meine Sache.» Hans Joachim Kreutzer widmet seine Aufmerksamkeit in erster Linie der «Verfahrungsart» des Dichters, Kleists Zweifeln gegenüber den Weltverhältnissen und nicht zuletzt seiner Lust am Widerspruch, ja an der Provokation.

I. Einleitung

Der Dichter Heinrich von Kleist ist mehrmals von neuem und in unterschiedlichen Rollen auf der Bühne des literarischen Lebens erschienen. Zu seinen Lebzeiten galt er als bemerkenswertes Talent, seinem persönlichen Auftreten nach als unstet, wo nicht exzentrisch. Seine Dichtungen wurden immer wieder, und das bis heute, unter Vorzeichen aufgenommen, die nicht miteinander zu vereinen waren. Die zeitgenössischen Äußerungen über ihn, Rezensionen etwa, in denen wahre und angemessene Wertschätzung zum Ausdruck kam, überwogen deutlich. Seine Dramen aber, vielfach als der bedeutendste Teil seines Schaffens angesehen, brachte man so gut wie nicht auf die Bühne, die antikisierenden als letzte, obwohl sie zu seinen Lebzeiten literarisch am ehesten gewürdigt worden waren. Die «Entdeckung» Kleists vollzog sich in einem langsamen Prozess. Zu bleibender Berühmtheit gelangte er um die Zeit von deutsch-französischem Krieg und Reichsgründung, unter einem vereinseitigenden Vorzeichen, nämlich durch direkte Gleichsetzung der Römer in Kleists Herrmannsschlacht